Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 03, 1906, Sweiter Theil., Image 13

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    vvquvsvsvvmvtm
Wiss-W m
M WI.
No. 218.—
Jch hen meine
Alperiegeschicht
arig rekretfot
die Gezwei
lekn gehalte.
hitahs ich muß
offe gestehn
ich hen e we
nig tschiep ge
fühlt, awwer
wie es nit annerschter zu eckspeckte ge
wese is, se hot doch angeketscht un
wie se mich dann zum erschte mol ge
sehn hat, do hen mer e schwiet teim
gehabt. Jch hen reiteweg genohiißi,
daß se ebkes usf den Herze gehabt
hot, awwer ich den geäcki als wann
ich nicks wißt. Uss eemol hot se ge
sagt: »Seh, Liznie, du bist mich aw
wer e schöne. Ich hen dich schon die
schrecklichste Sache anvertraut: ich
mache mich noch keine Wehst odder e
Ehpren, miiaus daß ich dich davon
verzichte; ich hen nit emol en Krach
mit mein Alte, mitaus das; ich dich in
mei Kanviehdenz ziehe, atvwer was
duhsi du? Wann ebbes impohrienieD
hiippene duht, dann hältst du’s unner
dein hat un das is all was du duhsi.
Jch denke, das is so mien wie's norz
sein kann; awiver ich geb nicks drum;«
du derssi nur nit denke, daß ich mich
driwwer ärgere duhn, nosser, so dumm;
Lin ich nit un wann du denke duth
asi ich mehbie tschellus sin, danns
kennst du die Wedesweilern schlecht!
Wennn ich auch so keine bixuiifullez
Weils ben, wie du, so kann ch dok;
einges singe, awwer ich sm sroh, da .
ich nit for den Pahri selecktet sins
worde. So dumm sin ich doch nit,»
daß ich sor annere Leut den Fuhr
machel un biseids da, wer werd iwij
wer upi gehn Euekn seckendhiindigei
Schob sehn? Oss Aphis kannst dus
das Haus pöcie, wann du deine Gäng!
widder hinschiäe duhsi, wie in unser?
Konzert, aber Pier-is wo zu ebbes.
einaunte, die cHeim nit hin, do brauchst
du ieine Bei . Du mußt wahrschein-.
lich denke, das wär ebbeo ecksträs, dasks
du miimache dersst, awwer ich will.
dich do drin nur ufsiliire. Du siehst,
ich kann nii von mein bät-bin dich
alles u verzähle un anzuveriraue,
lasse: esohr daß das Ahperie-Biß
neß gestart hot, sin ich von wege die
Roll gesehn world Du hast notif- gar
iem Eidie von gehabt was im Gang
is, dohen ich schon resfjuthJch
den den Professor esagt, er sollt sich
sor den Pahtt beFer e jii n a e r e
Lebdie auspieke im er l;oi gesagt, c-:
deht denke, dac- wiir auch besser, er
hätt mich nur nit insoiie wolle, weil
er doch wißt, dafz ich in unsere Sai
seijethee die gutgnckigite Lebdie sin.
Dann is er sort un nach e paar Dag
hen ich ausasesunne, daß er dich
ausqepictt bot! To hen ich lache
Iniisse, daß mich dir Seite weh nebahn
hen un daß ich nuttiniek gesplitt sm!
Also denk nur nit, daß ich mich är
gere. Es schont nur dein schmaZe
Närreciter un dei Stockopp Wese. Von
dich hen ich genug!« Jetzt hen ich
awwer das Wort gehabt! »Du hast
nug von nnchD hen ich gesagt, ei
ell juh ich hen schon immer genug
von dich qehabt. Du bist dirischel
luszte Person, nzo ich noch in mei
ganzes Letve gesehn heu. Wenn du
nit immer die erschte Fiddel spielt
kannst, dann meinst du esdeht nii
hu. Schuhr genug fin ich nit die
jüngste in den Kraut un duhn auch
nit am Beste gucke, aiower dontjuh
xergett ist, ich sin praut druss, daß
ch emol zeige kann, das; ich in die
Kunst ebbeii eiste kann. Es hot jo
oss Kohrs Leut genug, wo denke, ie
wäre das ganze Ding, wann se en
rielonsch ausdi che könne un en
kuhnet voll B r kaufe lasse könne
un wo s n häppig sin, wann se am
Obend f nf, sechs hlet in ihre
Mon ietzaqg henz ich n akvwer hö
here idteiö un bifeids das is es nie
mand sei Biß-seß. Mehbie, es komme
nit viel Piebelg zu unsere Verspr
menz, awwer die wo komme, das sen
die Leiet, wo e wenig Vetstehstmich
von Muhsick hen un wo iwwethaupt
intellischente un ettjukehtete Piebels
sin, du wetfcht jedefalls nit komme.
