Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 20, 1906, Sweiter Theil., Image 10

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Malo-es Mitgift
Roman von Gurt Darm-dort
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III
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LKapiteL
Mit keiner wohlgepflegten, weißen
grad, an deren kleinem Finger ein
illani seine Strahlen warf, hatte
der Geheimrath Breitenbach die Pa
piete durchblättert, die der Bantdiret
ior Scherneck ihm til-erreicht hatte.
Ggen feine Gewohnheit hatte er heute
nicht einmal den Ueberrock abgelegt.
als er vor dem mächtigen Schreibtisch
Pia-Hm rn, an dem er sonst täglich
mehrere tunden zu arbeiten pflegte.
Das luxuriös ausgeftattete Gemach,
dessen gepolsterte Thüren jeden stören
ten Laut von draußen abhielten,
stand ja allein dem Herrn Vorsitzenden
des Aus chtsraths zur Verfügung,
und in er Randelsbant wußte bis
Zum lepien assenboten herab jeder,
eß uan in diesem Kabinett alle
wichtigen n
tfscheidungen und Verfü
gungen getros en wurden.
Auch die ganze Haltung, in weicher
der noch jugendliche Direktor jetzt ne
ben dem Geheimrath stand, war ein
deutlcher Beweis für die dominirende
Stellung, die dieser wohlbeleibte Herr
mit dem gesund gerötheten, von bei
nahe weißen Bartkoteletten eingefaß
ten Antlik hier in dem palaftartigen
Gebäude der weltberühmten Bank ein
nabm. Der zur geschäftlichen Leitung
des roßen Instituts berufene Direk
tor ah in dem Präsidenten des Auf
sichtsruths offen-bar einen unmittel
baren Vorgesetzten, dessen Weisungen
erbbedingungslos Folge zu leisten
e
Mit einem leichten Kopfnicken schob
der Geheimrath die-Briefschasten zu
tück.
»Das alles sind Kleinigkeiien, lieber
Scherneck, über deren Behandlung ich
Ihnen weiter keine Direttioen zu ge
en brauche. Jst sonst nichts vorge
kommen?« e
»Unten bei meinem- Kollegen Nan
mann liegt noch ein Brief der Verei
nigten Berg- und Hüttenwerke, err
Geheimrathl Direktor Rodewitz t eilt
uns darin mit, daß er dreimalhun
dertiausend Mark auf uns gezogen
bettund bittet um Jnschutznahme der
ra e.«
Breitenbachs bis dahin freundlich
löchelndes Antlitz wurde plötzlich ernst.
Eine Unmuthsfalte erschien zwischen
seinen starken, weißen Augenbrauen
.Schon wieder? Und abermals ohne
vorherige AnsrageI Schreiben Sie
— sodewi sofort, daß das aufhöre, zu
deren s usstellung wir nicht unsere
Einwilligung gegeben haben.«
»Sehr wohl, Herr Geheimrathl
Ader ich fürchte, dieser Brief wird
sznfo erfolglos bleiben wie die
«nberen, die wir in demselben Sinne
an die Vereinigten Berg- und Hütten
werke geschrieIn HERR
»Sie waren sjedensalls nicht ener
gesch genug gelernten Aber es ist
wirklich die hdch te Zeit, diesen Rode
wi darüber aufzuklären, daß er doch
seh ießlich nicht ganz nach seinem Be
lieben über uns verfügen kann. Jch
werde selbst das Schreiben entwerfen.
Es wird früh enug sein, wenn es in
zwei oder drei «agen abgeht. Denn
vorher werde ich kaum Zeit dazu
findet-.in
»Und die dreimalbunderttausend
Izu-H die er jetzt aus uns gezogen
»Der Wechsel muß selbsierstiindlich
honorirt werden. Wir dürfen den
Kredit der Gesellschaft, mit der wir so
eng liirt sind, nicht erschüttern.«
»Ich war derselben Ansicht. Haben
Sie, Herr Geheimrath, sonst noch eine
Anweisung zu geben?«
»Nicht daß ich wüßte· Und Sie
müssen sich nun wohl morgen oder
iibermorgen ohne mich behelfen. Sollte
etwas besonders Wichtiges vorsallen·
so iönnen Sie mich ja televhonisch an
rusen. Heriiberkommen werde ich in
diesen beiden Tagen schwerlich tön
nen«
rFee Direktor lächelte berstiindniß
no
Das läßt sich begreifen. Wenn man
ein so« bedeutsames Familiensest
seiert!«
Breitenbachs üble Laune war schon
wieder verslogen. Wie ein Ausleuchten
kreudiger Genucsthuung ging es über
ein Gesicht
»Man verheirathet allerdings nicht
oftn eine Tochter, mein lieber Scher
rech« sagte er jobial. »Aber ich
Anschte doch, der Trubel wäre erst
sitieklich vorüber Eine große Hoch
seitiseier werden wir aus Wunsch mei
Les Schwiegeesohnes nicht veranstal
ien. Ader zu dem morgigen Polter
i
!
