Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 18, 1906, Sweiter Theil., Image 13

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    Wie sie sich fanden.
Humoreöte aus dern Englischen von
J. Casiirer.
1.
»Sie scheinen heute nicht bei bester
Laune zu sein, Herr Dillner«, be
merkte Fräulein Wilde. —
Als Fräulein Wilde ihre Stellung
in dem großen Waarenhause antrat
und sich ihren neuen Kollegen und
Kollegin-ten vorstellte. bemerkten diese
zu ihrer Genugthuung, daß die linke
Hand der jungen Dame keinerlei
Schmuck trug. Es dauerte auch gar
nichi lange, so hatte sich Fräulein
Wilde unter den zahlreichen Ange
siellten des Waarenhaules viele
Freunde erworben. Gern ließ sie sich
die Huldigung der Herren gefallen,
keiner aber durfte sich rühmen, daß
sie ihn irgendwie bevorzugt hätte.
Als sie aber eines Morgens in's
Geschäft lam, hielt sie ihre linie
Hand so, daß der Verlobungsring,
der am Ringfinger steckte, gesehen wer
den mußte.
Und das war auch deerrund, wes
wegen Herr Heinrich Dillner an die
sem Abend ein so trübfeliges Gesicht
machte·
»Jetzt sitzen wir nun schon glücklich
eine Viertelstunde zusammen«, sagte
Fräulein Wilde. indem sie Mühe
hatte. ein Lächeln über vag betrübte
Gesicht ihres Kollegen zu verbergen,
»und Sie haben noch kein einziges
Wort gesprochen.«
Herr Dillner rüette unruhig aus der
Bant hin und he·«·, zog sein Taschen
tuch heraus, steelte eg wieder ein und
hüstelte verlegen.
»Das ist doch wenigstens etwas«,
lachte sie, »das beweist doch immerhin,
daß Sie eine Stimme haben.«
Ein tonloses »ja« war alles, was
Dillner erwidern tonnte, dessen Blicke
immer wieder verstohlen nach dem
Ringe schielten, der ihm so viel Unbe- s
hagen verursachte. l
»Ich wünschte, Sie möchten et
was sagen«, fuhr das Fräulein sort.l
»Bitte ich eine Ahnung gehabt, dasts
Sie so langweilig, so mürrisch und;
verdrossen sein würden. so hätte ichs
mir’s nicht einsallen lassen, Sie tseute i
Abend mit meiner Gesellschaft zu be- !
günstigen.«
»Das sehen Sie als eine Gunst
an?« sragte Dillner. .
»Gewiß thue ich da5«, antwortete!
sie, »und ich tenne auch eine Menge i
junger Leute, vie das aleichsallg thun. i
Sie sollten sich geschmeichelt siihlen,t:
siatt mich hier zu Tode zu lang- s
weilen·«
»Ja«, stimmte Dillner wie geisteg-I
abwesend bei. (
»Warum thun Sie es denn aber
nicht?« suhr sie sort. »Warum sagen
Sie mir nicht etwas Angenehmes?«
Dillner blieb stumm. Er hätte zuj
gern etwas gesagt, aber der verhäng
niszvolle Ring erstictte jedes Wort in
seinem Munde·
»Es ist heut ein sehr schöner
Abend, nicht wahr?« bemertte sie mit
unverhohlener Ironie, um die Unter
haltung in Gang zu bringen.
»Ein herrlicher Abend«, bestätigte
er. »Wie -------- geht -- es -—— Ihrer;
Frau Mutter?« ;
»Dante, bestens, recht gut. Es ist »
sehr liebenswürdig von Ihnen, daßI
Sie sich nach ihr ertunvigen. Mutter
und ich stehen ganz allein in der;
Welt und haben sast gar teinen Ver
tehr.«
»Da müssen Sie aber ein recht
trauriges Leben führen«, erwiderte er
theilnehmend.
Sie sah ihn überrascht an.
»Wissen Sie auch, Herr Dillner,
daß ich meine Thätigteit im Geschäft
schon recht satt habe.««
»Wirtlich?«
»Ja.« Sie sah ihm voll in’s Gesicht
und versärbte sich ein wenig. »Es
würde mir gar rächt leid thun, wenn
ich sie ausgeben müßte-«
»Liegt das in Jhrer Absicht," Fräu
lein Wilde?«
»Das tann ich noch nicht sagen.
