Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 24, 1906, Sweiter Theil., Image 11

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    No 221 —
W-s1,es is al
les iwwer! Es
·s e Glück un
dieselwe Zeit
is« xs e , Urk
gcuct gtao wie
Sie’s nemme
wolle. E Buch
könnt ich
· driwwer
icheeme in das deht die schönste
Detknnawell biete. Wenn ich alles
schrein-e wollt, wie es in die Ahpetie
. zngange is, dann dehte Sie es gar
nit printe un for den Riesen will ich
auch« nut das Nothdetftigste hier
schrein-c Wenn Se e kleines bisch
Nmallchinehxchen hen, dann könne Sie
Zich den Ret dazu denke. Also der
große Dag is wie das als e Ruhlfo
der sichs is, schon Morgens erwacht
Un is sm icl» Wie die Lenore ums
Morgentolh gesehn is, so sin ich in
tnei Stettin-L- un den sonstige Stoff
gejahke un sen mich io schnell wie
m· lich gehaßt Jus hen so en ge
kok e Druck uff inei Hekzche qehabl,
roh will nie sage, daß es e Angstge
iuhl war, awwct es ist akig disegries
bel gewese. Jch hen uss alles eWutH
Mhobt das nur fiekä Im nllsä mil
aus en Riesen; ich denke es war die
Eckseiiement, wo in mich gesahre war.
Jch hen mich for den Dag tieWaschJ
let-die geordert gehabt, for daß die
das Haus ufigesirehiend dei, bilahiz
ich hen die grdßte Ruh nöthig gehabt
Jch hen wenigstens e Dutzend mol mei
Kastfulxm un in die erschte Lein die
Teils nachgeguckt, ob auch alles fest
un sele war un ich lten nicks vgesunne,
was mich hätt oniesig fiihle mache
könne. Jch hen den ganze Da in
den Parlor gehoat un hen inei eins
noch emol dorchgenomme un hen auch
dabei gekickiei, wie ichs an dieSiehisch
lien mache müsse. Der Dscg bot gar
nit erum gehn wolle, ich sin pahrtlie
froz for das gewese un dann sin ich
ou widder ungeduldig geworde.
Endlich is der Obend komme, mitaus
daß noch ebdes gehäppend wär. So
ebaut um halb nach sechs Uhr hoi mich
der Philipp, was mein »Das-band is,
nach den Thiejehter genomme un mein
Tronl mii all mei Gedingies lot ei
Ecksprrßmann hingesckastf. Es is noch
kein Mensch in den Thiejehter geweic
un de: Phil hoi gesagt, er könnt nii
sehn, was er da dubn sollt; er sag:,
ich folli mich nor ganz ruhig prie
pehre, er dilit fortgehn un deht noch
eins usf den Schrecke drinle. Ich hen
mich alles ichiin zurecht gelegt. So
bei un bei iin die annere Membersch
komme im hen mich verzählt, daß die
Piebels in das Haus ströme, als
wann en Qualm-Seil wär. Es wär
kein Siet mehr zu hen un das Sten
dingruhm onlie Sein wär schon sore
halwe Stand zurück auf. Do den ich
mich awwer doch gefreut. Jch sin
dann emol an die Siehisch gange un
lten dorch e schmale-s Löchelche, wo in
den Karten war, nach den Ahdiiho
rium geguckt un denie Se emol, die
erschte Person wo ich tielanneisi ben,
war die Weibes-weitern un sie hoi in
die Froniroh gesesse! Wie ich das
gesehn den, do hen ich gewißi, daß
ebbes bäppene deht un ich sin reite
weg körweß geworde. Jet is es
Zeit gewese for mich zu dre e; zu
erscht den ich in e ganz plehneö Dreß
komme müsse, biiahs ich sin doch das
beiert Meedche gewese. Die Muhsick
bot die Ohsedielpr gespielt un dann
i—.- der Körien aetehsi worde. ch sin
die erschte gewese, wo an die iehiich
akmiißi ot un znerscht hen ich e we
ich awwer bald iwwertomme un ich
den aesunae tubietdibJUTx D» »mu
reichte Aeckt i-? en Sockzeß von den
Wort »so« un eweie; die Piebels hen
cpplahdet wie tehsig un mir lien all
zufamme noch etnol an die Stehtsch
remißt un hen en Bau mache müsse.
