Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 17, 1906, Sweiter Theil., Image 13

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    No. 220. Am
seit in dieHahl
is an die
Stehtsch die
?lhperie« « ges
starr. Z yen
jeden cEuan
von die Muh
sick gehört un
hen auch ganz
genau gewißt,
daß mein Törn bald komme is.
Mit einmal hat emand an mei
Dohe enaikt und agt: »Mäddem,
mache e sich reddig, Sie sm neckit.«
Es war e gutes Ding, daß ich reddig
war; ich hen mich nur noch schnell mei
Jehs e wenig ussgesickst mit e wenig
I ander un e wenig Nuhsch un dann
sin ich augeit an die Stehtsch Es
is mich do e wenig schenierlich ge
wese, awwer wie mich die annere
- Members von die Kompenie gesehn
den« doh en se in die Händs gekläppt
un hen gesagt, ich deht auteseit gucke.
Do hen ich widder e wenig Korretich
ussgepickt unw eii grad mei Stichwort
komme is, do sin ich grad in die Mii
tel von die Stehtsch gesteppt un hen
meine Leins esuuge wo geheiße ben:
»Weil du bit so verdorwe is meine
Lieb storwe.« Jch hen das mit en
arig chiine Triller gesunge un die
ganze Ahdienz, wo aus die Membersclk
un die Stei;tsch-diinds un das Ohrfe
stra konsistet hat« die all hrn gekläpvt
wie krehsig un der Thiereckter hot ge
sagi, wann ich nii e geheirathe Frau
wär, dann deht er mich in Pobiick en
Riß gewwe. Jch skn so entußjastici
gewese, daß ich gesagt hen: »Weil,
wann Se Jhne Jbre innerste Gefühle
nit unnerdricke könne, dann ge ehett."
Er hot awwer geia t, er deht nit
stible ais wann er ich Trubel mache
sollt un is dann weg gange. Was
mich awwer am mehrschte gepließt
hot, dos war, daß die Behsdromm zu
mich komme is un Hände mit mich
geschenkt hat« Er hot gesagt da;
wär der größte Genuß gewese, wo
er for e lange Zeit gehabt hätt un
zivische ihne un mich kann ich Ihn-e
auch noch sage, daß er zwei Tiers aus
seine Auge geskwiest hot, die ware sc
dick wie Kuhksunmerekern Well, das
Riehörsel is dann weiter ginge un
mer hen alles zu skn aris. gute Abs
schluß gebracht. Ter Professor bot
en arig niete kleine Spietich an uns
gemacht wo et uns gedankt hot un
wo er dann gesagt bot, wann mer in
die Persormenz nur halb sc« gut wäre,
dann wäre sei Giiia gemacht; er deht
die ganze Kompenie mit an die Rohr
nemme un deht uns königlich bezahle.
Wenn er dann niit uns dorch wör,
dann könnte mir Jngehtschments in
die größte Aperic-.5iompeiiie2 kriege.
Dann sin mer heim gange; ofs Lobi-L
hen mer uns ers-ist widder in unsere
ordinehre Suhts gedreßt. Von dei:
nächste Da an, hen die Ettioerteises
nients getart. An alle Kornerscts
ware Bills gepoljstet fo groß wie e
Haus un in die ganze Zittie is von
nicks annerschter retahkt irorde wie
vor. die Ahperie. Qfs Rohr-s is kein
Name von die Vlhrtift ·:e:nenschend
worde un das bot uns grad geticke::·
An en schöne Obend-hot der Phil,
was mein Hostend is. zu mich ge
sagt: »Ich will froh sein, wann enc
lich emoi dei Ahperie-Bißneß iwwcr
is. Jch hen die ganze Zeit nieks ge
sagt, awwer jeßt kann ich dich soviel
saigg daß ich von den ganze Bißneß
si un teiert tin. An die san-e Reit.
wo du die irehsigeEidie besi, eAhpe
tiesmger zu sein, hen ich noch kein
diesenie Miel gehabt. Dreiviektel
von die Zeit, ma: das Dinner ver
kennt un das Innere Verte! von die
seit hen ich kein Sopvek esse könne.