Das hängt von Umständen ab.«
»Wohl von ihm«, dachte Dillner bei
sich· Und mit einemn erväsen Lachen
fuhr er fort: »Ich tann übrigens nicht
recht verstehen, weswegen junge Da
men überhaupt tn’s Geschäft gehen.
Sind sie schön wie — entschuldi en
Sie —- wie Sie, dann verheirat en
sie sich und verlassen ihre Stellung,
ehe Sie-»sich überhaupt recht darin ein
gearbeitet haben.« -
»Es giebt aber iunaeDamen, die die
Thätigteit im Geschäft der Heirath
vorziehen", erwiderte sie lachend.
»Sie auch?« sraate er voller Span
nung. .
»Das weiß ich noch via-U entgeg
nete sie, indem sie mit der Spitze
ihres Sonnenfchirms im Sande her
umfuhr. »Bis ietzt habe ich nur das
Leben im Geschäft kennen aelernt, und
das gefällt mir freilich nicht. Was
aber das Heirathen anbetrifft, —-—"
»Was-Z« unterbrach er fie, Muth
fassend und etwas näher an fie her
anrückend.
»So möchte ich es eine-s Tage-—
ganz gern versuchen.'«
»Das dürfteJhnrn auch weiter nicht
schwer fallen«, erwiderte Herr Dili
ner, den Ring verftohlen ansehend.
»Nein«, stimmte sie bei. »Ortsstat
1ich wird es mir eines pages gelin
gen.«
Herr Dillner hätte gern noch etwas
gefragt, aber er fand nicht den Muth
dem-. So dauerte es denn eine ganze
Weile, ehe er, fest entschlossen, das
Schlimmste zu erfahren. mit den
Worten heraussuhr:
M
»Er ist doch —— hoffentlich gut ge
stellt, Fräulein Wilde?«
Sie sah ihn spöttisch an, und ein
ironisches Lächeln umspielte ihren
Mund, als sie jetzt langsam erwi
derte:
»Ja, er hat eine recht aute Stel
lung, wenigstens gut genug siir mich,
aber er ist so schrecklich blöde.«
,,Blöde?« wiederholte Dillner.
»Ja«, bestätigte sie. »So furchtbar
blöde und dumm. Schon eine ganze
Zeit habe ich ihn ermuthiat, aber er
ist zu ——— er versteht mich nicht. Jch
glaube, wenn ich ihm meine Hand an
triige, würde er davonlaufen.«
»Es giebt eben Leute, die das Glück
nicht ergreifen tönnen, ioenn eg sich
ihnen bietet«, bemerkte er.
»Ob es sich biet wirklich um sein
Glück handelt, darüber zu urtheilen
steht mir nicht zu«, erwiderte sie. »Ich
weiß nur, daß ich ihn ermuntert habe
und er viel zu blöde ist, um das ein
Preschen Sind Sie nicht auch der
einuna, Herr Dillner?«
»Ich — ich —— ich tenne den Herrn
doch nicht«, gestand er einigermaßen
überrascht.
»O doch, Sie kennen ihn«, wider
sprach sie energisch, »Sie kennen ihn
sogar sehr gut.«
»Jch?«
»Ja! Er ist —« sie ticherte verstoh
len und fuhr dann mit leiser Stimme
fort: »Er isk iii derselben Abtheilung,
in der auch Sie sind.«
»Wie heißt er?« staateDillner, aus
dessen Gesicht sich das größte Er
staunen malte.
-Jhre Lippen zusanimenbeißend er
widerte sie kopfschüttelnd: »Das darf
ich jetzt noch nicht sagen.«
»Ich muß es aber wissen«, fuhr
Dillner auf. »Ich habe ein Recht da
zu — ich s-«
2
Ein schallendes Gelächter unter
brach seine Rede. Als sie sich endlich
etwas beruhigt hatte, rief sie aus:
»Sie machen ja ein jämmerliches Ge
sicht. Sie sehen tu komisch aus«
»Komisch?« wiederholte er. »Erst
verletzen Sie aus’s außerste die Ge
fühle eines ehiiichen Burschen nnd
dann sagen Sie ihm noch, dasz er ko-:
inisch aussieht.«
Statt zu antirorten, sing Fräulein
Wikde noch heftiaer zii lachen an.
