Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 23, 1906, Sweiter Theil., Image 11

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    M schreib-strick nun
stut- M eng-L
No. 199. Sie
wisse, daß ich
mich immer
ganz schrecklich
immer die We
desweilern
fuchse, wann se
so alles besser
wisse will, wie
ich, un wann
se Immer ticke
-s
any-, wann Ich eooeo ook oen, awwer
noch viel mehr dulin ich mich ärgern,
daß se am End auch immer kecht is
Jchben mich schon so oft vorgenomme,
daß ich se gar nicks mehr sage wollt,
awwet, well ich sin emol den Weg.
Sie wolle jetzt denl ich höre, was ich
mit die Mäskerehd for en Suckzeß ge
habt ben. Well, iunoh, ich duhn
mische, ich hätt die Sach liewer alleins
gelosse. Jch lann ja nit sage, daß die
Kinner ieine gute Zeit gehabt hen,
nossek, awwer dieselwe Zeit hen ich
widdet emol mehr abgebisse, als wie
ich ifchuhe kann. Jch den also e Hahl
gerent, wo gleich in die Nehbekhutt is,
ioo awtoee iein Bier un so Stoff ver
kauft werd, bilalis es is schlimm ge
nug, wann der alte Mann e Sohl aus
sich mache dicht. do brauche nit auch
die Kidz noch getemptei zu wet’n. Die
hl hen ich fein deiorehtet un ich
nn Jhne sage, ich lien zwei volle Däg
dran geschafft awroer es is auch schön
etoor e. Jch hen dann an die Schul
eeinde von meine Buwe anitelp
fcheng geschickt; off Kohts nit an alle,
bilahs mer will doch feine Kinnee nit
mit jedem Dreckseckel zusamme komme
losse. Ich hen auch die Buwe Saht
cher gemacht un das war e schreckliche
Batier. Jch hen doch auch nit mache
wolle. was e Jedes bot, ich gleiche im
mer e wenig ebbes appartiges zu hen
un do hen ich also den Bennie en Un
kek Sehm Suht gemacht un zwei an
nere hen ich als Farmersch usfgesickst
In die annern die hen als kleine
Dotschmiinner gehn miisse: sell is doch
wenigstens ebbes neues gewese. Well,
se hen arig schön gegucki. Ich hen se
auch Fahlssehses gekauft un ich lann
Zähne sage, die Buwe hen schon besor
"nd mehr Fonn gehabt wie in e Kau
heit gehn duht. Wie se all gedreszt
ware, do sin mer in die Hahl ge
artscht uln Se hätte not ernol sehn
Elle, was das for e Eckseitment an
e Stritt war. All die Leut stn stehn
gebliwwe un hen gestappt un hen ge
iacht tubietdiebänd. Ost Kohrs hen
ich auch verschiedene Riemarks hiire
mttsse, wo ich nit aegliche hen, so wie
for Jnsienz so en trauriger Sectel ge
sagt hot: »Die Taun kriegt je t en
olohchische Garde, arad ewe wer das
nkiehaus hingemuhst!« Ei tell jah,
wenn ich nit noch mehr Etreckschen an
die Striit hätt rehse wolle, dann hätt
ich den k ller eine uss sein Dummkopp
gewwe, aß es ihn ganz sillie geworde
wär. Wies war, hen ich ihn nurl en
eerschmetternde Blick hing.ichmisse un
n dieselbe Minnit, wo ich mich erum
gedreht gehabt hen, hen mei verdollte
Kids e Feit mit e paar annere Buwe
gestart. Do könne Se sich denke, was
das sor e Eckseitement gemacht bot!
Im handumdrehe ware wenigstens
drei hunnert Mensche do un ich weiß
nit was ich gemacht hätt, wann nit
grad tm grietische Monument en Kap
per komme wär un hätt den Mahb
ausenanner gesprenat Dann sm mer
mitaus weitere Trubel nach die Hahl
komme, awwer dente Se nor nit, daß
ich so beruhigt gewese wär. In mei
Jnseit do hots gebeult un gegährt un
ich sin schuhr, wann einer in meine
Näh e Mätsch geleit hätt, dann wär
ich in die Lust qefloge wie e Deine
meit Bomb. Jn die Hahl ware schon
so ebaut e Doszend vermastirte But-Je;
awwer was sor Feger stn das gewese!
Nitks wie Trämps un Bomms un
Tossst Jeb hen zuerscht gedenkt, ich
besser werse se an die frische Lust,
awwer dann hen ich zu mich gesagt:
Was is die Juhs, in die Kraut ver
schwinde die ganz un mer duht se gar
nit mehr nohtisse. So bei un bei is
noch e große Kraut komme un ich
denke, es sin wenigstens zwei Hunnert
Maske do gewese, awwer nicks wie
Triimps un das war all. O, ich hen
e Wuth gehabt, das kann ich in Worte
Far nit ausdrücke. Un en Radeu hen
e gemacht, das hot einiges gebote.
