Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, March 09, 1906, Sweiter Theil., Image 14

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    Ada.
Roman von G. ZZraddow
(8. FortleiungJ
Ein leichtes Geräusch unterbrach die
seiden. Colin wandte sich dem Ein
sange zu und sah den Pastor von De
veritl, welcher athemlos in den Nah
men der Thüre trat.
»Bei-arm Sie zu Korea Guido, ich
» dachte, Sie wären a in,« rief er ihm
lebhaft entgegen. Uebrigens werde ich
niemals den Muth besitzen, diese Stu
« xen wieder zu erklimmen, sie sind ent
etzlich hoch. Lebhasi erfreut, Ihnen
u begegnen, Fräulein von Tredegarl
Ich sehe wohl, daß ich hier störe, aber
machen Sie sich nichts daraus, ich bin
ein alter Mann und schon häufig zu
so kleinen Liebesscenen ekornmen.«
,. Er lachte fröhlich an und Colin
fählte sich arg ver imme.
»Sie täuschen rch ganz und voll
Fändikk Herr Pasior,« ries er ärger
t .
»Du lieber Himmel, ich bin jadoc31
nicht blind! Worüber haben Sie sich
denn zu schämen? Wenn ich Sie bei
einerLiebesepisode mit einer Kuhdirne
angetrofer hätte, nun dann wollte ich
been Verdruß begreifen, aber das
chsne, reiche, wohlerzogene, hochgeha
rene Fräulein von Tredegar —- es läßt
, ich ja gar nichts Besseres wünschen!
achen Sie sich also nichts daraus.
daß ich Sie überraschte— ich bin ein
alter Mann und derlei Dinge erschei- s
neu mir nur natürlich; ich wußte nicht« l
daß Gäste auf dem Schlosse seieni
Run, wo ich aber einmal hier bin.
habe ich die Absicht, da zu bleiben, es.
Er denn, daß Sie nrich von Jhrenx
euten hinaus-werfen lassen." !
15.
i
Der unerwartete Besuch des Prie l
stets war für Colin eine wesentliche’
Erleichterungx er fühlte daß er einem
streiten tete a- -tete mit Edith nicht ge
wachsen sei und sein Herz war von
Mitleid fiir das arme jungeGeschöpf
erfüllt.
Edith erschien nicht beim Dinner;.
sie entschuldigte sich etröthend und mit
leuchtenden Augen bei dem jungen
Manne
»Ich ziehe es vor, eine Schale Tbee i
in meinem Zimmer zu nehmen Guido
»denn ich scheue es, wieder mit jenem
alten Priester zusammenzukommen
bevor er Alles weiß ——ach, ich bin so
gliiellich!«
Sie zögerte einen Augenblick ehe sie
sich abwandte, und Colin sprach mit
merklicker Ungeschicklichteit:
»Ich erwartete, daß Jvan bestimmt
um Speisen zurück sein werde eg ist
lb sieben Uhr.«
Er runzelte die Stirne, denn es lag
in seiner Absicht, eine positive Erklä
rung mit dem Bruder herbeizuführen
und es berührte ihn peinlich, dieselbe
so lange hinausschieben zu müssen.
»Ich fürchte, Sie kennen meiner.
Bruder nicht so gut wie ich Guidok
sprach sie leise und traurig. »Ich
laute nicht an seine Absicht, dem
apa zu telegraphiren; er muß hierin
der Nahe irgend eine Anziehunggtraft «
haben und ist vermuthlich in Folge
dessen gar nicht nach dem Städtchen
angen; ich will nur hoffen, daß er !
E nicht in Ladenmiidchen verliebt
Dann fügte sie zärtlich hinzu
,,Rach dem Speisen finden Sie mich
in dem blauen Solon und ich wünsche1
lebhaft, daß der Vafior sich bis dahini
entfernt haben mögef i
« Als sie lqn sam die Treppe empor l
schritt, wars e ihm noch einen zärtli l
Sehen Blick zu· Einer der Diener, der
(
eben durch die Vorhalle ging, bemerkte
kense lben und machte seine Glossen
« u.
