Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 17, 1906, Sweiter Theil., Image 15

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    XI
W
Vor vierzig Jahren. "
Erinnerung eines alten deutschen
okornotivsührers.
»Na. Bruckhoff, kommen Sie man
heil wieder, denn windig genug sieb«
aug; wer weiß, was wir für Zeiten
Faden werden, wenn wir nns wieder
ehen!« «
Diese Worte richtete der Werkmei
ter hossmanm mit einem Fuße aus
er unter ten Stufe des Lokomotiv
ngkc st nd, an einem Tage der les
ten Junihälste des Jahres 1866 an
den obersten Lokomotivführer, welcher
aufmerksam das Zeichen zur Absahrt
erwartete» «
Es war der Berliner Schnellzug,
welcher vollgepfropft mit preußischen
Unterthanen in der Abfahrtähalle des
Berliner Bahnhoses in Leipzig stand.
Die Ungeduld der Passagiere, mör
licbst bald aus dem seindlichen Lande«
iibek welchem gewissermaßen die
Krieggerklärung schwebte, herauszu
tommen, schien sich sogar der Ma
schine mitgetheilt zu haben. Diese
vibrirte und schnob von der erhaltenen
Kraft des Dampses wie ein ungedul
diaer Renner, und mit prüfendem
Blick hatte der Führer soeben noch
einmal alle Hähne nnd Ventile über
fio en.
ie Schassner schlossen geräuschvoll
die Abtheile, der Zugfiibrer mit der
rothen Tasche nimmt sein silbernes
Pseischen in die Hand, um das Signal
des Stationsdienstthuers weiterzu
geben, als im ze ten Augenblick ein
sächsischer Stalsgo sizier auf denBahn
steig stürzt und dem Stationsbeamten
zurusk:
»Der Zuq bleith hier, der Verkehr
mit Preußen ist abgebrochen!" —
»Bitte, lassen Sie die Babnbeamten
alle hierherlomnten,« spricht er dann
rubiaen Deckt beib- Wlmen all-n nos
ichiedene Befehle zu Fberniitteln!«
»Das Personal wird zusammenge
rufen und mit einem: »Verflucht,
tonnte der nicht fiins Minuten später
tommen!« steigt der Führer von sei
ner Lolomotive herunter.
Die Koupeethiiren öffnen sich, und
laut ragend, tlagend und schimpfend
verla en die Reisenden die Waggons.
»Die Beamten untstehen den Offi
sien und um die Beamten bilden die
Reisenden einen dichten Kreis-, als der
Offgier mit lauter Stimme sagt:
»«· as Königlich Sächsische Kriegss
Ministerium legt auf allez Material
der Berlin-Anhalt« Bahn hiermit
Beschlag. — Preußen hat uns den
Krieg ertlärt!"
Tiefer Ernst malt sich auf allen Ge
sichtern: »Kriea,!'·
Der Offizier wendete sich an den
Stationsvorsteher:
»Sorgen Sie dafür, daß alles rol
iende Material, welches auf dem
Bahnhof ist, binnen 24 Stunden auf
der Verbindungsbahn nach dem Beri
rischen Bahnhof übergesiihrt ist; ich
mzche Sie verantwortlich dcsiir2"
Der im Dienst etgraute Beamte
ziiett mit denAckzieln und sagt: »Uedcr
das rollende Material habe ich teine
Verfügung; da müssen sub der Herr
Maior an den Wertmeister Herrn
Hoffmann wenden.«
Er bezeichnet denselben, und der
Offizier wiederholt dem Wertmeister
seinen Befehl.
Hoffmann nickt nur mit dem Kopfe,
dreht sich um und sagt zu dem Zug
perfonal: »Na, Kinder, denn woll’n
wir man gleich mit’m Rangiren an
fangen, 24 Sinden sind nicht viel.«
Der Osfizier spricht noch mit dem
Stotionsvorsteher, die Reisenden der-·
lassen laue-»san« den Bahnhof. unt
Wertrneister hofsmonn geht, erfolgt
vom Personal, dem Rangirbahnlioie
zu.
Mitteinem Male tritt der Lotomo
tivfiihrer Bruethofs an ihn heran unt
sagt halblaut zuihnn ,,Hoffmann,ietf
mache nicht mitt« .
