Wie sie sich fanden. Humoreöte aus dern Englischen von J. Casiirer. 1. »Sie scheinen heute nicht bei bester Laune zu sein, Herr Dillner«, be merkte Fräulein Wilde. — Als Fräulein Wilde ihre Stellung in dem großen Waarenhause antrat und sich ihren neuen Kollegen und Kollegin-ten vorstellte. bemerkten diese zu ihrer Genugthuung, daß die linke Hand der jungen Dame keinerlei Schmuck trug. Es dauerte auch gar nichi lange, so hatte sich Fräulein Wilde unter den zahlreichen Ange siellten des Waarenhaules viele Freunde erworben. Gern ließ sie sich die Huldigung der Herren gefallen, keiner aber durfte sich rühmen, daß sie ihn irgendwie bevorzugt hätte. Als sie aber eines Morgens in's Geschäft lam, hielt sie ihre linie Hand so, daß der Verlobungsring, der am Ringfinger steckte, gesehen wer den mußte. Und das war auch deerrund, wes wegen Herr Heinrich Dillner an die sem Abend ein so trübfeliges Gesicht machte· »Jetzt sitzen wir nun schon glücklich eine Viertelstunde zusammen«, sagte Fräulein Wilde. indem sie Mühe hatte. ein Lächeln über vag betrübte Gesicht ihres Kollegen zu verbergen, »und Sie haben noch kein einziges Wort gesprochen.« Herr Dillner rüette unruhig aus der Bant hin und he·«·, zog sein Taschen tuch heraus, steelte eg wieder ein und hüstelte verlegen. »Das ist doch wenigstens etwas«, lachte sie, »das beweist doch immerhin, daß Sie eine Stimme haben.« Ein tonloses »ja« war alles, was Dillner erwidern tonnte, dessen Blicke immer wieder verstohlen nach dem Ringe schielten, der ihm so viel Unbe- s hagen verursachte. l »Ich wünschte, Sie möchten et was sagen«, fuhr das Fräulein sort.l »Bitte ich eine Ahnung gehabt, dasts Sie so langweilig, so mürrisch und; verdrossen sein würden. so hätte ichs mir’s nicht einsallen lassen, Sie tseute i Abend mit meiner Gesellschaft zu be- ! günstigen.« »Das sehen Sie als eine Gunst an?« sragte Dillner. . »Gewiß thue ich da5«, antwortete! sie, »und ich tenne auch eine Menge i junger Leute, vie das aleichsallg thun. i Sie sollten sich geschmeichelt siihlen,t: siatt mich hier zu Tode zu lang- s weilen·« »Ja«, stimmte Dillner wie geisteg-I abwesend bei. ( »Warum thun Sie es denn aber nicht?« suhr sie sort. »Warum sagen Sie mir nicht etwas Angenehmes?« Dillner blieb stumm. Er hätte zuj gern etwas gesagt, aber der verhäng niszvolle Ring erstictte jedes Wort in seinem Munde· »Es ist heut ein sehr schöner Abend, nicht wahr?« bemertte sie mit unverhohlener Ironie, um die Unter haltung in Gang zu bringen. »Ein herrlicher Abend«, bestätigte er. »Wie -------- geht -- es -—— Ihrer; Frau Mutter?« ; »Dante, bestens, recht gut. Es ist » sehr liebenswürdig von Ihnen, daßI Sie sich nach ihr ertunvigen. Mutter und ich stehen ganz allein in der; Welt und haben sast gar teinen Ver tehr.« »Da müssen Sie aber ein recht trauriges Leben führen«, erwiderte er theilnehmend. Sie sah ihn überrascht an. »Wissen Sie auch, Herr Dillner, daß ich meine Thätigteit im Geschäft schon recht satt habe.«« »Wirtlich?« »Ja.« Sie sah ihm voll in’s Gesicht und versärbte sich ein wenig. »Es würde mir gar rächt leid thun, wenn ich sie ausgeben müßte-« »Liegt das in Jhrer Absicht," Fräu lein Wilde?« »Das tann ich noch nicht sagen. Das hängt von Umständen ab.