Sie wisse gut genug, wann mer selbst
so en Hause Buwe hot Ioie mich, dann
is met schon zu e wenig Neus gejuhst,
awwetz was die Fegee gemacht ben,
-das war stets. Ich hen immee noch
nicks gesagt un hen gedenkt, Kinnee
sin Rinnee un mit die Zeit wek’n se
sich schon behehfr. Awwer do scn ich
schön misstehten gewese. Wie ich’s
Hat nit mehr hen stende könne, do hen
ch gesagt: Minnen jetzt seid emot
ganz still un dann disch ich Euch auch
den Eiskeietn aus. Schuhe genug do
sin se still gewese, awwee was hen ich
e Zeit gehabt, all die hungeiae Mäu
tee zu stoppei Jch hätt siwwezehn
dänd hatvtoe könne un dann wär's
noch nit schnell genug gange. Die
Kunne hen mich sast die Disches mit
ussgeise un ich sm schilde, wann ich die
Spuhnö itvtveetaunte. dann sehlt e
ganze Latt un »ich deht gar nit wun
nete, wann se die in die bunte mit
verschluckt hätte. Es bot nit lang ge
nomme, do wat’n ich mit mein SUP
piei von Eisikiem an en Entwm dann
hot der-Fonn gestatt. E paar hen in
den Rasch nicts kriegt un hen en große
Faß geeehst un hen geilehmt, annere
hätte zwei un drei Tisches gesse. Jch
hen mei bestes geieeit, die Sach ilviveki
u schtnuhte, awwet alles war um
sonst. Jn e paar Minute hol s e Feit
gennve un ich kann Jhne sage, so ebbes
Pen ich mei ganzes Lewe noch nit ge
ehn. Se hen sich die Köpp ver
schmisse un e ganze Latt hen se in den
Sschteiimpel mit die Hiels uss die
Nose aelickt un das Blut is in Ströme
gelaufe. Un das Gehalleri Jch hen
gedenkt, mebbie es is das besie, wann
ich sottlause, awwer das wär doch zu
iauertlie gewese. Do sin ich einfach
her gange un hen die Lichter ausge
dtebi un sin schnell autseit geschnielt.
Jetzt bot das Feiie gesiappt; alles is
die Stepps enunner gelause un besohr
daß ich daunstehts war, sin so ebant
zwanzig von die Kids uss mich ge
falle un do hen ich schuhe gedenkt, mei
letztes Siiindche wär komme; ich hen
mich awwer aliidlichertveis etaus ge
kralvwelt un sm so schnell wie ich ac
konnt ben, heim. Gleich nach mich fin
auch die Buwe komme un ich hen noch
drei Stunde zu duhn gehabt, bis ich
die Blessure verbunne gehabt hen.
Well, mich soll noch einol eins komme
mit e Mäslerelitx Ich hen diesmol
so recht deutlich ansaesunne, daß die
Juneiiet Sieht-J doch e differeniess
Kontrie is, wie Schermennie un was
met in die alte Kontrie mit Freud un
Hochaenuß acdahn bot, das ders mer
hier nit totsche, sonsi kommt mer in
TtubeL
Mit allerhand Achtung,
Youks,
Lizzie HansstenaeL
sitt Schwäher-.
Jn Cincinnati hat die sranzösische
Regierung einen KonsuL Eugene Po
rieh heißt der Mann, der, wenn eine
dortige Zeitung recht berichtet, seinem
Mundwerk mehr Freiheit gestattet, als
seiner Stellung gut ist. Jn einem
Gespräch über die Marolloistonserenz
und die Beziehungen zwischen Frank
reich und Deutschland soll er sich näm
lich folgendermaßen geäußert haben:
»Wir wollen leinen TrubeL Aber
wenn Kaiser Wilhelm solche-n sucht,
können wir ihm allen geben« den er
wünscht. Wir werden ihn so schlimm
verhauen, daß er nachher seine geban
zerte Faust immer in einer Schlinge
wird halten müssen. Es würde keine
ungeeignetere Zeit siir Deutschland zu
einem Kriege geben, als gerade die
jetzige. Er befindet sich ein starkes so
zialistisches Element in Berlin, das
sich über nichts mehr freuen würde, wie
eine entschiedene Niederlage der Mon
archir. Nebenbei bemerkt, es würde
alles tun, um eine solche Niederlage
herbeizuführen Aus diesem Grunde
würde ein Krieg sich niemals günstiger
für die Franzosen erweisen, als jetzt.
