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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Aug. 24, 1906)
Wy— Der Deserteutz stiqu un O. Elster. ———..—-—-—--I W (12. Fortseßungy . a so — na, ich hab nichts zu fiirs ten. Sie kennen mich nicht und niiifsen mich schon wieder laufen las sen· Vielleicht kann ich Euch aber nicht mehr erreichen. Also hört — trenn Jhr dreinkal hintereinander den Psisf eines Habichts hört, dann macht Euch aus die Sohlen und taust so rasch Jhr könnt aus die Grenze zu. Vielleicht daß Jhr hinübertommt... und damit Gott befohlen!« Er verschwand im Geisiisch und hauviller dahnte sich mühsam und on cllen Gliedern zitternd einen Weg tnrch das Dernengestriipp in die Schlucht Hier fand er auch die halbtusams mengesuniene Köhlerhiitte und kroch hinein. In einem dunklen Winkel verbarg er sich und lauschte athemlos mit wild rockendem Herzen und heftea half-ren ten Schlafen. Der Schweiß derlte ihm in großen Tropfen von der Stirn und rieselte ihm an der Brust nieder. Er zitterte an allen Gliederst. nicht ans Furcht, sondern infolge der Anstrengung des mehrstiindigenMar s che . Er fühlte sich wie zerschlagen — matt bis zum Sterben. Der Kopf sank ihm ans die Brust, er war dem Einschlummern nahe. Mit Gewalt raffte er sich empor. Er durfte nicht schlafen! Er durfte seiner Ermüdung nicht nachaeben Er hätte ja sonst das Signal seines Führers überhören können. Er horchte angestrengt —- er starrte mit brennenden Augen in die Fin fternisz, die ihn san-gab. Seine Hand krampfte sich um den Revolver — ZEIT-Un Ist-Es Ebn- ksk Ecken-II- Riese-b den Kopf, seinem Leiden durch einen Schuß ein Ende zu machen — aber die Liebe zum Leben siegte, noch war ji: nicht alle Affe-sing verloren. Und wie r lauschte er in die Fin sterniß hinaus. Da —- da ertönte ein Pfiff —- laut und gellend —- und abermals —- doch jäh brach der Pfiff ab und ein Schuß trachte . . . Hauviller sprang empor! —- Was sollte er thun? — Der Schuß konnte kaum dreihundert Schritt weit abge feuert sein! — Er kroch dorsichtici aus der Hütte und blickte sich um. Es war fast ganz finster. Aber in dem Gebüsch rauschte und raschelte es. Jedt brach eine dunkle Gestalt ans dem Dickicht und flog aus die Hütte zu. S war der Waldarbeiter. »Fort ——sort!« rief er. »So schnell Eure Füße Euch tragen können. Sie ssind uns auf den Fersen —baben auf mich geschossen! —- Fort —sort." Und· er stürzte sich in das Dickicht und war im nächsten Augenblick ver schwunden. Wie bei einem fliehenden Liesch. so hörte man das Krachen und " nacken der Zweige. Tini-illa wollte ihm folgen. Aber in Verwirrung» wußte er nicht, wohin er sich wenden sollt-. Er lief aufs cseradewolxl sori, da stieß er ge gen einen Baum — er strauchelte --- er taumelte nieder —- rasfte sich wiede: empor — wollte weiter eilen — va traten ihm mehrere dunkle Gestalten entgegen. . . Ham« rief eine Stimme, in der Hauviller diejenige Haralds erkannte. »Wer seid Ihr-i Jhr müßt Euch legitimiren Bleibt stehen oder ich lasse Feuer geben...« ·Eine maßlose Wuth ertsaßte Heu «.r——er, den er in sein Fus, in seine Familie aufgenommen, m er heute noch die band seiner Tochter zugesagt hatte?——Ach nnd jetzt setzte der Ge liebte seiner Tochier ihn, txie ein wil des Thieri! handiller direkte sicb hinter einen Baum und erwiderte nichts. Seine Brust leuchte, seine Seele war erfüllt von sinsieeen Rachegedanken mFiel-er Ist-A- -f5 s-. :-c-- k----.. lssswsy us- sen-, UILFLUI lbsleclll Msucx ergeben. «Antwortet!