Der Besenqu Roman von O. Elster. 3. FertsetungJ Zu Ortes Herr Leutnant. Es st immer ehr lustig da zu. Der irth ist ein früherer Martetender vom Bataillory der das Wirthshauz von einem Franzosen gepachtet hac. Das Gehöft selbst gehört dem Mon sieur Hauviller.« »So verkehren wohl die Franzosen nicht mehr dort?« »Nein, Herr Leutnant. Nur die deutschen Soldaten und wenn Tanz ist die jungen Binan und Mädchen aus der Umgegend.« »Es ift gut, ich werde mir dass Haus einmal ansehen.« Friedrich entfernte sich, darüber nachgriibelnd, was wohl fein Herr Leutnant in der nicht gerade vor nehmen Kneipe wollte, die nur für die einfachften Bedürfnisse eingerichtet war arald dagegen war wieder zwei l st etvorden, ob man ihn einen olchen t als Rendezvous vorschla Fen konnte. Die jungen Damen onnten doch unmöglich in diese Sol datenkneipe einlehrent Dennoch entschlosz er sich, am Nach mittage, da er zufällig einmal dienst: frei war, nach Bonnesontaine hinaus Zkgehem Er ließ sich von Friedrich n Weg beschreiben und fand das Wirthshaus leicht, welches abseits von dem Dorfe -Quatrevents. am Rande eines prächtigen Hochmldes lag. Das Wirthshauå machte einen etwas vernachlässigten Eindruck; die Bänte und Tische in dem Garten wa ren von der einsachsten Art, die Gast gtäbe schmutzig und von einem üblen euch erfüllt: der Tanzsaal zeigte außer dem Bilde des Kaisers und ei nigen armseligen Hänqelampen tei nerlei weiteren Schmu . Mit schmunzelnker Höflichkeit kam dem jungen Ossizier der Wirth entge gen, ebenso schmutzig und verlommen wie das ganze Gehöft. Seinem rothen, ausgedunsenen Gesichte sah man die Trunksuckt san. Hinter dem Büsfet schnarchte eine hr dicke, robuste Frau, die Gattin es Wirthes, die ihrem Gesicht nach u schließen, einen guten Trunk eben-s salls nicht zu verschmähen schien. hier konnten die beiden jungen Damen unmöglich eintehreni Harald ließ sich einen Kognat ge ben, um doch eine Kleinigkeit zu ver zehren. »Der-r Leutnant wollen wohl einen Spaziergang in den Wald machen?'· fragte der Wirth. · »Allerdings«, entgegnete Harald und setzte hinzu, um nicht unhöslich en scheinen. »Können Sie mir viel eicht einen hübschenPunkt empfehlen? Ich bin erst seit einigen Wochen hier.« «Jch weiß, Herr Leutnant. Jch renne Herrn Leutnant aber doch schon. Was aber den Spaziergang anbe trisst, so besuchen Herr Leutnant viel leicht mal die Kapelle zur gutenQuelle — oder a la bonne iontatne, wie die ofranzofensagen —- welche in einem ichsönen Thale liegt, kaum eine Vier telstunde von hier.« Harald horchte auf. — Also gab es noch einen zweiten Ort mit diesem Namens Und dieser Ort lag in einem schönen Waldtbale - das war jedenfalls ein geigneterer Ort für ein Rendezvous, als dieses elendeWirths haus. Er beschloß die Kapelle auf zusuchen ließ sich oon demWirth den Weg beschreiben und brach dann auf. Ein schmaler Fußpfad führte durch den Wald und endigte in eine roman tische Waldschluckt, durch welche ein kleiner Bach rieselte, der von Farren, Vergißmeinnicht und Anemonen ein gefaßt wurde. Die Schlucht veren gerte sich mehr und mehr, bis sie durch eine Felsengrotte abgeschlossen wurde, in der der kleine Bach als Quelle aus dem Gestein hetvorlprudeltr. Ober halb der Quelle, auf den Felsen, erv hob sich eine kleine Kapelle mit dem Marienbilde, das nach einer frommen Sage in früheren Jahrhunderten «Wunder gewirkt haben« sollte. Noch Iett schrieben dieLandleute der »guten Quelle« heilenbe