« »Wohl von ihm«, dachte Dillner bei sich· Und mit einemn erväsen Lachen fuhr er fort: »Ich tann übrigens nicht recht verstehen, weswegen junge Da men überhaupt tn’s Geschäft gehen. Sind sie schön wie — entschuldi en Sie —- wie Sie, dann verheirat en sie sich und verlassen ihre Stellung, ehe Sie-»sich überhaupt recht darin ein gearbeitet haben.« - »Es giebt aber iunaeDamen, die die Thätigteit im Geschäft der Heirath vorziehen", erwiderte sie lachend. »Sie auch?« sraate er voller Span nung. . »Das weiß ich noch via-U entgeg nete sie, indem sie mit der Spitze ihres Sonnenfchirms im Sande her umfuhr. »Bis ietzt habe ich nur das Leben im Geschäft kennen aelernt, und das gefällt mir freilich nicht. Was aber das Heirathen anbetrifft, —-—" »Was-Z« unterbrach er fie, Muth fassend und etwas näher an fie her anrückend. »So möchte ich es eine-s Tage-— ganz gern versuchen.'« »Das dürfteJhnrn auch weiter nicht schwer fallen«, erwiderte Herr Dili ner, den Ring verftohlen ansehend. »Nein«, stimmte sie bei. »Ortsstat 1ich wird es mir eines pages gelin gen.« Herr Dillner hätte gern noch etwas gefragt, aber er fand nicht den Muth dem-. So dauerte es denn eine ganze Weile, ehe er, fest entschlossen, das Schlimmste zu erfahren. mit den Worten heraussuhr: M »Er ist doch —— hoffentlich gut ge stellt, Fräulein Wilde?« Sie sah ihn spöttisch an, und ein ironisches Lächeln umspielte ihren Mund, als sie jetzt langsam erwi derte: »Ja, er hat eine recht aute Stel lung, wenigstens gut genug siir mich, aber er ist so schrecklich blöde.« ,,Blöde?« wiederholte Dillner. »Ja«, bestätigte sie. »So furchtbar blöde und dumm. Schon eine ganze Zeit habe ich ihn ermuthiat, aber er ist zu ——— er versteht mich nicht. Jch glaube, wenn ich ihm meine Hand an triige, würde er davonlaufen.« »Es giebt eben Leute, die das Glück nicht ergreifen tönnen, ioenn eg sich ihnen bietet«, bemerkte er. »Ob es sich biet wirklich um sein Glück handelt, darüber zu urtheilen steht mir nicht zu«, erwiderte sie. »Ich weiß nur, daß ich ihn ermuntert habe und er viel zu blöde ist, um das ein Preschen Sind Sie nicht auch der einuna, Herr Dillner?« »Ich — ich —— ich tenne den Herrn doch nicht«, gestand er einigermaßen überrascht. »O doch, Sie kennen ihn«, wider sprach sie energisch, »Sie kennen ihn sogar sehr gut.« »Jch?« »Ja! Er ist —« sie ticherte verstoh len und fuhr dann mit leiser Stimme fort: »Er isk iii derselben Abtheilung, in der auch Sie sind.« »Wie heißt er?« staateDillner, aus dessen Gesicht sich das größte Er staunen malte. -Jhre Lippen zusanimenbeißend er widerte sie kopfschüttelnd: »Das darf ich jetzt noch nicht sagen.« »Ich muß es aber wissen«, fuhr Dillner auf. »Ich habe ein Recht da zu — ich s-« 2 Ein schallendes Gelächter unter brach seine Rede. Als sie sich endlich etwas beruhigt hatte, rief sie aus: »Sie machen ja ein jämmerliches Ge sicht. Sie sehen tu komisch aus« »Komisch?« wiederholte er. »Erst verletzen Sie aus’s außerste die Ge fühle eines ehiiichen Burschen nnd dann sagen Sie ihm noch, dasz er ko-: inisch aussieht.