Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 30, 1906, Sweiter Theil., Image 11

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    Ofen-r schreibst-tief m
cis-it Imtstmgei.
No. 200.
Wisse Se. zu
was für e
Kantluhschen
ich jetzt tom
sin? Well, i
wilks ane
sag-. Sie ken
ne mich schon
lang genug un
Sie, wisse auch
was mein Kereeckier is. Ich Un in
alle Din e keht un meine I gut mit
jedem en e un for den Riesen eck
fpecki ich an , daß jeder Mensch mich
aug den Weg triete sollt. Ich sen a
au meine Fahlts, awwer die m io
schmal, daß mer se puttinier gar nii
ehn dahi. FaFiickL mer kann se
gar keine Je ler rufe, ich sin blos
wann un dann e wenig peckjuliek, un
as is all, was iig sin. Mein großiet
unsch is dek, aß ich gleiche deht,
wann alle Piebeis so gut un dieseni
Hi un wäre, wie mich, mit einem
ori, ich duhn gleiche, die Welt zu
imptuh e un die Menjche auch. Aw
toet, i hen jetzt e differente Oppin-·s
nen; was is die Juhs, hen ich zu
, i gesproche, bei allem was ich duhn,
do ind ich nue Apposischen un die
Leut duhn doch was ke pliese. Von
e i an mach ich’s eck äcktlie wie der
ili p, was mein Hof-band is. Der
lebt o in den Dag einei, duhi sich
um nicks workie, duhi blos xei eigenes
Bißneß meinde un mehr chtendeils
das nii emol, un is den Weg verdolli
besser-ab, wie mich. Jedes duht ihn
leiche, wo et hinkommt, do freue sich
ie Piebels un wann ich wo hin
komme ,do stecke se die Köpp zufamme
un wischpeke sich in die Ohre; off
Hohes duhn se itowek mich todte; un i
wann fe auch mich ins Gesicht freund
Uch sin, dann denke se doch, wann
die doch liewet gar nit komme deht,
die hoi doch bloß Fahltg zu finne un
Niemakts iwwee annere Piebels zu
mache. Nosser, von heut an hen iche
onnete Pehtsch iwwekgedreht un ich
in ichuhr, i sin verdollt besser av.
ie Masken d, wo ich for die Kidg
ussgeman den, die dot’s sor mich ge
settelt. it blos, daß ich den schreck
lirge Trudel un all die Eckseitement
ae abt den« nosser, ich den auch noch
schen-re Eckspenzejs eliabi. Denke Se
nur einol. die miisgerabliae Kids hen
La auch e ganze Latr Demmetsch in
ie Hahi angericht So edaut e hal
des Dutzend toare in den Waschrudm
un den e Roh an den Schendelier
Iteit un hen ich e Schwing gemacht
en se sich ceschwunae un hens
schtie lich dasch ganze Schendelier ab
gerige Es war e großes Gfuck, daßj
s Gäs adgedreht aehabt heu
Denke Se emol, was das e Feuer
hätt gewwe lönnet Die mehrfchte
hen au? ihre Name mit Bluhpenzei
an die rischgepehperte Wath geprint
un ich den sor neues Pehper bezahle
mii e. Wann ich Jhne alles sage
wo t, was die Feger angestellt heu,
dann lönnt ich noch bis morge schwatze,
awwer ich denle Sie dudn doch nit
sor kehre. Ich hen auch dies-not wid
der eingeschn, daß die Wedegweilern
an recht war un in Kuhzunst, wollt
ich sage in Zukunft, will ich nit mehr
so dumm sein. Jch hen mit den Phi
iipp gesproche un ben bei itm e tliere
Brest gemacht un hen ihn geprammiszt,
da ich von jeg an ihn in alle Stücke
fvge wollt. s as is der Stoff, hot
er gesagt, un das is was ich schon
längst von dich gewollt hen. Hier
nemm emol en Schnuff mit mich, das
beruhigt die iNödrss. Ach. den ich ge
sagt, lo mit den Stoff in Ruh
das is as e ligste, was en Mann alH
e fäbbit hawwe lann un ich duhn
wt che du dedtst den Schnufs ste «;.spe
Do hot er en Kopp kriegt, der tear io
roth, daß er gar nit mehr rother hätt
sein könne. Liz le hot er gesagt,
wann du mich sage duhst, ich sollt
mich das Bierche adgewödne, dann
kann ich dich nit biet-me awwer duhn
duhn ich«s doch nit; wann du mich
awwer sage dudst, ich sollt tein
Schnuss mehr tiickele dann sag ich
dich strebt eraus, dasi du mistehten
dist, un daß das keine Frau von ihren
Mann frage soll. Jch chsin e Member
von den Bohrd off Ettjuledschen Zu
den Schan brauch ich oss Kohrs nit
viel Verstand awwer ds bische was
ich brauche das lrieg ich von den
Schnuff. Der Mensch is doch manch
mol o dumm wie auch e anneres
Stil elche Vieh, mitaus daß er’s
helfe kann un das höppend mich au
als empl. Jn so en Kehs tiickel i
rnich en Schnusf un dann kommt der
Verstand wie e Leitnina in mein
Kupp, dann werd met bische Brehn
tliehr un i sin wie mer so uss
deutsch sage uht »gohstritsch«, dann
hen ich Eidies un die Annern sin all
itrwer mich surpreist. Dich dehts
euch kein harm, wann du als enrol en
Schnuss nemme dehtft· Un dann noch
e anneres Ding, die berühmteste Mön
ner hen Schaut ariuhst. Do is for
Jnstenz der S eins-biet Besor daß
ver die Jungfrau von NuhsOrliens
geschriwtve hat« do hot er e Pries ge
ttickelt un die Jungfrau lelyt heut noch.