« rief Harald noch ein mal. »Wer seid Jh1?'« Da hielt sich Hauviller nicht länger. n voller Wuth tiefer: »Komm-! und eht selbst!« Und er erhob den Revolrser. »Ah,« entgegnete Lamm »Sie sind es, Monsieur hauviller! Ich ersucht Sie, sich zu ergeben—1ever Wider stand ist nahte-L Sie sind nmftellt.« Der jusge Offizier trat einige Schritte vor. · »So fahre zur Hölle!« tief Hau villet und sein Revolver trachte. Hat-sü- taumelte zurück, er füHlte das Blut heiß Tiber seine Stirn rin nen. In demfeiben Augenblick trachte aber such einS aß von der anderen Seite der Sei-la t her, ein gellender Nasid-Jet- nnd . Gestalt des Flücht liFIzliel mit dem Gesicht in das Gcm I ieb regt-rastlos liegen hsaecld spran au: den Niederge Eäzteu zu Und b hn empor, ein , fes Ast-Schein entrang sich der del Ungmelthen und hat-to M ein sie-Ostens Aber seine « de tin-. « Mit-i dis- Ssm Wesens-, M km mir-aw- »Es-g Ist-W " nete der Unterosfizier Matten, Jus der Reihe der sich sammelnden Solda ten tretend »Sie haben voreiliq gehandelt, Un terosftzier a,«rten sagte aralb »Es war nicht nöthig, aus den z tücht lin zu schießen, denn er war von allen Sekten umstellt und konnte nicht mehr entkommen. Jch hatte Befehl gegeben, nur im Nothfall zu schießen.« »Verzeil!en, Herr Oberlentnant,« erwiderte der Unterosfizier. »ich glaubte, daß ein solcher Nothfall vor läge. Der Mann hat ja selbst ar schossen und Herrn Oberlesttnant so gar verwundet.« »An-. ein teick ,rer Streits-Kuß ander Stirn. « sigte Harald nnd fuhr mit dem Taschentuch über Stirn und Wangen, die von Blut Tanz benetzt waren. Er fühlte einen intensiven Schmerz im Kopfe, ein Brennen und Reißen, die Revolvertu el Hauvillerå hatte doch eine tüchtige åchrarnme ge zogen, wenige Zentimeter weiter nack, rechts und der Schuß wäre unbedingt tödtlich gewesen. »Wollen Herr Oberleutnant mir gestatten, die Wunde zu verbindea«-"' fragte let Lazarethgek,ilfe, welcher dir Kompagnie begleitete. Haratd verhiß den Schmerz de: Wunde. »Betiimrnern Sie sich zuerst um unseren Gesange-um« befohlen »Der scheint Jhre Oilse nöthiger zu haben, als ich.« .-Oder überhaupt nicht mehr," mur melte Unterofsizier Marten, der als vortrefflicher Schüse in der Kompag nie bekannt war und schon mehrere Schießabzeicken aus dem Aermel seiner Unkfnkm trete-. Der Lazarethgehilse kniete bei dem schwer Verwundeten nieder. Einige Jäger hatten Fichtenzweige abgehauen und sie zu einer Art Fackeln zusam tnengedreht Prasselnd slackerte die röthliche Flamme des harzreichen Holze-Z empor und beleuchtete in eigen artiger Weise die Szene, die einem Bilde aus einern romantischen Scheu spiel glich. Nach kurzer Untersuchung sah der Lazarethgehrtfe empor. »Da ist wohl nichts mehr zu ma chen, Herr Oberleutnant,« sagte er. »Das Geschoß hat von rückwärts die Brust durchbohrt, ich glaube, er hat nicht lange mehr zu leben« »Aber-er lebt nachj« » a.« »Zum so wollen wir ihn fortschas sen. Macht eine Tragdahre!« Aus Gewehren und abgehauenen Tannen weigen wurde eine Tragbahre bergeste t, und der Schweroerroundete daraus gelegt, der von Zeit zu Zeit schmerzvoll ausstöhntr. »Es-sen Sie: Kompagnie Sakr kneln!« besctharald der- Hornisten. »Und dann vorwärts, nach Littzelburg zurück . . .'