vvquvsvsvvmvtm Wiss-W m M WI. No. 218.— Jch hen meine Alperiegeschicht arig rekretfot die Gezwei lekn gehalte. hitahs ich muß offe gestehn ich hen e we nig tschiep ge fühlt, awwer wie es nit annerschter zu eckspeckte ge wese is, se hot doch angeketscht un wie se mich dann zum erschte mol ge sehn hat, do hen mer e schwiet teim gehabt. Jch hen reiteweg genohiißi, daß se ebkes usf den Herze gehabt hot, awwer ich den geäcki als wann ich nicks wißt. Uss eemol hot se ge sagt: »Seh, Liznie, du bist mich aw wer e schöne. Ich hen dich schon die schrecklichste Sache anvertraut: ich mache mich noch keine Wehst odder e Ehpren, miiaus daß ich dich davon verzichte; ich hen nit emol en Krach mit mein Alte, mitaus das; ich dich in mei Kanviehdenz ziehe, atvwer was duhsi du? Wann ebbes impohrienieD hiippene duht, dann hältst du’s unner dein hat un das is all was du duhsi. Jch denke, das is so mien wie's norz sein kann; awiver ich geb nicks drum;« du derssi nur nit denke, daß ich mich driwwer ärgere duhn, nosser, so dumm; Lin ich nit un wann du denke duth asi ich mehbie tschellus sin, danns kennst du die Wedesweilern schlecht! Wennn ich auch so keine bixuiifullez Weils ben, wie du, so kann ch dok; einges singe, awwer ich sm sroh, da . ich nit for den Pahri selecktet sins worde. So dumm sin ich doch nit,» daß ich sor annere Leut den Fuhr machel un biseids da, wer werd iwij wer upi gehn Euekn seckendhiindigei Schob sehn? Oss Aphis kannst dus das Haus pöcie, wann du deine Gäng! widder hinschiäe duhsi, wie in unser? Konzert, aber Pier-is wo zu ebbes. einaunte, die cHeim nit hin, do brauchst du ieine Bei . Du mußt wahrschein-. lich denke, das wär ebbeo ecksträs, dasks du miimache dersst, awwer ich will. dich do drin nur ufsiliire. Du siehst, ich kann nii von mein bät-bin dich alles u verzähle un anzuveriraue, lasse: esohr daß das Ahperie-Biß neß gestart hot, sin ich von wege die Roll gesehn world Du hast notif- gar iem Eidie von gehabt was im Gang is, dohen ich schon resfjuthJch den den Professor esagt, er sollt sich sor den Pahtt beFer e jii n a e r e Lebdie auspieke im er l;oi gesagt, c-: deht denke, dac- wiir auch besser, er hätt mich nur nit insoiie wolle, weil er doch wißt, dafz ich in unsere Sai seijethee die gutgnckigite Lebdie sin. Dann is er sort un nach e paar Dag hen ich ausasesunne, daß er dich ausqepictt bot! To hen ich lache Iniisse, daß mich dir Seite weh nebahn hen un daß ich nuttiniek gesplitt sm! Also denk nur nit, daß ich mich är gere. Es schont nur dein schmaZe Närreciter un dei Stockopp Wese. Von dich hen ich genug!« Jetzt hen ich awwer das Wort gehabt! »Du hast nug von nnchD hen ich gesagt, ei ell juh ich hen schon immer genug von dich qehabt. Du bist dirischel luszte Person, nzo ich noch in mei ganzes Letve gesehn heu. Wenn du nit immer die erschte Fiddel spielt kannst, dann meinst du esdeht nii hu. Schuhr genug fin ich nit die jüngste in den Kraut un duhn auch nit am Beste gucke, aiower dontjuh xergett ist, ich sin praut druss, daß ch emol zeige kann, das; ich in die Kunst ebbeii eiste kann. Es hot jo oss Kohrs Leut genug, wo denke, ie wäre das ganze Ding, wann se en rielonsch ausdi che könne un en kuhnet voll B r kaufe lasse könne un wo s n häppig sin, wann se am Obend f nf, sechs