Do is der alte Fritz, wo Emveree von
Deutschland war un e Geschwisterttnd
von den «ehtae Kaiser ts. Wei der hot
in jede actet e Schnusfdacts aehabt;
un dentst du, der hatt die Bättel von
Waterluh gewonne» wann et nit vor:
her ein dti mehrere Schnusss getäetett
hätt? Do is der Schiller-, wo auch
aanz gute Sache gemacht hat. Wieder
die Jnsptrehschen zu den schöne Lied
»Ich weiß nit, was soll es bedeute«
kriegt hat« weißt du, was det Kags
das u war? 1Zchw ill dich'z sage
ho? sei Schn acks in e annere Kaht
Pebabh un hokb kein Schnuffx tiiaeie
onne un das hat ihn so sähd fühle
mach e. J bleiwe dabei, jeder Mann,
wo egute ttjuiehschen hat« wo tie
feind is, un wo mit sein Kopp schaff e
dicht, der duht Schnuss juhse Ach,
schott ab, ken ich gesagt; ich denke,
es is e bö es Häbbikun das is all; »
ich hen noch nie nit gesehn, daß der
Wedesweiler Schnusf juhse duhL Das
is torreckt, bot der Philipp gesagt,
awelvr is der Wedesweiler engebildeter
Mann? Ei geß nit. Wenn er awwer
emol e ute Eidie hat dann bot er
sich en Hnuss bei mich getäckelt ge
habt un erbot uiclg gekost. Wei,
ihn-en Lehdies dubn e Priesche nit
verachte Do is for Jnftenz die alte
Kwien Victoria. Die bot doch schuhr
genug ihr Bißneß verstanne un die
bot auch dasselbe Häbbit gehabt. Well,
ich hen nit gewußt, ob das all so ge
wese is, wie der Phil qesagt hot un
do ben ich auch meine Rubl nit breche
wolle. Jch hen gesagt: Ahlrecht P il,
mach was du willst, un do hot er Ich
vor lauter Freud en Schnufs qetiictelt,
wo en Ellefant drei Daa lang zum
Schnieße gebracht hätt Ich hen mei
Temper so getschehnscbi daß Sie mich
gar nit mehr kenne.
Mit beste Riegardg
Yourg
Lizzie HanfsiengeL
penmthnti Fries-Eiche Sprach
streifte-.
Immer merkwürdiger und interes
santer werden die Funde griechischer
Papyri im egyptischen Boden. Jn
dem soeben erschienenen »Hermes«
(1906, l) veröffentlicht der Hallenfer.
früher Würzburger, Historiter und
Herausgeber des Archivs für Palm
ruskunde etc. Ulrich Wilcken eine Ab
handlung von 40 Seiten über ein im
Besitz der Würzburger Papyrussamcw
lung befindliche-«- Fragment, dessen
Ankauf durch die Stiftung des Würz
burger Mathematiker-s Prof. Dr.
Prnm ermöglicht worden ist. Dieses
griechische Fragment ist von außeror
deutlicher Wichtigkeit, sodaß man
Wilckens Ausspruch, es sei ihm schwer
geworden, kein Buch darüber zu schrei
ben, wohl begreifen kann. Es ent
hält die Schilderung einer Seeschlacht
im zweiten punischen Kriege, in der die
mit den Römern verbündeten Massi
lioten (Marseille) durch ihre Seetaktik
den Sieg der römischen Flotte über
die Karthager ermöglichen. Nach der
auf der Rückseite des Pabyrus erhalte
neu Aufschrifl rührt das Fragment
aus dem ,,Vierten Buche der Bücher
von den Taten des Hannibal« von
Sosylos her, welcher der griechische
Lehrer, Sekretiir und Kampfgenofse
hannibals war und den zweiten ouni
schen Krieg im Hannivalschen Lager
mitgemacht hat. Wildens Aufsatz hat
alles Wichtige aus dem aus 40 Fetzen
mühsam zusammengesetzten, in der
späteren Ptolemäetzeit, so um 100 vor
Chr» geschriebenen Papyrus herausge
holt, den Wilden vielfach ergänzt hat.
