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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (March 30, 1906)
Senta Wolksburg. Roman von Hlsbetb Kokcbäkt (16. FortsetungJ 1 7. K a p i i e l. Zwei Jahre waren vergangen. Mit Ist-« r Freude und offenen Armen spat ta damals, als sie von der Mo Oban kam, oon den Freunden bog Stzt und ausgenommen worden. . hast Du Deinen Oheim doch Um ustimmen gewußt?« fragte Frau Wogenbach und drückte das junge Mädchen, das sie von Kindheit auf kannte und liebte, an ihre Brust. Und ihr Mann scherzte und fragte seine gan, ob sie je daran gezweifelt hätte. nta sehe alles durch, was sie wolle nnd erstrebe. Auch Robert war auf der Bahn und begrüßte seine Cousine mit leuchtenden Tugen. «Kiwitt, endlich bist Du da!« rief er und küßte ihre Hand stürmisch. »Und Du bist inzwischen ein be hmter Mann geworden, Robert,« akte Fe und sa? ihn an. s iel ihr au , wie viel männlicher und stattlicher er geworden war. Er wehrte lachend ab und meinte, dazu hätte sie ihm doch gefehlt, nun N aber da iei, werde er es mit aller kraft zu erstreben suchen. So wurde Senta von vornherein ohne ihr Zuthun in das Leben der Kunst hineingezogen. Frau Rodenbach hatte sich zwar eines Halsleidens wegen von der Bühne zurückziehen müssen, aber ihr Hatte wirkte noch an der Oper mit alter Kraft· Es gab so viele Erinnerungen aus utauschen, Rodenbach erzählte so viele rlebnifse, die er und Sentas Vater ge bt hatten, daß Sentas Jnteresse esselt wurde. Auch hatte Frau denbach sogleich ihre Stimme ge - ft und gesunden, daß diese aus der olssburg an Kraft und Schönheit Zugenornmen hatte. »Ich werde Dich zur Lillh Lehmann brin ,« sagte sie, »denn ich möchte die Mantwortung siir eine so herr liche Stimme nicht allein tragen.« Und Senta, die sür diese hochbegabte Sängerin schon immer begeistert ge wesen war, griff diese Jdee mit Freu den aus· Die Geldmittel, mit denen Tante Sabine sie aussestattet hatte, erlaubten i r das Stu ium bei der berühmten "nstlerin. So ging sie denn in dieser hohen Schule in die Lehre, und da ihre Stimme schon durch den Vater gut do ebildet war und sie es überdies heilig und ernst mit ihrer Kunst nahm, seitiate sie bald die überraschendsten E olgr. rau Lillh Lehmann selbst, die sonst sehr mit ihrem Lobe kargen sollte, konnte diese ihre eisrtge Schülerin eine ottbegnadete Sängerin und erklärte käsehon nach einem Jahre siir reif, « Bretter, die dieWelt bedeuten, zu betreten. Das war unendlich viel, denn jeder sann weiß, wie gerade Frau Lehmann en das Schnelldampfftudium und H Ueberproduziren unserer heutigen seit kämpft. Um so mehr wunderte sie sich, daß gerade Senta, ent egen ihren Zeitge nossiunem das ho Ziel immer noch hinausschoh Auch Frau Rodenbach schiittelte zu weilen verwundert den Kopf. Sie hatte es Senta schon ost angeboten, sie zum Zeitendanten zu begleiten, um dort ne Probe ihrer Kunst abzulegen, war aber stets aus Widerstand bei dem Fu n Mädchen gestoßen. Ja, selbst · o ert gegenüber, der sich inzwischen Immer hd r hinausgearbeitet hatte nnd der a e seine Ueberredungstiinste nnd stiirmischen Bitten ausbot, war sie fest geblieben. « Eines Tagis aber hatte Frau Ro senhath den rm um Senta geschlun M. »So nenne mit doch endlich den Grund Deines Zögerns, Kind. Du bist so weit, daß Du den erften Flug tn die Welt wa en kannst. Jch bin iiberzeugh daß ich der Jntendant, wenn er Dich erst singen gehört hat, s ott zu einem Gastspiel engagiten w kde. Warum schlägst Du unsere nnd Robetts Bitten und Vorstellungen immer wieder ab?'