Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 10, 1906, Sweiter Theil., Image 11

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    No. 219.. Jch
k a n n J h n e
sage, ich hen
jetzt ausgefun
ne, daß e
Künstlerin nit
uff Rose ge
bettet is un
daß se, wie
mer uff deutsch
W jage ouht, e
ganze Lati Truhel hat. Jn die erschte
Lein hen ich gar nit gegliche, daß ich
iwwer unsere Perforemnz gar nicks
hen sage derse; der Professor hoi ge
sagt, wann niemand wisse deht, was in
die Ahperie voriomme un wer mit
mache deht, dann wäre die Piebeis viel
mehr neugierig un viel mehr surpreist
un sor den Sockzeß von e Ahperie deht
das e ganze Latt ausmache. Das mag
"a ganz richtig sein, awwer denseibe
g, was hot mer dann for e Freud
an so e Geheimnißdhuerei. E Wam
men muß doch immer ehbes hen, wo
e ihre Freunde verzähie iann un wo
die sich dtiwwer ärgern un ich denke
enniweg is so e Sieirei ebbes arig
schönes, wann mer driwwer spreche
kanns oss Kohrö nur zu seine aller in
iiemsie Freunde, wo mer schuhr is,
daß se ? nii weggewwe. Awwer wiss
der Professor hingestellt hot, do hätt
ich nii gedehrt ebbes davon zu spreche.
Well, seitdem ich mit die Wedeöwei
lern den Krach gehabt hen, do hen ich
nit mehr so viel drum gewwe, bitahs
ich hen ja doch g:wißt, daß die’s un
ner die Leut bringe deht. Well, mer
hen fast jede Nacht e Riehoersel ge
habt. Einmol hen ich den Professor
gefragt, was er von meine Eidie halte
dehi. Jchhen nämlich gedenit, wenn
ich die große Arie singe, wo ’s immer
»trallala, trullulu, ha hi ha ho« gehn
duhi, do deht ich doch schuhr genug
en große Applans kriege un do hen
ich gedenii, wann ich do als Aniohr
das schöne Lied »Q, schöne Zeit« singe
Fehl. Do ho: er awwer gesagt: »Man
dein, sin Sie trehsig2 Jn dieser hier
Ahperie wer’n nur Sache gesunge, wo
ich tompohst hen un do is das Lied
autos Plehs . Jch kann Jhne sage,
ich hen mich leinder geärgert, awwer
mit so en Kompohser do is nit gut
Kersche esse un sor den Riesen hen ich
auch nicls mehr gesagt. Awwer der
haupt-Trubel is noch komme· Ein
Tag hot der Professor gesagt: »Leh-.
dies un Schentelmänner, heut Nacht
hen mer e DreßsNiehörsel; die Kast
juhms sin all da un sor Jhne," hot er
zu mich gesagt —- »hen ich auche Kast
juhm geordett. Also heut Nacht all
prompt da sein, plies.« Jch muß sage,
do hen ich- mich arig gefreut, bitahs
ich sin schuhr gewese, daß ich in so e
Kasijuhm arig gut gucke deht. Jch
hen gar nit awatte könne, bis es Nacht
is geworde un die Buwe un der Phil,
die hen gar nii gewußt, was se aus
mich mache sollte, bitahs ich sin so
eckseitet gewese. Der Phil hot zu die
Aids gesagt: »Ihr Buwe, Jhr derst
das nit meinde, die Ma hoi das
Stehifch fiewer, awwer Jhr werd sur
pteist sein, wenn Jhr aussinne duht,
wie schnell se da driwwet enaus is.«
Am liebste hätt ich den Philipp en Kick
sot den Jnsolt gewwe, awwer ich hen
mich doch an so e impohrtenie Dag nit
noch eckstra eckseite derse. Well, wie
alles iwwer geht, is auch der Dag iw
wer gange un es war Zeit, daß ich
mich reddig gemacht hen sor u den Nie
hörsel u gehn. Jch hen mich zurecht
gemacht, als wann ich zu e Riesepp
schen zu den Pressedeni gehn wollt.