Als Guido in das Speisezimmer
trat, fragte der Geistliche lächelnd:
»Nun, wo ist denn das Fräulein
sen Tredeg arti Ach oermuthlich läßt
se sich aus gSchiichteruheit nicht blicken
— nun, das wird bald abgestreift! Jn.
detReael finden sich Frauen viel leich
terinfo lyeikle Situatioen wie Män
ner Am Hochzeitstu ist die Braut
ruhig und selbstbewu t, während der
Bräutigam sich während der Dauer
der ganzen Cercmonie kaum zu be
Imlchen weis-«
« Der Baftor piauderte dann von an
deren Dingen und für den Auaenblick
wenigstens war die schöne Edith ver
gis-en
»unter Andere-as bemerkte ek nan
der Mahlzeit, als die beiden Herren
beim Weine fassen, «wissen Sie, daß
ich eigentlich ierFek gekommen bin,
umSie zu veranla en. etwas häufiger
das Gotteshaus zu besuchen? Sie soll
ten der Gemeinde mit gutem Beispiele
vorangehen; ich habe anstatt des alten
«Drganiiten eine neue Orgelspielerin
eng-Wirt Sie ist ein Genie und spielt
mezsierhafz wenn sie auch noch ein hal
be Kind zu nennen ist. Jch bin da
rauf gefaßt, daß die jungen Burschen
alle ihr Herz an sie verlieren.«
· Eine neue Errungenschaft für dies
sie e Gegend?« fragte Colin gleich
·tsiltia.
H »O nein, sie lebt Init ihrer Mutter
II sehe lanae hier. Lettere ist eine
ne Dante. set-eint aber in sehr be
. seiten Verhältnissen zu leben, denn
zeichnet für Journale Ich wollte, i
ie Gnnten ihr einige Arbeit verschaf- i
sit-« den von Geltu. Jch interessiee
mich lebhaft für die Familie Lang
ton «
»Langton-« wiederholte Colin,
während sein Herz höher pochte
«Ja, ich bin gestern mit der Kleinen
einig geworden, bezüglich des Orgel
fpiels, denn es kostete mich keine ge
ringe Mühe, die Erlaubniß der Mut
ter zu erlangen.
Es ist iammerfchade, da sie das
junge Mädchen gar so exllu w heran
wachsen läßt!'«
»Es wird mich glücklich machen, Ih
nen nützlich fein »in-können verehrter
Herr Pastor,« betheuerte Guido mit
Wärme. »Wenn Frau Lanaton wirt
lich so geschickt ist, wie Sie sagen,
hoffe ich, ihr sehr viel Arbeit zu ver
schaffen. Sind Sie gewiß, daß sie
Mein Entgegenkomrnen nicht als eine
unverschämte Zudringlichkeit auslegen
würde?«
»Ganz gewiß, Conn. Die Leute
sind sehr, sehr arm, ich beabsichtige,
der Kleinen den höchften Gehalt zu ge
ben, über welchen ich verfügen kann.
das sind fünfundzwanzig Gulden mo
natlich. Wenn Sie hingeben, um der
Mutter Arbeit anzutragen, fo nennen
Sie immerhin meinen Namen, und
wenn Sie Sonntag zur Kirche kom
men, erzählen Sie mir, was Sie aus
gerichtet haben.«
»Ich verspreche Ihnen, zu kommen.«
,,Bielen Dank, Guido,« entgegnete
der Pastor. »Ich wußte ja immer,
daß Sie im Grunde genommen ein
guter Bursche feien, und ich lege gro
ßen Werth auf Jhren persönlichen
Einfluß in meiner Gemeinde. Doch
es ift spät, ich muß heimwärts wan
dern, und sowohl Sie als auch das
Fräulein von Tredegar dürften das
Alleinfeins froh werden. Thun Sie
mir nur den Gefallen und vergessen
Sie die Langton’s nicht«
»Sie mögen sich darauf verlassen.
Jch gebeJhnen noch ein Stück Weg
das Geleite: das Fräulein von Tre
degar hat sich mit Kopfweh auf ihr
Zimmer zurückgezogen.«
»Die gewöhnliche Ausrede, wennz
Frauen angehalten sind. Jch über--i
raschte Sie wohl in einem MomenHl
der Ihnen nicht zugesagt haben mag?« .