,,«« a«, meinte sie. »Sie sehen doch
nun mal so toinisch aug, so schrecklich
komisch«
Diltner irsars ihr einen empörten
Blick zu --iid erwiderte dann: »Wenn
Sie init Ihrem «duminen tbekicher
nicht bald aufhören, werde ich noch
ernstlich böse auf Sie werden«
»Das können Sie aar nicht thun«,
entgegnete sie, indem sie ausstand und
sich vor ihn hinstellte. »Ein junger
Mann ist einem schönen Mädchen nie
mals ernstlich böse. Er mag sich die
ses wohl einbilden, triegt es aber nie
fertia.«
Dillner sah wieder aus den ihm so
verhaßten Nina und tam zu der
Ueberzeugung, daß sein Fall hoff
nungslos war. Wenn Jemand ein
Mädchen liebt nnd sie macht sich über
ihn lustig, so ist es Zeit, die Ge
schichte zu Ende zu bringen. So ar
aunientirte er bei sich, und er nahm
ich voi, ihr init gleicher Münze zu
zahlen.
»Man taiiii aerade nicht behaupten,
dasi Sie an so überaroßei Beschei
denheit leiden«, bemerkte er spöttisch,
indem er sich gleichfalls erhob. »Wer
hat Jhne.-. denn erzählt, daß Sie
schön sind? Ich doch etwa nicht«
» »Nein, dafür aber Diitzende von
anderen jungen Leuten. Und auch in
Ihrer Weise haben Sie es mich wis
sen lassn. Sie haben mir allerdings
nicht in’s Gesicht gesagt, daß Sie mich
fiir schön halten. Sie haben es niir
aber auf verschiedentliche Art zu ver
stehen aeaeben.·'
»Wenn ich das wirklich gethan habe,
so ziehe ich es hiermit seierlichst zu
rück«. erklärte er.
,,; a, ja, so seid ihr Männer«, er
widerte sie ruhig. »Ich bin überzeugt,
daß Sie mich jetzt für alles andere als
schön halten. Sie finden jetzt teinen
Ausdruck, der die Schlechtigieit, die
ich besitze, bezeichnen könnte, nicht
wahrs«
Sie lachte ihm in’s Gesicht, und
Dillner sehte sich wieder hin. ohne daß
er ihr ein Wort erwidert hätte. Rach
deni sie ihn einen Augenblick scharf
angesehen hatte, nahm auch sie wieder
Platz.
»Ich habe-es mir nicht träumen
lassen, Herr Dillner, daß tvir uns
heute Abend so zanken würden. Jch
habe Sie bisher stets für einen an
ständigen Kerl gehalten, jetzt aber bin
ich zu der Ueberzeuna aetommen, daß
Sie einen häßlichen Charakter haben.«
»Und ich hatte immer aealaubt, daß
Sie die Gefühle eines ehrlichen Men
schen besser zu würdian verstehen
wtirdn, als darüber zu lachen«, ver
ieyte er. »Man-ean haben Sie mich
ert erinuthiat?«
« seiner Stimme und in seinem
We en lai etwas Tragitoniischeg, una
abermals sing sie zu lachen an·
»Sie sind eine herzlose Kotette!«
rief er wüthend aus. »Trotzdeni Sie
mit einem andern verlobt waren, lie
ßen Sie es sich von mir gefallen, daß
ich mich m Sie verliebte, nnd jetzt la—
chen Sie mich aus. Das ist geradezu
schändlich.
»Ja —- zu toinisch, Sie « sie
konnte vor Lachen nicht w iteriprechen.
»Sie benehmen sich zu l«cherlich.«
Voller Erreanna stand Ditlner aus
.und, Leinen Zorn taum noch keines
sternd, ries er ihr zu: »Um zu lachen,
i brauchen Sie nicht meine Gesellschaft,
W
das können Sie auch allein beforgen.
Wenn ich aber den Kerl treffe, mit
dem Sie verlobt sind, dann breche ich
ihm das Genick.«
Diese fürchterliche Drohung brachte (
aber die entgegengefetzte Wirkung her
vor, die Dillner beabsichtigt hatte,.
denn das Fräulein lachte noch hefti-»
get als je zuvor. Einen Augenblick
stand Dillnet unentschlossen da, dann »
ergriff er ihre linte Hand. .
