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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Aug. 24, 1906)
,..·-.- M Ein Regentag in Tirol. Novellette von R e g i n e B usch. Griiß Gott, Herr Doktor! Sie sind doch halt der einzig Berniinftige von all unsern Gäst· — haben’5 denn or dent ich ausgeschlafen?« D e dicke Creszenz, welche trotz ihrer 40 Jahre in ihrer saubern Tiroler trackj noch gut und ansehnlich aussah, feste das Tablett mit Kaffee- nnd Milchhnne auf den weißgedertten Frühstückstisch nieder, dann führte sie den grünen Schürzenzipfel mit der Hand vor den Mund und gähnte herz haft. »Um 2 die Nacht hab’ ich ’raus gemußt, Kaffee kochen fiir die dreiPassanten Von gestern Abend, die sind weiter über’s Joch. Um 4 hat sich der Herr Professor wecken lassen, der ist mit dem Fräulein und dem Herrn aus Berlin auf die Nebelspinem Wenn ich’8 haben tönnt’. wi ich wollt’, thät ich mich aus schlafen wie der Herr Dottor.« Der Gast hatte sich unterdessen in Ruhe sei nen Kasfee eingefchentt und strich sich nun ein Honigbrot. »Es ist doch et was sehr Schönes um das Frühaufste hen, Creseenz, wenn man’s nämlich versteht nnd vertragen tann,'« sagte er. »Aber ich muß das ganze Jahr lang früh heraus und habe gleich in den er sten Morgenstunden schon meinen Aet ger mit den Jungg. Da ist es denn meine beste Feriensreude, wenn ich mich so um 6 Uhr Morgens auf die andere Seite legen kann. —- Also auf die Ne belspiße will der Herr Professor mit dem Fräulein?« »Ach — gehn’s mir mit dem Pro fessor,« sagte die Crezcenz ärgerlich. »Der ist grad der Allerschlimmste und tin-Echte andan alle anfstjftm Er laßt su returns-erlischt ruqig qrec utucu un Thal brrumspazieren. er redtsolange, bis alle seine oerruckten Wege traxeln Und hernach ist teiner zur rechten Zeit zum Mittagessen herunter, und unser eins tann sich die Beine ablaufen beim Nachseroiren. Wenn’s doch mal reg nen thät, daß sich unsereins auch mal ausschlafen tönntt Dann sollten sie das Frühausstebn und das Gelause schon bleiben lassen—ichtbät’s ihnen gönnen! Aber den ganzen Sommer hat’s bisher kaum einen Miegentag ge habt, jeden Morgen steht die helle Sonn’ am Himmel —- es ist halt ein rechtes Elend stir Unsereins!« Der Doktor lachte: »Aber, Crescenz, es muß doch seinen eignen Reiz haben, dies Berglraxeln, wir beide versteh’ns nur nicht! Wissen Sie, ich beneide die Bergfexe eigentlich griindlich und schäme mich hier im stil len immer, daß ich das Vergnügen nicht mitmachen kann. Bei uns oben in Ostsriesland ist die Welt so platt wie ein Eiertuchen, da lernt man der gleichen beim besten Willen nicht. Jch habe mir aber gedacht, es sei eine höchst einfache Sache, und ich würd’s schon können, wenn ich erst hier zwischen den Bergen säszr. Und da packt mich neu lich beim erstenVersuch gleich dieser in fame Schwindel, der reine Drehtater, sag' ich Jhnen und verleidet mir die Geschichte fiir immer.« »Ich glaub halt gar nit, daß die Herrscht-isten so ein richtiges Vergnü gen amKraxeln haben," sagte dieCres cenz eifrig. »Sie machen’s immer nur einer dem andern nach und nachher will jeder am höchsten gewesen sein. Und dem Herrn Professor sein Fräu lein Tochter —- die thät auch schon lie-« ber was anders! Jeden Morgen bab’ ich meine liebe Noth, sie in der Friitf aufzuwecken. Jch glaub die blieb Ih nen schon ganz gerne mal ein paar Ta ge biet unten!'