« Statt zu antirorten, sing Fräulein Wikde noch heftiaer zii lachen an. ,,«« a«, meinte sie. »Sie sehen doch nun mal so toinisch aug, so schrecklich komisch« Diltner irsars ihr einen empörten Blick zu --iid erwiderte dann: »Wenn Sie init Ihrem «duminen tbekicher nicht bald aufhören, werde ich noch ernstlich böse auf Sie werden« »Das können Sie aar nicht thun«, entgegnete sie, indem sie ausstand und sich vor ihn hinstellte. »Ein junger Mann ist einem schönen Mädchen nie mals ernstlich böse. Er mag sich die ses wohl einbilden, triegt es aber nie fertia.« Dillner sah wieder aus den ihm so verhaßten Nina und tam zu der Ueberzeugung, daß sein Fall hoff nungslos war. Wenn Jemand ein Mädchen liebt nnd sie macht sich über ihn lustig, so ist es Zeit, die Ge schichte zu Ende zu bringen. So ar aunientirte er bei sich, und er nahm ich voi, ihr init gleicher Münze zu zahlen. »Man taiiii aerade nicht behaupten, dasi Sie an so überaroßei Beschei denheit leiden«, bemerkte er spöttisch, indem er sich gleichfalls erhob. »Wer hat Jhne.-. denn erzählt, daß Sie schön sind? Ich doch etwa nicht« » »Nein, dafür aber Diitzende von anderen jungen Leuten. Und auch in Ihrer Weise haben Sie es mich wis sen lassn. Sie haben mir allerdings nicht in’s Gesicht gesagt, daß Sie mich fiir schön halten. Sie haben es niir aber auf verschiedentliche Art zu ver stehen aeaeben.·' »Wenn ich das wirklich gethan habe, so ziehe ich es hiermit seierlichst zu rück«. erklärte er. ,,; a, ja, so seid ihr Männer«, er widerte sie ruhig. »Ich bin überzeugt, daß Sie mich jetzt für alles andere als schön halten. Sie finden jetzt teinen Ausdruck, der die Schlechtigieit, die ich besitze, bezeichnen könnte, nicht wahrs« Sie lachte ihm in’s Gesicht, und Dillner sehte sich wieder hin. ohne daß er ihr ein Wort erwidert hätte. Rach deni sie ihn einen Augenblick scharf angesehen hatte, nahm auch sie wieder Platz. »Ich habe-es mir nicht träumen lassen, Herr Dillner, daß tvir uns heute Abend so zanken würden. Jch habe Sie bisher stets für einen an ständigen Kerl gehalten, jetzt aber bin ich zu der Ueberzeuna aetommen, daß Sie einen häßlichen Charakter haben.« »Und ich hatte immer aealaubt, daß Sie die Gefühle eines ehrlichen Men schen besser zu würdian verstehen wtirdn, als darüber zu lachen«, ver ieyte er. »Man-ean haben Sie mich ert erinuthiat?« « seiner Stimme und in seinem We en lai etwas Tragitoniischeg, una abermals sing sie zu lachen an· »Sie sind eine herzlose Kotette!« rief er wüthend aus. »Trotzdeni Sie mit einem andern verlobt waren, lie ßen Sie es sich von mir gefallen, daß ich mich m Sie verliebte, nnd jetzt la— chen Sie mich aus. Das ist geradezu schändlich. »Ja —- zu toinisch, Sie « sie konnte vor Lachen nicht w iteriprechen. »Sie benehmen sich zu l«cherlich.« Voller Erreanna stand Ditlner aus .und, Leinen Zorn taum noch keines sternd, ries er ihr zu: »Um zu lachen, i brauchen Sie nicht meine Gesellschaft, W das können Sie auch allein beforgen. Wenn ich aber den Kerl treffe, mit dem Sie verlobt sind, dann breche ich ihm das Genick.« Diese fürchterliche Drohung brachte ( aber die entgegengefetzte Wirkung her vor, die Dillner beabsichtigt hatte,. denn das Fräulein lachte noch hefti-» get als je zuvor. Einen Augenblick stand Dillnet unentschlossen da, dann » ergriff er ihre linte Hand. . ,,Von wem haben S·e diesen Ring?« : fragte er· »Ich muß das wissen, beJ rot wir uns heute trennen.