Das wär auch Geld gewehstek, biiahs,
du verstehst ja dockä von so Sache
nicks. So jetzt wei t du, wie ich in
die Sach denke un wann du noch an
neke Jnxokmehfchen brauche duhsi,
dann wei t du ja wo ich wohne. Jetzt
hen ich keine Zeit mehr, bikahs mer
Eben heut noch e großes Riehötsel un
Ido muß ich dabei sein, sonst könne se
Init siarte.« Jch hen die Doka uffgei
macht Un hen die Wedesweikekn aut
feet geloffe. Sc hoi mich noch en a
ganz fchrecksiche Blick zugeworfe. ans
Mr gesagt hot se kein Wort mehr.
Ich hen dann mei Sopper gestatt,
bitahs wann die Kids beim komme
un das Sopper ist- nit reddig dann
kicke se wie die Stiere. Well nach e
kleine Weil hen ich alles im Gang- ge
habt un ich hen gedenkt, jetzt hen ich
grad noch e wenig Zeit for noch emoi
e wenig zu studire. Jch sm in den
Sittenruhm gange un hen chnell noch
emol losgelegt Wie ich grad an den
Pla komme sin, wo es geht. Palla
li, ruhluh, LaLaLa bunt iraha, do
hen ich so en fonnige S mell genohö
iifzt —- ich fierze in die itschen und
hen puitiniee e Fitk kriegt wie ich
ausgefunne hen wag do gehäppend
war. Mei Pohteixtersch die hen in
blaue Flehms gebrennt. Mei Port
fahsetfch hot geguckt wie e Piin voll
Kohle un mei Tornipps die ware so
hart gebrennt, daß mer se mit e Hät
schet hätt ufffdicke könne. Jch sin so
mähd gewee drß ich nicks drumm
ewtve hätt, wann auch das ganze
Laus abgebrennt wär. Die Kide sin
gimkomme un der Philipp- was mei
osband is, der- as auch komme un
bot for e Tschehnsch en Hunger ge
Habt, daß er Tinnkänns hätt esse
könne. Un nicks zu esse ins Haus-!
Un in e Bertelsiund hen ich zu den
Niehörsel gemußt! Ei tell juh do hot
Kunst un Prosa en schreckliche Kampf
getämpft, awtoer zu meiner Ehr muß
ich gestehn, die Fiunfi hot den Wir-te
rie davon getrage! Jch hen zu die
Fämmillie gesagt: »Wenn es Wahr
gibt un die Kontrie braucht Sohi
ichs-s, dann muß der Mann fort,
ganz egal, ob er e Fämmillie hot odder
ob er sintel is. Wann die Kunst
ruft, dann muß die Frau fort un
wann auch die Fämmillie iein Sop
rcr bot. Der Pa werd schon dazu
tende, daß Jbr nit starfe duht«, un
dann sin ich fort. O, ei tell "uh, ich
hen schon große Opfer flor die
Kunst gebracht.
Mit beste Riegards
Yoan
Lizzie Hanfstenget
Sehr einfach.
A.: «Sagen Sie mir blos, wie kann
der X immer so schneidig einheiges
heu?«
B.: »J sehen Sie, die Sache ist
seht einfach: Auf Theilzahlung läßt
er sich nicht ein. Entweder er bieibt I
alles schuldig —- oder er bezahlt gar
nicht.«
Trinkers-gib
i Richter: »Das ist doch lediglich Jhre
Lttaukige Schwäche für den Brannt
!wein, die Sie auf die Antlagebant ge
Ifiihkt hat«
i Angeklagiek: »Ach nee, HerrGe
IrichtshdL wenn ich durstig bin, dann
laeh ich wo anders hin. "
—-.- —
Sein Stolz.