,,Nanu Brut-thesi wie meinen Sxo
das?«
-,,Hiiren Sie. hofimanm ich habe in
Berlin bei den Franz-ern mein Jahr
abgedient, bin noch Landmhrmanm
aber als unabtiimmlicher Beamter aus
Heimathschein nach Leipzig beurlaudt.
Ich bin wohl in Preußen nnabtömnp
X
o
UTcl VIUUUZL llIllll UUJJ Ucc clllci
Privatbahn, aber nicht in Sachsen.
Hier bin ich sehr wohl cbtönxmliclk
Ecke ich siir Feitrdesland s-.1hre, eher
gehe ich iiber die Grenze unostellH
mich bei meinem Regitnent, trotzdem
irtf hier Frau nnd Kinder habe und!
strich niemand dazu zwingen tann.« »
»Ja, aber Bruckhoss, was wollenl
wir denn anfangen ohne Sie?«
Da blickt sijs der Lokomotivführer
um. Als er sieht, daß die anderen
Beamten noch zurück sind, tuschelt er
tem Werlmeisterz der zwar sein näch
ster Vorgesetzter-, aber auch sein bester
Freund ist, etwas in’o Ohr. Dieser,
ebenfalls ein Berliner Junge, stutzi.
horcht. lä lt geheimnisvoll, drückt
ihm die ha und sagt: »Bruckhoss,(
das wird- gemacht!« » ;
Nun geht das Rangiren los. Alles, l
lan an Personen- und Güte-we eni
vorhanden ist, wird äu einem gro enl
Zu e zusammengeste t, die Güterzugsi
nu chine an die Spihe mii der Nich l
tung nach dem Baierisehen Bahnhosexj
die Reseroemnschine ommt in die:
Mitte und dre Schnellzugmaschine an;
das andere Ende bei Zuges. Es ist»
ein stattlicher Zug, er ragt wohl eines
Achtelmeile in die VerbindungsbahnI
Zineirn aber Nocht mirs-T bis er voll: H
ändig zusammengestellt ist· Nach
beiden Seiten· rspielt der Telegraph
Von Berlin est ein Zugsv zu erwarten.
Der Schnell ug ist von Berlin gar
nicht abgela en worden« und der Gif
terzug wurde in Wittenberg angehal- !
ten Auf dem Baterifchen Bahnhoief
wird fieberhaft gearbeitet, um Kriegs
material zu verladen und um Platz-i
zu schaffen für das Berlin - Anhaiter
Material.
»Um vier Uhr früh soll der zufu
mengestellte Zug den Berliner Bahn
hof verlassen!« So lautet der Befehl.
Trübe, duntle Walten thürmen sich
am westlichen Himmel auf, eine drü
ckend heiße, schwüle Lust tündigt ein
Gewitter an. Es ist Nacht.
Lokomotivführer Bruckhofs hat Ab
schied genommen von Weib und Hin-i
dern und strebt durch den wirbelnden
Vorgetvitterftuem über die Schienen.
der Güterzugmaschine zu.
»Na, Becken Dampf?« fragte er sei
nen heizer.
»Jawohl, Herr Bruckhoff- allens in
Ordnung«, tönt eine tiefe Stimme
von der Maschine herunter.
»Kommen Sie Becken wir wollen
sehen, wag der Schirrmeister macht!«
Eine unglaublich lange, dünne Fi
cur fteigt von der Lotomotive herun
ter, und mit langen,!angsan1cn
Schritten geht der lange Heizer hinter
seinem tletnen Führer her, der feine-.
zeit als Einiähriger der linte Flu
ge lmann seines Regiments war.
Nach einer Wanderung von beinahe
gehn Minuten erreichten beide dieNe
Iervemaschine, auf welcher allein der
Schirrmeister des Bahnhofs steht;
denn der andere Lokomotivführer war
erst zu vier Uhr früh restellt Er
lrar ein geborener Leipziger, während
der Schirrmeiiter aus dein Anhalt
schen stammte. Dem Schirrrneiftee
werden eilig die nothwendigften Hand
griffe gezeigt, welche zu einer kurzen
Fahrt nothwendig sind. Dann ves
lassen die beiden den Schirrmeister,
ihm nochmals ernscharsend, aus das
Signal: ,,Drei kurze Psifse von der
Güterzugmaschine« genau zu achten.
Nach einigen Minuten ist Bruckhoss
an der Schnellzugsrnaschine, während
Becker wieder zurückgegangen ist und
seinen Posten aus der Giiterzugma
schine einnimmt-.