,,Von wem haben S·e diesen Ring?« :
fragte er· »Ich muß das wissen, beJ
rot wir uns heute trennen.« j
Fräulein Wilde -wurde plötzlich
recht ernft und erwiderte: »Nur unter
der Bedingung, baß Sie mir verspre
chen, Jhre schreckliche Drohung nicht
wahr zu machen, will ichs Ihnen
sagen«
. -- ---.
s
»Das verspreche ich Ihnen. »So war
au gar nicht so böse gemeint,«suchte1
er ie u beruhigen. »Ich bin gar kein
so gro er Wütherich.«
Jn feierlichem Tone antwortete sie:
»Die«gerson. die mir diesen Ring
an den « ingei steckte, war —« ;
»Wer?« fragte er voller Spannung,3
als sie in ihrer Rede inne hielt und’
sich wiederum zu lachen anschickte.
»Ich selbst,« brachte sie kaum hör
bar hervor.
»Sie selbst?« wiederholte er. »Wo-;
zu thaten Sie das?« »
Es dauerte einige Zeit, bevor sie zu
sammenhängend sprechen lonnte, und
Dillner«wurde schon ungeduldig. s
»Ich will es Jhnen sagen,« begann
sie endlich, »Sie müssen aber an’s
andere Ende der Bank riielen und
dürfen sich- auch während meiner Er
zählung nicht bewegen.«
Dillner, der über dieses seltsame
Verlangen nicht wenig verwundert
war, rückte an das andere Ende der
Bank, und Fräulein Wilde, die ihn
mit ihren schelmischen Augen be:
obachtete, erzählte sodann:
»Als ich meine gegenwärtige Stels
lung antrat, fand ich in unserem Ge
schäfte so viele nette junge Leute, daß
ich beim besten Willen nicht sagen
konnte, wer von ihnen mir eigentlich
am besten gefiel. Jn der ersten Zeit
stellte ich mich mit allen aus gutenFuß
und sie waren bald siimnitlirh so sehr
in mich verliebt, daß ich mir sagen
mußte, daß Ilnannehcnlittteiteii nicht
ausbleiben konnten. Einer indessen ge
fiel mir besser als alle anderen, er
war aber io blöde und so schüchtern,
daß ich fürchten mußie, alle anderen
würden mir ihre Liebe erklären, bevor
er sich zu diesem Schritts- entschließen
tonnte « und daz- wollte ih nicht. So
halse ich denn, nni eine lange Ge
schichte turz zu machen, mir den Trau
ring meinerLUZutter angesteckt, um die
anderen in gehöriger Entfernung zu
halten. Der, den ich gern hatte, war
mir sicher-, das wußte ich, und ich
tennte ihn jederzeit haben. wenn ich
wollte, ich konnte aber der Versuchung
nicht widerstehen, ihn heute Abend ein
bischen zu necken.«
»Heute Abend?« rief Dillner ausz.
»Ist es Jhr Ernst, daß —-« Unent
schlossen brach er Plötzlich ab.
»Da sag’ mal einer, daß Sie nicht
blöde und dumm sind,« ries sie und
stampfte ärgerlich mit ihrem viierlichen
Fäßchen auf. »Und ich hatte immer
geglaubt, daß ich Ihnen nicht ganz
k«Ieichgiltig wäre.«
Dillner riictte näher an sie heran,
ixixd da es schon ziemlich dunkel war,
wagte er eg, mit seinem Arm ihr-:
sit-laute Taille zu umfassen.
»Aber sag’ mal, liebe Lucie, warst
Du heute doch nicht ein bischen zu
grausam gegen mich?« fragte er.
«Deswegeii darfst Du mir aber nicht
böse sein, lieber Heinrich« erwiderte
sie mit einem Ausse.
Schlechte-r Erfolg.
»Wie hat denn dass neue Trauer
splei gefallen?«
»Ach, es waren ja nur drei Herren
iiii Zuschauerrauin ——- und die haben
sich nachher zusammengesetzt und...
Slat cespieltt«
Das Bessere.
A.: »Halten Sie mir doeh Stand,
ich möchte Sie nur fragen, ob Sie
niir die 50 Mart borgen wollen, tun
ruiii erh,ie ich keine Antwort?«
B.: »Es ist besser, ich bleibe Jhnen
jetzt die Antwort schuldig, als Sie
mir später die 50Mart.«
Durch die Blume.
