Image provided by: University of Nebraska-Lincoln Libraries, Lincoln, NE
About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (June 22, 1906)
Malves Mitgift Roman von Gurt garmcdorfx (9. Fortsetzung) - 11. K a p i t e l. Fast in demselben Augenblick, als Sigrid Breitenbach das Arbeitszinp mer des Chefredatteurs des » erollz« verließ« trat der Zeu e ihres especi ches wieder aus die welle des Ne ben-gewachs. Er sah sehr erregt aus, und es klang fast stig, als er sich gegen Doktor Ellho en wandte: »Wie konntest Du sie fortgehen lassen, Vater —- ohne ein Wort des Troste-Z und der Beruhigung? Und wie konntest Du so zu ihr über ihren eigenen Vater sprechen? Auch der lei denschaftlichste Gerechtigkeitdsanatis mus muß in den Geboten derMensch gchäit doch schließlich seine Schatten n n« Einen Au enblicl blieb Doktor Ellhofen die ntroort schuldig, dann sagte er bitter: ,,Es wäre freilich bequemer und je denfalls auch sehr viel angenehmer gewesen« der Dame Artigteiten u sa en und ihr vielleicht zu ver chern, aß der heutige Artikel niemals ge schrieben worden wäre, wenn ich schon vorher das Vergnügen ihrer persön lichen Bekanntschaft gehabt hätte. Aber wer sich durch ein hübsches Ge rcht und den Liebreiz einer jugend ischen Erscheinung bestechen läßt — ist der wirklich viel besser als einer, der der Ueberredungstunst eines Tau sendrnartscheines nicht zu widerstehen vermag? Sie hat rnir von ganzem herzen leid gethan, das kannst Du Jnir glauben; zum Lügner aber lonnte ich deshalb doch nicht wreden. Und was hätte ich ihr denn auch sagen können, um sie zu trösten und auszu richten? Es steht doch nicht in meiner Macht. ihres Vaters Schuld aus der Welt zu schaffen.« »Wir wollen nicht um Auffassun gen rechten, Vater, in denen wir al lem Anschein nach doch niemals zu einer Verständigung gelangen wür den. Es kann da eben «eder nur nach seinem ei enen Gewissen handeln. Und ich soffe, Tu bist wenigstens duldsam genug, dieses Recht, das Du sur Dich ohne jede Rücksicht auf die Empfindungen anderer in Ausdruck nimmst, auch mir zuzugestehen.« -Wann hätte ich einen Versuch aes macht, es Dir zu vertiimmern? — Aher ich verstehe nicht — —« Der andere ließ ihn nicht erst voi lenden. ch sagte Dir vorhin daß ein Kon ortium von Finanzleuten aus Grund meines vor zwei Jahren ver össentlichten Gutachtens über die Be schaffenheit des Somloer Kohlenrp viers mit dem Angebot an mich her angetreten ist, die fachmännische Lei tung des Betriebes zu übernehmen, sobald. es jenem Konsortium gelun Fen ist, die Bergwerte aus der Kon rsinasse zu erwerben. Jch sagte Dir auch, daß ich entschlossen sei, das Anerbieten abzulehnen. Während der letzten halben Stunde aber habe ich meinen Entschluß geändert. " »Ein etwas plötzlicher Sinnes-wech sel, wie mir scheint. Und warum ge rade während der letzten halben Stunde?