»Mein bester Herr, ich bitte Sie,
allen derartigen Muhmaßungen zu
entsagen. « kann Ihnen die Ver
sicherung ge n, daß zwischen mir und
dem Fräulein von Tredegar gar nichts «
Kompromittirendes voraefallen iftt l
Ich wäre ein Feigling, wollte ich mthr
fagen.«
»Hm,« meinte der alte Priesters
kopfschüttelnd »Ich habe bis jetzt tei- -
nen großen Werth auf den alten chine
fifcheneAråfpruch gelegt, der da sagt,
man solle nichts von dem glauben·l
was man hört, und kaum die Hälfte
von dem, was man·sieht. Jch bin
wohl ein recht einfältiger alter
Mann.«
Jn Gedanken verloren schritten die
Beiden eine Weile dahin. Endlich be
merkte Colin, der sich im Geifte nur
mit Ada befaßte:
»Es ift ein lanaer Weg, den Ada
Langton bis zur Kirche zurückzulegen
hat. Muß sie ihn zweimal im Tag
machen?'·
»Ja, aber wie kommen Sie dazu«
den Vornamen der jungen Dame zu
kennen — ich wußte gar nicht, daß
Jhne dieselbe bekannt sei.«
Als Colin erröthete, fügte er dann
lebhafter werdend hinzu:
»Nun, heraus mit der Sprache,
Guido! Es scheint, daß Sie mich quä
len wollen, und ich brachte auch mei
ner kleinen Schuhbefohlenen blinden
Glauben entgegen —- der helle Son
nenschein strahlt aus ihren Zügen. Jch
will nur hoffen,« fügte er ernfter wer
dend hinzu, »daß die Unschuld und
Jugend des holden Kindes Ihnen
theuer sind.«
«Seien Sie unbesorgt, here Paftor,
und lassen Sie mich nun gleich offen
mit Ihnen sprechen. Ich bin Ada
Langton mehrmals in den Wäldern
von Deverill begegnet; ich tann nicht
sagen, wie es fich machte, und Sie
würden mich auch fchwerlich verfiehenz
gär« wir lernten bald einander lie
»Du grundgiitiaer himmel, da ba
ben Sie eine schöne Geschichte ange
zetielt.'·
»Unierbrechen Sie mich nicht,
Herr« rief der junge Mann leiden
schastlich bewegt. »Ich babe Ada
Lanaton mein Herr aeschenit, ich habe
sie gebeten, mein Weib werden zu wol
len, ich würde sie qleich heirathen,
wenn dies mögiich wäre. Jch bat sie,
mir zu gestatten, daß ich ihre Mutter
besuchen dürfte, um dieser von meiner
Liebe zu erzählen.«
»Sie ist scheu und ängstlich, die
arme Kleine,« ’sprach der Priester
kopfschüttelnd »Ich fürchte, die ganze
Angelegenheit wird nicht gar so giatt
abaehen, regen Sie sich nicht aus; aber
lassen Sie sich erzählen, was ich weiss.
In Frau Langioni Vergangenheit
verbir sich irgend ein dunkles Ge
heimn —- mißoersreben Sie mich
nicht« ich rede rein Wort gegen die
Dame. aber ich weiß irotdeny daß
nicht Alles so ist, wie es sein sollte —
Sie aber baden eine bedeutende Stel
lung zu wahren und dürfen sich Ihren
. » --.- -.-«..—--· — -..-—
Stammramn nicht verderben, der Adel
des Landes blickt zu Ihnen emvoe."
« »Hol’ der Kulul den Adel des Lan
des.« «
»Eine schöne Ausdrucksneile siir
einen Poeten. Wenn Sie heirathen,
verliere ich meine Oraankstin, und ich
glaube wirklich, daß Sie sieh mit Hei
rathsabsichten tragen. selbst wenn die
Abstammung der jungen Dame eine
ztveiselhaste fein sollte —- ich glaube
überdies, daß die Mutter niemals ihre
Einwilligung geben wird. Ueberleqen
Sie nur, Guido, Sie diirien das
Mädchen wirklich nicht durch Maske
raden und deriei Unsinn kompromitti
ren. Gehen Sie direkt zu Frau Les-na
ton und saqen Sie ihr die Wahrheit.
Mir qesällt die Geschichte qar nicht;
ich tvittere Unheil, das dahinter steckt,
und ich bitte Sie angelegentlich, das
zu thun, wag ich von Jhnen hegehrexk
»Ich will Ihren Mahnungen Folge
leisten, ich irill einen Vormund suchen,
durch welchen es mir gelingen soll,
mich vorzustellen, und dieser Vorwand
bietet sich mir durch die Arbeit. Jch
werde Ada zuerst sprechen; worin das
Geheimniß bestehen mag, welches ihr
Leben umaieht, das tiimmert mich
.nicht; nichts soll uns trennen. Jch
hege die unumstößliche Absicht. sie zu
heirathen, und wenn sie eine Straßen
lehrerirptpiirc.'« « I
Sie ouaren einander rief in ore
Augen, der Priester war sichtlich nicht
allzu angenehm berührt.