Die erste und vierte Kolonne sind
nur dürftige Reste, die dritte und
vierte haben zusammen ungefähr 70
Zeilen von 15 bis 20 Buchstaben.
Einiges aus Wilckens auf ausführ
lichen gelehrten Deduktionen beruhen
den Resultaten soll kurz wiederholt
werden: Sosylog, ein peloponnesifcher »
Grieche, ist bei Polybios, Corneliuss
Nepos und Diador als Historiker ge
nannt. Das nunmehr gefundene, aus
seinen "7 Büchern allein erhalteneffrag
ment stellt Sosnlos als ernster zu neh
inenden Vinorirer hin, ais man nach
einen( sehr absprechenden Urteil des
Polhbias über ihn erwarten durfte.
Als Grieche kann er die Niederlage
der Karthager, aus deren Seite er
kämpft, um so leichter zugehen, als ja
seine Landsleute, die griechischen Mas
silioten, durch einen Gegenzug gegen
eine gewisse vhönitische Taktik den
Sieg herbeigeführt haben. Die Ge
gentattit gegen einen »siuiulierten
Frontangriss, Hindurchsahren durch
die seindlichen Schiffe, Flantenangriss
nach vollzogener Wendung« hatten die
Massilivten aus früheren Jahrhunder
ten in Erinnerung. wie Heralleides
von Mylassa sie in der Schlacht von
Arteniision gegen die Perser ange
wandt hatte, indem er hinter der ersten
Schissssront in gewisser Entfernung
eine kampsbereite Reserveslotte ausge
stellt hatte -—--, so daß das Soshloös
Fragment auch noch Licht aus die
Schlacht von Arteniision vom Jahre
480 v. Chr. wirst, ohne sich allerdings
rnit der Herodotischen Schilderung gut
vereinigen zu lassen. Endlich versucht
Wilcken die Seeschlacht des Soshloss
Fragmentes mit der an der Ebromiin
dung irn Jahre 217 v. Chr. zu identi
sizieren (Polhbios lll, 95, 5 ss. und
Livius XXIL 19. 5 ss.) und scheidet
den Seesieg des M. Vaterius bei Clu
pea (208 v. Chr.) und den des Jahres
207 aus. —- Zahlreiche Probleme sind
durch diese hochtnteressante Publiku
tion angeregt, die die Althistoriter,
Philologen und Seestrategiter noch ost
und lange beschäftigen werden.
----.- -—.--—-—·
Muß es denn gerade ein Streit
sein? Es gibt doch auch andere Aug
tcden für das hinauftreiben der Koh
lenpeeisr. Und schließlich ist ja unser
Publitum so geduldig, daß es sich
auch ohne Begründung oder Auörede
Alles gefallen läßt
Q- .
Nur die des Lebens Tiefe geschaut,
stehen auf der Höhe.
Die Kußmafchine.
Hitmoreste von E l s e M e e r ft e d t.
Die »Harnionie«, einer der größten
iznd angesehensten Vereine der Stadt,
veranstaltete eine Wohllhiitigteitsvorx
ftellung zum Besten der Armen. Das
in den Zeitungen veröffentlichte Pro
arainni rief großes Aufsehen hervor,
denn eH tündigte als Clou die Vorfüh
rung der ,,Kußmaschine« an unter
Beifügung der Bemerkungen: »Neu!
Originelll Noch nie gefehent Unter
LJiitwirtungsvon sechs der schönsten
jungen Damen des Verein-M Alle
Weit zerbra sich den Kopf über die-«
sen räthselha ten und vielverheißenden
Gegenstand, besonders die Herrenwelt
zeigte sich förmlich elettrisirt, die Bil
Ietg gingen reißend ab, und die Vor
ftellnng fand vor einein bis aus den
letzten Platz besetzten Saale statt.