itohs ich kann seine Kohle beisse un
mehr wie Kohle is es doch nit· Ur
for den Riesen sag ich dich keit hier«
, Wann nit verdollt schnell en chbehnsch
· komme vag, dann black ich das ganze
Thieheier ißneß un sage, ich geivwe
nit meine Permischen.« Mistek Edi
ihok, ich sin Doch crig geschiehtt ge
wese wie der Phiiipp den Weg getahtt
hob Jch hen ihn ja nit blehme
könne, daß er so aefiihli hat, awwer
von die Ahperie hätt ich nii Felosse
un wann et sich von mich hätt
mache lossc. Ach, for warum hen nit
WT
for die Kunst? Dann könnt met doch
anz anneeschtee lewe un es wiie e
Freud an die Welt u sein! Jch hen
oviel gesehn, daß e bes hot geschehn
müsse. Awwer wus? Wann ich noch
mit die Wedesweiletn än freundliche
Tehrms wär, dann hätt ich die ge
fragt, daß die demillie bei sie esse
könnt, awwer wiss war, is da dran
nit zu dente gewese. En Kuc! heim-»
dazu hen ich auch nit geiiihlt un ei
tell fuh, ich sin in e böse Ficke gewese.
Jch den gesagt: »Phil, ich will dich
emol ebbes sage; ;ch sin arig faetie,
daß du den Weg tomplehne duhst un
daß »du at teine Kansiddeeehschen
zei e duht, wenn deine Frau dazu
ten e duht, daß unser Name berühmt
werd. Wann vie Ahpetie vorbei is,
dann wek’n alle Mensche ron uns
spreche un alle Pchpergch poblische mei
Pickschee un oss Rohr werit du dann
au gemenschend un ich denke, das is
do auch ebbes weeih un verdolli
mehr, als wann die Leut dein Name
menschene un sage, ach, das is der
Feller wo immer bei den Wedesweilet
Horte dugh oddet im Beste Fall: ach,"
du mein den, wo den Schnusfiobiicke
bei die Tonn taufe duht. Sieh, ich
gehn dich en Name mache un daß sollst
du epprieschjiehtr. « Do hot der toffe
Feller gesdktc »Ich geb gar nicks drum,"
was du, odder was die Piebels von«
mich denke duhn. Mein Name, den
ruhn ich schon seit meine früheste
Kindheit wehte un wie jeden Narr
f-ine Kapp gefällt, so gleich i mein
Yame am allerbeste. Was i will,'
:.-.i .-k-—4-- Q.-At-- ·--- uns
UUI II I- UIGIIIILDY JJUIILI III IIIIIII
ich das nit kriege, dann vehg ich en
Faß, wie er in die ganze Weltge
ichicht noch nit erlebt is worde. Jch
sin von das Koixiediante Bißneß sick
un teiert un ich sin TSchnitt-, daß du
besohr lang, denselire eg fühle duhst.
E Guhs belangt nit in den Parlor,
die duht in den Guhspahnd belange
un du besser duhst zu dein Haustieping
tende un läßt annere Piebels die Ah
perie konne. Ennihau, will ich aw
wer, daß diesend gekocht werd un jetzt
weißt du wie ich in den Kebs denke-«
Ich kann Jhne sag-, es hot mich put
tinier mei Herzche gebroche, wie der
Pbil den Weg aetahtt hot un ich duhn
wiiche, es wär schon alles- iwwer.
Ach. die Kunst is doch nit immer so
schön wie mer dente duht un mir
arme Abrtists müsse schrecklich sofferr.
Mit keste Riegards
Yours
Lizzie Hanfstengei.
Im Zweite-L
Herk: »Wie alt sind Sie. mein
Fräulein, wenn man fragen darf-?«
« Fräulein: »40 Jahre."
Herr: »Und da denlen Sie ans Hei
rathen?!«
Fräulein: »Wie soll ich das verste
hen, —- meinen Sie schon oder erst?"
Ein Dulden
Onkel: »Alfred, Alired, wenn ich
so viel Schulden hätte wie Du. ich
alaube, ich tönnte keine Nacht schla
sen!'«
Neste (,zerlnirscht): »So geht mir’s
ia auch —- und da wunderst Du Dich
noch, daß ich immer so lange in der
Kneipe sitze!«
Er bat auch recht.
Bankier lzum schriststellernden
Sohne): »Harm, laß ab von der brot
losen Kunst und fang an ä Geschäft.
