Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 22, 1906, Sweiter Theil., Image 14

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    Der Besenqu
Roman von O. Elster.
3. FertsetungJ
Zu Ortes Herr Leutnant. Es
st immer ehr lustig da zu. Der
irth ist ein früherer Martetender
vom Bataillory der das Wirthshauz
von einem Franzosen gepachtet hac.
Das Gehöft selbst gehört dem Mon
sieur Hauviller.«
»So verkehren wohl die Franzosen
nicht mehr dort?«
»Nein, Herr Leutnant. Nur die
deutschen Soldaten und wenn Tanz
ist die jungen Binan und Mädchen
aus der Umgegend.«
»Es ift gut, ich werde mir dass
Haus einmal ansehen.«
Friedrich entfernte sich, darüber
nachgriibelnd, was wohl fein Herr
Leutnant in der nicht gerade vor
nehmen Kneipe wollte, die nur für die
einfachften Bedürfnisse eingerichtet
war
arald dagegen war wieder zwei
l st etvorden, ob man ihn einen
olchen t als Rendezvous vorschla
Fen konnte. Die jungen Damen
onnten doch unmöglich in diese Sol
datenkneipe einlehrent
Dennoch entschlosz er sich, am Nach
mittage, da er zufällig einmal dienst:
frei war, nach Bonnesontaine hinaus
Zkgehem Er ließ sich von Friedrich
n Weg beschreiben und fand das
Wirthshaus leicht, welches abseits
von dem Dorfe -Quatrevents. am
Rande eines prächtigen Hochmldes
lag. Das Wirthshauå machte einen
etwas vernachlässigten Eindruck; die
Bänte und Tische in dem Garten wa
ren von der einsachsten Art, die Gast
gtäbe schmutzig und von einem üblen
euch erfüllt: der Tanzsaal zeigte
außer dem Bilde des Kaisers und ei
nigen armseligen Hänqelampen tei
nerlei weiteren Schmu .
Mit schmunzelnker Höflichkeit kam
dem jungen Ossizier der Wirth entge
gen, ebenso schmutzig und verlommen
wie das ganze Gehöft. Seinem
rothen, ausgedunsenen Gesichte sah
man die Trunksuckt san.
Hinter dem Büsfet schnarchte eine
hr dicke, robuste Frau, die Gattin
es Wirthes, die ihrem Gesicht nach
u schließen, einen guten Trunk eben-s
salls nicht zu verschmähen schien.
hier konnten die beiden jungen
Damen unmöglich eintehreni
Harald ließ sich einen Kognat ge
ben, um doch eine Kleinigkeit zu ver
zehren.
»Der-r Leutnant wollen wohl einen
Spaziergang in den Wald machen?'·
fragte der Wirth. ·
»Allerdings«, entgegnete Harald
und setzte hinzu, um nicht unhöslich
en scheinen. »Können Sie mir viel
eicht einen hübschenPunkt empfehlen?
Ich bin erst seit einigen Wochen hier.«
«Jch weiß, Herr Leutnant. Jch
renne Herrn Leutnant aber doch schon.
Was aber den Spaziergang anbe
trisst, so besuchen Herr Leutnant viel
leicht mal die Kapelle zur gutenQuelle
— oder a la bonne iontatne, wie die
ofranzofensagen —- welche in einem
ichsönen Thale liegt, kaum eine Vier
telstunde von hier.«
Harald horchte auf. — Also gab es
noch einen zweiten Ort mit diesem
Namens Und dieser Ort lag in
einem schönen Waldtbale - das war
jedenfalls ein geigneterer Ort für ein
Rendezvous, als dieses elendeWirths
haus. Er beschloß die Kapelle auf
zusuchen ließ sich oon demWirth den
Weg beschreiben und brach dann auf.
Ein schmaler Fußpfad führte durch
den Wald und endigte in eine roman
tische Waldschluckt, durch welche ein
kleiner Bach rieselte, der von Farren,
Vergißmeinnicht und Anemonen ein
gefaßt wurde. Die Schlucht veren
gerte sich mehr und mehr, bis sie durch
eine Felsengrotte abgeschlossen wurde,
in der der kleine Bach als Quelle aus
dem Gestein hetvorlprudeltr. Ober
halb der Quelle, auf den Felsen, erv
hob sich eine kleine Kapelle mit dem
Marienbilde, das nach einer frommen
Sage in früheren Jahrhunderten
«Wunder gewirkt haben« sollte. Noch
Iett schrieben dieLandleute der »guten
Quelle« heilenbe Wirkungen bei man
cherlei Krankheiten zu.
