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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (June 1, 1906)
Yebmska Staats-Zuzug« Und Yerald Frau Sonne. Frau Sonne blickt mit klarem Schim . met Neugierig in mein Fenstekleim Nun tritt sie sacht in’ö Ertetzimmet s Niit ihrem Strahlenlächeln ein. Sie freut sich. daß die ersten Sprossen Der Weideniätzchem zart und frisch, Die jüngst ihr Strahl dem Licht er schlossen, Nun schmücken meinen Arbeitstisch. Mein kleines Reich in Gold Fu fassen, Huscht sie geschäftig her und hin Und gießt die hellen Strahlenmassen Mit warm in’s Herz, die Schmeich letin. Frau Sonne! tausendmal willkom men, Du holdee, vielgeliebter Gast. O habe Dant, daß du gekommen, Und halte lanq’ noch bei mir Rast! -—---. Mariannas Hochzeitstag. Ein Bild aus dem Berginannsleben von E. Grabowstn Marianna, Michaletö älteste Tochter, sollte morgen ihre Hochzeit feiern mit dem Häuer Valentin Gott« Da gab’s nicht wenig Unruhe in der tleinen oberschlesischen Kolonir. Frauen gin gen hin und her, brachten dies und das, halfen bei der Einrichtung der neuen Wohnung, bei der Ausriistung zur Hochzeit. Es wurde gescheuert und gewaschen, gekocht und gebacken wie sonst nie im Jahre, auch zu den ho hen Festtagen nicht. Kinder plünder ten die Gärtchen, holten Tannengrün aus dem nahen Walde und lränzten die Thüren zum Hochzeitshausr. Marianna legte im Zimmer ihrer Eltern, den Hochzeit-staat zurecht. Den duntlen, grün umsäumten Tuch roct, die weite Schürze, das blumige Miederleihchen, an den Nähten zierlich ausgestickt, und das kurze Hemdchen mit schmalen Halsbindchen und puffi gen Aermeln. Alles hatte sie selbst erworben in mühevoller Arbeit auf den Gruben oder in den Waldtulturen. Stich um Stich alles selbst genäht in stillen Feierstunden nach den Mustern alter Kleider, wie sie die Mutter, Großmut ter, Urahne trugen. Die launische Modegöttin fand ihren Weg noch nicht in den abgelegenen, armen Ort. Mit glücklichen Lächeln besah Ma rianna die hübschen Sachen, legte die bunten Glasverlen zu den vriichtiaen Seidenbändern die, ihren Hochzeits tranz schließen sollten, breit-, blunzig durchwirtte Bänder, die ihr der Va lentin geschenkt. Wie gut der war! Und wie lieb sie ihn hatte! Wie sie sich freute, endlich mit ihm vereint zu werden! ciinen Tag noch und eine Nacht, und sie war sein Weib.v Sie brauchte dann nicht mehr in schweren Tagelohn iu given. Nur im Haufe für sich und den lieben Mann schaffen und —— ——— sie wurde plötzlich roth. Ihre Auqen wandten sich zu dem Bildnifz der he:ligen Bar bara, das über dem Bett an rer weiß getünchten Wand hing. - »Nimm ihn weiter in deinen heili gen Schutz«, bat sie mit tindtichem Vertrauen. Durch das Fenster kam lind:Ab«-nd luft und das Gesurre vieler Kinder stimmen. . Ein Lachen, Quietschen und Schreien wie Spasiengezante im Herbst Marianna hob horchend den Kopf. Betannte Stimmen erklangen im Flur und leichte Mädchenschritte. Gleich darauf wurde die Thür auf gerissen, und zwei iunge Mädchen tra ten lachend ein. Junge, blühende Ges schöpfe mit runden Madonnengesichs tern und frischen Wangen. »Wir bringen den Kranz«, sprachen beide zu gleicher Zeit und reichten der Freundin den Kranz aus frischer Mnrtr. «Wie schön!