» oftmann!«
»Struckhoss-’«
»Alles in Ordnung?«
» awohl alles ruhig, also drei
Psise und dann losl«
Die ersten Bii e erhellen den Bahn
izos, aus dem Beute teine Laterne
brennt. Der Verkehr ruht ja.
Die ersten Regentropsen fallen, als
Bruckhosf de Güterzuginaschine er
reicht. Ein paar heftige Blitze, dazu
laut grollender Donner, und heftig
plätschert der Regen herab.
Drei kurz-. schrille Pfiffe, welche
klagend in dem brausenden Sturme
verhallen, und stöhnend drückt die
schtvereGüter3i.-gmaschine gegen den
langen Zug. Sie schleudert mit dei!
Rädern. Becter springt herunter unk
mirst ein paar Hände Kies aus die
Schienen. Ist-i heller- Blitz läßt aus
einen Moment ertennen, daß die kei
den anderenLoxcmotioen dichte Rauch
ircllen ausstoßen, und endlich —
taum merklich zuerst «- setzt sich dei
Zug in Bewegung. Die drei Maschi
nen sauchen und keuchen, und Brutt
l«,oss. dessen Maschine mit dem Ende
des Zuges sich dem Stationsgehäuoe
näher, sucht die Nacht und die trie
sende Lust mit seinen Augen zu durch
bohren.
Alles bleibt dunkel. Duinps rollt
Wagen um Wagen durch die Ein
Psangshall-.: Endlich fährt die letzte
Maschine schon in stotter Gangart in
die Halle ein, passirt sie und ohne daß
das leiseste Zeichen sich bemerlbcr
mrcht, daß man den Zug hört, oerläszt
auch die Gucerzuamaschrne den Berli
rer Bahnhos und somit Leipzig Ein
paarmaliges Mitteln zeigt das Passi
ren von Weichen an, und endlich be
zeugt das seintönige aleichinäszigeRass
Kein der Schienenstösze, daß man sich
lauf freier Strecke befindet.
Schneller, immer schneller drehen
sich die Räder-. Der Regen läßt nach
lund im Osten beginnt es zu tagen.
:Vruckhoss sieht aus dem gefährlichsteu
Posten. Er späht sehnsüchtig nach der
jGrenze aus Wird sie frei sein? Jst
I'I..Ull-7lv, VII WZIIIDIIUIIUII, chcvl T-- «
die Bahn vielleicht gesperrt? Spielt
gar der Telegraph schon hinter ihnen
ler? Die Minuten werden zu Stun«
den. Die Feld-r dampfen« er kann die
Spitze des Zuges nicht ertennen, der
Nehel täuscht ilnn Berge, Gebäude,
abenteuerliche Gestalten vor. —— Da
merkt er mit einem Male einen Ruck
nnd gleich noch einen. Das sind die
Raclwitzer Weicken Nun noch fünf
Minuten.
Heller wird’5, der Nebel schwindet,
dort lreuzt eine Chaussee die Bahn —
noch kann er die Schlagbäume nicht
erlennen. Sie kommen näher, das
Halse schmerzt sast vom angestrengten
ce en. —
,..hurra, harml« Die Schlagbäume
sind »schwarz-weisi". Gerettet! Das
Feindeslanb liegt hinter ihnen!—
Noch eine gute halbe Stunde, und der
sing fährt Langsamen Durch drei
scharfe Psiffe von vvrn dazu ausge
sordert, breinsen die Führer, und mai-.
ter und mattee läustder Zug in Bit
terseld ein.
Die Station ist besetzt; Ossiziere
stehen aus« dem Bahnsteege nnd win
ten die Führer der drei Lotomotiven
zu sich.
Es ind keine Feinde, nein, brave
preuszi che 72er haben-den Zug halten
la en. Werkmeister Hoffmaan stattet
B richt ab, und trästige Händedriicle
Ilohnen ten vier wvcketentllseußen ihre
That»
Sehr wertkjivvltes Kriegsmaterial
war gewonnen und dem Feinde km
lzogen worden. . .
Ob der sächsische Maer lange auf
dem Baitischen sahnhoie den Zug er
wartet bat?
Als der Fiilkrcr Bructhoff nach ei
nigen Tagen mit einem langen Mill
tärtrangport wieder nach Leipzig lam,
waren die sächsischen Truppen längst
nach Böhmen abmarschirt und der
Herr Maior wahrscheinlich mit ihnen.