« fragte Ellhosen seinen Sohn uberrascht. »Weil ich in dieser Zeit von Dir gelernt habe, daß es fiir den ehrenhaf ten Menschen teine andere Rücksicht geben soll als die Riicksicht aus Wahrheit und Gerechtigkeit Vor ihr muß alles übrige zurücktreten. So wenigstens glaubte ich Dich zu ver stehen« Doktor Ellhosen nickte. »Du hast mich vollkommen richtig verstanden« »Ich habe vorhin Bedenten getra gen Dir den Grund der beabsichtig ten Avlehnung zu nennen Nun aber, da ich Deine unbestechlichen Ansichten über solche Dinge kenne, magstD ihn Zeisrost er sahren. Deine Angrisse aus n Geheimrath Breitenbach und seine Unternehmungen haben den leicht zu vermeidenden Konturs der Ver-eint ten Berg- und hättenwem verschul t. aDas ist nach allem, was ich hier ehren habe, außer jedem Zweifel. aun dieser Konlurs nun fur mich gewissermaßen die Braue zu einer glänzend bezahlten Stellung wird, wie ich sie unter anderen Um ständen vielleicht noch nicht in Jahr zehnten erlangt hätte, so werden Der Verleumdung damit Thor Und Thijr geöffnet lein. Es wird der Oeffent lichieit nicht lange verborgen bleiben, daß der bis dahin unbekannte Bei-a inaenieur Walter Vüttner, den man mit zwanzigtausend Mart Jahres Fehalt und einer hochbemessenen Tan ieme zur Leiter der Somloer Werte gmacht hat, DeinStiessobn ist. Und u wirst Deine Feinde nicht indern können-, an einen ursächlichen Mam menhang Deiner Artikel und meiner Berufung zu lauben. Es wird nicht an Leuten fe len, die Deine Ehren hastigieit, Deine Unbestechlichkeit die Lauterieit Deiner Beweggründe an-· zuzwetfeln wagen. Weil ich das vor ah und weil ich es für meine Pfl hielt, Dir das zu ersparen, wasch bit heute zur Ablehnung ent Mit leichtgehzrttem Kopfe und . eukliefper Sitte shgtte Doktor einein o n u o t. stecke heimste er nixt einerz Rezi M Scme seine kleine, schmäch stige Gestalt empor, fast wie zur Ab ? we t »Deine Bedenken mögen gut ge »nreint ewesen sein, aber sie waren iüberslii sitz«f Meine Vergangenheit Fähiißt mich hinlänglich gegen jeden : rartigen Verdacht. Wenn man ans teinern lPosten wie dem meinen mit tbeinahe sechzig ahre noch ein armer i Mann ist, brau t man nicht erst den Hi- is der Unbestechlichkeit zu sub ren. akellos bin ich bis aus heute aus jedetn meiner Kämpfe hervorge Hangen und an meine Ehrenh.istig eit, dessen bin ich gewiß, wird teine Verleumdung sich heranwagen. »Entschuldige, wenn ich darin we .niger zuverstchtlich denke als Tu. jAuch der Reinste steht in der heutigen iZeit nicht zu hoch, daß die Verleum jdung ihn nicht erreichen könnte. Du thust viele erbitterte Gegner, und sie iwerden nicht zögern, ihre gistiaen szeile gegen Dich zu schleudern, so Fbcld sie die Stelle entdeckt zu haben i lauben, an der Du verwundbar bist. irst Du es mich daan nicht entgel ;ten lassen, Vater, daß ich gewisser Fmaßen die Veranlassung dazu gewe sen bini« »Nie und nimmer! Auch wenn ich Deine Befürchtungen theilte, würde ich Deinem vermeintlichen Glück da rum doch nicht im Wege stehen wol len. Du solltest doch endlich die Ueberzeu un gewonnen haben, daß »ich es augfri tig gut mit Dir meine.·' j Ein warmer Ton klang bei den letzten jWorten in seiner Stimme. T »Ich habe diese Ueberzeugung in so ihohem Maße, daß ich mir eben deg lzalb wie ein Undankbarer vortomme mit meinem Entschluß. Ich- weiß» jVater, was Du in den wenigen Jah Hren, die meine arme Mutter an Dei t ner Seite verleben durfte, ihr gewesen ;bist. Sie, die in ihrer ersten Ehe so »grenzenlos elend war, hat durchDich Jdas Glück überhaupt erst tennett ge lernt. Noch aus ihrem Todtenbette hat sie das ausgesprochen.