Mer muß doch die Leut zeige, daß
met so leln seckendhsndiges Deäsch is.
Wie ich in die halt hen sieppe wolle,
is mich e schwarze Kuß iwwer den
Weg gelaufe. Schien-M hen ich ge
dacht, das meint beeses Glück!" Wisse
Se, mit Stehtschpiebels sin arig sah
pekstisches. Well, wie ich in das Rie
höcselruhm gange sin, do stn die An
nete schon all in ihre Dressingkuhms
gewese, for sich uffzuficise. Hutriopp,
hot der Professor gerufe, met tönne
nit ufs Jhne warte.« Er hot mich in
mei Dkefsingkuhm genomme und hot
mich niei Kastjuhms gezeigt. Wie ich
mich den Bondel angucie, hen ich en :
Krisch von mich gewwe, daß der Pro
fessor so weiß wie e frisch geweitwafchte
Wahl geworde is. »Teits?!« hen ich
gesagt, »natt an juhr Leis! Un wann
Se mich e Milljen gewwe dehte, dann I
deht ich in so e Kastij nit an die
Oeffentlichteit, so was mer sagt in
poblick erscheine. Sie hen mich doch
geptammißt, daß Se ebbes annersch
ter so: mich auspicte dehte?« Jehs, hot
et gesagt, ich fühle arig arkie, awwet
ich tann nit helfe; ich tann doch an
elaunt von e paar armselige Teits nit
mei ganze Ahperie umschmeisse.« Es
- is also nickts annerschtet zu mache, als
»daß Sie die Suht wehre. »Jsch dat
Iso? hen ich gesagt, nat an juhk Tin
!teip! Jch will emol den sehn wo mich
ffohkse will ebbes zu duhnx ich geb gar
Inicis drum un wann der Schoh zu die
Dahgs gehn duht. Denke Se, ich
will en Schoh aus mich mache? So
Iaß all die Piebels iwwer mich tahie
un Form iwwet mich maches nossiirrie!
Liewer loß ich mich mein Kopp ab
lfacke, jehs ich duhn.« Do sagt der
Professor: ,,Ei tell juh Mäddem, e
Tschehnsch in den Kastjuhm tann nit
mehr gemacht wer’n. Sie müsse die
Suht wehte un do beißt teine Maus
en Faddem ab. Ofs Kohts Sie hen
das Pkifseletsch zu rieseine un wann
das Ihre Jntenschen is, dann plies
sage Se michs reiteweg.« ,,Jehs ich
duhn kiseine, hen ich gesagt, bitahs
Niemand iann mich sohrse, in so en
indiesente Kastium zu eppiere.« Well,
hot do der Professor gesagt ich fm
atig sarrie, awwer ich lann’s nit helfe;
ich muß jetzt gleich zu die Missus We
desweilet gehn sor die zu frage, ob sie
den Pakt nemme will. Jch sin schuhr,
die wart blos sor die Apportjunni
ther. »Fo: de Lands Sehts, hen ich
gesagt, duhn Se das nit, ich will das
Kastiuhm wehre!·' Damit is die Sach
aeiettelt gewese. Das wär mich noch
schöner gewese, daß die Wedesweilern
»den Läle an mich hawwe deht. Jch
zsin in mei Dresstngtuhm un hen ge
sstart mich zu dresse. awwer du meine
;Gutnesz, sell is e Picknick gewese. Jch
Hsiihle sarkie, daß ich Jhne die Dietehls
nit all verziihle kann, awwer wie ich
endlich sertia war un ich hen mich in
Hden Luckingliis betracht, do ben ich ge
sdenlt ich deht e Fehrie in Front von
lmich sehn, wei ich hen gar nit glautve
stönnr. daß das mich war. Do kann
ymer sehn, was Kleider duhnt Das
nächste mol will ich Jhne schreiwe, was
das Riehiirsel sot en Sockzeß war.