«Denl' dir nur, der Mensch sagt zu mik, er schenke mir meine Schuld. .«
Mun, sei froh!«
;- «Na, den half ich nicht schlecht an gefahren, zahlen wetd’ ich ihn Ia wahr
fcheinlich nie aber schenken laß ich mir von dem noch lange nichM«
Folgenfchwer.
humoreste von Käte Lubowsti.
Jüngst hat mir mein Leibarzt geboten
Stirb oder entsage dem Wein,
Dem weißen sowohl als dem rothen,
Sonst wird es dein Untergang seinI
Die jungen und alten Stimmen
schmetterten das fröhliche Lied durch
den hellerleuchteten KorpssaaL der
heute mit all seinen Wappen, Mützen
und Bändern feierlicher wie je aus
schaut. Er hat auch die Pflicht dazu.
Derselbe alte Herr, der damals vor
fünfzig Jahren bei seiner Einweihung
hier den ersten Salamander rieb, sitzt
jetzt als »Senior« an der Querseite
der Tafel und freut sich über den jun
den Nachwuchs, der mit ihm und vie
len andern das 50jührige Stiftungs
fest der ,,Buistania« feiert. Es ist
ihm gar nicht recht, daß sein Aeltester
schon Miene macht, aufzubrechen. -
»Aber Hans, Junge,« sagt er bei-«
nahe vorwurjsvoll, »ich, muß mich ja
für dich schämen, wenn du jetzt schon j
kneifst.«
Da trifft ihn aus einem nicht ge-;
rade fröhlichen Gesicht mit grauwei-;
fzen Schatten ein wehleidiger Blick. i
Er versteht —- —— —
»Na, wenn dem so ist, dann leg’»
dich atcs Ohr, Doktor,« lacht er ge-«i
müthxich. und Doktor Hans Evekt l
geht langsam und schwerfällig ausi
dem hellen Saal. « ;
Den ganzen Tag über Land aufs
Praxis, durchgefroren, durchgerütteltt
und obendrein, in der Hast, nicht der i
letzte zu sein, auch ohne gegessen zu;
haben · . . so trat er hier vor fünf
Stunden an. Da kann, nach der
Menge des genossenen Bieres, das,:
was ihn glücklich untergelriegt hat,
natürlich nicht ausbleiben. ?
Mit unsicheren händen sucht er un- s
ter der Menge der in der Garberobp
umherhiingenden Mäntel nach dem i
feinen. Endlich meint er ihn zu ha- s
ben. Es muß aber doch wohl nichts
stimmen. Hinein kommt er freilich . . . ;
aber er preßt und beengt ihm Lungen I
und Brust. Und dennoch muß er ihn
anbehalten, weil er nicht wieder her
ausfahren tann. Er sucht in den Ta
schen herum . . . ;
Es muß doch auch noch ein Schlüs- «
sel dagewesen sein, der zum Korridor
gehört, denn das Haus pflegt um diese »
Stunde noch auf zu sein. Ein blut
jfunger Fuchs erbietet sich, ihm zu hel
en.
»Wie sah denn dein Knochen aus,
alter Herr?« fragte er. Ebert sinnt
ein Weilchen nach· Eine tomifche
Frage . . . denkt er. »Wie so ein
Schlüssel eben aussieht! Klein . . .
leicht . . . ach richtig . . . und aus Illu
minium.«
Der Suchende, der ein paar Dutzend
Schlüssel in den Händen hält, die er
sämmtlich den Manteltaschen entnahm,
überreicht ihm triumphirend ein blan
ies, wenig gebraucht ausschauendes
Instrument.
,,Dante,« lallt Doktor Ebert, »und
wenn du mal was zu heilen haben
solltest, wende dich vertrauensvoll an
mich, ich flicke dich wieder zusammen!«
Die frische, kühle Nachtlust, die ihn
bald darauf umfängt, thut ihm wohl.
Aber das völlig tlare Bewußtsein
iann sie ihm doch nicht so im Hand
umdrehen zurückgeben.
Die Straßen erscheinen ihm alle
unbekannt und wirr. Er sucht voll
fieberhaften Eifers die große dicke La
terne, in deren unmittelbarer Nähe
seine Bude liegt. Endlich hat er fie.