« Sie nickte dem Herrn Doktor verständnißinnig zu. »Aber der Alte leid’s nit, sie muß mit, und nie sind die beiden zur rechtenseit zum Mittag beim — nnd Abends muß das arme tleine Fräulein dann ganz früh ins Bett, damit am andern Morgen t-Uk- L-- U-s-.«s- s-:-L-- ----I«- . ,s-UI, UUD WSIUUIS IUIDUSS Uslubs,ls Der Doktor hatte diesen Herzengers guß der Kellnerin mit sichtlichem Inte tesse angehört, schien aber aus das in tetessante Thema nicht genauer einge hen zu wollen. Jetzt saltete er als or dentlicher Mann ziemlich ungeschickt seine Seroiette zusammen und steckte sie in den nummerirten Ring, derje dem Pensionsaast im ,,Btaunen Bö 1en" zugetheilt ward-« Denn tratcr hinaus aus»die hölzerne Galetie, wel che sich an der Langseite des schmalen Speisesaaleö im Schutze des meitvok gebauten Schindeldaches hinzog. Da lag es im schönsten Sommetsonnen schein vor ihm, das enge Thal mit sei nem rauschenden Wildbache, mit den brannenholzhäuöchen und Heustadeln, die aus den« stischgkitnen Wiesen der Berglehne ausgebaut waren. Es war so grün und schön und stiedeooll hier unten — warum mußten die Leute nur durchaus heraus aus die kahlen Felsspihen und zwischen die ödenGleti scher und Schneeseldett Und wie kam er, der so vorsichtige und vernünftige Ohnlehrer Dr. Hausen dazu, sich ge rade in diesem entlegenen Tiroletnest niederzulassen, das im Bädeter nur solchen Reisenden empfohlen war, wel che Hochaebirgstouten unternehmen wollten und tonntenf Aus dem Bodensee war’s gewesen, vor achtTagen,aus dem schönen Damp ser, der am Sommernachmittag von der Jnsei Math noch Constanz zu riietsuhr, als der Den Oberlehree sein stilles Wohlgefallen an einer braun öugigen und drauntockigen jungen Da « me sand, die in Begleitung eines älte ten Herrn zu reisen schien. Nun hätte er es wahrscheinlich nte fertig gebracht, aus eigener Initiative heraus mit den Fremden anzubändeln, aber ein gut Geschick wollte, daß der alte here sich sein Fernglas pumpte und ihn zumDante dafür dann in län gererRete über sämmtliche Bergspitzen des Schweizer Users belehrte. Wäh rend des Gesprächs erfuhr der Ober lehrer, daß der graue here ein Pro fessor der Münchener Universität sei und diese Nacht im Jnselhotel in Kon stanz bleiben wolle, dessen Gast der Doktor schon seit ein paar Tagen wart « Und die Tochter war reizend-J Herr Oberlehrer Dr. Hausen ver siigte nur iiber ein ziemlich verhärtetes Junggesellenherz. Aber dies Münche ner Kindl that·c- ihm an, besonders als sie später zu dreien im Gatten des Jnselhotels zu Abend aßen und auf Veranlassung des Herrn Professors rothen Meersburger dabei tranken. Der Doktor erfuhr denn auch bald das Reiseziel der beiden andern, ein hochgelegenes, einsames Tirolerdörs chen, das der Herr Professor sich schon öfter zur Sommerfrische ausettoren hatte, weil sich von dort aus ganz be sonders viele verschiedenartige und höchst lohnende Bergpartien unterneh men ließen. Oberlehrer Dr. Hausen hatte sich natürlich sür diese seine erste Alpen sahrt einen genauen Reiseplan ge macht. Er wollte iiber den Vierwald stätter See nach Jnterlaten, dort einen Studiensreund treffen, und unter des sen Führung die verschiedenen Draht seilbahnen im Berner Oberland recht ausnußen — jeßt behauptete er aber kühn, daß