Du weißt doch, Geld regiert die Welt!«
Harm: ,,Geld? — Der Schein re
giert die Welt, sagt Schiller!«
Vater: »Na — Schiller hat auch
recht; is a Tausendmartschein kein
Verschuva
Richter: »Sie sind befchuldigt, in
die zum »Vertan gebrachte Milch
Wasser gegossen zu haben und noch
dazu fchniutziges, schlechtes Wasser!«
Bauer: »Das ift ganz gemeine Bek
leumdung. Mein Brunnenwasser ift
das befte itn ganzen Dorfe!«
Der Glut-kopf.
Hausirer: »Vielleichk ’ne Haarbiirfte
gefällig?«
Gast: »Sie müssen doch sehen, daß
ich dafür keinen Bedarf hast«
Hausirer: »O, Sie können gleich ’ne
unfehlbare haaretzeugungs - Tinktur
für 75 Pfennige dazu bekommen!«
L
Gefährlich.
’- M
Wikth: «Gleich bebst den Stuhl Auf- Girgl . . . . die Beine laden ja
förmlich zur Naufetei eins-«
t—FTji IRS-. —
Ournoresie von France-Z Küipe
chroth vor Eifer trat Minchen
»Da elmeier vor ihre Schwester Chri
-stine, strich sich mit beiden änden
den grauen Scheitel glatt und eufzte:
»Na, syeweit wären wir, die Stube
ist in rdnung, Tinings, — fehlt nur
noch der Pensionär. Bin ich aber »ge
fpannt, wen wir da betommen!«
Tining sah fie ein wenig säuerlich
iiber ihre Brille hinweg an. »Tu
l’as vonlu, George Dandin!« sagte
sie gewichtig und strickte mit verdop
peltem Eifer weiter, daß die langen
Nadeln nur so tlapperten
»Aber Tining!« rief Minchen kläg
lich, »tbu’ doch jetzt nicht so, als wenn
dich die ganze Sache, der Pensionär,
meine ich, nichts anginge! Haben
wir nicht alles sorgfältig überlegt und
besprochen? Sind wir nicht beide in
einem gesetzten Alter, wo ein junger
Mann unseren Ruf . . .«
,,Allerdings!« unterbrach sie Ti
ning mit unerschiitterlicher Gelassen
heit. Vielleicht ist’s aber ein al
ter rheumatischer, unliebenswiirdiger
Griesgram, der uns unser gemiithli
ches Leben nur sauer macht, ohne uns
die erwartete Abwechslung zu bieten.
Mining.«
Minin stellte sich in Positur.
Dann ne men wir ihn einfach nicht!«
rief sie kriegerisch.
»So, was trittst du denn sagen,
wenn der Griesgram nach den Grün
den fragt? Zu flunkern hast du, Gott
sei dank, noch nicht gelernt. Dass
Zimmer ist in der Zeitung angezeigt,
und im Fenster hängt noch zum
Uebersluß der Y.lteldezettel.«
Jn diesem Augenblick wurde heftig
geschellt. Minin stiirzte in peinlicher
Atejreguna zur - Hiir und»öffnete.
Ui llc Lcllckilimmh Mc IicH lll lylck
Höhe überfchl11g, sagte schüchtern:
»Hier wird ein P: usionär gewünscht,
nicht wahr?«
»Gott sei dani, der ist jung und
sicher kein Griesgram!« ging es blitz
schnell durch Mining s Kopf
»Jawohl, mein Herr« sagte sie
freundlich, »bitte, treten Sie näher.
Jhr Name?«
»Carlo Kempinsiy«, sagte der
junge Mann hastig. »Tai-f ich das
Zimmer sehen?«
Geschäftig ging Mining zu ihrer
Schwester hinein und warf ihr einen
iriumphierenden Blick zu.
»Meine Schwester, Christi-ne Hasel
meier, Herr Kempinsty...«
»Carlo Kempins!y«, korrigirie der
bescheidene junge Mann
»Sie sind wohl Schgnspieler2«
fragte Fräulein Christine mit hoch
gezo enen Augenbrauen
as wohl nicht, ich bin aber fo
zusagen auch ein Jüncer der Kunst
—- ich bin, hm, Ko is. «
,,Statist?« fragten beide Schwe
stern verwundert.