Das Haus ist noch offen. Mühelig
steigt er die drei Treppen empor. Er
probirt den Schlüssel. Natürlich . . »
er paßt nicht. Uebrigens ist das auch
gar nicht sein Quartier. Rechts ron
der Laterne liegt es . . . und er ist zu
ihrer Linken ins Haus gegangen.
Also muß er wieder hinunterirab
vern . . .
Er ächzt mühsam die Treppen des
Nebenhauses hoch. Gottlob . . . der
Schlüssel paßt. Die Thiir sliegt auf.
Nun ist er daheim. Es war aber auch
die allerhöchste Zeit.
Er stürzt in das erste Zimmer.«l5in
paar qualvolle Minuten vergehen,
dann wird ihm leichter. Die Stiefel
kann er noch ausziehen. Aber weiter
reicht seine Kraft nicht mehr. Mit
Mantel und Hut wirft er sich aus das
weiche, mollige Bett . . .
Jm Nebenzimnier tichern zwei helle,
fröhliche Mädchenstimrnen. Er hört
im ersten Druseln wohl die Töne, aber
er mertt nicht, von wem sie herrühren
Das Mondlicht zuckt auf seinem Bett
hin und her, und die hellen Stimmen
lichern weiter.
,,Du,«Liese, er schnarcht furchtbar.«
»Mir scheint beinahe, als ob er
schze,« sagt die Jüngere der Schwe
stern und lauscht aufmerlsam zur
Thiir hin.
»Ach, was . . . ächzen, Tildcheni
Er wird eben des Guten u viel ge
than haben. Sicherlich. onst wäre
er doch noch nicht nach Haus gegan
» gen.«
! ,,Ob man nicht doch die- Pflicht hat,
s mal leise nach ihm zu gucken, trotz ei
Jnes strengen Berboteö?« sagt Tilde
INeubern des Professors Nesthälchem
besorgt, denn sie verzeiht dem Bruder
nach herzenslust.
i Und lie schleicht sich aus den Fuß
spitzen zu dem Lager hin, auf dem sie
iihren Bruder wähnt. Ohne Licht und
ganz heimlich, damit er nicht gestört
wir Er liegt regungslos und oth
41
met gleichmäßig. Da neigt sie sich zu
ihm, nimmt mit leiser, zarter Bewe
na die Mütze von seinem Haupt und
streicht zärtlich über sein Haar. Zu
letzt küßt sie ihn . . .an die beiden
geschlossenen Augen.
. Eine Viertelstunde später ist das
Kichern verstummt. Sie schlafen .
I Nach der stillen, erquickenden Nacht
kommt der Morgen. · .
Doktor Ebert bekommt plöhlich ei
»nen Heidenschrect Jhm war es, als
»wenn ihn jemand gekitzelt hätte. Er
iwagt den Kopf nicht zu heben. Darum
sieht er die lichte Mädchengestalt, die
in der Hand ein Tablettchen mit dem
Frühkaffee trägt, nicht. Nur ihte
Stimme hört er. Die ist weich und
klingend, wie Musik.
,,Guten Morgen, du Faulpelz. Hier
bringe ich dir ausnahmsweise dein
Morgenfutter Jch war gestern spät
Abends noch bei Dir. Aber du altes-,
liebeg Murmelthier hast mich natür
lich nicht gehört.« Damit setzte sie die
blanke Last auf das Nachttischchen
und hebt seinen dunklen Kopf, den er
immer noch trampfhaft in den Kissen
vergraben hält, zu sich empor. Ein
gellender Schrei kommt von ihren
Lippen.
Sie stürzt hinaus . . . den Kot-ri
dor entlang . . . zu ihrem Vater hin . .
»Vater . . . Vater . . . um Gottes
willen —- da drinnen bei Kurt ist . . .
ein anderer.« —- Der Professor brü
tet gerade über die Lösung eines hoch
wichtigen Räthsels. »Warum soll
denn kein anderer bei ihm sein?«
meint er zerstreut und vertieft sich von
Neuem in seine Aufgabe. Aber Fräu
lein Tildchen gönnt ihm keine Ruhe.
»Er liegt in Kurts Bett Vater
. . . und ich habe ihn gestern Abend
getiifzt und ihm heute den Kaffee ge
bracht. Ach Gott, ich möchte sterben. «
Als der Professor nach langerem
Kopfschiitteln in seines Sohnes Zim
mer stehtf sieht er, daß sein Mädel
recht hat. Das ist sein Junge wirklich
nicht. Wie aber kommt der fremde
Mensch hierher?