Der Ort war jedenfalls von einem
romantischen Reiz umflossen, der
auch auf Harald seinen Eindruck nicht
verfehlte. Jn gehobener Stimmung
schritt er dahin, von der Hoffnung be
seelt, Zuriette hier zu finden. Keinen
etli ren Winkel konnte man sich
len, wo zwei liebende herzen sich
einander erfchließen sollten.
Eli sich Hatald der Grotte näherte,
hie er ein leier Geflüftee und ein
ehelmisckzei Lachen zu hören. Rasch
trat et näher —- ein leichter Schrei —
riette und Julie standen vor ihm,
lebst sehe erschreckt und verlegen
nnd doch. was Julie anlangte, ein
Miit-ei Lächeln auf den frischen
seiden Sie, meine Damen . . ."
er an, aber er kam nicht weiter,
Reimei trat ihm entgegen und
ihn, indem eine dunkle
M ihre Wajgens überfluthete
Leut-an sag-sie auf
dein man einen til-ten lidsj
-- IW anwe, »wir ne III
Q- m- entwanva
M III-ZU El
rschutdig meine Cousine erzählte mit!
Isoeben erst, daß sie den Namen diesesl
EPlahes auf den Tisch geschrieben, um:
»Sie hierherzulocken. Sie weiß; daß
dies mein Lieblinggplatz ist und wir
oft hierher gehen. —- Jch bitte also zu
verzeihen . . ."
»Ich habe nichts zu verzeihen, mein
Fräulein«, entgegnete gemild. »Ich
bin Fräulein Julie im gentheil seht
dankbar-, daß sie mir Gelegenheit ge
geben bot, diesen entzückenden Platz
tennen zu lernen und — Sie, mein
Fräulein, zu sprechen«.
»Was hätten wir uns zu sagen,
mein Heit?« fragte Henkiette tiihl
und stolz.
»Ich hätte Jhnen viel. sehr viel zu
fagen'«, rief bewald- »Und ich hoffte,
nach den Blumengküßen. hie wir aus
getauseht, würden Sie mich wenigstens
anhören.'«
»Es war ein iindisches Spiel, was
Julie rnit Ihnen getrieben hat«
Da lachte Julie plötzlich hell auf
,.,Oh HenrietteC rief sie, »wie Du
Dich doch verfiellen tannftt Glauben
Sie ihr nicht Herr Leutnant Zu dem
letzten Streich belenne ich mich freilich,
weil Henriette nicht wußte wie sie
Ihnen Antwort geben sollte, aber die
Rose tani von ihr»
«Julie, ich bitte Dich»
»Und nun willst Du den armen
herrn wieder fortschicken, ohne
hören, was er Dir zu sagen hat.Zz —
Nein das dulde ich nicht Du hattest
dgch sonst« so großes Interesse fiir
«Julie ich befehle Dir zu fchwei
, Tief erröthend, in griißter Verle
»genheit stand Henriette zitternd da.
JJquie aber lachte wiederum fchelmifch
l CU
i »Ich gehe, mir einen Kranz von
Vergißmeinnicht zu pflückenc sagte
Isie. So lange wirst Du schon dem
lHerrn Gehör schenten müssen. Au
’.revorr1nonsieur« wandte sie sich mit
einem neckischen Knix an Harald undj
eilte fort
»Ich bin Jhrer Großmuth preisge
geben, mein Herr«, sagte Henriettr mit
einem tiihlen Lächeln »Meine Cou
sine ift eine kleine Thörin . . ." wandte
sie sich ab
»Sie zürnen, Fräulein Henriette«, !
erwiderte Harald »Mit Recht viel
; leicht —und dann habe ich hier nichts
i zu thun. Wünschen Sie, daß ich mich
entfernek ;
F Er wartete vergebens auf Antwort. :
Abgewandt bon ihm stand Henriette
’da, einige Blumen zerzupfend ri
; trat näher «Frciulein Henriette, darf.
ich Ihnen sagen, was mich hierher ge- ;
führt hat?« I
Da schlug sie plötzlich die Hände
i vor das Gesicht und brach in Thränen
l aus
z »Hah’ ich Sie so sehr beleidigt,
jFräulein Henriette?! Jch bitte Sie
; um Verzeihung —- ich schwöre Jhnen
Hu, daß ich niemals versucht haben
würde, mich Jhnen zu nähern, wenn
ich gewußt hätte, Sie würden meine
lAnnäheruna schmerzlich empfinden.