Mit beste Riegards,
Juhrs truly,
LizzieHanistengel
Erst der Schleier, der über manches
geworfen wird, macht es vielen sicht
bar.
si- t- si
Der Zar hat wenigstens den einen
Trost, daß die Meuterei -in der raisi
schen Flotte ieine großen Dimensionen
anzunehmen vermag.
O c s
Seitens der russischen Regierung
soll jetzt di Auswanderuna nach Si
dirien gesör rt werden. Gerade als
ob diese nicht schon seit vielen Jahren
recht lebhaft betrieben-worden wäret
mEinsikamiaimikkswkiistiu9.
Js- Max-»
v
«Papa, möchtest Du unt nicht auch io ein Gebirge Laufe-II«
Jnflnenza.
Aus dem Tagebuch einer jungen Frau.
Von Viktor von Reymond.
Eines Morgens fing es an: Wil
helm fii lte sich mit einemmale recht
elend. i us Vorsichtb lieb er zu
Bette, und wir schickten nach dem Arzt,
der eine leichte Jnsluenza tonftatirtr.
äu verschreiben gab er nichts als
nhe und foWärmn
Als er fdrtge ngen war, sahen wir
einander nn. åie erste Krankheit in
unserer Ehe! Wilhelm schien sichtlich
erschüttert und in meinem Herzen
sproßten die heiligsten Borsätze. Mit
welcher Sorgfalt wollte ich meinen
guten Mann pflegen; er sollte dieses
Leiden zu seinen glücklichsten Erinne
rnngen zählen!
Das waren weihevolle Stunden,
als ich an seinem Bette saß, und noch
siihlten wir so innig, wie wir zu
einander gehörten. Wilhelm bot ein
Bild des Friedens und ich war im
Grunde genommen stolz darauf, dasz
auch er die Jnsluenza bekommen
hatte, die schon alle berühmten Män
ner durchgemachth aben.
Unser trautes Beisammensein
. wurde durch den Besuch meines On
tels gestört, der für einige Trge zu
uns kam, um Wilhelms Musterwirth
schast kennen zu lernen. Oyne Rück
sicht daraus, daß der Patient der
Schonung bedürfe, erzählte er die aus
ckgendsten Dinge von JJiastvieh und
Kraftsutten Schließlich behauptete
er, Wilhelm selzle nichts und verrieth
zum Ueberslusz, daß eine Jagdeinla
dung siir den nächsten Tag eingetrof
fen sei, was ich ängstlich geheim ge
halten hatte.
brachte ihn aus der Fassung. Er mar
tirte sofort ein gewisses Wohlbesin
den, und der ganze Krantheitszauber
war gebrochen.
Diese Wirlung hatte der Onkel be
absichtigt, und hohnlächelnd zog er sich
zurück.
Doch die Hoffnungen meines Man
nes sollten sich nicht erfüllen.
,,Also was meinst DU, soll ich zur
Jagd fahren?" fragte er mich one
nächsten Morgen. Er war natürlich
längst entschlossen, zu Hause zu blei
ben und er wollte mir nur die Freud-:
machen, ihn scheifnbar umzustimmen.
»Nein — nein, ,-.:hre nicht!«« bat ich,
auf das harmlose Vergnügen ein
gehend.
»Mir ist nämlich elend!« tlagte er.
»Das war eine Nacht! Kein Aug’ hab’
ich ugemacht, und diese Träume!«
Zie beängstigendsten Vorstellungen
hatten ihn gequält; immer sah er ei
thhelm ttntztr. Die Nachricht
l
l
2 nen eigenen Kopf vor sich hin und her
pendeln; dazu riß es ihm bald im
Kreuz, bald im Fuß, bald in den
s Schultern, als ob ein ganzes Heer von
Kobolden an ihm herumzerren würde.
Und nun begann er zu husten, pusten
und niesen; je mehr er nieste, um io
’ tleinmiithiger wurde er.