« j Fräulein Wilde -wurde plötzlich recht ernft und erwiderte: »Nur unter der Bedingung, baß Sie mir verspre chen, Jhre schreckliche Drohung nicht wahr zu machen, will ichs Ihnen sagen« . -- ---. s »Das verspreche ich Ihnen. »So war au gar nicht so böse gemeint,«suchte1 er ie u beruhigen. »Ich bin gar kein so gro er Wütherich.« Jn feierlichem Tone antwortete sie: »Die«gerson. die mir diesen Ring an den « ingei steckte, war —« ; »Wer?« fragte er voller Spannung,3 als sie in ihrer Rede inne hielt und’ sich wiederum zu lachen anschickte. »Ich selbst,« brachte sie kaum hör bar hervor. »Sie selbst?« wiederholte er. »Wo-; zu thaten Sie das?« » Es dauerte einige Zeit, bevor sie zu sammenhängend sprechen lonnte, und Dillner«wurde schon ungeduldig. s »Ich will es Jhnen sagen,« begann sie endlich, »Sie müssen aber an’s andere Ende der Bank riielen und dürfen sich- auch während meiner Er zählung nicht bewegen.« Dillner, der über dieses seltsame Verlangen nicht wenig verwundert war, rückte an das andere Ende der Bank, und Fräulein Wilde, die ihn mit ihren schelmischen Augen be: obachtete, erzählte sodann: »Als ich meine gegenwärtige Stels lung antrat, fand ich in unserem Ge schäfte so viele nette junge Leute, daß ich beim besten Willen nicht sagen konnte, wer von ihnen mir eigentlich am besten gefiel. Jn der ersten Zeit stellte ich mich mit allen aus gutenFuß und sie waren bald siimnitlirh so sehr in mich verliebt, daß ich mir sagen mußte, daß Ilnannehcnlittteiteii nicht ausbleiben konnten. Einer indessen ge fiel mir besser als alle anderen, er war aber io blöde und so schüchtern, daß ich fürchten mußie, alle anderen würden mir ihre Liebe erklären, bevor er sich zu diesem Schritts- entschließen tonnte « und daz- wollte ih nicht. So halse ich denn, nni eine lange Ge schichte turz zu machen, mir den Trau ring meinerLUZutter angesteckt, um die anderen in gehöriger Entfernung zu halten. Der, den ich gern hatte, war mir sicher-, das wußte ich, und ich tennte ihn jederzeit haben. wenn ich wollte, ich konnte aber der Versuchung nicht widerstehen, ihn heute Abend ein bischen zu necken.« »Heute Abend?« rief Dillner ausz. »Ist es Jhr Ernst, daß —-« Unent schlossen brach er Plötzlich ab. »Da sag’ mal einer, daß Sie nicht blöde und dumm sind,« ries sie und stampfte ärgerlich mit ihrem viierlichen Fäßchen auf. »Und ich hatte immer geglaubt, daß ich Ihnen nicht ganz k«Ieichgiltig wäre.« Dillner riictte näher an sie heran, ixixd da es schon ziemlich dunkel war, wagte er eg, mit seinem Arm ihr-: sit-laute Taille zu umfassen. »Aber sag’ mal, liebe Lucie, warst Du heute doch nicht ein bischen zu grausam gegen mich?« fragte er. «Deswegeii darfst Du mir aber nicht böse sein, lieber Heinrich« erwiderte sie mit einem Ausse. Schlechte-r Erfolg. »Wie hat denn dass neue Trauer splei gefallen?« »Ach, es waren ja nur drei Herren iiii Zuschauerrauin ——- und die haben sich nachher zusammengesetzt und... Slat cespieltt« Das Bessere. A.: »Halten Sie mir doeh Stand, ich möchte Sie nur fragen, ob Sie niir die 50 Mart borgen wollen, tun ruiii erh,ie ich keine Antwort?« B.: »Es ist besser, ich bleibe Jhnen jetzt die Antwort schuldig, als Sie mir später die 50Mart.« Durch die Blume. Prattilant: »Bitte, Herr Rath, mir den heutigen Nachmittag frei zu geben --— es ist mir wieder eine Tante ge: sterben!