Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, June 15, 1906, Sweiter Theil., Image 9

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    Yebraska
Staats-Anzeng Und Beifall-.
Vaheim.
Ich habe die Ecett gesehm im Wan
detn
Ein Traum von Glück trieb mich
» hinaus,
Von einem Lan-de zu dem andern —
Der Traum ist aqu
Nun hab-: ich den Platz gefunden,
Wo wandermüd’ ich Ruhe fand:
Das müde Herz kann nun gefunden
Im Heimathland.
. iek hab! ich mir ein haus errichtet,
»so traut, berantt mit wildem Wein,
Zier hab’ ich auf die Welt verzichtet
fes Haus ist mein!
Narzissem 1
tVon Trude dilausiinann.)
An allen Straßeneeten bot man sie
feil, diese schlanle, weiße Lilienart
ixiit dem betäubenden, sinnverwirrenk
den Dufte.
Auch jene fchlnnbiippie Blondine
erstand einen großen Bii chel dieser
lieblichen Kinder Floracs nnd eilte
leichten Schrittes mit ihrer duftenden
Bürde dem Thiergraten zu·
Wie roldig der blonde Haarlnoten
in der Frühlings-staune glänzte! Wie
gra iös sich der Obertörper in den
Hii ten wie te! Wie stolz und sicher
die kleinen iißse ".iiiftraten!
Der junge Assessor, der diese Beob
achiiingeu anstellte, beschleunigte sei-·
nen Gang, um auch in das Antlitz der
jungen Dame einen Blick zu werfen.
Tüchtia nussehkeiten mußte er, un
diesern Wunsche Folge zu leisten.
Das Schicksal begünstigte ihn of:
sent-ais denn am Potsdamer Platz
stockte des dort herrschenden Vertehrz
wegen der Fuß der also bewunderten
Dame, und der jungeMaiin sandZeit,
das reizende Gesichtchen zu schauen.
»Was für Augen!« dachte Assessor
Rudolf Klemendaht
»Was für Augent« dachte auch
Anita Delberg, und im ersten Augen
bliet senkte sie verwirrt ihr Nitscheii in
die dustende Blüthenpracht, dann
wandte sie flugs ihre großen, blauen
Aueenfterne zur Seite, um die erst-·
beste Gelegenheit zum ungesäbrlicher
Ueberschreiten des Fahrdanims zu er
spähen
Keinen Blick von ihr wendend
folgte isi gemessenrr Entfernung der
schwärmerisch angehaiichte Assessor.
Jetzt ließ er die Visite. die itin zu
einem Vorgesetzten führen sollte
Visite sein« und sein jchönheiizliedens
des Auge freute sich der tadellosers
Fiaur der vor ihm Herscktreitenden
Anitiis Gedanten weilten noch lsei
den sie so sonderbar anblictenden Au
gen des ihr fremden Herrn, während
sie schon nach lintz in den friihlings
frischen Pakt einbog.
Klenieudaht gedachte gerade der
letzten Worte seiner verehrten Mutter-.
die sie ihm beim Abschied vor acht
Tagen mit aus den Weg gegeben:
»Und toenn du dir, lieber Rubi, ein
Weib erwähltt, sieh nicht auf äußere.
sondern nur aus innere Vorzüge, nur
allein diese beeiliicten Laß dich nietsk
currb ein hübsche-J Lärvchen beirren.«
Ob dieses schöne, junge Wesen vor
ilim dieie Vorziise besnß’
Da wurde er aus seinem Zinnen
durch einen Schrei jäh ausgeschreckt.
Die. niit der sich seine Gedaiitcn
nnablässii beschäftigten tniete neben
einem tleinen, schmutzigen Buben, der
taut schtuchzend ans einen Scherben
baufen neben sieh blickte
Lieb-reich versuchte Anita mit ihrem
seinen Spitzenturhe die Thränen aus
dem Gesichtchen det- Kleinen zu besei
tigen, doch leider ohne Erfolg; der
ttnabe ließ sich nicht beruhicien
«Junge, brülle doch nicht so!« ries
der Assessor, der lächelnd auf die
tleine Gruppe blickte.
Bei seinen Worten richtete sich
ttlnita erschrocken empor. Wähnte sie
sich doch auf dein.mensehenleerenWege
allein init dem lleinen Schreihal3.