Träume-Schaume
Eine fast unheimliche Geschichte von
Adele Schreiber.
Man war näher aneinander"gerüclt,
wie man es zu thun pflegt, wenn zu
später Stunde oder bei schwacher Be
leuchtung schaurige Geschichtenr erzählt
werden gleichsam als dränge ei er
höhtes Schutzbediirfniß die einzelnen
zu engerem Zusammenschlufk «
Die verwittwete Generalin v. Mal
tzow hatte von einem Erlebniß berich
tet, bei dem sich in eigenartiger Weise
ein allen zunächst unwahrscheinlich
dünkender Traum verwirklicht hatte.
Mit fast dramatischer Lebendigkeit
hatte sie erzählt und so die Phantasie
der ganzen Gesellschaft angeregt.
Nachdem die Generalin ihre Erzäh
lung beendigt hatte, war man bei dem
angeschnittenen Thema geblieben, und
eifrig wurde für und· wider hin und
her gestritten.
Einige Theilnehmer der kleinen
Theegesellschaft verfochten die Ansicht,
daß Träume eine Art Borahnung
iommender Ereignisse seien, und daß
man darum gut thue, sie-sorgfältig
zu beachten, während andere alle
Träume für leere Hirngespinste er
klärten, die ein vernünftiger Mensch
möglichst bald zu vergessen trachte. »
Yclll VIIIle Wclllcl occyclclglc Ilcq
nicht an dem Gespräch.s Behaglich in
seinen Sessel zurückgelehnt, trank er
in kleinen Schlückchen seinen Thee mit
dem Genuß des Kenners. Die leb
hafte Unterhaltung rund um ihn
herum veranlaßte nur manchmal ein
sarlastisches Zucken seiner Mundwin
lel.
Endlich begann das andauernde
Schweigen des beliebten jungen Lite
raten aufzufallen
»Und wie denken denn Sie über
Träume, Herr Dottor?« fragte die
Generalin. «
Der also Angeredete erhob sich
schnell und elastisch. ,,Verzeihen Sie,
meine Herrschaften,« sagte er mit ei
nem feinen Lächeln, »ich hörte Sie alle
Jhre ,,sesten Ueberzeugungen« vortra
gen und verfechten; konnte ich da an
nehmen, daß Sie auf mein bescheide
nes Urtheil Werth legen würden?«
»Und wie lautet denn nun dieses
Urtheil?«
Webler schwieg einen Augenblick,
dann wandte er sich an die Hausfrau.
»Würden Sie mir gestatten, gnädige
Frau, anstatt eines Urtheil5, das ja
doch bei der Unmöglichkeit eines un
triiglichen Beweises nur subjektiven
Werth haben könnte, eine Geschichte
zu erzählen? Sie lyat zwei Vorzüge
Erstens ist sie sehr turz und zweitens
kann ich mich fiir ihre Wahrheit ver:
bürgen.« ,
Doktor Webler war als guter Er
zähler bekannt, und natürlich wollten
alle gern die Geschichte hören.
»Also hören Sie. Vor einiger Zeit
hatte eine mir bekannte junge Dame,
die ich der Einfachheit halber mit
Anna bezeichnen « will, folgenden
Traum. Sie befand sich auf einer
langen, endlos erscheinenden Straße.
Es war dunkle Nacht, und weit und
breit tein Mensch zu sehen. Plötzlich
hatte sie das Gefühl, als ob sie ver
folgt wiirde, aber sie war nicht im
Stande, sich umzudrehen. Sie mußte
immer geradeaus laufen, schnell und
immer schneller-. Sie kam an eine
große Pforte, zu der nur sie allein den
Schlüssel besaß. Schnell öffnete sie,
schlüpfte hindurch und verschloß die
Pforte wieder. Aber als ihr Berfol
get das Schloß berührte, sprang die I
Ics Cul, Ullll ck illclk lvlcllck yllllkk WL i
Bei einer zweiten und dritten Psortet
wiederholte sich dieselbe Mertwiirdig
leit. Sie sah das alles zwar nicht.
denn sie konnte sich ja nicht umdrehen,
aber sie wußte es trotzdem. Jmmer
weiter ging die Jagd. Endlich bra
chen ihr die Knie, sie fürchtete zusam
menzusinten, und jetzt plötzlich hatte
sie die Kraft, sich umzuwenden, und
blickte in ein paar blutunterlausene,
höhnisch und mordgierig zugleich grin
iende Augen. Gleichzeitig sah sie, wie
der Mann ein langes blantes Messer
stoßbereit in der Hand hielt. Jetzt
zückte er es gegen sie und — —— ——— »
der Traum war, aus.