Wirkungen bei man cherlei Krankheiten zu. Der Ort war jedenfalls von einem romantischen Reiz umflossen, der auch auf Harald seinen Eindruck nicht verfehlte. Jn gehobener Stimmung schritt er dahin, von der Hoffnung be seelt, Zuriette hier zu finden. Keinen etli ren Winkel konnte man sich len, wo zwei liebende herzen sich einander erfchließen sollten. Eli sich Hatald der Grotte näherte, hie er ein leier Geflüftee und ein ehelmisckzei Lachen zu hören. Rasch trat et näher —- ein leichter Schrei — riette und Julie standen vor ihm, lebst sehe erschreckt und verlegen nnd doch. was Julie anlangte, ein Miit-ei Lächeln auf den frischen seiden Sie, meine Damen . . ." er an, aber er kam nicht weiter, Reimei trat ihm entgegen und ihn, indem eine dunkle M ihre Wajgens überfluthete Leut-an sag-sie auf dein man einen til-ten lidsj -- IW anwe, »wir ne III Q- m- entwanva M III-ZU El rschutdig meine Cousine erzählte mit! Isoeben erst, daß sie den Namen diesesl EPlahes auf den Tisch geschrieben, um: »Sie hierherzulocken. Sie weiß; daß dies mein Lieblinggplatz ist und wir oft hierher gehen. —- Jch bitte also zu verzeihen . . ." »Ich habe nichts zu verzeihen, mein Fräulein«, entgegnete gemild. »Ich bin Fräulein Julie im gentheil seht dankbar-, daß sie mir Gelegenheit ge geben bot, diesen entzückenden Platz tennen zu lernen und — Sie, mein Fräulein, zu sprechen«. »Was hätten wir uns zu sagen, mein Heit?« fragte Henkiette tiihl und stolz. »Ich hätte Jhnen viel. sehr viel zu fagen'«, rief bewald- »Und ich hoffte, nach den Blumengküßen. hie wir aus getauseht, würden Sie mich wenigstens anhören.'« »Es war ein iindisches Spiel, was Julie rnit Ihnen getrieben hat« Da lachte Julie plötzlich hell auf ,.,Oh HenrietteC rief sie, »wie Du Dich doch verfiellen tannftt Glauben Sie ihr nicht Herr Leutnant Zu dem letzten Streich belenne ich mich freilich, weil Henriette nicht wußte wie sie Ihnen Antwort geben sollte, aber die Rose tani von ihr» «Julie, ich bitte Dich» »Und nun willst Du den armen herrn wieder fortschicken, ohne hören, was er Dir zu sagen hat.Zz — Nein das dulde ich nicht Du hattest dgch sonst« so großes Interesse fiir «Julie ich befehle Dir zu fchwei , Tief erröthend, in griißter Verle »genheit stand Henriette zitternd da. JJquie aber lachte wiederum fchelmifch l CU i »Ich gehe, mir einen Kranz von Vergißmeinnicht zu pflückenc sagte Isie. So lange wirst Du schon dem lHerrn Gehör schenten müssen. Au ’.revorr1nonsieur« wandte sie sich mit einem neckischen Knix an Harald undj eilte fort »Ich bin Jhrer Großmuth preisge geben, mein Herr«, sagte Henriettr mit einem tiihlen Lächeln »Meine Cou sine ift eine kleine Thörin . . ." wandte sie sich ab »Sie zürnen, Fräulein Henriette«, ! erwiderte Harald »Mit Recht viel ; leicht —und dann habe ich hier nichts i zu thun. Wünschen Sie, daß ich mich entfernek ; F Er wartete vergebens auf Antwort. : Abgewandt bon ihm stand Henriette ’da, einige Blumen zerzupfend ri ; trat näher «Frciulein Henriette, darf. ich Ihnen sagen, was mich hierher ge- ; führt hat?