Prattilant: »Bitte, Herr Rath, mir
den heutigen Nachmittag frei zu geben
--— es ist mir wieder eine Tante ge:
sterben!«
Nath: »Nun gut! Das sag’ ich Ih
nen aber: wenn Ihnen noch einmal
eine. Tante stirbt, dann geh’ ich mit
zum Begräbniß.« "
Immer derselbe.
Herr Professor Dätnlich hat be
schlossen, ein Fußbad zu nehmen
Nachdem alle Vorbereitungen getros
fen sind, «tellt der Herr Professor,
obne feine- udium zu unterbrechen,
leine Füße sammt der Fußbetleidung,
deren er sich zu entledigen vergessen
hat. ins Wasser. Einige Momente
währt dies beschauliche Bild, dann
ruft er plötzlich: »Minna, bringen
Sie inir meine Gunmifchuhel«
sK Vctichnappc
Fabrikant lzum Reisenden): »Of
sen at haben Sie die Vorziiae und die
gediegene, unübertsreffliche Beschaffen
heit meines Fabrikats nicht genügend
hervorgehobem sonst hätten Sie Er
foer Faden müssen.«,
Rei endet: »O, Sie glauben gar
nicht, was-· ich alles darum geredet
habe, die Hälfte davon war schon zu
treffend genug.«
Gewitternacht.
Von W. Sta hl.
Eine interessante alte Dame nann
ten sie die Einen und die Anderen
nannten sie wunderlich
Alt war sie, sehr alt, aber sie ging
noch ungebeugt; sie verwaltete ihr
Vermögen selbst, und obgleich sie in
der Stadt wohnte, leitete sie von dort
die Bewirthschaftung ihrer Gitter und
hielt alljährlich strenge Abrechnung
mit ihren Beamten. Sie machte auch
noch in jedem Jahre große Reisen
und war eine imithige Bergsteigerin.
Jn einem der großen Berghotelg
in den Alpen lernte sie einmal ein
junger Künstler kennen, und er ver
liebte sich in die fast achtzigjährige
Fran.
Das heißt, er verliebte nee« wie sich
ein Künstler in einen interessanten
Stoff für seine Kunst verliebt.
Der silberhaarige Charaktertopf der
Greisin fesselte ihn mehr, als die jun
gen, schönen Frauen und Mädchen der
internationalen Hotel äste; er füllte
heimlich ein ganzes crgkizzenbuch mit
Zeichnungen dieses Kopfes, dessen Ge
heimnißer zu ergründen suchte —- das
Geheimnis; seiner jugendlich sonnen
ecißen Augen und des schweigsamen
Frnstes der zuweilen das intensive
Seelenleben dieses Gesichte- förmlich
viersteinerte
Eines Tages lam er hinter das
Geheimniß.
Jn einer Gewitternacht passirte ihm
etwas Seltsames.
Es war ihm gelungen, die Belanntk
schaft der alten Dame zu machen, die
sich im Fremdenhuch Alma Schimiedeck
nannte und doch eigentlich aussah wie
eine hohe Aristokratiw
Bald war er der Einzigc, mit dem
sie ausschließlich verkehrte, und sie
zeigte ihm ein fast mütterliches Wohl
wollen.
» Sie hatten am Tage eine schwierige
Brrgtour zusammen gemacht, und der
junge Mann staunte über die Beweise
von Muth, Energie und Ausdauer,
sdie sie ihm gegeben.
s Jn der Nacht, als man sich laum
xin die Schlasgeinächer zurückgezogens
ihattin brach unerwartet ein schweres
Gewitter los, dessen Donner nnd
Sturm in den Felsenthälern schauri
gen Widerhall sand.
Hilmar, der junge Künstler, wollte
sich eben aus die Veranda des Hotels
begeben, unt das großartige Natur
schaustiiel zu genießen, als eg lautan
seiner Tlcre pochte.
Mit asctsfahlem verzerrtem Gesicht
und zuwenden-Händen die die Kerze
kaum zu halten vermochten, stand
Frau Schmiedeck vor ihm.
»Komm-In Sie, bleiben Sie bei mir,
ich kann nicht allein sein —— ich ertrage
es nicht ——« stamnielte sie, und in ih
ren sonst so klaren, muthiaen Augen
war ein fast wildes Entsetzen zu le
sen.
Er blieb bei ihr, bis das Gewitter
vorüber war.
Er fragte nicht und äußerte kein
Erstaunen, aber er beobachtete sie mit
dem tiefsten Interesse, indem er sie zu
beruhiaen suchte.