« Senta sag auf; sie war tieferblaßt. »Ich wei nicht, ob meine Kraft ausreichen wird, ob ich imstande sein verde, das zu leisten, was eine echte Künstlerin leisten mub,« antwortete sie mit liebender Stimme. »Du zweifelst an Deinem Können, Septa? Gerade das ist ein Beweis Deiner hohen Kunst. Glaube mit, Du list eine von den wenigen Berufenen.« »So —- gieb mir Bedenkzeit — drei Ia —damit ich mich noch einmal Gruft-lich prüfen kann. Danach — Ietde ich mich entscheiden.« agents Rodenbach sah dem jun en dchen kopfschüttelnd nach· - ie bunte es augenscheinlich nicht begrei III. Das war nicht mehr dieselbe, die M , estsie nach der Wolssbutg tam, eistett siiktheen erwählten Beruf n war, die Zeit bis dahin gar i tte erwarten Meinen. Hatten wenigen Monate auf der Wolfs hig sie so verändert? Welche Ein Miso ten auf das junge Gemäth EV- Ck mochte nicht fingen, dennSenta « M in IM. mai die Wolszlmrg be « M Wedis verschlossen ; Frau Nodenbach machte sich aller » hand Gedanken und wäre doch nie auf ! den richtigen gekommen. Denn sie war der Meinung, der Grazkghabe Senta das Studium erlaubt. I ozu hiitte er sie sonst nach Berlin zu ihnen gege ben? Senta berlebie in den drei Tagen, die sie sich zur Entscheidung ausgebeten hatte, die schwerste Zeit ihres Lebens· Jn heißem Kampfe rang sie nachKlars heit. Doch sie konnte nichts aus-richten gegen die Worte, die wie Flammen schrist in ihrer Seele geschrieben stan den: »Die Kunst oder die Heimath«. Diese Worte waren es, die ihr die Schwingen lähinten und den Flug zur Höhe verhinderten. Gras Maximilian hatte bisher re gelmäßig jeden Monat geschrieben. Es waren kurze, sachgemäße Briefe, die Erkundiaun en nach ihrem Ergeben, ihren Wünschen und kurze Beschrei bungen seines jeweiligen Wohnortes enthielten. Sie kamen aus den ver schiedensten Gegenden, aus Italien, Spanien, Aegypten, Konstantinopel und Kleinasien. So iiihl und unpersönlich sie auch gehalten waren, sobald der Briesbote ihr einen der bekannten Umschliige mit der goldenen Grasenkrone und dem Wappen der Wolfgburg übergab, dann befiel sie ein Zittern. Sie eilte in ihr Zimmer und las dort still und unsre stört. aber mit Herzilopfen das nige, das für sie so viel bedeutete. Und diese Briefe würden ausblei ben, nie wieder würde eine Kunde zu ihr drin en, wenn sie je öffentlich auf trat: »ZieKunst oder dieHeimath!« Ja, wo war denn ihre Heimach Etwa auf der Wolfsburg, von der sie sich von Anbeginn sattgesehnt, die sie zuletzt heimlich hatte verlassen wollen? Oder iwar es die Kunst, die sie so liebreich jtrösiend in ihre Arme genommen hatte? ; , Vielleicht weite das-Resultat dieser s täglichen Kämpfe und Zweifel für ihre Freunde ein übertaschendes und un verständliches gewesen, wenn die Ent scheidung nicht am letzten Tage von anderer Seite gekommen wäre. Robert Kenzinger hatte sich in dem seinen Jahr, das Senta in Berlin ;weilte, zu bedeutender Höhe empor sgearbeitet Es schien in der That, als ob sie ihm nur zu seinem Ruhm ac fehn hätte. Die Kritik beschäftigte sich mit dem jungen Heldentenor der Oper nnd rühmte den Wohllaut, die Kraft »seiner Stimme, fein hinreißendes ISpieL Da er aber außerdem noch leine Heldengestalt, sesselnde, marlante isiige und dunkle, ausdructsvvlle Au igen besaß, war er bald der aus-erko rene Liebling der Damen. Der junge. von dem neuen Ruhm berauschte Mann wäre dem Zauber dieser Huldigungen vielleicht erlegen, wenn Senta nicht in Berlin gewesen wäre. Sie war eB, die ihm schon allein durch ihre Gegenwart Halt und Stütze verlieh, die seinen Charakter stählte. Wie sie ihn einst von feiner muthlosen Schwäche gerettet und erlöst hatte, so