« rief Marianna erfreut. Sie nahm den Kranz und besah ihn von allen Seiten. Plötzlich setzte sie ihn probeweise in ihr blondes Haar und besah sich in dem winzigen Spie gel, der am Fenster hing. »Heilige Maria — runter, rasch runter!'« riefen die Mädchen erschra ctem »Du verdirbst Dir die Hochzeit.« Lächelnd nahm Marianna den Kranz und legte ihn zurück auf den Teller. Sie zeigte den Freundinnen ihre Kleider, die schönen Bänder und das Hemd, das sie der Sitte aecniisz dem Liebsten zu schenken hatte. Die Mädchen betasteten alles genau. Sie lobten, nicht frei von Neid, die schönen Bänder-, und neckten die Braut rnii harmlosen Späßen. »Es wird eine lustige Hochzeit«, sagte Marianna. »Valentin hat Apfel wein bestellt und Musikanten. Da leuchteten die Augen der junaen Mädchen, und ihre Wangen särbten sich mit tiesem Noth im Voraenusz der seltenen Freuden. Die Töne der Schichtalocte dranqen durchs Fenster. Da fuhren die Mäd chen erschrocken auseinander. »Jesus, so spät und der Zur ldie Suppe aus Sauerteig, eine Nationalspeise) ist noch nicht sertia!« ries Eva. »Der Vater wartet nicht Cern«, wars auch die andere ein« Rasch nahmen die bei den Abschied. um dem beimtelprenden Vater das Nachtmabl zu bereiten. Marianna deckte ein Tuch über die Hochzeitilleider und eine irdeneSchiisi set iiber den Kranz, damit er frisch bleibe. Dann aina auch sie hinaus. W Valentin muß jeden Augenblick aus der Grube kommen. Es war der letzte Abend. den sie ledig mit einander ver-— leben sollten. An der Küche mußte sie vorüber, in der die Frauen kochten und scheiterten Es roch nach Kraut und Schweine braten; die Frauen hielten sie auf mit anzüglichen Reden. Zählten sie das hübsche, kräftige Mädchen doch schon zu den Ihrigen. Sie wurde roth und lief davon. Draußen auf den Steinstusen blieb sie stehen und legte die band aus das hochtlopsende Herz. Heimliches Glücks äksühl beengte ihre Brust. Noch eine acht! Eine einzige Nacht! Vor ihr lagen die Felder in herbst licher Nacktheit. Ein schmaler, viel bettetener Weg schlängelte sich nach den Schachten durch. Wie ost war sie diesen Weg gegangen! Mit ihm zu sammen an freien Festtagen —- oder ihm entgegen, wenn er von der Grube kam. Frühmorgens, wenn die Sonne roth über die Erde ausstieg —- und Abends, wenn sie gluthvoll hinter den «dunklen Tannen verschwand. Aus diesem schmalen Wege mußte der Liebste kommen —— heute zum letz ten Male im ledigen Stand. Eigentlich müßte er schon da sein· Sie spähte hinüber nach den Schach ten, die sich dunkel und plump aus dem Licht des Abends hoben. Dünner Rauch stieg aus den Förderthiirmen. Die Holden dampsten und dumpf scholl das Geräusch der Förderung herüber. Einzelne Bergleute zogen am Wal dessaume entlang. Müde und still gingen sie ihren Weg. Die scheidende Sonne wars freigebia lichtes Gold aus die Erde. Alle Schürsen und Lücken der« Felder füllte sie mit Gold. Die Wipsel der Bäume, die dampfenden Halt-en, die plumpen Grubenbauten umwob sie mit goldener Glorie. Ein selten schönerAbend zog heraus. Er lockte die Leute aus den Häusern Jn Gruppen standen sie beisammen, alt und jung. vlaudernd und scher zend, tobten die linde Luft und harr ten ibrer Angehörigen, die von der Schicht kommen mußten. Sie bleiben lange beut·«, sagte ein junges Weib, das einen Säugling im Arme trug. »Es ist Lökinung',«, aab eine andere zur Antwort. »Ach ia.