« I Da schlug sie plötzlich die Hände i vor das Gesicht und brach in Thränen l aus z »Hah’ ich Sie so sehr beleidigt, jFräulein Henriette?! Jch bitte Sie ; um Verzeihung —- ich schwöre Jhnen Hu, daß ich niemals versucht haben würde, mich Jhnen zu nähern, wenn ich gewußt hätte, Sie würden meine lAnnäheruna schmerzlich empfinden. sJch wollte Ihnen nicht wehe thun, iHenrieite —ich verehre, ich liebe Sie iviel zu sehr.... sagen Sie mir nur - ein Wort der Verzeihung und ich gehe isort.... ich verspreche, Jhnen nie »mehr nahe tommen zu wollen, wenn »ich auch sehr darunter leiden werde Henriette, vom ersten Augenblicke an, da ich Sie sah, haben Sie einen tiefen, unausloschlichen Eindruck aus ; mein Herz gemacht . . .. ich werde Sie j nie, nie vergessen, wenn Sie mich J auch fortgehen heißen . . . . wollen Sie » mir nicht ein einziges Wort der Ver s zeihung des Abschieds sagen?« » Sie schüttelte stumm den Kopf. »Sie zürnen mir noch immer?« Wiederum ein stummes Kot-sichm teln. »Sie schicken mich nicht sort?" . » Abermals ein Schütteln des kleinen sKöpschenö. Da wagte er es, ihre ihand zu ergreisen und sie an die T Lippen zu pressen. i »Ich danke Ihnen, Henriette.... iSie machen mich zum glücklichsten jMenschem . . .« . ; und wiedek küßte ek ihre hand. iDoch rasch entzo sie ihm diese jeht z und wandte sich i m zu. Aus ihrem ;liehlichen Gesichte tämpsten Rithrung kund Verle enheit. Sie wollte stolz und unna bar erscheinen, und doch glühte in ihren Augen der sauste Strahl der Liebe, und aus ihren Wangen blühten die Rosen der erwa ;chenden Leidenschaft hre Stimme bebte leise, all sit spto : »Es ist unrecht von mir. Sie a e hdrt zu hohen. Aber Sie haben rn eh überrascht».. Sie dur en so nicht sprechen, und Sie mii en mir ver sprechen, nie wieder solche Worte an mich zu richten.« Eeneiette . . . ." .Sie wissen selbst«, fuhr sie mit etwas festem Stimme fort, welche hinderniise unserem Verkehr entge-» gäßehm Sie wissen, . rote meiaj er denkt « Jesus See-· , I « Ach deute nicht so. wie mein sater.j Meine Ratt-e ttt etne Deutsche Es Matt ste- --lla-elienhe -- oder habe mic? den Wünschen meines Va ters zu iigen, der seinerseits Grund hat, den Deutschen zu zürnen.« »Dars ich nach dem Grunde sta gen?« »Man hat im Kriege seinen Sohn, meinen Stiesbtuder, erschossen...« «Tausende Menschenleben hat die ser Krieg getostetl« »Ja, aber mein Stiesbruder tout-des standesrechtlich erschossen, weil er sichs den Franctireurs angeschlossen hatte.s —- Er war erst achtzehn Jahre alt.« i »Ein tragisches Geschick .aller-Y dings. Aber-. . . . das ist der Krieng »Er ist furchtbar —- ich weiß es.’ Jch erzähltzJhnen dies auch nur, um ! die Stellung meines Vaters zu etc-J klären, zugleich aber auch, um hnens zu zeigen, daß jeder Vertehr zwischens uns unmöglich ist.« j »Ich sehe es nicht ein, Fräulein henriettr. Jch bin nicht Jhr und Jhres Vaters Feind — vielleicht ist eine Versöhnung doch möglich ..... oft hat schon die Liebe versöhnt, was der Haß entzweit« Sie erröthete abermals. »Ich bttte Sie, nicht solche Wollt mehr. Jch habe Ihnen diefe Unterredung ge währt, um Jhnen alles das zu sagen Sie sehen daraus daß ich Ver trauen zu Jhnen habe» »Und ich dante Jhneri aus iiefftein Herzen dafür. Jch will rnich beherr schen, Henriettel Jch will nicht mehr von dem sprechen, was rnich so tief bewegt — aber Sie rniisfen mir da gegen oerfprechen, dasz ich Sie nicht zum letzten Male geiehen habe." »Wir wohnen in ein und derselben sStadt und diese ift fehr klein Da werden wir uns noch oft begegiierna »O nicht so, Henriette! te ver ftehen mich ja . . . · ich darf Sie zuwei len sehen, sprechen . . . . bitte, bitte, Henriette, fagen Sie ja! Sie sollen sich auch nicht über cnich zu beklagen haben ich will ganz ruhig und artig ein Ein schelmisches Lachen spielte um ihre Lippen. »Wenn das Wetter es erlaubt«, sagte sie in leichter Verlegenheit, »machen wir oft einen Spaziergang hierher.