« Doktor Ellhofen hatte den Kopf zur Seite gewendet und winlte ab wehrend mit der Hand. ,,Laß uns nicht davon sprechen, Walter2 Du weißt, ich bin nicht gckllc CAN-Ell cklnfickl." »Und doch müssen wir in dieser ernsten Stunde davon reden. Denn sie ist fiir unsere Zukunft vielleicht be deutsamer als Du glaubst. Ich bin teinem Menschen auf Erden so viel Dank schuldig wie Dir. Du bist mir mehr gewesen« als ein Vater seinem leiblichen Sohne hätte sein könne-L Was vielleicht gut und tüchtig in mir sein mag. ist allein Dein Wert. An Deiner Hand bin ich sicher durch alle »Kätnpfe und Stürme meiner Jugend . gegangen —- Deine Hand war es, die zmich liebevoll stützte, wenn ich strau cheln wollte. Seit dem Beginn mei sner Selbststiindigteit warst Du mir allezeit der treueste, felbstloseste, zu verlässigste Freund. Und es scheint mir in diesem Augenblick fast unmög lich« zu denken, daß es jemals anders werden tönnte.« »Und wie könnte es jemals ander-; werden. wenn nicht durch Deine Schuld? Daß Du Dich in den Dienst jenes Finaanonsortiunts stellst, kann an unseren persönlichen Beziehungen doch nichts ändern.« »Auch dann nicht, Vater, wenn ich es thue, um denen zu nützen, die Tit betämpfft?« »Wie soll ich das verstehen?« «Jnfolge Deiner Artikel gelten der Gebeimrath Breitenbach und der slüchtige Direttor Roderoitz bei dem Publikum fiir gewissenlofe Phanta ften. Damit aber thut man ihnen meiner Ueberzeugung nach unrecht. Und wie Du es für Deine Pflicht ge halten hast, sie zu vernichten, werde ich es von nun an fiir meine flicht halten, ihr Verschulden in den ugen der Welt auf das richti Maß zu rückzu Ihren und ihren eitblick vor aller lt zu offenbaren. Man mag den Geheimrat vielleicht verurtheilen, aber man soll ogleich anerkennen, daß er selber ein pfer unglücklicher Zu faue geweien iii und Daß er nur veg halb immer neue nnd immer höhere Einfritze wagte, weil er einzig auf fol che Art hoffen konnte, alles zurückzu gewinnen. Nur wenn die ungeni fchen Bergwerte betriebsfähig blieben. konnte sich eines Tages wirklich der Erfolg einstellen, an den man das gewinnfüchtige Publilum allzu friih hatte glauben lassen. Und meine Auf ake wird es fein, zu zeigen, daß diese .offniing sich thatfächlich erfüllt hät te, wenn nicht durch den jähen Ju Ifaxnnienbruch alles vereitelt wor en s ware.« »Nun verstehe ich Dich allerdings —— Eine Ehrenrettun des Geheim raths Breitenbach auf meine Kosten — fo ift es doch wohl gemeint?' »Nicht eine Ehrenrettung, Vater, s— aber Gerechtigkeit für ihn wie für ) jeden anderen!« l «J könnte mit einiger Verwu de j rung ragen, weshalb gerade Du ich jfii solcher Bertheidi rrolle berufen . ühlltz aber ich will it dieVerlegen I heit einer Antwort ersparen, die ich Einir felher geben kann. Uin vor izräulein Sigrid Breitenbach als rin serfehrockenet Kämpfer fiir ires Va ters Rechtfertigung daziifte n, er — tlarft Du mir wisserma en den Krieg. Die Wir ung, die hr hüb sches Gesicht auf mich alten und der ’rteten Kämpfer nicht me hervor ringen konnte, i bei Dr um xo vollständiger ewe en. Und bei De - ner ugend rf ich mich am Ende nicht ariiber wundern..