Wir waren nie besser gerüstet. Unsere
Armee wird von viel besseren Offizie
ren lommandiert, als in dem franzö
sisch-preußischen Kriege, in dem wir
verraten wurden. Unser Pulver ist
trocken und bereit zur Aktion. Laßt
Wilhelm nur kommen. Wir werden
ihn von seinem Thron treiben· Die
Sozialisten werden aus seiner ersten
Niederlage Vorteil ziehen und eine Re
publit ertlären.«
Der Herr Konsul hatte damit ohne
Zweifel nicht mehr gesagt, als was
viele seiner Landsleute denlen, als
amtliche Persönlichkeit aber hätte er
besser geschwiegen und wenn ihn der
Aeuszerungsdrang noch so sehr auf
das Herz drückte. Was nun den Jn
halt seiner Bemerkungen betrifft, so
fallen darin besonders zwei Jrrtiimer
auf. Einmal, daß Frankreich zurzeit
besser gerüstet sei als je. Die Armee
mag in besserem Zustande sein als zur
Zeit, wo Le Boeuf versichern zu tön
nen glaubte, daß alles »bi5 auf den
letzten Gamaschenlnopf« in tadelloser
Ordnung sei; dasz sie der deutschen
überlegen sei, löme auf die Probe an.
Und dirRechnung auf die deutsche So
zialdemokratie stimmt auch nicht. Mö
gen auch einige der Führer sich so ge
berden, als schwebe die Partei, losge
löst von allen vaterländischen Gefüh
len, in den Wollen des Kosmopolitis
mus —- was den französischen Genos
sen gar nicht einfällt -- —, wenn es zum
Klappen tommt, wird die Drei Mil
lionenpartei sich ebenso hüten, ihr Va
terlaer an den Feind zu verraten, wie
jeder andere Deutsche auch. Jm Par
lament mag man zu politischem Zweck
die andern Parteien und dieNegierung
mit vaterlandslosen Redensarten zu
ärgern suchen, wenn der Kriegsruf
durch das Land geht, wandern die
Weltverbriiderunggpläne in die Rum
speltammen
Jn Argentinien erwartet man, daß
die ahl der Einwanderer gegen letz
tes ahr sich verdoppeln werde. Die
gute wirtschaftliche Lage wirkt anre
gend auf die Einwanderung, «fchreibt
die »Le« Plato Post« in ihrer letzten
Runnner. Argentinien empfängt schon
feit geraumer Zeit mehr europäifche
Einwanderung, als irgend ein anderer
siidamerilanischer Staat, aber an der
Aufnahrnefähiakeit der Nepublii ge,
messen. erscheint die Zahl immer noch
gering. Die Nachfrage nach Arbeits
kräften ift größer als das Angebot.
II f O
Ein Chemiker hat-sich mit dem Ber
fuch beschäftigt, ob er Oel, Stahl,
Kohlen, Eisen und Kupfer und aller
hand sonstige-s zu einem einzigenStoff
vermengen könnte. und der Versuch
mißlang ein Finanzmann tat das
nämliche, und fette Dividenden der
Standard Oil Co. waren das Erg(b
nu.
Unter der Zaube. s
Stizze von Viktor Gomulicki.J
Bis nrn letzten Augenblicke blieb
es unbetimmt, ob Thetla Heinrichs
Gattin werden wird.
Das Mädchen war slatterhast nnd
scheu, wie eine Bachstelze. Schon war«
man nahe daran, es einznfangen und
anden Flii eln festzuhalten, aber plötz
lich entschlüpfte es den Fingern und
slo weg, indem es verfchmilzt mit dem
wänzchen seines mit Spitzen be
setzten Kaschmirileides nickie. .
Heinrich war in Verzweiflung, und
dies verschlimmerte noch seine Lage.
Denn solche Windeblumen, wie
Thetla, tanten sich am liebsten um
struppige, aber-Hänge Bäume.
Heinrichs Onkel, ein Jiins,«aeselle,
pflegte ihn Tölpel zu nennen. -—-—- Er
sollte loslegen meinte der Ontel
,,niein Fräulein, die Drehereien mits
fen jetzt aufhören! Wenn ich Dir ges
fallen habe, gib mir einen Knß, damit
die Angelegenheit zu Ende geführt
wirb; bin ich nicht nach Deinem Ge«
schmucke, dann gieb mir einen Korb
nnd ich werde mir.·. eine schönere
aussuchen!« .
Aber der junge Mann mit rothen
Backen (.f)einrichg Gesicht war roth
wie ein ParadiesapseO erbebte schon
bei dem bloßen Gedanken daran·
Thetlas llnbeständigieit war umso
auffallender, als sie mit Heinrich be
reits verlobt war.