« «Danl — tausend Dank!« rief er und ergriff ihre Hand, sie innig küssend. »Nicht fo, nicht fo, Herr Leutnant«, wehrte fie ab, oberer fühlte doch den leisen, weichen Druck ihrer kleinen Hand »Lassen Sie rnich jetzt gehenc fuhr sie bittend fort. Meine Cousine ist schon weit fort — sehen Sie da unten am Bach» »Ich werde sie rufen.« »Nein, lassen Sie! —- Jch werde selbst gehen...nein. Sie follen uns nicht begleiten. Bitte, bleiben Sie noch." »Ich werde bleiben und von Jhrer Güte, Jhrer Schönheit träumen, Henriette . . .« »Sie sind unverbefferlich —- Leben Sie wohl . . .« »Auf Wiedersehen, henriette?« »Nun denn —- ja —- auf Wieder sehen . . ." Er wollte ihre Hand erhaschen, aber flint wie ein Reb schlüpste sie und eilte davon. Er wollte ibr sol en. Doch dann erinerte er sich igrer Bitte und er blieb stehen«-sie wandte sich noch einmal um, da sandte er ibr eine Kußband.... sie drohte ihm lachend, dann eilte sie weiter und verschwand im Gebüsch. Harald athmete tief auf. Er hätte laut hinausjauchzen mögen in den Wald, der vom Abendsonnengold er gliihend vor ibm lag. An der mur melnden Quelle strectte er sich nieder in das Moos, stützte den Kopf in die Hand und kaum-e bei dem teilen Murmeln der »guten Quelle« einen gluctlichen Traum. fi. Kapitel Ein Soldatenball. Jm Wirthshaus »Zu: guten Quelle« ging es laut und lustig her. Es war Sonntag und der frühere Marietender dnd Wirth »Zu: guten Quelle« hatte einige Musiker enga girt, welche zum Tanz ausspielen mußten. Da schwenkten denn die Jäger von Lügburg die hübschen lotbringischen rsschönen aus Qua treventd und RichelddorL oder wie die umliegenden Dörser alle hießen, im slotten Walzen in dem mit grünen Tannenzweigen dekorirten Saal ber um und stampften mit den Füßen, daß der Staub in dichten Wollen aus den alten Dielen des Fußbodens aus wirbelte. Auch die Köchinnen und Hausmads chen von Liiyelburg hatten sich zu dem Tanzvngniigen eingefunden und bil deten unter den Dorsschönen eine ge wisse Elite welche von den Jägern gern zum Tanze geholt wurde Konnte man mit ihnen doch deutsch schwatem während die meisten Dars miidchen nur sranziisisch oder ein fast unverständlichei Patois, emischt aus Frau nseh und «Glas tsch-Dlltsch« ptAn einem langen Tisch im Garten saßen die Honoratiorem Die Feli evebel und älteren Unterofsiziere mit ihren Frauen, zwischen denen sich die Kinder jubelnd und lärmend umher trieben. Ab und zu kam ein süngerer Unter »ossiz ier oder auch ein Soldat, um die Frau Felder-edel seiner Kompagnie zum dTanz wiiartixsusordermgn gnädig lä der here ldtpebel diese dGunst und würdet-all ehte sich die Mit-tin der Kompagnie« einige Male« in« des Saale umher, umda erhidt und mit hochrothem Kops an den honoratiorentifch zurückzukehren Um die Ordnung aufrecht zu er halten war eine Patrouille aus einem jüngeren Unterosstzier und zwei Oberjägern nach dein Wirthshaus ge sandt welche an ihrem Czaclo und der Patronentasche an dem Leigrie men kenntlich war Die Patrouille’ hatte jedoch einen leichten Dienst, dennj wenn es auch laut und lustig zu ing« die Ordnung wurde nicht ge tört. Aber man lonnte ja nicht wissen, was geschah, denn öfter tain es vor, daß« sich die Bauernburschen der Umgegend oder die Arbeiter der in der Nähe lie genden Steinbritche unter die Tan zenden mischten und dann brach leicht zwiscken diesen und den deutschen Soldaten