stand sie jetzt neben ihm und bewahrte ihn vor Selbstüberhebung und Sich genugseinlassens, sie pvrnte ihn an, immer höher hinauszu reben· Sie verkehrten zusammen wie Ge schwister. Senta war dem Bruder. dessen Kunst sie insgeheim bewunderte, herzlich zugethan und bemerkte an sangs nicht, daß Robert ganz andere als geschwisterliche Gefühle sür sie hegte. Es war sv natürlich, das-, Robert als einziger Verwandter viel bei Ro denbachs verlehrte, und er wurde von biegen auch immer herzlich eingeladen un ausgenommen. Senta freute sich seiner Gesellschaft und plauderte gern mit ihm. Er war ja der einzige, der in Wolsöbueg gewesen war, und sie etinnetten sich noch ost und gern, wenn auch mit leichtem Gruseln jenes unter irdischen Gan es, der sie in das FFrmgemach ante Sabines geführt .a e. l l l ! l l l »Und dort wurde mir Hilfe Und Nettung,« sagte Robert. »ich mußte erst körperlich und seelisch durch einen dunklen Weg gehen, ehe mich die Kunst als ihren wahren Jünger aufnahm. Aber mein Schutzengeh der» mich führte, das warst Du, Kirvitt,« schloß er dann und nahm Sentas Hände und küßte sie. Er nannte sie noch so gern Fbei dem Kindertofenamem »Doch das thöchste, was ich ersehnte, blieb bisher » noch unerfiilli: mit Dir zusammenzu i spielen. Wann wird es endlich dahin ; lommen?« ’ So fragte er oft und ahnte nicht, Iwelchen heißen Schmerz er ihr jedes "rnal damit anthat. Er verstand ihr ··’ögern nicht, aber ee hoffte, es zu besiegen. und suchte ihr die Wege zu ebnen und vorzubereiten. Dem Inten- . danten hatte er schon so viel von! der Wunderstimme seiner Cousine vor- l geschmärmt, daß dieser espannt war, T zdie junge Kunsinovize ennen zu ler- I Enen. E An dem letzten Tage, den Senta sich zur Bedenkzeit erbeten hatte, kenn Ro bert Kenzinger schon am Morgen ganz aufgeregt zu Rodenbachs und begehrte Senta allein zu sprechen· Senta trat ihm mit der gewohnten, jetzige-its OkiTrdewlkdje das fanget ieefft a . r ge qdchen o vor r - lich Weise-in entgegen. Robert fah ins feiner Erregung nicht, wie tiefe Schat ten unter ihren Augen lasen. . .Senta· — er reßte bre nde einige Male stürmich an eine ippen —,,Senta, i habe eine itte —die erfte Bitte-— chlage sie mir nicht ab.« Welche, Robert?« fra te Senta befremdet und entzog ihm i re hande. · «Friiulein Helwig, unsere heroine, Y· plötzlig erkrankt. und nun bitte ich ich im amen des Herrn Intention ten——— vertritt Du mor en ihre Stelle im .,,Tannbäuser« —- mge die Elisa bett,. ich —werde Tannhäufer fein.« Wie vor Schreck erstarrt und geister haft bleich lebnte Senta an der Lehne ihres Stuhles; sie war unfähig zu sprechen. «Senta, theuerste Senio, erfülle meine Bitte — sage ja!« Nun richtete sie sich auf. »Du weißt nicht, was Du verlangst, Robert — das —-- das wäre ja un möglich,« preßte sie endlich hervor. ,,Unniöglich? Warum?« »Ich, die ich noch nie die Bühne be trat, sollte mein Debiit soaleich in einer Wagnerrolle be5.innen«?« fragte sie zitternd. »Du bist zur Wagneriängerin e-. schaffen!« riefRobert begeistert. » -u hast dieElifabeth bei Deiner trefflichen Lehrmeisterin studirt, diePartie liegt ngt wie alle Wagnerrollen vorzüg i .« »Aber ohne Probe, bedenke doch, ich spielte noch nie,« warf sie, von heißer Angst ergriffen, ein. »Du bist ein Kind der Bühne, haft Deine Eltern spielen sehen und ——Du spielst mit mir, Sen:a, ich werde Dich mit fortreißen. Zudem findet heute noch eine Probe statt, morgen die Pauptprobr. Versuche eg doch wenig tens, weise die Geleqeniseit nicht von der Hand, sie wird Dich zum Glücke führen.'