hlet in ihre Mon ietzaqg henz ich n akvwer hö here idteiö un bifeids das is es nie mand sei Biß-seß. Mehbie, es komme nit viel Piebelg zu unsere Verspr menz, awwer die wo komme, das sen die Leiet, wo e wenig Vetstehstmich von Muhsick hen un wo iwwethaupt intellischente un ettjukehtete Piebels sin, du wetfcht jedefalls nit komme. Das wär auch Geld gewehstek, biiahs, du verstehst ja dockä von so Sache nicks. So jetzt wei t du, wie ich in die Sach denke un wann du noch an neke Jnxokmehfchen brauche duhsi, dann wei t du ja wo ich wohne. Jetzt hen ich keine Zeit mehr, bikahs mer Eben heut noch e großes Riehötsel un Ido muß ich dabei sein, sonst könne se Init siarte.« Jch hen die Doka uffgei macht Un hen die Wedesweikekn aut feet geloffe. Sc hoi mich noch en a ganz fchrecksiche Blick zugeworfe. ans Mr gesagt hot se kein Wort mehr. Ich hen dann mei Sopper gestatt, bitahs wann die Kids beim komme un das Sopper ist- nit reddig dann kicke se wie die Stiere. Well nach e kleine Weil hen ich alles im Gang- ge habt un ich hen gedenkt, jetzt hen ich grad noch e wenig Zeit for noch emoi e wenig zu studire. Jch sm in den Sittenruhm gange un hen chnell noch emol losgelegt Wie ich grad an den Pla komme sin, wo es geht. Palla li, ruhluh, LaLaLa bunt iraha, do hen ich so en fonnige S mell genohö iifzt —- ich fierze in die itschen und hen puitiniee e Fitk kriegt wie ich ausgefunne hen wag do gehäppend war. Mei Pohteixtersch die hen in blaue Flehms gebrennt. Mei Port fahsetfch hot geguckt wie e Piin voll Kohle un mei Tornipps die ware so hart gebrennt, daß mer se mit e Hät schet hätt ufffdicke könne. Jch sin so mähd gewee drß ich nicks drumm ewtve hätt, wann auch das ganze Laus abgebrennt wär. Die Kide sin gimkomme un der Philipp- was mei osband is, der- as auch komme un bot for e Tschehnsch en Hunger ge Habt, daß er Tinnkänns hätt esse könne. Un nicks zu esse ins Haus-! Un in e Bertelsiund hen ich zu den Niehörsel gemußt! Ei tell juh do hot Kunst un Prosa en schreckliche Kampf getämpft, awtoer zu meiner Ehr muß ich gestehn, die Fiunfi hot den Wir-te rie davon getrage! Jch hen zu die Fämmillie gesagt: »Wenn es Wahr gibt un die Kontrie braucht Sohi ichs-s, dann muß der Mann fort, ganz egal, ob er e Fämmillie hot odder ob er sintel is. Wann die Kunst ruft, dann muß die Frau fort un wann auch die Fämmillie iein Sop rcr bot. Der Pa werd schon dazu tende, daß Jbr nit starfe duht«, un dann sin ich fort. O, ei tell "uh, ich hen schon große Opfer flor die Kunst gebracht. Mit beste Riegards Yoan Lizzie Hanfstenget Sehr einfach. A.: «Sagen Sie mir blos, wie kann der X immer so schneidig einheiges heu?« B.: »J sehen Sie, die Sache ist seht einfach: Auf Theilzahlung läßt er sich nicht ein. Entweder er bieibt I alles schuldig —- oder er bezahlt gar nicht.« Trinkers-gib i Richter: »Das ist doch lediglich Jhre Lttaukige Schwäche für den Brannt !wein, die Sie auf die Antlagebant ge Ifiihkt hat« i Angeklagiek: »Ach nee, HerrGe IrichtshdL wenn ich durstig bin, dann laeh ich wo anders hin. " —-.- — Sein Stolz. «Denl' dir nur, der Mensch sagt zu mik, er schenke mir meine Schuld. .« Mun, sei froh!