Auch der zweite Aeckt war ahltecht un
ich heu gar nit mehr dran gedenkt,
daß so viele Piebeks da ware; ich den
mit einem mal gefühlt, daß ich zu en
Ahrtist gebot-e sin. Dann is der dritte
Aeckt komme un das is, wo die Cäs
Zslohschen oddet der Kräsch komme is.
Mer hen e längere Jntetmischen hatt
we müsse, biiahs mer hen uns all dis
ferent fresse müsse un ei tell jah, do
is gehosselt worde, das hat einiges
geboie. Jch hen mich in mei anzeö
Lewe lang noch nii in so e Stirne
gedteßt gehabt. Die Bell is getan-ge
Irotde un es is los ange. Ich den«
gehört, daß vie Pie els die E fetts
von die Kompenie widdee atig ep
prieschjiehtet den. Jehi is mei sich
wori komme un ich hen in meine
sehn ie Saht an biespSteliifch komme
mii e. Jch m etaug gemaktscht, als
wann ich e teß wehte behi, was bis
zu den Floar rietsche deht. Die Kraut
war start, umni un sprachlos wie ie
mich gesehn ben. Die Schenkelmiim
net, wo in die Front Rth gesosse
ben, hen ahth gemacht un hen in die
han« geklappt, awwek die Lehdies
hen sich ekum gedreht, als wann se
biofche behie. Un uss eemol hör’n ich.
wie eine von die- Wimmens ganz di
stinkilie sagt: ",,Fui Deiwell" un das
is niemand annctschtet gewefe wie
die Wedeznseilerm Well, sell hoth
for mich gesetielt; ich sin so nötwefz
geworde, daß ich alliwwek geschitvwett
hen. Ich hen off Kot-is gesunge,
awwek frage Se mich no nit wie. Es
war simplie stets-. Es hof zu mich
peguckt, als wann ich in en Driem
war. Die annere Singerich un die
Ahdienz un das- Ohtiestta un sogar
tie große Ticmm ben zu mich ge
guckt. als nsann se mich all die Zung
kraus mecke hehre; es is mich mit ein
mal ganz fckivarz in Front von die
Auge geworde, ich sin qetombelt un
flink-ist«- nn bsi Nu Ssnswns hn is
es gehävpersdt Ich bitte Jisne for de i
Lands Seht, stageSe mich nit sor e
annere Ectsptennehfchen. Nur wer
schon emol in die nämliche Sitt neh
schen gewese is, der kann mei ich
iing evprieschjiehte. Die Piehels hen
gelacht als wann se trehsig wäre der
orten mußt erunner gelosse tver n un
der Schoh war aus. Jch hen rsehntei
un weiß for den Riesen stif, was
sonst noch gehäppend is. Se hen mich
in e Embulenz heim gebracht un rad
jetzt is es das erschte mol, daßg ich
turdder tonicksjius sin Jch hen noch
weiter gar nixls ehört un ich will
auch nicks höre. Wenn ich dran denke,
dann laufe mich die Tiehrs so groß
trsie Kuhiummcretern die Bäckelcher
erunner un mit gebrochenem herze
zeichne ich mit beste Riegards
Your s
Lizzie Hansstiingeb
Ein Herz-s.
»Wenn Du die Wahl hättest zwi
schen einer Dame, die Klavier spielt,
und einer, die Zither spielt, weiche
möchtest Du heirathen?«
»Na, ganz sicher die mit der Zither-«
»Warum denn?«
»Ja, siehst Du, eine Zither kann
man zum Fenster hinauswerfen —
aber ein Klavier nicht!«
Uns dein Lande.
Versicherun sagenh Wie hoch wol
fen Sie denn hr Haus versichern las
en?«
Bauer: »Na, ich dent’ bis zum Ka
min!« ,
Der Grund.