Nachdem das Gewitter vorüber
war, kam es wie eine vollständige Er
schöpfuna ijber sie.
Der junge Mann trug sie aus ihr
Bett und verließ sie erst, nachdem sie
fest eingeschlafen war.
Lange Zeit sprach er nicht mit ihr
iiber die Ereignisse der Geivitternacht.
Erst nachdem sie ihn lieb gewonnen
hatte wie ihren eigenen Sohn, erzählte
sie ihm das Geheimniß einer Gewitter
nacht, das ihm dasRiithsel ihres We
sens löste.
Sie saßen zusammen aus einem der
tleinen hohen Balkone des Hotels,
über ihnen die Maiestät der Gletscher
firnen und der ewigen Sterne.
»Es war eine Nacht wie diese«, er:
zählte die Greism, »nur daß im Flach
land meiner norddeutschen Heimath
die Lust drückender ist.
Jch war ein iunaes Weib und hatte
einen unaeliebten Mann.
Ich hatte einmal Einen lieb gehabt
ich war sast noch ein Kind-— einen
mächtigen Burschen —--- und man hatte
uns scherzend wie ein Liebespaar be
handelt.
Als er in die Welt ging, um sein
Glück zu machen-»denn er war Nichts
und hatte Nichts ---— habe ich bitterlich
geweint, aber es waren Kinderthränen
nnd sie trockneten bald.
Ehe ich wußte, was die Liebe Und
was das Leben sei, verheirathete man
urtch an einen Mann, der mir ein har
ler und strenger Herr wurde. Jch
fürchtete mich vor ihm.
Jn einer Nacht wie diese waren wir
zu einem Feste bei einem Nachbar, dem
Grasen Werneel, aeladen.
Und da sah ich ihn wieder, mei
nen Jugendfreund
Jn all’ dem Glanz und Festiubel
net aß ich dieKettem die mich wund
dritttem ich vergaß die Tumnnei und
fühlte mich junq und froh.
Man sagte mir, ich fest die Schönste
und es waren viele schöne Frauen
nnd Mädchen in dem glämenben Reis
nen.
Jch fah Hi den deckenhohen Wand
spiegeln mein Bild im weißen Atlas-—
lleid mit Rosen im Haar-— nnd ein
Wonneschauer machte mich erbeben.
Gehörte mir nicht die Welt mit ol
ler Herrlichkeit?
Da stand erlplöylich vor mir« ssOsss
wald Schmiedect - ein reitet Mann
in der vollsten Blüthe des Lebens-,
und er hatte noch den sonnigen, her-;
zenswarmen Kindetblich
Vergessen war die Welt mit ihrer
Eitelkeit, unsere Kindheit blühte ein
por und schloß uns ein wie mit einer
Rosenhecke.
Unser Jugendgliick war wieder da,
unser übermüthiaeg, traumseliges Ju
gendglück.
Jch sah nur noch ihn und er sah nur
noch mich. Wir tanzten zusammen, es
war, als flögen wir gerade in den
Himmel hinein.
All’ der Glanz, das Licht, die
süße, trunkene Musik war nur für
uns da und die leuchtenden, funkeln
den Raketen, die draußen in die
warme, dunkelblaue Nachtluft empor
stiegen und zerstoben, waren nur für
uns da — die ganze Welt war nur
fiir uns da, ein blühender, glühender
Traum!
Mitten in diesem Rausch faßte eine
harte, knöcherne Hand mit eisernem
Griff die meine und eine verhaßte
Stimme sagte:
»Du machst Dich krank mit diesem
unvernünftigen Tanzen. Wir fahren
nach Hause.«
Wie ein Verbrechen der vor den
Richterstuhl geschleppt wird, lag ich in
meiner Wagenerle und nicht ein Wort
unterbrach das fürchterliche Schweigen
dieser Fahrt.
Zitteknd, Mit Wannan Knieen
folgte ich meinem Gatten.
Da geschah das Entsetzliche — er
schlug mich
Er schlug mich unbarmherzig und
wies mir die Thür.
Bis in den äußersten Winkel des
Hauses floh ich, er hätte seine Thür
nicht zu verriegeln brauchen-ich wäre
nie freiwillig zu ihm zurückgekehrt.
Jn einer entfernten Kammer brach
ich unter der Last meiner Schmach zu
sammen.