Und nun sah sie sich plötzlich wieder
diesem Herren gegenüber und blictte
dazu non-, dirett in die duntlen Au
gen, die sie so faszinirt hatten. Er
rötthend wandte sie sieh wieder dem
stinde zu, es mit leifen Worten trö
stend.
»Weshalb weinsi du denn?f« fragte
Rudolf. — J
Ein neuer Thränenstrom von ge l
Ivalligen Dimensionen entquoll den
Augen des Kleinen, und schluchzend
brachte er die Worte hervor:
»;ch wollte man bloß die schönen
Blumen ordentlich sehen und —- --—
und da bin ich jesiolperi, und nun —
- nun tat Vata lein Essen. Huh - -
--— lind —-— —-— huhi«
»Junge, das ist ja nicht zum Aus
balteni Was, nun setzt ee wohl zu
Hauses-«
»Hut) ·-« ·—— hul) WH«
»Na, sei nur kuhia, dickl« dain
eninahm Assessor Klemendalsl seiner
Börse ein Geldstück. »Hier hast du
Schmerzensgeld, bring das deiner
Mutter und heule nicht mehr.«
»Und hier, du Kleiner. hast du ein
paar von den bösen« hiibschen Blu
men, die allein nur Schuld an deinem
llnsall iragen. Und zeig auch wieder
ein liebes Gesichst.«
Nun lächelte das schmerzlich verzo
aene Munde-den schon wieder ganz
verwiqu
»Gi6 tek lieben Dame deine Hand
nnd bedanke dich siir ihre Giiiss.«
Der Kleine that« wie ihm geheißen,
und trottete dann aeniiithlich ab.
Ancta wandte sich gleichfalls zum
Gehen, roch Rudolf trat rasch mit ei
net tiefen Verbeugung vor sie hin.
«,·Geiiatten Sie, mein gnädig-s
Fraulein, dass ich das Versäumn
nachhole: Rudolf Klemendahl, frisch
gebaetencr Assessor.«
Ein kaum merkliche-s Lächeln um
huschte Annitas rothen Mund, und
dankend neigte sie das Köpfchen
Dann gingen die zwei nebeneinan
der her, lebhaft plaudernd wie alte
Freunde, zuerst über den Unfall des
kleinen Buben, schließlich auf andere
Themata übergehend.
Rudolf Klemendahl war ein geist
reicher, vielseitiger Mann mit aroßem
Interesse für alles Schöne. Er hatte
vielen stunftsinm war sehr belescn,
pflegte alle möglichen Sovrtarten unds
galt überhaupt als eleganter, tadello
ser Gesellschaften So kam es. daß er
und Ansta, bei der er auf viel Ver-i
ständnifz und Zeichen von reaemGeistei
stieß, sich auf diesem herrlichen Spa-»
zierweg, ven sie in bester Gemeinschaft ;
zurücklegten, außerordentlich gut ein-i
let-hielten und verstanden L
Beide merkten nicht, Evie die Zeit
verstrtch und wie viel Wegs idr Fuß?
schon zurückgelegt, bis- Anita lachend
ausrief H
»Sche» Sie, Herr tztssessoy nuii
lzin ich schon am Ziel, das ich eigent
lich mit der Elektrischen zu erreichen
wir denn biet?«
gedachte!«
»Wi) sind Der
junge Mann sah sich sraaend um.
»Am Charlottenburger Knie, Herr
Assessar.«
»Da- ist ja farnosl Hier ganz in
der Nkisilse wobnt ein Vorgesetzter von
mir, zu dein ich jetzt hin will· Der
alte Herr soll recht brummig sein.
Eine wirllich fatale Fortsetzung unse
res reizenden Spaziergaiisg5.«
»Dann diirfrn Sie sich nicht länset
aufhalten! Vorgesetzte muß man sich
immer iissirin halten, noch dazu, wenn
sie bruniniig sind. Leben Sie also
wohl.«
»Nein, nein, meine Gnädigste, so
schnell dürfen Sie inir nicht ent
schlüpsent Erst müssen Sie mir doch
sagen, spann ich Sie wiedersehen
darst«
,,Uebertasseii Sie das- dem l·tisniet.«
Und Anita hielt ihm lächelnd die
Hand zum Abschied hin.