»Wie kamst Du eigentlich darauf,
Dich aerade mit Herrn Müller zu ver
loben "
»Ach, der scheint einiges Interesse
siir Huimoden zu haben!«
Unterschied
Sie: »Ist nicht mein Geld der
Hauptgrund Jhres Heirathsantra
ges?«
Er: »Durchaus nicht! Der haupt
grund ist, daß ich sekber tein Geld
habes«
Unserem-in
»Ich dent’ immer, Malckkem der
Jnspektvr hat seinen Hut nur ans
Ufer gelegt, um einen Selbftmord
glaubhaft u machen. Der ist sicher
nach Ameria gegangen!«
H«
Ins Dem Gerichtsiaab
»Sie haben dem Baron nahezu seine
ganze Gatderobe gestohlen!«
» ntf uldigen. Herr Richter —
dafiir ha ' ich aber auchdie unbezahb
ten Rechnunqu mitgenomnien.«
Gerechte Eure-Minnen
Bauer izu seinem Sohn. einem in
der Batanz befindlichen Studenten,
ais dieser beimMittagessen die Mücken
aus der Suppe itscht): »Bist a recht
nobiiger Stadtherr worden, hanneä!'«
Ein Richter hat diese Tage erklärt,
daß die Bundestegieeung eine zu gro
ße Macht fiir sich beansprucht Die
verschiedenen Trustmagngten sind völ
lig mit ihm einverstanden.
Rtstsimism
. zuz
«Sag »’mal, Taute, warst Du auch einmal vek!iebt?«
«Frekltch, und wie!« —
Verpapagei.
VonGuy de Teramond.
»Er-ten Tag, mein lieber Cornarinii
« . Guten Tag, mein alter Freund . . .
Guten Tag, Liebe meines Lebens . . ."
Vor dem Laden einer Modewaarew
händlerin sträubt Coco in einem Son
nenstrahl eine schgrlnchrothen Federn
und unterbricht sich in dieser angeneh
men Arbeit nur von Zeit zu Zeit, um
mit majestätisch schnarrendrn Rö, wie
ein alter Komödiant, einen liebevol
ien Gruß hören zu lsn en.
Stets steht ein Kreis von Straßen
«ungen und Gassern vor dem rothen
ra, die ihn bewundernd anstarren.
Coco betrachtet sie mit seinem kleinen,
runden Auge; er richtet sich aus, zeigt
seine schönen Federn und geht gravita
tisch auf seiner Stange auf und ab.
Er gebt eine Sprosse hinunter, die er
dann wieder binaufsteigt, nnd bekun
det seine Freude über das aufmerksa
me Publikum, das un: ihn herumstehn
indem er seinem alten Freunde Cor
narini unernkiidlich feine Grüße zu
sendet.
Das ist nämlich sein ganzes Nepers
toire, mehr kann er nicht. Er ist nie
weiter gekommen, nnd cie Zuhörer
müssen sich damit zufrieden geben.
Jnde en bleibt eines Tages eine
junge. hübsche Schauspielerin in rau
schenden Seidenröcken vor ihm stehen.
Wer ist diese Person, deren Kleid
ebenso aussallend und bunt ist, wie
das seine, fragt sich Coco etwas be
unrubigt? Jst es eine Bewunderim
ist es eine Rivalini Eine beängsti
gende Frage, die er nicht zu lösen weiß.
»Warten wir ein wenig ab, dann wer
den wir es ja schen«. sagte er sich.
Und mit würdevoller Liebenswiirdig
teit. die ihn in teiner Weise kompro
mittirt, begrüßt er die Dame
quten Tag, mein lieber Commi
no.«
,.Gnten Tag, mein schöner Coro««,
versetzte die Dame lachend.
»Guten Tag, mein alter Freund,
guten Tag, Seele meine-S Lebenö«,
beeilt sich Coco fortzufahren, indem er
sich ganz ruhig aufrichtet.
Doch die Schanspielerin antwortet
nicht , sie geht in den Laden und
fragt
»Jst er zu verkaufen, dieser Pa
pager?«
,,Jawohl, Madame, ein Gelegen
heitstaus, 15 Louisdors. Das ist rein
geschenkt Aber mir nsird er hier
lästig, ich habe teine Zeit, siir die
Thiere zu sorgen . .. Jch habe ihn von
einem Herrn und einer Dame gekauft,
die sich scheiden lassen wollten« Kei
ner von Beiden wollte ihn behalten,
weil er zu viel Erinnerungen in ihnen
wachrief... Sie begreifen. Kaufen
Sie ihn nur, es wird Ihnen nicht leid
thun... Sie werden teinen schöner-en
finden, nicht einmal im Zoologischen
Garten' «
»Es ist gut... ich nehme ihn...