»Oh, diese Jnsluenza!« wimmerte
er hinter einem Berg von Taschen
tiichern hervor, er, der Riese, der nie
einen Schnupfen gehabt. Jeb war
ausgelöst in Mttgefiihl und Theil
nahme. »
Der Onkel ließ sich nicht blicken, der
Feiglingl Wie mir der Diener ver
rieth, packte er seine Koffer.
Nachmittags schickten wir abermals
nachd em Arzt. Er zog sein Gesicht ist
theilnehmende Falten, tlopste Wilhelm
von allen Seiten ab, erklärte, daß der
Zunstnd nichts von der imntinenten
Gefahr habe, die der Patient voraus
letzte, und verschrieo —- eine »Zupr
ein Beassteat mit etwas Gemi.ife und
etwas Dessert. »Denneg ist gut, wenn
Sie zu Kräften lommen,« saate er; »
»Inan weißn icht, ob Sie e nicht ist
den nächsten Tagen brauchen werden«
Wir blickten einander ··sassunggloi
an. Also doch! Vielleicht gar eine
schwere Krankheit in Aussicht!
Der Unter war inzwischen wir-uns
abgereifi. Er hatte eine dringende Ge
fchciftsreife voraeschiitzt, ließ »gute
Besserung« wünschen und ftellte feine
Yteifeapothete mit dem kleinen JJiaxi
malthermometer zur Verfügung mei
nes Mannes-. Schonend theilte ich die
fem die Flucht des Onkels mit. tir
nictte nur wehmüthig vor sich hin; ich
iabesihm an, daß er an die Ratten
dachte, die das sinkende Schiff ver
lassen. ,
Das Thermometer des Onkelö er
wies sich als ein wahrer Sekten Jede
halbe Stunde legte ihn Wilhelm ai:F
!") Minuten ein nnd fo verging uni
der Rest des Tages an enean.
Endlich trat eine entfchiedene Besse
rung eins nur das Fieber wollte laut
Maximalthermametet nicht weiche-tu
dieses bartnäckiae Fieber! Da ich ae
r«.1de einen interessanten Roman tu
lesen begonnen hatte, fo lag ich bile
Uhr Nachts an meines Manne- Beit,
unter dem Vortvande, seinen Schlaf
zu bewachen. Er schnarchte wie ge
its-ähnlich
Die Nacht verlief gut und auch der
Morgen war günstig- bis zu dein Au
genblick, da wir das Therniocneter be
chtigten. Barmherziger Gott! Noch
immer fieberte Wilhelm. Nicht bedeu
tend, nur 37.6, aber immerhin teine
normale Temperatur. — a, was follte
denn daraus werden? abinterfteckte
ohne weifel eine tückische, herbei
fchlei nde Krankheit, die der Dotter
vorauscgefehen hattet Es war, urn die
Geduld zu verlieren — und mein
niann verlor B. Jede Kleinigkeit
brachte ihn in uth. Wo das Früh
fttick bleithi »Eine Ewigkeit braucht
die gösbtm um etwas Wasser heiß zu
ma n «
Ich flog um ihn herum
»Einen kalten Umschla um den
Hals-M kommandirte er plötzlich. »Wa
kunå ist Dir das noch nitch eingefal
en«
Jetzt war der Umschlag zu talt, jetzt
zu naß.
»Und wie ungeschickt giebstDu mir
ihn!'« stöhnten und begann, den Uni
schlag selbst urn seinen Hals zu
wickeln. »Warum hilfst Du mir
nicht? Zu sestt Willst Du mich er
wiirdenss« Mit herzzereißendem Vor
wurf hefteten sich seine Blicke aus
mich, die ich Qualen litt und das
Ende dieser Krankheit herbeisehnte.
Als das Fieber durchaus nicht zu
rückgehen wollte, entschlosz sich mein
Mann zu einer Radikaltur; er verord
nete sich selbst kalte Einpaclungen, die
alle zwei Stunden wiederholt werden
sollten. Nach Jahren noch werde ich
nur-. mit Thränen jenes Tages geden
en.