»Aber seien Sie doch nicht so grau
sam! Jeti traue in diesem Falle nicht
dein Nie-mer«
Bittcnrs ergriff er die dargeboetene
Rechte und sagte leise:
,,S.«l·,eiiten Sie mir doch wenigstens
eine Blume aus Ihrem Strauß-e, der
dein tleinen llngliicksraben Malheur
und inir so großes Gliiet brachte.«
Wariti teuchteten seine Augen in die »
ihrigenz
»Den-r Wunsch sei Ihnen ge
wiihrt.«
Errotbend wählte sie zwei Blüthen
und reichte sie ihm mit leicht zittern
den Händen, iiideiii sie schelmisch be
iiiertte:
»Nun aber leben Sie wohl lind
glauben Sie an das Kigiiiet.«
Und ehe er recht begrifseii hatte,
war sie ieichtsiißig davongeeilt. -—
Zehn Minuten später saß er ini
Salon rec- Fustizrathz der gar nicht
btuinntizn sondern im Gegentheil
ebenso liebensiviirdir wie seine Gat«
tin war.
,,Wo nur das Miit-et stecken niag?"
fragte der Justizrath ini Laufe des
Gespräches seine Frau.
Jn diesem Augenblicke ertönte die
Flurglacke, Und ein paar Minuten
später betrat die Tochter des Hauses,
mit dinein großen Narzissenbusch in
der-. Händen, den Saum-.
Besaß denn Assessor Klemeiidahl so
wenig Erziehung, dass er wie verstei
iiert aus dein Stuhl sitzen blieb und
die junge Dame gleich einer Erschei
nung aus anderer Welt anstarrte?
Justizraih Delberg und seine Gat
tin sahen sich verständnifilos an.
Anit.1 iedoch—denn sie war es —
ging unbefangen aus den Assessor zu
und fragte-, ihm lächelnd die Rechte
reichend.
»Glauan Sie nun an das Kies
niet?'«
Klemendaht war atefgesprunaen
und zog ttiirmifch die ihm vakat-reichte
Hand an feine Lippen.
Die Augen des höchst erstaunten
Elternpaares tveitcten sich zur nnnas
türlichens Größe.
»Anita!« lam eg tonlog von riet
Mutter Lippen
,,Anii.!«' echote ftärter der Vater
»Ich wollte dir soeben Herrn Affesfor
Kleinendahl vorstellen, fehe jedoch zu
meinem Erstaunen, daß sich das er
ittsriad '
»Ja !,oot)l lieber Vater, denn« ich
lenne den Herrn Affessor feit einer
Stunde «
lind lebhaft fchilderten beide den
Vorgang, der die Bekanntschaft ver
mittelte.
»Wie tonnteft dn aber einem dir
gänzlich fremden Herrn, denn das
war dir doch der Herr Assetfor —
antworten?« fra te noch immer lapi
fchiittelud die Butten
»Wede Ach nein, Mutter, fremd
war mir der heer Asseffor gar nicht.
ch sprach erst mit m, nachdem er
ich mir dargestellt nd der Name
war mir wohl bekannt; denn Papa
sprach nor einigen Tagen von einem
neuen Assessor gleichen Namens, und
da sich Herr Assessor als frisch ge
backen ais-Zwies, ahnte ich gleich, daß
er mit demjenigen, von dem du et
zähltest, identisch fein müsse. Nun
mach nicht sc ein brummiges Gesicht,
PAPC!«
Bei ,,brummia« lslinzeltse sie schalt
lkast den Darauf verlegen aus«-schauen
den Assessor an.
Nachdem fo die Angelegenheit zu
allerZufriedenheit gelichtet, wurde die
Art der Bekanntschaft herzlich belacht,
und vergniiat verließ derAssessor naclz
einer Viertelstunde das Haus, mit ei
net Einladung iiir den nächsten
Abend.
Aus der Straße anaelangt, warf er
sich in die erste leste Drofchte, nahm
die von Anita pespendeten Narzissen
aus der Paletottasche, und wie ein
Schulbube drückte er sie an seine Lip
pen, die glücklich fliisfertem
,,«freut euch doch, ihr dummen, lie
ben Blumen! Freut euch doch: denn
morgen sehe ich sie ja schon wieder!
Morgenl« —
W
»Pst«!
Humoresle von E m il P e s ch l a u.