Die Außmaschine stand als letzte
Pirce auf dem Programm. Die Er
wartungen iraren aufs höchste ge
spannt, als endlich der sehnlichft her
beigewünfchte Moment erschien nnd
der Vorhang der Bühne sich hob. Zu
nächst erblickte man freilich nur einen
Herrn im Fract, weißer Weste und
Chapeau Claque. «
»Bei-ehrte Herrschaften!« begann
dieser. »Ich stelle mich Ihnen vor als
den Jmprefario, den Erfinder und
Berfertiger des bisher in der Welt ein
zigen Apparates-, dem ich den Namen
Kiißinafchine gegeben habe. Der Zweck
des Apparates ist einfach folgender-:
« Wie Sie wissen, ist es in Wohlt iitigs
trüg-Vorstellungen, in Wohlt eisig
Ileitgbazaren u.s.w. üblich, daß be-:
E sonder-Z altruistisch enipfindende junge
»Damen zur besseren Förderung des
H edlen Zweckes sich gegen hohes Entgelt
tüfsen lassen. Das ist aber meist für
zdie betreffenden Damen genirlich und
« peinlich, und doch ist im Interesse der
Charitag dieses segenspendende, hoch
herzige und begliictende Opfer nicht zu
entbehren. Jn der Rußmaschine stelle
ich Jhnen daher eine sinnreiche Vor
richtung vor Augen, welche das Küssen
möglich macht, ohne daß die sich
ovfernden Personen, wenn sie sich tits
sen lassen, gescheit werden· Jch bitte
die verehrten Damen, die sich im Jn
teresse der guten Sache lzur Mitwir
tnng bereit ertliirt haben, sich mir zur
Verfügung zu ftelleii.«
Mit Spannung schauten alle An
wesenden auf: wahrhaftig sechs der
reizendsten jungen Mädchen der Stadt
erhoben sich, hold erröthend, von ihren
Plätzen und stiegen die nach derBühne
führende Stiege hinan. Drei stellten
sich zur Rechten, drei zur Linien des
Jmpresario so standen sie einige
Minuten, damit das lebhaft applau:
dirende Publikum sie genügend be
wundern tönne· Dann erklärte der
Arrangem, die Vorführung der tinsz
« inaschine werde sogleich beginnen.
s Der Vorhang sentte sich. Wohl zehn
«Minuten verflossen in gespannter Er
wartung, dann hob er sich wieder. Auf
der Bühne erblickte man ein etwa einen
Meter im Durchmesser halteiides, zdei
Meter hohes, viereckigeg GestelL ais
iunduni dicht mit schwarzen Vorhiiu
Hen verhiillt war. Aus der Vordersten
Oraperie sah man einen tunstvoll ge
malten lieblichen Mädchenlops in na:
türlicher Größe, anscheinend auf stur
ten-. Carton dargestellt. Die Stelle
aber, wo sich lder Mund befand, zeigte
nicht diesen, sondern eine entsprechende
Oeffnung. Neben dem Apparat stand
der Entrepreneur, im Hintergrunde
standen die sechs jungen Damen.
»Die sich tüsseii lassende Person«
deinonstrirte der Schivarzbesractte.
»verbirgt sich ini Apparat. Ta sich
sechs junge Damen zur Verfügung ge
stellt haben, so wird die Proztdur in
sechs Abtheilungen vor sich geben«
k«oischen jeder Atstheilung wird sich
der Vorhang siir einige Augenblicke
senten. Es erhöht den Reiz der Sache
wenn die tuleustigen Herren nicht wii
sen, iren sie tüsseu. Die Maschine
funktionirt sehr einfach und prii.-.i-.-..·
sie ist ein vollkommener Autoinat. Ter
ieflettirende Herr toder auch die
Dame, wir nehmen Geld von allein
tritt auf die Bühne nnd wirft ein
Goldstück in die rechts von dein Da
Zineiitopf befindliche zweite Oeffnung
i der Maschine; sobald die Miinie iiiite:.
aufschlögt, erscheinen die Lippen der
die Maschine bedienenden Person in
der Mundöffnung und der Kuß wird
lapplicirt. Der Autoinat reagirt aber.
; wie ich ausdrücklich bemerken will, nur
laus Zehn-· und Zwanziginartftilae.
Während der Prozedur spielt die Ma
schine den Kußwalzer·«
Wieder fiel der Vorhang heran
Einen Augenblick später erhob er siih
wieder. Die Damen waren ver
schwanden.
»Ich ziehe jetzt die Maschine aus,«
erklärte der Entrepreneur und drehte
daraus wohl zwölfmal einen richtigen
Schlüssel in einem an der Seite des
Apparates angebrachten Riesenschloß
herum. Sofort vernahm man die be
ftrictenden Töne des Kußivalzerg, von
iiner Spieldose, einein Leierlasten oder
iiåein ähnlichen Instrument ausar
i ri. «
»Jc·.t möchte wissen, welche von den
sechs darin ist,« sagte einer der jungen
Herren zum anderen.
»Das ist Geheimniß —-— ec« soll eben
vermieden werden, daß man hinterher
iniit de111«5euß tenommirt. So ist's-s siir
idie jungen Damen weniger genirettb.«
»Alle sechs sind "ja entzückend,«
ni-«.1te ein dritter.
»Ich hätte so gern Fräulein Agneg
Hochstiidt gewählt,« ein vierten
»Und ich Fräulein von Wunsiedel,«
ein fünfter.