Da lag ich in meinem weißenAtlas
kleid mit den entblätterten Rosen und
ich glaubte nie wieder die Augen zum
Licht erheben zu können.
Haß war in meiner Seele, grenzen
loser, glühender Haß Ein dumpfes,
.lautes Grollen und gleich darauf ein
heftiges Krachen ließ mich aufschrecken
Jn meiner Betäubung hatte ich das
aufziehende Wetter nicht bemerkt.
Mit hohlem, unheimlichen Brausen
lam es daher. aber ich fürchtete kein
Wetter, ich trat an das nächsteFenster
und sah, wie die Blitze mit bläulichem
Schein das Dunkel zerrissen.
Plötzlich ein ohrenbetäubendes Kra
chen und Splittern, ein Zischen und
Dröhnen, als wolle das Haus über mir -
zusammenstürzen, und gleich daraus
zudender auflodernder, verschwinden- »
der und grell flammender Feuerschein. ;
Wie rasend stürzte ich die Trevpes
hinunter. Jch mußte an seiner Thür«
Vorbei. Qualm und Rauch drangen;
mir daraus entgegen — mein erster
Impuls war zu retten, zu helfen, wo
ein Menschenleben in Gefahr war
mein zweiter Gedanke, daß dieses Le
ben zwischen mir und dem Glück. zwis
schen Kerker und Freiheit stand, und
daf; er, den ich retten wollte, mich ge
schlagen —— entehrt —
Jch stand wie versteinert — eine
Selunde lang —-da drang ein Wim
mern und ein schwacher Ruf: ,,Hilfe!«
an mein Ohr.
Der Haß loderte in meiner Seele
empor, der furchtbare, tödtliche Haß-—
wie von Furien gejagt stürzte ich
weiter.
Am Fuße der nächsten Treppe brach
iet- schwinoelnd zusammen, ein Diener
begegnete mir und trug mich aus dem
brennenden Hause.
Als ich wieder zu mir kam, war
mein erster Schrei: ,,Rettet ihn! reitet
ihn!« Aber es war zu spät. Bis man
die verriegelte Thüre eingeschlagen
hatte der Qualm meinen Gatten er
stickt.
Wahrscheinlich hätte ich ihn auch
nicht reiten tönnen. Die verriegelte
Thüre war sein Verhängniß Der
Blitz, der im Nebenzimmer eingeschla
gen, mußte ihn hal lbbetäubt haben, so
daß er in Dunkelheit und Rauch die
Thüre nicht finden tonntr.
Aber ich weiß, daß ich ihm nicht ge
holfen haben würde, auch wenn ich
getonnt hätte.
Mein Gewissen beruhigte sich. Ich
war nicht schuld an seinem Tode. Die
Schmach, die er mir angethan, mich
wie einen Hund von seiner Schwelle
zu weisen, hatte mir das Leben ge
rettet.
Jch sah das Gericht Gottes in die
sen Ereignissen.
Jetzt war ich frei und Erbin eines
großen Vermögens-.
Jch war jung, schön und reich. Nun
kam das Glück.
Jch heir.nthete Oswald Schtnieder,
—o, ich war glücklich!
Wir hatten einen Sohn —- es fehlte
Luns nichts.
Ich hatte die Gewitternacht und den
heiseren, gräßlichenHülferus vergessen.
Ader mein Gatte und Sohn starben
vor mirj ich stehe in diesem hohen Al:
ter noch in voller Lebenskraft
Und seitdem ich einsam bin, kam die
Erinnerung zurück ——- ich fürchte die
Getvitterniichte --— ich fiirchte sonst
nichts —-— keine Todeegefahr würde
mich zittern machen ich fürchte nur
die Stimme —- die heisere, wim
mernde Siincme, die ich stets zwischen
sitz und Tonner höre-ten Hülfe-:
tus, dem ich nicht folgte —«
Die Greisin schwieg.
Hilmar hatte ihre Hand gefaßt, er
hielt sie fest.
Er gedachte wohl einer lntndertjiih
eigen Edeltanne, die er in den Bergen
gesehen, vom Sturm gebrechen
An ihrem Stamm war eine alte.
vernarbteWunde sichtbar gewesen und
an dieser Stelle hatte sie das Wetter
gefaßt.
Weh-.