« Auf der Stirn det- Jn enieurs zeigte flüchtig eine heiße tithe. »Selb wenn ed so wäre, Vater — Piitte i etwa eine Ursache, mich def en zu chämeni Ehe die jun e Da me dies Zimmer betrat, wu te ich -nicl7ts von Breitenbachs Hinterbliebe nen. Aus ihren Worten erft habe ich erfahren, wie bellagenswerth die Lage feiner An ehörigen ist und wie bitte res Unre t man ihnen öffentlich zu fügt. th es wirklich fo schwer zu verstehen, daß gerade ich mich beru fen fühle, fo viel von diesem Unrecht wieder gut zu machen, als in meinen Kräften steht?« Jhr Gespräch wurde durch den Eintritt des Dersefchcnboten unter brachen, der dem Chefredalteur eini e Telegrarnme einhändigte. Sohn d Dr. Ellhvfen sie erbrochen hatte, lehr te er sich seinem Stieffohne wieder zu« »Du niußt entfchuldigen, Walten wenn ich mich Dir jetzt nicht län ei widmen kann. Hier sind wichtge Nachrichten eingelaufen, die eine fa fvrtige Bearbeitung nothwendig ina chen. Wann gedenlft Du wieder ab zureifen?« «Meine veränderten Pläne werden mich nöthigen, meinen hiesigen Auf enthalt noch um einige Tage zu ver-« längern.« »Gut — fo werden wir alfo nach Gelegenheit haben, uns zu sehen. Was Deinen Entschluß betrifft, so bitte ich Dich nach einmal, ihn durch die Rücksicht auf mich in teinek Weise beeinflussen zu lassen. Rück sichten, die ein Opfer der eige nen Ueberzeugung erheischen, find immer vorn Uebel und pflegen auch »dem nicht zu nützen, der siexvexanlaßt "yar. Ia; glaube niedr, day Du am den rechten Wege bist und daß der Preis, den Du Dir zu ertämpsen hosfst.«Deinen Erwartungen entspre chen wird. Aber Du bist in einem Aliet. das teine Bevormundung mehr verträgt. Deine Erfolge wie Deine Enttiiuschungen, Du mußt sie allein Dir selbst zuzuschreiben ha hen.« Er drückte auf den Knopf des Zimmerteleqraphem der- einem der -edattionssetretäre das Zeichen zu sofortige-n Erscheinen gab, und Wal ter wußte aus Erfahrung, daß die-H eine unzweideutige Verabschiedung war. Ein händedruck noch. dann verließ er das Gebäude des «Herold« in einer gedrückteren und zwieipälti geren Gemüthsversassung, als er es vor einer Stunde betreten hatte. Am Ende der Straße ging sporen tlirrend ein schlanter, junger Offi zier an ihm vorüber. Ganz in Gedanken verloren, hörte Walter plötzlich seinen Namen rufen. »Piittner——alter Jugnes bist Du es denn wirtlich2« Nun hatte auch er am Klang der frischen, jugendlichen Stimme den anderen ertannt. »Malsseld —- Du2 Das ist ja eine liebe Ueberraschung Jeh wäre»wahr hastig vorübergegangen," ohne Dich zu sehen.« « Sie schüttelten sich herzlich, wie es nur alte, vertraute Freunde thun, die hande. Und es war in der That eine aufrichtige, wohlgegriindete Freundschaft, die die beiden eit vie teiz Jahren verband. Sie hatten den größten Theil ihrer Gymnasiaitenzeit im Alumnat des Johanneunis zu Neustadt zugebracht, und trotz des be trächtlichen Altersunterschiedes war ann von Malgield feinem damali gen Stubenältesten sehr nahe getreten. Walter Püttner, der aui der Anstalt in jeder Hinsicht für einen Muster fchiiler gegolten, hatte sich des über-. miithigen, allezeit zu tollen Streichen ausgelegten und deghalb sbeitiindiq von Strafe bedrohten Malgield lie denoll und fürsorglich wie ein älte rer Bruder angenommen. Er hatte ihn durch freundliches Zureden von mancher Tollheit zurückgehalten unr hatte mehr als einmal die rächende Nemesis von seinem