« Halb betäubt verharrte Senta noch und hörte fast wider Willen den wei teren Auseinandersetzungen, den be redten Schilderungen und Lockungen ihres Versuchers zu. Und —---— die Lock ung war zu start Der Samen fiel aus vorbereiteten Boden; sie vermochte chlieszlich nicht mehr zu widerstehen. as Schicksal selbst hatte ja die Ent scheidung, um die sie tagelang gerun gen, in die Hand genommen. »So sei es denn, Robert; ich bin bereit. Dir zum Jntendanten zu fol gen.« Robert-Z Gesicht strahlte, aber er wischte sich den Schweiß von der Stirn. Es war lein leichter Kampf gewesen« Eine halbe Stunde später stand Senta in Begleitung Frau Roderi bachs und Roberts im Empfang-i salon des Jntendanten. Da wurde es ihr mit einem Male so elend zumuth, daß sie am liebsten wieder umgetehrt wäre. Doch sie hatte eine starleNntur« und eine lseltene Selbstbeherrschung. Sie nahm i re ganze Kraft zusammen, als er sie aufsorderte zu singen, und setzte mit den ersten Ihnen ein« Zit ternd und za hast tlangen sie, abt schon im nä ,ten Augenblick hatte sie sich von jeglicher Beklemmung frei ar maeht und ihre Umgebung vollständig vergessen. Jhre Stimme erhob sich zu ihrer vollen Kraft und Schönheit, der Ausdruck war herzbewegend und er greifend. Der niendant, der fast athemlos ihrem fang gelauscht hatte, reichte ihr, nachdem sie geendet, beide hande. »Ich beglückwünsche Sie und pro phezeie Jhnen eine große Zulunst. Sie müssen mir morgen die Elisabeth sin gen.« Diese Worte beqruben die letzten Zweifel in Sentaä Brust. Das, was nun folgte, erschien ibr später wie ein Traum. Sie wußte nur, dasz die Proben glänzend ver laufen waren, daß sie gespielt hatte, als ob sie aus den Brettern groß ge worden wäre und nicht als Novize ihr erstes Debiit seierte. Die Theaterzettel an den Anschlag siiulen vertiindeten am nächsten Ta e das Gastspiel der jugendlichen Kün : lerin, und Senta befand sich den Tag über in begreiflicber Erregung. Als aber der Abend kam, da der leu nete sie sich selbst. Sie war nicht me r Senta Wolfsburg sondern Eli-« sabeth, sie ging in ihrer Rolle auf und lebte in ibr. Die wunderbare Mitchuna von glühender Leidenschaft und keusch-essen zartefter Weiblichteit, mit der fie ihre Elisabet vertörperte, der Wohltlang und die raft ihrer Stimme und nicht zum mindesten ihre jugendliche Schön heit riß das Publikum zu begeifterten Ovationen hin. Dieser Beifall wirtte berauschend auf ihre unberührte Seele, sie der aß Vergangenheit und Zukunft und to tete die Triumphe bis zur Neige aus. Der letzte, höchste wurde ihr durch den Jn tendanten bereitet, der ihr begeistert die Hände schüttelte und ihr em En aagement unter den giänzendften Be dingungen anbot. Mit diesem Abend war Sentas Schicksal besiegelt; es gab tein »Zu rück« mehr. Wie der Löwe, der einmal Blut electt hat, fortan danach lechzt, io hiet fie die Kunst fest. Und sie ging in diesem Leben auf, sie gab Leib und Seele fiir ihren Beruf. Seitdem war ein Jahr verflossen, alfa zwei volle Jahre nach ihrem sScheiden von der Walfsbura. Wie ein sleuehtender Stern stand der Name sSenta Wolf-barg am himmel der kKunft und des Ruhmes. · Das Publikum iauehzte ihr zu, die Majeftäten zeichneteu fie aus« diePresie wußte nicht genug des Ruhmes, und fihr Ruf drang bis tiber die Grenzen der hauptftadt hinaus Etn junger Ruhm ift wie M ; er steigt zu Lon und berauscht ehr haft starke, große Naturen geben aus diesem Rausch veredelt und läutert hervor. Sie sind sich ihres alentej und Könnens wohl bewirkt aber sie End jrei von jeder Seibsiuberhebuna, ie nur demsilettantitmus eigen ift, fe werden, indem sie immer höher treben, groß in