Anna erwachte in Schweiß gebadet, s
wie man sich so schön auszudrücken
pflegt. »Als sie erkannte, daß sie nicht
ermordet war, sondern nur geträumt
hatte, zerbrach sie sich nicht weiterxden
Kopf über die Bedeutung des Trau
meö sondern legte sich aus die andere «
Seite und versuchte wieder einzukchta
fen. —- —
Einige Wochen später besa di sie sich
in einer Gesellschaft, Und du irgend
eine Anregung tam das Gesptiich aus
Träume und deren Bedeutung Es
wurden merkwürdige Tra umgeschich
ten erzählt, und auch Anna theilte
ihren jüngst gehabten Traum mit, den
man mit lebhaftem Interesse auf
nahm. "
Etwas früher akk- die übrige Gesell
schatt brach sie auf weit sie sich als
Vorortbewohnerin nach dem Fahrplan
richten mußte-— Sie hatte Glück und
traf ein leeres Abtheit-, in welchem sie
—
sich während der Fahrt ungestört ih
ren Gedanken hingeben konnte. Vom
Bahnhof bis zu ihrer Wohnung hatte
sie noch einen Weg von etwa fünfund
zwanzig Minuten zurückzulegen.
Schnellen, jedoch nicht hastigen,
gleichmäßigen Schrittes strebte sie vor
wärts. Die Straße war menschen
leer, jedoch in ihrer ganzen Ausdeh
nung genügend erleuchtet. Nachdem
sie einige Minuten gegangen war,
hörte sie auf der anderen Seite einen
Männerfchritt, der immer in gleichem
Tempo mit ihr niarfchirte.
Jetzt iiberfchritt der Mann den
Straßendarnm und hielt fich in einiger
Entfernung hinter ihr.
Die Sache fing an, ihr unbehaglich
zu werden. Sie wechselte das Tempo,
der Mann that dasselbe und kam ihr
nun näher und immer näher.
Plötzlich durchzuckte sie ein Gedanke:
ihr Traum!
Zugleich fuhren Ihr alle die heute
Abend gehörten schaurigen Geschichten
warr durch den Kopf. Sollten Träume
wirklich — —«?
Aber nein, sie wollte den Mann zur
Rede stellen und sich seine Verfolgung
energifch verbitten.
Zwar — es war niemand sonst in
der Näh-; sie fing an, ängstlich zu
werden. Trotzdem wollte sie sich um
drehen, um sich den Menschen wenig
stens mit einem kurzen Blick anzuse
hen. Da — wag war das? Sie konnte
den Kopf nicht wenden! Es ging ab
folut nicht!
Ihr Traum!
Der Schritt des Verfolgers fing an,
sich ihr immer mehr zu nähern. Eine
wahnsinnige Angst ergriff sie. Mit
hastigen, unsicheren Schritten eilte sie
vorwärts-, slacterndes Entsetzen in den
geradeaug gerichteten Augen.
Sie hatte das Gefühl, als ob der
Mann sich jeden Augenblick auf sie
Hut-sue qucuy ssc gluuulc suzun »u
Blitzen des Messers zu sehen.
Die Knie bebten ihr, pin Schüttel
sroft durchlief ihren Körper. Sie
wollte schreien, aber sie konnte nicht.
Immer weiter ging eg, der Athem
drohte ihr zu versagen. Noch eine
Straßenkreuzung — und dann tam
ihre Ecke! Schnell um diese Ecke, nun
noch ein paar Häuser, quer über die
Straße — und sie stand vor der klei
nen Gitterthiir zu dem Vorgarten, den
sie noch durchschreiten mußte.
Mit zitternden Händen suchte sie
den Schlüssel in den Taschen —- sie
fand ihn nicht. O Gott, und schon
wurde wieder der Schritt des Verfol
gerg hörbar! Da —- endlich — hat sie
den Schlüssel. Nun schnell öffnen!
Aber die Finger versagten fast den
Dcenft Bedentlisetz näher iomrnt der
Schritt, er muß schon die Ecke passirt
haben· Verzweifelt faßt sie den
Schlüssel mit beiden Händen, endlich
springt die Thür auf.