« Der Zug setzte sich in Bewegung. Abwechselnd tru en vier Mann den Verwundeten, ne n dem Harald da hinschritt, in schmerzlichen trüben Ge danken versanken, ohne aus die eigene Wunde zu act-ten. Der Lazarerhgehilse hatte seine Stirn mit eint-is Tuch sest umwunden, so daß wenigstens die Blutung eini germaßen gestillt wurde. Dennoch nahmen die Schmerzen immer mehr zu, so das-.Harald öfters einen Seuf zer unterdrücken mußte. Er fühlte auch, wie er aussallend schwächer wurde. Die Wunde, der Blutverlust1 Tages. hatten seine Kräfte aufgezehrt: das-a kamen die schwer lichen Gedan ken, die Gewißheit, da sein Lebens glück, seine Liede, durch die Ereignisse dieses Tages vernichtet waren. der Ge danke an Henriette und deren Mutter. denen er den Vater und Gatten ster bend in das Haus brachte —- wahr lich, es bedurfte seiner ganzen mora lökskon dir-TO Inn IS einst-säh in — L halten. Zu alledem war aus ten schwülen Sommertag eine stürmische Gewitter nacht gefolgt Dichte, schwarze Wollen ballten sich über den Vogesen zusam men; ein heftiger Sturm brauste in den Kronen der Bäume und pfiff über die Hochebene, aus ver die kleineYsti ung lag. Gtelle Bliye zuckten, tra nd rollte der Donner und prasselnd stürzte der Regen herab, als man eben das Thor der Festung erreichte. Jetzt war aber auch die Kraft Ha talds zu Ende. Er gab noch den Be fehl, densSchwerverwundeten nach dem Gernsfonslazareth zu bringen. dann sank er ohmnächtianieden 18.Kapitel. Ein Zusammentreffen Leutnant Kenmbholtz oder kurzroeg Luln, hatte am Tage der Flucht Han villers in dem verlassenen Steinbruch in der That Mademoiselle Julie er wartet und das zarte, rosasarbene Briefchen, welches er in der Hand ge halten, kam ron ihr. . Schon seit langem hatten die Augen tser beiden Lungen Leute Bekanntschaft und Frei-n schast geschlossen. Wenn Mxe Beiden aus der Straße begra ne , dann lachten H ihre Augen so In gan als vom-en so en: »Wir » o dem-sey doch cis-unis- ehegutzu W einander. Wie schade, dasz wir nicht zusammen kommen iönnen.« . . . Lulu verstand sich vortresslich aus die Augenspsache und um der Wahr beit die Ehre zu geben, Mademoiselte Julie war eine gelehrige Schülerin. Aber Lnlu war auch ein vorsichtiger Mann, der nicht mit der Thiir in das Haus siel und seine Zeit abzuwarten wußte, und Julie besaß dennoch zu großen Stolz, um eine Annähernng herbeizuführen Da tam der usall, wie so ost, den Leutchen zu Oil e. Als Lulrr eines Nachmittags von dem Schießstand heimkehrte und um den Weg abzuschneiden durch den ber lassenrn Steizibruch lletterle, sah er Julie, welche an der entgegengesehten weite des Grabens slinl wie eine Ei dechse emporlletterte und plöhlichwir von der Erde verschlungen in den Felstrirmmern verschwand. Lulu war neu ierig under beschloß iosort, diesen se tsamen Ver-schwinden des jungen Mädchens nachzusorschen Er kletterte ihr nach, zerriß sich die Hände an den Dornen, stieß sich die Kniee an einig-en Felsstäcken wund, fand aber glückirch den Eingang in den alten Minengang Schon wollte er eire nähere Unter- » suchunq dieses dunklen Loches vornehs« men, als ihm Juiie erröthend entge-? gentrat. »Madernniielle Julie?i — Woher kommen Ste?!« fragte er erstaunt. »Di:eit aus tern Innern der Erde,« entgegnete sie lächelnd »Aber dass ifi ja ein wirklicher un terirdischer Gang? ——-Eine alte Mine. wenn mich nicht alles täuscht? »Und in diese alten Minengiinge wagen Sie sich hinein?" »Weäbab r:ichi?——Es wohnen da nur Iledermiiuse und Ratten. Die thun mir nichts.« »Ich bensundere Ihren Muth. Jch darf doch auch eintreten?« »Ich bernsehre anen den Eingang see-Of Dis-o ;J. fu«-It DZIID m;5C-« »Die ich sicherlich erfüllen werde.« «Verratt,sen Sie mich nicht. Die Militäibebiirde wärde sonst den Gar-g zumauern laffen.