Wer beschreibt unser Entsetzen, als
am nächsten Morgen des Quecksilber-E
Säule 37.8 zeigte! Jetzt erariss uns
helle Ver weislnng. Wollte denn die
ses unersättliche Fieber die ganzen
Kräfte meines armen Mannes aus
zehren? Vod Doktor wollte er nichts
mehr hören. Wie sollte ein Mann
ihtin helfen, der nur Beessteals ver
schreiben konnte? Eine tiefe Muth
losisgteit bemächtigte sich seiner. Wie,
wenn dieser gesahrbrohende Zustand
sich nicht besserte? Was mußte das
Ende sein? Schwach sant er in die
Kissen zurück und ließ die Hand auf
dieBettdecke sinken wie Einer, der sich
ausgiebi. Ja, ich sah es ihm an,—
er gab sich anf. Eine Thräne schim
merte in seinem Blick. So jung zu
sterben, noch dazu, wenn maneine so
liebeFrau bat!
sen neigte mich uver ihn —- schon
wieder eine Thräne... und jetzt das
verwünschte Riesen! An den Folgen
eines Schnupfens dahinzugehen, —
welches Schicksal! Ach ,so schön war
die Welt, und die Jagd! Und nun
sollte Aue-Z vorbei sein, vorbei . » vor
sei . . . .
Während wir lautlos litten und des
herannahenden Todes gedachten,
wurde die Post hereingebrack;t. Jch
schob entrüstet die eingelaufenen Ge
schäftgbriefe bei Seite —- wie die
Leute so rücksichtslos sein können, zu
solchen Stunden mit derlei Dingen
zu kommen! Doch —« da lag ja ein
Schreiben meines OnlelsI Wilhelm
begehrte es? selbst zu lesen. ·Gott sei
Dank, darin lag Wille zum Leben.
Liebevoll stützte ich seinen Kopf und
reichte ihm das Blatt.
»Krastsutter . . . Dünger . · . Rü
benschnitt«e...« murmelte er zwischen
den Zähnen. Plötzlich stieß er einen
heiseren Schrei aus, ballte das Papier
zutammen und schleuderte es in die
entferntexte Ecke des Zimmers. Mir
standen ie Haare zu Berge. Sollte
die Nacht des Wahnsinns...
»Dort — lies die Nachschrift!«
schrie er.
ch stürzte ans den Brief zu und
ent altete ihn. Nach einigen Sekun
den hatten die vor meinen Augen tan
zenden Buchstaben folgende feste Form
angenommen: »Ich vergaß, Dir sagen
zu lassen, daß das Thermometer um
neun Zehntel zu viel zeigt . . .«
»Ist das nicht zum Rasendwer
den?« schrie mein Mann und sprang
aus dem Vette. »Seit zwei Tagen
bin ich gesund nnd habe eH nicht ge
wußt!«
—-—»-————-i
Der neue Präsident von Mitten
Durch die Wahl des Herrn Pedro
Montt zum Präsidenten der Republil
Chile silr die Zeit vom 18. September
19()6—-1911 wird ein Mann an die
Spitze des Staatswesens treten, der
Bürgschasten für eine Rettung des
Landes aus der bisherigen politischen
Anarchie bietet. Pedro Montt ist DR
Jahre alt. Sein Vater Manuel
Montt war von 1851—-1861 Präsi
dent der Republii und ist als der Be
gründer des modernen Chile zu be
zeichnen, das mit Recht bis vor etwa
20 Jahren als das Muster eines Frei
staates in der ganz-n Welt bekannt
und geachtet war. Unter den Söhnen
Manuel Montts ist Pedro entschieden
bei bedeutendste. Er siudirte in
Santiago und Nordamerika die
Rechtspflege, widmete sich aber von sei
nem BU. Lebensjahre an fast ganz der
VolitiL Monit war viele Jahre hin
durch Abgeordneter, auch einige Jahre
Präsident der Deputirtentammer.