ein Streit aus, der oft in. Thätlichleiten ausartetr. Unter den Tanzerinnen fiel beson ders ein junges Mädchen aus« welches« zum ersten Mal erschienen war. Es. war eine pitanie Erscheinung miti großen dunleln Augen und braunem Haar, einem seinen Gesichtchen wie Milch und Blut und von einer schlan- l ten Shldhidengeststt, die in ange-l nehmen Kontrast zu den meist sehr derben Gestalten der anderen Mädchen stand. Anfangs zeigte sie eine leichte Ber legenheit in der ihr fremden Umge bung. Bald aber brach ihr jugendli cher Dohsinn durch nnd« sie gab sich den kreuden des Tanzes mit echt französischer Munterktit und An muth hin. Sie war mit Friedrich Römers, dein Burschen Hirt-Dz, gelernt-rein der sie mit grofsir Anfmertintteit be handelte und ihr eiserfiijktig nett den Augen folgte, wenn sie niit einem anderen tanzte. «,,ff)e, Reimers«. Fragte ihn ein jun er lotter Unter-of izier, als ihn feine —änzerin wieder einmal allein ge lassen, »wo haben Sie denn die nied liche tleine Krabs tennen gelernt? Jch tenne doch sonst alle Mädchen in der Stadt und in der Umgegend. Dient sie in Liihelburg?« » a, Herr Unteroffizier . . .'« »Aber bei teinem unserer Ossiziere —- fonst müßte ich sie tennen«. »Nein, sie dient bei einem Franzo sen — bei Monsieur Hauoiller«. »Alle Wetter...bei dem Preußen iresier?! —- Und der hat erlaubt, daß sie hierher kommt?·' »Ja . . . »Wie heißt sie?«' »Jnanne....den anderen Namen weiß ich nicht«. »Ist auch nicht nöthig. Wir wollen uns hier ja nicht verheirathen. Aber, Junge, nimm Dich in Acht, das Mäd chen hat ein paar Augen im Kopfe, die einen rasend machen können. Dorf ich einmal mit ihr tanzen ?« »Za, here Unteroffizier.« «· pricht sie denn deutsch«. «Freitich . . . . und ganz gut«. »Da kommt sie wieder-. —- Na, Fräulein, wie ist«-i —- Darf ich mir erlauben . . .?'« f L l Jeanne war mit gluhendem Gesicht herangetreten. Ihr Busen wogte von der Erreaung des Tanze-L ihre Augen blitztem sie lachte, daß man ihre weißen Zähne zwischen den rothen Lippen sah. Schon wollte sie den Arm des Un terossiziers, der ibt teck in die Augen sah, nehmen, als sie das traurige und mißmuthige Gesicht Friedrichs he mertte. Rasch zog sie ihren Arm urück. »Nun ——— merci, monsieur«, sagte sie. »Ich will nicht mehr tanzen· Je suis trez satiguee...sehr ermüdet.« »Ach wag —- einen Wal er können wir noch riskiren'«, lachte er Unter oiiizier und wollte den Arm unt ihre Taille legen· Doch sie stieß seinen Arm zurück und funkelte ihn zornig mit ihren duntlen Augen an. »Je ne veux pas —- gehen Sie!« entgegnete sie in bestimmtem Ton. »Monsieur Friedrich, wollen Sie mir Ihren Arm geben?« Sie hing sich in seinen Arm und zog den hochbeglückten Burschen mit sich sort. - «Eine kleine wilde Kahe«, knurrte der Unterossizier. »Na, warte, Dich kriegen wir auch noch zahm." Dann wandte er sich einer anderen Tänzerin zu. bei der er mehr Glück hatte. »Wohin gehen wir, Jeanne?« fragte Friedrich, den Arm des jungen Mäd chens sanft und zärtlich an sich drückend. Er hatte Jeanne zufällig vor etwa vierzehn Tagen kennen gelernt, als er einige Eintäuse auf dem Wochen markte machte. Die zierliche, schlanke Gestalt, das seine, pikante Gesichtchen ver aß er nicht wieder, und auch seine kräftige, jugendliche Erscheinung mit dem blondgelockten haar und den treuen blauen Augen mußte Eindruck aus das herz der hübschen Franzäsin emacht haben. Sie lächelte- ihn reundlichsatn wenn sie sich hege neten, und