Ada. Roman von G. ZZraddow (8. FortleiungJ Ein leichtes Geräusch unterbrach die seiden. Colin wandte sich dem Ein sange zu und sah den Pastor von De veritl, welcher athemlos in den Nah men der Thüre trat. »Bei-arm Sie zu Korea Guido, ich » dachte, Sie wären a in,« rief er ihm lebhaft entgegen. Uebrigens werde ich niemals den Muth besitzen, diese Stu « xen wieder zu erklimmen, sie sind ent etzlich hoch. Lebhasi erfreut, Ihnen u begegnen, Fräulein von Tredegarl Ich sehe wohl, daß ich hier störe, aber machen Sie sich nichts daraus, ich bin ein alter Mann und schon häufig zu so kleinen Liebesscenen ekornmen.« ,. Er lachte fröhlich an und Colin fählte sich arg ver imme. »Sie täuschen rch ganz und voll Fändikk Herr Pasior,« ries er ärger t . »Du lieber Himmel, ich bin jadoc31 nicht blind! Worüber haben Sie sich denn zu schämen? Wenn ich Sie bei einerLiebesepisode mit einer Kuhdirne angetrofer hätte, nun dann wollte ich been Verdruß begreifen, aber das chsne, reiche, wohlerzogene, hochgeha rene Fräulein von Tredegar —- es läßt , ich ja gar nichts Besseres wünschen! achen Sie sich also nichts daraus. daß ich Sie überraschte— ich bin ein alter Mann und derlei Dinge erschei- s neu mir nur natürlich; ich wußte nicht« l daß Gäste auf dem Schlosse seieni Run, wo ich aber einmal hier bin. habe ich die Absicht, da zu bleiben, es. Er denn, daß Sie nrich von Jhrenx euten hinaus-werfen lassen." ! 15. i Der unerwartete Besuch des Prie l stets war für Colin eine wesentliche’ Erleichterungx er fühlte daß er einem streiten tete a- -tete mit Edith nicht ge wachsen sei und sein Herz war von Mitleid fiir das arme jungeGeschöpf erfüllt. Edith erschien nicht beim Dinner;. sie entschuldigte sich etröthend und mit leuchtenden Augen bei dem jungen Manne »Ich ziehe es vor, eine Schale Tbee i in meinem Zimmer zu nehmen Guido »denn ich scheue es, wieder mit jenem alten Priester zusammenzukommen bevor er Alles weiß ——ach, ich bin so gliiellich!« Sie zögerte einen Augenblick ehe sie sich abwandte, und Colin sprach mit merklicker Ungeschicklichteit: »Ich erwartete, daß Jvan bestimmt um Speisen zurück sein werde eg ist lb sieben Uhr.« Er runzelte die Stirne, denn es lag in seiner Absicht, eine positive Erklä rung mit dem Bruder herbeizuführen und es berührte ihn peinlich, dieselbe so lange hinausschieben zu müssen. »Ich fürchte, Sie kennen meiner. Bruder nicht so gut wie ich Guidok sprach sie leise und traurig. »Ich laute nicht an seine Absicht, dem apa zu telegraphiren; er muß hierin der Nahe irgend eine Anziehunggtraft « haben und ist vermuthlich in Folge dessen gar nicht nach dem Städtchen angen; ich will nur hoffen, daß er ! E nicht in Ladenmiidchen verliebt Dann fügte sie zärtlich hinzu ,,Rach dem Speisen finden Sie mich in dem blauen Solon und ich wünsche1 lebhaft, daß der Vafior sich bis dahini entfernt haben mögef i « Als sie lqn sam die Treppe empor l schritt, wars e ihm noch einen zärtli l Sehen Blick zu· Einer der Diener, der ( eben durch die Vorhalle ging, bemerkte kense lben und machte seine Glossen « u. Als Guido in das Speisezimmer trat, fragte der Geistliche lächelnd: »Nun, wo ist denn das Fräulein sen Tredeg arti Ach oermuthlich läßt se sich aus gSchiichteruheit nicht blicken — nun, das wird bald abgestreift! Jn. detReael finden sich Frauen viel leich terinfo lyeikle Situatioen wie Män ner Am Hochzeitstu ist die Braut ruhig und selbstbewu t, während der Bräutigam sich während der Dauer der ganzen Cercmonie kaum zu be Imlchen weis-« « Der Baftor piauderte dann von an deren Dingen