Es gab Stunden, in denen Thetla
mit entzückender Resignaiion ihm leise
und sanft zuflüsterte:
»Ich bin einverstanden.« . ..
Es gab wiederum Tage, an denen
aus ihrem KirscheUInÜndchen ein ge
lieiiiiniszvolles: »Ich weiß nicht« her
aus«-kann
Es gab auch Wochen, in denen sie
in eine muthwillie Nixe verwandelt,
beinahe in einen N ephisto twir miissen
aber hinzufügen: in einen Mephisto(
mit wunderschönen blauen Augen und»
einem goldblondem reisem Weizen
ähnlichen Haar) aus alle Bitten, alles
Zureden und alle Augbriiche nnr die
einzi e Antwort hatte:
,. ein« nein und.... nein!«
Gerade in jenen schrecklichen Wochen
saß dieses unansstehliche Wesen im
Salon, aus einem-niedrigen, mit per
sischem Stoff überzogenen Puff und
wickelte zum Zeitvertreib seine gold
farbenen Haarlocken um seinen Finger;
neben ihm saß eine gnze Rotte tapfe
rer Frauen, welche sich vorgenommen
haben, entweder zu siegen, oder....
sich an den Nachmittagsiassee zu
machen.
Es waren dies: Theilasis Mutter-,
ihre Tante, ihre Cousine, auch Hein
richs Mutter, seine Tante und seine
Eousinr.
Auch die alte Nätherin, welche
Thetlas Ausstattung besorgte, befand
sich daselbst
»Sag’ mir, mein liebes Herz, was
niiszsällt Dir eigentlich an meinem
Heinrich? Falls Du den Schnurrbart
nicht leiden kannst, so wird er einen
Bart tragen, wie sein seliqer Vater.«
So sprach die eine Mutter.
Die Tanten jammerten in vers ie
denen Tonarten: »Ueberlege eg ir
nur! Sei doch vernünftig,« und die
Cousinen küßten Theila rechts und
links ab und baten sie inständigst, sie
nxöge doch Erbarmen mit dein ,,arnien
June»en« haben.
»Er ist so hübsch, dieser kleine Hein
rich, wie eine reife Renett!'« « sang
tin Hintergrund deg "immers eine
alte Dame, welche mit eni Einsädeln
einer Nähnadel beschäftigt war. ’
Aber Thekla schwieg wie ein Felan »
stück, und nur ihr Köpfchen, welches
sich nach rechts nnd link-J drehte-, sprach ?
eigensinnig: !
»Nein, nein nnd . .. nein!« »
Infolgedessen rief dac- Weiberchor
verzweifelt aug:
»Weshalb denn?« z
Und de- weibliche tieine Satan löste ’
vervöo sein Haar aus, hielt sich dag
selbe wie eine Maske vor sein Gesicht!
und zischte in schmollendein Tone: ’
»Weil ich nicht will!« s
Es drohte schon ein kleiner Fami
lienzwist auszubrechen —— aber in die
sem Augenblicke wurde ein Brief und
ein Karton gebracht
Beides ii ersandte die Tante aus
Warschau
Der Brief besagte, daß sich iin Kar
ton das Hochzeitsgeschent der Tante
befinde.
Mach Entfernung der Siegel undj
Beseitigung des Utnschlages wurde
aus demKarton zunächst eine Menge
englischen Seidenpapieres heraus-ge
nommen, woraus denn eine reizende
kleine Haube zum Vorschein tarn.
Jch weiß es nicht, wer dieses schöne
Tincz geschossen hat, auch nicht, wosl
raug es gemacht wurde, ich bin jedoch
überzeugt, daß es ein Künstler gewe
sen ist und daß et im Augenblick degl
Schaffens wahrhaft begeistert war.
Es ist möglich, daß er ur Anferti-: s
gung der Haube türtis es seidenegs
Gewebe und echte sranzöfische Spitzen !
rerwendet bat, aber es ist auch nicht
ausgeschlossen, dasz er mit Hilfe einer
lvundertbätigen Fee dieses Meisters-s
stiick aus Spinngetvebe, das die Sonne s
mit ihren Strahlen vergoldet, gespan
nen hat . . . s
Die Mutter, die Tanle und dies
Cousmen reichten sich das Geschent he- »
rum, sie bewundertenes, glätteten diei
gertnitterten Spitzen und mästen mit!
en Fingern den Stoff. s
Jm erlten Augenblick lvollte Thella
nicht einmal hinsetzen s
Aber eH lann jemand schmollen, so- »
viel eesiust hat, und dennoch ein Ge- ?
miith eaben, das der Macht der Neu- ’
k.ierde nicht widerstehen kann. Denk
Mädche- sab dabe- uacki der Hemdej
f
zunächst mit seinem linken Auge, so
dann mit dem rechten, sodann gleich
zeitig mit beiden Angen, und endlich
nahm eH die Haube mechanisch mit den
Enden seiner geschmeidigen Finger
und setzte sie ebenfalls mechanisch auf
den Kopf. ..