als er eines Abends wag e, sie unseres-Frechen da wiej sie ihn nicht zurii , sondern gestattete. daß er sie bis an die Thür ihres hauseö in der Rue de la Paix begleitete, too sie dann noch eine Weile plaudernd stehen blieben. Von diesem Ta an trafen sie sich Jeden Abend. nnge wenn auch von Liede zwischen ihnen noch nicht die Rede en war, so wußten sie doch, das e sich lieb hatten. Wut äui dieser Liebe werden sollte, daran dachte riedrich Reimen nicht. Er war vor ausig noch Soldat — noch zwei Jahre mußte er dienen — die sahsqu Als er sie jeht sra te, wohin sie gehen wollte, sah sie m t einem kleinen « totetten Lächeln zu ihm aus. »Im Saal ist es so hejß", sagte sie. »Wollen wir nicht einen tleinen Spa .ziergang machen?« »Herzlich gern. Bielleicht in den Wald —- da ist es schön tiihl." »Ach sa, in den Wald! Jch liebe den Wald so sehr. Sie müssen näm lich.wissen, Monsieur Friedrich, daß ich im Walde ausgewachsen bin.« »Ich ebenfalls. Mein Bater war Nebrerjöger, und ich werde ’mal seine Stelle erhalten« « »Das ist schön. Giebt es in Jhrer Heimath so schöne Wälder-" »Na und ob! —- Schöner als hieri« Und dann erzählte er von» einer schönen thüringischen Heimath und sie hörte mit gesenktem Köpfchen zu, sich dicht an ihn schmiegend. So hatten sie den Wald erreicht. Still und kühl war es hier, ein ange nehmer Gegensatz zu dein lauten, lin menden Treiben in dem staubersiillten Tanzsaai. »Oh, die schönen Blumen!" ries Jeanne und begann eisrig die Blu men abzupsliicken, wobei ihr Friedrich l . i. Dann setzte sie sich an das Moos unter einer alten Buche und ordnete die Blumen zu einem geschmactvollen Strauß. Friedrich stand vor ihr und sah ihr schweigend zu »Weshalb sehen Sie sich nicht neben mich?" sagte sie lächelnd. »Ich bewundere Jhren Geschmack, mit dem Sie die Blumen ordnen . »Ja —- das lernt man in Frank reich.« »Sie waren in Franireich?« »Fast zwei Jahre . . . . in Nanch. Ach, da ist es schön! Aber so setzen Sie sich doch!'« Er nahm neben ihr Platz nnd reichte ihr die Blumen einzeln zu. Er tonnte nicht sprechen. ihm war so wohl und weh um das Herz, daß er keine Worte sand. Er mußte nur immer das ent Ziictende Bild da vor ihm anschauen, das niemals wieder aus seinem Her zer verschwinden würde. Fortsetzung folgU s da dentt man wirklich noch nicht an i i Nacht Oeld HMCMM Seit Präsident Roosebelt sein be sonderes Augenmert ans unsere Mil lionäre gerichtet bat und sein Bestre ben dahin gebt, der übermäßigen An häufung von Millionen durch einzelne Menschen wirksam entgegen zu steuern, sind unsere Krösusse wieder einmal in den Vordergrund allgemeinen Jn teresses getreten, und da betannterma szen unsere Zeitungen jede neu auftau chende rage gründlichst erörtern, so traten ie jetzt an die so häufig be sprochenen Millionäre mit der Frage heran, ob der Besitz so vielen Geldes wirtlich glücklich mache oder nicht.« James J. bill, einer der reichsten unter den Reichen. beantwortete diese Frage dahin, dasz er sagte: »Es wird vielUnsinn über die «Leiden'· der Mil lionäre gesprochen und geschrieben. Jch aber gebe Ihnen mein Ehrenwort, dasz Millionäre — ich spreche aus Erfah rung —- das Leben ebenso sehr genie ßen und sich dessen freuen wie ihre är meren Nebenmenschen. Jch zum Bei spiel müßte lügen, wollte ich behaup ten, daß ich damals, vor etlichen vier zig Jahren, als ich mir meine paar Dollars perWoche aus einem Mississip pidampser verdiente, glücklicher war, als ich es jetzt bin. Aber der Besitz des Geldes ist es nicht, der gliicklich macht, sondern einzig und allein dessen Er werbung. Das rastlose Arbeiten, Streben und Ringen nach dem vorge setzten-Ziele und der Erfolg all der Mühen, nicht aber das Geld an und siir sich, das gewährtBesriedigung und erseeut.