»Und wie steht es mit Fräulein von
Tredegar, Guido? Seien Sie aufrich
tig gegen mich. sDas Mädchen liebt
Sie und wäre gewiß eine passendere
Herrin aus Schloß Deverill, als die
arme, lleine Ada Langton.'«
»Bitte, nennen Sie die Beiden nicht
in demselben Athem!'« ries Colin ha
stig, dann hielt er einen Augenblick zö
gernd inne und suhr rasch satt: »Ih
nen jetzt in dieser ernsten Stunde die
Wahrheit zu sagen, dünkt mir lein
Unrecht, ich glaube allerdings, daß
das Fräulein von Tredegar eine etwas
sentimental angehauchte Neigung siir
mich hat; ich ließ mir das nicht träu
men bis zum heutigen Tage, und die
Entdeckung, welche ich machte, bat mich
aus das Peinlichste berührt. Sie er
schrak durch ein plötzliches Geräusch,
wurde ohnmächtia und sprach, viel
leicht ohne es selbst so ganz zu wissen,
Wart der Zärtlichkeit zu mir; sie
scheint es als selbstverständlich anzu
sehen, daß ich sie liebe. Es ist eine
böse Geschichte —- ich lann sie nicht
auslachen, sondern muß vielmehr war
ten, bis sie sort ist, und lann ihr dann
schreiben.«
Der Priester lachte nicht ohne einige
Bitterleit.
»Pah,« svrach er ernsthaft, »ich
glaube, lein Rath, den ich zu ertheilen
vermag, wird da noch von allergering
stem Nutzen sein, und ich bin auch ge
wiß, daß Sie ernsten Tadel verdie
nen. Sie sind ein hübscher Bursche,
Guido, fmv der Schloßhkkk von De
verill und zweifelsohne sehr roman
tisch angehaucht. Sie haben gewiß
etwas blumenreich zu dem Mädchen
gesprochen, ibr Gedichte vorgetragen
und derlei Unsinn mehr. Gewiß auch
die Augen verdreht; ich gestehe ehrlich,
daß ich von Herzen wünsche, Sie
würden das Fräulein von Tredegar
heirathen und die tleine Ada Langton
in Ruhe lassen. Ich möchte meinen
Schützlina, meine neue Okdanistin
nicht verlieren und heae überdies die
Sicherheit, daß nur Gleich und Gleich
zu einander paßt.·' "
»Sie sind ein selbstsüchtiger
Mensch,« meinte Colin halb lachend,
halb ernsthaft.
Dann trennten sich die beiden Her
ren.
« »Ich wäre unsähia, noch ein Zwie
gespräch unter vier Augen mit Fräu
lein Tredegar zu ertragen·« sagte Co
lin. «Je rascher sie über meine Em
psindunaen ins Klare kommt, desto
besser ist es sür uns Beide; ich wollte,
daß Jvan zurück wäre, und Beide
wieder abreisen. Einstweilen thu’ ich
wohl am besten daran, mir einen ent
legenen Laubaana des Bartes auszu
suchen, wo ich ungestört an mein tell-:
penveilchen denken tannf .
16.
Es lvar schon späte Ahendstunde,j
als Colin endlich nach dein Schlrssh
zurüatehrte. Ein langer Spazier
gang in der würzigen Nachtluir hatte
ihm gut gethan. Er war bis m der
Mihe von Adas heim gewesen und
hatte dies zum erstenmal in Augen-i
schein genommen. Jm ersten Stock:
sah er Licht hinter den Fenstern und:
fragte sich. oh dies wohl das Zimmer
der Geliebten sei. oh sie dort an ihni
denkend weile. Die abendliche Däm
merung war der Nacht gewichen und
noch immer hatte er sich nicht losrei
ßen können, bis endlich die nahe
Kirchthurmuhr den Schlag der elsten
Stunde verlündete, und er sich sagte,
daß es die höchste Zeit zur Heimtehr
sei. Unwilltiirlich erinnerte er sich
ietzt an Edith Tredegar —- war er
liebloser gewesen als nothwendig?
Sein herz machte ihm Vorwürfe —
in welchem Lichte würde sie sein Be
nehmen auffassenit , Unhemertt lehrte
er in das Schloß zurück und erst in
der Vorhalle begegnete er einem der
Diener.
»Ich Wehe mich in mein Stadtk
immer, alliT und möchte nicht ge
- Zrt werden! Jst Herr von Tredegat
zurückgekehrt?« .
»Is- er befindet sich mit dem gnä
digen Fräulein im blauen Salom«
Colin stand einen Augenblick un
lchliilsig da. ,
»Wenn das gnädrge Fräulein sich
zurückgezogen hat, dann ersuchen Sie
Herrn von Tredegar. sich zu mir be
’miihen u wollen« sprach er endlich.
Der iener verneigte sich ehrerbie
tia und Colin begab sich nach feinem
Gemackr. Er war ärgerlich gestimmt
aeaen sich felbft und geaen An ere und
schloß die Thüre zkemlich getäuscht-all
shinter sich. Vielleicht war es unlliig.
noch reute niit Jvan Tredeaar zu re
rrnx aber er meinte, daß eg recht sei.