« Das Weib mit dem Fiinde seufzte. LöhnungZ Da ging er so aern am Hause vorbei in die Schente ——-— der Mann, und verthat das Geld. Marianna sah lächelnden Auges um sich. Die Lust so rein. der Goldglanz rundum so herzerhebend Kinder schleppten Kränze vorüber. Es lag wie Freude in der Natur. Von der Straße tamen die Klänge einer Zieh harmonita und Gesang: »Und geht das Lebenslämpchen aus, Den Tod begrüß’ ich sonder Graus Glück auf! Es sei nach echter Bergmannsart, Der letzte Gruß zur letzten Fahrt; Glück auf!« lieber Mariannas Gesicht huschte ein Schatten. Sie liebte die trüben Lieder nicht. Der Michalek tam zur Nachtschicht gekleidet heraus. Er hatte sich etwas verspätet; schien auch ietzt nicht beson dere Lust zum Einfahren zu haben. Er rätelte sich und blieb bei den Frauen stehen« scherzte mit dem zap pelnden Kinde. »Unsere Männer kommen gar nicht heim«, klagten die Frauen. Michalei sah nach der Uhr. »Sap perlot, schon sieben! Hm«... Er machte ein ernstes Gesicht. Von den Schachten kam eilig ein Mann. Sein Gang war schwantend; sein Gesicht erdsahl. »Ja Leonhard!!« ries’iemand. » atiirlich besossen!'« schrie ein » Weib verächtlich. Michalet sah dem Mann, der nach der Bergverwaltungg-Wol)n11ng ging, mit seltsam ernstem Vliel nach. Ve trunlen war der nicht. So sieht ein Mensch aus, der dem Unglück ins Ge sicht geschaut hat. Er grüßte hastig und ging nach den Schachten. Ein-junger Hauer, der rau chend am Garteiuaun lehnte, legte still die Pfeife weg und ging ihm nach. Von der Straße kam noch immer der Gesang. Die Sonne war ietzt ganz im Sinken. Ihr Goldglanz wandelte sich in schmutzigeo Roth —- eo lag wie Blut aus den Feldern. Auf den Gruben war es aussallend still s— und bussrende Gestalten liesen schaltenhaft durcheinander. »Es ist so ruhig drüben«, sagte die Frau mit dem Kinde. Jhr Blick war unruhig wie ihre Stimme. Jetzt ging auch Leonhard wieder furlich Der Bett-verwaltet ging mit hin. Die Männer gingen rasch ohne sich mnzusehen Die Frauen schauten sich an. Es W wurde still kundum. Ein böses Ahnen legte sich schwer und drückend auf die Gemiither. Der Gesang brach plötz lich in greller Disharmonie ab. Schreckhafte Ruhe breitete sich aus. Die Kinder weinten ohne sichtlichen Grund· Der Tag sank rasch in aufziehender Dämmerung. Da ging ein Raunen von Mund zu Mund, ein schreckhaftes Klagen. »Ein Unglück im Bergwerk! hBafnmherziger Gott! Heilige Jungfrau il Und es begann ein Laufen nach den Schachten, als sei die wilde Jagd » Plötzlich erwacht. Marianna schrat wie aus lichten Träumen auf. Eine entsetzliche Angst schnürte ihre Brust zusammen. Sie wollte beten, aber Frostschauer beweg ten ihre Lippen, und ihr Herz schlug in wilden Schlägen gegen ihre Rippen. Einer Ohnmacht nahe, brach sie auf den kalten Treppensteinen zusammen. ,,Heilige Barbara!« war alles, was im wilden Denken ihr Hirn erfaßte. Lautes, vielstimmiges Jammer-n riß sie aus-. Mit dem Zusammenrasfen ihrer ganzen Kraft sprang sie empor, strich ihr wild zerzaustes Haar aus den Schläer und sah mit irren Bli cken um sich. Da sah sie die brennenden Kohlenv pfannen vor den-Schachten, fah die eis ligen Menschenschatten über dieFelder fliehen. Da fing auch sie zu laufen an. Vor den Schachten standen die Frauen in dumpfer Resignation. Jhre Gesichter waren bleich, ihre Augen voll Angst. Kinder, von furchtsamer Neu