und für den Auaenblick wenigstens war die schöne Edith ver gis-en »unter Andere-as bemerkte ek nan der Mahlzeit, als die beiden Herren beim Weine fassen, «wissen Sie, daß ich eigentlich ierFek gekommen bin, umSie zu veranla en. etwas häufiger das Gotteshaus zu besuchen? Sie soll ten der Gemeinde mit gutem Beispiele vorangehen; ich habe anstatt des alten «Drganiiten eine neue Orgelspielerin eng-Wirt Sie ist ein Genie und spielt mezsierhafz wenn sie auch noch ein hal be Kind zu nennen ist. Jch bin da rauf gefaßt, daß die jungen Burschen alle ihr Herz an sie verlieren.« · Eine neue Errungenschaft für dies sie e Gegend?« fragte Colin gleich ·tsiltia. H »O nein, sie lebt Init ihrer Mutter II sehe lanae hier. Lettere ist eine ne Dante. set-eint aber in sehr be . seiten Verhältnissen zu leben, denn zeichnet für Journale Ich wollte, i ie Gnnten ihr einige Arbeit verschaf- i sit-« den von Geltu. Jch interessiee mich lebhaft für die Familie Lang ton « »Langton-« wiederholte Colin, während sein Herz höher pochte «Ja, ich bin gestern mit der Kleinen einig geworden, bezüglich des Orgel fpiels, denn es kostete mich keine ge ringe Mühe, die Erlaubniß der Mut ter zu erlangen. Es ist iammerfchade, da sie das junge Mädchen gar so exllu w heran wachsen läßt!'« »Es wird mich glücklich machen, Ih nen nützlich fein »in-können verehrter Herr Pastor,« betheuerte Guido mit Wärme. »Wenn Frau Lanaton wirt lich so geschickt ist, wie Sie sagen, hoffe ich, ihr sehr viel Arbeit zu ver schaffen. Sind Sie gewiß, daß sie Mein Entgegenkomrnen nicht als eine unverschämte Zudringlichkeit auslegen würde?« »Ganz gewiß, Conn. Die Leute sind sehr, sehr arm, ich beabsichtige, der Kleinen den höchften Gehalt zu ge ben, über welchen ich verfügen kann. das sind fünfundzwanzig Gulden mo natlich. Wenn Sie hingeben, um der Mutter Arbeit anzutragen, fo nennen Sie immerhin meinen Namen, und wenn Sie Sonntag zur Kirche kom men, erzählen Sie mir, was Sie aus gerichtet haben.« »Ich verspreche Ihnen, zu kommen.« ,,Bielen Dank, Guido,« entgegnete der Pastor. »Ich wußte ja immer, daß Sie im Grunde genommen ein guter Bursche feien, und ich lege gro ßen Werth auf Jhren persönlichen Einfluß in meiner Gemeinde. Doch es ift spät, ich muß heimwärts wan dern, und sowohl Sie als auch das Fräulein von Tredegar dürften das Alleinfeins froh werden. Thun Sie mir nur den Gefallen und vergessen Sie die Langton’s nicht« »Sie mögen sich darauf verlassen. Jch gebeJhnen noch ein Stück Weg das Geleite: das Fräulein von Tre degar hat sich mit Kopfweh auf ihr Zimmer zurückgezogen.« »Die gewöhnliche Ausrede, wennz Frauen angehalten sind. Jch über--i raschte Sie wohl in einem MomenHl der Ihnen nicht zugesagt haben mag?« . »Mein bester Herr, ich bitte Sie, allen derartigen Muhmaßungen zu entsagen. « kann Ihnen die Ver sicherung ge n, daß zwischen mir und dem Fräulein von Tredegar gar nichts « Kompromittirendes voraefallen iftt l Ich wäre ein Feigling, wollte ich mthr fagen.« »Hm,« meinte der alte Priesters kopfschüttelnd »Ich habe bis jetzt tei- - nen großen Werth auf den alten chine fifcheneAråfpruch gelegt, der da sagt, man solle nichts von dem glauben·l was man hört, und kaum die Hälfte von dem, was man·sieht. Jch bin wohl ein recht einfältiger alter Mann.« Jn Gedanken verloren schritten die Beiden eine Weile dahin. Endlich be merkte Colin, der sich im Geifte nur mit Ada befaßte: »Es ift ein lanaer Weg, den Ada Langton bis zur Kirche zurückzulegen hat. Muß sie ihn zweimal im Tag machen?'