Hier haben Sie meine Adresse.«.
schicken Sie ihn mir heute Abend zu.
Jch reise morgen aufs Land.«
Arn nächsten Tage begann für Co
co im sanften Schatten der großen
Bäume einer totetten Besitzung in der
Umgegend von Paris ein recht glück
liches Leben; er wurde von seiner
neuen Herrin, oie ihn vom ersten Au
genblick an in ihr Herz geschlossen
hatte, verhätschelt, wo und wie sie nur
tonnte.
Doch Coeo wollte nie von diesem
Cornarini abgehen, dem er wenigsten-;
in Worten die Zuneigung seines gan
zen Lebens geweiht zu haben schien.
Die Schauspielerin mochte ihm noch
so oft wiederholen:
»Sag’, guten Tag, AIexandrine,
mein Herzchen.«
Coco wiederholte mit Stentorstin1
me: »Guten TH, mein lieber Cor
narini...«
einein-i dem armen Kinde ein« ewige-Z
Rathsel»;« werten-site diese unbetanns
te Personlichtext sein« die in der Eri
sienz des Au eine große Rolle
spielt?«
Sie befragte il.re ganze llmgebun,7,
sie schlug in alten Adreßbiichern nach,
umsonst, und jeden Morgenbegriisite
Coco, sobald die ersten Strahlen der
Morgenröthe das Zimmer ihrer Her
rin mit blonden Streifen vergoldetem
die Schauspielerin freundschaftlich niit
dein einzigen Satze, den oer Aermste
kannte:
»Er-ten Tc·g, mein lieber Corne
eini!«
Die Gewohnheit ist eine zweite Nu
tur, und zwei Monate später achtete
die Schauspielerin nicht mehr daraus.
Und die Zeit verging.
Coco alterte nicht. Wäre nicht sein
rothes Gefieder gewesen, nian hätte
behaupten können, er bliebe ewig grün.
Er hatte nicht-s Neues zugelernt, der
Gute, aber was er wußte, das sprach
er noch eben so schön wie früher.
Doch nach und nach hatten eh nrii
den Jahren die unerbittliche-i unzeln
in das Gesicht der Schauspielerin ge
schlichen; sie hatte das Fach der iu
gendlichen Liebhaber-innen ausgegeben
und sich mit dem der Vertrauten und
komischen Alten begnügen müssen.
Darum war es ihr je t unangenehm,
daß sie während der chiinen Jahres
zeit in dem Lendhause bleiben sollt-,
das sie nur Zu ost an die besten Jahre
ihrer Jugen erinnerte.
Sie beschloß deshalb, es zu vermie
then, nnd wandte sich zu diesemecckc
an eine Agerttur.
Einiae Taae später tlingelte es an
der Thür, und ihre Zofe meldete ihr,
ein Herr nnd eine Dame wünschten sie
wegen der Villa zusprechen.
»Lassen Sie eintreten, Marie!·.
M
- »Madame«, begann der Unbekannte,
»ein Mann in älterenfahrem »wir ha
ken Jhre Besihung bei igt, sie ist rei
, send und sie würde sich ilr ViesenSom
i ener sehr gut für uns eignen, wenn ich
mich mit Ihnen iiber den Miethspreig
einigen tönnte.«
Coco, der in einem Winkel aus sei
ner Stan e schlummerte, und dem der
Besuch sle gleichgiltig zu sein schien,
öffnete, als er diese Stimme vernahm,
ein Auge, richtete sich plötzlich aus sei
nen kleinen Beinen auf, schlug mit den
Flügeln, verrieth die lebhaftesteFreude
und begann laut zu kreiichem
,,Gnten Taf-« mein lieber Conn
rini!«
Doch die Aufregung läl·;mte augen
scheinlich sein Gedächtniß, er kam nicht
weiter und wiederholte fortwährend:
,,Guten Tag, mein lieber Cornarini
....guten Tea, mein lieber Cornai
rini . . . . guten Tag, mein lieber Cor
narini . . . .«
Der Herr drehte sich Erstaunt um,
während die que sich leichenblaß er
hob und ausrief:
»·,,Joseph, dieser Psapagei lenkt
cre«
Leuanen war umnöglich, Joseph
sentte das Haupt
,,Dieser Papagei kennt Sie«, fuhr
die Dame wütliend fort, Jetzt kommt
der elende Betrug ans Tageslicht, Sie
sind entlarvt. Während ich zu . ausc
Wolle spann, um Ihnen Stiijmp e zu
stricken, trieben Sie sich hinter den
Coulissen und bei Schauspielerinnen
hernm.« .