gier geichüttelt, ilammerteu sich an die Kleidersalten ihrer Mütter. Jedesmah wenn eine stumme Last drüben aus demZechenhause nach dem Lazareth getragen wird, kommt Be wegung in die stumme Menge. Mit lautem Schreien suchen die Weiber die Träger anzuhalten —- aber Be amte treten dazwischen, wehren, be ruhigen mit ernster," eindringlicher Stimme Und wieder sintt alles zu« riick in den« Bann dumpfer Erwar tung. Die Fackeln glühen. und wo hin die flackernden Lichter falle-s giebt’5 huschende Flecke wie rothes Blut Und plötzlich lommt’g daher mit teuchendem Athem, verzerrtem Gesicht, in wildern, ungeregeltem Lauf. »Die Menge weicht erschrocken zurück - einige Frauen betreuzen sich. »Die Marianna Jequ Maria, wie schaut die i11;5!« ruft’g hinter ihr her· Wie ein gehetztes Wild strebt Ma rianna weiter. Vorbi an den verdutz ten Beamten. Ehe es jemand wehren kann, ist sie im Zechenhause Jni Winkel, auf der Eckbani hockt sie und läßt die Augen starr hinüberspielen na-«« der Förderung. » Wie die Seile der Förderschale vi » ,l;riren! Wie sie sich winden und dre Eben! Laugsam steigt sie empor die ltodte Last, geborgen von treuen zia ? meraden. ! Wie rasch auch initleioige Hände die ientftellten Gesichter bedecken, Marian lna hat sie erkannt· Aufathmend sagt liie sich: Jhr Liebster war nicht dabe«. lDen Mann der jungen Frau aber hat Jsie unter den Todten gesehen. Todt, der Vater des jungen Knäbleins aber in ihm wird er weiterleben. Und wieder zittern die Seile und sinken zur Tiefe, um die bleichen Gi sellen da unten zur letzten Tages-fahrt zu holen. Marianna hält den Athem an. Wie eine zum Sprung chereite Katze lauert sie nach der Förderung hinüber. Ian jetzt ——— ein gellender Schrei s-« ein wahnsinniges Vorwärtsstürzen. Sie hat ihn erkannt. Todt! Der Liebste todt! Kraftvolle Arme halten sie auf. dankten rührigerZuspruch bricht ihre wilde Kraft. Sie sinlt zusammen in gramvollem Lid. Nur thränenlofes »Schluchzen schüttelt sie. Willig läßt "siesi-ch hinausgeleitem Willig folgt sie »den Frauen, die sie heimführen in das geschmückte Hochzeitshaus-. s-— —- - s Heimlich im Walde liegt der Fried hof. Tannen rauschen, und Amseln Jsingen ihre Trauerlieder. Von kleinen TKreuzen blintt, zum Himmel weisend, !dee;.Bergnianns liebster Gruß: Glück au . Gepaukeusplitien Die Männer gähnen, wenn ji« Langweile haben, die Frauen seufzen Es giebt auch ein schauerliches M gensiüct der- Scl1eintodeg, es ist daci Echeinleben ; Es giebt unnätze Menschen, die ini « mer erst dann ihren Senf bringen,’ wenn die Mahlzeit vorüber ist. Wer das Leben in vollen Zügen ce nießt, muß es oft zum Schlusse tkos pfenweise auslöffelm Abs-lich Here: »Meine Gnädigite, wenn Sie fis-irren Arm nehmen wollten, wäre ich e ig.« Dame (ichnippiich): »Nein, ich liebe solche Armseligkeiten nicht!« W , Mathewson’5 wilde Jagd. Altkalifornische Erinnerung von R u f u s. Nur eine ganz kurz Erzählun aus den alten Zeiten Calisornienss it es, die ich heute meinen lieben Lesern zum Besten geben will-aber Fe ist inter essant und vielleicht wird ich der eine oder der andere alte Pioniet derSachc noch erinnern. Leider wird die Schaar dieser Alten von Jahr zu Jahr kleiner udn ich fange schon an, manchmal mich selber zu fragen: »Wer wird wohl der HLetzte der alten Argonauten sein?