er gar teine bestimmte Rei seruute habe und gerade solch ein weltentlegeneö Bergnest als Aus gangspunkt für seine alpinen Leistun gen suche. So fuhren die drei am andernMor gen miteinander über den See nach Bregenz, und dann weiter auf der schönen Arlbergbahn. An einer klei nen Station stiegen sie aus, und nun ging’ö im leichtenWägelchen das lang gestreckt-: Thal hinauf, dessen letztes Dörflein ihr Reiseziel war. Das alles geschah bei hellem Sonnenschein und allerbester Reiselaune, und wenn der Oberlehrer nicht ein recht steifer, wohl erzogener Norddeutscher gewesen wä re, so hätte er sich aus dieser Fahrt in die schönen Berge hinein schon das Herz der braunen Eise erobern kön nen. Denn es mußte ihm klar wer den, daß das kleine Fräulein ihn sehr gut und wie einen lieben« und willkom menen Neisekameraden behandelte. Als sie im geiniithlichen Wirthshaus »Zum braunen Bären« geiandet wa ren, packte den Professor sofort die Bergsteigemanie, und seine Tochter mußte mit, — war sie doch ein gesun des Mädel und von Kindheit an jeden Sommer mit ihm im Gebirge herum geiietterti Am ersten Morgen forderte der Professor den Oberlehrer freundlich zu einer kleinen Bergtour auf das »Hörnle« auf. »Nur ein Stdn-ter ,1.ing; um fie zu trninirm später tomknt’s besser, mein lieber Dottor!« sagte er dabei und klopfte feinen Reise gefährten wohlwollend auf die Schul ter. Ahnungslos, im festen Glauben an seine Fähigkeiten ging der Oberlehrer gerne auf diesen Vorschlag ein. Zu nächst wanderte es sich auch gut und lustig in der Morgentühle on Fräu lein Eises Seite. Natürlich trug er ihren Regenumhang mit feinem Sommerpoletot zusammen, den er vorsichtigerweise mitgenommen hatte. Der Professor, welcher mit ruhigen, gleichmäßigen Schritten voranging, mußte immer wieder mahnen: »Nicht to viel reden! Nicht stehen bleiben! Jmmer langsam beim Steigen!« Aber als es nach stundenlangem Vergange hen die letzte Strecke irn Sonnenbran de auf Zickzackwegen ishenGeLröll steil .— A.I aus«-uns ging — uu iwtutcg ver »Ur tor von selbst, so unbequem und an greisend hatte er sich die Sache doch nicht vorgestellt! Atbemlos n. schweiß triesend langte er endlich oben an, und der Professor wollte ihm sosort von einein schmalen Felsvorsprung aus die Aussicht erklären. Da packte den ar men Oherlehrer ein ganz elendes Ge siihl von Schwindel und Herztlopsen, und er kam erst wieder zu sich, als er der ganzen Herrlichkeit den Rücken ge dreht hatte und hinter einem Felsblock ausruhen und sein mitgebrachtez « Frühstück verzehren konnte. Der Ab stieg in der Mittagshitze war erst recht lchlirnm, und der gute Oberlehrer tam in einem ganz traurigen Zustande un· « ten an, —- turzum, er hatte genug von « diesem einen Versuch und zog es vor, sich nicht weiter vor den beiden andern · zusbtamiren. Er sählte aber, daß er in des Professor-B Achtung ganz bedeu- ’ tend gesunken war und litt unter der « Furcht, daß das bergseste tleine Fräu lein sich nur einen schwindelsreien Bealeiter durchs Leben wünschen würde. Es war da vor ein paar Ta- I gen im »Braunen Bären« auch noch « ein Berliner Neaierungsassessor ausqu j taucht, der Kniehosem bunttarrirte Strümpfe und schwere Nagelschuhe trug und aus der hohe des Bergsports zu leben schien. Und dieser unterneh- . mende junge Mann machte heute die « Tour