« Nath: »Nun gut! Das sag’ ich Ih nen aber: wenn Ihnen noch einmal eine. Tante stirbt, dann geh’ ich mit zum Begräbniß.« " Immer derselbe. Herr Professor Dätnlich hat be schlossen, ein Fußbad zu nehmen Nachdem alle Vorbereitungen getros fen sind, «tellt der Herr Professor, obne feine- udium zu unterbrechen, leine Füße sammt der Fußbetleidung, deren er sich zu entledigen vergessen hat. ins Wasser. Einige Momente währt dies beschauliche Bild, dann ruft er plötzlich: »Minna, bringen Sie inir meine Gunmifchuhel« sK Vctichnappc Fabrikant lzum Reisenden): »Of sen at haben Sie die Vorziiae und die gediegene, unübertsreffliche Beschaffen heit meines Fabrikats nicht genügend hervorgehobem sonst hätten Sie Er foer Faden müssen.«, Rei endet: »O, Sie glauben gar nicht, was-· ich alles darum geredet habe, die Hälfte davon war schon zu treffend genug.« Gewitternacht. Von W. Sta hl. Eine interessante alte Dame nann ten sie die Einen und die Anderen nannten sie wunderlich Alt war sie, sehr alt, aber sie ging noch ungebeugt; sie verwaltete ihr Vermögen selbst, und obgleich sie in der Stadt wohnte, leitete sie von dort die Bewirthschaftung ihrer Gitter und hielt alljährlich strenge Abrechnung mit ihren Beamten. Sie machte auch noch in jedem Jahre große Reisen und war eine imithige Bergsteigerin. Jn einem der großen Berghotelg in den Alpen lernte sie einmal ein junger Künstler kennen, und er ver liebte sich in die fast achtzigjährige Fran. Das heißt, er verliebte nee« wie sich ein Künstler in einen interessanten Stoff für seine Kunst verliebt. Der silberhaarige Charaktertopf der Greisin fesselte ihn mehr, als die jun gen, schönen Frauen und Mädchen der internationalen Hotel äste; er füllte heimlich ein ganzes crgkizzenbuch mit Zeichnungen dieses Kopfes, dessen Ge heimnißer zu ergründen suchte —- das Geheimnis; seiner jugendlich sonnen ecißen Augen und des schweigsamen Frnstes der zuweilen das intensive Seelenleben dieses Gesichte- förmlich viersteinerte Eines Tages lam er hinter das Geheimniß. Jn einer Gewitternacht passirte ihm etwas Seltsames. Es war ihm gelungen, die Belanntk schaft der alten Dame zu machen, die sich im Fremdenhuch Alma Schimiedeck nannte und doch eigentlich aussah wie eine hohe Aristokratiw Bald war er der Einzigc, mit dem sie ausschließlich verkehrte, und sie zeigte ihm ein fast mütterliches Wohl wollen. » Sie hatten am Tage eine schwierige Brrgtour zusammen gemacht, und der junge Mann staunte über die Beweise von Muth, Energie und Ausdauer, sdie sie ihm gegeben. s Jn der Nacht, als man sich laum xin die Schlasgeinächer zurückgezogens ihattin brach unerwartet ein schweres Gewitter los, dessen Donner nnd Sturm in den Felsenthälern schauri gen Widerhall sand. Hilmar, der junge Künstler, wollte sich eben aus die Veranda des Hotels begeben, unt das großartige Natur schaustiiel zu genießen, als eg lautan seiner Tlcre pochte. Mit asctsfahlem verzerrtem Gesicht und zuwenden-Händen die die Kerze kaum zu halten vermochten, stand Frau Schmiedeck vor ihm. »Komm-In Sie, bleiben Sie bei mir, ich kann nicht allein sein —— ich ertrage es nicht ——« stamnielte sie, und in ih ren sonst so klaren, muthiaen Augen war ein fast wildes Entsetzen zu le sen. Er blieb bei ihr, bis das Gewitter vorüber war. Er fragte nicht und äußerte kein