« I Also, e Zwar im Mai 1857, da i l l hatte John Mathewson, ein PionierU im hydraulischen Minenbetrieb Cali sorniens und der Mann, der nach tveislich den ersten Wasserderrick in unserem Staat aufgerichtet hat,beim lsrrichten eines anderen solchen Deg riclg in Washington, an der Nord-« tituliel deg Yuba«-Flusseg, 25 Meilen «uo«rdlich von Nevada City, das Un-« aliirt, daß der Detrick zusammenbrach mnd ihm beide Beine gebrochen wur lden. Er wurde mit Mühe aus den fRuinen herausgeholt und man schielte Hofort nach Nevada City um eine i Ambulanz. i Der Treiber der regulären tägli chen Postkutsche zwischen Washington jnnd Nevada City war O S Olin !einer der erfahrensten uno zuverläs fsigsten Kutscher, und ihm wurde die Joache nvertraut. Er installirte so ! fort ei Bett in eine Concord- Kutsche ;nnd fuhr von Nevada City hinüber Hnach Washington Am nächsten Mor ;gen wurde der Schwerverletzte sorg sam in die Kutsche gebettet nnd Alles so bequem wie möglich fiir ihn ge «n-a«:ht, und die Fahrt begann. Alles ging gut während der ersten sechs Meilen bis zu dem Cold Spring Hause· Da hielt Olin an, um seinen Pferden Wasser zu geben, und wäh rend er das that, nachdem er die Zü-« ael oben an dem Griff der Bremse festgebnnden hatte, wollte eH dag Un gliict, dasz ein Hund einige am Wege liegende Schweine aufjagte, so daß »die Viecher quietend und grunzend« unter die Pferde liefen. Das konnten die muthigen Rosse nicht vertragen, sie wurden schen Und fort gings im tollsten Jagen --— ehe Olin auf den Bock klettern konnte. Mit Entsetzen scharrte er dem Gespann nach. Nicht minder aber war dass Ent setzen in Nevada City, als man bald darauf die noch mehrere Meilen ent fernte Posttutsche auf dem in Schlan genwindnngen aug den Bergen herab kommenden Weg dahinsausen sah. Man wußte sofort, daß da irgend et— was passirt sein mußte. nnd man er tannte bald mit-Hilfe der Feldgläser, die man schnell holte,daß tein Mensch auf dem Bock der Kutsche war. Daß der unglückliche John Mathewson in der Kutsche war, wußte man. Und die Kutsche war mindestens noch drei Meilen entfernt. Daß lein Mensch die wilden Thiere im Laufe aufhalten konnte, war sicher. Es waren vier ausgezeichnete Pferde, sowohl die ,,Wheelers« als die .,Leaders'«, --—- man hatte für diese Fahrt die besten Thiere ausgewählt Aber Pferde sind doch immer nur Pferde, und wenn man auch oft von einem Menschen sagt, daß er nicht genug gesunden Perdeverstand habe, so bleibt eg doch eine bedenkliche Sache, wenn Pferde ohne Kutscher eine Bergstraße hinunterstiirmen Und das thaten diese Vier jetzt mit entsetzlicher Schnelligkeit Voller Angst und Auf-. regung schauten die Leute in Nevada City nach ihnen aus, denn wie ein Lausfeuer hatte sich die Neuigkeit in der rOtschast ausgebreitet Jeder hielt eg für sicher, daß die Kutsche irgend wo zerschellen und die Pferde in den Abgrund stürzen würden. Weiter ging die tolle Jagd, über Stock und Stein. Da tain die schlimmste Stelle ans der ganzen Straße, der beriichtigste «Bowlder«. Rechts von der dort ziemlich engen Straße gings hoch hinaus und unten an.der Straße war ein mächtiger Baumstumpf, der Ueberrest eines gro ßen Baumes, der dort uingehactt wor den war, als man die Straße baute. Und links an der Straße, wo es tief hinabging, lag ein ungeheurer ,,Bowl Der", den man nicht hatte beseitigen können. Nur