« ;- «Na, den half ich nicht schlecht an gefahren, zahlen wetd’ ich ihn Ia wahr fcheinlich nie aber schenken laß ich mir von dem noch lange nichM« Folgenfchwer. humoreste von Käte Lubowsti. Jüngst hat mir mein Leibarzt geboten Stirb oder entsage dem Wein, Dem weißen sowohl als dem rothen, Sonst wird es dein Untergang seinI Die jungen und alten Stimmen schmetterten das fröhliche Lied durch den hellerleuchteten KorpssaaL der heute mit all seinen Wappen, Mützen und Bändern feierlicher wie je aus schaut. Er hat auch die Pflicht dazu. Derselbe alte Herr, der damals vor fünfzig Jahren bei seiner Einweihung hier den ersten Salamander rieb, sitzt jetzt als »Senior« an der Querseite der Tafel und freut sich über den jun den Nachwuchs, der mit ihm und vie len andern das 50jührige Stiftungs fest der ,,Buistania« feiert. Es ist ihm gar nicht recht, daß sein Aeltester schon Miene macht, aufzubrechen. - »Aber Hans, Junge,« sagt er bei-« nahe vorwurjsvoll, »ich, muß mich ja für dich schämen, wenn du jetzt schon j kneifst.« Da trifft ihn aus einem nicht ge-; rade fröhlichen Gesicht mit grauwei-; fzen Schatten ein wehleidiger Blick. i Er versteht —- —— — »Na, wenn dem so ist, dann leg’» dich atcs Ohr, Doktor,« lacht er ge-«i müthxich. und Doktor Hans Evekt l geht langsam und schwerfällig ausi dem hellen Saal. « ; Den ganzen Tag über Land aufs Praxis, durchgefroren, durchgerütteltt und obendrein, in der Hast, nicht der i letzte zu sein, auch ohne gegessen zu; haben · . . so trat er hier vor fünf Stunden an. Da kann, nach der Menge des genossenen Bieres, das,: was ihn glücklich untergelriegt hat, natürlich nicht ausbleiben. ? Mit unsicheren händen sucht er un- s ter der Menge der in der Garberobp umherhiingenden Mäntel nach dem i feinen. Endlich meint er ihn zu ha- s ben. Es muß aber doch wohl nichts stimmen. Hinein kommt er freilich . . . ; aber er preßt und beengt ihm Lungen I und Brust. Und dennoch muß er ihn anbehalten, weil er nicht wieder her ausfahren tann. Er sucht in den Ta schen herum . . . ; Es muß doch auch noch ein Schlüs- « sel dagewesen sein, der zum Korridor gehört, denn das Haus pflegt um diese » Stunde noch auf zu sein. Ein blut jfunger Fuchs erbietet sich, ihm zu hel en. »Wie sah denn dein Knochen aus, alter Herr?« fragte er. Ebert sinnt ein Weilchen nach· Eine tomifche Frage . . . denkt er. »Wie so ein Schlüssel eben aussieht! Klein . . . leicht . . . ach richtig . . . und aus Illu minium.« Der Suchende, der ein paar Dutzend Schlüssel in den Händen hält, die er sämmtlich den Manteltaschen entnahm, überreicht ihm triumphirend ein blan ies, wenig gebraucht ausschauendes Instrument. ,,Dante,« lallt Doktor Ebert, »und wenn du mal was zu heilen haben solltest, wende dich vertrauensvoll an mich, ich flicke dich wieder zusammen!« Die frische, kühle Nachtlust, die ihn bald darauf umfängt, thut ihm wohl. Aber das völlig tlare Bewußtsein iann sie ihm doch nicht so im Hand umdrehen zurückgeben. Die Straßen erscheinen ihm alle unbekannt und wirr. Er sucht voll fieberhaften Eifers die große dicke La terne, in deren unmittelbarer Nähe seine Bude liegt. Endlich hat er fie. Das Haus ist noch offen. Mühelig steigt er die drei Treppen empor. Er probirt den Schlüssel. Natürlich . . » er paßt nicht. Uebrigens ist das auch gar nicht sein Quartier. Rechts ron der Laterne liegt es . . . und er ist zu ihrer Linken ins Haus gegangen. Also muß er wieder hinunterirab vern . . . Er ächzt mühsam die Treppen des Nebenhauses hoch. Gottlob . . . der Schlüssel paßt. Die Thiir sliegt auf. Nun ist er daheim. Es war aber auch die allerhöchste Zeit. Er stürzt in das erste Zimmer.