Jener bedurfte einer Warnung, viel
leicht gelang es ihm dann feine
Schwester schon am folgenden Tage
mit sich zu nehmen. Das waren die
Gedantm welche Colins Hirn durch
lreuzten, während er rauchend in sei
nem Zimmer saß. Fast eine Stunde
währte es. bis er endlich Trrdegar’s
Schritte onnaan Die Tbiir aina
If und Jvan stand init einein halb
öden Lächeln auf den Lippen in
mitten des Gemaches.
»Wie gebt Dir-IT alter Junan Wo
in des Teufels Namen hast Du Dich
denn den aanzen Tag iiber verfteclt?
Wozu mußte denn der alte Pfarrer
tommen?«tkdiih hat mir von seinem
Besuche erzählt und Jbr wünschtet ihn
wohl Beide zu allen Teufeln. das
tann ich mir lebhaft vorstellen.«
Guido Colins Stirne legte sich in
» finftere Falten.
b«6.Jvan,« sprach et ernsthaft, »Du
l —
»Ach was,« unterbrach ihn Jener,
»nur teine Predigtenx ich habe mich
sehr gut unterhalten und Du thatest
desgleichen. Deshalb habe ich Euch
ja allein gel ssen. Gestatte mir. Dir
Glück zu wünschen Edith hat mir
von Eurer Verlobung Mittheiluna
gemacht —- es ist rafch gegangen das
muß ich sagen. Jch hin in Perrin ge
wesen kennst Du dort Poldi Saiten
die kleine Schanttasfirerin? Ein al
lerliebsteg Ding mit vriichtigen Augen!
Bin wahnsinnig in sie vernarrt! Ich
schenkte ihr einen Brillantring und
versprach, ihr den morgigen Tag wid
men zu wollen. Sie hat sich mit Rück:
ficht darauf frei gemacht. Blicke nicht
so finster drein-— ich werde Dir und
Edith teine Schande machen. Ich
weiß, was man von einem jungen
Mann von Familie begehrt. Aprovoe,
ich bin sehr bei Kasse; kannst Du Dir
das vorstellen?"
Er wars ein paar Goldstücke auf
den Tisch, während Colin seinem gan
zen Treiben mißbilligend zusah
»Tredegar, « sprach er endlich kurz,
»ich habe morgen friih mit Dir zu
reden, heute biit Du nicht in der Ver
fassuna, daß dies möglich ware."
»Lafs’ es zeitlich geschehen. lieber
Junge, ich möchte Fräulein Soicer
nicht vergeblich warten lassen«
»Fräulein Spirer geht mich nichts
an und ich tann Dein Benehmen ihr
gegenüber nicht billigen,'« erwiderte
Colin schroff. »Sei fo gut und laß
es Dir ein- für allemal gesagt sein,
daß ich den Gebrauch meiner Pferde
nicht gestatte, wenn es fich nur darum
handelt, Landbarthien mit hübschen
Schantmiidchen zu unternehmen.
Doch genug fiir ietzt, wir wollen die
ses Gespräch morgen fortsetzen und
sehen, ob wir uns dann besser ver-:
stehen«
Jvan lachte.
»Zum Teufel, Du redeit ja wirt
lich, als ob Du schon ein Verwandter
l wärst, zu dem ich emporzuklicken habe,
i von dem ich abhängig bin. Das ver
traae ich nicht und auch Edith bat mir
! unliebsame Dinge gesagt. Ausgepaci
tes kleines Gänschen.«
i Mit diesen in unwirschem Ton halb
! usich gesprochenen Worten verließ er
us Gemach.
. Am folgenden Morgen stand Guido
« zeitlich aus, hörte aber zu seinem Ver
. d,ruß daß Herr von Tredegar bereits
T das Schloß verlassen habe. Aergerlich
stürmte er eine Zeit lang in seinem
Gemache auf und ab, dann machte er
feiner Mißstimmung Luft, indem er
ein Schreiben an den Paftor verfaßte,
welches nachftehenden Inhalts war:
»Vochwurdiger Verr!
Können Sie mir die Gefällialeit
erweisen, den heutigen Tag auf dem
Schlosse zuzubrinaenZ Kommen Sie,
wenn möglich, gleich! here Tredegar
ist wieder fortgegangen, ich befinde
mich mit der jungen Dame allein, und
Sie müssen folglich das peinliche Di
lemma verstehen, in dem ich bin. Es
biete sich mir «keine Aussicht, daß ir
gend ein Besuch kommt, und zum er
sten Mal bedanke ich. meinen Nach
barn gegenüber stets so ungefellig zu
fein.