« »Sie kenn-den also den Gang öfter?« »Wenn ich unbeobachtet sein will.« »Nun denn, ich will Jhr Geheimnis bewahren, unter der Bedingung, daß ich ebenfalls davon Gebrarsch machen tann.« »Ja welchem Zw:cl?« »Um Sie öfter zu sehen, Madam-i selle Julie." . .. Eine tiefe Gluth iiberflammte die Wangen des jungen Mädchens «Sie sind nicht blöde,« entgegnete sie mit derschäsniem Lächein. « Er ergriff ihre and. «,,Sind Sie mit deshalb böse, alie?« Jhre Augen Legegneten sich. Dann lachte Julie lustig auf und versuchte ibm ihre Hand zu entziehen. Aber er hielt sie um so fester und zog sie mit ianfter Gewalt an sich und da la sie plötzlich an seiner Brust und ihre id ren glühten ihm so frisch entgegen, daß er nicht widerstehen konnte und sie tiißtr. »Meine liebe Juiie —- kannsi Du mich ein wenig lieb baden?«' Sie nickte ihm lächelnd zu. »Ich habe Dich schon lange lieb, Du böser Mann —«' — Seit dieser Stunde trafen sich die beiden Liebenden öfter in dem alten Steindrach Julie schrieb einen ihrer kleinen rosaiarbenen Briefchen und Lulu nar sicherlich zu der festgesetzten Stunde zur Stelle. Zuweilen schlug Zulie das Gewissen und sie versicherte ulu sehr«ernfthaft, sie würde nicht mehr wiedertommem denn er sei ein ganz leichtsinniger Mensch; der ewiß auch ihre heimiichen Zusammen iinfte nicht verschweigen werde. Lulu wußte sie jedoch stets wieder zu öeruhigen,er nahm sie einfach in die Arme und küßte ihre VedeLkn weg. Jn der That hütete sich Lulu auch, über seine Liebe zu der reizen-den Jutie zu spreche-:- Das Geheimnisz war viel zu süß, als daß et setbst feinem besten Freunde, Damit-, davon Mittbeilung gemacht hätte. An die Zutunft dachte der leichtsinniae Lulu dabei überhaupt nicht; er wzlltek nicht daran denken,l —- -.. —.. --I. k--.- --te-s.-... h-t Rasch Its-usu. III-» »Hast Hxsur.juk uu51 seine Liebe durchaus hoffnungslos war. Julie war ein armes Mädchen-, das von der Gnade seiner Verwandten Iebte, under hatte weniger als nichts, das heißt: er batte noch obendrein Schulden, die ihm schon manche bit tere Stunde bereitet hatten. So leb ten die beiden leichisinnigen jungen Leutchen nur der glücklichen Gegen wart, tiissten sich, lachten zusammen. stritten sich auch hin und wieder-und versöhnten sich dann wieder. was im mer eine ganz besondere Freude war. Sie waren wie zwei glückliche, frohe Kinder, denen der Ernst des Lebens noch nicht aufgegangen war. Auch an jenem verhängniszvollen Tage hatte Lulu Fräulein Jsulie er wartet. Er hatte nichts von den sich rorbereitenden Ereignissen gehört, da er seit dem frühen Morgen auf den« Schießständen zu ebracht, daselbst in der Kantine zu ittag gegessen hatte nnd erst am Nachmittage nachLtt el burg heimkehrte Aus diesem he irr-i wege hatte er Julie in tem alten! Steinbruch zu treffen gehofft und wa: ’ sehr ärgerlich über die getäuschte Hoff- « nung sortgeganken Jn- der Stadt selbst erfuhr er, was voigefallen war, ynd konnte sich nun-’ mehr das Fernbleiben Julies erklären. Er iiber ie« ob er zu Gunsten Jnss liez etwas t uuksnne, tarn jedoch zu« der Eis-Fecht, daß ei am besten sei« den Gans r repgnisse ruhig abzanps W- l. f Iten. Er war ia von der Unschuld Ju liei an deen Verbrechen ihres Oheinu überzeuat; man wiirde sie mithin schon isald wieder ker leichten ast entlas sen Wenn er ietzt siiråsee eintrat dann mußte er ihr Verhältnis offen karen and lonnte sie nur iornpromit tiren. — Also schwieg er und wartete tut-it den Laus der Dinge ab. Bald sah e· ein. wie