sich eiber. Das war auch der all bei Senta. Der erste Rausch berief und die Nüchternheit folgte, doch n cht als scha ler, leerer Bodenfad sondern als neues, echtes Streben. Wurdia werden dessen, was manschan ge tint r fah. das werden« was men chiche not-il tommenheit überdaubt 1u erreichen irn Stande ist —daö galt ihr als Richt schnur ihres Lebens. Daß es ihr wie jeder Bühnentiinstr lerin, zumal wenn sie jung, unerfah ren und schön ist, nicht an Versuchun gen aller Art fehlte, war selbstver ständlich. Doch sie hatte drei mächtige Waffen, mit denen sie dawider kämpfte. Die erste war ihre natürlichesnriict haltung nnd stolze ilnnahbarieit, die sie zwar in den Ruf dei- Hochmuths brachten, aber an denen jeder Angriff vollständig abprallte. Diese ilnnahbarth und Reinheit hielt Unwiirdige zurück und zwang denen, die es ernst meinten, Hochach tung ab. Dazu tam noch, daß sich ein besonderer auber um ihr schönes, glorreiches aupt wob alses bekannt wurde, da sie eine Gräfin Wolfs burg, die sich um ihrer Kunst willen von ihren Verwandten losqejagt hatte, sei. Der Schutz, den ihre Freunde iFr in ihrem Hau e gewährten, sicherte ie vor jederlei .nna«hetungen. Und das war ihre zweite Waffe« die sie zu Feld führen konnte. Zwar konnte sie sich nicht ganz jeder Geselligieit entziehen, doch war der Ton, der bei Rodenbachs -berrschte, in jeder Hinsi s: want-crit bar. « Hatte ste auch dieser beiden Waffen entbehren müssen. so wäre die dritte und letzte allein imstande gewesen, sie zu schützen. Das waren ihres Onkelg Abschieds warte: »Bleibe rein und gut.'· Sie llangen ihr im Ohre und im Herzen und machten sie erhaben iiber jegliche Anfechtung. Stolz und strahlend wie eine Köni« in umschiffte sie dieKlip pen, ohne ich den Fuß daran zu ver letzen. Freilich, auch der Nachsat3: »Führe glücklich wieder« klang ihr im Ohre, aber das war eine traurige Melodie, denn damit war es fiir immer vorbei. Sie hatte an ihren Onkel geschrieben und ihm offen und ehrlich die näheren Umstände, die sie gewissermaßen fast rrider Willen zum öffentlichen Auftre ten gezwungen hätten, auseinander aesetzt. Darauf hatte sie niemals eine Antwort betommen, und ein volles Jahr war nun schon darüber hinges hangen. Senta sprach sich zu ihren Freunden nie darüber aus« und diese wagten nicht daran zu rühren. Ihnen war es aufgesallen, daß ihr Schiitzlina nie mehr einen Brief von ihrem Oheim belant, und sie machten sich ihre Ges danlen darüber. Nach wie vor empfingen sie vor einem Berliner Bantier, den Graf Wolfshurg angewiesen hatte, den hohen Pensionspreis fiir Senta. iste schrieben hatte er seit dem ersten Vriefe von der Wolfsburg, der Senta an meldete, niemals. Senta war eine derschlossene Natur, und darum tonnten sie nicht erariin den, ob der Bruch mit ihrem Oheim ihr Kummer bereitete, oder ob sie gleichgültig darüber hinwegsähe Sie« ging ja so völlig auf in ihrer Kunst und schien sich befriedigt zu fühlen. Nur das Publilum wunderte sich zuweilen, woher die noch so junge Künstlerin die Töne fiir den tiefsten Seelenschmerz nahm; niemand hätte hinter der klaren Stirn Kämpfe und Qualen vermuthet. Jn einsamen Stunden, wenn nie. mand sie beobachtete, selbst die alte Brigitte, ihre Vertraute, hatte keinen Theil daran... preßte sie wohl manchmal die Hände auf das bren nende Her und schmerzliche Laute drängten ich über ihre Lippen: Reine heimath mehr-« nsddann töntrdqel est-öde undfleer in l:hr, u in irer ngt grizg re zu i rer Trösterim der Kunst. enn sie sang, vergaß sie alles um sich her. Die schlimmen Gesellen, die ihr den Frie den rauben wollten, flohen