sJch wollte Ihnen nicht wehe thun,
iHenrieite —ich verehre, ich liebe Sie
iviel zu sehr.... sagen Sie mir nur
- ein Wort der Verzeihung und ich gehe
isort.... ich verspreche, Jhnen nie
»mehr nahe tommen zu wollen, wenn
»ich auch sehr darunter leiden werde
Henriette, vom ersten Augenblicke
an, da ich Sie sah, haben Sie einen
tiefen, unausloschlichen Eindruck aus
; mein Herz gemacht . . .. ich werde Sie
j nie, nie vergessen, wenn Sie mich
J auch fortgehen heißen . . . . wollen Sie
» mir nicht ein einziges Wort der Ver
s zeihung des Abschieds sagen?«
» Sie schüttelte stumm den Kopf.
»Sie zürnen mir noch immer?«
Wiederum ein stummes Kot-sichm
teln.
»Sie schicken mich nicht sort?" .
» Abermals ein Schütteln des kleinen
sKöpschenö. Da wagte er es, ihre
ihand zu ergreisen und sie an die
T Lippen zu pressen.
i »Ich danke Ihnen, Henriette....
iSie machen mich zum glücklichsten
jMenschem . . .« .
; und wiedek küßte ek ihre hand.
iDoch rasch entzo sie ihm diese jeht
z und wandte sich i m zu. Aus ihrem
;liehlichen Gesichte tämpsten Rithrung
kund Verle enheit. Sie wollte stolz
und unna bar erscheinen, und doch
glühte in ihren Augen der sauste
Strahl der Liebe, und aus ihren
Wangen blühten die Rosen der erwa
;chenden Leidenschaft hre Stimme
bebte leise, all sit spto :
»Es ist unrecht von mir. Sie a e
hdrt zu hohen. Aber Sie haben rn eh
überrascht».. Sie dur en so nicht
sprechen, und Sie mii en mir ver
sprechen, nie wieder solche Worte an
mich zu richten.«
Eeneiette . . . ."
.Sie wissen selbst«, fuhr sie mit
etwas festem Stimme fort, welche
hinderniise unserem Verkehr entge-»
gäßehm Sie wissen, . rote meiaj
er denkt «
Jesus See-· , I
« Ach deute nicht so. wie mein sater.j
Meine Ratt-e ttt etne Deutsche Es
Matt ste- --lla-elienhe -- oder
habe mic? den Wünschen meines Va
ters zu iigen, der seinerseits Grund
hat, den Deutschen zu zürnen.«
»Dars ich nach dem Grunde sta
gen?«
»Man hat im Kriege seinen Sohn,
meinen Stiesbtuder, erschossen...«
«Tausende Menschenleben hat die
ser Krieg getostetl«
»Ja, aber mein Stiesbruder tout-des
standesrechtlich erschossen, weil er sichs
den Franctireurs angeschlossen hatte.s
—- Er war erst achtzehn Jahre alt.« i
»Ein tragisches Geschick .aller-Y
dings. Aber-. . . . das ist der Krieng
»Er ist furchtbar —- ich weiß es.’
Jch erzähltzJhnen dies auch nur, um !
die Stellung meines Vaters zu etc-J
klären, zugleich aber auch, um hnens
zu zeigen, daß jeder Vertehr zwischens
uns unmöglich ist.« j
»Ich sehe es nicht ein, Fräulein
henriettr. Jch bin nicht Jhr und
Jhres Vaters Feind — vielleicht ist
eine Versöhnung doch möglich .....
oft hat schon die Liebe versöhnt, was
der Haß entzweit«
Sie erröthete abermals. »Ich
bttte Sie, nicht solche Wollt mehr.
Jch habe Ihnen diefe Unterredung ge
währt, um Jhnen alles das zu sagen
Sie sehen daraus daß ich Ver
trauen zu Jhnen habe»
»Und ich dante Jhneri aus iiefftein
Herzen dafür. Jch will rnich beherr
schen, Henriettel Jch will nicht mehr
von dem sprechen, was rnich so tief
bewegt — aber Sie rniisfen mir da
gegen oerfprechen, dasz ich Sie nicht
zum letzten Male geiehen habe."
»Wir wohnen in ein und derselben
sStadt und diese ift fehr klein Da
werden wir uns noch oft begegiierna
»O nicht so, Henriette! te ver
ftehen mich ja . . . · ich darf Sie zuwei
len sehen, sprechen . . . . bitte, bitte,
Henriette, fagen Sie ja! Sie sollen
sich auch nicht über cnich zu beklagen
haben ich will ganz ruhig und artig
ein
Ein schelmisches Lachen spielte um
ihre Lippen.