· »Ja, aber wie kommen Sie dazu« den Vornamen der jungen Dame zu kennen — ich wußte gar nicht, daß Jhne dieselbe bekannt sei.« Als Colin erröthete, fügte er dann lebhafter werdend hinzu: »Nun, heraus mit der Sprache, Guido! Es scheint, daß Sie mich quä len wollen, und ich brachte auch mei ner kleinen Schuhbefohlenen blinden Glauben entgegen —- der helle Son nenschein strahlt aus ihren Zügen. Jch will nur hoffen,« fügte er ernfter wer dend hinzu, »daß die Unschuld und Jugend des holden Kindes Ihnen theuer sind.« «Seien Sie unbesorgt, here Paftor, und lassen Sie mich nun gleich offen mit Ihnen sprechen. Ich bin Ada Langton mehrmals in den Wäldern von Deverill begegnet; ich tann nicht sagen, wie es fich machte, und Sie würden mich auch fchwerlich verfiehenz gär« wir lernten bald einander lie »Du grundgiitiaer himmel, da ba ben Sie eine schöne Geschichte ange zetielt.'· »Unierbrechen Sie mich nicht, Herr« rief der junge Mann leiden schastlich bewegt. »Ich babe Ada Lanaton mein Herr aeschenit, ich habe sie gebeten, mein Weib werden zu wol len, ich würde sie qleich heirathen, wenn dies mögiich wäre. Jch bat sie, mir zu gestatten, daß ich ihre Mutter besuchen dürfte, um dieser von meiner Liebe zu erzählen.« »Sie ist scheu und ängstlich, die arme Kleine,« ’sprach der Priester kopfschüttelnd »Ich fürchte, die ganze Angelegenheit wird nicht gar so giatt abaehen, regen Sie sich nicht aus; aber lassen Sie sich erzählen, was ich weiss. In Frau Langioni Vergangenheit verbir sich irgend ein dunkles Ge heimn —- mißoersreben Sie mich nicht« ich rede rein Wort gegen die Dame. aber ich weiß irotdeny daß nicht Alles so ist, wie es sein sollte — Sie aber baden eine bedeutende Stel lung zu wahren und dürfen sich Ihren . » --.- -.-«..—--· — -..-— Stammramn nicht verderben, der Adel des Landes blickt zu Ihnen emvoe." « »Hol’ der Kulul den Adel des Lan des.« « »Eine schöne Ausdrucksneile siir einen Poeten. Wenn Sie heirathen, verliere ich meine Oraankstin, und ich glaube wirklich, daß Sie sieh mit Hei rathsabsichten tragen. selbst wenn die Abstammung der jungen Dame eine ztveiselhaste fein sollte —- ich glaube überdies, daß die Mutter niemals ihre Einwilligung geben wird. Ueberleqen Sie nur, Guido, Sie diirien das Mädchen wirklich nicht durch Maske raden und deriei Unsinn kompromitti ren. Gehen Sie direkt zu Frau Les-na ton und saqen Sie ihr die Wahrheit. Mir qesällt die Geschichte qar nicht; ich tvittere Unheil, das dahinter steckt, und ich bitte Sie angelegentlich, das zu thun, wag ich von Jhnen hegehrexk »Ich will Ihren Mahnungen Folge leisten, ich irill einen Vormund suchen, durch welchen es mir gelingen soll, mich vorzustellen, und dieser Vorwand bietet sich mir durch die Arbeit. Jch werde Ada zuerst sprechen; worin das Geheimniß bestehen mag, welches ihr Leben umaieht, das tiimmert mich .nicht; nichts soll uns trennen. Jch hege die unumstößliche Absicht. sie zu heirathen, und wenn sie eine Straßen lehrerirptpiirc.'« « I Sie ouaren einander rief in ore Augen, der Priester war sichtlich nicht allzu angenehm berührt. »Und wie steht es mit Fräulein von Tredegar, Guido? Seien Sie aufrich tig gegen mich. sDas Mädchen liebt Sie und wäre gewiß eine passendere Herrin aus Schloß Deverill, als die arme, lleine Ada Langton.'« »Bitte, nennen Sie die Beiden nicht in demselben Athem!'