aus die Nebelspise mit —- eine Thatsoche, die denOberlehrer nicht ge- « rade vergnügter stimmte, während er » ietzt einen weiten, einsamen Morgen spaziergang machte. Heute Morgen ging er quer durchs Thgl und über die hölzerne, gedeckte Briicke, unter welcher das Wildwasser schäumend daherschoß. An der andern Seite stieg er langsam bis zu den Tan nen hinan und fand dort eine Bank, wo er sich von der Strapaze ausruhen konnte. Hier vertrieben ihn bald die Strahlen der Mittagssonne, die heute sehr schwül nnd siechend ins Thal hinunterschien. So schritt er langsam wieder thalabwäriö und wer ganz zu frieden, als er im Schatten des Bären wirthshauseg war nnd sich an einem kühlen Trunk Bier erquicken konnte. Die Münchener Zeitungen und »Flie genden«, welche die Crescenz ihm zur Unterhaltung herbeitrug, fand er uralt und öde, nnd die paar andern Gäste, welche sich langsam zum Mittagessen einfanden, nnausstehlich langweilig. So kaufte er sich eine Ansichtspostkarte und theilte daraus dem Freunde in Jnterlaken kurz nnd bündig Init, daß er ihn morgen Abend dort zu treffen hoiiez » Wahrend die Crescenz in dem schwülen Speisezimmer das derbe Mittagessen ssrsvirte schoben sich dunkle Wolken vor die Sonne und die fernen Bergspitzem — oben in den Bergen ging ein Gewitter nieder. Unter diesen Umständen gönnte sich der Obetlehrer nach Tisch eine or dentliche Mittagsruhe aus seinem Zimmer. Als er aufwachte, schlug der Regen gegen die Fenster und übertönte das gewohnte Rauschen des Wildbaches unten im Thal. Ganz vergnügt sprang der Doktor aus. Die Wünsche und Hoffnungen der Crescenz fielen ihm ein und schienen sich mit seinen eige nen zu berühren. Kamen jetzt ein paar richtige Regentage, so hatte es vorerst ein Ende mit den Hochgebirgs touren, und seine Auserkorene blieb hier unten im Thal nnd ihm erreichbar nah! n einer kühnen Jdeenverbin dung ang der Herr Oberlehrer ver aniint wie ein Schnlimme den Schluß vers des Uhlandfchen Frühlings-liebes vor sich hin: »Nun muß sich alles, alles wenden!" Sogar der Gedanke, daß seine zu künftige Braut und sein Schwieger vater in spo jetzt irgendwo oben in den Bergen bis auf die Haut naß wurden, that feiner Fröhtichleit keinen Abbruch —- und einen wahren Hochgenuß fand er darin, sich den Berliner Asfessor gänzlich feucht und aufgeweicht vorzu stellen. Jn dieser guten Laune setzte sich der Doktor nun auf den Flur des Bären wirtshauses —- gleich neben die Haus thiir an den Führertifch Draußen ging ein tüchtiger Land regen nieder, grau in grau lag das Thal s—oon den Bergen war nichts mehr zu sehen. Mit einem herzu quickenden Gefühl der Ueberlegenheit und Schadenfreude fah der Herr Ober lehrer von diesem gesicherten Stand punkte aus die Touriften heimkommen, die heute Morgen so stolz iin Sonnen schein ausgezogen waren. Naß fchmutzig, hungrig und verdrießlich rückten sie langsam an, und die Tres cenz mußte viele nasse Lodenkleider zum Trocknen in dieKüche bringen und sehr viel heißen Grog bauen. Gegen Abend erst landete der Pro fessor mit feiner Gesellschaft. Sie hatten das schlimmste Wetter oben in einer Sennhiitte abgewartet, waren aber doch noch naß genug geworden. Der Assessor wenigstens fah von oben bis unten, von der traurig hernieder hängenden Hahnenfeder feines Tiro lerhutes bis zu den fchmutzigen Berg schuhen