Jhr aufrichtig ergebener
Guido Colin.«
Der Bote, mit welchem er diesen
Brief absandte, kehrte mit der Ant
wort zurück, daß der Pastor gleich
nach dem Frühstück erscheinen werde,
und Guido fühlte sich wesentlich be
ruhigt. Anmuthtg jung und frisch
fah Editli Tredegar aus-, als fie das
Frühstückszimmer betrat. Sie trug
ein lichtblaues Morgenlleid und ihre
Augen leuchteten in hellem Glück.
Mit freundlichem Morgengruß bot sie
Colin die band und diefer sprach ei
nige banal höfliche, entschuldtgende
Worte wegen «der Vernachlässigung
die er sich estern hatte zu Schulden
kommen la en.
.Cs war unvermeidlich, und van
hätte zu Tisch fa auch wirklich chon
fhtrr sein sollen.«
l »Die Gesesschaft meines Bruders
ibietet mir nie das geringste Vergnü-«
fgem Colin,« erwiderte sie ernsthaft.
»Sie fa ihn gestern Abend und
larti en merkt hat-en. in welchem
Lär- aude er,sich befand; ich fürchte, er
i unheilbar.«
Näher an ihn hereintretend. le te sie
Fettes Band aus seinen Arm und prach
e:
»Sie haben heute noch nicht ein u
tes Wort zu mir geredet, Guido, at
owart Sie verstimmt oder was quält
Sie sonst? Warum lassen Sie sich
all’ seine ilnakten gefallen? Jch war
gestern sehr biise auf ihn —- die Die
nerschaft muß ja ganz gut den u
stand gesehen haben, in welchem er ich
befunden hat.«
Thränen standen in ihren Augen
und ihre Lippen bebten. Fast zärtlich
griff Guido nach einer ihrer Hände.
»Wir haben ihn Beide wieder von
hier fortgetrieben,« meinte Guido lä
chelnd. »Ich bin montentan ein sehr
schlechter Gesellschafter und weiß gar
nicht, nie ich es anstellen foll, Jeman
den zu zerstreuen. Der Pastor wird
bald kommen, ich habe Geschäfte mit
ihm abzumachen die sich nicht gut hin
ausschieben lassen,« fügte er, schuld
betvuszt erröthend hinzu.
»Das thut mir leid, mindestens
eben so leid wie Ihnen, Guido. Jch
habe mich nach langen Spaziergängen
im Walde gesehnt, doch ich will mich
unterhalten, so gut es geht, wenn ich
Ihnen schon in teiner Weise von
Nutzen sein kann! Glauben Sie mir,
ich bin ein sehr leicht lenlbaces urd
ein sehr leicht zufrieden zu stellendes
Geschöpr
Er fühlte sich fast versucht, ihr zu
sagen, daß sie auch ein sehr schönes
Wesen sei, so verführerisch und fes
felnd sah sie aus; aber er begnügte fich
damit. ruhig zu entgegnent
»Sie sind sehr liebenswürdig
Edith, weil Sie sich niit so auter
gJiiene in der Situation zurechtfiw
en·«
Sie trat näher an ihn heran, aber
sie fühlte sich enttiiufcht, denn er liiskte
sie nicht, er dachte offenbar gar nicht
daran, daß er es thun könnte, und sie
fand sein ganzes Wesen von i-!tsai
mer, befremdender Zurückhaltung
lFortsetzuna folgt.)
--—-————
Die Hei-nach dersBriestaubeu
Erst durch die letzte Hälfte des ver
flossenen Jahrhundert-·- hat tnan im
Abendland die Zucht der Brieftaube
getrieben. Vergebens wird man
sich auf irgend ein Literarischeå
Zeugniß besinnen dag- im Be
reich unserer klassiichen Litera
tur vorliimr. Zwar tennt schon
das dedeutendste deutsche Wörterdnch
des l,8. Jahrhunderts dao Wort
Briestaube. Adelung bietet den Arti
tel: Briestaube ,,Vltt Taude mit einem
großen sleischigen Gemächte aus dem
Schnabel, welche einen starken Flug
hat« zu lieberbringung der Briese ge
braucht werden tann nnd im Morgen
lande wirllich geb-sucht tvird.«
Jn der Tat ist das Ypliorgenland die
Heimat der Briestaube. Es liegen
eine ganze Reihe Zeugniise vor, die auf
das alte Pharaonenland hinweisen.