recht er gehabt, zu schweigen denn schon geaen Abend wurde di Besesung des Hauviiierskben Hause-« zurückgezogen und die halt der Da men war beendigt. Der untersuck irngssiibrende Beamte hatte nichts Be lastendes cean die Damen auffinde: können. Jede:mann war auch, über zeu t, daß sie völlig unschuldig seien — o lebbast wie an dein heutiger Abend war es aus den Straßen des lleinen Stadt seit langer Zeit nich gewesen. Aus dein Maritpi as. in der Fiastanienallee prornenirten die Ossi »ziere in eisriaesn Gespräch aus und ad Edie Chancen der Gefangennehrnune des fiiichtigen Hauviller erwägend Vor den Hausern standen die Ein wohner in kleinen Gruppen und be sprachen ebenfalls das Ereigniß. we! ches von einigen verurtheilt, von ande ren wieder gntaeheißen wurde je nach dem die Betresfenden ruhige Bürger oder heißt-tätige sranzösische Patrioter waren oder wenigstens scheinen woll ken. Kind er nnd Hunde trieben sich zwi schen den Gruppen der Erwachsenen umher balgten sich und liirmten una lachten Ottonnanzen und Polizisten eilten lxierbin und dorthin und aus dere Zelegraphenatnt herrschte eine rege Tdätigleit bis spat am Abend Erst das aufsteigende Gewitter ver trieb· die Spaziergänger und die plan rernven Gruppen von den Straßen« die nunmehr öde und ftill dalagen. Nur Lulu hatte sich durch den Re gen nicht vertreiben lassen. Er ging in der Straß: vor dem Haufe Han viller auf unt- ab, in der Hoffnung, Pulte zu sehen. Eine innere Stimme agte ihm, daß Julie auch an ihn denke und vielleicht seine Hülfe suchen würde. Er wollte ihr nahe sein, um ihr fofort reift-ringen zu iZnnen. Seine Hoffnung, Julie zu sehen, sollte ihn nicht getäuscht haben. Ali der Regen etwas nachgelassen hatte. öffnete fich die ansthiir ein wenig und ein blasses sicht, aus das der Schein der Straßenlaterne fiel, lugte vorsichtics her-ins. Es war Julie! Rasch war er an ihrer Seite. »Julie, mein armes Mäuschen, welch ein schlimmer Tag' »Du bist es. Ludwig... ich dante Dir, daß Du getommen bist... ich sah Dich vom Fenster aus und wallte Dich fragen, ob man noch keine Nach richt vsn meinem Onkel bat.'· iNein, Pulte Aber ich denke, man wird ihn angen.« »Oh, Lulu —- wie hartherzig bist Dul« - »Na, meine liebe Julie —Strase hat Dein vortrefflicher Oheim doch wohl verdient. Aber das wollen wir den Gerichten überlassen, sag mir nur, ob ich Dir irgendwie helfen tann.« »Ach, Lutu . . . wie tiinntest Du uns helfen? — Tante und henriette sind trostlos. haft Du Deinen Freund nicht gesehen?« ,, arald?« » a.«' » r ist bei der Ahtheilung. welche Hauviller vers-ist« »Wie? Er ist dahei? —·’ Ah, dann enttomknt mein Onkel qewiszl« »Wie meinst Du das, Kleine?« »Nun, er wird ihn doch entwischen lassen.« . . . »Mein Fräulein, Sie müssen he «denten, daß Harald seine Pflicht alt' Offizier niemals vernachliifgen wird, und diese Pflicht ehietet ihm. Mon WUNW r: e n. «Aher«... »Da ibts lein Alter, meine Kleine. Ich wiir e selhft Deinen Vater ver haften, wenn es mir befohlen würde.« »Oh, Du grausamer Mensch."... «Ja, das ist nun einmal unsere Pflicht. —- Doch horch, ich höre eine marschirende Ahtheilungl Sollten sie rutiicksebrvn J« Vorn Thore her vernahm manden Schtict vieler Menschen« die im erlrfen Marsch begriffen waren. Die Fenter nnd Thüren der häuier öffneten sich; man rief einander zu: »Da kommen stet« ——,,Haben sie ihn gehn-Fens« — »Ja, sie bringen ihn.«... ,, a ist er —da älter!"--—Nein, nein-— »mein Gott-er ist todt —- seht doch nur! Seht doch mal« —Sie haben ihn er schossen.