Es hat lange gedauert, ehe sie sich
darüber verftändigt haben.
Kurt Neubert kommt inzwischen
seelenvergniigt aus einer der Boden
tammern herausspaziert.
»Jrgend jemand hat mir meinen
Schlüssel gemaust, " sagte er . »Dos
xentLlich ist es tein Einbrecher gewe
en «
Aber man hört nicht auf ihn. Man
hat sich viel zu viel zu wundern und
zu schämen!!
Tildchen Neubert wollte zuerst in
das Wasser gehen, weil sie den Kuß
nicht zu überleben vermeinte . . .
Aber sie hat im Lauf der Jahre noch
so viele von denselben Lippen dazu
bekommen, daß es wirklich aus einem
mehr oder weniger . . . nicht ankom
men kann. . . .
Es war eitel Sonnenschein und
Glück in dem Leben, das sie an Hans
Eberts Seite geführt hat . . . denn
der einzige dunlle Punkt blieb fein
heimlich zwischen ihnen beiden. Der
Eheliebste betam niemals zur selbst
ftändigen Verfügung einen Haus
oder Korridorchlüssel . . . Das war
Tildchien geb. Neubert zu riskant·
W
Die Gouv-kämmt der Königin
Armuth
Aus Wien v. 29. ds. berichtet das
Neue Wiener Tagblatt: Vor dem Zi
villandesgericht fand heute die Ver
handlung über eine Klage des hiesigen
Hofwagenfabrikanten Schweifert gegen
die Königin Natalie Obrenovic statt.
Jhr SohnAlerander soll nämlich beim
Rläger im Jahre 1899 drei Viktoria
wagen bestellt und nicht übernommen
haben. Die Wagen stehen noch heute
zur Verfügung Da Vetlagte Allein
erbin ihres ini Februar 1903 ermor
deten Sohnes ist, wird von ihr Ersatz
»von 6426 Kr. gefordert. Das beson
dere Jnterefse der Verhandlung liegt
darin, daß anläßlich der Frage der
Kompetenz des Wiener Landesgerichts
zunächst entschieden werden muß, ob
die Königin, wie ihr Vertreter behaup
tet, noch heute als Souveränin die Ex
territorialität genießt und nur beim
Obersthofmarschallamte des Kaisers
Franz Josef verklagt werden tann.Der
Filagevertreter brachte demgegenüber in
der Verhandlung vor, daß Königin
Natalie schon durch ihre Ehetrennung
von König Milan, die ja notorisch sei,
jedenfalls aber durch den Sturz der
Dhnastie Qbrenovic ihre Exterritoria
lität eingebüßt habe. Der Vertreter
der Königin Natalie erwiderte, dieEhe
trennung der Königin Natalie sei wohl
notorisch, ebenso notorisch aber sei es,
daß die Ehetrenung unrechtmiißig er
folgte. Aber selbst in dieser unrecht
inäßigen Ehetrennung seien der Köni
gin Natalie alle königlichen Rechte vor
behalten worden. Das Beispiel des
Königs Milan treffe nicht zu, denn
dieser habe bei seiner Abdankung auf
alle königlichen Rechte verzichtet. Durch
den noch ungesühnten Mord an König
Alexander aber hätten die anderen An
gehörigen der Dynastie Obrenovic
ebensowenig ihren Rang eingebiißt,wie
die Bourbonen durch die Hinrichtung
tLudwigs XX l. Der Gerichtshof be
schloß eine amtliche Erklärung des
Justizministeriums iiber dieFrage ein
zuholen ob der Königin Natalie die
Souverännität zutoinme oder nicht.
l
s Grube Auskrbr.