vor der Macht der Töne. Wenn nun auch jedes Band, das sie mit der Wolfsbur verband, ser chari ten schien, Yo hiel eins doch fe :daö Fortuna Ja tsband mit Rath gen « edi. Die treue Freundin hatte durch n s wankend machen .la en. und ihre iefe waren ein Labsal fitr Senio. Sie erfuhr dadurch auch eini gt von der Wolfsbur Die alte lfpburgerin lebte n immer in dem t völlta ein amen Schlosse, sie lt nie-, deren riefe zu beantwor tei:i sie zu tschwach.3,eg, due Räth ne un na tn re n nt il an hrem Gesch a. G Einmal erwöznte Rulh auch beiläu sig, daß Gras « alssbutg noch immer aus Reisen sei und das Mast-rat von dem Administraivr verwaltet werde. Sie wußte ja nichts von dem Bruch zwischen Onkel und Nichte. —— Nur von Hans Joachim schrieb sie nie; et mußte wohl nicht wieder aus der Wolf-barg gewesen sein. Daß Hans Joachim in der qanzen Zeit nichts von sich halte hören lassen war Senta um so schmergichey als sie die Ursache mit ·enem rlebnlsz aus« der Partie nach oslein zusammen bringen mu ke. Woher er erfahren was Tanle aela ihr in so boihaster Weise ins Gesicht geschleudert hatte, wußte sie nicht, aber erfahren- mußte er es hohen. — - Er dachte wohl, daß sie es in der That daraus abgesehen atte, ihn zu «tapern", und war deshalb mit polni ichern Ahgzied von der Wolf-barg ge gan en. ieser Gedanke trieb ihr ost te öthe der Scham ins Gesicht: zu gleich itrnte sie i ·, daß er dergleichen von ihr denken onnte. Sein ganzes Wesen hatte vorher Hochachtung und Verehrung fiir sie geat met, fein u riiclziehen und tiefes chiveigen est ttindete das Ge entheil. So hatten si alle Verwandten von ihr losgesagt. und es blieb ihr nur noch der einziqe, dessen Treue und reund Fast sie deshan um so hs : an chlug: Robert Kenzinger. Aus dem Gefsü l des Berlassenseins heraus schloß te ich enger an ihn an, als es sonst wohl der Fall gewesen wäre. Der Jugendgespiele wurde ihr Bruder-, Freund, Führer-, Schützer in einer Person. Das Zusammenfpiel mit ihm war ihr ein hoher Genuß und ein mächtiger Ansporn. Sie ließ sich von ihm mit fortreißen und ahnte nicht« daß sein gluth- und leidenschaft volles Spiel Wahrheit war, daß er darin nur das zum Ausdruck brachte. was er fiir seine schöne Partnerin im Herzen trug. Der junge, feurige Mann war aber nicht dazu anzetham nur durch sein Spiel zu sprechen: es driin te ihn, das Spiel in die Wirt lichteit zu übertragen Eines Tages Senta war mit ihrer alten Brigitte allein zu Haus-— tam er und bat um Einlaß. Er war der einzige, den Senta empfing, und auch heute ließ sie ihn eintreten, da sie glaubte, daß er etwas sitt die Abend rotstellung mit ihr zu besprechen habe, was häufig arichah. Robert befand sich heute jedoch in nicht zu beschreilsender Auskeguues, und ehe Senta noch nach der Ursache fragen konnte. vernahm sir fein Geständntß. Es erschreckt-: sie um so tiefer, als sie ganz unvorbereitet darauf war. 0«Rol«ert, um Hinnnelswillen,« uns trrbrach sie seine leidenschaftlichen Worte. »was sprichst Du da? BiitDu es nicht, der mich der Kunst in die Arme geführt hat, und nun willst Nu selbst mich ihr wieder abtriinnig machen?« »Abtriinnig?« sragte er bebend. »Kiinnen wir nicht zusammen weiter der Kunst huldigen wie bisher, ja saiebt es etwas Höheres als gemein s sames Witten und Streben vonMann f und Weib?« s Sie rang nach Athenn s »Gewiß, Robert, Du hast recht, es kist etwas Jdeales um solch ein ge smeinscbastlicheg Wirken, aber —- an Edererseits würden uns andere Inter ’essen cblenten, wir würden der Kunst Evielleicht nicht mehr in dem Maße hul sdigen wie heute. Und die Kunst ist !eisersiichtig. Laß mich ihre teusche jPriesterin bleiben.