«Eine gloriose Erfindung!« lachte
ein sechsters--— und eine ganze Anzahl
dränate nach der Bühne. Der Imme
sario hatte recht: die Kußmafchine
unttionirte tadellos. Klingt fiel das
Goldstück nieder ——-— die Mundöffnung
füllte sich mit ein paar frischen rothen
Lippen, der Getdspender preßte die
seinen darauf und verließ beseligt den
Platz, den sofort ein anderer einnahm.
Sechs-mal schlon und hob sieh- der
Biihnenvorhang; die Zuschauer amti
sirten sich königlich und jubelten laut
Beifall. Geradezu stiirinischen Ap
ril-aus aber entfachte folgendes Inter
niejzm Einer der Herren wars ver
sehentlich oder zum Spaß ein ein
saches Martstiick in den Einwurf. Da
gab eg teine Rosenlippen, sondern ein
zweiter aus Leinwand gemalter Da
inentopf rollte iiber den ersten herab,
ebenso reizend und lieblich, aber mit
der ausgestreckten Hand vor dein Räs
chen. Und die Musik der Maschine in
tonirte dazu die Weise: »O du lieber
Augustin, alles ist hin, hin, hin, 's
Geld ist hin, ’H Möbel isthin, o du
lieber Augustin, alles ist hin!«
» tEndlich toar die Vorführung been
tc .
»Ich werde Jhnen nun das Jnnere
der Maschine enthüllen,« erklärte der
Entretireneun Vorher habe ich den
verehrten Anwesenden die hocherfreu
liche Mittheilung zu machen, daß die
Produktion der Kuszinaschine ganz
allein die Summe von 820 Mark fiir
unleren edlen Zweck ergeben hat. Jch
danke herzlich allen edlen Spendern
nnd auch Ihnen, meine lieben jungen
Danten,« ——-— bei diesen Worten tauch
ten alle sechs jungen Damen aus den
Finlissen auf, rechts und lintg je drei
— »die-sitt die gute Sache so heroische
Opfer gebracht haren«.
Die Anwesenden staunten - da
standen ja alle fertig Mitwirkenden
eben aber hatte die Maschine doch noch
getiifitt Wer befand sieh denn darins
Lacixetid hob de. Jnipresario die vor
dereDraperie empor und enthüllte - «
die stattliche Gestalt eineg jungen, in
Fiille der Gesundheit prangenden
Tieiistiiianneg, der sich sreundlichst
lächelnd vor dem Auditoriuni ver«
beugte·
Zwei Selunden herrschte totale Ver
bliissung, dann brach ein Gelächter
los, wie es diese Riiume wohl lauin
je vernommen hc·.tteu. »Es lebe die
Kußmafchinei« schrieen alle, nur die
Getäuschten schrieen nnd taki-ten nicht
rnit, sondern ma« ten lange Gen-Her
und dienten den ganzen Abend und
noch mehrere Tage ihren Bekannten
als Zielscheirse -deS Scherzes und
Spottes-.
»Verzeihen Sie den Scherz, meine
Herren!« tröstete der Jnipresario
»Aber den jungen Damen konnten Sie
doch so etwas wahrhaftig nickt zumu
then, ««uud außerdem war es Ihnen
allen doch sickserlich nicht iiiiideiistiifi,
sondern die Förderung unserer edlen
Bestrebungen zu thun. Aufzerden diir
sen Sie den Trost mit nach Hause ueh
men, das-, die Itusxniaschiue weder Sie
noch andere je wieder hineinlegen wird,
denn ihr Geheininisi ist nun enthiillt.
und sie wird nie wieder sunttiouiren.«
»Und ich hatte mir so fest eingebil
det,« fliisterle einer derlsieprellten sei
nein Freunde zu, »ich hätte die anibros
fischen Lippen der schönen Agneessge
tiifzt. Man hätte uns- toenigstens in
I«
der süßen-Täuschung belassen sollen.
——--.-. ———
Die Witsdsorsuntsorm.
Aug London wird gesctiriebenxDer
schöpseriseixe Geist des als Former
Georg« bekannten dritten enclischen
Königss- aus dem Hause Hannover ist
fiir eine Neuekung verantwortlich ge
wesen, die sich mertloiirdigerloeise bis
in die Neuzeit erhalten hat. stönig
liteorg der Tritte hat die Windsbr
tlniforin geschaffen dag Kleidung-Z
stück, das slönig tsdward der Siebente
mit zarter Aufmerksamkeit dein ton
jervativen Ztaatemann Artbnr Jamee
Balfour verehrte, als dieser in den
ersten Dezembertagen bon der Leitung
der Landesgeschäfte znriirtt:at. Herr
Balfonr darf, je. er mus-, sogar in der
Windsor lluiform am königlichen Hof
erscheinen, so nft König Eduard in
Schloß Windsor weilt und ihn drots
hin« einlädt Die Windsorstlniforin
besteht, nebenbei bemerkt, nur aus
einem sileidungsstiich einem blauen·
Icsorn doppelt ülserselilagenen Frack mit
scharlachfarvenem Kragen und Still
pen. Aus den fiinf verroldeten sind
pfen ist die tönialiae Krone und der
löniglicl,e Namens ug angebracht Alle
Welt glaubte, daß diese Windsor llni
form mit dem Tode der Königin Vit
toria vom Hof verschwinden werde.