« . . . So tönten die Rufe der sich immer mehr einsammelnden Menge durchein ander, welche die zurücktehrenden Sol daten umdriingte. Jus-He etbebte. »O lieber Hitnrnel——solltees wahr fein — ?" »Warte einen Augenblick — ich bringe Dir Nachricht!« Lulu drängte sieh durch die Menge Als die Soldaten den Offizier er kannten machten sie halt. »Habt Jhr den Flüchtling gehn. geni« fragte Lulu. s .3u Befehl, Herr Oberleutnant,'« entgeqnete ein Sergeanh »Aber er ist schwer verwundet.« . « »Mit ist Leutnant von deine-W »Auch er ist rennt-redet here Ober ;leutnant. Er ist vorhin ohnmächtig ! eworden —- ds, die beiden Jäger ragen rhn.' . » Lulu trat auf den Freund zu, der noch immer bewußtlos auf den Armen -'der Soldaten ruhte; das blutiibek I strömt-e Gesicht von Todesbicisse über I zogen. « · Jn diesem Augenblicke ertönte ein . lauter Schmerzensschrei und mehrere - Frauengeftaltcn durchbcachen die - Menge die ihnen scheu Max machte, und siiirzten neben der Ba re hau l villers nieder aus die Knie. -« «Mein Vater —- mein armer Va , ter,« schluchzte henriette, während F Frau Hat-bitter ihr Gesicht weinend - in die "nde verbarg und Julie - schreckens leich aus den regungslosen Körper des Vetwundeten starrte. »Lasien Sie uns ihn weitertragem Madanse,« sagte der Seegeani ernst, aber freundlich. »Wir sollen ihn nach - dein Hospital bringen —vielleicht ist s er noch zu retten.«... " »Nach dem hospitai2 —- Nein, nein, - bringt ihn in mein H-aus,« bat Frau « Haut-illu »Wir dürfen nicht, Madame. Leut - nant oon Heini-it bat mir befohlen, . ten Verwundeten nach dein Hospital s zu bringen« InLeixinant von Heineck«i——- Wo isi er « . k »Dort, Madame.« der Sergeant wies aus die Gruppe, welche sich um den verwundeienHarald gebildet hatte. Dieser war wieder zum Bewußtsein gekommen. Er siützte sich ans Lum, er versuchte, ihn fortzusiihrem ohne daß er Henrieite und Frau Haudiller bemerkte Aber es war schon zu spät. Madame Hanviller und Hentietie, traten aus ihn zu. »Den von Heinect...« «Madakne —- Henriette —- Sie hier? — Ab. welch ein Wiedersebeni — Henriettr. ich ichwöre Dir, daß ich an dem Unaiiick unschuldig bin... ich batte befohlen, nicht zu schießen.« Gartetzung folg-U W Unbekannte Instit-entstund Man wirst in der Oeffentlichteit gar tu gern mit den Worten »welt— lserühmt«, «n·-eit über die Grenzen des Reichs hinaus berühmt« und »in wei testen Kreisen berühmt« herum. Wenn man aber näher zusteht, handelt es sich gewöhnlich um Berühmtheit in einem recht beschrönlten Kreise. Es gibt ,weltberühmte« Mediziner, bon denen der Philologe, der Jurist nnd der gewöhnliche Staatsbürger gar nichts wissen, und umgekehrt Korn phäen unter ben Phikologen und Ju risten, deren Namen man im Publi lum niemals gehört hat. Es gibt Persönlichkeiten aus dem Gebiete der" Industrie, ja sogar der Kunst, die in ihren Kreisen ein außerordenttichess Ansehen genießen, und die man au ßerhatb dieser Kreise nicht einmal dem Namen nach kennt, von denen man nie « etwas gehört hat. Der Kaufmann ist erstaunt, wenn man ihm ertlärt,; man habe den Namen irgend einer be- ; rühmten Persönlichteit aus dem Ge-; biete des Handels niemals gehört; er« begreift es nicht, wie man diesen be rühmten Mann nicht tennen lann, ei nen Mann, ber in mehreren Eratheilen in der Handelswelt bekannt sei. Un mittelbar daraus aber setzt uns der erstaunte Kaufmann selbst wieder in Erstaunen, weil er irgend eine Per sönlichkeit, die in unserem Interessen