herunter genau so depriniirt und verregnet aus, ivie der Herr Ober lehrer es in feinen tiihnsten Träumen gewünscht hatte. Der Professor war in recht schlechter Laune, er fühlte das Herannaben eines Niesenschnupfens. Auch er hatte sich beim Abstieg iiber den Assessor geärgert, der einen tür sern und bequemern Heimweg ein schlagen wollte und wie es sich später herausstellte, ganz recht mit seinen Be hauptungen hatte. So derabschiedeten sich die Herren ziemlich kühl voneinan der. Der Professor fuhr die Crescenz In und war auch für des Oberlehrers theilnehmende Fragen ganz unem ofänglich Seiner Tochter befahl er. iosort ins Bett zu gehen. Die Kleine protestirte — aber sie mußte mit und niard an diesem Abend nicht mehr gesehen. Der Doktor lneiote dann aus Ver iweislung und Langeweile bis in die späte Nacht hinein mit dem Regie rungsassessor, der in einem tadellosen veißen Flanellanzug wieder im Gast zimmer des ,,Braunen Bären« erschie nen war. — — — Als der Herr Oberlehrer am solgen )en Morgen erwachte,regnete es zu sei ier Freude draußen ruhig weiter. Jm Hause war’s odtenstill Aus dem Kor ridor standen die Stiefel noch in Reih und Glied vor den Zinimerthiiren und Die getrockneten Lodentostiime hingen nalerisch darüber. Unten kam ihm die Lreseenz sehr vergnügt··entgegen. Sie erzählte, daß sie nun Wirklich einmal Eine ganz ungestörte Nachtruh genossen habe, und daß der Regen nach Ansicht )er wettertundigen Führer noch ein Iaar Tage andauern würde. Der Doktor hatte heute entschieden Glück. Zunächst verabschiedete sich der derr Assessor im Gastzimmer von ihm, —- wohl ausNimmerwiedersehen. da er v)el)auptete, das Regenwetter in diesem liest nicht aushalten zu können und daß er mit der nächsten Post thalab värts wollte. Dann kam Fräulein Else zum Frühstück, srisch und rosig, Ingethan mit einem rothen Morgen rot, der dem Oberlehrer ein Wunder Don Eleganz und Kleidsamteit zu sein s W— schien. Sie erzählte, daß Papa etwas ertältet sei und einmal ordentlich aus schlasen wolle-— und daß sie selbst anz zufrieden wäre, nun ein paar age ruhig hier unten im Thal blei ben zu dürsent — Nach dem· Frühstück gingen die bei den hinaus aus die Galerie, um ins Wetter zu schauen und lonstatirten dort in aller Ruhe, daß es immer noch lustig weiter regnete. Dann setzten sie sich aus eine Holzbank, die im außer sten Winkel des Vorbaues stand, dort, wo das breite Dach sie vor dem Regen schüßte und kein unbefugtes Auge vom Speisezimmer aus hindringen konnte So saßen sie denn ganz vergnügt mit einander im Troclnen. Vor ihnen fiel der Regen warm und weich hernieder, und der graue Nebel legte sich wie ein Vorhang zwischen sie und die Welt da draußen Der Doktor erzählte ihr von seiner nordischen Heimath, von Nebeln aus dem Weltmeer, von chelsahrten und Seehundsjagden, und sie hörte mit gro ßen Augen zu Als er dann schüch tern auf die verunglückte Bergpartie zurückkam und sich zu entschuldigen versuchte, wollte sie nichts davon hö ren. »Ach was,« meinte sie, »das geht vielen Leuten so! Jch versteh mich auch nur aufs Bergsteigen, weil Papa mich von Kindheit an daran gewöhnt hat. Sie können dafiir halt wieder andere Sachen besser als wir!