. Er: »Ich würde Dir ja gern einen
neuen Hut tausen, Elise, aber, ich
fürchte nur, er kontrastirt zu sehr mit
Deinem Gesicht «
Die can-tr- itt Oespeh
N o 14. Juni. Augenblicklich ist
ganz Neapel in Aufregung, weil das
höchste Tribunal der Camorra ein zu
ihr gehörendes Ehepaar, das sich
wahrscheinlich des Verratks schuldig
gemacht hatte, auf grau ame Weise
ermorden ließ. Die Henker waren
vier Matrosen, die .man jetzt eifrig
sucht, ihr Auftraggeber scheint ein ge
wisser Alfonso Rapi zu sein, der be
reits verhaftet wurde. Jn seinem
Hause fand man u. a. auch viele Briefe
von Politilern, in denen ihm ihr Dank
fiir seine Unterstützung ihrer Abgeord
neten ausgesprochen wurde. Man kam
denThätern dadurch auf dieSpur, daß
kurz vor der Ermordung des Ehe
paares, die in Trrre del Greco statt
fand — die Frau wurde in ihrem
Hause in Neapel überfallen —- einige
Matrosen in einem Kaffeehause«»von
Torre del Greco ein opulentes Mahl
eingenommen hatten, das Verdacht
erregte.
Solche ,,Liebesmahle,« um einen
I deutschenAusdruck zu gebrauchen, spie
len überhaupt in der Camorra eine»
große Rolle. Jn einer kleinen Schrift
berichtet ein Neapolitaner, der unter
dem Pseudonym »A. Lamb« schrieb»
darüber wie folgt: »Eine6 Morgens!
sah ich in einer ländlichen Schenke des;
Vomero eine Gesellschaft von zwanzig;
« Personen, die fröhlich - bankettirten, T
sohwohl sie sich kaum auf den Beinen
jhalten konnten, und von Zeit zu Zeit
mit einem bartlosen Jünglinge, dem
! reinsten Galeerenlandidaten, der neben
einem alten Rauhbein saß, alückwün
schend anstießen· Einige Zeit nachher
slchrte ich zu der Kneipe zurück und
fand die lustige Gesellschaft nicht mehr
’vor, nur eine alte Frau, die mir er
»tlärte, daß der Alte ein Camorra
Häuptling gewesen sei, der mit den
Jüngern die Aufnahme eines neuen
Kandidaten gefeiert habe. Weiter er
zählte sie mir, daß diese Feier erst
seinem Pflichtduell (vergl. die Bestim
smttngsniensur der deutschen Studen
stem Proben seines Muthes abgelegt
? dann stattsände, wenn ein Kandidat in (
t
i
i
!hätte. Das sei heute morgen gesche
hen. Zu dem Messerkampf dienen be
sondere Messer-, und Bedingung ist,
daß der Neuling, wenn auch selbst ver- ;
wundet nur dann als Sieger gilt
wenn er seinen Gegner verwundet hat.
Das gelang ihm . Nachdem er dann
noch, wie der »Komment« vorschreibt,
die vom Blute des Gegners gefärbte
Klinge abgelectt hatte, gab ihm der«
Häuptling den rituellen Händedruck,
tstellte ihn den Genossen vor, und diese
:,schworen ihn alsVerbindungsmitglied
i anzuerkennen
Jn einem anderen Buche: ,,Usi e co
stumi di camorristi« von De Blasio, ;
erfährt man noch anderesAuthentische, ’
und zwar meist neues Material über
dse geheimnißvolle Camorra, die er ei
nen Polypen nennt, der seine Fang
arme in alle Städte des Vesuvgebietes
erstreckt. Die Camorra, spanischen
Ursprungs, zerfällt in eine höhere und
niedere Klasse. Die erstere ist die der
»Caniorristi«, zur zweiten gehören die
,,Piccinotti« auch ,,geehrte Jünglinge«
genannt. Also die Zweitheilung nasis
deutscher Art in ,,Burschen« und
«"füchse«. Die erste Klasse wählt drei
Vorsteher, den ,,Capintesta« (,,Se
nior«), den »Capintrito« oder ,,Capa
societa« (,,Vizepräseg«) Und den »Ton
tajuolg« («,,Fiassenwart«). Die zweite
Klasse wählt nur einen Chef, der auch
»Contajuolu« heißt. Der »Capinte
sta« oder Caniorrachef über ganz Nea
Pel wird gewöhnlich aus dem Viertel
Porta Capuano (beim Bahnhof) ge
wählt. Die anderen Stadtviertel ha
ben 1e einen ihm unterihänigen n·Uter
chcf, dessen Befugnisse in den rituellen
Worten ausgedrückt sind: ,,Recht zu ge
ben, dem es zukommt, und Unrecht
dem, der es verdient.« Die »Conta
juolt« sind nicht nur Zahlmeister, son
dern auch Setretäre, und irn Bedarfs
fall Staatsanwalt Die einzelnen
Mitglieder haben, wie auch in anderen
geheimen Gesellschaften, verschiedene
Grade: der niedrigste ist der des
«Guaglione J- malä vita«, dann folgt
der ,,Piccinotto«, hierauf der »Ca
morrista«, der je nach Verdienst noch
höhere Stufen erklettern kann.