Schnell ist sie hinein und hat die
Thür ins Schloß geworfen, ohne sich
Zeit zu nehmen, sie wieder zu ver
schließen, dann durcheilt sie den Vor
garten und springt die Stufen zu der.
Hausthür hinauf.
Aber nun muß sie erst wieder den
zweiten Schlüssel suchen! Fieberhaft
wühlen ihre Hände in den Kleidern,
während sie den Mann schon an der
Gitterthür hört
Sie sucht noch ——- da geht die Git
terthür auf — Schritte aus dem Kies.
— —— Großer Gott, der Mann ver-«
folgt sie bis ins- Hau5, sie ist verlo
ren!
Jetzt —- der Schlüssel —--— hinein ins
Schloß —— die Thür ist offen — sie .
hinein.
Aber der Mann ist schon die Stu
sen hinaufgekommen und legteben die
Hand aus die Thürtlinte.
Sie ist schon aus der Treppe und
blickt —- zum ersten Male ·—— rück- »
lsuktps UU Ins-,- Iu un »Es syukpuykssk
jeneg sunielnde Augenpaar, ein halb
erstickier Schrei entringi sich ihrer
Brust, die Sinne schwinden ihr, nnd
dumpf ausschlagend sinkt sie zu Bo
den.« -—
Doktor Webler hielt inne. Alle
hingen gespannt an seinen Lippen.
»Weiter —— iveiier!« drängte man.
»Das Poltern des ausfchlagenden
Körpers weilte die Bewohner aus ih
rer Ruhe, sie erschienen aus der Treppe
und brachten die ihnen wohlbekannte
Dame in ihre Pohnung wo sie med
rere Tage info ge der auggestandenen
Angst und Aufregungde Bett hiiien
mußte.«
»Und der Veesolget?«
»Den half getreulich bei dem Rei
tungsweri init Er wohnte nämlich —
seit Z i Tagen in demselben Hause
esne keppe hoher und wollte ganz —
geglofi» nach Hause gehen; Jch selbst
Fuss-«- - -
- - WO-;
« Ismene-.
Rim ist die Weil ein goldenes Son- »
Uemneet .
Und alleFreuden sind daiin zu Haus
bfullen iauilzei d jeden Winkel aus«
lntnd spielen mit -den Winden hin und. .»
H- s» ick «,
Aus 7 jedem Hglm blinlt Lust Und»
— GJliicllichJsein ,
Und tvo sonst Trii zer, hell ein Blüm
- kein schaut, .
Und schaut DiJ an, wie Augen einer H
rauix . .
Und« alles lebt! Lebt, um Dir lieb zu
sein. .
Man darf den Menschen am wenig
sten die Freude verderben, die sie einem
machen wollen.
ZEISS-L
" Uns alter sie-einführte.
Ein seltsames Schauspiel, eine ro
mantische Auferstehung ferner Ver
gangenheit, bot sich unlängst für die
Bewohner einer Reihe Plätze iin
Staat Washington und auch in Ge
genden weiter östlich
Man sah in einem echten altmodi
schen »Prairie - S-chooner«, der von
zwei gelehrigen Ochsen gezogen wurde,
einen graubärtigen Mann nebst seiner
Familie-; Der Mann war aber lein
Buhmer, welche nach neu zu eröffnen
dem Heimstättenland irgendwo im
Nordwesten strebte, sondern es war
kein Anderer, als der frühere Pionier
Erza Meeker, bekannt als »Hopfenkö
nig des Nordtvestens.«
Er war im Jahre 1852 von Jn
dianapolis aus über die berühmte alte
Oregon-Fährte in einem »Prairie
Schooner« nach dem äußersten Westen
gewandert, und längst trug er ein leb
haftes Verlangen darnach, diesen gan
zen Weg unter möglichst den gleichen
Verhältnissen nochmals zu machen und
dabei die Führte, zum Gedächtniß der
Nachwelt, durch Pfosten zu bezeichnen.
Seinen früheren Zeltwagen hat er
zwar nicht mehr; aber er ließ sich den
jetzt benutzten eigens für diese Tour
bauen, und zwar soweit wie möglich
aus Theilen solcher Wagen, welche
thctsächlich in den 50er Jahren; be
nutzt worden waren. Und besonders
sah er darauf, daß der Wageufond
wasserdicht für das Ueberqueren .-. von
Strömen gemacht wurde.