»Ich lchwöre Dir, mein Herzchen . .«
» chweigen Sie, ich würde mich zu
meiner Mutter zurückziehen aber die
arm-e alte Frau ist leider schon vor 15
Jahren aestorben, aus Schande, einen
solchen Schwie crsohn wie Sie zu be
sit-en oerm- m mai-de ich, obwohl
wir uns mit unseren weißen Haaren
damit lächerlich machen. die Scheidung
beantragen und als Zeugen diesen
Vogel vorladen lassen-«
»Aber, mein Jerzchen . . .. dieser
Papagei..:. es it doch meine erste
Frau . . . .«
»Was erzählen Sie mir da? Ter
Papagei ist Jhre erste Frau? Merten
Sie sich, mein Bester, ich glaube nicht
an die Seelenwanderungs Vorwärts!
golgen Sie mir! Wir werden uns zu
ause aussprechen, und Sie sollen
dabei nicht ,u kurz tommen.«
Nun ergriff die Schauspielerin das
Wort:
»Darf ich Sie Um die Erlaubniß
bitten, Madame, diesen kleinen Zwi
schenfall sofort aufzuklären? Denn
wenn Sie überrascht sind, daß mein
Papagei « hren Mann Eornarini
nennt, so in ich es noch weit mehr,
daß er mich seit zwanzig Jahren ge
nau so kennt, ohne daß ich se erfahren
konnte, warum....'«
Man hat es wohl bereit-J errathen
dieser Cornarini war thatsiichlich der
Besitzer des geschwiitzigen Coco, von
dem er sich zur gleichen Zeit getrennt
Patie, als er sich von seiner ersten Frau
cheiden ließ.
Die zweite Madame Cornarini hat
Coco zurückgelauft; er thront heute in
ihrem Salon, und wenn er jeden Mor
cen beim Erscheinen der roscnfingrigen
Cos seine Herrin mit seinem fröhli
chen: »Guten Tag, mein lieber Corna
rini . . . . guten Tag, mein alterFreund
. .guten Tag, Seele meines Lebenå«,
begrüßt, dann weiß sie wenigstens-, wem
dieg Worte gelten.
as Leben ist groß, sagt ein arabis
sches Sprichwort, aber man findet sich
darin immer wieder.
Und das ioll auch die ganze Moral
jnnserer bescheidenen tleinen Geschichte
ern
W
»Die Uhr hier, die Sie mir verkauft
haben, taugt nichts. Trotz allen Regu
lierens geht sie nach. Sie hat mich
. · · .l .
Verleaenbeit aebmebt —- mikb nlä »in-n
unpiinttiichen Menschen hingestellt —
mich »Wo haben Sie Jhre Ferien
verlebt?« — »Am Meeresstrande ..
— »Das-hu ich mir’s doch! Diese Uhr
hat ein Schweizer Wert und ist folglich
mehr aus das Bergsteigen hin ton
struiert.«
If It- SI
Castro wird von Schmeichlern der
Napoleon von Südamerita genannt.
Das ist eigentlich eine peinliche
Schmeichelei, denn noch kein Napoleon
hat ein gutes Ende genommen.
. III sit II
Wie wenig Anhänger zu bedeuten
haben, bgreifc man erst, wenn man
aufgehört hat, der Anhänger seiner
Anhänger zu sein. .
II Il- It
Es sieht aus, als ob es in dem heu
rigen Winter in Rußland recht heiß
werden würde.
st- sis Il
Augenblictlich ist das Väterchen mit
Schlaslosigteit und verschiedenen ande
ren Dingen geplagt, worüber die De
peschen das Nähere bringen.
! J Il· III
Oh ihm der Ost die Segel blähe.
Was hilst’s dem morschen,leckenKahn?
Was hilft dem Vogel Sonnenuähe,
Den tot ein Adler trägt hinan?