« ries Colin ha stig, dann hielt er einen Augenblick zö gernd inne und suhr rasch satt: »Ih nen jetzt in dieser ernsten Stunde die Wahrheit zu sagen, dünkt mir lein Unrecht, ich glaube allerdings, daß das Fräulein von Tredegar eine etwas sentimental angehauchte Neigung siir mich hat; ich ließ mir das nicht träu men bis zum heutigen Tage, und die Entdeckung, welche ich machte, bat mich aus das Peinlichste berührt. Sie er schrak durch ein plötzliches Geräusch, wurde ohnmächtia und sprach, viel leicht ohne es selbst so ganz zu wissen, Wart der Zärtlichkeit zu mir; sie scheint es als selbstverständlich anzu sehen, daß ich sie liebe. Es ist eine böse Geschichte —- ich lann sie nicht auslachen, sondern muß vielmehr war ten, bis sie sort ist, und lann ihr dann schreiben.« Der Priester lachte nicht ohne einige Bitterleit. »Pah,« svrach er ernsthaft, »ich glaube, lein Rath, den ich zu ertheilen vermag, wird da noch von allergering stem Nutzen sein, und ich bin auch ge wiß, daß Sie ernsten Tadel verdie nen. Sie sind ein hübscher Bursche, Guido, fmv der Schloßhkkk von De verill und zweifelsohne sehr roman tisch angehaucht. Sie haben gewiß etwas blumenreich zu dem Mädchen gesprochen, ibr Gedichte vorgetragen und derlei Unsinn mehr. Gewiß auch die Augen verdreht; ich gestehe ehrlich, daß ich von Herzen wünsche, Sie würden das Fräulein von Tredegar heirathen und die tleine Ada Langton in Ruhe lassen. Ich möchte meinen Schützlina, meine neue Okdanistin nicht verlieren und heae überdies die Sicherheit, daß nur Gleich und Gleich zu einander paßt.·' " »Sie sind ein selbstsüchtiger Mensch,« meinte Colin halb lachend, halb ernsthaft. Dann trennten sich die beiden Her ren. « »Ich wäre unsähia, noch ein Zwie gespräch unter vier Augen mit Fräu lein Tredegar zu ertragen·« sagte Co lin. «Je rascher sie über meine Em psindunaen ins Klare kommt, desto besser ist es sür uns Beide; ich wollte, daß Jvan zurück wäre, und Beide wieder abreisen. Einstweilen thu’ ich wohl am besten daran, mir einen ent legenen Laubaana des Bartes auszu suchen, wo ich ungestört an mein tell-: penveilchen denken tannf . 16. Es lvar schon späte Ahendstunde,j als Colin endlich nach dein Schlrssh zurüatehrte. Ein langer Spazier gang in der würzigen Nachtluir hatte ihm gut gethan. Er war bis m der Mihe von Adas heim gewesen und hatte dies zum erstenmal in Augen-i schein genommen. Jm ersten Stock: sah er Licht hinter den Fenstern und: fragte sich. oh dies wohl das Zimmer der Geliebten sei. oh sie dort an ihni denkend weile. Die abendliche Däm merung war der Nacht gewichen und noch immer hatte er sich nicht losrei ßen können, bis endlich die nahe Kirchthurmuhr den Schlag der elsten Stunde verlündete, und er sich sagte, daß es die höchste Zeit zur Heimtehr sei. Unwilltiirlich erinnerte er sich ietzt an Edith Tredegar —- war er liebloser gewesen als nothwendig? Sein herz machte ihm Vorwürfe — in welchem Lichte würde sie sein Be nehmen auffassenit , Unhemertt lehrte er in das Schloß zurück und erst in der Vorhalle begegnete er einem der Diener. »Ich Wehe mich in mein Stadtk immer, alliT und möchte nicht ge - Zrt werden! Jst Herr von Tredegat zurückgekehrt?« . »Is- er befindet sich mit dem gnä digen Fräulein im blauen Salom« Colin stand einen Augenblick un lchliilsig da. , »Wenn das gnädrge Fräulein sich zurückgezogen hat, dann ersuchen Sie Herrn von Tredegar. sich zu mir be ’miihen u wollen« sprach er endlich. Der iener verneigte sich ehrerbie tia und Colin begab sich nach feinem Gemackr. Er war ärgerlich gestimmt aeaen sich felbft und geaen An ere und schloß die Thüre zkemlich getäuscht-all shinter sich. Vielleicht war es unlliig. noch reute niit Jvan Tredeaar zu re rrnx aber er meinte, daß eg recht sei. Jener bedurfte einer Warnung, viel leicht gelang es ihm dann feine Schwester schon am folgenden Tage mit sich zu nehmen. Das waren die Gedantm welche Colins Hirn durch lreuzten, während er rauchend in sei nem Zimmer saß. Fast eine Stunde währte es. bis er endlich Trrdegar’s Schritte onnaan Die Tbiir aina If und Jvan stand init einein halb öden Lächeln auf den Lippen in mitten des Gemaches. »Wie gebt Dir-IT alter Junan Wo in des Teufels Namen hast Du Dich denn den aanzen Tag iiber verfteclt? Wozu mußte denn der alte Pfarrer tommen?