—" ikend habe ich doch mehr als hundert
- sie im hause. Jch werde ja das
gniigen ha«,ben auch Sie unter ih
sen in sehen.«
Der fljunge Bantdireitoe verbeugte
Ich Mich
»Die Einladung war mir eine ;
M Ehre, here Geheimrath!«
» Sie wissen, daß ich im all emeinen
» uen von unserer ank ei- »
- geh ten wünsche.k
- — upda i sallt rnie ein, daß "
Mi neuerdings gar nichts mehr von s
WI» ali Proiuristen
«- , ·Mte do alöi
s s- .» in ein d eiiaei saftige chäst
Mk etwas darüber
Der Direktor berneinte. Alser1e
doch die gespannte Miene des Geheim
raths sah, mit der dieser scheinbar eine
eingehendere Auskunft erwartete, fuhr
er fort: »Es dürfte damit siir Roms
ders auch seine Schwierigkeiten haben
Soviel ich weiß, besitzt er nur ein feh:
geringes eigenes Vermögen, und die
dreißigtausend Mart, die unsere Bank
ihm bei seinem vorzeitigen Austritt
ausbezahlt hat, reichen für die Bethei
ligung an einem größeren Unterneh
men doch wohl nicht au5.«
»Natürlich nicht. Er müßte schon
jemanden finden, der seine tausmän
nische Tüchtigkeit als ein genügendes
Einlegetapital betrachte. Es war im
Grunde doch eine unbegreifliche Thor
heit, daß er ohne alle Noth seinen gut
bezahlten Posten bei uns aufgab trotz
seiner guten Aussichtenf -
Schetneck machte ein verstätidniß
volles Gesicht, und nachdem er sich
durch einen prüfenden Blick auf das
Antlitz des Ge imraths iiberieugt
hatte, vdaß der llgewaltiae bei hin
länglich guter-a La une sei, um eine
derartige Bemerkung gnädig auszu
nehmen, erwiderte er:
»Die Aussichten waren ihm doch
wohl nicht glänzend genug Wenn
man sich in seinen Wünschen und
Hoffnungen zu hoch versteigt wird
man leicht enttöuscht.«
Der Geheimrath zuckte mit den
Achseln.
»Sie meinen, daß die Verlobung
meiner Tochter mit dem Leutnant
Freiherrn von Degerndorf ihm eine
solche Enttäuschung bereitet hats
Lieber Gott« daraus hätte er sich als
halbwegs vernünftiger Mensch doch
niemals Hoffnung machen tönt-ein«
Eine der gepolsterten Thüren wurde
nach vorherigem Antlopfen diskret ge
öffnet und einer der Vantdiener stectte
den Kopf herein.
»Ich bitte um Verzeihung Herr Ge
heimrath der Handetexredatteur
Schmeder ersucht dringend um ein
turzes Gehör."
Breitenbach winkte ungeduldig ab
trehrend mit der Hand.
»Sagen Sie ihm, ich hätte heute
keine Zeit. Er möchte in drei Tagen
triedertommen.«
Der Bantdiener zog sich zurück, aber
noch ehe die beiden Herren mehr als
ein paar Worte miteinander hatten
wechseln können, erschien er von neuem.
»Jet: Schmeder hat mir diese Karte
gege en und läßt den Herrn Geheim
rath dringend bitten, sie eines Blickes
zu würdi en.«
»Der Biensch ist mit seiner Zu
dringlichkeit geradezu unausstehlich,«
sagte Breitenbach. Aber er nahm dem
Diener doch dieKarte aus der fand
und las die mit Bleistift daran ge
ttitzelten Zeilen:
»Angelegenheit von höchster Wich
tigkeit —- duldet teinen Aufschub —
größte Gefahr im Verzuge-«
Der Geheimrath riß die Karte lang
sam in kleine Stücke und warf die
Fetzen in den Papierkorb.