weniqe Minuten noch, dann mußte die Kutsche diese Stelle passirm »Gott helfe den armen Mathewson«, murtnelte ein nrauhna riaer Miner, und die Anderen sagten: »Amen«, denn Mathewson war all gemein beliebt. Mit verhaltenem Athen1, mit blei chen Gesichtern schauten die Leute nach der dahinrasselnden Kutsche — jetzt verschwand sie in einer Staub wolte. und alle meinten: nun ist es geschehen. Aber da sauste sie wieder T aus dem Staube auf — sie hatte die schlimme Stelle apfsirt, ohne zu zer schellen, und Alles athmete auf. Aber die Gefahr war noch nicht vorüber, die steilste und rauheite Stelle der Straße kam noch. Doch auch diese wurde glücklich Passirt, und jetzt jagten die Rasse die Coyote Street in der Stadt hinab, jemand hatte die Courage, Nihnen entgegen zu treten, um sie zu halten. Da bogen sie in die Com mercialStreet, und auch das ging gut, weiter ging die Jagd an Pine Street und hinab an Broad Street, und ge radenwegs los auf die National oder Piersons Hall, wo die Kutsche zu hal ten pflegte, mitten im Block. Bleich vor Aufregung und Angst stand dort der Besitzer der Kutsche, Arthur Hagedorn, dicht dabei, wo die Kutsche einzufahren pflegte. Wie es kam, kann kein Mensch sagen, und die Pferde können leider nicht sprechen, wie Bileams und mancher andere Esel. Mag sein, daß die ihnen so wohl bekannte Gestalt Hagedorn’s sie zur Vernunft brachte und die bösen Schweine aus ihrer Erinnerung ver drängte. Kurz, Plötzlich verwandel ten sie ihr tolles Jagen in einen ver nünftigen Trab und sie hielten an der gewohnten Stelle, als ob Olin aus dem Bock gesessen und sein ,,Halt!« gerufen hätte Hagedorn trat an das Leitroß und klopfte ihm den mit weißem Schweiß bedeckten Hals und sagte fast zärtlich: »Du gutes Thier, Du hast Deine letzte Fahrt gemacht, nun sollst Du das Gnadenbrot haben·« Ob er dieses in der ersten dankbaren Regung gegebene Versprechen gehalten hat, kann ich nicht beweisen. Der arme Mathem son wurde aus der Kutsche gehoben; er war unverletzt, und seine Freunde drängten sich um ihn und gratulirten ihm zu seiner wunderbaren Errettung. Das war die. wildeste Fahrt, die je ein Mann in den Bergen von Ca lifornien gemacht hat, und noch dazu vein Mann, dein beide Beine gebro chen waren, so daß er nicht aus dem Wagen springen konnte. Eines der «Wheelers«, d. h. die Pferde dicht vor den Rädern, war der Hengst St. tslciir, von dein das später so berühmt gewordene Rennpferd des Senators Stansord »Qccident« abstauimte, der lange Zeit siir den besten »Trotter« der Welt gegolten hat. Man sagt, daß Stansord MOJWJ daran gewen det hat und daß es zwei und ein hal bes Jahr lang dauerte, ehe es gelang, ein ihm vollständig genügendes Bild dieses edlen Vserdes in vollem Trab durch die damals erst ersundene Au genblicks Photographie zu erhalten. Die Gänsercvolutton in Barkuang. Von «Baelnang, einem Bezirksstädts chen nicht etwa in China, wie die Na inensendung vermuthen lassen könnte, sondern im schönen schwäbischen Ne ckartreis, das durch seine zahlreichen Gerbereien Berühmtheit genießt, er zählt die schwäbische Chronik folgende merkwürdige Begebenheit. Anno 1606 hatte der wohlweise Rath die Einwoh ner in große Aufregung versetzt durch einen Ukas, der das Halten von Gän sen bei schwerer Buße unter strenges eBrbot stellte, dieweil die Gänse aus