»Kopist«, wiederholte Carlo Rem
pinsih mit einer schwungvollen Arm
bewegung ,,Maier! Jch lopire in
den Gemäldegallerien alte Schmöter. «
»Seht angenehm«, sagten die bei
den alten Fräulein zeremonielL ,,Alio
Sie wünschen das Zimmer zu sehen?«
Mining ging mit dem Schlüssel
bunde voraus: Carlo Kempingtn
folgte respektvoll, nnd Tining schlos
den Zug. Freudig erregt schloß Mi
ning die Thür auf.
Ein sauberes Zimmer mit rothen
Vorhang-un einen Linoleumteppicis
einem gemiithlichen Sofa, zwei Lehn
stählen, zwei Ti« Iiren, Kommode und
Schrank zeigte sich feinen erwartungs
vollen Blicken. Das Bett und der
Wafchtifch waren durch einen rothen
Wandfchirm sitiies verhüllt. Die
Stube machte einen überaus anhei
melnden Eindruck.
»Aber das -.st ja ganz reizend.
rief Cirlo Keinpinsih begeistert.
»Ja, es ist nett«, nickten die beider
Schwestern »Der Ofen hält anst
recht warm, jetzt zur Winterzeit wer
den Sie das angenehm empfinden.«
n»Und die Verpfleaung9« Carlo
----- Ik csfl h-- »..Iu--k4
«
- Ink- IIF I.-so, su u who-s Uslshdse us «
slehendem Kinderausdruck aus seinen
hjbschem blauen Augen an
,,Mvrgens Kaiser mit Butterbroi.
auf Wunsch zutr- Friihstiick ein Gla;
Milch und Eier Mittags drei Spei
, sen, um vier Uhr Thee und um acht
Uhr Abendegem eine warrne Speiie
und kalter I ufsckknitt«, leicrte Frau
lein Mining geschäitsmäßig herunter
so, als habe sie in ihrem ganzen Le
ben nichts anderes gethan.
Carlos Augen wurden immer gri
ßcr und entzückter.
»Aber das-— das ist ja großartig!«
sagte er endlich ausJoller Brustf
»Und-»der Preis-, wenn ich bitten
darf?«
»Fünszehn Mart siir das Zimmer
und vierzig Mark die Betöstigung..
na, sacen wir fünfundbreißig Mark «
Das Antlitz des jungen Mannes
beiickte eine tiefe Enttäuschung aus.
»Es hätte mir alles herrlich ge
paßt«, murmelte er, »aber meine Mit
tel sind, hni, leider. .." Er stockte.
»Ja, billiger können wir's Jhner
nicht gebeut« sagte Fräulein Tining
stoi ch.
inchen singirirte in der Luft
herum. »Na, vielleicht« .·« sag te
sie gutmüth und sah ängstlich bit
tend ihre chtvester an, »wenn Sie
Abean auf die warme Speise unv
die Milch zum Frühstück vers ichten..
sagen wir also rei ig Musik«
»Mit dem immer-I« fragte
Carlo Kempinsth armlvs».
»Ohne Zimmer!'« schloß Minchen
kedauernd.
Ein wehmuthsvvller Seufzer —die
—
MMWHM
wirklich erbaeinungswiirdig betrübt
drein. »Ich hätte mich unendlich
wohl gefühlt kei Ihnen, meine Das
men!« murmelte er. »Es hat nicht
sollen sein!«
Niedergeschlagen ging er. Rathlos
sahen sich die beiden alten Fräulein
an. »Ein lieber, junger Manni«
sagte Fräulein Minchen traurig, »so
einen bekommen wir nicht wiieder.«
»Hm — abwarten!« grollte Tin
en.
Um die Abendmahlzeit wurde aber
mals gesehellt.
Ein großes Packetwurde in die
Thür geschoben.
Für die Dnmen Haselmeier«,
sagte eine leise Stimme.
»Hast du etwas bestellt, Tining?«
fragte Mining neugierig.