..Pltk«
Es war mitten im Gewühl Mr
Fußgänger zur lebhaftesten Tages
zeit. Jch wandte mich uns- und gleich
zeitig mit mir thateng auchctn paar
andere· Eine Dame hatte es sogar so
eilig daß wir dabei zusammenstießen
nnd etwas aus Spitzen, das iiber ihre
Büste hinabflattes·te, an einem meiner
Viocktniipfe hängen blieb. Nachdem
ich diese Verbindung in galantester
Weise gelöst hatte, sah ich erst. daf;
das »Bitt« wirklich für mich bestimmt
war. Fritz Kreidel stand lachend vor
mir nnd streckte mir die Hand entge
c»en.
»Das war ja reizend,« sagte er.
»Aber noch reizender ist eg, dass Du
mich ans eine Jdee gebracht hast. Ietzt
tann’5 nicht fehlen. Willst Tiu - ich
tctheiliaen2«
»Betheiligen? An was denn?«
»An den Millionen, die ich verdie
nen lverde.«
»Na na -— Du hast mal wieder
Jllusionen?«
»Die sind längst beim Teufel. So
wörtlich brauchst Du’5 ja auch nicht
zu nehmen« Und nm Dir zu beides
len, daß es sich diesmal um etwa
durchaus Praltisckeg handelt, nm ein«
streng solide Sache, wollen wir einst
weilen nicht mehr darüber sprechen.
Ich bitte Dich nur, mir zwei oder drei
cmmchen zu pruni-en Damit hilfst
Du mir über ein paar slaue Taae
hinweg denn ich habe augenblicklich
nur einen einzigen Schiiler, dessen
Eltern mir vierzig Pfennige fiir die
Stunde bezahlen. Macht l Mart Z«
Pfenniae pro Woche. Oder hast Di:
gar tein Vertrauen mehr zu mir?«
Jch hielt schon mein Portemonnaie
in der Hand und da ich selbst gerate
in einer verhältnismäßig günstigen
Lage war, gabich ihm ein Zebnmart
leitet
»Herausgeken tann ich nicht,«
sagte er.
,,Bel;.1lt’e nur! Und wenn In
irieder mehr Schiiler hast oder eine
Stellung findest
»Selbstverständlich! Wen-us aber
etwas mit dem wird, wag mir da ins
Kopf herumgeht, dann bist Du mit
zehn Mart betheiligt.«
Wir trennten uns und ich dachte
gar nicht mehr an diese Beaegnnnkn
als mir drei oder vier Wochen später
der Verleger einer Zeitschrift, bei den-.
ich beschäftigt war, ganz anfaereat
entgegen-tatst
,,.i,)aben Sie das Gedrange an Des
Plakatsäulen dem-kriti« fragte er.
»Nein. Was aiebt’s denn da?"
»Ein großes Vlatai, aus dem nicttiss
steht als das Wort »Pst!«
»Ab! Wirtlichck Und dats reaj
Sie so ans?«
»Das ist aewifz wieder Fionknr
renz!«
»sion - tue -renz"c’«
»Eine neue Zeitschrift mit Dei-i
Titel »Pst!« Und ich kann niir nint
helsen der Titel ist ausgezeichnet
Da stützen sie alle draus los und wi:
können’5 biiszen.«
»Sie denten dort-, nicht etwa schon
daran, mein Gehalt herabzusetzen J«
»Na spasien Sie nicht! Mir echt
die Sache schon iibcr den Spaß!«
Auf Dem Heimwege dann, in Des
«Mittag-:«zeit, versäumte ich natürlich
nicht, mir das Plakat anzusehen. (5.-·:
war wirklich nichts als ein arosch
weiße-.- Vlatt mit schwarzem Rand,
ans dem in der Mitte in aussalleuks
großen Lettern das Wort »Pst!« ist
lesen war. Ueberall standen Leute
davor und starrten es an. Das; es
nilt Fritz Kreidel zusammenhängen
könnte daraus kam ich nicht.
Schon am nächsten Tage war die
Aufregung bei uns noch größer-. Ein
Jn erai war ausgegeben s— eine ganze
Seite unseres Fermats — und nichts
darauf als das Wort ,,Pit!« — »Jetzt
mache ich noch für die Konkurrenz
Reklame,« jammerte der Berleaer.
»Es kann sich doch auch um irgend
etwas anderes h-andeln«,« tröstete ich.
»Da haben Sie ja recht,« erwiderte
er. »Und Geld ist Geld. Wenn ich’S
auch zurückgewiescn hätte, die Tage-:
zeitunaen bringen es doch.«
Und er hatte richtig Prophezeit. Je
des-Blatt, das wir am nächsten Mor
gen ansahen, enthielt das Pftanfrs
tat.