Als solcher bewies er große Energie,
indem er das Bestreben der Opposition
vereitelte, durch unsinnige Dauerreden
vie Annahme des Budgets zu verhin
dern, die Verhandlung schloß und zur
Abstimmung schreiten ließ. Pedro
Montt war turze Zeit Minister der öf
fentlichen Arbeiten und dann der Fi
nanzen, schloß sich der Revolution von
1891 an und vertrat diese als Gesand
ter in den Vereinigten Staaten. 1893
und 1894 war Montt Minister des
Innern, 1900 wurde er Senator und
1903 Mitglied und Vizepräsident des
Staatsrathe5. Jn allen diesen Stel
lungen hat Montt seinem Lande große«
Dienste erwiesen und sich durch seinen
selbstlosen Patriotismus und seine
rastlose Thätigteit die Achtung aller
chtlenischen Pitrioten und gebildeten
Fremden erworben.
-----
Den deutschen Träumer interessiert
ein sallendes Blatt nicht weniger als
ein aussteigen-des Tönigräich
Das rosze Trockendock Dewey ist
fett an einem Ziele richtig angelangt,
aber tn der Fixigkeit war ihm sein
Namensvettey der Admiral, doch über«
sonne- Ortes-scheuten
; Solange wir unser Haupt noch mit
idem Zylinder bedecken, haben wir ei
jgentlich verzweifelt wenig Veranlas
sung, verächtlich auf die Fidschi- Josu
laner herabzusehen, die Ringe oder
Knochensplitter durch ihre Nasen
scheidewand ziehen. Jni Grunde ist
gar nicht einzusehen, welche von diesen
Gepflogenheiten geschmaelloser ist
? Es ist traurig, solch ein Faltum zu
Beginn des zwanzigsten eahihunderts
»erst noch feststellen zu müssen Noch
mehr muß uns aber der Gedanke be
sichiimen, wie einst unsere Urentel nn
seien Geschmack und unseren Kultur
zustand im Hinblick aus dieses Hutun
geheuer beurtheilen werden. -
Der Zylinder hat etwas mit der
IDummheit gemein: auch gegen ihn ist
! nicht anzuiommen. Generationen ha
ben gegen ihn getämpst —- und sich
schließlich seiner Herrschaft unterwor
ssen Er hat allen Anstiirmen wider
!standen. Nur in unbedeutenden Ein
zelheiten bequemte er sich chder Zeit an
!Einmal wurde er ein bißchen höher,
dann wieder niedriger. Einmal zeigte
sich die Rohrenform in ihrer strengsten
jAusbildung, ein andermal bevorzugte
Jman eine mehr oder weniger tuhne
» Schweisung Und auch in der Krempe
:blieb der Wechsel das ewig Dauernde.
; Wie komisch tommt uns doch heute der
,,Stößer« oon einst vor mit seiner ge
raden Röhrensorm und der winziq
schmalen, ganz flachen Krempek Wir
verspotten ihn. Und doch, er war einst
das Vornehmste. Es gibt noch heute
Leute, die dieser Form eine dauernde
Liebe bewahrt halen. Nicht etwa bloß
biedere Landbewohney bei denen sich
der Festhut von Geschlecht zu Geschlecht
vererbt, und bei denen der Entel seinen
Großvater, mit jenem Hut angethan,
I zum Grabe geleitet, den dieser sich einst
— lang, lang ist es her — als glück
licher Bräutigam leistete; nein, ein be
kannter Wiener Aristokrat — erst vor
ein oder zwei Jahren ist er gestorben
—- trug bis an sein seliges Ende den
Stößer, jenes Ueberbleibsel aus vor
märzlichen Zeiten. Und auch Ludwig
Martinelli, der gefeierte WienerKünst
ler, der jüngst fein Jubiläum feierte,
hegt für den Stößer eine zärtliche Nei
gung. Wer weiß, ob dieser nicht der
einst eine fröhliche Auferstehung feiert
und wieder zum erkorenen Liebling de:
Mode wird! Solange wir den Zylin
der überhaupt haben, ist ja keine Ge
schmacklosigteit so groß, daß sie nicht
Anklang fände. Auch ein politischer
Charakter kann diesem Hut wieder zu«
eigen werden, wie es ja schon oft der
Fall war. Einst der Hut des Demo
traten, wurde er dann zum Kennzei
chen der Konservativen, und mehrmals
noch mußte er die-Parteien wechseln.