»Wenn das Wetter es erlaubt«,
sagte sie in leichter Verlegenheit,
»machen wir oft einen Spaziergang
hierher.«
«Danl — tausend Dank!« rief er
und ergriff ihre Hand, sie innig
küssend.
»Nicht fo, nicht fo, Herr Leutnant«,
wehrte fie ab, oberer fühlte doch den
leisen, weichen Druck ihrer kleinen
Hand
»Lassen Sie rnich jetzt gehenc fuhr
sie bittend fort. Meine Cousine ist
schon weit fort — sehen Sie da unten
am Bach»
»Ich werde sie rufen.«
»Nein, lassen Sie! —- Jch werde
selbst gehen...nein. Sie follen uns
nicht begleiten. Bitte, bleiben Sie
noch."
»Ich werde bleiben und von Jhrer
Güte, Jhrer Schönheit träumen,
Henriette . . .«
»Sie sind unverbefferlich —- Leben
Sie wohl . . .«
»Auf Wiedersehen, henriette?«
»Nun denn —- ja —- auf Wieder
sehen . . ."
Er wollte ihre Hand erhaschen, aber
flint wie ein Reb schlüpste sie und
eilte davon. Er wollte ibr sol en.
Doch dann erinerte er sich igrer
Bitte und er blieb stehen«-sie
wandte sich noch einmal um, da sandte
er ibr eine Kußband.... sie drohte
ihm lachend, dann eilte sie weiter und
verschwand im Gebüsch.
Harald athmete tief auf. Er hätte
laut hinausjauchzen mögen in den
Wald, der vom Abendsonnengold er
gliihend vor ibm lag. An der mur
melnden Quelle strectte er sich nieder
in das Moos, stützte den Kopf in die
Hand und kaum-e bei dem teilen
Murmeln der »guten Quelle« einen
gluctlichen Traum.
fi. Kapitel
Ein Soldatenball.
Jm Wirthshaus »Zu: guten
Quelle« ging es laut und lustig her.
Es war Sonntag und der frühere
Marietender dnd Wirth »Zu: guten
Quelle« hatte einige Musiker enga
girt, welche zum Tanz ausspielen
mußten. Da schwenkten denn die
Jäger von Lügburg die hübschen
lotbringischen rsschönen aus Qua
treventd und RichelddorL oder wie die
umliegenden Dörser alle hießen, im
slotten Walzen in dem mit grünen
Tannenzweigen dekorirten Saal ber
um und stampften mit den Füßen,
daß der Staub in dichten Wollen aus
den alten Dielen des Fußbodens aus
wirbelte.
Auch die Köchinnen und Hausmads
chen von Liiyelburg hatten sich zu dem
Tanzvngniigen eingefunden und bil
deten unter den Dorsschönen eine ge
wisse Elite welche von den Jägern
gern zum Tanze geholt wurde
Konnte man mit ihnen doch deutsch
schwatem während die meisten Dars
miidchen nur sranziisisch oder ein fast
unverständlichei Patois, emischt aus
Frau nseh und «Glas tsch-Dlltsch«
ptAn einem langen Tisch im Garten
saßen die Honoratiorem Die Feli
evebel und älteren Unterofsiziere mit
ihren Frauen, zwischen denen sich die
Kinder jubelnd und lärmend umher
trieben.
Ab und zu kam ein süngerer Unter
»ossiz ier oder auch ein Soldat, um die
Frau Felder-edel seiner Kompagnie
zum dTanz wiiartixsusordermgn gnädig lä
der here ldtpebel
diese dGunst und würdet-all ehte sich
die Mit-tin der Kompagnie« einige
Male« in« des Saale umher, umda
erhidt und mit hochrothem Kops an
den honoratiorentifch zurückzukehren
Um die Ordnung aufrecht zu er
halten war eine Patrouille aus einem
jüngeren Unterosstzier und zwei
Oberjägern nach dein Wirthshaus ge
sandt welche an ihrem Czaclo und
der Patronentasche an dem Leigrie
men kenntlich war Die Patrouille’
hatte jedoch einen leichten Dienst, dennj
wenn es auch laut und lustig zu ing«
die Ordnung wurde nicht ge tört.