locktan Haupte abzuwenden gewußt. Dafür war ihn-. der liebenswürdige Wildiang bald blindlings ergeben gewesen, und die herzlichen Sympathien zu denen jene Knabenjahre den Grund gelegt, hat ten sich auch später erhalten, wie weit immer sich die Lebenswege der beiden von einander entfernen mochten. In lan n "wiichenräumen nur hatte-i sie ich wiedergesehen; denn es ab nur noch wenige äußerliche Berii kuns puntte zwischen. dem bürgerlichen Bergingenieur und dem Leutnant dee vornehmen huiarenregiments. Aber xo oit der Zufall sie zusammenge iihrt war die Freude iiber die Be gegnung auf beiden Seiten gleich warm und aufrichtig gewesen. Sie war es auch in diesem Augen blick, obgleich Walter nicht gerade in der Stimmung war, die ihn fiir ein fröhliches Geplauder mit dem lieber-. Jugendiameraden empfänglich ge macht häättr. Da der junge Offizier eriliirte, stärken durchaus nichts zu versäumen degingen sie Seite zu Seite wei ter, der inneren Stadt zu. Jhr ieh tei uiammentressen lag ziemlich weit interf ihnen, undd es ga man cherlei suf aen uii dzu erzahleng was ihrem wiich chetnen Anschein von Leb itig verlieh, obwohi vielleichts einer votn ihnen mit seinem owns-i dem war, wovon die Lippen W. Raub III-u ist eine ver versehrt-« reichen hauptstraßen ein, die von den Lichtsluthen der Laternen und der elektrischen Schausensterlampen fast in Tageshelle getaucht war. Jhre Unterhaltung war bi r nicht ins Stocken gerathen; plöhl ch aber brach Malsseld mitten in einem onnenen z Sa e ab, und als iittneri n über-! ras age, gewa rte er, aß das ,iii)ei)eu tclhlt des Husaren bis nn ter sen zchirnt hinaus von dunkleru Gluth ii zergossen war und da seine Au en sich mit merkwürdig gepanntenr usdruck nach einer be stimmten- Stelle richteten. Er folgte dem Blick des anderen nnd ionne nun nich tkäw weifeln, daß die schlanke, schwarze ädchengestalt, die eben —- aum zehn Schritte von ihnen —- aus der Thüt eines Ver taussmaga ins treten war, die Ur iache von als elds plötzlichetn Ber stummen war. Er selbst aber war kaum weniger verwirrt und betroffen. Denn trotz« des dichten Schleiers hatte er das junge Mädchen sofort et- ( kannt. Es war Sigrid Breitenbach. sEr hatte unächst nicht eit, einei Frae Halsseld zu ri t,en denni die cjunge Dame, die ihrer bisher of senbar nicht ansichtig geworden war, befand tch bereits in ihrer unmittel ibaren öähe. Malsseld war um einen Schritt zur Seite etreten und, noch immetz Lgliihend rot im Gesicht grüßte er sie ini ehrerbietigster Höflichkeit So Fnahe ging Sigrid an ihnen vorüber, daß ihr schwarzes Trauergewand sie Ideinahe streifte. Jn dem Moment Eda sie hart neben ihm war, blickte sie »auf Ader sie neigte den Kopf nicht lzurn Gegengruß Die beiden Herren sahen in der hellen Beleuchtuna deut lich ihre glänzenden Augen unter dem Ischwarzen Schleier und gewahrten Imit etnem wie stolzen, ja sast seindse ligen Blick sie über das Antlitz des Lssiziets hinstreisten. Das-, die Toch ser« des-Geheitnraths auch feinen disk irren wrus nicht erwiderte, durfte f alter nicht wundernehmem denn er ioar ihr ja ein völlig Fremder. Die Bett aber, wie sie die Verbeugung alsfeld ignorirt hatte, verrieth keine unt-erkennbare Absicht. Mit fest Hiisammcn preßten Lippen ging FMalsseld tumm neben ihm her. Und Tin der Empfindung daß es ihm pein lich sein müsse, den kleinen Vorgang »von einem anderen beobachtet zu wis sen, dachte Walter darüber nach, wie er sich aus gute Art rasch verabschie den könne« als dieser sich plötzlich mit der Frage zu ihm wandte: »Du weißt. wer die Dame ist?'