Erstaunen, aber er beobachtete sie mit dem tiefsten Interesse, indem er sie zu beruhiaen suchte. Nachdem das Gewitter vorüber war, kam es wie eine vollständige Er schöpfuna ijber sie. Der junge Mann trug sie aus ihr Bett und verließ sie erst, nachdem sie fest eingeschlafen war. Lange Zeit sprach er nicht mit ihr iiber die Ereignisse der Geivitternacht. Erst nachdem sie ihn lieb gewonnen hatte wie ihren eigenen Sohn, erzählte sie ihm das Geheimniß einer Gewitter nacht, das ihm dasRiithsel ihres We sens löste. Sie saßen zusammen aus einem der tleinen hohen Balkone des Hotels, über ihnen die Maiestät der Gletscher firnen und der ewigen Sterne. »Es war eine Nacht wie diese«, er: zählte die Greism, »nur daß im Flach land meiner norddeutschen Heimath die Lust drückender ist. Jch war ein iunaes Weib und hatte einen unaeliebten Mann. Ich hatte einmal Einen lieb gehabt ich war sast noch ein Kind-— einen mächtigen Burschen —--- und man hatte uns scherzend wie ein Liebespaar be handelt. Als er in die Welt ging, um sein Glück zu machen-»denn er war Nichts und hatte Nichts ---— habe ich bitterlich geweint, aber es waren Kinderthränen nnd sie trockneten bald. Ehe ich wußte, was die Liebe Und was das Leben sei, verheirathete man urtch an einen Mann, der mir ein har ler und strenger Herr wurde. Jch fürchtete mich vor ihm. Jn einer Nacht wie diese waren wir zu einem Feste bei einem Nachbar, dem Grasen Werneel, aeladen. Und da sah ich ihn wieder, mei nen Jugendfreund Jn all’ dem Glanz und Festiubel net aß ich dieKettem die mich wund dritttem ich vergaß die Tumnnei und fühlte mich junq und froh. Man sagte mir, ich fest die Schönste und es waren viele schöne Frauen nnd Mädchen in dem glämenben Reis nen. Jch fah Hi den deckenhohen Wand spiegeln mein Bild im weißen Atlas-— lleid mit Rosen im Haar-— nnd ein Wonneschauer machte mich erbeben. Gehörte mir nicht die Welt mit ol ler Herrlichkeit? Da stand erlplöylich vor mir« ssOsss wald Schmiedect - ein reitet Mann in der vollsten Blüthe des Lebens-, und er hatte noch den sonnigen, her-; zenswarmen Kindetblich Vergessen war die Welt mit ihrer Eitelkeit, unsere Kindheit blühte ein por und schloß uns ein wie mit einer Rosenhecke. Unser Jugendgliick war wieder da, unser übermüthiaeg, traumseliges Ju gendglück. Jch sah nur noch ihn und er sah nur noch mich. Wir tanzten zusammen, es war, als flögen wir gerade in den Himmel hinein. All’ der Glanz, das Licht, die süße, trunkene Musik war nur für uns da und die leuchtenden, funkeln den Raketen, die draußen in die warme, dunkelblaue Nachtluft empor stiegen und zerstoben, waren nur für uns da — die ganze Welt war nur fiir uns da, ein blühender, glühender Traum! Mitten in diesem Rausch faßte eine harte, knöcherne Hand mit eisernem Griff die meine und eine verhaßte Stimme sagte: »Du machst Dich krank mit diesem unvernünftigen Tanzen. Wir fahren nach Hause.