den Feldern großen Schaden anrich teteii, indem es an einem tüchtigen Gänsehirten gebrach und auch keine Gänseweide vorhanden war. Etliche Jahre ertrugen die Backnanger diese schreckliche Maßregel mit Jngrimm und Murren; im August 1610 aber beschwerten sie sich bei dem in der Stadt anwesenden Herzog Johann Friedrich und baten um Aufhebung des Verbotes, dieweil ihre Betten arg geschwächt werden, indem sie dieselben weder mit neuen Federn ersrischen, ge schweige neue Betten her-richten könn ten. Auch wären sie nicht mehr im Stande, Betten fiir die Hoshaltung des Herzogs zu liefern, wenn Seine Gnaden die Stadt zu Jagens und an-: deren Zwecken mit dero Anwesenheit beglücken Daran erliesz der Herzog ein Restript an den Vogt, welches schloß: »Ist demnach unser Befelch, du wöllest mitBurgermeistern und Gericht allhie us ein gewiß Maß und Ord nung welcher Gestalt und wohin die Gäns ohne Schaden getrieben und ge halten werden können bedacht sein. Selbigs au chgleich in das Werk zu richten, dann man solch Gevögel nicht allerdings abschassen kann.« Aber der Magistrat blieb fest, machte Gegenvot »stellungen und schwärzte die Weiber » als mlllhwllllq Und tebelllsch an. Als nun aber die eWiber, durch das her zogliche Reskript kühn qeworden, die Gährung unter der männlichen Ein-— lvohnerschaft liichtias schürten, ließ der Magistrat die Rädelsführerinnen kur. zerhand verhaften. Die Weiber jedoch ! ließen nicht locker und bestürmten den Herzog mit Vorstellungen. Endlich, nach vielen Verhandlungen rnit der. Stadtobrigkeit, sieqte das Recht aus Gänsehaltung, aber mit folgendem Censust »Welcher Burqer under sünss pfund Heller steuer gibt, er geb so we nia er immer wöll und ob er auch gar nichts gebe, der ist befugt drey allte Gänse zu halten. Der chenig, so under der Butgeeschast Fünss psund Heller, oder darüber, steuer gibt, mag vier allte Gänß halten, aber doch nit mehr, er sey so vermöglich er wöll.« Dabei wurde noch unter anderem angeordnet: »Die Gäns alle sollen sametlich uff der chenigen Burgerkosien, welche sel bige halten. under einem einigen Hir tten, der bey seinen zimlichen jahren und erworber und jedessmahls durch einen Burgemeister inn gepiirende glübfd genommen, geschlagen und durchs ganz iahr anderstwo nirgendt hin getriben werden, dann was ihnen jeder Zeit für einortt uff dem Feld bestimpt würdt.s« So gegeben am 11. Februar 1612, nachdem der Streit an die sieben Jahre gedauert hatte. Die Geschichte einer Reisen - ske liqute. Das Memorandum Nelsons, von dessen Bersteigerung bei Christie für 72,000 M. unlängst berichtet wurde, hat sich vorher im Besitz eines Omni buskutfchers befunden, der täglich sei nen Wagen dur die Londoner Vor stadt Tooting tutfchirt und bei seinen Kameraden unter dem Namen »Old Peter« bekannt und beliebt ist« Das Memorandum war durch Erbschaft in seinen Besitz gekommen. Es ehörte ursprünglich einem eifrigen einun derer Nelsons, dem Admiral Sir Geo. Mundy, der feinem Haushofmeister für seine treuen Dienste ein Pult mit werthvollen Dotumenten hinterließ, unter denen sich auch das berühmte Memorandum befand. Von dem Haushofmeister hat es sein Sohn, un ser Omnibuskutscher, geerbt. Peter hob sich die Schriftstücle sorgfältig auf, denn er hatte eine Ahnung von ihrem Werthe und meinte, die würden ihm einmal 400 Mark