kreise außerordentlich belannt und be rühmt ist, absolut nicht lennt. Man glaubt immer, die Künstler und Künstlerinnen seien überall be kannt, wenn sie erst berühmt geworden sind. Das ist aber ein Jrrrhum, und; die künstlerische Eitelkeit erlebt da’ recht sonderbare Dinge. »Mein Name ist So und So«, sagt der berühmte Künstler, wenn er sich zwanzig Mei len von seinem »Wirkungsorte« je mand vorstellt, und er erwartet, daß der Yngerebete einsach zufammensintt, so berühmten Mann zu sprechen. Da aber der Angekedete talt unb unge rührt bleibt, seht der Künstler in dro henderem Tone hinzu: » bin der Hosschauspieler So und o·« Das tleinste Uebel ist noch, wenn er er fährt, daß der Mann seinen Namen nie gehört hat; peinlicher ist es, wenn er die Antwort erhält: »So, so, Sie · sind der Komödiant. ich alaube. ich "habe schon mal von Jhnen was geil hört.« Wer es wirklich zu einiger Be rühmtheit oder wenigstens Bekannt heit im Publilum gebracht hat und nicht unter Künstler-Eitelkeit leidet, wird sehr bescheiden; denn er weiß, daß er jeden Tag Leuten begegnen konn, ie niemals etwas von ihm ge tht haben, obgleich sie nach ihrem Bildungsgrad oder ihrer Lebensstel lung doch mehrmals auf feinen No-! men gestoßen sein müßten. «Gibt ei einen Deutschen, der dies Namen Schiller und Goethe nichts tennt?« ruft der Redner emphatischi bei irgend einer festlichen Gelegenheitj aus, und er würde sehr erstaunt sein, » wenn man ihm antwortete: »Es gibt’ Hunderttausende von Deutschen, die sich bei diesen Namen gar nichts den ten lönnen.« Vor einer Reihe von Jahren- hat ein Oberlehrer in Mittel deutschlond zum Studium der Volls bildung an hunderte von Menschen aus halbgebildeten Kreisen die Frage gestellt: »Wer waren Schiller und Goethe?« und die Antworten, die er bekom, waren geradezu niederschmet ternd siik diejenigen, die da glauben, eichgebe keinen Deutschen, der nicht. wii te, was man sich bei den Namen S iller und Goethe zu denken hätte. Die beste Antwort, die man aus diese Frage betkmmen kann, lautet W e . W immer: ,Schiller und Goethe sind gibts Gigsigurenk « « an darf also getrost annehmen, daß es teine allgemeine Beruhmtheit gibt. Selbst bei Nationalheroern mit Ausnahme von Bismarck nnd Wollte, tann festgestellt werden, daß schon die nächste Generation zum großen Theil wenig oder nichts mehr von der einst so gefeierten Geisteshelden, großen eldherren oderStaatsmiinnern tot-iß s sind immer wieder gewisse Inter essentengruppen oder lotal begrenzte Kreise,« in denen troh des hurtigen internationalen Verkehrs und der vie len Zeitungs- und Journal-Lettiire tJeriihmtheiten wirklich bewertbet wer en. Der alte Wrangel ist allerdiegs ein klassischet Zeuge, aber die nachfolgen de Anetdote ist ein Beweis dafür, daß sich schließlich jeder Mensch nur um gewisse Dinge kümmert. Die Litera tur lag fiir den alten Weangel sernab von seinen Interessen, während er sich fiir militärrsche Angelegenheiten na türlich auf das lebhafteste interessirte. Jn den fünfziger Jahren war Frec herr von Putlitz ein gefeierter Dichters besonders sein Buch »Was sich der Wald erzählt« hatte großes Aufsehen erregt. Er sollte Wrangel dargestellt werden« und der Adjntant flüsterte Wrangel vorher noch ins Ohr: »Er hat soeben ein berühmtes Buch erschei nen lassen: »Was sich der Wald er SZhWsp Wrangel nickte retständnißi innig und reichte dem berühmtenDich ter d,ie hand mit den Worten: »Frau mir, Jhnen kennen zu lernen, Herr von Putlitzx wie lange sind Sie schon beis Forstfach?