Aber man lonnte ja nicht wissen, was
geschah, denn öfter tain es vor, daß«
sich die Bauernburschen der Umgegend
oder die Arbeiter der in der Nähe lie
genden Steinbritche unter die Tan
zenden mischten und dann brach leicht
zwiscken diesen und den deutschen
Soldaten ein Streit aus, der oft in.
Thätlichleiten ausartetr.
Unter den Tanzerinnen fiel beson
ders ein junges Mädchen aus« welches«
zum ersten Mal erschienen war. Es.
war eine pitanie Erscheinung miti
großen dunleln Augen und braunem
Haar, einem seinen Gesichtchen wie
Milch und Blut und von einer schlan- l
ten Shldhidengeststt, die in ange-l
nehmen Kontrast zu den meist sehr
derben Gestalten der anderen Mädchen
stand.
Anfangs zeigte sie eine leichte Ber
legenheit in der ihr fremden Umge
bung. Bald aber brach ihr jugendli
cher Dohsinn durch nnd« sie gab sich
den kreuden des Tanzes mit echt
französischer Munterktit und An
muth hin.
Sie war mit Friedrich Römers,
dein Burschen Hirt-Dz, gelernt-rein
der sie mit grofsir Anfmertintteit be
handelte und ihr eiserfiijktig nett den
Augen folgte, wenn sie niit einem
anderen tanzte.
«,,ff)e, Reimers«. Fragte ihn ein jun
er lotter Unter-of izier, als ihn feine
—änzerin wieder einmal allein ge
lassen, »wo haben Sie denn die nied
liche tleine Krabs tennen gelernt?
Jch tenne doch sonst alle Mädchen in
der Stadt und in der Umgegend.
Dient sie in Liihelburg?«
» a, Herr Unteroffizier . . .'«
»Aber bei teinem unserer Ossiziere
—- fonst müßte ich sie tennen«.
»Nein, sie dient bei einem Franzo
sen — bei Monsieur Hauoiller«.
»Alle Wetter...bei dem Preußen
iresier?! —- Und der hat erlaubt, daß
sie hierher kommt?·'
»Ja . . .
»Wie heißt sie?«'
»Jnanne....den anderen Namen
weiß ich nicht«.
»Ist auch nicht nöthig. Wir wollen
uns hier ja nicht verheirathen. Aber,
Junge, nimm Dich in Acht, das Mäd
chen hat ein paar Augen im Kopfe,
die einen rasend machen können. Dorf
ich einmal mit ihr tanzen ?«
»Za, here Unteroffizier.«
«· pricht sie denn deutsch«.
«Freitich . . . . und ganz gut«.
»Da kommt sie wieder-. —- Na,
Fräulein, wie ist«-i —- Darf ich mir
erlauben . . .?'« f L l
Jeanne war mit gluhendem Gesicht
herangetreten. Ihr Busen wogte von
der Erreaung des Tanze-L ihre Augen
blitztem sie lachte, daß man ihre
weißen Zähne zwischen den rothen
Lippen sah.
Schon wollte sie den Arm des Un
terossiziers, der ibt teck in die Augen
sah, nehmen, als sie das traurige und
mißmuthige Gesicht Friedrichs he
mertte.
Rasch zog sie ihren Arm urück.
»Nun ——— merci, monsieur«, sagte
sie. »Ich will nicht mehr tanzen· Je
suis trez satiguee...sehr ermüdet.«
»Ach wag —- einen Wal er können
wir noch riskiren'«, lachte er Unter
oiiizier und wollte den Arm unt ihre
Taille legen·
Doch sie stieß seinen Arm zurück
und funkelte ihn zornig mit ihren
duntlen Augen an.
»Je ne veux pas —- gehen Sie!«
entgegnete sie in bestimmtem Ton.
»Monsieur Friedrich, wollen Sie mir
Ihren Arm geben?«
Sie hing sich in seinen Arm und
zog den hochbeglückten Burschen mit
sich sort. -
«Eine kleine wilde Kahe«, knurrte
der Unterossizier. »Na, warte, Dich
kriegen wir auch noch zahm."
Dann wandte er sich einer anderen
Tänzerin zu. bei der er mehr Glück
hatte.
»Wohin gehen wir, Jeanne?« fragte
Friedrich, den Arm des jungen Mäd
chens sanft und zärtlich an sich
drückend.