«tkdiih hat mir von seinem Besuche erzählt und Jbr wünschtet ihn wohl Beide zu allen Teufeln. das tann ich mir lebhaft vorstellen.« Guido Colins Stirne legte sich in » finftere Falten. b«6.Jvan,« sprach et ernsthaft, »Du l — »Ach was,« unterbrach ihn Jener, »nur teine Predigtenx ich habe mich sehr gut unterhalten und Du thatest desgleichen. Deshalb habe ich Euch ja allein gel ssen. Gestatte mir. Dir Glück zu wünschen Edith hat mir von Eurer Verlobung Mittheiluna gemacht —- es ist rafch gegangen das muß ich sagen. Jch hin in Perrin ge wesen kennst Du dort Poldi Saiten die kleine Schanttasfirerin? Ein al lerliebsteg Ding mit vriichtigen Augen! Bin wahnsinnig in sie vernarrt! Ich schenkte ihr einen Brillantring und versprach, ihr den morgigen Tag wid men zu wollen. Sie hat sich mit Rück: ficht darauf frei gemacht. Blicke nicht so finster drein-— ich werde Dir und Edith teine Schande machen. Ich weiß, was man von einem jungen Mann von Familie begehrt. Aprovoe, ich bin sehr bei Kasse; kannst Du Dir das vorstellen?" Er wars ein paar Goldstücke auf den Tisch, während Colin seinem gan zen Treiben mißbilligend zusah »Tredegar, « sprach er endlich kurz, »ich habe morgen friih mit Dir zu reden, heute biit Du nicht in der Ver fassuna, daß dies möglich ware." »Lafs’ es zeitlich geschehen. lieber Junge, ich möchte Fräulein Soicer nicht vergeblich warten lassen« »Fräulein Spirer geht mich nichts an und ich tann Dein Benehmen ihr gegenüber nicht billigen,'« erwiderte Colin schroff. »Sei fo gut und laß es Dir ein- für allemal gesagt sein, daß ich den Gebrauch meiner Pferde nicht gestatte, wenn es fich nur darum handelt, Landbarthien mit hübschen Schantmiidchen zu unternehmen. Doch genug fiir ietzt, wir wollen die ses Gespräch morgen fortsetzen und sehen, ob wir uns dann besser ver-: stehen« Jvan lachte. »Zum Teufel, Du redeit ja wirt lich, als ob Du schon ein Verwandter l wärst, zu dem ich emporzuklicken habe, i von dem ich abhängig bin. Das ver traae ich nicht und auch Edith bat mir ! unliebsame Dinge gesagt. Ausgepaci tes kleines Gänschen.« i Mit diesen in unwirschem Ton halb ! usich gesprochenen Worten verließ er us Gemach. . Am folgenden Morgen stand Guido « zeitlich aus, hörte aber zu seinem Ver . d,ruß daß Herr von Tredegar bereits T das Schloß verlassen habe. Aergerlich stürmte er eine Zeit lang in seinem Gemache auf und ab, dann machte er feiner Mißstimmung Luft, indem er ein Schreiben an den Paftor verfaßte, welches nachftehenden Inhalts war: »Vochwurdiger Verr! Können Sie mir die Gefällialeit erweisen, den heutigen Tag auf dem Schlosse zuzubrinaenZ Kommen Sie, wenn möglich, gleich! here Tredegar ist wieder fortgegangen, ich befinde mich mit der jungen Dame allein, und Sie müssen folglich das peinliche Di lemma verstehen, in dem ich bin. Es biete sich mir «keine Aussicht, daß ir gend ein Besuch kommt, und zum er sten Mal bedanke ich. meinen Nach barn gegenüber stets so ungefellig zu fein. Jhr aufrichtig ergebener Guido Colin.