«l5in paar qualvolle Minuten vergehen, dann wird ihm leichter. Die Stiefel kann er noch ausziehen. Aber weiter reicht seine Kraft nicht mehr. Mit Mantel und Hut wirft er sich aus das weiche, mollige Bett . . . Jm Nebenzimnier tichern zwei helle, fröhliche Mädchenstimrnen. Er hört im ersten Druseln wohl die Töne, aber er mertt nicht, von wem sie herrühren Das Mondlicht zuckt auf seinem Bett hin und her, und die hellen Stimmen lichern weiter. ,,Du,«Liese, er schnarcht furchtbar.« »Mir scheint beinahe, als ob er schze,« sagt die Jüngere der Schwe stern und lauscht aufmerlsam zur Thiir hin. »Ach, was . . . ächzen, Tildcheni Er wird eben des Guten u viel ge than haben. Sicherlich. onst wäre er doch noch nicht nach Haus gegan » gen.« ! ,,Ob man nicht doch die- Pflicht hat, s mal leise nach ihm zu gucken, trotz ei Jnes strengen Berboteö?« sagt Tilde INeubern des Professors Nesthälchem besorgt, denn sie verzeiht dem Bruder nach herzenslust. i Und lie schleicht sich aus den Fuß spitzen zu dem Lager hin, auf dem sie iihren Bruder wähnt. Ohne Licht und ganz heimlich, damit er nicht gestört wir Er liegt regungslos und oth 41 met gleichmäßig. Da neigt sie sich zu ihm, nimmt mit leiser, zarter Bewe na die Mütze von seinem Haupt und streicht zärtlich über sein Haar. Zu letzt küßt sie ihn . . .an die beiden geschlossenen Augen. . Eine Viertelstunde später ist das Kichern verstummt. Sie schlafen . I Nach der stillen, erquickenden Nacht kommt der Morgen. · . Doktor Ebert bekommt plöhlich ei »nen Heidenschrect Jhm war es, als »wenn ihn jemand gekitzelt hätte. Er iwagt den Kopf nicht zu heben. Darum sieht er die lichte Mädchengestalt, die in der Hand ein Tablettchen mit dem Frühkaffee trägt, nicht. Nur ihte Stimme hört er. Die ist weich und klingend, wie Musik. ,,Guten Morgen, du Faulpelz. Hier bringe ich dir ausnahmsweise dein Morgenfutter Jch war gestern spät Abends noch bei Dir. Aber du altes-, liebeg Murmelthier hast mich natür lich nicht gehört.« Damit setzte sie die blanke Last auf das Nachttischchen und hebt seinen dunklen Kopf, den er immer noch trampfhaft in den Kissen vergraben hält, zu sich empor. Ein gellender Schrei kommt von ihren Lippen. Sie stürzt hinaus . . . den Kot-ri dor entlang . . . zu ihrem Vater hin . . »Vater . . . Vater . . . um Gottes willen —- da drinnen bei Kurt ist . . . ein anderer.« —- Der Professor brü tet gerade über die Lösung eines hoch wichtigen Räthsels. »Warum soll denn kein anderer bei ihm sein?« meint er zerstreut und vertieft sich von Neuem in seine Aufgabe. Aber Fräu lein Tildchen gönnt ihm keine Ruhe. »Er liegt in Kurts Bett Vater . . . und ich habe ihn gestern Abend getiifzt und ihm heute den Kaffee ge bracht. Ach Gott, ich möchte sterben. « Als der Professor nach langerem Kopfschiitteln in seines Sohnes Zim mer stehtf sieht er, daß sein Mädel recht hat. Das ist sein Junge wirklich nicht. Wie aber kommt der fremde Mensch hierher? Es hat lange gedauert, ehe sie sich darüber verftändigt haben. Kurt Neubert kommt inzwischen