« Russell Sage, der Wall Sind-Krö sus, behauptet mit anderen Worten so ziemlich dasselbe. »Ich gebe zu,'« sagt er, »daß ich nur eine Lust kenne, und zwar das Geld-nachm. Das Vergnü gen, das das Geldmachen bietet, liegt im Ausspinnen der Pläne, im Risiito. in das man sich einläszt, und endlich im Erfolge. Jst mir ein Unternehmen gegliickt, dann lege ich einsach das Geld in die Bank und freue mich, nicht des Besitzes, sondern bloß aus das nächste Unternehmen.« Als Mrs.Sage, die Gattin des Mil lionärs, einmal gefragt wurde, ob ihr » Mann trotz seiner oder vielleicht gerade infolge seinerMillionen eigentlich nicht doch ein recht unglücklicher Mann sei, lachte sie laut auf und versicherte: " »Meiner Ansicht nach ist er der glück- » lichsie Mensch in ganz New York. Er J würde sich ja nicht einmal Zeit dazu ; gönnen, um sich unglücklich zu fühlen. I Wissen Sie,« fuhr sie danni fort, »mein Mann war immer so beschäftigt, daß » er nicht einmal eit sand, sich selbst in seinem eigenen eim gründlich umzu- « sehen. Er macht ei ganz to wie der . sprichwiirtlich ewordene Eisenbahnin- ; genieur, der se ne Kinder nur dann zu 4 Gesicht bekam. wenn seine Frau sie auf z die Station brachte, durch die sein Zug l durchsuhr, und ihnen dann sagte: ’ Seht, Kinder, dort isi der Papa! Neu- i lich stieg mein Mann hier umher, ganz i wie ein Fremder, sah sich alles an und ! drehte sich dann plötzlich mit den Wor ten zu mir: Wie herrlich ilt es doch hier!« W. A. Clarl, der Kupferliinig, singt s gleichsalls das Lob der schweren Ar- ( beit. «Sehen Sie mich an,« begann er, »ich arhette fest und freue mich met ner Leistungen. Es macht mich übers « glücklich, wenn ich etwas erreiche, wenn ich Erfolg habe. Es ist eine helle Freude, sich sagen zu können, daß man seinen Verstand mit der Lösung »eines Problems oder mit einem geschafklls chen Unternehmen beschäftigt hat, und daß alle Bestrebungen von Erfolg Ek leitet waren. Jch stihle mich noch Zeute so jung, als wäre ich just funf und zwanzig Jahre alt geworden. CIS gibt keine Grenzen fiir das Feld mei ner Thätigkeit. Warum sollte ich auch meine Zeit müßig vergeuden, da doch die Welt mit Niesenschritten vorwärts eilt? Jch kann ja durch meine Arbeit viel Gutes leisten., Tausende von Männern und Frauen hängen von meiner Thatlraft ab, um sich ihr Brot verdienen zu können. Wie könnte ich mich zurückziehen und Unternehmun gen in Schwebe lassen, dte für jene. de ren Zukunft von mir abhängt, so un endlich viel bedeuten ?« »Ich gestehe es gern ein,« sagte Schwab, Mitglied des Steel Trusi, »daß ich mir das Ziel gesetzt hatte, reich zu werden. Jch lebte für diesen einen Gedanken, ich arbeitete dafür, ich träumte davon, ebenso wie es die mei sten Millionäre in jungen Jahren thun Aber als das Geld herangefluthet kam, so viel Geld, daß ich nicht recht wußte, was ich damit anfangen sollte, da än derten sich meine Ansichten. Der ur sprüngliche Beweggrund verschwand, das1 Geld selbst wurde zur Nebensache —- etwas Unabänderliche-II — und ich arbeitete jetzt aus Liebe zur Sache, aus reiner Lust am Geldmachen. Jch tann Sie versicheru, das Geldmachen ist eine im höchsten