It- s It
» Keine Kopete sagen nun auch die
Steuerzahler in Rußland.
sie II si
Wer nichts hinterläszt, als einen gu
ten Namen, ist doch als reicher Mann
sgestorbem
—
" Don-us Annehmen-new
; Seit dem ruchlofen Madridee
fAttentat sind die Spalten der
ILOUdOner Blätter wieder einmal
roll von anarchistischen Räuberge
schichten. Fast alle knüpfen sich an das
Quartier von Soho. Es ist richtig,
daß in einer Straße dieses Bezirks
einmal ein beriichtigtes Anarchisten
nest, der Autonomieklub, aufgehoben
wurde. Das war vor einem Dutzend
Jahren. Seither ist eine Art Mord
brennernimbus an dem ganzen Stadt
teil hängen geblieben. Soho verdient
jedoch eine Ehrenrettung
Um das schattige Viereck von Soho
hat sich eine tosmopolitische Jnsel ab
gelagert. Jn alter Zeit war es die
Sammelstätte der Levantiner Kauf
leute. Mit der immer weiteren Ver
zweigung des in London tonzentris
ten britischen Welthandels, mit der
immer großartigeren Ausdehnung der
Themsestadt nahm dann naturgemäß
auch diese Fremdeninsel an Umfang
wie an Buntfcheckigteit zu. Heute
reicht sie von Leiceister Square im
Süden bis hinauf nach Fitzroy Square
im Norden und beherbergt ein höchst
absonderliches Völkergemisch. Kosmo
politisch erscheint dieses jedoch nur in
seiner Gesammtheit. Seine einzelnen
Elemente halten an ihren nationalen
Eigenarten zäh fest. Gerade das ge
meinsame Widerstreben gegen Anglis
sirung bildet den oerbindenden Kitt.
Von den Tausenden, die hier schaffen
und saullenzen, trägt ein jeder feine
Heimath treu im Herzen.
Darum hat dieses Fremdenquartier
für mich etwas Anheirnelndes, nicht
bloß, weil es hier bei deutschen Flei
schern Wiener Würftchen und andere
schwarz-weißsrothe Leckerbissen gibt,
obwohl, wer in der Fremde leben muss»
die heimwehstillende Kraft eines Roll
mopfes schätzen gelernt hat, sondern
weil mich hier viel unterhaltender als
s N In Nin VII-IF des-f Genie-ev- land
s-- -v-- ·
fremden Parvenu- Cliauen von Park
Lane »die schlechteste Gesellschaft süh
len läßt, daß ich ein Mensch mit Men
schen bin«. Hier gähnt einen nicht die
trostlose Unisormität des Londoner
Lebens an, das abgeschlissene, über ei
nen Kamm geschorene, das sonst al
lenthalben aus dem Räderwert der
Weltstadtmühle hervorgeht. Jn einem
ethnologischen Museum könnten die
fremden Typen nicht unveränderter
aufbewahrt sein. Manche Straßen
Von Sohn erinnern in der That an die
ausländischen Abtheilungen moderner
Ausstellungen, und gewisse Eigen
thümlichkeiten festländisxftsr Nationen
lann der Londoner hier ebenso zuver
lässiq studiren wie in Wizn oder in
Berlin, in Fern ode : in Christiania.
Da ist neben dem deutschen Barbier
die italienische Osterta, weiterhin die
sranzösische Wäscherei, und über dem
Wiener Casfs an der Ecke werden aus
gut deutsch »Frackanzüge verliehen«.
Jn den Tabatläden sind Berliner, Pa
riser und Mailänder Zeitungen zu ha
ben. Ueberhaupt überwiegen Deutsche,
Franzosen und Jtaliener, und wenn
auch das ganze Miheu von der engli
schen Umgebung ähnlich absticht wie
einige Theile des Eastend, so riecht es
doch entschieden weniger nach Knob
lauch. An Harmlosigteit läßt es nicht
mehr zu wünschen übrig als der welt
ftädtische Durchschnitt Erst weiter
südlich, nach Leicester Sauare zu, wird
die Physiognomie der Gassen lieder
licher. Händler mit polyglotterSchand
literatur und allerhand seelenverwand
tes Gelichter machen sich jedoch auch
hier nicht breiter als etwa in Burling
ton Arcade im vornehmsten Geschäfts
viertei des Westens.