seelenvergniigt aus einer der Boden tammern herausspaziert. »Jrgend jemand hat mir meinen Schlüssel gemaust, " sagte er . »Dos xentLlich ist es tein Einbrecher gewe en « Aber man hört nicht auf ihn. Man hat sich viel zu viel zu wundern und zu schämen!! Tildchen Neubert wollte zuerst in das Wasser gehen, weil sie den Kuß nicht zu überleben vermeinte . . . Aber sie hat im Lauf der Jahre noch so viele von denselben Lippen dazu bekommen, daß es wirklich aus einem mehr oder weniger . . . nicht ankom men kann. . . . Es war eitel Sonnenschein und Glück in dem Leben, das sie an Hans Eberts Seite geführt hat . . . denn der einzige dunlle Punkt blieb fein heimlich zwischen ihnen beiden. Der Eheliebste betam niemals zur selbst ftändigen Verfügung einen Haus oder Korridorchlüssel . . . Das war Tildchien geb. Neubert zu riskant· W Die Gouv-kämmt der Königin Armuth Aus Wien v. 29. ds. berichtet das Neue Wiener Tagblatt: Vor dem Zi villandesgericht fand heute die Ver handlung über eine Klage des hiesigen Hofwagenfabrikanten Schweifert gegen die Königin Natalie Obrenovic statt. Jhr SohnAlerander soll nämlich beim Rläger im Jahre 1899 drei Viktoria wagen bestellt und nicht übernommen haben. Die Wagen stehen noch heute zur Verfügung Da Vetlagte Allein erbin ihres ini Februar 1903 ermor deten Sohnes ist, wird von ihr Ersatz »von 6426 Kr. gefordert. Das beson dere Jnterefse der Verhandlung liegt darin, daß anläßlich der Frage der Kompetenz des Wiener Landesgerichts zunächst entschieden werden muß, ob die Königin, wie ihr Vertreter behaup tet, noch heute als Souveränin die Ex territorialität genießt und nur beim Obersthofmarschallamte des Kaisers Franz Josef verklagt werden tann.Der Filagevertreter brachte demgegenüber in der Verhandlung vor, daß Königin Natalie schon durch ihre Ehetrennung von König Milan, die ja notorisch sei, jedenfalls aber durch den Sturz der Dhnastie Qbrenovic ihre Exterritoria lität eingebüßt habe. Der Vertreter der Königin Natalie erwiderte, dieEhe trennung der Königin Natalie sei wohl notorisch, ebenso notorisch aber sei es, daß die Ehetrenung unrechtmiißig er folgte. Aber selbst in dieser unrecht inäßigen Ehetrennung seien der Köni gin Natalie alle königlichen Rechte vor behalten worden. Das Beispiel des Königs Milan treffe nicht zu, denn dieser habe bei seiner Abdankung auf alle königlichen Rechte verzichtet. Durch den noch ungesühnten Mord an König Alexander aber hätten die anderen An gehörigen der Dynastie Obrenovic ebensowenig ihren Rang eingebiißt,wie die Bourbonen durch die Hinrichtung tLudwigs XX l. Der Gerichtshof be schloß eine amtliche Erklärung des Justizministeriums iiber dieFrage ein zuholen ob der Königin Natalie die Souverännität zutoinme oder nicht. l s Grube Auskrbr. . Er: »Ich würde Dir ja gern einen neuen Hut tausen, Elise, aber, ich fürchte nur, er kontrastirt zu sehr mit Deinem Gesicht « Die can-tr- itt Oespeh N o 14. Juni. Augenblicklich ist ganz Neapel in Aufregung, weil das höchste Tribunal der Camorra ein zu ihr gehörendes Ehepaar, das sich wahrscheinlich des Verratks schuldig gemacht hatte, auf grau ame Weise ermorden ließ. Die Henker waren vier Matrosen, die .man jetzt eifrig sucht, ihr Auftraggeber scheint ein ge wisser Alfonso Rapi zu sein, der be reits