einbringen, wenn er Geld nöthig haben würde. Als nun durch die Hundertjahrfeier der Schlacht bei Trafalgar der Name und das Andenken Nelsons wieder in aller Munde war, glaubte der Kutscher, daß nun vielleicht die Zeit gekommen sei, die alten Papiere auf eine vortheil hafte Weise los zu werden, und so ließ er sich von einigen Freunden be reden, sie zu Christie zu bringen, wo sie ihm nun ein schönes Vermögen ein getragen haben. Unter den Dokumen ten befand sich auch ein eigenhändiger Brief Nelsons, den Peter leider fort gegeben hat. Der Kutscher, der kein Frund der Oeffentlichkeit ist und sei nen Namen am liebsten garnicht in den Zeitungen genannt gesehen hätte, ist auch sonst ein Philosoph. den seinGliick nicht zu Dumuheiten verführen wird. Er hat darum gebeten, seinen Omni bus weiter lenken zu dürfen, wenn man mit ihm zufrieden sei, und will sein Capital sicher anlegen . Ein iapantsches Kriegslied in der Londoner Alhamvrin Die Besuch-er der Alhambra hatten kürzlich einen nicht im Programm stehenden Genuß. Zum Schluß der Vorstellung wurde dem Publikum, unter dem sich ZW der japanischen Seeleute befanden, die zur Zeit in London waren, eine Serie von Bil dern aus den stampfen um Port At thur oorgesührt.« Dies begeisterte die japanischen Matrosen, die alle an diese Kämpfe theilgenommen haben, so sehr, das-, sie auffprangen und ein wildes japanische-« Kriegslied sangen, das während des Krieges auf den Helden Hirose Chrlsa gedichtet und tomponirt wurde, der in tapferster Weise bei einem Versuche, den Hafen eingang zu sperren, kämpfte und un terging. Die Leute wiegten sich bei den merkwürdigen Klängen, die schrill und heiser klangen, als sollten sie das Toben der Wellen übertönen, takt müßig vor: und rüswärts. Als in dem Gesang eine dramatisckfe Pause entstand, saß das Publikum wie ge bannt. Dann plötzlich kam schrill und triumphirend der Schluß: »Denn Hirose Chufa führt unst« —- Die Allsambra hat selten einen Beifalls sturm zu verzeichnen gehabt, der so gewaltig war, wie der Sturm der Hurras, in den das Publikum nach Schluß dieses Liedes ausbrach -— Wahres Geschichtchem In einem Dorfe der Mark feierte der tiriegerverein sein Stiftungssest, auch der Landrath des Kreises war zugegen. Der Bürgermeister des Orteg bestieg die eichenumtaubte Red nertribüne, um des Kreise-J Haupt für sein Erscheinen »Hu danken. ,,.L)och— wohlgeborener Herr Landratl), — Hoehzuderehreuder Herr ----— Hochgebie teuder -— s !« Da, das Gedächtnifz versagte. Nach länger-ein Suchen brachte er endlich fein Manuskript hervor, um feine Rede zu Ende zu führen. Er nestelte aber noch weiter in seinen Taschen herum und ärger lich platzte er hervor: »Dunnerweiter, nu hew ick doch min Vrill vergätent« Da ging ein schallendes Gelächter durch die Reihen der Festtheilnehmer, und auch der Herr Landrath hat wohl sel ten so viel gelacht wie damals. antalco Zusammentreffen »War während meiner Abwesenheit Jemand da"?« »Jawohl! . .. Der Postbote war da Und hat Geld gebracht... und der Gerichtsvollzieher war auch da -—— der hat’s gleich wieder mitg’nommen!« Ein verdächtig-er Geist. Gast tin der spiritistischen Sitzung zum Schreibmedium): »...Wie, das hätte der Geist des seligen Meter durch » hre Hand schreiben lassen!? . . . Zu de en Lebzeiten aW ja mich gar nicht die jetzige Ort gtaphie!«