« Der Bote, mit welchem er diesen Brief absandte, kehrte mit der Ant wort zurück, daß der Pastor gleich nach dem Frühstück erscheinen werde, und Guido fühlte sich wesentlich be ruhigt. Anmuthtg jung und frisch fah Editli Tredegar aus-, als fie das Frühstückszimmer betrat. Sie trug ein lichtblaues Morgenlleid und ihre Augen leuchteten in hellem Glück. Mit freundlichem Morgengruß bot sie Colin die band und diefer sprach ei nige banal höfliche, entschuldtgende Worte wegen «der Vernachlässigung die er sich estern hatte zu Schulden kommen la en. .Cs war unvermeidlich, und van hätte zu Tisch fa auch wirklich chon fhtrr sein sollen.« l »Die Gesesschaft meines Bruders ibietet mir nie das geringste Vergnü-« fgem Colin,« erwiderte sie ernsthaft. »Sie fa ihn gestern Abend und larti en merkt hat-en. in welchem Lär- aude er,sich befand; ich fürchte, er i unheilbar.« Näher an ihn hereintretend. le te sie Fettes Band aus seinen Arm und prach e: »Sie haben heute noch nicht ein u tes Wort zu mir geredet, Guido, at owart Sie verstimmt oder was quält Sie sonst? Warum lassen Sie sich all’ seine ilnakten gefallen? Jch war gestern sehr biise auf ihn —- die Die nerschaft muß ja ganz gut den u stand gesehen haben, in welchem er ich befunden hat.« Thränen standen in ihren Augen und ihre Lippen bebten. Fast zärtlich griff Guido nach einer ihrer Hände. »Wir haben ihn Beide wieder von hier fortgetrieben,« meinte Guido lä chelnd. »Ich bin montentan ein sehr schlechter Gesellschafter und weiß gar nicht, nie ich es anstellen foll, Jeman den zu zerstreuen. Der Pastor wird bald kommen, ich habe Geschäfte mit ihm abzumachen die sich nicht gut hin ausschieben lassen,« fügte er, schuld betvuszt erröthend hinzu. »Das thut mir leid, mindestens eben so leid wie Ihnen, Guido. Jch habe mich nach langen Spaziergängen im Walde gesehnt, doch ich will mich unterhalten, so gut es geht, wenn ich Ihnen schon in teiner Weise von Nutzen sein kann! Glauben Sie mir, ich bin ein sehr leicht lenlbaces urd ein sehr leicht zufrieden zu stellendes Geschöpr Er fühlte sich fast versucht, ihr zu sagen, daß sie auch ein sehr schönes Wesen sei, so verführerisch und fes felnd sah sie aus; aber er begnügte fich damit. ruhig zu entgegnent »Sie sind sehr liebenswürdig Edith, weil Sie sich niit so auter gJiiene in der Situation zurechtfiw en·« Sie trat näher an ihn heran, aber sie fühlte sich enttiiufcht, denn er liiskte sie nicht, er dachte offenbar gar nicht daran, daß er es thun könnte, und sie fand sein ganzes Wesen von i-!tsai mer, befremdender Zurückhaltung lFortsetzuna folgt.) --—-———— Die Hei-nach dersBriestaubeu Erst durch die letzte Hälfte des ver flossenen Jahrhundert-·- hat tnan im Abendland die Zucht der Brieftaube getrieben. Vergebens wird man sich auf irgend ein Literarischeå Zeugniß besinnen dag- im Be reich unserer klassiichen Litera tur vorliimr. Zwar tennt schon das dedeutendste deutsche Wörterdnch des l,8. Jahrhunderts dao Wort Briestaube. Adelung bietet den Arti tel: Briestaube ,,Vltt Taude mit einem großen sleischigen Gemächte aus dem Schnabel, welche einen starken Flug hat« zu lieberbringung der Briese ge braucht werden tann nnd im Morgen lande wirllich geb-sucht tvird.