verhaftet wurde. Jn seinem Hause fand man u. a. auch viele Briefe von Politilern, in denen ihm ihr Dank fiir seine Unterstützung ihrer Abgeord neten ausgesprochen wurde. Man kam denThätern dadurch auf dieSpur, daß kurz vor der Ermordung des Ehe paares, die in Trrre del Greco statt fand — die Frau wurde in ihrem Hause in Neapel überfallen —- einige Matrosen in einem Kaffeehause«»von Torre del Greco ein opulentes Mahl eingenommen hatten, das Verdacht erregte. Solche ,,Liebesmahle,« um einen I deutschenAusdruck zu gebrauchen, spie len überhaupt in der Camorra eine» große Rolle. Jn einer kleinen Schrift berichtet ein Neapolitaner, der unter dem Pseudonym »A. Lamb« schrieb» darüber wie folgt: »Eine6 Morgens! sah ich in einer ländlichen Schenke des; Vomero eine Gesellschaft von zwanzig; « Personen, die fröhlich - bankettirten, T sohwohl sie sich kaum auf den Beinen jhalten konnten, und von Zeit zu Zeit mit einem bartlosen Jünglinge, dem ! reinsten Galeerenlandidaten, der neben einem alten Rauhbein saß, alückwün schend anstießen· Einige Zeit nachher slchrte ich zu der Kneipe zurück und fand die lustige Gesellschaft nicht mehr ’vor, nur eine alte Frau, die mir er »tlärte, daß der Alte ein Camorra Häuptling gewesen sei, der mit den Jüngern die Aufnahme eines neuen Kandidaten gefeiert habe. Weiter er zählte sie mir, daß diese Feier erst seinem Pflichtduell (vergl. die Bestim smttngsniensur der deutschen Studen stem Proben seines Muthes abgelegt ? dann stattsände, wenn ein Kandidat in ( t i i !hätte. Das sei heute morgen gesche hen. Zu dem Messerkampf dienen be sondere Messer-, und Bedingung ist, daß der Neuling, wenn auch selbst ver- ; wundet nur dann als Sieger gilt wenn er seinen Gegner verwundet hat. Das gelang ihm . Nachdem er dann noch, wie der »Komment« vorschreibt, die vom Blute des Gegners gefärbte Klinge abgelectt hatte, gab ihm der« Häuptling den rituellen Händedruck, tstellte ihn den Genossen vor, und diese :,schworen ihn alsVerbindungsmitglied i anzuerkennen Jn einem anderen Buche: ,,Usi e co stumi di camorristi« von De Blasio, ; erfährt man noch anderesAuthentische, ’ und zwar meist neues Material über dse geheimnißvolle Camorra, die er ei nen Polypen nennt, der seine Fang arme in alle Städte des Vesuvgebietes erstreckt. Die Camorra, spanischen Ursprungs, zerfällt in eine höhere und niedere Klasse. Die erstere ist die der »Caniorristi«, zur zweiten gehören die ,,Piccinotti« auch ,,geehrte Jünglinge« genannt. Also die Zweitheilung nasis deutscher Art in ,,Burschen« und «"füchse«. Die erste Klasse wählt drei Vorsteher, den ,,Capintesta« (,,Se nior«), den »Capintrito« oder ,,Capa societa« (,,Vizepräseg«) Und den »Ton tajuolg« («,,Fiassenwart«). Die zweite Klasse wählt nur einen Chef, der auch »Contajuolu« heißt. Der »Capinte sta« oder Caniorrachef über ganz Nea Pel wird gewöhnlich aus dem Viertel Porta Capuano (beim Bahnhof) ge wählt. Die anderen Stadtviertel ha ben 1e einen ihm unterihänigen n·Uter chcf, dessen Befugnisse in den rituellen Worten ausgedrückt sind: ,,Recht zu ge ben, dem es zukommt, und Unrecht dem, der es verdient.