Kaum hatte es sich dieselbe ans die
richtige Art und Weise aufgeseizt, als
dasfs Weiberchor mit Entzücken aus
rie :
»Ach, Thellai Wie kleidet Dich doch
diese Haube wunderschön!«
»Du siehst wie eine Rose aus-Z«
»Wie ein Engel!«
»Wie ein Pariser Journal!«
»Du siehst ganz ebenso aus-. wie
Deine Mutter vor achtzehn Jahren
ausgesehen hat!«
»Wie . .. ein Kupferstich« -fii·qte
von der Ecke her die alieNähterin
hinzu.
Its-un erhob sich mit dex Geberde
einer siir Huldigungen unempfängli
chen Königin fdieses sonderbare Mäd
chen besaß in seinem Reprrtoire alle
möglichen Geberden) und ging mit
gemessenen Schritten zum Spiegel.
Je länger sie in den Spiegel hinein
schaute, um so deutlicher erstrahlte ihr
Antlitz von einem wunderschönen
Glanze . . .
Die launenhasten Falten ver
schwanden von ihrer Stirn, ihre Au
geubrauen zogen sich auseinander und
glätteten sich wieder, in ihren Augen
loderte ein sansteg, bläuliches Licht
auf, ihren Mund umkreiste endlich ein
leidenschaftliches Lächeln, welches die
Gesichter der Hirtinnen auf altem
sächsischen Porzellan ziert . ..
Auf diese Weise verwandelt und
ohne die Haude, welche gleichsam ein
Diadem ihres Königthumg war, von
ihrem Kopf zu nehmen, trat sie vor
Heinrichs Mutter hin, bückte sich vor
ihr nieder und indem sie ihr ihren ges
rötheten Mund zum Kusse darreichte,
sagte sie:
»Jn einer Woche bin ich Ihre
Schwiegertochter« . . .
Und als die Frauen sich ihr mit
Ausbrüchen der Dankbarkeit und zärt
licher Rührung näherten, endete sie
halblaut zu sich selbst:
» »Denn nur dadurch werde ich das
Recht erwerben, diesen wunderschönen
Putz zu tragen.«
-----.- — .
Jm Dampfe gegen den Staat-.
s Staub, du Sinnbild des erischen
und Vergänglichen! Nicht allein. daß
es« das Loos aller Lebendigen fein soll,
den herrlichen Zusammenhang des se
sten Körpers dermaleinst einzubüßen,
und in jenen traurigen Zustand zu
verfallen, der in deinem Namen ausge:
drückt liegt --—— wenn es nach deinem
Willen ginge, überzögest du am lieb
sten unsere Leiber schon während der
(,eit, da wir uns noch der schönen Ge
wohnheit des Dafeinå erfreuen mit
deinem schmutzigen Mantel· Und nicht
nur uns, sondern auch alles, was uns
tumgibt, möchtest du unter deiner häß
lichen Hülle begraben. Anfangs legst
tdu dich über die Dinge so zart, wie ein
Hauch den Spiegel beschlägt, man kann
dich leicht mit der Fingespisze hinweg
wischen; später mußt du mit dein Be
sen aus-gekehrt werden; und schließlich
lann es dazu kommen, daß du ganze
Städte unter deiner Kruste vom Erd
boden verschwinden läßt. Es gibt
nichts ältere-; und nichts moderneres
als dich, Staub! Unter dir forscheu wir
nach den Antiken, von dir sollen die
ältesten Jahrgänge des kästlichen Ne
bensafteö überzogen sein, und im
Kampfe gegen dich, den dn in gewissem
Sinne mit der Kultur anwächst, suchen
wir alle Errungenschaften der moder
nen hygienischeu Wissenschaft zu ver
werten, ohne dabei immer erfolgte-ich
zu sein.
Staub gibt es nicht nnr an den
Stellen, wo Menschen bei einander
wohnen, im Gegenteil finden wir den
meisten Staub gerade in jenen öden,
wüsten Distritten, die eben wegen die
ser ihrer Beschaffenheit vom Menschen
bolle als zurBesiedelung ungeeignet be
trachtet worden sind. Jn der Wüste
find gemeinhin nur die Oasen mit
menschlichen Niederlassungen versehen.