« s »Du trägst eine andere Liebe im zHerzenF suhr er wild ans. ; Sie zueite zusammen und wurde ;blas;, aber ihre Stimme tlang fest und ; ruhm ; .Jch liebe einzig meine Kunit. aieb JDich zufrieden, Robert, vergiß die Jheutige Stunde, wie ich sie vergessen jwerde.« Robert Renzinaer lachte rauh aus. . »Hahaha! Vergessen. sagst Du? Als Hel« man Dich vergessen könnte, zumal strenn man Dich täglich sieht!« « T »So werde ich Dir meinen Anblick entziehen,« erwiderte sie. J »Wie meinst Du das-P sraate er erschreckt, mit angstvollen Blicken zu ; ihr aussehend. s » sch. .. werde meinen Kontrast mit Jder Per lösen und . .. anderwei ! tig" . . . i »Wie? Du könntest Deiner glänzen den Stellung hier entsagen um mei netwillen? Senta" —er streckte ihr flehend beide Hände entgegen —- »nur das nicht, nur das thu mir nicht an! Entziehe Dich meinem Anblick nicht, aönne mir das wenigstens-. Jch ver-: spreche Dir hoch und heilte-, meine Ge fühle vor Dir zu verbergen, so lange, bis Du selbst sie ans Tageslicht ziehn, und daß es einmal geschieht , daraus laß mich osen." « Senta eu zte tief aus« »Glaubt u so tart zu sein« daß auch in Deinem Spiel keine Verände run bemerkbar sein wird?« « ann Iniißte ich nicht in Deiner Schule wesen sein, wenn ei anders wäre. Fürchte nicht-X Damit war er gegangen. Als ver Abend kam, wo Senta die Jsolde zu Hagen hatte, befiel sie zum erstenmal i ur t und Zweifel an dem Gelingen der chtoeren Au gabe. Wenn Robert sich nicht wie sonst gab, ni t wie sonst sang und spielte? Das wiir e auch ihre Begeisterung lähmen, ihr die Rolle erschweren. Aber sie hatte seine Kraft diesmat unterschiitzt Er spielte grosz wie immer, und nichts verrieth die Enttiiuschung die er am Morgen hatte durchtosten müssen. Auch ihr fernerer Verkehr schien koieder in die alten, geschwisterlich ver krauten Bagnen xelenkt zu sein. Senta glaubte, da er sich darein gefunden. mm mindesten überwunden Habe, uni ksachte nicht daran, daß unter der .uhigen, kalten Oberfläche ein Bultan schlase, der, bei geeigneter Gelegenhei« Jeweckt, zum Ausbtuch kommen könnte Aus dem Spiel lan war siir heutc ,,Lohengrin« ange etzt. Der Zuschauerraum war bis aus den legten Pla gestillt: sangen dort die beiden Liebl nge Senta Wotisburs ind Robert Kenzmger. Ja einer Loge im ersten Rang Tiernlich dicht an der Bühne, sasz ei: junger Of isten Er wandte denBli nicht von m Vorhang-eine tanr zu bemeitternde Ungeduld und Auf tegung lag in seinen Zügen, seinem Mexn un einer Haltung. as Vor piel, von dem er wvhk kaum etwas gehört hatte, war»beendet der Borhan rauschte in die Hohe, und das Spiel gann· « Mit einem Male stiesz dez Zunge Of izier einen mit Muhe gebeut-Pko Ue rraschungslaut aus: « k Sie ise ce, bei Gere, sie ist es. Wie kommt sie hierher« was Ist CZIF der Wolsöburg geschehen in der Zeit, da ich ern war « · » Sol e ragen bestürmten ihn, wah rend er m t hochlle endem Herzen im Vorgänge aus der ilhne beobachtete. Selnestlugen sahen nur Elsa, W blühende e alt, das seist, Mau bernde Gesi t« seine Ohren « lzvttm nur die berauschenden Töne, die ihrem Munde entquollen. Und dieser Ogsizier war Hans Joachim von Wol sburg Er war der Einladung eines Kame raden und Freundes nach Berlin ge solgt, und das uni so lieber. als er sich in den letzten Wochen in einer steten Unruhe und ausregenden Erwartung befand und hoffte, sich hier etwas zu zerstreuen und die qualvolle Unruhe zu iibertäuben. Seit jenem Tage, da er auf so selt same Weise die Wolfsburq verlassen mußte, waret nicht mehr dort gewe sen. -Er hatte