« Die »Conta juolt« sind nicht nur Zahlmeister, son dern auch Setretäre, und irn Bedarfs fall Staatsanwalt Die einzelnen Mitglieder haben, wie auch in anderen geheimen Gesellschaften, verschiedene Grade: der niedrigste ist der des «Guaglione J- malä vita«, dann folgt der ,,Piccinotto«, hierauf der »Ca morrista«, der je nach Verdienst noch höhere Stufen erklettern kann. Als Rangabzeichen dienen sichtbare Tätowirungen, eine Linie bezeichnet den «geehrten Jüngling«, eine Linie mit zwei Punkten den ,,Piecinotto«, eine Linie mit drei Punkten den »Ca dorrista«. Neben den gewöhnlichen verdeckten Tätowirungen gibt es noch solche, die ein Gelübde, z. B. der Liebe oder der Rache symbolisiren Die Hauptaufgabe der Mitglieder der Camorra bildet die Steuereintrei bang. Die Steuer »Tangenda« wird erhoben von den Prostituirten, den Spielern und auch von den Kaufleu ten und Industriellen, die nicht weiter belästigt sein wollen. Doch den größ ten Betrag liefert das Spiel. Jede Spielhölle wird von einem »Piccinot to« tontrollirt, der einen bestimmten Prozentsatz der gespielten Gelder er hebt. Diese Kontrolle ist oft nicht un gefährlich. Jst der Beauftragte aber gehörigl egitimirt, so fügen sich ihm die Spieler nieist—willig, ja sie wählen ihn sogar bei Streitigkeiten zum Schiedsrichter. Weigert sieh aber doch jemand, den Tribut zu entrichten, so bedroht ihn der tontrollirende »Vie cinotto«, wirft zu gleicher Zeit den Hut in den·Nacken, dreht sich den Schnurrbart, speit zwischen den auf einandergebissenen Zähnen hindurch, zieht die Hosen in die Hiihe —- nie mals wird eine dieser Formen vernach lässigt —- und das Duell beginnt. Alle Beiträge des Tages werden gewissen haft dem höchsten Vorgesetzten ausge liefert, der die Hälfte fiir sich behält und den Rest je nach dem Grad pet schieden unter die Mitglieder vertheilt Fast nie kommt es vor, daß ein Mit glied die gesammelten Gelder für sich behält; geschieht es aber doch, so hat der Delinquent außer den ordentlichen Strafen noch die zu erwarten, daß ihn ein niederes Mitglied heimlich ermor det, um durch diesen Beweis von Bra vcur um die höchsten Grade konturri ren zu können. Die Gerichtshöfe der Camorra hei ßen die ,,Mamas«. Die Strafen sind meist folgende: Suspension von der - Empfangsberechtigung des Steuer-an "theil, zeitweiliger oder permanenter Ausschluß aus der ,,schönen, refor Jmirten Gesellschaft«, Ohrfeige auf der Straße, Berunzierung des Gesichts durch Glasschetben, glattes Rasirmef ser, schsariiges Rasirmesser, Bewer sung mit Koth. DieTodesurtheile wer den mit dem Messer vollzogen und je nach der Schwere des Verbrechens durch Stiche in den Bauch, in dieBrust oder in den Kopf. Kinderarbeit. Ein Gesetzgebungs - Gebiet, auf dem staatliche Autorität für lange Zeit noch wird zu walten haben, bis auch — auf dem Wege über die Achtstundenarbeit —der Kongreß ein entscheidendes Wort mitzusprechen hat, ist das der- Fabrik gesetzgebung auf dem noch viele Auf gaben zu erledigen sind, ehe wir uns darin mit anderen Ländern zu messen berechtigt sein werden. Der Kongresz hat zwar schon in dem Gesetz, das den alten Begriff der »Mitarbeiters Schuld« aufhebt, einen weiterenSchritt nationaler Regulierung getan. Auch die von La Follette befürwortete Be schränkung der Arbeitszeit des Be triebspersonals der Eisenbahnen zielt darauf hin; aber doch gibt es Maß nahmen, betreffs deren staatliche Ge setzgebung notwendiger Weise