« »Ja — es war Fräulein Sigrid Breitenbach, die Tochter des verstor benen Geheimratth »Du hist alid mit ihr bekannt?« »Sie wurde mir heute zum ersten Male gezeigt. Aber ich bin ihr nicht hergestellt und sie hat sicherlich auch teine Ahnung, wer ich bin.« » Wieder ein längeres Schweigen, zkann iegte der Offizier wie in schwer Zerkömpstem Entschluß seine band auf den Arm des Freundes. l Du hast gesehen, wie sie mich be Ihandelt hat —- leugne es nicht, denn es war ia auffällig genug. Und ich möchte Dir auch die Erklärung dafür eben. Haft Du noch eine Viertel ftunde für mich iihrigZ« »Ich hin ganz zu Deiner Verfü ycung«« · . . »So laß uns in die Wernstube da i lriiben gehen.« Sie traten in das behaaliche kleine Lokal ein und wählten ihren Platz en einem Tische, wo sie sicher waren, ungestört plaudern zu können. Male feld bestellte eine Flasche Rheinwein und stürzte, dem Freunde zutrinkend, da? erste Glas aus einem Zug hin un er. Bann ietmie er sich mit iiniiererE EMiene in ieiiien ctubl zurück- E »Ich habe noch niit teinein Men· E cken davon geiprocken Und ich g! au- ; ie auch nicht« daß ich es einem ande- ? lLeu gegenüber tönnie. Du aker bist» iir ja schon in iriiberen Tagen ost» so eine Art von Beichtvater gewesen« E Wal er Piittner hatte die Einlei- E iiing init einiger Verlegenheit ange E hört. Es bedurfte keine-.- allzu ro-i ßen Scharisinnes, uin u eriat en,E daß es sich da uni eine zerzensangesi legenheit handelte, in der SigridE Breitenbach die entscheidende RolleE spielte. Und Vielleicht hätte nichisE ihm weniger erwünscht sein können, als zum rtrauten in solcher Sache gemacht zu werden. Eine ganz eigene Bettenirnun, ein quälendes Unbeha gen batte ich seiner bemächtigt gab sich noch nicht Rechenscha«t über sein Eint-finden aber es war ihm, ais ini.ißteii die nächsten Minuten itiniE rausain einen schönen, sonnigen( -rauin zerstören. »Du weißt natürlich«, begann Malssew »daß Breitenbach siche schossen hat, nachdem er in den Hät tiingen ösientlich bloßgesteltt wor war Abe r daß ich yierundzwanzigi Stunden vorher uin die Han seiner Tochter Si rid angehalten hatte, weißt Du je nsalls nicht« Obwo l er sich ja aus etwas ähn liches geaßt emacht hatte, war der Ingenieude ein wenig zusammen gesabr en. »Um Fräulein Sigrid?« .Jawobl, er hatte nur noch die eine nndeeheirathete Tochter. Es war arn Polterabend ihrer alteren Schwester. als i nni ibre nd anhielt. Brei ten aber wuße edainals schon, wie es unt ibn stand und er war anstän dig genug, mich a uweisen. Herr rott, wenn er es nicht g ban hätte. nn ist vielleicht sogar In einer ii fentlichen baue etominen w re! Ich otirde ch ann heute ungefähr in E E Die issisfie Kesmrim Geck (die Speifekatte studitend: »Bringen Sie mit . . äh . . äh . . äh . . Kcllnetim »Hier, bitte!« derselben LaTee beffinden wie der arme Degerndorf, r ich's an jenemAbend auch nicht träumen ließ, daß er aus einem Vultan tanzte.