« Man kann aber sehr berühmt sein und braucht deshalb doch nicht bekannt zu fein. Besonders in Großstädten läuft man wahrscheinlich tagtäglich an weltberühmtenLeuten vorbei, die man nicht kennt. Man sollte erlauben dasr heutzutage jeder Mensch, der einiger maßen die Oeffentlichteit in Anspruch nimmt und bildlich in Hunderten von verschiedenen Zeitschriften dargestellt wird, sehr betannt sein müsse. Aber auch diese Bilder werden von dem sraschlebigen Publitum schnell verges Jsen. Selbst Persönlichkeiten, deren »Portriite wöchentlich mehrmals er scheinen, sind nicht so sehr bekannt. Wie wären sonst die vielen Qui-pro qtmg möglich,,die den Monarchen be gegnen? Jst es doch selbst dem deut schen Kaiser us Mel passiri. daß ihn Posten nicht durchlassen wollten, weil sie ihn nicht tannten. Der Kaiser trug nur ein einfaches Bord-Jackett und kam z. B. allein an die Barba rossa-Briicke. Der Posten aber ließ ihn mit der Erllärun « nicht durchs Es darf niemand pas.iren, denn wir erwarten Seine Maiestiit den Kaiser.« Als Ludwig l. von Bayern eines Tages in München spazieren ging, er wies ihm ein Posten kein honneur. Er trat an diesen heran und fra te ihre barsch: »Kennt Er mich ni t?" — ,,Nein,« sagte der Posten. — Darauf fragte der Kiinig noch barscher: »Von wem hat Er denn Sein Brot?« Mit · dieser Frage aber tam er schlecht an, denn der grobe Bauer erwiderte ihm: »J, du Lump, du bist also der Male fiz-Bäct, der uns die tleinen Werten in die Kaserne liefert?« Am leichtesten vergessen werden und am unbeianntesten bleiben die Berühmtheiten, die nur fiir kurze Zeit das öffentliche Interesse in Anspruch nehmen Und dabei sind die Thath dieser Leute. seien es Soldaten, Ar beiter, Seeleute, oft so heroisch, daß dies-. elden verdienten, über ihre Le benszeit hinaus bewundert und ge priesen werden. Jhr Ruhm ging auf wie ein Meteor, glänzend und leuchtend; ihr Name war in aller Mund-» ihre That wurde irr tausend Zungen gefeiert. Aber dann erlosch « Ik s men, dann auch dieTbat vergessen, und wie die Leute aussehen, wissen nur diejenigen, die in ihrer unmittelbaren Umgebung leben. Beim Orden-feste des Jahres 1888 befand sich unter den mit dem Rothen Adlerorden Detorierten auch der Ge heime Sanitätsrat Dr. Frei-nich Hoff mann in Frankfurt a. . Die Zei tungen brachten die Nachricht, daß der so Auöaereichnete der Verfasser des Kindetbuches vom »Struwelpeter« sei. Bei hunderttausendem die diese Nachricht lasen, ries sie Sensation her vor. Die allerkneisten Menschen wuß ten nicht, daß der Verfasser des ,,Struwelpeter" ein Arzt Namens Hoffmann war, und die wenigen, die das vielleicht gewußt hatten, riefen er staunt: «Lebt denn der Mann nochf Wir glaubten. er sei längst todt!« Alle ihr Ehrgeizigen, die ihr da glaubet, es gäbe nichts herrlichekes, als berühmt zu sein« besonders ihr, Leserinnen tdenn die Frauen sind durch natürliche Beranlagung viel ebegeizigee als die Männet), die ihr es als höchstes Glück betrachtet, bekannt « und berühmt zu sein, erinnert euch da ran, das; auch die Berühmtheit nichts ist als ein Strohseuer oder höchstens ein kleines Licht, das man nur aus eine bestimmte Entfernung sieht. Un ter vielen Millionen gibt es nur hin und wieder einen Menschen, dessen Geist und dessen Andenken zu einer Leuchte wird, die über die ganze Kul tnrwelt und durch Jahrhunderte bin duech ra it. ! si h A· O. Klauszmamn — ! Außer den Bombenmachern und fBonrbenwetsern reist in Rußlssd Alle-, sogar die « «olisei.