das- ent scheidende Wort zu sprechen haben wird, weil sie in den Bereich zwischen zwifchenstaatlicher Regulation durchaus nicht gebracht werden können. Zu diesen gehört die Beschränkung der Frauen- und Kinderarbeit in Fa briken (respektive der Heimindustrie), betreffs welcher von der industriellen Unternehmerfchaft, nach englischem Vorbild, ungemein viel gesündigt wor den ist. Man muß anerkennen, und das gereicht dem gesunden amerikanischen Gefühl und Gerechtigkeitssinn zur Ehre, daß die verschiedenen Staaten bemüht gewesen sind, die Härten des ausnutzenden Industrialismus zu lin dern. Selbst im Frohngebiet der perm shlvanischen Kohlenbarone haben die Gesetzgeber in richtiger Erkenntniß der allgemeinen Volksinteressen der Aus beutung Schranken gezogen. aber es bleibt noch vieles in dieser Richtung zu tun. Ein vorzügliches Gesetz zum Schutze der Kinder, die frühzeitig der Schulbank entfremdet, in die Klasse der Tagelöhner eingereiht werden, hat un ser Nachbarstaat Illinois sich gegeben. Dasselbe besteht jetzt seit etwa drei Jahren und hat seine Probe bestanden und mit ihm die Beamten, die mit sei ner Durchführung beauftragt waren. Ein vorliegender Bericht des obersten Fabrikinspektors, Edgar F. Davies, gibt Auskunft darüber. Demselben zu folge kam im Jahre 1903 (dem Jahre, in welchem das ,,neue« Gesetz erlassen wurde) noch auf jede 38 Erwachsenen ein »Arbeiter« im Kindesalter, und die kindlichen Arbeiter machten nahezu 3 Prozent der gesamten Arbeiterschaft aus — im Jahre 1905 kam nur auf je 6444 Erwachsene ein arbeitendes Kind und der Prozentsatz der kindlichen Ar beiter war auf 1.5 gefallen. So ar beitete das neue Gesetz, das ja nur eine Verbesserung des alten war, und die Erfahrungen, die man unter jenem ge « macht hatte, zur Nutzanwendung brachte; wie das etwa zehn Jahre frü her erlassene Gesetz schon vorgearbeitet hatte, läßt sich daraus erkennen, daß im Jahre 1893 noch schon auf jede 1().8 erwachsenen Arbeiter ein arbei tendes Kind kam und die kindlichen Arbeiter noch 8.5 Prozent der gesam ten Arbeiterschaft ausmachten. Der Erfolg ist, wie oben angedeutet, zum guten Teil dem Pslichteifer der mit der Durchführung des Gesetzes be strauten Beamten zuzuschreiben « Sie » haben fleißig gearbeitet. Im Laufe des Jahres nahmen sie 71,258 Jnspettioi neu vor, 20,5.«36 mehr als im Vorjahre und 49,017 mehr als im Jahre 1901. Daß diese nicht oberflächlich geführt wurden, erhellt aus der Tatsache, daß die Behörde 1001 Verurteilungen we gen Verletzung der Fabrikgesetze, davon 994 wegen Uebertretung des Kinderar beit - Gesetzes, erzielte. Wie der Ve richt besagt, standen ini Jahre 1905 im Staate Illinois insgesamt 7(;9,852 Personen in Lohnarbeit und von diesen waren 592,559 Männer, 165,038 Frauen, 7127 Knaben und 4628 Mäd chen. Die Aussicht ist, daß sich die Zahl der letzteren Klassen unter stren ger Durchführung des Gesetzes mit der Zeit beträchtlich verringern wird. Der Kassierer einer Bank in Home stead, Pa» brannte mit 5512,000 durch, hinterließ aber das folgende Schrei ben: »Bitte um Entschuldigung, aber ich brauche das Geld notwendig. Werde Versuchen, es in den nächsten zwei Jahren zurückzuzahlen.« Wenn die Direktoren diesen Trost nicht als genügend ansehen, dann ist ihnen nicht zu helfen.