»Nicht, daß ich wüßte«
Mit fliegenden Fingern riß Fräu
lein Minchen an den Schnüren. »Ein
—- ein Tannenzweig!« rief sie athem
los, »und sieh’ nur, dicke Stearins
iichtstrümpfe sind mit Bindfäden dar
an befestigt — Orangen und Nüsse
und Naschwert!« jappte sie —- »und
sieh’ da hängt ja auch ein Briefchen:
»Den verehrten giitigen Damen Ha
selmeier — ein verspäteter Weih
nachtsgruß von einem, der so gern
Ihr Pensionär geworden ioäte.«
Minchen’s Augen füllten sich mit
Thränen. Nein, wie rührend!« seufzte
fie. Das ist aber ein goldene-s Ge
iniith. Und nun hat der arme Mensch
auch noch Ausgaben gehabt. Sahst
du, Tining, wie dürftig fein Anzug
war?«
O ja. Tining hatte alles genau
geschen, aber sie mochte es nicht zu
geben ——noch mehr, aus irgend einem
unbekannten Grunde verhärtete sicli
ihr Herz gegen tLarlo Keinpinsly unis
fchalt sich dafür insgeheim bösartig
nnd hartherzig. Ta entdeckte sie now
ein zweites Briefchen: Fräulein Ebri
fiine Haselmeier überschrichen
»Es wär’ zu schön gewesen« d’rui.i
hin-. »H« Ism- MM feind darin
,,E.rinnern Sie sich, verehrtes, gütiaes
Fräulein bei diesen Worten des Jhnert
elzrerbietigst ergebenen Carlo Kern
pinsty.« » »
Tining war es gelungen, diesen
Brief vor ihrer Schwester unbemerkt
zu estamotiren nnd heimlich zu lesen.
»Der dumme Fratz!« brummte sie
gutmüthig. »Warum sollt’s denn
nicht sein?« ,
»Was denn, Tining? fragte Mi
ningz neugierig.
».lch, gar nicht-J, geh’ zu Bette, alte
Schwester.« «
»Aufgeregt ging Mining Hatelzi
meier zu Bett, konnte aber lange nich.
einschlafen. Am nächsten Tage war
ihr Geburtstag; Tining stand in aller
Morgenfrühe auf und hatte viel zu
ordnen und zu schaffen.
Als Mining in’s Eßzinrmer trat,
blieb sie wie versieinert sieben. Auf
ihrem Platz, mitten vor einem präch
tigen GeburtstagztringeL saß —
Carlo Kempinslh. Seine hübschen
lslauen Augen strahlten sie glückselia
an.
»Ah bin wieder da!« sauchzie er.
» ining«, sprach Tining würde
voll, »sintemal und alldieweil du heut
Geburtsta. hast, so schenke ich dir un
seren PenFioniiU wenn er sich ordent
lich aufführt und wir mit ihm zu
rieden sind, so magst du ihn mir zi
meinem Geburtstage wiedersehenken
Wenn nicht —« sie sah Carlo Kern
pinsty schalkhast drohend an — »sc
fchmeifzen tvir Sie mit vereinters
Kräften hinaus, Herr Carlo, und
dann helfen Jhnen keine nachträg
lichen Weihnachtsgriiße oder Tannen
zweige was!«
,,Tinina!« sgxris Minins entzückt
und fiel ihr in die Arme.
Mit nassen Kinderauaen saß Carl-;
ermpinsky dabei und biß hungrig it:
feine Kringelschnittr.
W
Die Franzosen in Mars-sto.
Korrespondenz aus Tanger. Man
mag über die Franzosen denken
wie man will, eines muß man
» .
Ihn-n soff-no --- p- cm«--Il·« l--l.
--,- --«- wsj - syck Ist- s« JJSUDUVIU VIII-u
sie ihren Interessen geschickt vorgearbei
tet undthun esziioct). Fiir znich ist ek
nur eine Frage der Zeit, daß Marokko
ganz unter französischen Einfluß
kommt, wenn nicht gar französifche
Fiolonie wird. Es wird vielleicht man
chen Deutschen geben, der hier ein »lei
der« vermißt. Aber ich verzichte auf
dies »leider«, denn wenn ich auch ganz
gut erkenne, daß Marokko das geeig
netste Land wäre, unseren Bevölke
rungsiiberschuß aufzunehmen, so brau
chen wir uns doch nicht die Finger da
ran zu verbrennen, sondern können
ruhig abwarten, wie die Franzosen da
bei fahren, vielleicht können wir in ein
paar Jahrzehnten oder noch später in
diesem gesegneten Land auf ganz fried
lichem Wege ihre Nachfolger werden.
Sie haben nun einmal die theuer be
zahlten Erfahrungen mit den muham
medanischen Kolonien gemacht. Wir
können dort nicht mit ihnen konkurri
ren, aber wir können Lehren daraus
ziehen, und wir müssen es, wenn wir
unsererPolitik, die Inuhammedanifchen
Staaten gegen jede Vergewaltigung
von anderer Seite zu unterstützen und
Nutzen daraus zu ziehen, treu bleiben
wollen. Darum will ich kurz darstel
len, wie die Franzosen hier arbeiten.