Aber lurt vor der Antunst des Rö
niglz der Helle-rein der im verloichenen
Oktober hier aus Besuch loar, bat
König Eduard die von seiner Mutter
erlassenen Verordnunaen iiber das
Tragen der Windsor llniform bestä
tigt Diese Verordnungen geben ge
wissen Minister-r und Hosbeamten das
Recht zum Tragen der Windsor Uni
form Wenn diese Leute vom Amt zu
rücktreten, diirfen sie die Windsor
Unisorm nur mit besonderer Erlaub
niß des Königs tragen. Diese Erlaub
niß hat Herr Balfour erhalten, der
sonst im purpurnen, mit Goldtressen
bedeckten Rock eines Geheimrattses bei
Hof erscheinen mußte.
Vor den Wünschen, die ein Weib im
Herzen hat, brauchst Du Dich nicht zu
fürchten, wehe Dir aber, wenn sie
Wünsche im Kopfe hat«
Kürzlich heiratete ein Mann von
101 Jahren eine Frau, welche 100
Lenze erlebt hatte. Den Depefchen zu
folge war dieser späte Liebesbund sehr
romantisch; sollte wohl heißen thea
motifch.
i Die samt-enden von sonsti.
Die Geschichte der Katakomben vom
Paris reicht bis in das 17. Jahrhun
dert zurück, alte Steinbriict;e, die seit
dem fünften Jahrhundert in Ge
brauch· aus der Ebene von Montsou
ris bis in die Nachbarschaft des Mont
Ste. Gcnevieoe gewählt worden wa
ren, und seit Jahrhunderten schon
verlassen nnd in völliger Vergessenheit
lageu· DieKatatomben erstrecken sich in -
seiner stundenlangen und breiten Aus
» dehnung von Oft nach West unter der
Südhälfte von Paris bis fast an die
ISeine Nur eine Erdtruste von nicht
allzu beträchtlicher Dicke trennt diese
noli-reichen sQuartiere von den Ab
.ariinden, die snh so weit und lichtlos
» unter ihnen dahinziehen. Wenn man
. die Katakombcn durcliwandert, so
wirkt die schauerliche Stille besonders
ans den Besucher, das Rollen der Wa
gen, die oben, in Paris iiber die Boule
oards, Mont-Parnassc und Mont
rouge, oder durch die RucBaugirard
und Sksdres laufen, ertönt wie der fer
ne Schall eines dumpfen, ununterbro;
chenen Donners-. Mehrfach aber auch
und namentlich gegen das Ende des vo
rigenJahrhiindertS, kurz vor dem Ang
s bruch der französischen Revolution,
s vernahmen die Bewohner dieser Gegen
s den einen furchtbaren Donner aus der
! Tiefe, der Boden unter ihren Füßen
l schien zu schwanten wie von einetnErdi
sbeben, einige Häuser sentten sich und
» mehrere wurden gänzlich verschlungen.
I Es waren die Warnungkrufe der Ka
I tatomben·
! - Man hörte fortan nicht auf, sich zu
. erinnern, daß Paris aus einem Grabe
I stehe. Ein Grab ..... dem die To
» ten fehlten. Schon im Jahre 1777, als
» man die Katakomben gleichsam wieder
; entdeckte, hatte der damalige General
; Leutnant der Pariser Polizei, Lenoir,
i den Gedanken, in Verbindung mit den
Katatomben ein Projekt auszuführen,
das ihn zu jener Zeit beschäftigte. Zu- .
erst mit Schrecken, dann mit wachsen
dem Staunen hatte man den ungeheu
ren Raum kennen gelernt, der unter der
Erde zur Verfügung stand, während es
dem Paris iiber der Erde von Jahr zu
Jahr mehr an Raum fiir die zuneh
mende Bevölkerung gebrach.