»Führen Sie ihn also in Gottez
namen herein, da er ja doch nicht los
zuwerden ist. —Sie lassen mich wohl
mit ihm allein, lieber Scherneck!«
Der Direktor zog sich zurück. Er sah
nur eben noch durch die andere Thür
den Gemeldeten eintreten, dessen höf
lichen Grug er mit einerr sehr herab
lassenden opsnicken e ..ndette.
-Dieser" sogenannte Handels-redak
teur hatte allerdings nicht das Aeußere
nnd das Auftreten eines Mannes von
starkem Selbstbewußtsein. Boniaum
mittelgroßer, schmächti er Gestalt
machte er in seiner ge ugten hal
trug und mit seinen scheu umher
blickenden Augen vielmehr ganz den
Eindrck eines demüthigen Bittstellers.
Auch seine Stimme hatte einen lei
sen, schüchternen Klang. als er sagte
,,Der Herr Geheimrath wollen ver
zeihen, da ich mich nicht ohne weite
res abwei en ließ. Aber nach all dem
Wohlwollen, das Herr Geheirnrath
mir bis erzei te, mußte ich es für
meine P licht ha ten, Sie zu warnen.«
Breitenbaeh hatte ihn nicht ausge
sordert, sich zu sehen. Alle Jovialitiit
und Bonhamie war aus seinem Gesicht
verschwunden Es war talt und un
durchdringlich —- das Gesi t eines
Mannes, der gewohnt ist, eine Ge
danken zu verbergen.
»Mich zu warnen, Herr Schmeder?
——·Wovor?«
Der Journalist schob sich ganz nahe
an den Sessel des Geheirnraihs heran,
um den-Klang seiner Rede bis zu
einem kaum noch vernehmlchen Flu
siern dämpfen zu können.
»Der »Herold« wird einen Artikel
gegen die Handels-dank bringen —
einen sehr gefährlichen Artikel. Ich
hebe mir unier den größten Schwie
rigkeiten noch vor der Drucklegung
einen Abzug verschafft —- und im
Vertrauen auf hre Dislretiomherr
Geheimrath —- a, lesen Sie selbst!«
Er läutte zwei längliche, bedruckie
Papier reifen entrolli, wie sie beim
Korrigiren des Zeitungssatzes benuyt
uerden und legte sie vor den Geheim
kath aus den Schrei-zusch.
Als er die Ueberschrifi las, run
glte Breitenbach leicht die Stirn.
enn am Log-se des Attilelö war in
Men Buchsta en zu lesen: »Die an
tisan und die Vereinigten erg
und Hüttenwerte. Eine Warnung in
zwöl ter Stunde.'«
,. ine von den veriodischen Anzap -
ungen vermuthlich, an die wir na s
gerade schon gewöhnt sind. Es wird
kaum der Mühe werth sein, daß ichs
lese. Der Kurszettel beweit zur Ge
nüge, wie wenig das Pu likum sich
tarurn tiimrnert.«
Schmeder athmete ties auf wie ie
iand, dem eine schwere Last aus dem
Herzen liegt. Und es tlang sehr be
klommen, als er sagte:
»Sie lollten es doch lesen,.ßerr Ge
beimrath! Denn es ist diesmal nicht
laß ein allgemeines Raisonnetnent,
sondern es find thatsiichliche Angaben
darin --s— tomprotnittirende Angaben,
deren Veröffentlichung unabsehbare
Folgen haben tönnte.'«
Breitenbach hatte den von einem
breiten Schildpattrande eingesaßten
Zwitter ausgesetzt und sich in seinen
Sessel zurückgelehnt Die Papierstrei
sen weit von sich abhaltend, las er den
Artikel vom ersten bis zum letzten
Wort. Aengstlich hingen die Augen
des Journaltsten an seinen Zügen.
Aber das Antlitz des Lesenden blieb
unbeweglich, nur daß das mächtige»
ausrasirte Kinn sich noch etwas weiter
rorzuschieben schien, den ener ixchen
Charatter des großen, breiten tchts
sast bis zu einem Ausdruck der Bru
tctlitiit steigernd.
Als er zu Ende war, fragte er
kurz:
»Von wem hat Jhre Zeitung das
Material zu diesem Artikel erbalten?"
»Ich weig- eS nicht« Herr Geheim
rath; wahr aftig, ich habe teine Ah
nun ."