Neben dem »Comit6 du Maroc« und
in Verbindung mit diesem bestehen
nicht weniger als vier mehr oder min
der gleichartige Unternehmungen, die
sadimtlich entweder vom Staate mit
namhaften Summen unterstützt wer
den oder hohe Beamten in leitenden
die die »p6ne5-tration pacifique" betrei
ben. Die französische Sprache wird in s
maurischen und jüdischen Schulen ge- -
lehrt. Die ,,Alliance israeslite univer- -
selle« hat hier das Hauptverdienst
Wenn es auch vom allgemein zivilisa
torischen Gesichtspunkte gut ift, daß
e i n e Sprache einer europäischen Na
tion gründlich betrieben wird, anstatt
mehrere oberflächlüsh zu lehren, so ist
es doch von unserem nationalenStand- ;
puntt aus zu bedauern, daß es gerade ’
die französifche Sprache ist. Die deut- e
schenMitglieder der »Alliance israölite« «
scheinen sich nicht rechtzeitig aufgerafft
zu haben, um Einspruch dagegen zu
erheben. Der Versuch, die deutsche
Sprache in Maroito zu verbreiten, ist
nunmehr leider wohl verspätet, und so
weit er bis jetzt zur Ausführung ge
langte, recht platonisch. Auch die eng
lische Abtheilung der ,,Alliance israe
lite« hat keine wesentlichen Erfolge
hier erzielt Die französische Spra
che ist durch ihre Verwandtschaft mit
der spanischen, die die meisten Juden
int Lande sprechen, ja auch die geeignet
ste. Für den Araber wird es ziemlich
gleich sein, welche Sprache er lernt;
seine Zunge ist durch die Laute seiner
eigenen Sprache genügend schneidig ge
macht, um sich jedes andereJdiom leicht
anzueignen. Meistens sind die Araber
auch recht gut fiir fremde Sprachen be
gabt. Hier in Tanger radebrechen fast
alle neben Spanisch auch Französisch
und Englisch, hingegen Deutsch fast
gar nicht. Das bezieht sich aver nur auf
denjenigen Theil des Volkes, der mit
den Fremden stündlich in Berührung
ist. Der gelehrte Araber hat keine Ah
nung von einer fremden Sprache; eine
solche wird auf der Universität in Fez
nicht mehr gelehrt. Es ist schon viel,
wenn einer, wie der ehemalige Kriegs
niinister Menebbi, beim Tennisspielen
englisch zählen kann. Jn Tanger gibt
eg- eine spanische und eine französische
Tageszeitung ferner eine arabische,
welche ganz in französischem Sinne ar
beitet, eine weitere spanische Zeitung
"(zweimal wochentcich), ein englisches,
ein spanische-Z und ein hebräisches Wo
chenblatt und eine französischeMonats
schrift für Musik. Jn Tanger, Fez,
Rabat und Uschda befinden sich fran
zösische Armee-Jnstrutteure, so daß die
Konserenzbeschlüsse, wenn der Sultan
ihnen noch beitritt, gar keine wesent
liche Verstärkung nöthig machen.
JnTetuan, einem der wichtigsten in
telleltuellen Mittelpunkte des Riffge
biete-T fehlt sowohl deutsche Post wie
deutsche Vertretung. Allerdings gibt
es keine Deutschen dort, aber auch so
wenig Franzosen, daß für sie allein die
mungen nicht in Frage gekommen sein
kann. Jm ganzen haben die Franzo
sen zwei tonsularifche Bertretungen
mehr wie wir. Unsere deutsche Post ist
der französischen offenbar überlegen.
Jn sieben Jahren hat sce genau so viel
erreicht, wie die Franzosen in 46 Jah
Franzosen die Maroktaner mit ande
ren Vertehrsmitteln bekannt. Bis an
die marotlanische Grenze heran haben
sie in Algier Eisenbahnen und Stra
ßen gebaut, und sie unterhalten sogar
Ufchda, der wichtigsten Stadt im
Osten des Reiches-. Mit allen unsiche
ren Elementen pflegen die Franzosen
freundschaftliche Beziehungen. Der
unterstützt.