Vor wenigen Wochen ging eine Nach
richt durchdie Blätter, daß in Eng
lang eine demokratische Organisation
sich den Zhlinder zur Kopfbedeckung
erwählt habe. Wer weiß, obs wahr
ist; unmöglich ift’s auf teinen Fall.
Einstweilen aber regiert die Angströhre
in der »Gesellschaft« und auch außer
halb der Gesellschaft unumschränkt bei
allen feierlichen und festlichen Gelegen
heiten. Seufzend müssen wir Zeitge
nossen der Hoffnung entsagen, den Zy
linder nur noch in den Spalten der
Witzbliitter sein Dasein fristen zu se
hklw Er wird uns alle überleben, uns
a e.
I Ja, er wird Uns uderleben, trotz
dem, daß König Eduard den Kampf
gegen ihn aufgenommen hat« Edward,
der Diplomatische," hätte diesen Krieg
schon früher beginnen sollen, etwa als
er noch als Prinz von Wales lein
anderes Königreich als das der Mode
regierte. So muß er sich damit lie
gnügen, dem aninder ein Paar kleine
Schlappen beigebracht zu haken. Wir
brauchen den hohen Seidenhut nicht
mehr zum Smokingjackett zu tragen.
Das ist immer etwas. Aber kaum ist
das eine Uebel beicitigt» so tritt ein
anderes an seine Stelle: Amerika be
glückt die Stadt mit dem Melonenhut!
Ein Danaergeschenk. Der Name Me
lonenhut ist nicht übel erfunden. Er
trifft freilich den Charakter dieses
Filzhelms noch nicht ganz in seinem
Grunde. Riesiger runder Kopf und
dazu die flache Krempe. Es ist eini
aermaßen schwer, eine Kopfbedcctung
ausfindig zu machen, die unlleidsamer
ist als dieser Melonenhut. Von hun
dert, dte ihn tragen, ist kanns einer
nicht ganz lächerlich anzuschauen.
Aber was thut’s? Deswegen trägt man
den Melonenhut doch. Aber wie iß ·
diese abenteuerliche Fasson zustande
gekommen? Vermuthlich findet der
Melonenhut sein Urbild in dem Fili
helm der New Yorter und Londonee
Post-einen Diese schöne Form hat
offenbar ein findiger Hutmacher, der
sich aus irgendeinem Grunde an der
Menschheit rächen wollte, ausgegrissen.
ausgestaltet und lancirt. Der Erfolg
wird seine Erwartungen libertrossen
haben. Bei dem englisch-amerikani
schen Polizeihelm geht die Krempe
freilich abwärts. Das ist der einzige
Unterschied. Vielleicht wird auch er
noch schwinden, und aus beiden Hemi
sphären werden Polizeihelme herum
wandeln, unter denen die Gesichter mit
dem borstig kurz gestutzten Schnurri
bart mühsam hervorlugen.
Ergeben wir uns drein! Wir ha
ben schon so viel »Behauptungen« tri
titlos über uns ergehen lassen, so daß
wir auch diese aus Treu und Glauben
hinnehmen. An die schlimmste sind wir
ja seit Jahr und Tag gewöhnt. Das
ist unsireitig der Klapphut, auf deutsch
Eli-Unsin- (-1aqn(·. Eine teuflische Und
vermuthlich deshalb so erfolgreicheVer
bindung von Geschmacklosigieit und
moderner Technik. Aesthetisch steht
der Klapphut ungefähr auf gleiche-:
Höhe mit jenen berüchtigten Attrap
pen, deren Aeußeres uns etwas ganz
anderes vortäuscht, als das Innere
birgt. Das Salonschräntchen, das sich
als angeblich tomsortables Bett ent
puppt, wären so als passendes Beispiet
anzuführen.