Grade faszinirende Be schäftigung Je·mehr Geld ich be tomme, um so eifriger arbeite und um so einfacher lebe ich und fühle mich da bei so gliicklich, dasz ich mit leinem Menschen, den ich tenne,tauschen möch te. Ein Mann. der rasch zu Geld kom men will, hat weder Zeit noch Anlage, sungiücktich zu sein« — i Der verstorbene John J. Blair, der seinen Chect von 20, MO, 000 Dollars hätte aus-stellen können und noch im imer ein enorm re icher Mann gewesen ;wäre, behauptete mit Stolz, daß er leinen einzigen langweiligen Tag er llebte, als bis er über achtzig Jahre alt igeworden war und das Geldmachen aufgeben mußte. »Um das Geld an und für sich war es mir niemals zu ’thun,« bemerkte er, »aber es lam, und ich hoffe, daß ich es gut verwendet habe. Was mir aber Freude machte, das war die Arbeit des Geldmachens und Rivalen zu bekämpfen und sie zu besiegen —(— ja, das ift einfach herr lich!« Und der alte Herr ergötzte sich stillvergnügt an der Erinnerung ver gangener Zeiten. »Nein Mann, dessen Verstand fortwährend in Anspruch ge nommen ift und dessen Tage mit Ar beit ausgefüllt sind, tann unglücklich fein, und ist sein Streben von Erfolg begleitet, dann ist er ein beneidenswerss ther Mensch. Das war mein Looo, und wenn ich zurückschaue, hätte ich mir lein anderes Leben gewünscht-« Das sind die Anschauungen und Aeußerungen der Millionär - Väter, wie steht es aber mit den Söhnen? Von diesen sollen —- angeblich — 95 Prozent ihrer Väter unwiirdig sein, wie unlängft ein in Millionärtreifen viel vertehrender Mann in einer inter essanten Rede erklärte· Unter dieser großen Mehrzahl befinden sich aller dings einige, die wenigstens denSchein des gewöhnlichen Anstandes wahren, aber selblt ihre guten Eigenschaften sind zweifelhaft· So ertlärte zum Bei spiel George M. Pullman, der be lannte Millionär, in seinemTestament. das; keiner seiner beiden Söhne ihm Ehre machte, weshalb er sie mit einer jährlichen Leibrente von je 83000 ab fertigte. Es tomrnt überhaupt sehr selten vor, daß die guten Eigenfchoften der reichen Väter sich auf die Söhne vererben. Die jungen Leute gehen an die hochschulem aber nicht um dort zu ftudiren, sondern vielmehr um ihren Neichthum zu genießen, und sich zu un terhalten. Ihre Lebensweise ist leider nur allzu oft ein Vorwurf sitt ihre Angehörigen und ein Artgernisz fiir die öffentliche Moral. »Der Rote Sonntag vor dem Schwurgericht wurde in No. 184 der N. Badilchen Landesztg. ausführlich dargestellt. Danach soll der Staats anwalt behauptet haben: »Der ange llagte Redakteur Meier hat geradezu den Willen und die Absicht gehabt, die Beamten in ihrer Ehe zu tränken.« Natürlich ist er zu 150 Mart Geld strafe verurteilt worden. Man soll sich nie in die Ehesachen anderer mi sche-u i s- i Nichter: aHaben Sie in eigener Sao che etwcu vsrzubringen?" —- Ange tlagter: »Euer Ehren, mein Verteidi ger hat mich so in Verwirrung ge bracht, daß ich wirtlich nicht weiß, was ich getan, oder warum ich ei ge tan habe.« O I I Zahnarzt: »Bei schmerzloiem Zahn ziehen muß ich Luftgad anwenden, das toltet aber 50 Cents mehr.« — ar mer: O, ich denke. dle alte Met ode tu« auch.« — Zahnarzt: »Sie lind eln mutiger Mann.« —- Farmer: »Na, - mir brauchen Sie ihn ja nicht zu zie- . hen — meiner Frau.«' I I I Die Gründer, die einen Billlonen Dollar Kohlen-Trnft proieltteren, um die Einwohner des Landes noch mehr auszulangen sollten sich an den Bo gäichetrinnernkdet le lange hält, bis er