« »Ich habe einmal irgendwo gelesen,« sagte der Doktor nachdenklich, »daß die Naturen der-Menschen verschieden sind, daß manche in den Bergen aufleben und andere das Meer über alles lie ben. Und zu diesen Meerleuten muß ich wohl gehören! Es ist ja alles köst lich und großartig hier im Gebirge — aber mir hats die Nordsee nun einmal angethan! Jm Sande lieccn und den Wellen und Möven zufchauen oder im Segelboot weit hinaus, wenn einWind aufkommt — das ist immer meine be ste Sommerfrische gewesen Sie ver stehen das wohl gar nicht und es» wäre sicher nicht Jhr Geschmack — — »Das muß schön sein,« sagte sie schnell. »O, ich würde mich schon dar an gewöhnen und Ihre Nordsee auch lieb haben!« Und dann biß sie sich auf die Lippen und wurde plötzlich so roth und verlegen, als ob sie etwas recht Dummes geredet hätte. Um ihr nun aus der Verlegenheit herauszuhelfen, fragte der Herr Oberlehrer sie einfach, ob sie seine kleine Frau werden wolle, dort oben in der Heimath ans Nord-see strandes Und alles weitere ergab sich dann ganz von selbst. — Als der Herr Professor ein paar Stunden später zum Mittagessen her untertam und seine Tochter im Spei sesaal suchte, wies die Crescenz mit ei nem verschmitzten Lachen nach der Ga letie hi«.-:r »Das Fraulein sitzt ganz ruhig mit dem Herrn Doktor da drau ßen. Denen scheint das schlechte Wet ter gar nit so unlieb zu sein. So ein Regentag hat halt auch sein Gutest« W Eine Sen-bemessen Für die Jnseln der Südsee sind die glücklichen Zeiten idyllischer Ruhe, von denen Adalbert von Chamisso eine fast schwärmerische Schilderung nach den Beobachtungen auf seiner Weltreise ge geben hat, jetzt längst vorüber. Die Berührung mit dem Kulturmenschen hat den fern von Kummer und Sorge lebenden Naturvölkern dieser Jnseln eine ganze Pandorabüchse von Krank heiten gebracht, so daß manche von ih ucn dem Aussterben nahe, alle aber um ihre einstige Sorglosigteit gekommen und in ihrem Bestand arg geschwächt sind. Es steht jetzt so schlimm um sie, ------ h-- P: ;Lk«-:-t- I- k-» c« hsm UUU klingt- Utk Vuulhttusbsu »Juki- »p-» Arzt, der auf engem Raum eine große sieht von Senchen ftudiren will, eine unübertroffene Gelegenheit dazu bie ten Das beweist ein Aufsatz, den der amerikanische Arzt Goodhue im Jour nal der Ameritanischen Medizinifchen Vereinigung über die Insel Hawaii als ein Feld für wissenschaftliche Arbeit in tropifcher Medizin veröffentlicht Es ist tein anmuthiges Vouasiet, das er aus seinen ärztlichen Erfahrungen ge sammelt hat und seinen Fachgenossen jetzt überreicht, vielmehr sind darin die liögartigften Plagegeifter des Menschen vertreten. An die Spitze wird die Wurmtrantheit gestellt, die in den letz ten Jahren durch ihr Auftreten in den Bergwerten auch in Europa so viel von sich hat reden machen. Der Erreger derWurmtrantheit aufHawaii scheint allerdings nicht genau dieselbe Wurm art zu fein, die in Deutschland vor tocnmt,hat aber eine gewaltigeVerbrei tung, da sie einerseits auch fiir die be riichtigte Schafpest in Texas, anderer seits für die sogenannte Bleichsucht von Porto Rico verantwortlich gemacht wird. Jhre eigentliche Heimath soll Aegnpten sein, von wo sie sich mit den modernen Vertehrsrnitteln fast über die ganze Welt verbreitet hat. Schreibt man den Angriffen dieses Wurmes neuerdings doch auch gewisse epidemi sche Krankheiten zu. die unter den Be wohnern von Jndien und namentlich von Afsam häufig sind. An zweiter Stelle unter den Seu chen von Hawai steht eine andere Wurmjrantheih die unter den Einge borenen Afritas furchtbare Verheerun gen anrichtet. Es ist die sogenannte Bilharzia - Krintheit, die durch den Leberegel verursacht wird und gewöhn lich durch Erichopfung zum Tode führt Seit der tückische Wurm von Bilharz 1851 entdeckt worden war, wurde die Krantheit in den verschie O Unter Freunden. «-—-'«·- JOH- Sk ib »Wie viel kriegst Geld, wenn dei« Häusl cxbbrennt?