Ich ram noch immer nicht auf zjrixz
streides, uno als er sich ein paar Tage
später bei mir melden ließ, dachte ich
an nichts weniger als an das »Ps«.
——s,,Vielleieht zahlt er mir die zehn
Mart zurück,« flog es mir durch den
stopf. ,,Wahrscheinlich versucht er
aber eine neue Anleihe. Jch bin zu
nobel actreseni«
Alsereintrat, fiel mir die fast uns
tieimliche Unruhe seines Wesens auf.
Er lächelte nicht, wie es in seiner Art
lag, er war sehr ernst.
,,Lieb(r Freund,« sagte er, »ich
komme heute zu Dir, weil Du Jurist
bist und weil Du mein alter Freund
bist, weil ich Dir vertraue. Ehrens
nsort ——-nicht wahr? Zu einemRechts
anwalt kann ich doch nicht gehen. Jch
konnte ja auch nicht mehr zurück
Wenn Du mir sagst: »Lieber Kreisel,
die Geschichte ist faul, wenn’s heraus
tommt, stecken sie Dich ein!« dann —
dann bleibt mir nichts übrig als
schleunigst nach Amerika zu verdut
ten.«
Jch sah ihn betroffen an, aber aus
seinen Zügen lonnte ich nichts ein-—
räthseln. »Ja, was ist denn ge
schehen?« fragte ich endlich.
Inzwischen hatte er schon einen be
lrucktenZettel ans der Tasche gezogen,
ten er mir überreichte, und ich tasjetzt
sin auffallender Art gesetzt —— das
Folgende: »Pfl! - Wenn Sie Jhr
Leben lieben, tragen Sie immer
«Pst« tsei sich. Wenn Sie schmack
liaftes Essen lieben, verlanaen Sie,
tas; »Pfl« auf dein Tisch steht. -—
Wenn Sie ein Paar Gläser iiber den
Durst lieben, geben Sie in das erste,
Oder wenn "Zie’s versäumt haben, in
rin folgendes eine Federmesserspitze
",,"-s3si«. --— Wenn Sie Jhre pran lie
den und wünschen. daß sie lange
jung und hübsch bleibt, sorgen Sie
dafür, daß sie ihren staffee nie ohne
»Pst«-Znsat3 trintt. - Wenn Sie
Rihren Mann lieben und wünschen,
daf; er lange siir Sie arbeiten tann,
starriere macht, geistig frisch bleibt
und cnergisch ist, halten Sie darauf,
das; er regelmässia »Pst« nimmt.
Wenn Sie Ihre Minder lieb-en, fügen
Sie ihrer täglichen Nahrung etwas
,,Pst« hinzu. ,,«Pst« ist ein durch
aus nnschäoliches. viele Jahre lang
Ierprobles tilnregnitasmitteb das in
seinem Haushalt fehlen dars! Be
»tii·mmlich und den Geschmack verbes
sern-di Preis der Biichse 25 Pfennige
»Der Anhalt reicht fiir eine Verfol
Vier Wochen lang. Jn allen besseren
Spezereihandlungen und Drogerien
saeschästen zu haben.«
Jch nsar natürlich nicht wenig über
rascht. »Also Dir-: .. Du bist ,,Psi!«
Er nickte.
Du erinnerst Dich doch an das rei
·;enoe Franchen, das an Dir hängen
blieb? Als ich damils das allgemeine
Interesse bemerkte, das ich mit mei
nem ,,Pst« erregt l,·atte, dachte ich wie
Vlrchimedes: .,Henreta!« und ich habe
mich nicht getäuscht Damit Du aber
ganz tlar siehst, muß ich Dir mit
theilen, daß ich non meinen Eltern
das Rezept eines Hausniittels erhie,
das sich Generationen lang iis allen
den Fällen bewährte, die hier ange
führt sind. Als ich wieder einmal
recht in Noth war, gerieth ich aufdrn
Gedanken, es zu verkaufen, hatte aber
tein Glück. Ueberall bekam ich zur
Antwort: »Ach, solche Mittel giebt’-·.
ja schon zu Hunderten. Wie wollen
Sie’s denn einführen? Daraus
kommt-L dri.« Ich dachte dann imm:r
wieder nach, wie man·s einführen
tönnte, aber es fiel mir nichts ein.