ja sein Ehrenwort gege ben, sie während zweier Jahre nicht zu betreten. Nun hatte ihm Onkel Maximilian zwar geschrieben, daß er Senta in Pension gegeben habe. sie also nicht mehr auf der Wolssburg weilte, aber er selbst, der Onkel, war auch auf Reisen aeqangen Was wollte er also aus der Wolssburg, wo alle Vöael ausgeflogen waren? Tante Karla hatte ihn in der Zwi scheiizeit einigem-il nach Arenberg ein aeladen, iiber welche ,,7freck;heit" Hans Joachim, gelinde cesagi. empört gewe sen war. Natürlich hatte er rundwea abgelehnt und seine Urlaubszeit lieber bei Kameraden zugebracht lFortseszung solgt.) -- Masmatnmn geaen Giftpsemzen in Leiter-reich Jn einigen Teilen Oesterreichs, na mentlich in Steiermarl, Kämmen Krain, und Dalmatien sind Gift schlangen so häufig. daß sich die öster reichische Regierung veranlaßt gesehen hat, dagegen neue Maßregeln zu er greifen, iiber die in der Zeitschrift «Oesterreichischeg Sanitiitstvesen« be richtet wird. Jn den ersten drei Jah ren dieses Jahrhunderts sind zwar nur 2«"’ Todesfälle durch Giftschlangen ge meldet, aber es ist als sicher anzuneh men, daß ihre Zahl eigentlich erheblich größer gewesen ist. Am meisten sind die Sandpiver und die Kreuzotter zu fürchten, und nicht nur Menschen« sons dern auch Nutztiere, besonders Schafe und Ziegen, find in ihrem Leben durch die Schlangen bedroht. Als Prämie werden fiir jeden Kopf einer Gift schlange in den verschiedenen Teilen des Reichs zwischen 60 Heller und zwei Kronen bezahlt. Jetzt hat man sich aber außerdem noch mit der Frage be schäftigt, inwieweit sich die Erfolge ei nes Heilserumg gegen Schlangengift in den bezeichneten Gegenden verwerten ließen. Die hervorragendsten Arbeiten hat in dieser Beiiehung Professor Cal mette in Lille geliefert, der ein Serum durch die Jmpsung von Pferden mit dem Gift der indischen Brillenschlange herstellt. Leider aber besinen die ver schiedenen Giftschlangen außer einem Giftstoss, der ihnen allen gemeinsam ist« noch andere, gegen die das von Calmette hergestellte Serurn keine Sicherheit gibt. Man muß sich also, ehe nicht ein ähnlicher Heilstoff gegen iedas Schlangengift zur Verfügung steht. noch nach anderen Mitteln um« sehen, um den Schlangenbissen ihre Gesahrlichleit zu nehmen· Dazu wird insbesondere eine Lösung von Chlor lall im Verhältnis von 1J12 empfoh len. die mitgetochtem Wasser verdiinnt und dann in die Bißtvunde gebracht wird. Auch eine einprozentiae Lösung von Chromsäure ist als wirksam be funden worden. Da in den meisten Fällen das Gift seine tötliche Wirlung äußern wird, ehe ein Arzt zur Stelle ist, so muß für baldige Unterdindung des verletzten Gliedes Sorge getragen werden Wenn man den Berichten über die Zustände in Rußland Glauben schenken dars,dann trägt jeder Rasse fein Bomb chen in der Tasche, wie hierzulande jeder gute Bürger sein Schießeisen und der gebildete Europäer sein Schnupftuch I J O Das Bedenilichste bei der Kohlen streit - Situation ist, daß leine Partei feurige Kohlen aus die Häupter der aus Deren sammeln will. - - i Lasse dir den Mut nicht rauben; Sei im Unglück stolz und feftl Werden doch die besten Trauben Stets am härtesten gepreßt! i II I Von den schlitzäugigen Chi-nesen, de en Augen in einem Winkel von 45 szrad stehen« kann man billigerweise iieht vertan ten, daß sie die Dinge wie «ie übrige « ett sehen. I I s Der Präsident Castro von Benezuela ":tt eettärt haben, daß er dte Monroei Toltrin einer Probe unterziehen wolle. ·e scheint es also nicht zu wissen, dasz ie Monroe - Doltrin nicht dazu ge mcht wurde, um aui die Probe gestellt »t; werden