Damals befanden sich nämlich alle
Friedhofe noch im Jnnern der Stadt,
teils in den Kirchen, teils in ihrer un
mittelbaren Rähe. Seit undentlicher
Zeit hatte man die Toten aus diesen
Kirchhofen so ,3usanimengepackt, dafz sie
nicht nur einander, sondern auch den
Lebenden im Wege waren; diese Kirch- .
böse-, ganz abgesehen von ihren gesund-· !
heitsfchädlichen Folgen, hemmten das »
Wachstum der Stadt und sperrten die
Zirtulatiom
Pielfach daher und immer lauter
ward die Anlage neuer Begräbnis-stät-:
ten an entfernteren Aufzenpunlten der
Stadt verlangt; wohin aber inzwischen
mit dem Inhalte der alten, dem Moder
von anderhalb Jahrtausenden? Zus
gleich mit der Auffindung der Kata
tomben schien die Frage beantwortet;
doch starb Leonir, bevor man zur Aus
führung schreiten tonnte, nno diese
blieb seinem Nachfolger vorbehalten,
der dag Wert sogleich in Angrifs nahm.
Am 7. April 1786 wurden die Kata- -
totnben ihrem neuen Zwecke feierlich;
übergeben, indem der Erzbischof von .
Paris sie mit einem Gottegdienst zur
Aufnahme der Toten tonsekrierte, und »
nun begann jene Leichen--Odt)sfee, die, ’
« wenn man es recht bedenkt, etwas z
Gräßlicheg an sich hat- Man machte l
den Anfang mit der Räumung der Ci
metiisre des-' Jnnocent5, die den Platz in
der Nähe der heutigen Zentralhallen !
bedeckte. Dieser Kirchhof, der schon (
im Jahre 1186 fiir alt galt, umfaßte
im Jahre 1785 iiber eine Million mehr l
oder minder wohlerhaltener Särge; (
ein einziger Totengräber, der letzte die
fes stirchhofes, hatte im Verlaufe einer
gesegneten Wirksamkeit von dreißig
Jahren Flaum seiner llltitmenschen zur
ewigen Ruhe gebettet. Der Einigrass
tion dieser Million schlossen sich in gro
.f;er Anzahl die übrigen stirchhöfe von
Paris an. Während eines Jahres hat
man unauggesetzt, selbst bei Fackel
schein, an der Wegschaffung der« Lei
chen gearbeitet, um Paris von den Re
sten seiner Vergangenheit zu befreien.
Man schaffte sie nach den Katatomben
und schüttete sie durch eine in der Stra
fze der Tombe Jfoire befindliche Grube
hinein.
» Man hatte sich lange nicht Rechen-v
schaft darüber geben tönnen, wo die
Revolution ihre nach Tausenden und
Zehntausenden zählenden Opfer ver
scharrt hält? Der Weg zu den Kata
» tomben war ja gefunden; hierher
brachte man zuerst die Opfer der
Kämpfe und hierauf die Opfer der
Massacres und der Guillotine. Wäh
rend der Revolution waren es nur die
»Masfenkondutte, die man hierher leite: s
ie, wie jener qranenhafte Leichenzng
ivon mehr als Dreitausend nach den
Sepieinbertagen des Jahres 1792·,
später aber leerte man hier auch die
eigentlichen Revolutions : Begräbnis
siätien aus. Da wurden die dreizehn
hundcrt Geiöpften des Cimetiiske von
Picpus in die Kaiakomben geschafft;
und dort unten fanden sich St. Inst
und Robespietre mit AndrfsChenier
nnd dem Fräulein v. Coignh wieder.
Danton und Pethion vereinigten sich
dort unten, umsich nie mehr zu tren
nen. Marai liegt da zusammen mit
der Prinzessin von Lainballe. Mira
beau, den die Revolution wieder aus«
dem Pantheon der großen Msimer riß,
W
Inachdem sie es ihm kaum angewieer
! wanderte hinab in das große Grab;
» und wer weiß, ob nicht in einer unbe
tannten Ecke der Schädel Boltaires
den Schädel des Chevalier Ruban
2Chabot angrinst . . . .? denn auch
» Voltaires Leiche ward mit der Raum
au’s auö dem Pantheon entfernt, als
die Bourbonen nach Paris zurückkehr
ten. Jn der Tat, die Katatomben
wurden immer mehr das allgemeine
Reservoir, in das Paris seine Toten
absiihrte, wenn sie anfingen ihm lästig
zu werden; der letzte Friedhof, der
seine stillen Bewohner aus demBiirger
und Proletarierstande hier unterbrach
te war, im Jahre 1861, von Bangi
rard.
Jm Jahre 1805, unter dem ersten
Kaiserreiche, wurde damit begonnen,
etwas Ordnung in die dort ausgeschüt
teten Knochenhanfen zu bringen. Sie
wurden gleichsam nach den Jahrgangen
nach der Stätte wo sie gefunden wute
den, den Veranlassungen, die sie hier-»
her geführt hatten, sortiert, und zu den
wundersamsten Phantasiegebäuden zu
sammenaestellt
Man glaubte wohl einen Akt der
Pietät zi» erfüllen, als man in symme
trischen Reihen zusammenstellte. Man
denke sich die Wände rechts und lian
auf Stundentveite, sechs Fuß hoch, mit
Menschenknochen bekleidet wie mit ei
ner Tapete» und verziert mit Larnitu
reen und Linien, mit Kreuzen und
straänzen von IJtenschenschädeln . . ss.