Er hatte Jeanne zufällig vor etwa
vierzehn Tagen kennen gelernt, als er
einige Eintäuse auf dem Wochen
markte machte. Die zierliche, schlanke
Gestalt, das seine, pikante Gesichtchen
ver aß er nicht wieder, und auch seine
kräftige, jugendliche Erscheinung mit
dem blondgelockten haar und den
treuen blauen Augen mußte Eindruck
aus das herz der hübschen Franzäsin
emacht haben. Sie lächelte- ihn
reundlichsatn wenn sie sich hege neten,
und als er eines Abends wag e, sie
unseres-Frechen da wiej sie ihn nicht
zurii , sondern gestattete. daß er sie
bis an die Thür ihres hauseö in der
Rue de la Paix begleitete, too sie dann
noch eine Weile plaudernd stehen
blieben.
Von diesem Ta an trafen sie sich
Jeden Abend. nnge wenn auch von
Liede zwischen ihnen noch nicht die
Rede en war, so wußten sie doch,
das e sich lieb hatten.
Wut äui dieser Liebe werden sollte,
daran dachte riedrich Reimen nicht.
Er war vor ausig noch Soldat —
noch zwei Jahre mußte er dienen —
die sahsqu
Als er sie jeht sra te, wohin sie
gehen wollte, sah sie m t einem kleinen
« totetten Lächeln zu ihm aus.
»Im Saal ist es so hejß", sagte sie.
»Wollen wir nicht einen tleinen Spa
.ziergang machen?«
»Herzlich gern. Bielleicht in den
Wald —- da ist es schön tiihl."
»Ach sa, in den Wald! Jch liebe
den Wald so sehr. Sie müssen näm
lich.wissen, Monsieur Friedrich, daß
ich im Walde ausgewachsen bin.«
»Ich ebenfalls. Mein Bater war
Nebrerjöger, und ich werde ’mal seine
Stelle erhalten« «
»Das ist schön. Giebt es in Jhrer
Heimath so schöne Wälder-"
»Na und ob! —- Schöner als hieri«
Und dann erzählte er von» einer
schönen thüringischen Heimath und
sie hörte mit gesenktem Köpfchen zu,
sich dicht an ihn schmiegend.
So hatten sie den Wald erreicht.
Still und kühl war es hier, ein ange
nehmer Gegensatz zu dein lauten, lin
menden Treiben in dem staubersiillten
Tanzsaai.
»Oh, die schönen Blumen!" ries
Jeanne und begann eisrig die Blu
men abzupsliicken, wobei ihr Friedrich
l .
i.
Dann setzte sie sich an das Moos
unter einer alten Buche und ordnete
die Blumen zu einem geschmactvollen
Strauß. Friedrich stand vor ihr und
sah ihr schweigend zu
»Weshalb sehen Sie sich nicht neben
mich?" sagte sie lächelnd.
»Ich bewundere Jhren Geschmack,
mit dem Sie die Blumen ordnen .
»Ja —- das lernt man in Frank
reich.«
»Sie waren in Franireich?«
»Fast zwei Jahre . . . . in Nanch.
Ach, da ist es schön! Aber so setzen
Sie sich doch!'«
Er nahm neben ihr Platz nnd reichte
ihr die Blumen einzeln zu. Er tonnte
nicht sprechen. ihm war so wohl und
weh um das Herz, daß er keine Worte
sand. Er mußte nur immer das ent
Ziictende Bild da vor ihm anschauen,
das niemals wieder aus seinem Her
zer verschwinden würde.
Fortsetzung folgU
s da dentt man wirklich noch nicht an
i
i
Nacht Oeld HMCMM
Seit Präsident Roosebelt sein be
sonderes Augenmert ans unsere Mil
lionäre gerichtet bat und sein Bestre
ben dahin gebt, der übermäßigen An
häufung von Millionen durch einzelne
Menschen wirksam entgegen zu steuern,
sind unsere Krösusse wieder einmal in
den Vordergrund allgemeinen Jn
teresses getreten, und da betannterma
szen unsere Zeitungen jede neu auftau
chende rage gründlichst erörtern, so
traten ie jetzt an die so häufig be
sprochenen Millionäre mit der Frage
heran, ob der Besitz so vielen Geldes
wirtlich glücklich mache oder nicht.«
James J. bill, einer der reichsten
unter den Reichen. beantwortete diese
Frage dahin, dasz er sagte: »Es wird
vielUnsinn über die «Leiden'· der Mil
lionäre gesprochen und geschrieben. Jch
aber gebe Ihnen mein Ehrenwort, dasz
Millionäre — ich spreche aus Erfah
rung —- das Leben ebenso sehr genie
ßen und sich dessen freuen wie ihre är
meren Nebenmenschen. Jch zum Bei
spiel müßte lügen, wollte ich behaup
ten, daß ich damals, vor etlichen vier
zig Jahren, als ich mir meine paar
Dollars perWoche aus einem Mississip
pidampser verdiente, glücklicher war,
als ich es jetzt bin. Aber der Besitz des
Geldes ist es nicht, der gliicklich macht,
sondern einzig und allein dessen Er
werbung. Das rastlose Arbeiten,
Streben und Ringen nach dem vorge
setzten-Ziele und der Erfolg all der
Mühen, nicht aber das Geld an und
siir sich, das gewährtBesriedigung und
erseeut.«
Russell Sage, der Wall Sind-Krö
sus, behauptet mit anderen Worten so
ziemlich dasselbe. »Ich gebe zu,'« sagt
er, »daß ich nur eine Lust kenne, und
zwar das Geld-nachm. Das Vergnü
gen, das das Geldmachen bietet, liegt
im Ausspinnen der Pläne, im Risiito.