»Die wissen es nicht? Soll der
Aufsa denn nicht im Handelstheil
des » erold" erscheinen? Und steht
dieser Theil nicht unter Jhrer Redak
tton?«
Herr Schmeder schien noch mehr in
sich zusammenzusinlen.
»Ach, daß es mit meinem Einfluß
als Redakteur nicht viel aus sich hat.
ist doch dem Herrn Geheinfrath längst
tein Geheimnisz mehr. Jch bin auch
eigentlich gar nicht berechtigt, mich so
zu nennen. Der Berleger hat mich ge
gen den Willen des Chesredalteurå
Herrn Tr. Ellhofen dazu ermächtigt,
weil ich mich aus solche Art leichter
bei den Bauten einführen lann, die
mir Jnsertionsausträge siir den »He
rold« geben sollen. Jm übrigen reicht
meine Macht nicht weiter als zur ge
legentlichen Lanrirung kleiner, unver
siinglicher Notizen. Jn allen Angele
genheiten von einher Bedeutung tris t
einzig und allein der allmächtige Che -
redatteur die Entscheidung«
»Daß Jhre Stellung- eine so unter
geordnete st, höre ich heute zum ersten
Mal. Finden Sie nicht selbst, Herr
Schmeder, daß Sie sich unter sol en
Umständen — hre angebliche Thiitig eit
in unserem nieresse viel zu hoch ho
noriren ließen?'«
Der verächtliche Ton der xFrage
fchmetterte den Journaliften zu oden.
»Ich habe jederzeit für die Handels
lsanl gethan, was in meinen Kräften
stand,« vertheidigte er sich tleinlaut.
»Wenn es bekannt wird, daß ich den
Leiter der Buchdruaerei durch Beste
chung veranlaßt habe, mir jedesmal
Mittheilung davon zu machen, sobald
ein-as über Ihr Jnftitut oder über die
Vereinigten Berg- und Hüttenwerle
gebracht wird, so verliere ich nicht nur
augenblicklich meine Stellung, sondern
es ist mit meiner journaltstischen
Laufbahn überhaupt zu Ende.«
»Nun, wir wollen in diesem Augen
llick nicht untersuchen, wie viel oder
trie wenig Jhre Dienste für unsere
Bank werth gewesen sind. Sie haben
ja jetzt Gelegenheit, uns Jhren guten
Willen zu beweisen, indem Sie die
Ausnahme dieses Artikels verhindern.
Sein Inhalt ist selbstverständlich von
Anfang bis zu Ende erlogen; aber er
darf nichtsdestoweniger unter teinen
Umständen erscheinen.«
»Das habe auch ich mir sofort ge
sagt. Wahr oder unwahr—er würde
jedenfalls eine verhängniszoolle Panit
unter den Attioniiren hervorrusen.
Aber ich kann nichts dazu thun, here
Geheimrath —- wahrhaftig, ich tann
nicht.«
«Reden wir deutsch miteinander,
lHerr Schweden Jch zahle Jhnen drei
tausend Mart, wenn der Artitel un
terdrückt wird.«
Der Journalist wand sich wie in
heftiken körperlichen Schmerzen. ·
» nd wenn Sie mir hunderttausend
bitten, ich dürfte see nicht annehmen.
Denn was Sie von mir verlangen,
steht nicht in meiner Macht. Jeh dürfte
nitch einmal verrathen, daß ich etwas
jvon dem Artikel weiß.«
»Aber Sie können doch vielleicht den
Vermittler machen, fiel Breitenbach
ungeduldig ein. »Jrgend einen Weg
gibt es in solchen Fällen immer. Un
auf ein paar tausend mehr oder weni
ger kommt es durchaus nicht an."