Bis zn oem Tag, an dein wir uns bei
rein reizenden Franchen trafen! Da
rief ich, wie gesagt, »Heureia!« —- »ich
hab’s gefunden!'« - ich nenne mein
Mittel ,,Pst!« ian nnn fand ich auch
Geldmiinner dafür. - Du hast gewis-,
schon tson einem »Bit« gehört ?«
»Und ob ich dar-on gehört hat-ek«
lächelte ich.
»Jetzt ift die tttiktlame gemacht s
Vas Interesse ift schon riesig, wir ar
tseiten fieberhaft damit die Geschäfte
für den-ersten Ansturm qleieh gut ver
sorgt sind, nber... ich bahg Dir ja
schon gesagt i:t7 finde teine ruhige
Minute mehr, ich hin zuDir setom
men, um Dich zu fragen, ob -
»Du erweist der Welt doch nur
einen Dienft,« fiel ich ihm in’5 Wort.
»Wenn Du ein fo gutes Haugmittel
in Umlauf bringst, fo hat man nur
;Urfache, Dir dankbar zu sein«
; «Es schien aber, als ob dieses Lob
Hyicht im Geringste-n auf ihn wirkte.
Er seufzte nur tief auf.
»Du Weißt ja die Hauptsache noch
nicht,« scgte er nach einer Weile. »Da-H
Rezept ist nämlich nicht mehr da! Ich
habe all-.- meine Habseligkeiten bis auf
den geheinisten Sclylupftvinlel durch-.
forscht-es ist weg. Bis zum letzten
Augenblick hoffte Ich noch immer, es
müsse sich finden, aber es hat sich nicht
gesunden Und nun fabrizire ich-eben
so . .. so nach dem Gedächtniß. Aber
grad das Wichtigste, worauf es an
kommt, hab’ ich vergessen. Es war ein
lateinischer Name-, irgend etwas aus»
Der Apotheke, ich quäle mich vergie
bcns, es fällt mir nicht ein. Und das
Uebrige ist ja nur so gewissermaßen
die Watte für’g Chlotoform Jst das
ein Betru-,1, wenn ich die Watte ohne
das Chloroform verkaufe? Können sie
mich einstecken?«
Jch zuckte die Achseln.
»An hast die Lache mir Deinem wes-s
wiss-en abzumachen. Bestraft kannst
Du nicht werden. Du bersprichst ja
den Leut-en nicht gerade das Rezept,
das Du verloren hast.«
Nun athmete er wieder aus und ich
mußte ihm noch die Betruggbaragras
phen des Strafgesetzbuches eingehend
erklären. Dann gab er mir mein
Zehnmarkftiick ziiriick, dankte und
empfahl sich.
Seitdem ist ungefähr ein Viertel
jahrhundert vergangen. Die Welt
bat ,,«"st«», längst vergessen, obwohl sie
dier oder fiinf Jahre darauf schwor
tsnd Fritz Kreidel ;3u einem reichen
Manne machte. Mit seinem Gewissen
scheint er sich ganz gut abgefunden zu
haben, während er meinem Gewissen
eine «Betheiligung« wohl nicht mehr
Zumuthen wollte. Er meldete sich we
nigstens- nieht und auch in feinem Te
stament — er sta: b vor zwei Jahren
--—l,at er nicht den Versuch gemacht,
mich instonflitt mit einem meiner
Grundsätze zu bringen. Friede seiner
»Nicht-P
-.-—---.-.--—
Der Finger-abdruck.
Man ist im Litendland erst seit
verhältnissaniifsig turzer Zeit darauf
aufmretsain geworden, daß der Ber
laus derLinien auf den Fingerspitzen
bei allen Menschen verschieden ist, so
dask ein Fingerabdrurt ein vorzügli—
eler und sicheres Erlennunggszeichen
»Hu geben rermag Jn Asien und auch
in Ettuszxand ist diese Thatsache schon
seit liinareer Zeit erkannt gewesen und
benutzt worden. Ein französischer
Beamter in den französischen Xeolo
uiseu Von Hinterinkien hat dor etwa
zehn Jahren vor der Authrddologi
srten Gesellschaft in Paris nachgewie
seu, das-, in Ostasien die Fingerab
tsriicle iirerall an Stelle einer Na
mengunlerschrift gelten. Jni alten
ziaiserreieb Annain ist das Testament
eine-Z Faniilienoberbaupteg nur dann
giltig, wenn es aus diese Art mit der
Fingerspitze unterseichnet worden ist.