in das man sich einläszt, und endlich
im Erfolge. Jst mir ein Unternehmen
gegliickt, dann lege ich einsach das Geld
in die Bank und freue mich, nicht des
Besitzes, sondern bloß aus das nächste
Unternehmen.«
Als Mrs.Sage, die Gattin des Mil
lionärs, einmal gefragt wurde, ob ihr »
Mann trotz seiner oder vielleicht gerade
infolge seinerMillionen eigentlich nicht
doch ein recht unglücklicher Mann sei,
lachte sie laut auf und versicherte: "
»Meiner Ansicht nach ist er der glück- »
lichsie Mensch in ganz New York. Er J
würde sich ja nicht einmal Zeit dazu ;
gönnen, um sich unglücklich zu fühlen. I
Wissen Sie,« fuhr sie danni fort, »mein
Mann war immer so beschäftigt, daß »
er nicht einmal eit sand, sich selbst in
seinem eigenen eim gründlich umzu- «
sehen. Er macht ei ganz to wie der .
sprichwiirtlich ewordene Eisenbahnin- ;
genieur, der se ne Kinder nur dann zu 4
Gesicht bekam. wenn seine Frau sie auf z
die Station brachte, durch die sein Zug l
durchsuhr, und ihnen dann sagte: ’
Seht, Kinder, dort isi der Papa! Neu- i
lich stieg mein Mann hier umher, ganz i
wie ein Fremder, sah sich alles an und !
drehte sich dann plötzlich mit den Wor
ten zu mir: Wie herrlich ilt es doch
hier!«
W. A. Clarl, der Kupferliinig, singt s
gleichsalls das Lob der schweren Ar- (
beit. «Sehen Sie mich an,« begann
er, »ich arhette fest und freue mich met
ner Leistungen. Es macht mich übers «
glücklich, wenn ich etwas erreiche, wenn
ich Erfolg habe. Es ist eine helle
Freude, sich sagen zu können, daß man
seinen Verstand mit der Lösung »eines
Problems oder mit einem geschafklls
chen Unternehmen beschäftigt hat, und
daß alle Bestrebungen von Erfolg Ek
leitet waren. Jch stihle mich noch
Zeute so jung, als wäre ich just funf
und zwanzig Jahre alt geworden. CIS
gibt keine Grenzen fiir das Feld mei
ner Thätigkeit. Warum sollte ich auch
meine Zeit müßig vergeuden, da doch
die Welt mit Niesenschritten vorwärts
eilt? Jch kann ja durch meine Arbeit
viel Gutes leisten., Tausende von
Männern und Frauen hängen von
meiner Thatlraft ab, um sich ihr Brot
verdienen zu können. Wie könnte ich
mich zurückziehen und Unternehmun
gen in Schwebe lassen, dte für jene. de
ren Zukunft von mir abhängt, so un
endlich viel bedeuten ?«
»Ich gestehe es gern ein,« sagte
Schwab, Mitglied des Steel Trusi,
»daß ich mir das Ziel gesetzt hatte,
reich zu werden. Jch lebte für diesen
einen Gedanken, ich arbeitete dafür, ich
träumte davon, ebenso wie es die mei
sten Millionäre in jungen Jahren thun
Aber als das Geld herangefluthet kam,
so viel Geld, daß ich nicht recht wußte,
was ich damit anfangen sollte, da än
derten sich meine Ansichten. Der ur
sprüngliche Beweggrund verschwand,
das1 Geld selbst wurde zur Nebensache
—- etwas Unabänderliche-II — und ich
arbeitete jetzt aus Liebe zur Sache, aus
reiner Lust am Geldmachen. Jch tann
Sie versicheru, das Geldmachen ist eine
im höchsten Grade faszinirende Be
schäftigung Je·mehr Geld ich be
tomme, um so eifriger arbeite und um
so einfacher lebe ich und fühle mich da
bei so gliicklich, dasz ich mit leinem
Menschen, den ich tenne,tauschen möch
te. Ein Mann. der rasch zu Geld kom
men will, hat weder Zeit noch Anlage,