« ,,Viettausend Markl — aber i’ txau mi’ net.« denften Theilen Afrikas und auch aufP den benachbarten Jnfeln nachgewiesen. Wie sie den Weg nach dem fernen Ha wai gefunden hat, scheint nicht aufge klärt zu sein. Als dritter im Bunde tritt ein Fadenwurm auf den Plan, ein Verwandter des zu einer geschicht lichen Berühmtheit gewordenen Medi nawurrns, der seinerzeit den afrikani tchen und vrientalifchen Unternehmun gen des jungen Napoleon Halt gebot. Die in Hawaii dorlonunendeArt dieses Blutfchmarotzers ist bisher nur von der Jnsel Porto Riro und von einigen Gegenden der Vereinigten Staaten be kannt gewesen, und die Art feinerVer pflanzung naeb Hawaii ist wiederum ganz räihselhaft Leichter ist die Verschlepdung der folgenden überhaupt bekannteren Seu chen zu erklären. Da ist zunächst die Beulenpest,die von China her schon vor einigen Jahren nach Australien und er nigen Südseeanseln verschleppt wor den ist und sich namentlich auf Hawai mit « einer scheinbar unbesiegbaren Hartnäckigteit angesiedelt hat, obgleich die Zahl der Erkrankungen bisher ge ring geblieben ist. Die Cholera herrscht erst seit1895 auf Hawaii und fordert ihre regelmäßigen, wenn auch gleichfalls nicht besonders zahlreichen Opfer. Schlimmer steht es um die Be riberitrantheit, die jedenfalls von den Japanern eingeschledpt worden ist, bei denen diese Seuche fast dieselbe Rolle spielt wie bei uns die Lungenschwind sucht. Daß die Berührung mit der so genannten Kultur der friedlichen Jn felbevölterung der Süd-See auch die bösartigen Geschlechtgkrantheiten ver mittelt hat, ist leider fast selbstver ständlich. Das sind nur die schlimme ren und wichtigeren Seuchen. die sieh in Hawaii eingebürgert haben. Dao B it. Das Bett ist unser bester Freund. Wir verleben auch ein gutes Drittel unseres Lebens darin. Und mit Recht. Denn die Bettruhe thut nicht nur dem müden.Körper wohl, son dern auch dem Geiste. Sie ist eines der besten Allheilmittel, wie ihr Ge aerftheih die Bsxlrsegung Passende Ver theilung von Ruhe und Bewegung sind ein Haupterfordernis für die Gesund heit des Körpers. Während der Ruhe. scheidet unser Körper alle Gifte aus, die die Ermüdung oder die Anstren gung des Tages in uns angehäuft ha ben. Schon Shatespeare sagt: »Das beste Heilmittel der Natur ist Ruhe.« Jeder Kranke weiß das. Darum ge hen sie auch oder schickt man sie ins Bett. Selbst die Thiere suchen, ins stinttiv, bei äußeren wie inneren Krankheitszuständen die Ruhe auf.