Nordafrika erstreckt und dessen Groß
vater sogar den Versuch gemacht hat,
den Sultan zu beseitigen, ist französi
sische Ehrenlegion, ebenso wie die hier
Lin Tanaer lebenden Scherife, seine
Einrichtung der genannten Unterneh- «
ren, und sie dürfte ihnen bald denRang »
abgelaufen haben. Dafür machen diel
einen regelmäßigen Wagenvertehr nach »
Prätendent wird nur von Franzosen .
Der Scherif von Wasan, gewisser- .
maßen der muhammedanifche Papst«
dessen Einfluß sich über das gesammte ’
seh-r Schützling und trägt die franzö: ;
Stiesbriider, die, obgleich sie Söhne ei
ner Engländerin sind, im Fanatismus
das mögliche leisten, Die Franzosen
haben seinerzeit die große marokkani
sche Anleihe von 62 Millionen Franken ’
gemacht, die wir Deutsche hätten haben s
können. Daran haben sie, schlecht ge
rechnet, bereits 25 Prozent verdient.
Die Anleihe wurde mit 46250 Fr. aus !
den Markt gebracht und sieht heute aus l
534 Fr. Schiffe von sechs französi- ;
schen Linien laufen die marokkarpischen
Häsen regelmäßig an, sowohl an der’
Atlantischen wie an der Mittelwer
tüste; die eine Linie bringt sogar wö
chentlichen Verkehr-, die ander zwei- bis
dreimal im Monat. Außerdem ist
Marseille durch zwei englische lüber
Gibrciltar), eine deutsche und zwei ita- «
lienische Linien in häufigster Verbin- ;
dung mit Marokko. England, Spa
nien und Jtalien sind auch gut verbun
de-n. Wir Deutschen haben als regel
mäßige direkte Verbindung nur die
Ostasrika-Linie einmal und die Olden
burg - Portugiesische Dampfschisssg
rhederei zweimal im Monat. Unregel
mäßig kommen die Sloman-Dampser. s
Durch den Norddeutschen Lloyd, die s
Hamburg-Amerika-Linie und den Bre- s
mer Neptun haben wir über Gibraltar «
Verbindung. Eine regelmäßige deut
sche Linie entlang der marokkanischen
Küste fehlt. Die Oldenburg-Vortugie
sische läuft zwar die Häfen an, aber fce
gewährt keine Sicherheit in Bezug auf
Eintrefsen und Regelmäßigkeit, da sie
sich nur nach dem jeweiligen Frachtgut
richtet. Dennoch würde sich eine solche
Linie sehr gut rentiren nach allgemein
hier vertretener Ansicht. »
—
W
sischen Händen oder haben wenigstens
sranzösische Ausschriften und sran ö
sisch sprechendes Personal. Tiigfich
thut sich irgendein neues sranzbsisches
Geschäft hier aus. Es herrscht augen
blicklich eine sehr rege Thäiigleit unter
den französischen Speiulanten. Deut
sche Geschäfte, die sich direkt an das
Publikum wenden, gibt es hier über
haupt nicht. Nur —- natiirlich — eine
Identsche Bierstube bringt seit einiger
Zeit mit sehr großem Erfolg deutsches
Bier mit all seinen Konsequenzen an
JGemiithlichleit und Stumpfsinn unter
das durstige Bolt. Das handwerk,
bis aus einige französische Bäcker « und
Barbiere, ist in den händen der Spa
iniey Juden und Mauren. Es würde
sich sicher für einen soliden deutschen
Handwerker, -. welcher Art er auch sei,
lohnende Arbeit finden. Nur gehört
ein kleines Anfangstapital dazu und
wenigstens Kenntniß des Spanischen
oder Französischen. Marotlo hat ja
» den Vorzug, daß der Europäer unter
Iden Geseyen seines Landes steht, ser
; also vor unsicherenElementen denselben
JSchutz genießt wie daheim und viel-.