Diese merkwürdige Tour, deren
Dauer auf insgesammt etwa 8 Mo
nate bemessen ist, war nach den letzten
Bericht-en noch nicht zu Ende Und sie
bereitet Herrn Meetcr und den Sei
nen riesigen Genuß· Sie hat aber auch
allgemeines lulinrgeschichtlickes Jn
teresse «
« An iener Fährte selbst, dir-S Gestade
des Columbia- and des Stintei Flus
ses bis nach den Quellgelvässern des
letzteren hinauf, durch zden South
Paß und den Sweetwater-', den« North
Platte nnd den Platte-« Fluß hinab «u.
s w. hat sich nicht gar Viel geändert:
die Scenerien wenigstens sindkso Ziem
lich dieselben geblielen « -ter ch hnt
Alles einen zahneren Antcichs clber
Herrn Meeter’s Angehörige - werden
diesen Unterschied nicht bemerken und
wohl unnesiihr denselben Eindruck von
der Tour betont: nen, wie Herr Meeier
ron seiner nrsprunalichen Und dieser
kann immerhin in der Erinnerung
qanz wieder die alte Zeit dir sich er
stehen lesen
Seinerzeit kvnr diese Tour eine
höchst strapaziöse nnd cefiihrlichel
Wilde Jndianer bedrohten die Partie,
die ans ztoeiAbtheilungen bestand,
einer von 24 Personen unter Füh
rung eines Mrnnes NamenI Hunt
nnd einer von nur einem Halbdutzend
Personen Beide Abtheilungem durch
einen reißenden Strom getrennt und
lange in nnwirtissamer Wildniß unt
he rirrentr "—-— bei dem ver-zweifelten
Versuch, über die Continental- -Wasser
scheide nich den Quellgewässern ir
gend eine- Flusses zu gelangen, der
sie nach dem«Stillen Ocenn führen
würde —, geriethen in die schwerste
Noth Und konnten sich nur durch dag
Schlachten sast aller ihrer wenigen
Pferde nnd Hunde, die sie sonst noth
wendig brauchte::, ror dem Verhun
gern schützen.
Als nmn nahe diran we r auch du«
letzte Pferd zu schlachten —-— schon
l).;tte man Suppe aus alten Mitten
sins gemacktlxsps Und damit sich viel
leicht in ein-e höchst perhängnißpolle
ane zu bringen, stieß man endlich
auf ein Jndianerlaaet, und ,nm Glück
Waren es keine mordlustinen Rath
häute, Don deren Thatrn manche ac
itleichte Knochen in der Wildniß er
ählten, sondern sie halfen so gut sie
önnietn Tief im Winter erteichie
die wiedervereinitte Pariie die Quell
geioässor des Sn.·tefiusses nnd schlief-,
iickt den Stille-I Ocean. -
Die Fährie wurde eine-r der Haupt
vege für die großeWanderbewegmtg
nach dem Westen, nnd es lohnt sich
iie dürch dauernde DenktniileT iraenb
oeichec ·Ari zu bezeichnen Es ist
schon denan dsie.Rcd-, diesen Plan
Ilk allgemeine Sache auszuführen
nnd etwas Haltbakeres aufzurichten
11.6 Ezka Meeieth Holzpfoiten !
-·-——--.-d··6st-—-«
·Her·kfchaftö·lofe Geführt-L
Jtn Gegensatj zn anderen- soge
nannten Ureintvoliitern Amerian sind
IicESlimog beioit ess dadnrch bemer
iensweri, dtjtß sie ieine Häupt
linge ciben nnd in ttnvenindettein
Natur u
and yhne Gefdie iebeiy — s.
Muster enemåen wel n iheeeigetie
Britji geegf sides bwohl Inianckel
LIMan inehi ittii ·inaiirielle·n Giiiern !
siegneit sind ais endete, herrscht int
einigen volle Gleichheit nnd Frei-i
kRackjs Id·et·tt übereinstiinmenden Zeug-·
niß von Forsche rn, wie Dr. Salagei,;
C.apt Halm, Jianfen ti A bewähki
sich dieser hatfchaftslofe Gesellschafts
Instand bei den Esfitnos mit da th
Ileirh eine ishr weitgehende Brüderi
lichieii und geinenieiiigeö Ajuöholfeit
besteht-; toie man es Inder-Zwei höch
stetig unter ganz nngewöhniichen Bot
Mitwifo weicht einfach dazu zwin
gen, ins jetzt- heoåachrei dass Der Es «
iimo ist von Haus ans die Feiedliele
nnd Aufrichtithit seniin TiMit Be
dauern ist ntsr hinznzljsstgens das
Libetull wo -·et mit det modernen CI
vitifution in Vettiindung käm alle
Diese seine Botziiae erstorben find,l und
It fich faft tin-.- die civilisatorischen
Laster aneignei.
dewweitxs -:- :.s. s
»Es eibt zwei Dinge, die wir nie
ergründen werden-, meine Hereeiix dag
«ist erstens« die Unsterblichkeit der
Seeie, zweiiens meine Frau «
-'—.,—
Schlatt . .