Die griechische Kultur und der Weils
verlehr des alten Rom haben leine
Zeugnisse auszutveisen, aus denen sich
der euroviiische Sitden in Anspruch
nehtfen ließe. Wort und Sache wer
den von griechischen und römischen
Schriftstellern nicht erwähnt. Nur ein
einziges Zeugnis bei Plinius könnte
man in dieser Richtung anführen:
Jm Jahre 43 v. Chr. wurde Bru
tus in Mutina belagert von Antoni
us; der Konsul Lirtius eilte zum Ent
lsatz herbei und schielte ihm, weil an
sdere Wege, die er versuchte Cz. B. Sol
ldaten Nachts den Fluß hinabschwim:
;men lassen), ihm abgeschnitten wur
Fden, nunmehr Nachricht durch die
lLust, indem er Tauben in dunklem
iRaume hungern ließ, dann ihnen
iBriese mit Seidensäden um den Hals
Jband und sie frei ließ. Die Tauben,
jgierig nach hellent Tag und nach Nah
srung, slogen eilig nach den höchsten
HDiichern der belagerten Stadt, wo sie
lleicht von Brutus eingesungen wur
lden. Es scheint sich hier um eine ein
Jmalige ingeniöse Verwendung zu han
;deln, der aber die Folge ausblieh
T Das Abendland hörte erst im aus
gehenden Miltelalter von einem regel
mäßigen Briestaubenverlehr. Zuerst
shaden uns Deutschen vereinzelte Pil
ger darüber berichtet. die das gelobte
Land besuchten und in Alexandtien
einen geregelten Postoerkehr mit
Briestauben kennen lernten. Es ste
hen uns eine Reihe von Reiseberichten
zur Verfügung, die alle aus das Nil
ldella als die heimat der Brieftaube
htnzielem Und ein paarmal scheint
ej, als ob die Briestauhen in erster
.Linie dazu berusen gewesen sind, den
Briefverlehr zwischen Land und
ischiss zu vermitteln. hätte es- auch
einen Sinn gehabt, einen derartiaen
Postverlehr aus dem eigentlichen Lan
de zu betreiben? Die Schnelligleit
»der Reitpferde. der regelmäßige Ver
lkelir der Karat-seinem eine dichte Be
it-iillerm·ig —- Dax alles « sind wohl
Falls-rein die einen schnellen und re
gelmäßigen oszverkehr aus dem Lan
Jde getviihrlei elen.
Wie wir aus meyr als einer arabi
ischen Quelle wissen, war der Pries
taubendienst im 14. Jahrhundert in
Egypten und zwischen Egypten und
Syrien von Staatswegen ausg sorg
sältigste organisiert. Und zwar ver
mitelte eine Taube immer nur den
Verkehr zwischen zwei benachbarten
Stationen. welche je drei Poststatio
nen weit von einander entfernt waren.
»Dort wurde ibr die Depesche abge
Fnommen und einer anderen Taube an
dem Flügel besestigt, welche sie nach
der nächsten Station trug, und so wei
ter, bis der Bestimmungsort erreicht
swar. Jn diesen Detzeschen war nach
sausdrtietltchen Angaben alles über
lsliissige Beiwerk, welches sonst der äu
-
—
J
ßerst zeremoniitse orabische Briessttl
vorschrieb, ausgelassen, aber Tag und
Stunde der Aufgabe genau vermertt.
Man bediente sich natürlich auch einer
besonders leichten Art von Papier,
des sogenannten Vogelpapiers. An
den Stationcn befanden sich Türme
von ansehnlicher Breite und Höhe mit
zahlreichen Nistlöchern. Diese eigen
artig gestalteten Bauwerle werden in
Eghpten und Persien noch bis aus den
heutigen Tag errichtet und dienen als
Taubenschläge, « denn eine Taubenpost
gibt es dort längst nicht mehr.
Nach der Chronik des Abulfarag
hatte der letzte Abhasidruchaliphe
Mustckikim außer an Weibern und al
lem möglichen albernen Tande seine
besondere Freude an den Brieftauben.
Der unglückliche Fürst verlor durch
die Mongolen - Jnvasion unter hu
lagu, dem Bruder des auch im Abend
lande berüchtigt gewordenen Dschingis
lchan) Thron und Leben la. D· 1258).