leicht noch etwas mehr, da die« einzeln-en
Europäer hier nicht in der Masse ver
schwinden können. ,
Die deutsche Regierung dürfte jetzt
die einzige richtige Politik Marokko ge
genüber eingeschlagen haben, soweit sie
sich gegen Frankreich wendet. Unser
Programm muß sein: Maroklo wird
eine internationale Kolonie unter Bei
behaltung der Hoheitsrechte des Sul
tans, mit absolut offener Thür. linker
:dieser Voraussetzung können wir die
Franzosen überall unterstützen, wo sie
Zivilisation hier verbreiten wollen,
aber wir müssen uns beizeiten unseren
Platz an der marokkanischen Sonne
sichern. Hat unser Handel erst einmal
noch mehr zahlenmäßig keiveisbare
Interesan wie heute, wo er erst an
dritter Stelle kommt, dann wird weder
im Jnlande eine turzsichtigeVertretung
die vielen Nullen hinter den hohenZäh
lern übersehen können, noch das Aus
land uns unser Recht zu bestreiten
wagen. Darum wollen wir unseren
Theil nehmen an der »Pensetration
.«.·« fis-.- —--«l--.. Os»;«---h
Hut-IIIqu · UUL August-St Abs-»san« b
rer könnte hier sein Glück machen Gibt
es doch sogar europäische Landwirthe,
die trotz des großen Risitos, daß ihnen
die Ernten einmal durch einen ausriih
rerifchen Stamm vernichtet itoerden,
draußen auf dem Lande, fern von den
anderen Nazarenern, ihr Schäfchen ge
schoren haben. Der Boden ist eben
reich und dankbar.
Bismarck im »Beste Larousse.«
Was in Deutschland der »kleine
Meyer« oder der »kleine Brockhaus«,
das ist in Frankreich der »kleine La;
s rousse« ——fiir Millionen die bequem
ste Quelle rascher Belehrung und im
allgemeinen ein vortreffliches Werk.
Aber wie national gefärbt, zeigt in in
teressanter Weise der Artikel »Bis
marck«, den die »Tägl. Rdsch.« sich
einmal angesehen und derdeutscht hat.
Er lautet:
»Bismarck (Otto, Fürst von), preu
ßischer Staatsmann, geboren in
Schönhausen (Magdeburg). Als Mi
nister des Königs Friedrich Wilhelm
1V. li) vonPreußen energisch und tha
tig, aber herrschsüchtig, dabei politisch
gemissenlos bis zum Zynismus, übri
gens von den Fehlern und der Unvor
sichtigteit seiner Gegner gut bedient,
beschloß er, die deutsche Einheit unter
preußischer Oberherrschaft zu begrün
den. Er eroberte von Dänemark
Schleswig und Holstein und gab durch
den Sieg von Sadowa Preußen den
entscheidenden Platz, den bis dahin
Osterreich innegehabt hatte. Der
Krieg von 1870——71 gegen Frankreich,
den er direkt provozirt hatte, wobei er
sogar diplomatische Telegramme
fallschte liillktnt »An-i tutsjfier des
( -..x tm«
siir ihn ein neuer Erfolg (!). Als
Reichskanzler suchte er darauf mit al
len Mitteln die kaiserliche Gewalt zum
Nachtheil des Volks-willens zu vergrö
ßern, indem er gegen die katholische
Partei den ,,Kulturkampf« lta giner
rosig-imst- du KulturkampO führte
und, um sich die Arbeiterklassen geneigt
zu machen, unbedenklich die Bahn des
Staatssozialigmus betrat (!). Jn der
äußeren Politik verfolgte der »eiserne.
Kanzler« einen doppelten Zweck: l)
Frankreich in Europa zu ifoliren; 2)
zu verhindern, daß Qesterreich auf die
deutschen Stämme wieder einen mora
lischen Einfluß gewinne, der Preu
ßens Allgewalt mindern könnte. Aus
diesem Grunde nöthigte er seine Bim
desgenossenschaft Oesterreich auf, das «
zu geschwächt und zu uneinig war, um
dem Nachbar widerstehen zu können.
Einige Zeit nach der Thronbesteigung
Wilhelm-H Il. mußte er seinen Abschied
nehmen. (1815——1898.)«
Solange die große Masse des fran
zösischen Volkes in dieser, gelinde ge
sagt, alle geschichtliche Wahrheit und —
Sachlichkeit mißachtenden Weise über
.Deutschlands führende Geister aufge
klärt wird, sind alle Bemühungen, eine
Annäherung der beiden Nationen her
beizuführen, aussichtslos-.
Wie ungerecht die Dinge manchmal
in der Welt verteilt sind ist daraus er
sichtlich, daß Kansas über Mangel an
Farmarbeitern klagt, während in
South Carolina acht Kandidaten sitt
sdas Gouverneuröamt laufent