« Jn der Tat ist das Ypliorgenland die Heimat der Briestaube. Es liegen eine ganze Reihe Zeugniise vor, die auf das alte Pharaonenland hinweisen. Die griechische Kultur und der Weils verlehr des alten Rom haben leine Zeugnisse auszutveisen, aus denen sich der euroviiische Sitden in Anspruch nehtfen ließe. Wort und Sache wer den von griechischen und römischen Schriftstellern nicht erwähnt. Nur ein einziges Zeugnis bei Plinius könnte man in dieser Richtung anführen: Jm Jahre 43 v. Chr. wurde Bru tus in Mutina belagert von Antoni us; der Konsul Lirtius eilte zum Ent lsatz herbei und schielte ihm, weil an sdere Wege, die er versuchte Cz. B. Sol ldaten Nachts den Fluß hinabschwim: ;men lassen), ihm abgeschnitten wur Fden, nunmehr Nachricht durch die lLust, indem er Tauben in dunklem iRaume hungern ließ, dann ihnen iBriese mit Seidensäden um den Hals Jband und sie frei ließ. Die Tauben, jgierig nach hellent Tag und nach Nah srung, slogen eilig nach den höchsten HDiichern der belagerten Stadt, wo sie lleicht von Brutus eingesungen wur lden. Es scheint sich hier um eine ein Jmalige ingeniöse Verwendung zu han ;deln, der aber die Folge ausblieh T Das Abendland hörte erst im aus gehenden Miltelalter von einem regel mäßigen Briestaubenverlehr. Zuerst shaden uns Deutschen vereinzelte Pil ger darüber berichtet. die das gelobte Land besuchten und in Alexandtien einen geregelten Postoerkehr mit Briestauben kennen lernten. Es ste hen uns eine Reihe von Reiseberichten zur Verfügung, die alle aus das Nil ldella als die heimat der Brieftaube htnzielem Und ein paarmal scheint ej, als ob die Briestauhen in erster .Linie dazu berusen gewesen sind, den Briefverlehr zwischen Land und ischiss zu vermitteln. hätte es- auch einen Sinn gehabt, einen derartiaen Postverlehr aus dem eigentlichen Lan de zu betreiben? Die Schnelligleit »der Reitpferde. der regelmäßige Ver lkelir der Karat-seinem eine dichte Be it-iillerm·ig —- Dax alles « sind wohl Falls-rein die einen schnellen und re gelmäßigen oszverkehr aus dem Lan Jde getviihrlei elen. Wie wir aus meyr als einer arabi ischen Quelle wissen, war der Pries taubendienst im 14. Jahrhundert in Egypten und zwischen Egypten und Syrien von Staatswegen ausg sorg sältigste organisiert. Und zwar ver mitelte eine Taube immer nur den Verkehr zwischen zwei benachbarten Stationen. welche je drei Poststatio nen weit von einander entfernt waren. »Dort wurde ibr die Depesche abge Fnommen und einer anderen Taube an dem Flügel besestigt, welche sie nach der nächsten Station trug, und so wei ter, bis der Bestimmungsort erreicht swar. Jn diesen Detzeschen war nach sausdrtietltchen Angaben alles über lsliissige Beiwerk, welches sonst der äu - — J ßerst zeremoniitse orabische Briessttl vorschrieb, ausgelassen, aber Tag und Stunde der Aufgabe genau vermertt. Man bediente sich natürlich auch einer besonders leichten Art von Papier, des sogenannten Vogelpapiers. An den Stationcn befanden sich Türme von ansehnlicher Breite und Höhe mit zahlreichen Nistlöchern. Diese eigen artig gestalteten Bauwerle werden in Eghpten und Persien noch bis aus den heutigen Tag errichtet und dienen als Taubenschläge, « denn eine Taubenpost gibt es dort längst nicht mehr. Nach der Chronik des Abulfarag hatte der letzte Abhasidruchaliphe Mustckikim außer an Weibern und al lem möglichen albernen Tande seine besondere Freude an den Brieftauben. Der unglückliche Fürst verlor durch die Mongolen - Jnvasion unter hu lagu, dem Bruder des auch im Abend lande berüchtigt gewordenen Dschingis lchan) Thron und Leben la. D· 1258). Sein Urgroßvater, der Chalise Ahul Abbas Achmed alsNacir lgest. 