Als Rangabzeichen dienen sichtbare
Tätowirungen, eine Linie bezeichnet
den «geehrten Jüngling«, eine Linie
mit zwei Punkten den ,,Piecinotto«,
eine Linie mit drei Punkten den »Ca
dorrista«. Neben den gewöhnlichen
verdeckten Tätowirungen gibt es noch
solche, die ein Gelübde, z. B. der Liebe
oder der Rache symbolisiren
Die Hauptaufgabe der Mitglieder
der Camorra bildet die Steuereintrei
bang. Die Steuer »Tangenda« wird
erhoben von den Prostituirten, den
Spielern und auch von den Kaufleu
ten und Industriellen, die nicht weiter
belästigt sein wollen. Doch den größ
ten Betrag liefert das Spiel. Jede
Spielhölle wird von einem »Piccinot
to« tontrollirt, der einen bestimmten
Prozentsatz der gespielten Gelder er
hebt. Diese Kontrolle ist oft nicht un
gefährlich. Jst der Beauftragte aber
gehörigl egitimirt, so fügen sich ihm
die Spieler nieist—willig, ja sie wählen
ihn sogar bei Streitigkeiten zum
Schiedsrichter. Weigert sieh aber doch
jemand, den Tribut zu entrichten, so
bedroht ihn der tontrollirende »Vie
cinotto«, wirft zu gleicher Zeit den
Hut in den·Nacken, dreht sich den
Schnurrbart, speit zwischen den auf
einandergebissenen Zähnen hindurch,
zieht die Hosen in die Hiihe —- nie
mals wird eine dieser Formen vernach
lässigt —- und das Duell beginnt. Alle
Beiträge des Tages werden gewissen
haft dem höchsten Vorgesetzten ausge
liefert, der die Hälfte fiir sich behält
und den Rest je nach dem Grad pet
schieden unter die Mitglieder vertheilt
Fast nie kommt es vor, daß ein Mit
glied die gesammelten Gelder für sich
behält; geschieht es aber doch, so hat
der Delinquent außer den ordentlichen
Strafen noch die zu erwarten, daß ihn
ein niederes Mitglied heimlich ermor
det, um durch diesen Beweis von Bra
vcur um die höchsten Grade konturri
ren zu können.
Die Gerichtshöfe der Camorra hei
ßen die ,,Mamas«. Die Strafen sind
meist folgende: Suspension von der
- Empfangsberechtigung des Steuer-an
"theil, zeitweiliger oder permanenter
Ausschluß aus der ,,schönen, refor
Jmirten Gesellschaft«, Ohrfeige auf der
Straße, Berunzierung des Gesichts
durch Glasschetben, glattes Rasirmef
ser, schsariiges Rasirmesser, Bewer
sung mit Koth. DieTodesurtheile wer
den mit dem Messer vollzogen und je
nach der Schwere des Verbrechens
durch Stiche in den Bauch, in dieBrust
oder in den Kopf.
Kinderarbeit.
Ein Gesetzgebungs - Gebiet, auf dem
staatliche Autorität für lange Zeit noch
wird zu walten haben, bis auch — auf
dem Wege über die Achtstundenarbeit
—der Kongreß ein entscheidendes Wort
mitzusprechen hat, ist das der- Fabrik
gesetzgebung auf dem noch viele Auf
gaben zu erledigen sind, ehe wir uns
darin mit anderen Ländern zu messen
berechtigt sein werden. Der Kongresz
hat zwar schon in dem Gesetz, das den
alten Begriff der »Mitarbeiters
Schuld« aufhebt, einen weiterenSchritt
nationaler Regulierung getan. Auch
die von La Follette befürwortete Be
schränkung der Arbeitszeit des Be
triebspersonals der Eisenbahnen zielt
darauf hin; aber doch gibt es Maß
nahmen, betreffs deren staatliche Ge
setzgebung notwendiger Weise das- ent
scheidende Wort zu sprechen haben
wird, weil sie in den Bereich zwischen
zwifchenstaatlicher Regulation durchaus
nicht gebracht werden können.