« Wie ein Verbrechen der vor den Richterstuhl geschleppt wird, lag ich in meiner Wagenerle und nicht ein Wort unterbrach das fürchterliche Schweigen dieser Fahrt. Zitteknd, Mit Wannan Knieen folgte ich meinem Gatten. Da geschah das Entsetzliche — er schlug mich Er schlug mich unbarmherzig und wies mir die Thür. Bis in den äußersten Winkel des Hauses floh ich, er hätte seine Thür nicht zu verriegeln brauchen-ich wäre nie freiwillig zu ihm zurückgekehrt. Jn einer entfernten Kammer brach ich unter der Last meiner Schmach zu sammen. Da lag ich in meinem weißenAtlas kleid mit den entblätterten Rosen und ich glaubte nie wieder die Augen zum Licht erheben zu können. Haß war in meiner Seele, grenzen loser, glühender Haß Ein dumpfes, .lautes Grollen und gleich darauf ein heftiges Krachen ließ mich aufschrecken Jn meiner Betäubung hatte ich das aufziehende Wetter nicht bemerkt. Mit hohlem, unheimlichen Brausen lam es daher. aber ich fürchtete kein Wetter, ich trat an das nächsteFenster und sah, wie die Blitze mit bläulichem Schein das Dunkel zerrissen. Plötzlich ein ohrenbetäubendes Kra chen und Splittern, ein Zischen und Dröhnen, als wolle das Haus über mir - zusammenstürzen, und gleich daraus zudender auflodernder, verschwinden- » der und grell flammender Feuerschein. ; Wie rasend stürzte ich die Trevpes hinunter. Jch mußte an seiner Thür« Vorbei. Qualm und Rauch drangen; mir daraus entgegen — mein erster Impuls war zu retten, zu helfen, wo ein Menschenleben in Gefahr war mein zweiter Gedanke, daß dieses Le ben zwischen mir und dem Glück. zwis schen Kerker und Freiheit stand, und daf; er, den ich retten wollte, mich ge schlagen —— entehrt — Jch stand wie versteinert — eine Selunde lang —-da drang ein Wim mern und ein schwacher Ruf: ,,Hilfe!« an mein Ohr. Der Haß loderte in meiner Seele empor, der furchtbare, tödtliche Haß-— wie von Furien gejagt stürzte ich weiter. Am Fuße der nächsten Treppe brach iet- schwinoelnd zusammen, ein Diener begegnete mir und trug mich aus dem brennenden Hause. Als ich wieder zu mir kam, war mein erster Schrei: ,,Rettet ihn! reitet ihn!« Aber es war zu spät. Bis man die verriegelte Thüre eingeschlagen hatte der Qualm meinen Gatten er stickt. Wahrscheinlich hätte ich ihn auch nicht reiten tönnen. Die verriegelte Thüre war sein Verhängniß Der Blitz, der im Nebenzimmer eingeschla gen, mußte ihn hal lbbetäubt haben, so daß er in Dunkelheit und Rauch die Thüre nicht finden tonntr. Aber ich weiß, daß ich ihm nicht ge holfen haben würde, auch wenn ich getonnt hätte. Mein Gewissen beruhigte sich. Ich war nicht schuld an seinem Tode. Die Schmach, die er mir angethan, mich wie einen Hund von seiner Schwelle zu weisen, hatte mir das Leben ge rettet. Jch sah das Gericht Gottes in die sen Ereignissen. Jetzt war ich frei und Erbin eines großen Vermögens-. Jch war jung, schön und reich. Nun kam das Glück. Jch heir.nthete Oswald Schtnieder, —o, ich war glücklich! Wir hatten einen Sohn —- es fehlte Luns nichts. Ich hatte die Gewitternacht und den heiseren, gräßlichenHülferus vergessen. Ader mein Gatte und Sohn starben vor mirj ich stehe in diesem hohen Al: ter noch in voller Lebenskraft Und seitdem ich einsam bin, kam die Erinnerung zurück ——- ich fürchte die Getvitterniichte --— ich fiirchte sonst nichts —-— keine Todeegefahr würde mich zittern machen ich fürchte nur die Stimme —- die heisere, wim mernde Siincme, die ich stets zwischen sitz und Tonner höre-ten Hülfe-: tus, dem ich nicht folgte —« Die Greisin schwieg. Hilmar hatte ihre Hand gefaßt, er hielt sie fest. Er gedachte wohl einer lntndertjiih eigen Edeltanne, die er in den Bergen gesehen, vom Sturm gebrechen An ihrem Stamm war eine alte. vernarbteWunde sichtbar gewesen und an dieser Stelle hatte sie das Wetter gefaßt. Weh-. Der alte Herr: »Sie können sich ja gar nicht denken, wie schädli dies-es Laster sür die Menschheit ist, as i totin wirkt so verheerend.