sungiücktich zu sein« —
i Der verstorbene John J. Blair, der
seinen Chect von 20, MO, 000 Dollars
hätte aus-stellen können und noch im
imer ein enorm re icher Mann gewesen
;wäre, behauptete mit Stolz, daß er
leinen einzigen langweiligen Tag er
llebte, als bis er über achtzig Jahre alt
igeworden war und das Geldmachen
aufgeben mußte. »Um das Geld an
und für sich war es mir niemals zu
’thun,« bemerkte er, »aber es lam, und
ich hoffe, daß ich es gut verwendet
habe. Was mir aber Freude machte,
das war die Arbeit des Geldmachens
und Rivalen zu bekämpfen und sie zu
besiegen —(— ja, das ift einfach herr
lich!« Und der alte Herr ergötzte sich
stillvergnügt an der Erinnerung ver
gangener Zeiten. »Nein Mann, dessen
Verstand fortwährend in Anspruch ge
nommen ift und dessen Tage mit Ar
beit ausgefüllt sind, tann unglücklich
fein, und ist sein Streben von Erfolg
begleitet, dann ist er ein beneidenswerss
ther Mensch. Das war mein Looo, und
wenn ich zurückschaue, hätte ich mir
lein anderes Leben gewünscht-«
Das sind die Anschauungen und
Aeußerungen der Millionär - Väter,
wie steht es aber mit den Söhnen?
Von diesen sollen —- angeblich — 95
Prozent ihrer Väter unwiirdig sein,
wie unlängft ein in Millionärtreifen
viel vertehrender Mann in einer inter
essanten Rede erklärte· Unter dieser
großen Mehrzahl befinden sich aller
dings einige, die wenigstens denSchein
des gewöhnlichen Anstandes wahren,
aber selblt ihre guten Eigenschaften
sind zweifelhaft· So ertlärte zum Bei
spiel George M. Pullman, der be
lannte Millionär, in seinemTestament.
das; keiner seiner beiden Söhne ihm
Ehre machte, weshalb er sie mit einer
jährlichen Leibrente von je 83000 ab
fertigte. Es tomrnt überhaupt sehr
selten vor, daß die guten Eigenfchoften
der reichen Väter sich auf die Söhne
vererben. Die jungen Leute gehen an
die hochschulem aber nicht um dort zu
ftudiren, sondern vielmehr um ihren
Neichthum zu genießen, und sich zu un
terhalten. Ihre Lebensweise ist leider
nur allzu oft ein Vorwurf sitt ihre
Angehörigen und ein Artgernisz fiir die
öffentliche Moral.
»Der Rote Sonntag vor dem
Schwurgericht wurde in No. 184 der
N. Badilchen Landesztg. ausführlich
dargestellt. Danach soll der Staats
anwalt behauptet haben: »Der ange
llagte Redakteur Meier hat geradezu
den Willen und die Absicht gehabt, die
Beamten in ihrer Ehe zu tränken.«
Natürlich ist er zu 150 Mart Geld
strafe verurteilt worden. Man soll
sich nie in die Ehesachen anderer mi
sche-u i s- i
Nichter: aHaben Sie in eigener Sao
che etwcu vsrzubringen?" —- Ange
tlagter: »Euer Ehren, mein Verteidi
ger hat mich so in Verwirrung ge
bracht, daß ich wirtlich nicht weiß,
was ich getan, oder warum ich ei ge
tan habe.«
O I I
Zahnarzt: »Bei schmerzloiem Zahn
ziehen muß ich Luftgad anwenden, das
toltet aber 50 Cents mehr.« — ar
mer: O, ich denke. dle alte Met ode
tu« auch.« — Zahnarzt: »Sie lind
eln mutiger Mann.« —- Farmer: »Na,
-
mir brauchen Sie ihn ja nicht zu zie- .
hen — meiner Frau.«'
I I I
Die Gründer, die einen Billlonen
Dollar Kohlen-Trnft proieltteren, um
die Einwohner des Landes noch mehr
auszulangen sollten sich an den Bo
gäichetrinnernkdet le lange hält, bis er