« ' »Degerndors? —- Wer ist das? Vieelleicht der Gatte der älteren Toch ter « Malsfeld nickte. »Ich alaubte, die Verhältnisse seien Dir bekannt. Ein so hoffnungsvol ler Osfizier —- ein so liebenswürdi ger, prächtiger Kamerad! Er hätte wahrhaftig was besseres verdient, als so jämmerlich aus seiner Karriere ge: worfen zu werden. Alle Weit war natiirlich überzeugt, daß et sich schei den lassen toiirde, denn wieBreitenbarh an ihm gehandelt, hatte er ja alle Ver anlassung dazu. Aber Tegzrndors hat in diesen Tag-en jedem, der ihm in den Weg lam, ertliirt, daß er nicht an eine Scheidung dente und die Ver breiter derartiger Geriichte unnach sichtig zur Rechenschaft ziehen wrrde.« »Er that damit doch wohl nur, was siir einen Mann von Ehre selbstver ständlich war. Was hat denn seine Liebe zu der ihm angetraiiten Frau mit der Schuld und dem Schicksal ihres Vaters zu schaffen?« «Niin. darüber ließ sich denn noch mancherlei sagen. Glaubst Du, daß es siir einen Cavalier aus alter Za tnilie eine Kleinigkeit ist, seinen a men pliihlich in einen derartigen Standal verwickelt zu sehen? Oder, daß ein Ossi irr steh leichten Herzens entfchließt, seinen Abschied zu neh men?« »Es sind Gebote einer eisernen Nothtoendigteit, denen einfach ge horcht werden muß. Wer Pflichten auf sich genommen hat, muß sie auch aussiillen.« »Ehe sehr deaueme Moral fiir deu, der sie anderen predigen ianin Jch fiir meine Person weise wirtlich nicht, ob ich den armen Degerndorf nicht viel mehr bedauern als bewun dern soll. Mann tann ein Weib ia von» spean lieb haben, doch ehe man ihm eine ganze Zukunft zum Opfer; bringt, soll man sich dreimal bester-; nen.« . »Wie Du es allem Anschein nach gethan hast« Daß Du noch in jun-s gen Jahren so vernünftig werden; würdest, hätte ich iauin erwartet.« l »hiire mal, Püttner, das ilingt bei nahe wie ein Vortvurf. ch teniie diesen sartaftischen Ton. ber er ists diesmal start deplazirt. Was hätte; ich denn thun sollen? Jch sagte Dir! doch, daß Breitenbach mich schlank-« weg abgewiesen hat. Er könne seines Tochter nur einem Manne geben, der auch im Stande sei, ie zu ernähren· Nun, daraus gab es «r mich natür lich teine Antwort und ich mußte die Sache schon an jenem Abend als ab-: gethan ansehen. J »Als Junge pflegteste Du mehr» Energie an die Erreichung Deiner Ziele zu setzenk Oder war auch Frau-« lein Si rid der Meinung, daß mit jener A weisung alles zu Ende sei?«. »Ich habe keine Gele« enbeit mebr gehabt, sie darum zu esragen Es« war ja selbstverständlich meine Ab-« sicht, ihr gleich zu schreiben. Aber am nächsten Tage kochte mir der Arr e: noch zu sehriin Blute und danni Urste ich i r doch auch den hochzeits-J tag ihrer schwester nicht verderben« So schob ich’5 hinaus, bis mich dies Hunde can dem Selbstmorde Breiten bachs überraschte.« »Und dann?« hast Du ihr denn nicht Dein Beileid ausgesprochen?« Malsseld sah vor sich nieder und zerdrückte eine Ei arette, die er sich’ eben angezündet atte, .zwischen den Fingern. »Ich habe hin und her überlegt, was ich thun sollte«, erwiderte er zö ernd. «S lieblich aber hatte es seh keinen weck· helfen oder bei stehen tonnie ich ihr nicht« Mit schö nen Redensarten aber ist einem Mäd chen in solcher Lalge nicht gedient· Da schien ei mir seh teßlich noch als das beste, einsach einen Strich unter diese Liebesgeschichte zu machen. Leicht ist mir’s nicht geworden, das darfst Du niir lauben.