Zu diesen gehört die Beschränkung
der Frauen- und Kinderarbeit in Fa
briken (respektive der Heimindustrie),
betreffs welcher von der industriellen
Unternehmerfchaft, nach englischem
Vorbild, ungemein viel gesündigt wor
den ist. Man muß anerkennen, und das
gereicht dem gesunden amerikanischen
Gefühl und Gerechtigkeitssinn zur
Ehre, daß die verschiedenen Staaten
bemüht gewesen sind, die Härten des
ausnutzenden Industrialismus zu lin
dern. Selbst im Frohngebiet der perm
shlvanischen Kohlenbarone haben die
Gesetzgeber in richtiger Erkenntniß der
allgemeinen Volksinteressen der Aus
beutung Schranken gezogen. aber es
bleibt noch vieles in dieser Richtung zu
tun. Ein vorzügliches Gesetz zum
Schutze der Kinder, die frühzeitig der
Schulbank entfremdet, in die Klasse der
Tagelöhner eingereiht werden, hat un
ser Nachbarstaat Illinois sich gegeben.
Dasselbe besteht jetzt seit etwa drei
Jahren und hat seine Probe bestanden
und mit ihm die Beamten, die mit sei
ner Durchführung beauftragt waren.
Ein vorliegender Bericht des obersten
Fabrikinspektors, Edgar F. Davies,
gibt Auskunft darüber. Demselben zu
folge kam im Jahre 1903 (dem Jahre,
in welchem das ,,neue« Gesetz erlassen
wurde) noch auf jede 38 Erwachsenen
ein »Arbeiter« im Kindesalter, und die
kindlichen Arbeiter machten nahezu 3
Prozent der gesamten Arbeiterschaft
aus — im Jahre 1905 kam nur auf je
6444 Erwachsene ein arbeitendes Kind
und der Prozentsatz der kindlichen Ar
beiter war auf 1.5 gefallen. So ar
beitete das neue Gesetz, das ja nur eine
Verbesserung des alten war, und die
Erfahrungen, die man unter jenem ge
« macht hatte, zur Nutzanwendung
brachte; wie das etwa zehn Jahre frü
her erlassene Gesetz schon vorgearbeitet
hatte, läßt sich daraus erkennen, daß
im Jahre 1893 noch schon auf jede
1().8 erwachsenen Arbeiter ein arbei
tendes Kind kam und die kindlichen
Arbeiter noch 8.5 Prozent der gesam
ten Arbeiterschaft ausmachten.
Der Erfolg ist, wie oben angedeutet,
zum guten Teil dem Pslichteifer der
mit der Durchführung des Gesetzes be
strauten Beamten zuzuschreiben « Sie
»
haben fleißig gearbeitet. Im Laufe des
Jahres nahmen sie 71,258 Jnspettioi
neu vor, 20,5.«36 mehr als im Vorjahre
und 49,017 mehr als im Jahre 1901.
Daß diese nicht oberflächlich geführt
wurden, erhellt aus der Tatsache, daß
die Behörde 1001 Verurteilungen we
gen Verletzung der Fabrikgesetze, davon
994 wegen Uebertretung des Kinderar
beit - Gesetzes, erzielte. Wie der Ve
richt besagt, standen ini Jahre 1905
im Staate Illinois insgesamt 7(;9,852
Personen in Lohnarbeit und von diesen
waren 592,559 Männer, 165,038
Frauen, 7127 Knaben und 4628 Mäd
chen. Die Aussicht ist, daß sich die
Zahl der letzteren Klassen unter stren
ger Durchführung des Gesetzes mit der
Zeit beträchtlich verringern wird.
Der Kassierer einer Bank in Home
stead, Pa» brannte mit 5512,000 durch,
hinterließ aber das folgende Schrei
ben: »Bitte um Entschuldigung, aber
ich brauche das Geld notwendig.
Werde Versuchen, es in den nächsten
zwei Jahren zurückzuzahlen.« Wenn
die Direktoren diesen Trost nicht als
genügend ansehen, dann ist ihnen nicht
zu helfen.