Vielsach gilt Soho als Sitz der
Londoner Bohssmh aber das ist nur
eine Reminiszenz an vergangene Tage,
Heute wüßte ich höchstens einen ziem
lich entlegenen Winkel, der mit Bo
heme etwas zu tijun hätte: den famosen
Artistenklub in Lisle Street. In dessen
winzigen mit- bunten Plalaten tape
zirter LEchente strömt gegen Mitter
nacht die Mimenwelt der lleinenThea
ter und der großen Tingeltangel jener
Gegend zusammen. Wenn der Zapfen
vom so und so vielten Fasse springt,
trinkt dann wohl der König der Beet-—
ter mit dem Schlangenmenschen
Schmollis, und der Morgen graut in
eine veilchenblaue Republit hinein. Nie
aber tonnntes zu anarchistifchen Aus-:
schreitungen, dafür sorgt schon der
wackere deutsche Wirth.
Natürlich wollen Sie nun endlich
wissen, warum denn dieses Stadtvier
tel die chinesisch klingende Bezeichnung
Soho führt. Da sehen Sie wieder,
wie wenig Chinesisch Sie können. Der
Ausdruck entstammt in Wirklichkeit
dem englischen Weidmannsjargon.
So Hoc! rief früher der Jäger, wenn
die Hunde am Hasen waren Dieser
Ruf aber war das Feldgeschrei der
Rebellen in der Schlacht von Sedge
moor und dies führt aus der immer
hin schädigen Gegenwart. dieses Be
zirks zurück in seine stolze Vergangen
heit. Jn den Tagen der letztenStuart
tönige war einer der stattlichsten Plätze
Londons Kings Square. Karl der
Zweite, dieser um die Vermehrung des
unebenbiirtigen englischen Hochadels
so aufopfernd verdiente Monarch, hatte
ihn erbaut und den glänzendsten der
ihn einrahmenden Paläste dem lie
benswürdigsten seiner natürlichen
Söhne geschenkt, dem Herzog von
Monmouth
Bei Sedgemoor gedachte dieser, fei
nem Oheim, dem niederträchtigen
rJames ll., die Krone zu entreißen,
W
erwarb aber nur die Anwartschaft aus
das Schassot. Als der Besiegte seine
Niederlage mit dem braungelockten
Kopfe bezahlt hatte, da nannte das
Volt zu seinem Gedächtniß den Plas,
wo sein Haus stand, statt nach dem
verhaßten Könige nach dem Schlacht
rus des unglücklichen Prätendenten-.
So wenigstens tündet eine romantische
Ueberlieserung. Natürlich blieb der
unvermeidliche Gelehrte nicht aus, der
aus allerhand verstaubten Quellen be
wies, daß der Ortsname älter ist als
die ganze Stuartsippe, an der roman
tischen Tradition also kein wahres
Wort sein kann, und die Bezeichnung
des Platzes vielmehr daher stammt,
daß dort dicke Bürgermeister und th
peptische Stadträte zur Beförderung
ihrer Verdauung der Hasenjagd obla
gen. Jch vermute stark, daß diese le
derne Gelehrtenseele mit ihrer ledernen
Erklärung recht hat, aber da die an
dere so viel hübscher ist, ziehe ich sie
vor.
Wie viel besser als die an wandeln
de Portertriige erinnernden Figuren
vorzeitlicherKommunalgewaltiger paßt
das schöne, uns von Sir Peter Ler
hinterlassene Bild des ehrgeizigen Kö
nigssohnes in den Rahmen dieser
einstmals so distinguirten Umgebung.
Hier, wo aus lebendem Menschenmun
de lärmend ein babylonisches Kander
welsch ertönt, nennen die Steine leise,
aber dem Lauschenden wohl vernehm
bar, gar manchen groß-en Todten der
britischen Geschichte. Jn Gerrard
Street haben Dryden und Burke ge
wohnt. Aus einem Hause in Dean
Street entführte Hoaarth die Tochter
Sir James Thornhill«s, des Meisters
mit dem SiebenmeilenpinseL der zu
40 Schilling die Quadratelle jede be
liebigeFläche mit jedem beliebigen an
titisirenden Fresto bemalte. Edmund
Kean hat in Lisle Street seine Kind
fvsåt k«-c.--.-c.ts EIN-häk- qusvx Les-.