Der Hut, gegen den frch vom künft
lerischen Standpunkt wie von dem der
gen läßt« ist und bleibt der leichte,
weiche Filzhut. Man braucht dabei
nicht an jene Räuberformen zu den
ken, deren Heimath dis: Abruzzen sind,
auch nicht an den bei Philosophen fo
beliebten ,,Woltenschieber«, noch an
.jene mißgliickten Nachahmungen der
Panamafaffons, die jetzt den Kopf
des Vorftadtmodelöwen zieren! Aber
die Thatsache bleibt bestehen, daß einzig
der weiche Hut seinem Träger gestat
tet, die Individualität mit ein Paar
Handkniffen zum Ausdruck zu bringen.
Bei den steifen Hüten dagean wird
das Charakteristische fix und fertig
vom Hutmachef bezogen. Es wäre
verdienstlich, wenn ein Reformator des
Salons erstünde, der es wagte, diesen
weichen Hut in die Gesellschaft einzu
Ifiihren. Auch das ist ein Kampf für
idie heute so beliebte Individualität
jEine Sammlung von Hüten würde
sung eindrinalicher von Unaefchmack,
von menschlichenEitelkeiten und Thor
heiten erzählen, als dicke Bände dies
f"vermiichten.
Bühnenauekvote.
Anlaß ich der Pariser Sei-mille
Feier wurde Von einem Festredner eine
interessante Corneille Aneidote er
iählt Jm Jahre 1784 feierte man in
JPariS den hundert ahriaen Todes-sing
Edeg berühmten Schriftstellers Auch
Idamalg wurden Festvorftellnnaen in
; Ze! Comedie Fsrancaife veranstaltet
Lnsed zu diesem Behufe ein Preis-aug
Efrhreiben erlassen zur Erlananssaei nes
i Stücke-L eur Er nneruna an (51rn-.illc.
»Es Preizrichtertolle ainin nählte von
·iiber hundert einaeaanfscnen Stücken
sein Biihnenwerk zur VII-first urna ans
"nii1 dem Titel ,,Sorn-eil!e ist« Him
n·:·el« )lllein den Prctsxsiicltvsn und
säachveriiiindiaei Inn- sine arae
Enttäuickxuna zu Thil denn «le das
Stück in Szene aina, uns-Je ecs glatt
—— augaepfiffen
Vernunft aus am wenigsten vorbrin- «·
. Selbst in Friedenszeiten isi es nicht
,cmgenehm, ein russisriier Mniineoffi
zier zu sein.
i si- si
I Madame, wenn sie nanz dkic sein
will, wechselt jetzt mit ihre-n Kofiüm
nicht nur ihre Arnibänder, ihre Spit
zentiicher, ihre Chateloiiieci, sondern
auch ihren Hund. Ein Pudel des .
IMorgensz ein Forterrier am Nachmit
«tag u. s. w. Die Kinder der Madame,
wenn sie welche hat, bleiben die glei
chen, d. h. den ganzen Tag bei dey
Gouvernemtr.
r
Fatulc Ueberraschung.
M.»
s v- --s "
Onkel (det feinen Neffen zum Mittagessen eingeladen): ,,Kellnerin, zah
len! . . . . Schreiben Sie nur alles zusammen. was wir beide schuldig sinds«
Kellnerim »Seht wohl! —- CNach einigen Minuten.) Bitte hier if« tm
Rechnung! Macht 186 Mark 50!«
Onkel: ,,Waas —- das einfache Essen?«
Kellnerim »Sie sagten doch —— ich foll alles zufammenrcchnei1!«