Ja man blieb dabei nicht stehen, als
man erst einmal Geschmack an dieser
nnterweltlichen Ornumentik gesunden;
man errichtete Säulen und Pfeiler,
Kanzeln und Altäre aus Knochen,
schmückte die Giebel mit Schlüsselbei
nen, man hatte ja reichlich Vorrat da
von.
Die verschiedenen Quartierc beta
men Namen und Nummern, die mit
den Straßen über ihnen korrespondie
ren. Man zog längs der Decke hin ei
nen schwarzen Strich, der in diesem
Toben-Labyrinth als Aridane-Faden
dient, und stellte Gedenktafeln aus, de
ren Jnschriften dem Wanderer, der sich
hierin selten genug verirren mag, er
zählen, wo diese Totenköpfe gefunden
worden sind.
Wenn man sagt, daß Paris mit sei
nen Straßennamen und Dentmiilern
die monumentage Geschichte Frank
reichs sei, so bilden dieKatakomben das
traurige Nachtbild zu dieser Sonnen
seite deH Ruhmg. Wer giebt dem Be
schauer von diesen Millionen Schä
deln, die hier von der Decke mit leeren
Augenhöhlen herabstarren . . . ihren
Namen?. . . Und doch. . . fie find
die Schädel von Feldherrn, welche die
Welt mit Schrecken erfüllten, Staats
inännern, Dichtern, . . . »Racine«, wo
bist du? . . .Moliere, . . . Corneille,
. Mazarin, . . . Miraheau,
Bitten-L . . . Conde, . . .Vendome,
wo seid ihr, zierliche Marquis, ihr
galanten Herzöge, . . . . tvoLeid ihr,
schöne Herzoginnens du tapfer msionts
pensier . . . und du . . . La Vallierelt
. . L-—-a V-——a—l—----l——i—e——r—-e
. . . hallt das Echo wieder . . . Mein
Ruf verstummt in dieser Oede .
Alles stumm . . . stumm . . . rings
umher. . . .Jhr Alle seid hier! . . .
Niemand giebt Antwort aus meine
Frage.
Ein getreues Bild dieser Totenstadt
mit ihren Monumenten, ihren Straßen
und Plätzen wurde vor mehreren Jah
ren in einer Serie von Photographien,
die- er dort unten bei elettrischem Lichte
aufgenommen wurden, herausgegeben
Mitten unter all den Darstellungen
einer totenstillen, mächtigen Einsamkeit
nnd Leere macht vielleicht den eigen
tiimlichsten Eindruck das Bild eines
Brunnens, des einzigen Brunnens, der
sich in den siatalomben findet, La Sa
inaritaine genannt. Dieser Brunnen,
in dein sieh daH hier und dort durch
snternde Wasser sammelt, speist eine
kleine Fontaine, deren Geplätscher das
einzige Geräusch im Schweigen der
statatomhen bildet, und beherbergt le
bende Wesen, die sich permanent hier
aushalten wo sonst keine Spur von
Leben ist: ein paar Fische.
Schon wenden wir uns zum Rückzug
».lu«5 dein Rei che der Toten«. Wie
wenn sie auferstehen könnten. . . die
berühmten Verfasser der Neuen Heloise
. jene Dichter, Helden, Herzöge,
. welch ein anderer-Schauspiel wür
den sie heute vom Mont Valerien aus
sehen . . . . wo die Bewohner des ehe-—
maligen Paris in den Katakomben lie
gen . . . . Wie im Taumel mischte ich
mich unter die Menge, schon zogen blei
sarbene Wolken der Rachi iiber die mit
hellem Licht bedeckten Straßen von Pa
ris . . . . ich versuchte die Erinnerung
an das Reich der Toten vergeblich zu
verwischen . . . . die Großen, die
Mächtigen, die Namenlosen und die
Berühmten, sie ruhen in vollkommener
,,«freiheit, Gleichheit und Brüderlich
teit« in den Fratakoinlien von Paris-;
F. Biedermann.
Es ließe sich alles trefflich schlichten,
Könnte man die Sachen zweimal bet
richten.
-——-.—-s---——- «
l Vom Münchener Faschingr »Zn
sivelchem Kosliim raten Sie mir. . . .
»ich möchte möglichst unerkannt blei
lheiess »Es-mass ais ,,Wukst«, da
weiß ma’ ja nie, wag drin steckt.«
s- Ils If
Der Duinme kann vom Klagen im
Umgang nichts lernen; der Kluge
lernt aber viel im Usngcmg mit Dum
men.