»Der Artikel ist von der eigenen
kund des Doktor Ellhosen mit dem
Herr-nett »Wichtig! Eilt sehr!« ver
sehen worden. Und es gibt nur einen
einzigen Menschen beim «Herold«, der
seine Aufnahme verhindern kann. Das
ist Dr. Eltbosen selbst. . Aber mit Geld,
Herr Gebeimrath, mit Geld ist da
nichts zu machen. Und ich beschwöre
Sie um Gotteswillem es nicht zu ver
suchen-«
»Ja« wenn nicht mit Geld, womit
denn sonst? Orden habe ich nicht zu
verschenken.«
»Wenn Sei noch·beute mit ihm re
den würden —- natiirlich unter irgend
einem Vorwonde und ohne zu verra
t n, das Sie schon etwas von dem
7 nssatz wissen —-und wenn Sie ihn
über engen könnten, daf man tlIn mit
fals en Angaben tiiu cht hat-—
.Wos denken Se! Soll tchetwa als
W
Bittstellee u dem Manne gehen-zu
diesem does-mittinnen Verkn, der das
ose ntliche Gewissen in einer wichti
gen Persönlichkeit verlornert glaubt
und beständig wie Don Quixote einen
starrin gegen Windmii len übri? Er
ist mein Freund nicht, br err Chef
redatteur, und er und Ich, wir beide
irissen zur Genüge. wie-wir miteinan
der daran sind.«
»Aber es gibt doch teinen anderen
Weg —- glauben Sie es mir, Herr
Geheimratht llnd Sie brauchen nicht
zu fürchten, daß Doktor Ellhosen sich
durch persönliche Voreingenonmienheit
beeinflussen läßt« Er hat ja seine
Einer-betten und ich möchte durchaus
nickt behaupten, daß es ein Vergnügen
ist, mit ihm um.ugehen. Aber er ist
clsolnt unbestcchiich — in jeder Hin
sicht. So wenig er seinen eigenen
Sohn schonen würde, wenn es seiner
Meinung nach gilt, einen öffentlichen
Schaden auszudeelen, so wenig wird
er sich durch persönliche Abneigung zu
einer Handlung der Ungerechtigleit
oder der Gehässigleit hinreißen lassen·
iir ist ein Ehrenmann, das muß man
il,-m lassen. bei all seinem Eigensinn.«
tilergerlich siel Breitenbach in den
l.csti hervor esprudelten Wortschwall
des - ournalisten.
»Hören Sie aus! Was kümmern
mich die guten oder schlechten Ei en
schasten dieses Doltor Ellho en!
Wann sollte der Artikel erscheinen?«
»Er ist sür die morgige Abend
nuåsgabe bestimmt. Wenn er zurück
gezogen werden soll, müßte es bis
heute Abend geschehen sein.«
»Und wann irisst man den Herrn
Obesredattuer sicher in ,seinem
Bureau?«
»Er arbeitet allabendlich mindestens
bis zehn Uhr ans der Redaktion.«
»Es ist gut. Ich werde mir’s über
legen, was da zu thun ist. Lassen
Sie mir diesen Abzug hier zurück.«
»Gewiß, Herr Geheimrath, er ist ja
fürs Sie bestimmt. Aber ich bitte Sie
nochmals inständigst, verrathen Sie
mich nicht! Es tostet mich mein Brod."
»Seien Sie unbesorgt, ich werde
Sie nicht preisgeben.«
»Ich verlasse mich ans Jhr Wort.
Es ist ja nun mal mein Unglück, daß
ich nur ein armer Teufel bin, der mit
aller Mühe und Arbeit nicht in die
Höhe kommen kann. Das Geld, das
ich heute der Buchdrueterei für den
Abzug da gegeben habe, war buchstiib
lch das le te, was ich besaß.«
Breiten ach verstand den Wink nnd
Friffs in die Tasche seiner weißen
let
»D haben Sie fünfzig Mark,«
sagte er, die Goldstücke geringschätzig
auf die Schreibtischptatte werfend,
»Wenn der Artikel unterdrückt wird,
können Sie sich wieder bei mir melden.
Dann soll es Ihnen an einem ent
sprechenden Lohn sür Jhre Mitthei
lnn nicht sehlen.«
meder bedankte sich demüthig.
nker das schmerzliche Zücken in seinem
gelben, mageren Gesicht bewies, daß
doch wohl noch nicht alles Ehraesiihl
in ihm erstorben war. Mit einem
schüchternen Gruß, der keiner Erwie
derung gewürdigt wurde, schtich er
hinaus.
Gortsetzung folgt-)
Skala swalfgbutg
Roman von ElsbethBorcharL
(19. kyortsetzung und Schluß)
»Du hast Größeres vollhrachi, als
Dein Vater ersehnt hat, mein erzeug
weih. Du hast mich ni t a ein mit
ihm versöhnt sondern u hast mich
auch gelehrt, ihn zu verstehen und zu
begreifen. Jch hin vorurtheilssrei ge
worden und« —er lächelte — »Die
sollte ich auch nicht? Habe ich doch
selbst —— eine Opernsängerin gehei
rathet. «
Das war das rechte Wort gewesen,
den trüben Bann zu brechen.