Aber der Staub, der an den Stätten
der Kultur herrscht, wo viele Menschen
-— selbst in verhältnismäßig staub
freien Gegenden --—- zusammen wohnen,
gewinnt für die Gesundheit trotz seiner
geringeren Quantität eine viel ver
derblichere Bedeutung. als der Wüsten
staub. So war es schon in alten Zei
ten, als sich, wie auch heutzutage, die
mannigfachen Stoffe, die bei gewerb
lichen Arbeiten entstehen, sowie die ver
schiedenen strautheitgerreger, die
menschlichen Ausscheidungen entstam
men, dem Staube beimengten. Doch
duldet der Zustand früherer Zeiten gar
keinen Vergleich mit unserem Jahrhun
dert der ,,Jndustrie«, in dem die
Menschheit ohne tnoderne sanitäre Ein
richtungen untergehen müßte. Dazu
lornmt noch, daß wir »unter dem Zei
chen des Verkehrs« stehen, wodurch der
Erzeugung und Verbreitung von
Staub auf Wegen und Stegen in her
vorragender Weise Vorschub geleistet
wird, wie leicht verständlich ist.
Betrachten wir einmal unter dem
Mikroskop -- sieh’, das Gute liegt so
nah — den Staub unserer Stuben,
der von der Straße durch den Wind
wieder zu uns hereingeweht ist, seitdem
unser schaltender Hausgeist fein säu
berlich mit dem ,,Staubtnch« die letzten
Spuren davon entfernt hatte. Sollte
in der Nähe ein Haus gebaut oder ab
gerissen werden, sollte unsere Woh
nung an einer besonders verlehrsreis
chen Straße liegen, so wird uns ein
um so größeres Material zur Verfü
gung stehen. Denn der grsßte Teil des
Staubes besteht aus kleinen Körnchen
zerriebenen Erdreichs; man findet da
rin kleine Kieselsteinsplitter, verpulver
ten Lehm und Ziegel u. f. w» Daneben «
lassen sich viele der organischen Natur
entstammende Stoffe entdecken, teils
wohl erkennbar, teils nicht mehr zu
enträtseln, z. B. Kohlen- und Nuß
Partitel, Holz- und Knochenstückchen,
Teile von Chitinpanzer der Insekten,
überhaupt Reste von zerfallenen Lei
bern aus dem Pflanzen- und Tierrei
che. Dabei werden wir das Heer un
zähliger lebendiger pflanzlicher Gebil
de, die auf diesem Nährboden leimen,
nicht übersehen. Neben zahllosen Ar
ten von Schimmelpilzen nnd harmlo
seren Batterien können wir gelegentlich
die giftigsten Würger unseres Ge
schlechtes zu Gesicht betommen, die Er
reger der Tuberkulofe, des Typhus,
der Diphtl)erie, der Rose, des Eiter
siebers, der Jnsluenza, des Wundstarr
lrampfes usw. Befinden wir uns in
der Nähe von Hiittenloerken oder Fa
briken, so wird der Staub noch einen
besonderen Charakter annehmen, indem
er kleine Metallteilchen oder Bestand-.
teile von Fabriken, je nach der Art des
betreffenden Industriezweiges in sich
birgt, wie Eisen, Zupfer, Arsen, Haa
re, Fasern. «
Wir hätten demnach erkannt, dass
sich in dem Staub neben anscheinend
harmlosen Stoffen verderbliche Ein
wohnkr aushalten können, von denen
es ohne weiteres klar ist, das-, ihre
Ausnahme in den Organismus viel
leicht zu den schlimmsten Folgen führt.
Aber selbst die scheinbar unfchädlichsten
Stoffe können vermöge einfacher me
chanischer Reizung zu Zerstörung des
Lungenaelvebes oder zu Katarrhen der
Luftwege führen, wenn es ihnen gelun
gen ist, mit dem Strome des Atems
den Reytropf over ote Verzweigungen
der Luftröhre zu erreichen. Der Kör
per ist deshalb von der Natur mit wei
sen Schutzvorrichtungen versehen, die
Eindringen des Staubes in das Inne
re des Organismus einen wirksamen
Widerstand entgegenzusetzen berufen
sind. Der gesunde Mensch atmet be
kanntlich nicht durch den Mund, son
dern durch die Nase, und letzteres Or
gan ist als vorzüglich angelegter Fil
trirapparat anzusehen, in dem die Luft
beim Hindurchftreichen ihrer ftaubigen
Bestandteile beraubt wird. Das Jn
nere der Nase ist nämlich mit einem
weichen Schleimhautgewebe ausgepol
stert, auf dessen feuchter Oberfläche sich
der Staub niederschlägt. Hier werden
die Pilze durch den analhtisch wirken
den Nasensaft zerstört und lleine
»flimmernde« Härchen transportieren
die Fremdtörper, die tiefer ins Innere
gedrungen sind, wieder dem Nasenarcs:
gange entgegen.