Sein Urgroßvater, der Chalise Ahul
Abbas Achmed alsNacir lgest. 1225)
war ein t kräftiger Mann, der unter
den schwi rigsten Verhältnissen 47
Jahre hindurch die Herrschaft seines
Hauses mit Erfolg verteidigte. Troß
dem hatten seine Untertanen nicht we
nig iiber ihn zu klagen, was umsomehr
sagen will, als der Orientale ein ge
rütteltes Maß von obrigleitlicher Ge
walttat und Willtiir als unvermeid
lich hinzunehmen gewohnt ist. Nach
einer zeitgenössifchen Darstellung be
nahm er sich gegen seine Untertanen
abscheulich, er lonfiszierte Grundbesih
und bewegliche Habe, sodaß die Begü
terten in die entsetntesten Provinzen
flüchteten. Seine Laune gefiel sich in
(?rtremen, Verordnungen, die laum
erlassen waren, wurden lurz darauf
wieder aufgehoben und umgekehrt
Mit ganzem Eifer huldigte er dem
Ballspiel und dem Briestauhensport.
Und zwar machte er daraus eine Art
Monovol, indem er darauf hielt, dasz
ausschließlich die von ihm lreierten
Spielarten und Spielregeln befolgt
wurden, und daß nur seine eigenen
Tauben gebraucht wurden. Der Cha
life betrieb nämlich die Zitchtung nach
allen Regeln der Kunst und ließ, wie
unsere Nennstallbefiher und Gestitte,
genau Buch darüber führen, von wel
chen Eltern jede seiner Tauben ab
stammte. Und es iist gar nicht un
glaublich, daß sich der Taubenztichter
auf Fem Thorn zuweilen laufend De
nare für das Stück bezahlen ließ.
Vermutlich ist der Gebrauch der
Brieftauhe im Orient noch viel älter.
Die ältesten historischen Quellen wei
sen nach dem Euphrattalr. hier be
finden wir uns aus uraltem Kultur
boden aus dem, unmittelbar vor der
arabischen Jnvasion, die iranische Dy
nastie der Sasaniden vierhundert
Jahre lang eine Hofhaltung voll bei
fpielloser Praft geführt hatte. Von
diesen Sasaniden haben nicht nur die
muhamedanischen Abbasiden, sondern
auch die christlichen thantiner viele
Einrichtungen entlehnt. z. B. die mit
Pferden betriebene Neichspost Da
ist es nicht unwahrscheinlich, daß auch
das andere Verchehrsmitteb die Brief
lauenvost, bereits den Sasaniden be
kannt war.
———---·-.-.---s—
Der alte Schiffslapitän war an
Land gegangen und hatte sich mit sei
nem Steuermann nach einem Nestern
rant an der Wasser-kaute begeben, um
eine kräftige Mahlzeit einzunehmen.
»Servieren Sie uns ein gutes Din
ner«. befahl er dem Lehnen der
schleunigst nach der-Küche sprang und
alsbald mit zwei Teller einer wässeri
gen Feuchtialeit zurückkehrte die er
mit diensteifriger Grandma vor die
Seebören stellte. Der Kastitiin blickte
verwundert auf den Teller, hielt sich
das Küchenprodult unter die Nase.
schüttelte den Kopf und rief den
Kenner: «
»He, junger Mann, rvaö ist denn
das fiir Zeug, das Sie uns hier ge
bracht baben?« «
»Gut-ve, Herr, war die einfache
Antwort.
«Suvve!?·' schrie ihn der Kaniiän
darauf an und drebte sich Zu feinem
Steuermann um, ,,Surme!? Bill, was
sagst Du dazu? Da sind mir unser
aanzes Leben lang mit unserem Ka
sten auf Supve durch die Welt aesah
ren und bahens bis heutigen Tages
nicht aewuikt
I II If
»Nicht wahr. Sie sind verlolst nnd
wollen heiraten?« sraqte der Chefres
datteur den Reporter, der friib in die
Ossire trat. »Hm, ja --— Herr -----
ich möchte « «Na schön. das ge
nügt; also aehen Sie hinunter zum
Kassierer. lassen Sie sich zwanzig Dol
lars anweisen. heiraten sie sosort und
schreiben bis Mittaa um zwöls zwei
Spalten iiber »Eheleben in der Groß
stadt«; also rasch übrigens-, ich gra
tuliere herzlich, und seien Sie prombt
da. s- ie ·
Schriststellertezept fiir die Massen
Den meisten Menschen geht es schlecht
Sie siihlen sieh in vielfacher Weise von
der Natur stiesmiitterlich behandelt.
Ein Autar braucht ihnen nur Gelegen
heit zu geben, sich selbst zu bedauern
und ihr Leid zugenieszem dann hat er
sie gewonnen.
si- a a
Die Abschcffung des Fußballspiels
hat der Columbia Universität eine
Schentung von 8250,000 eingebracht
Das Direktorium der Universität bei
sinnt lich jetzt aus andere Spiele, dh
nach abgeschafft werden tbnnten,