Je t lag wieder ein lüdseliges
Löche n in ihren thränenna en Augen
als sie ihren Gatten ansah und den
Brief zusammesaltete und sest unt
schloß.
»Das soll der Talisman, der Hiiter
unseres Gliietes werden, Geliebten«
Maximilian küßte sein junges
Weil-, das sich so vertrauensvoll an
ihn schmiegte.
Und der Talistnan schien sich wirt
lich zu bewah h.ren
Nach einem glücklichen thhr schenkte
ihnen der himmel das chste Glück
—da3»Kind, den Erben. 4 «
Grafm Ratta ruhrte vemane ver
Schlag, als sie es erfuprz fie tiagte
ihren Bruder der Jn amie an und
atte für Senia nicht minder herzliche
Eigenschaften zur Benennung.
Auf den,» der am meisten dabei ver
lor, auf Hans Joachim, machte die
Kunde nicht den niederfchnietterndcn
Eindruck, den man erwarten kannte.
Nicht etwa. daß er fich fo schnell in
feine veränderte Lage gefunden oder
den beiden großmüihig ihr Glück ge
gönnt hätte-nein, er war auch nur
ein fchwacher Mensch. Aber etwas
anderes hatte sich inzwifchen ereikzneh
etwas, das ihm das Leben wieder
lieb und wert machte.
m lehren omnier hatte er feinen
Ue aub bei einem Kameraden zuge
bracht, dessen Vater ein großes Ritter
gut befah.
Da traf es sich, daß - ohannez De
enäart in dem dazu ge öriaen Barke
Ha or war. Ein Zufall führte de
Lege nnna herbei, nnd so peinvoll es
zuer ans -oachim war, dem Mit
wiffer einer iebe und feiner Nieder
ia e u be egnen. fo brachte Johan
ne ’ rzl I, armiofez Entggem
samtnen iba bald ariiber hinweg.
Johannes indes sah,in Hans Joa
chim den Mitleidenden und nicht mehr
ten Bevorzugten wie ehemals. Das
Freundschaftsdand wurde somit er
neuert, und Hans Joachim besuchte
den jungen Post-In der einsam und
unvemählt in seinem Häuschen wohnte,
fast täglich.
Der Name Senta siel ebensowenig
wie der Name Rath zwischen beiden.
Doch eines Tages, als Hans Joachim
girade den Pastorgarten betrat, sah
er dort Ruth stehen« wie er sie einst
mals in Wolfsburg qetrosfen hatte,
csm Gartenzaun lehnend. Er erschrak
heftig, und auch Rath wurde leich:n
l:laß· Sie chatte nichts von seinem
Hiersein geahnt und war bei diesem
unverhofften Wiedersehen sprach- und
rathlos. Warum hatte ihr Johannes
das nicht geschrieben? Dann hätte sie
Jren lange geplanten Besuch bei dem
« ruder noch aufgeschoben
Hans Joachim hielt sich jedoch nicht
mit langen Fragen aus. Er fand
schnell seine Fassung und merkwürdi
gerweise auch den alten, heiteren Ton
wieder. Als Johannes nach einer
Weile heraustrat, sand er die beiden
schon in vertraulichem Gespräch.
Nachher freilich machte Rath dein
Bruder Vorwürfe, daß er ihr Panz
Joachims hiersein verschwiegen ade.
I Er strich liebtosend über ihre heißen
Backen.
»Ich vergaß es zu erwähnen.
Schwesterchen, aber ich weisz nicht,
warum Dich Hans Joachim-Z Anwe
senheit im Herrenhaase stören sollte.«
Daran war Rath heiß erröthet und
hatte nichts mehr geantwortet. Ueber
Johannes ernstes Gesicht flog ein
glücklicher Schein. Ob er ein wenig
Vorsehung hatte spielen wollen?
Wenn es so wars dann hatte er
Glück damit. Hans Joachim kam-täg
li? ein- —- zweimal »im Vorüber
ge en«. Und seine alte Liebe zu Rath
erwachte dabei von neuem.
Eines Abends — Johannes war
nicht daheim — betrat er sehr ausge
r( t den Garten, darin Rath gerade
be chästigt war. Und hier war es,
wo er ihr seine ganze Liebes- and Lei
densgeschichte beichtete.
»Ich wandelte auf Jrrwegen; ich
glaubte, Senta za lieben, and sehe
nun. daß ich einem falschen Glücke
nachjagte. Da allein bist mein Glück.