Es ist klar, daß wir auf diesem na
türlichen Wege mit einer mäßigen
Menge Staub, der unserer Abtrehr un
terliegt, gut fertig werden. Bei dem
Eindringen einer fehr großen Quan
tität wird es sich aber nicht vermeiden
lassen, daß eine kleinere oder größ»
Menge in den Hale und somit in die
Lunge oder den Magen gelangt. Ein
guter Magen diirfte in der Regel von
der Ausnahme ungiftiger Substanzen
in der kleinen Menge, wenn sie ihm
durch Athemluft zugeführt wird, tei
nen Schaden erleiden. Er bemüht sich
nach Kräften, durch die Salzsäure, die
seine Schleimhaut absondert, die gifti
gen Pilze zu töten.
Fiir die Lungen stellt der Staub, der
in ihrem Gewebe niedergelegt ist, aus
nahmle ein sehr verderblicheg Mo
ment dar. Die Krankheiten, die durch
die Eintamung von Staub entstehen,
haben wir bei Fabritarbeitern kennen
gelernt, z. B. bei Kohlenarbeitern,
Steinhaueru, Maurern, Töpfern,
Glasschleiferm Miillern, Tabalarbei
tern, Jutespinnrru, Biirsteubindern,
Straßenlehreru u. a» Die Statistik
bat festgestellt, daf-, ein großer Prozent
satz dieser genanten Arbeiter an Lun
gentranlheiten zugrunde geht. Es gibt
eine Steinhauer-, Kohlen-, Zinnober
lunge, deren Gewebe völlig mit derar
tigen Stoffen durchsetzt ist. Zola hat
sich im Germinal die Beschreibung der
Krankheit, die mit dem Namen »sich
lenlunge« oder » chwarzspuelen« be
zeichnet wird. zur Aufgabe gestellt.
Zu der Beranoeeung oer Verkehrs
verhältnisse hat in den letzten Jahren
nicht zum wenigsten der Antomobilisc
muss beigetragen, können doch die Au
tomobile mit ihrer rasenden Geschwin
digleit als die vollendetsten Staubin«
halationsapparate siir die leidende
Menschheit angesehen werden. Schon
die Menge des eingeatmeten Mineral
staubes dürfte gelegentlich genügen, bei
einem fleißigen Spaziergänger von
Partanlagen, in denen Automobilig
mus erlaubt ist, ein der Gewerbetrants
heit identischeg Leiden zu erzeugen.
Dazu kommt noch die eminente Gefahr
der Pilzinseltion bei einer so großen
Menge eingeatineten Staubes-. Die
meisten Pilze sterben wohl in trockenem
Zustande ab. Das Licht der Sonne
tötet sie im Straßenstanbe.
Es ist besonders die Jnfluenza, de
ren Verbeitung nach der Meinung vie
ler Mediziner aus die Eigenart der mo
dernen Vertehrsverhältnisse zurückzu
führen ist. Von anderen Bazillem de
ren Ueberttagung auf diese Weise fiir
sehr wahrscheinlich gilt, nenne ich noch
die Erreger von Tuberlulose, Diphte:
rie, Typhus.
Eine Verbesserung der Vertehrsvers
hältnisse im hhgienischen Sinne ist eine
unerläßliche Forderung geworden,
Wenn die Vollsgesundheit nicht eins
if
pfindlichen Schaden leiden soll. Wir
hoffen, daß sich die Mittel finden las
sen, welche die iiberhandnehtnende
Staubbildung auf ein normales Maß
zurückführen s—— durch eine besondere
Behandlung der Wege. Sollte das
nicht möglich sein, so müßte das Fahr
tempo in der Nähe von Städten durch
die Behörde nach hygienischen Grund
sätzen geregelt werden. Bis jetzt hat
es sich aber immer gezeigt, daß große
Entdeckungen aus einem Gebiete zu un
geahnten Fortschritten auf-anderen
Gebieten führen, und so könnten wir
erwarten, daß die genialen Errungen
schaften der Verlehrstechniker zu nicht
minder geistreichen Entdeckungen der
Straßen-Hygieniker anspornen, so daß
wir bald in Bezug auf die Staubein
atmung noch besser daran sind, als zu
den Zeiten, wo die Selbstfahrer noch
ins Reich der Fabel gehörten. Also;
auf zum Kampfe gegen den Staub!
Dr. A. Guthrnann.