Lsin Mann mus-, mit dem Zeigefinger
der linken, eine Frau mit dem der
rechten Hand zeichnen Während bei
uns jetzt in der Regel der Finger da
zu noch besonders berußt wird, ist
das in Ostasien weniger nöthig, weil
r sich selten in einem Zustand der
Reinlichteit besintet, der einen ficht
baten Abdruck aus-schließen würde.
In Annam bestehen ganz bestimmte
Vorschriften iiber die Art und Weise-,
wie ein solcher Fingerabdrurt aus
einer Urkunde angebracht werden mus;.
Der Brauch soll ursprünglich aus
China stammen. Auch in Rußland
soll dieSitte, unter einen geschriebe
nen Vertrag einen Abdruck der ge
sa")wiir«;te:1 Fingerspitze zu setzen, im
Volk lange gebräuchlich gewesen sein.
Wer schreiben ko«1nte, fügte dann
nebst dein Namen die Worte 3u: Zu
dessen Bestätigung habe ich meine
Hand hierher gesetzt, während beiden
Des Schreibens ilntundigen dieser
Zusatz rson einem Zeugen besorgt
wurde. Vielleicht wird eine derartige
linker,;eitt:-nung wichtiger Schriftstiicke
später bei uns aust- noch angenommen,
weil sie noeifelloJ Fälschungen weni
ger aui esetzt ist al-: dieN amensunter
schrift
——-. -
tstn französisches Original.
llnliingst wurde in der kleinen süd
französischen Stadt Samt-Raphael,
in welcher Alpbonse starr ini Jahre
1890 gestorben ist, ein Denkmal für
diesen Schriftsteller enthüllt. von des
sen Werten heute lanni noch viel ge
lesen wirk, dessen geistvolle Einfälle
nnd originelle Gewohnheiten aber noch
in aller Munde sind. Es hat ian
immer Vergnügen gemacht, anders zu
sein nnd sich anderes zu geben wie seine
!Uiitttiei:seheti, und das ,,epater les.
bourgeoig« betrieb er in allen erdenk
baren Formen. So erschien er eine-I
Tages lxei der Erstanfsiihrung einer
Tragödie im Odebn im Gesellschafts
anzuge, aber mit-einein Fenertvebrg
helm bedeckt.
Jn den dreißiger Jahren wohnte er
in einem Zimmer, in dem er außer
einer Matte- nicht ein einziges Möbel
stiick hatte-. Er’ schrieb ans dein Fuß
blinden, er aß auf dem ußboden und
er schlief auf dem Fu boden. Kam
aber einer sein-er Verleger zu ihm, so
empfing er ihn in einem prächtigem
scharlachrothen Schlafrock während
er auf dem Kopfe ein Barett trug,
von dem drei gewaltige Pfauensedern
herabwallten; die nackten Füße steckten
in gelben Pantoffeln. Später wurde
er dieses Aufputzeis überdrüssig und
verfiel auf die Jdee, sein Zimmer
gänzlich schwarz ausmalen zu la en;
die Wände, die Decke-, das GetafeL
alles war schwarz gestrichen. Men
schentnoehen, alte Waffen, ein Jagd
horn und Eulen dienten zur Dekora
tion dieses düsteren Wohnraumes.
Aber nicht mehr die Matte diente
Alfons Karr als Bett, sondern er
schlief völlig bekleidet in einein Sorge,
während zu beiden Seiten zwei
»Wachstcrzen langsam niederbranntcn.
»Bald aber zog er wieder um, und
man sah ihn selbst seine Matte unter
dem Arm und die Knochen in Körben
davontragen
Schließlich wurde er auch dieser
Dinge doch überdrüssig nnd er ver
wandelte seine Wohnung in das Heim
eines Mohammedaners, in deni nicht
die gerinastesileinigsteit von der üppi
gen Aiisstattung eines solchen Rau
mes fehlte. Eines schönen Tages nahm
er sich an Stelle eines Hundes eine
Kyäne als- :-?inunergenofsen. Vor zu
dringlickten Besuchern war er so ge
schützt, Und nur ein einziger Drucker
fand noch den Muth, zu Alphonse
Karr zu gehen und ihm die Korrek
iiirksoaen zu bringen, denn sobald sich
jemand der Thür näherte, Hain dass
liebenswiirdiae Vieh heran und be
sehnüffelie in höchst beunruhigender
Weise die Waden des Besiichers.