—— Die ruhige Bettlage allein schon ist im stande, eine große Anzahl von inneren Ertrankungen zu heilen. Durch das im Betteliegen werden Kongestioneu des Gehirnes, der Lunge, des Unter leibes, oft überraschend schnell beha ben. Durch die Bettwärme wird nämlich das Blut von den inneren Organen weggeloctt und auf die Haut vertheilt, die ganz gut im Stande ist, Zweidrittel unserer gesammten Blut-: menge in sich aufzunehmen Diese Ent lastung der blutiibersiillten inneren Organe bringt in unserem Unwohl seins-Empsinden bald einen wesentli chen Umschwung hervor. Wir fühlen uns wohl. Und wer sich wohl fühlt, der ist es auch schon beinahe. — Die vollendetste Bettruhe bietet uns natür lich der Schlaf. Er ist der große För derer jedes Heil- und Lebensprozesses. Es ist aber falsch, ihn den Bruder des Todes zu nennen. Er ist — der Va ter des Lebens. Darum thut jeder un recht, der sich selbst um den Schlaf bringt, und Schlaflosigteit ist eines der größten Uebel, an denen wir lei den können. Sie zerriittet unseren Körper, unsere Nerven, unseren Geist. Wer schläft, soll nicht geweckt werden. Werten ist die größte Grausamkeit, die ein Mensch begehen kann Jmpertinente Höflichkeit Gras (bei Regenwetter zu einem öltlichcn Fräulein): «Gniidiges Fräu lein, darf Ihnen mein Diener seinen Schirm anbieten?« Neuem-neige »Also der Arzt hat Dir das Heiras then verboten, liebe Nosa?« ,,Jawohl — selbstverständlich erst dann, nachdem er mir- erfolglos einen Heirathsantrag gemacht hit!« Variirtc Redensart. »Was sagen Sie zu den Zeichnun gen von meinem Jungen?« »Die berechtigen entschieden zu den —- schlinimsten Befürchtungen.« Vor Gericht. »Bitte als mildernden Umstand zn betrachten daß der Angeklagte wohi die Werthpapiere gestohlen hat, aber die Koaponscheere liegen iieß.« Bot-haft . Fremder: »Der Mann, den man leerdiat, ist wohl sehr beliebt gewe san Jch sehe selbst den Leichenkut scher ireinen.« Einheimischer: »Mit Recht, der Verstorbene war der einzige Arzt hier im Städtchen!« Stimmt. Lehrer: »Dafiir, daß der Planet, auf dem wir leben, rund ist, giebt es natürlich nur indirekte Beweise. Kannst Du mir einen nennen, Sck;1,t!ze?« « Schüler: ,,Sonst könnte man ja .« nicht Von einem Erdball reden. Mitfükjlcnd. Buchhandler (zur Zofe, welche site die Gniidige ein neues Buch holt): »Sie können diese Novelle auch in einer Miniatur-Ausaabe haben!« Zofe: »Ja, ja, die geben Sie mit, der arme gnädige Herr kriegt so im mer all die schweren Bücher an den Kopf aeivorsen!« Tischgcsvriich. Dame: »Kennen Sie die Seite des Mormenien2« Leutnant: »Gni1diges Fräulein setzen mich wirklich in B·erleaenk)eit, bilde mir ein, so ziemlich alle Besseren Sektsorten zu k--nnen; Von den Sekten der Mnrmonen habe ich aber, auf Ehre, noch nichts gehört!« Vetdiichtigev Ver-langem ,,Lieber Freund, ·inöchtest Du mit beim Weinabziehen yelfen?'« · «,,Gern—aber ich muß die guten Sorten abziehen dürfen!« , Natürlich. Heiraikigvermiitlerz »Seht-n Sie mal diese schöne junge Dame hier! Der fehlen nur Die Flügel, dann wäre sie ein Engel!« ·h Herr: »Unsinn, 5(),00() Mark fehlen I r.« Die Jus-Min. A.: »Wer macht denn Deine Brauts Freut sie sich denn schen recht auf Ue Ehe?«« B·: »O, die bereitet sich tüchtig vor, ...so oft ich hinkonnne, stubirt sie im- —- Eherecht!« Erschwerte Arbeit Geldschnabel lnach dem Rasiret zumBarbier): »Was bekommen Sies« Barbier: ,,2() Pfennig, mein Henk« Geldschnabelt »Ich denke, Rasireu kostet nur 10 Ps«ennig?« Barbier: ,,10 Pfennig fiir’s Haare suchen, mein Herr!« Kam Dukchr. Gecks »Ich gebe szsien die Versiche rung, daß ich nur zwei Minuten mit einer Dame zu sprechen brauche, um ihre geheimsten Gedanken zu erra kben!·' Dame: »Das muß aber sür Sie furchtbar unangenehni sein!'«