Der alte Herr: »Sie können sich ja
gar nicht denken, wie schädli dies-es
Laster sür die Menschheit ist, as i
totin wirkt so verheerend.«
Der jüngere: »Aber Sie schnupsen
ja selbst recht ausgiebig!«
Der alte: »Na, wie sollte ich sonst
wissen, ivie schädlich es ist.«
Recht hat er.
«.Hiir’n Se, Teitel, mit der letzten
Wichse ham Se uns abersten schön
a1:geschmiert! Die taugte gar nichts,
der reene Dreck war’s, un Sie sag
ten, wir sollten seh’n, was das for e
Wichs mär’.«
Hausirer: »Nun, was lamentirev
Se! Haben Se nich gesähn?«
Bot-hast
»Wie sind Sie eigentlich zu Jhret
Frau gekommen, Herr ZwieleliÅ
»Sie fiel als Mädchen in den Fluß,
aus dem ich sie herauszog und an das
Ufer trug.«
»Da waren Sie sich jedenfalls der
Trcågweite Jhrer Handlung nicht be
wu .«
Beiahte Bedürfniszftage.
»Jetzt ist ja von der Hauptstraße
zur Gastwirthschaft ,,Auerhahsn« eine
hiibsche Allee angelegt —- wem ver
dankt man das?« ·
,,Dem Bürgermeister; der kneipt
nämlich seit einigen Jahren im ,,Auer
hahn« und braucht dann aus dem
Heimweg die Bäum’ zum Anhalten.«
Sein Wunsch.
Herr: »Herr Baron, Sie haben ja
bei den getrigen Rennen den großen
Preis mit 80,000 Mark gewonnen!
Geradezu unheimliches Glückl«
Baron (welcher mit seiner Gemahlin
nicht gut lebt): ,,Lieber wäre mir’s
schon, ich hätte lein — unglückliche?
Heim.«
Pantoffelheld.
»Warum trinken Se denn iein Bier,
Herr Timpel? Der Aer hat es Ihnen
doch schon wieder erlaubt.«
»Ja, — meine Frau aber noch
nicht«
Anspielung.
Lehrer lzum kleinen Hans): »So,
so, -—— ein Schwein habt Jhr g’stochen,
——frag’ doch mal Deinen Vater, ob
cr mir nicht eine kleine Stichprobk
zukommen lassen wollt’!«
Beruhigt.
»Sie sind ja so ertegt?«
»Denten Sie sich, soeben merke ich,
daß meine Kassirerim übrigens eine
Perle von einem Weib, durchgegangen
in.«
»Na, wenn’"g eine Perle ist« wird
sie sich schon fassen lassen."
Vor-sorglich
Pilkolo szu einem Champagner
Reisenden, der vom Hotelier eine große
Bestellung belam): »Bitte, geben-Sie
nxir eine Geschäftstarte von Ihnen,
wissen Sie, siir später, wenn ich ein
mal selbstständig bin.«
Heutzutagr.
» ,,Glauben Sie, daß ich mit dieser
IDame glücklich werde?«
Heirathsvermittler: »Ich sag-’ Ih
izen, mit der halben Sie ’S mindestens
ilzehn Jahre aus!«
! Wink.
Alter Herr: »Ki)"nnte ich ein Bett
sijr die Nacht betommen2«
Zimmerkellner: ,,Gewiß!«
Alter Herr: »Bitte aber zu berück
sichtigen, das-, ich im Ruhestand lebet«
Augenblicklich
Freundin: »Ihr habt Euch wohl
auch aus Liebe geheirathet?«
,,Augenblicklich ja: aber später habe
ich doch noch einige hunderttausend
Mart zu kriegen!«
Widerspruch.
»Nein, ich sage Ihnen, den dünnen
Flassee in Sachsen, den dünnen
staffee . .
»Nun, was ist’g mit dem?«
»Den hab’ ich halt dick gekriegt!«
Bat-rathen.
Bäuerin: ,,Jessas! Jessas! Hiasl«
Bauer: »Was schreist denn?«
Bäuerinr ,,Brenna thuat’s!'·'
Bauer: »Kruzitiirien! Jetzt ab’ i«
sel-,o’ g’moant, es is ausganga.«
Ensant tcrtiblc.
X
f- U
Nachbarin (beim Befuch): »Nein,
harren Sie, Frau Inspcltor, einen
Vom von Kleidern und Wäsche!«
Töchterchen der Frau Jnspettort
»Nicht wahr, Manna, und was wir
crst noch auf dem Versetzamt haben!«