« Der jüngere: »Aber Sie schnupsen ja selbst recht ausgiebig!« Der alte: »Na, wie sollte ich sonst wissen, ivie schädlich es ist.« Recht hat er. «.Hiir’n Se, Teitel, mit der letzten Wichse ham Se uns abersten schön a1:geschmiert! Die taugte gar nichts, der reene Dreck war’s, un Sie sag ten, wir sollten seh’n, was das for e Wichs mär’.« Hausirer: »Nun, was lamentirev Se! Haben Se nich gesähn?« Bot-hast »Wie sind Sie eigentlich zu Jhret Frau gekommen, Herr ZwieleliÅ »Sie fiel als Mädchen in den Fluß, aus dem ich sie herauszog und an das Ufer trug.« »Da waren Sie sich jedenfalls der Trcågweite Jhrer Handlung nicht be wu .« Beiahte Bedürfniszftage. »Jetzt ist ja von der Hauptstraße zur Gastwirthschaft ,,Auerhahsn« eine hiibsche Allee angelegt —- wem ver dankt man das?« · ,,Dem Bürgermeister; der kneipt nämlich seit einigen Jahren im ,,Auer hahn« und braucht dann aus dem Heimweg die Bäum’ zum Anhalten.« Sein Wunsch. Herr: »Herr Baron, Sie haben ja bei den getrigen Rennen den großen Preis mit 80,000 Mark gewonnen! Geradezu unheimliches Glückl« Baron (welcher mit seiner Gemahlin nicht gut lebt): ,,Lieber wäre mir’s schon, ich hätte lein — unglückliche? Heim.« Pantoffelheld. »Warum trinken Se denn iein Bier, Herr Timpel? Der Aer hat es Ihnen doch schon wieder erlaubt.« »Ja, — meine Frau aber noch nicht« Anspielung. Lehrer lzum kleinen Hans): »So, so, -—— ein Schwein habt Jhr g’stochen, ——frag’ doch mal Deinen Vater, ob cr mir nicht eine kleine Stichprobk zukommen lassen wollt’!« Beruhigt. »Sie sind ja so ertegt?« »Denten Sie sich, soeben merke ich, daß meine Kassirerim übrigens eine Perle von einem Weib, durchgegangen in.« »Na, wenn’"g eine Perle ist« wird sie sich schon fassen lassen." Vor-sorglich Pilkolo szu einem Champagner Reisenden, der vom Hotelier eine große Bestellung belam): »Bitte, geben-Sie nxir eine Geschäftstarte von Ihnen, wissen Sie, siir später, wenn ich ein mal selbstständig bin.« Heutzutagr. » ,,Glauben Sie, daß ich mit dieser IDame glücklich werde?« Heirathsvermittler: »Ich sag-’ Ih izen, mit der halben Sie ’S mindestens ilzehn Jahre aus!« ! Wink. Alter Herr: »Ki)"nnte ich ein Bett sijr die Nacht betommen2« Zimmerkellner: ,,Gewiß!« Alter Herr: »Bitte aber zu berück sichtigen, das-, ich im Ruhestand lebet« Augenblicklich Freundin: »Ihr habt Euch wohl auch aus Liebe geheirathet?« ,,Augenblicklich ja: aber später habe ich doch noch einige hunderttausend Mart zu kriegen!« Widerspruch. »Nein, ich sage Ihnen, den dünnen Flassee in Sachsen, den dünnen staffee . . »Nun, was ist’g mit dem?« »Den hab’ ich halt dick gekriegt!« Bat-rathen. Bäuerin: ,,Jessas! Jessas! Hiasl« Bauer: »Was schreist denn?« Bäuerinr ,,Brenna thuat’s!'·' Bauer: »Kruzitiirien! Jetzt ab’ i« sel-,o’ g’moant, es is ausganga.« Ensant tcrtiblc. X f- U Nachbarin (beim Befuch): »Nein, harren Sie, Frau Inspcltor, einen Vom von Kleidern und Wäsche!« Töchterchen der Frau Jnspettort »Nicht wahr, Manna, und was wir crst noch auf dem Versetzamt haben!«