Kannst Da mir vergeben, Ruth?«
Und Rath vergab mit seligem Her
zen. Sie war über· lüeilich, sich von
Hans Joachim gelie t zu wissen; er
war ihr-, da er nicht mehr Majoratsg
erbe, andern ein einfacher Leutnant
war, bedeutend näher gerückt.
Als Johannes zurückkam, fand er
ein strahlendes Brautvaar, und seine
noch immer etwas schmerzlich entsa
gangsvollen Züge erhellten sich, als er
ihnen von Herzen Glück wünschte.
»Wie wollte ich Dir ein gleiches
Glück von Herzen gönnen, Johannes,«
tagte Rath später zu dem geliebten
Bruder, der noch immer leine Anstal
ten machte, sich eine Frau zu suchen.
»Was ist denn ein evangelischeg Pa
storhaas ohne eine fromme, tugend
same hausfraa?«
Sie hatte wohl eine Ahnung von
dem, was er verschwiegen in seinem
Herzen trag, aber sie meinte, ein
Mann könne einer anglücklichen Liebe
nicht so lange nachtraaern als das
zarter empfindende Weib.
Johannes lüclxelte denn auch.
»Ich glaube es Dir, mein Liebling
-—— sobald ich eines rau finde. die Dir
gleicht, nehme ich Ie,« scherzte er.
Rath gab ihm dafür einen scherz
haften Schlag auf den Arm and blau
derte ihm noch den ganzen Abend von
ihrem Glücke vor.
Am nächsten Ta e reiste iie nach
Wolssbarg u den thern zurück. wo
hin ns oachim ihr bald fol te,
am ich der Eltern Jawort za er it
ten.
Und einmal in Wolfsburg, konnte
Lang Joachim nicht umhin, Mel-Wolfs
barg zu besuchen, die er niwt mehr
hatte etreten wollen.
Doch er hatte ja seine Rath am
Arm, and mit dieser zugrmmen wäre
er ohne Bangen dem easel egen
abergetretem wieviel mehr der s iinen,
iieben, jungen Schloßherrin, die ihn
so freundlich und herzlich empfing. als
ei nie etwas zwischen ihnen geschehen,
deren Glückwitnscheso recht von her
zen kamen.
Auch Gras Marimiiian zeigte seine
unverhohlene Freude iiber die Verlo
bung eines Nessen mit Ruth, und ehe
band zoachim Abschied nahm« um in
seine arnison zurückzukehren hatte
er ihn so weit get-tacht. daß er das
Rittergut Buchdors ais Hochzeitsge
schent von ihm annehmen wollte. Um
Nuths willen hatte Hang Joachim sich
iilerreden lassen.
Einiqe Wochen später wurde der
tleine Diethetm geboren, und Hans
Joachim und Rath wurden zu Pathen
geladen. Beide nahmen dieses Ehren
amt mit Freuden an und trasen mit
den anderen Gästen pünttlich aus der
Wolf-barg ein
So war auch die Versöhnun mit
hans Joachim mschlossem nur oben
schien noch immer u ziirnen. Senta
ctte ihm verschied ne Male geschrie
n, ihm das frohe Ereigniß mit e
theilt nnd ihn zum Pathen ihres K n
tes gebeten. Daraus hatte Robert ge
antwortet, er niihme das hohe Ehren
amt selbstverständlich an, aber sie mäe
ih hin nicht oziirnem wenn er der Taste
nicht pers lich beiwohne. Er könne
sich jetzt noch nicht entschließen, sie
wiederzusehen; spiiter vielleicht.
Und wirttielzt am er später, nach
Jahren, ais ie alte Tante Sabine
im Sterben lag und nach ihm ver
lanstr. So wurde der Tod der alten
Wsiburgerin die Brücke, die die bei
den Verwandten, die sich einst wie
M
Schwester und Bruder nahefiandem
wieder zufammenfiihrtr.
Schon zur Taufe ihres Erfitgeborh
ncn hoffte Senta auf dieerer voller
Zuversicht, und darum fiel trotz Ro
berts Ablehnung lein Schatten auf
den frohen Tag.
Jn der feftlich gefchmiickten Dorf
lirche vollzog der alte Paftor Degen
hart, der auch fchon das glückliche El
ternpar getraut hatte, den Taufalt an
dem lleinen Majoratserben, den der
ehemalige Erbe mit feiner Braut zu
fnmmen iiber der Taufe Hielt
Auf der Wolföburg and darauf
eine feftliche Tafel statt, an der man-«
ches Glas Champagner auf das Wohl
nnd Glück des lletnen Diethelm ge
leert wurde.