1225) war ein t kräftiger Mann, der unter den schwi rigsten Verhältnissen 47 Jahre hindurch die Herrschaft seines Hauses mit Erfolg verteidigte. Troß dem hatten seine Untertanen nicht we nig iiber ihn zu klagen, was umsomehr sagen will, als der Orientale ein ge rütteltes Maß von obrigleitlicher Ge walttat und Willtiir als unvermeid lich hinzunehmen gewohnt ist. Nach einer zeitgenössifchen Darstellung be nahm er sich gegen seine Untertanen abscheulich, er lonfiszierte Grundbesih und bewegliche Habe, sodaß die Begü terten in die entsetntesten Provinzen flüchteten. Seine Laune gefiel sich in (?rtremen, Verordnungen, die laum erlassen waren, wurden lurz darauf wieder aufgehoben und umgekehrt Mit ganzem Eifer huldigte er dem Ballspiel und dem Briestauhensport. Und zwar machte er daraus eine Art Monovol, indem er darauf hielt, dasz ausschließlich die von ihm lreierten Spielarten und Spielregeln befolgt wurden, und daß nur seine eigenen Tauben gebraucht wurden. Der Cha life betrieb nämlich die Zitchtung nach allen Regeln der Kunst und ließ, wie unsere Nennstallbefiher und Gestitte, genau Buch darüber führen, von wel chen Eltern jede seiner Tauben ab stammte. Und es iist gar nicht un glaublich, daß sich der Taubenztichter auf Fem Thorn zuweilen laufend De nare für das Stück bezahlen ließ. Vermutlich ist der Gebrauch der Brieftauhe im Orient noch viel älter. Die ältesten historischen Quellen wei sen nach dem Euphrattalr. hier be finden wir uns aus uraltem Kultur boden aus dem, unmittelbar vor der arabischen Jnvasion, die iranische Dy nastie der Sasaniden vierhundert Jahre lang eine Hofhaltung voll bei fpielloser Praft geführt hatte. Von diesen Sasaniden haben nicht nur die muhamedanischen Abbasiden, sondern auch die christlichen thantiner viele Einrichtungen entlehnt. z. B. die mit Pferden betriebene Neichspost Da ist es nicht unwahrscheinlich, daß auch das andere Verchehrsmitteb die Brief lauenvost, bereits den Sasaniden be kannt war. ———---·-.-.---s— Der alte Schiffslapitän war an Land gegangen und hatte sich mit sei nem Steuermann nach einem Nestern rant an der Wasser-kaute begeben, um eine kräftige Mahlzeit einzunehmen. »Servieren Sie uns ein gutes Din ner«. befahl er dem Lehnen der schleunigst nach der-Küche sprang und alsbald mit zwei Teller einer wässeri gen Feuchtialeit zurückkehrte die er mit diensteifriger Grandma vor die Seebören stellte. Der Kastitiin blickte verwundert auf den Teller, hielt sich das Küchenprodult unter die Nase. schüttelte den Kopf und rief den Kenner: « »He, junger Mann, rvaö ist denn das fiir Zeug, das Sie uns hier ge bracht baben?« « »Gut-ve, Herr, war die einfache Antwort. «Suvve!?·' schrie ihn der Kaniiän darauf an und drebte sich Zu feinem Steuermann um, ,,Surme!? Bill, was sagst Du dazu? Da sind mir unser aanzes Leben lang mit unserem Ka sten auf Supve durch die Welt aesah ren und bahens bis heutigen Tages nicht aewuikt I II If »Nicht wahr. Sie sind verlolst nnd wollen heiraten?« sraqte der Chefres datteur den Reporter, der friib in die Ossire trat. »Hm, ja --— Herr ----- ich möchte « «Na schön. das ge nügt; also aehen Sie hinunter zum Kassierer. lassen Sie sich zwanzig Dol lars anweisen. heiraten sie sosort und schreiben bis Mittaa um zwöls zwei Spalten iiber »Eheleben in der Groß stadt«; also rasch übrigens-, ich gra tuliere herzlich, und seien Sie prombt da. s- ie · Schriststellertezept fiir die Massen Den meisten Menschen geht es schlecht Sie siihlen sieh in vielfacher Weise von der Natur stiesmiitterlich behandelt. Ein Autar braucht ihnen nur Gelegen heit zu geben, sich selbst zu bedauern und ihr Leid zugenieszem dann hat er sie gewonnen. si- a a Die Abschcffung des Fußballspiels hat der Columbia Universität eine Schentung von 8250,000 eingebracht Das Direktorium der Universität bei sinnt lich jetzt aus andere Spiele, dh nach abgeschafft werden tbnnten,