-—-—-.—
Präsident Mem-s von Columbtw
Ueber die Zustände in Kolumbien
und die bisherigen Erfolge der Regie
rung des Herrn Rehes ist es schwer,
sichere Nachrichten zu erhalten. Die
tolumbischen Zeitungen stehen unter
strenger Zeus ur. Sie sprechen fast nur
in Superlativen von den Erfolgen der
neuen Regierung. Anderseits brachten
mutet-amerikanische und venezolani
sehe Zeitungen Berichte, die an der
neuen Verwaltung kein gutes Haar
entdecken konntet-, u. a. den General
Rehes mit Caligula verglichen und
ähnliches-. Neuerdings vorliegende un
parteiische Berichte erkennen an, daß
General Reyes bei der gründlichen
Reorganisation seines Landes bedeu
tenden Erfolg gehabt hat. Zu Weih
nachten 1905 wurden in Bogota eine
Anzahl von Notabeln, die eine Ber
scbwörung gegen die Regierung
Reyes’ organisiert, aber wenig Anhän
ger gefunden hatten, verhaftet und vor
ein Kriegsgericht gestellt. Stadt und
Land blieben ruhig. Auch der am 2.
Februar gemeldeten neuen Revolution.
die angeblich in Antioquia ausgebro
chen ist, dürfte keine Bedeutung beizu
legen sein. General Rehes hat sich
durch seine riiclsichtslofe Verminde
rung und Säuberung des Beamten
standes und Heeres viele Feinde ge
macht, und diese werden sich in landes
üblicher Weise durch Revolution zu
rächen suchen. Abhilfe kann nur da
durch geschafft werden, daß Rehes —
wie seinerzeit in Merito Porfirio
Diaz —-— die Schnldigen triegsrechtlich
erschießen läßt.
Hier einige Tatsachen, welche die
Fortschritte des Landes erkennen las
sen. Die Armee zählte am 7. August
1904, als Rehes die Regierung über
nahm, 68 Generale, 167 höhere und
609 niedere Offiziere, 188 Milliarde
amte und Aerzte, 222 Spielleute und
88335 Unterosfiziere und Gemeine.
Heute besteht sie aus 28 Generalen, 45
höhern und 2852 niedern Ofsizieren,
159 Beamten, 218 Spielleuten und
5000 Mann, und von dieser Armee ist
etwa die Hälfte während der guten
Jahreszeit zum Ausbaue der Fahr
wege benutzt worden. Fiir Wege- und
Veiickenbau ist viel getan, und 10 Mil
lionen DollarH fremden Kapitals sind
fiir den Ausbau des Eisenbahnneizes
gewonnen worden. Das Wichtigste
aber ist, daß die Ausgaben fiir 1906
voraussichtlieb die Einnahmen nicht
übersteigen und Kolumbien 1906 zum
ersten Male ohne Fehlbetrag abschlie
szen wird. Die Regierung beginnt jetzt
die Einlijfung des Papiergeldes, von
dem 800 Millionen Veso-Z im iliulaufe
find. Sie benutzt dafiir zunächst den
vollen Ertrag des Ausfuhrzolles auf
Häute, der fiir linle auf Z Millionen
Dollars geschätzt wird, womit bei dem
niedrigen sturse des Papierpesos
l— i l5t. a:neril. Gold) der vierte
Teil des Papiergeldeii eingeliist : eren
könnte. Um neuen Revolutioueu vor
zubengem sind der Bevölkerung nicht
weniger als 48,0·)0 Geloehre abgenom
men worden. Mehrere höhere Schu
len sind eröffnet und beträchtliche
Summen fiir Lehrmittel ausgegeben
worden. General Nein-g genießt die
Achtung und moralische Unterstützung
aller verständigen und anständigen
Polititer im spanischen Amerika und
auch der Regierung in Washington.
Sein Sturz wiirde die Unabhängigkeit
stolumbienss in ernste Gefahr bringen
-——-.—.—
Ein Damenloinitee stellte sich dem
Millioniir Sage dor, der den Ruf ei
nes Geizhalses bat und ersuchte ihn
um eine milde Gabe fiir das Heim be
dürftiger Witwen. Der Millionät
schrieb einen Cheel auf 500 Dollars
aus und reichte ihn den erstaunten Da
men, welche ihren Augen nicht trauten.
»Taufend Dant,« stammelte endlich
eine, »aber, Mr. Sage, Sie haben ver
gessen den Chect zu unterschreibenÆ
»Ich möchte nicht, dasz meine guten
Werke in die Welt ausposaunt würden
und möchte den Check anonym geben,"
lautete die Antwort. »Ich empfehle
mich bestens, meine Damen-«
st- ste :le
Ein Dorfschullehrer leistete sich fol
gendes Gesuch an seine vorgesetzte Be
hörde: »Ich bin durch Verlseiratung iI
den Besitz eines Rindviehg gekommen-.
Die Gemeinde will mir aber dazu tei
nen Stall bewilligen Jch bitte daher
eine erbarmungswiirdigeSchulbehörde,
sich da mal reinznlegen. Jn tiefster
Achtung: N. N» Dorsscl)ullel)rer.