Als aber die Gäste fort waren, be
traten die Eltern noch einmal Hand
in Hand das Kinderzimnier und
beugten sich über die mit ro afeidenen
Vorhängen gezierte Wiege, arin ihr
Gliiel schlief.
Die Fäuftchen feft an die rosigen
Väckchen gepreßt, lag der lleine Bube
da und träumte feinen unfchuldvollen
Kindertraum
Maximilan aber zog fein junges
Weib an sich und lußte es. »Die
danle ich mein Glück, geliebtes Weib,
und tausendfach möchte ich es Dir ver
gelten.«
fSie fah mit inniger Liebe zu ihm
an .
»Vetqiß nicht, Maximilian, Du
fchenlleft mir schon alles, was Du
besitzeft: Dein Herz und die Heimath."
(Ende.)
--—---— »
Ilieespenslon in Inst-allow
Ein interessanter Altersversor
gungsplan wird von Melbourne berich
tet. Er ist das Ergebnisz der Korn
missionserhebungen, die auf Veranlas
sung des australischen Staatenbundes
unter dem Borsttz des Generalpostmei
sters veranstaltet worden sind. Der
Plan schlägt in der Hauptsache vor, die
Bundesregierung solle allen Personen
im Alter von 65 Jahren die andauernd
25 Jahre innerhalb des Bundesgebiets
gewohnt haben, Pensionen von wö
chentlich 10 Schilling auswersen und
zwar unter gesetzlichem Rechtsanspruch
und nicht als Spende der Wohltätig
leit. Die Kosten werden auf andert
halb Millionen Pfund Sterling
angeschlagen und sollen der Bun
destasse zur Last fallen. Diese
Pensionen sollen alle vierzehn Tage
ausgezahlt werden und zwar
durch die Postanstalten im gan
zen Bundesgediet. Jn besonderen Fäl
len soll schon mit sechzig Jahren der
Bezug der Pension gewährt werden.
Zum Bezuge der Pension sind alle die
jenigen berechtigt, die nicht iiber 26 Pf.
St. (520 M.) Jahreseinlommen be
sitzen. Geistestranlen und sonst tör
perlich Hülfslosen wird die Unterstütz
ung durch Anstalten zugute gebracht
werden und Trunkenbolde sollen unter
Aussicht gestellt werden. Chamberlains
Gedanke, die Privatunterstiitzungs
und Krankenkassen zur Durchführung
des Altersversorgungsplanes nutzbar
zu machen, wurde von der Bundestom
mission hauptsächlich aus dem Grunde
verworfen, weil die genannten Gesell
schaften durchweg dem Plane abgeneigt
seien und weil die von diesen Gesell
schaften gemachten Anlaufe, durch Bei
träge eine Altersversorgung einzurich
ten, an dem Mangel an Beteiligung der
Mitglieder gescheitert sei. Das deut
sche System fand ebenfalls als Plan
im ganzen keinen Antlang, doch schlug
die Kommission dor, ihren eigenenPlan
durch gewisse Züge des deutschen Sy
stems zu erweitern. Es tönnte zum
Beispiel die Belastung des Pensions
fonds dadurch erleichtert werden, dasz
die Regierung einen Bersicherungsplan
ins Leben riese» der es Eltern möglich
mache, durch Präinienzahlungen nach
dem Grundsatz der hinausgeschobenen
Leibrenten die spätere Zukunft ihrer
Kinder zu sichern. Der neue Alters
oersorgungsplan ist von der Kommis
sion einstimmig genehmigt worden und
soll alle Aussicht haben, in der nächsten
Tagung des australischen Bundesvars
lamentes durch-zugeben
Beim Durst-reden
Bauer: «Bader, gib mit a Mittel
fika Zahnwelx i kams- nimmet aushal
ten vor Schmet- en1« «
V a d e r : »F wacht. Michi, sütt
Sah-weh balk I jet md niz hab-dam
Aber a ganz a neues ittel fürs Bauch
weh hab i da, bös nimmst mit; kost« auch
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Natürlich müssen wir ein Schlacht
schtss bauen, das noch größer i als Ue
»Dreadnought«. »Bitte lo e dekfe
mer uns nit.«
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Die Welt in sein Herz zwingen Isa
nen Jst mehr wett, als tm Ei
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