« » nd was hindert Dich denn nur eigentlich daran, sie siirs Leben festzu halten?« Der Leutnant sah ihn mit großen Augen an, als müsse er sich zuvor ver geivissern ob solche Worte wirllich ernsthaft gemeint sein könnten. »Was mich indert? Wie könnte ich einein Mii en. das in so glän zenden Verhältnissen ausgewachsen ist, eine auch nur einigermaßen entspre chende Existen bieten?« »Vo! einer stunde erst hatte ich zu siillig Gelegenheit, aus ihrem eigenen Munde zu vernehmen, daß sie ent schlossen sei, auf die Erbschaft ihres Vaters zu ver ichten nnd sich durch die Arbeit ihrer Sande ihr Brot zu ver dienen. Das will, wie mich dünkt, wenig zu Deiner Auffassung ihres Wesens stimmen." Malsseld war betroffen »Du glaubst Dich berechtigt, mein Verhalten zu mißbilligen?« Der gereizte Ton der Frage beirrte den anderen nicht. Jch sinde es jedenfalls vollkom iiien begreiflich, daß räulein Brei tenbach es vorhin ver chrniihte. Dei nen Gruß zu erwidern.« « Male-seid griss in die Tas e und work ein Goldstück aus den Ti«ch. ,, ellner —- zahlen." Dann itand er aus und nahm fei nen Säbel vom baten. »Um die Anschauungen eines an deren verstehen u können, musz man doch wohl in einer Sphäre leben«, sagte er kurz. »Den-an hatte ich vor hin nickt gedacht.« Waltner Piittner blieb volltomnien ruhi . »Ich habe Dich nicht zu Deinen Geständnissen veranlaßt, Malsseld. Und ich bedauere sast, sie empfangen zu haben. Denn ich hatte bisher eine bessere Meinung von Dir." »Schade, daß ich sie eingebüßt habe. Jni übrigen aber wollen wir doch nicht vergessen, daß ich nicht mehr in der Tertia sitze und nicht mehr daran ewöhnt bin, inich hosnieisteen zu las en. Eine Kritik, die gewisse Grenzen überschreitet. müßte ich rnir höslichst verbitten.« »Du selbst hast sie herausgeiorderL Und ich habe noch nicht gelernt, aus höflichleit zu lügen.« Moll-selts« nahm seine Mütze und grußte militeirisch. Ohne händedruck ainaen iie auseinander. In der Seele tes jungen Jngenieurs aber war eine tiefe Traurigkeit zurückgeblieben·Dies junge Mädchen, dem seine Perioit bis ur Stunde noch völli« unbetannt ar, war fiir ibn eine gsrembe und doch bereitete es ihm ein ichneidendes Weh, zu wissen, daß fie ihr herz aii einen Mann verloren, der sich des töiilichen Geschenkes so wenig würdig gzeeigt hatte. 1 2 K a p i te l. Es war ein frischer, töftiicher Mor gen und Stockholm zeigte sich unter rein wolkenlos blauen, kristallklaren Himmel iii seinem schön ten Glanze als Bei-nd von Degerndor mit seiner Schwiegermutter und seiner tungeii Schwögerin vom Hotel Rydberg nach dem Krankenhaus uhr. Die lange un Ichwerliche Reise war besser verlaufen, alöer ej zu hof fen gean t»hatt. Die Geheimriithin war»n«o immer recht tchwach und hinfallikh aber sie schien doch allmäh lich au zuleben, sobald steeine Umge biin ·verlassen hatte, in der alles sie ftiin lich aufs iieiie an die fürchterli chen EreigUe erinnerte, bie» ihre Kraft gebe n hatten. Gortsesung folgt.) Mit beni was nian hat« kann wohl zufrieden sein. Es ist das, was niaii nichts hat« was die Unzuiriebenheit er OWC ·