W
Bezahlt.
tNach einer japanischen Legen-de.)
Ein Geizhals pflegte alle Tage
Zu einein Laden hinzugehn
Jn dessen Fenster schön geräuchert
Die schönsten Fliindern, Aale stehn
Vor diesem Fenster aß dann täglich
Am Mittag er ein trocknes Brod,
Jndeß ihm Zukost, schön und billig,
Der Räucherdust der Fische bot.
Der Händler merkte sich die Sache,
lind als des Monats Ende war,
Reicht er fiir diese Dustgeniisse
Dem Geizhals eine Rechnung dar
Der zählte ohne viele Worte
Die Summe aus dem Handelsmann
Und fängt mit ihm ob mancherSachen
Ganz freundschaftlich zu plandern an.
Zum Schlusse streicht der Geizhals
lachend
Das Geld, das daliegt, wieder ein
Und wendet sich zum Gehn Der
Pändler
Riiftx »Halt, mein Herr, Das Geld it:
inein!«
»Ok) nein! Jhr irrt!« entgegnet Jener,
»Ich babv bezahlt, nun laßt mich
geh’n!
Jii r o cli nur Eurer Fische Düfte,
Ihr Inibt dasiir insein Geld ge
? e h ’ n!«
Anstand-US schlechte Handschrift
Der ,,Eri de Paris« bat eine er
staunliche Entdeckung bekannt gege
ben, die allerdings nicht neu ist, weil
sie schen der Schreiblehrer des älteren
Tunias gemacht haben soll, die aber
heute cin neues Licht aus Tbaclerays
These wirft, daß schon mehr als ein
großer Mann stürzte, weil »sein
Grouctjy zu spät tam«. —- Grouchn
ist bekanntlich der General des groxzen
Napoleon, welcher eg gegen den Be ehl
des großen Feloherrn versäumte,
Bliicher auf dem Wege von Ligny
nach Waterloo beziehungsweise Belle
Alliance aufzuhalten, bis er Welling
ton geschlagen haben wiirde.
Nach der Entdeckung des Schreib
lelirers des älteren Dumas soll niin
an Dieser weltgeschichtlichen Versäum
niß nicht sowohl Grouchy Schuld ge
wesen sein, als die unleserliche Hand
schrift des großen Corsen. Er schrieb
--——iininer nach dein »Cri de Paris«
oder dein Schreiblehirer des älteren
Juni-as « an den General Grouchy:
,,Bataille engagee« —-— die Schlacht
hat begonnen — Grouchy aber last
»Baiaille gagnee« ———-- die Schlacht
ist gewonnen, glaubte folglich, es habe
tcine Eile mehr nnd er könne seinen
Trupben Ruhe gdnnen Und nur so
lanies, iiiinier nach dein Schreiblehrer
Alexander Duiiias des Aelteren oder
dem ,,Eri de Paris«, das-, die Rapo
leoniden nicht noch heute Selbstherr
fctier von Europa sind.
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Spinne am Morgen.
Woher mag wohl das bekannte
Sprichwort kommen: ,,Spinne am
Morgen Kummer und Sorgen;
Spinne am Abend -—- erquickend nnd
laben!« L-? Ein französischer Entomo
loge in Frankreich lautet das
Sprichwort: ,,Araigne dn matin, cha
grin: araignee du soir, espoir!« -
giebt dafür folgende Erklärung: Die
Spinne giebt ein beinahe nnsehlbareg
Mittel an die Hand, das Wetter des
Tages vorausznsngen Wenn ani
Morgen Viel Thau gefallen ist, was
stets als ein Zeirlxen von schönem
Wetter gelten kann, sieht man nie
inals eine Spinne; dagegen bemerkt
man sie in trockenen, thaulosen Mor
sgenstunden in ihretnNetzx ihr Erschei
nen ist also ein Zeichen, daß das-J
Wetter schlecht sein, das-, es regnen
wird, daher: «Spinne ans Mrogen
Nummer und Sorgen« An· war
inen Abenden verlässt die Spinne gern
ihr Netz, um die Insekten zu sang-ein
die bei schönem Wetter in großer Zahl
in der Lust spielen und auch fiir oen
nächsten Morgen schönes Wetter er
warten lassen, daher: »Spinne am
Abend —- erqnickend und labend.«