Kaufmann Cals der kleine Moritz
durchaus aufs Karoussell will):
«.,,Wozu brauchst Du Dich erst auffs
Karoussell zu «,setzen Mor-.itz«l . . wo
sich ja dreht die ganze Erde?« ·
Der Pantoffelheld.
»Da lese ich, daß bei so einein Kriege
gleich fünfzigtausend Mann auf ·"eiisi
mal einberufen werden Ich be
greife nur nicht, wie man da die ZU
fiimniung all der Frauen erlangt « -
Sein Wunsch ist trittst «
. Bumniler, welcher hinausgewckrfen
wird: »Mein ganzes Leben lang Hab’
ich mer gewünscht, mal zu fahren init
ner Fluginaschine, jetzt habs ich doch
ne kleene Vorstellung« «
- Die Hauptsache. v « , -
Photograph: ,,Wiinfcht der Herr
Oekonom ganze Figur odee Brust
bild?« "
Gitgi:- ,,Ah,- gnngaS zu . . .
Brustbild! «Wo i« «do’"exira meine lan
gen Stiefel n’zogen hab-U« «
-« - Seh-neus. JJg .
,;Jhte Uhr gkht ja eine ganze
Stunde vor-« ·
»Ich weiß, inein Mann hat etzt
nämlich eine andere Stelle-, wo er, eiaitt
wie früher um neun Uhr, fchon uin
acht Uhr anfangen muß, und da habe
ich die Uhr uin eine Stunde vorge
rückt, damit s ihm nicht gar so schwer
fällt«
T . Keine Gefahr
; ,,Se«chs Mal hat der· Reserendar
lheute Abend ichon inii Jhree Fkaii
geianzi und keßt schen sie Bea
und flüstekn. Beunruhigt
nichi?« « .
B michs-F Rentierj DIE-; wp,;. da
kennen Sie meine Fran schiecht Ess- die
läßt sich nich-i annuknpenW zj J
Dai- variim Schiller
Frau-Meiner ,,Jinmer noch« JUng
-geiell’, HerrAssessvr?« E ."·
F Assessor: »Jamoljl, gnädigesFraU
HSie wissen ja» Schiller sagts DtUm
prüfe, wer sich ewig bindei!«
« Frau Meyetz »an recht abe! mir
scheint-, Sie handeln so, als ob es ge
sagt hättet Drutn priise ewig; ther sich
bindeil«
Emechuiisimppi ;
»Es toiid fi erT eine Zeit kom
men, wo es nur no Vegetärier giebt,
denn Hiese Lebensweise allein veebiikgt
Gesundheit und langes Leben!«’««
, Bd JAber wie kommt est denn Wenn
das Ihre UebeizeUgUng ist, »daß Sie
irotzdem hier jeden Abend Jht 5Einmis
sleal e-ssen?"
( A-«. « »Weil ich lebenZUiilde binl'«
. Vom Kaiekncnlivi ,
Setgeant »Leute, wenn ich Euch fo
schlapp und. dämlich dastehen sehe, bin
ich allerdings auch für die Abriiiiungl«
» »- Die«·idanptsache.
» Frau A.: »Sie gehenschon wieder
ins Theater?«-«Jch- denke. Siehaben
das-Stück schon gesehen?«
. Frau B» . »Ja aber noch nicht it
meinem neuen Kleid!«
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» Galantet Tkost
»Sie waren heute den ganzen Abend
io ernst, gnädigeJ Fräulein, als ob
das aanze Dafein Sie anwidre?«
·,,4«llun, glauben Sie nicht, daß das
Leben ein Unglück ist?«
..,Ein Unglück-Z Aeb allerdings!
Aber lrösten Sie· sich! Wenn man bei
einein Unallick mit solch zwei blauen
Angen davonkommt, dann kann manp
schon ertraqu « «
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