Ist-It UVSUCUU,O, IUUIU Øckusskb Ihsssh
Mannesjahre, und die Namen Joha
son und BoswelL Rehnolds unt-Lato
rence, Goldsmith und thbon, Adam
Smith und James Fox sind ähnlich
mit Soho verknüpft.
Soho Square selbst verlor freilich
unter den Georgen viel von seinem ari
stokratischen Gepräge. Eine gebotene
Deutsche, die sich Mrs. Cornelis nann
te, brachte ihn zuerst in Mißkredit.
Jn dem Eckhaus von Carlisle Street
etablirte sie unter hochmögender Gön
nerschaft ein Balllokal von dazumal
unerhörter ElegankY das das bevor-«
zugte nächtliche S elldichein der Lebe-·
welt wurde und blieb, bis die Gläubi
ger der Besitzerin, die allein fürWachs
kerzen 13,000 Pfd.St. schuldig gewor
den war, der täuschenden Herrlichkeit
ein Ende machten.
Ein anderer Bankerotteur, ebenfalls
deutscher Abkunft, steht auf einer un
gleich höheren Stufe internationalen
Abenteurertums und lokaler Berühmt
heit. Stephan Theodor Freiherr von
Neuhos, der um die Wende des sieb
zehnten Jahrhunderts in Metz zurWelt
lam, landete nach mancherlei europäi
schen Jrrfahrten in Korsika. Die
Korsen brauchten gerade einen König,
auf den Stammbaum kam es ihnen
weniger an als auf bescheidene An
sprüche, und Theodor acceptirte den
großen Posten mit dem kleinen Ge
halt. Die billigen Könige sind nicht
die schlechtesten. Theodor erwarb sich
die allgemeine Zufriedenheit seiner ge
strengeu Unterthanen, nur mit den Fi
nanzen haperte es schließlich heillos.
Bereits bis über beide Ohren verschul
det, kam er zu einem letzten verzweifel
ten Pumpversuch hierher, ließ sich aber
von seinen Widersachern, den Genue
sen, in eine Falle locken, die ihn ins
Schuldqcsängniß brachte. Diesem ent
rann er nur durch Verzicht auf seinen
Thron zugunsten seiner geschäftstiich
tigeren genuesischen Manichäer. Tags
tmmni starb-epiiHM-Dachftübchen
in Soho. Ein Fliclschneider bezahlte
das Begräbniß Auf dem St.Annen
lirchhos in Dean Street liegt der ein
zige Korsentönig begraben. Eine Ge
denktasel mit einer gelungenen Stro
phe von Horace Walpole bezeichnet den
ungesähren la .
Sollte ich das Unglück haben, ein
mal hier meine letzte Ruhestätte zu sin
den, so wäre mir Soho dafür gar
nicht so unsympathisch Es ist der
am wenigsten englische Theil von Lon
don. Der wüste Rus, in den man ihn
gebracht hat, gehört zum guten Theil
auf das Konto des zunehmenden Wi
derwillens auch gegen die harmlose,
nicht bloß gegen die verbrecherische,
kontinentale Einwanderung
Eonstantin von Zedlitz.
Jn Ehicago hat ein Professor bei
seiner Verheiratung den Familienmi
nieu seiner Frau angenommen und sei
nen eigenen sallen lassen. Wahrschein
lich eine zarte Anspielung darauf, daß
er namenlos glücklich ist.
li( sk s
Ein Advolat übernahm für einen
armen Schlucker einen Prozeß ohne ir
gend welche Vergütung. Er gewann
den Fall und sein Klient schickte ihm in
seiner Dankbarkeit fünfzig Cents, die
der Advotat auch annahm. Als er
kurz daraus mit mehreren Kollegen zu
sammenkam, wurde er von ihnen auf
gezogen, und einer meinte: »Unter ei
nem Dollar zu nehmen, das ist doch
nicht professionell!« —- »Bitte, meine
Herren,« lautete die Entgegnung, »ich
nahm alles, was der arme Teufel hat
te, und das ist doch sicher prosessionell!«
Ik It- III
Jn großen Situationen entscheidet
der Charakter mehr als Vas- Wissen.