Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 23, 1906, Sweiter Theil., Image 11

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    Tod«-WAqu
E Inst-Mk J
)
; No. 195. Wisse
s Se, ich muß
? sage, die We
s desweilern
duht einiges
for mich zu
vliese. Wenn
Se an einigen
» May inweitet
- is, dann fragt
W se mich immer
sor mitzugehn un wann ich das auch
nie nii duhn deht, so kann mer doch
sehn, daß se ebbes um eim gewwe duht
un das is schon e große Sättissöcb
schen sit mich. Es is dieselwe Ge
schicht, wann ebbes in ihren Haus los
is. « mer duht se mich frage e we
ni er wer zu komme un in so en Kebs
rerqu ich nie nit. Die Wedeswei
lern duhi immer en gute Tehbels setze
un se hot auch immer ebbes diesentes
U drinke. Jch gen-we ja nit viel sor
S Drinke, aivtver dieseltve Zeit gleich
ich e Gläsche Wein einige Zeit besser
wie das stehle Temperenz-Zeug, wo
m r noch drei Dag lang fühle duht,
as wenn mer Gräshappersch ver
chluckt hätt. Wie en Mensch den
toss itvwerbaupt stände tann, das
kann ich nit sehn, awtoer die mehtschte
von die Piepels sin ja auch dispeptisch
bis in den siwwete Dekrie. Also sor
widder uss die Wedesweilet’n zu
komme. Wie ich gesagt hen, duht se
mich immer die Ehr an, awwer ich skn
den eltve Weg un se is auch bei alles
dabei, was bei uns häppene duht, eck
pt wann ich den Philipp, was mein
Lock-and is, iwtver die Kohle ziehn un
s kommt ost genug vor. E paar
Däg zurück is se zu mich komme un
t gesagt: »Seh, Lizzie, hot se ge
aqi, der Wedestveiler hot do von e
redgeller Kostiemer e kopoele TicketH
sor e Konzert iaufe müsse, un wann
di dazu sithle duhst, dann wolle mir
Zwei beide die Tictetg juhse. Der We
estveiier hoi in die erschte Lein die
it nit zu ehn un dann is er auch
o musikaliså dasz er sich osf Kohrs
nit viel for Konzerte intereste duht.
Es gibt e aria seines Kanzert un se
den nur die allererschte Tällents in
gehtscht. Jn die erichte Lein hen se
awwer den beriehmie Peienist Studi
Ireiningehtscht un der is auteseit;
wie der Kottieiner den Wedesweiler
gesagt hot, spielt er die Stamme von
Portericko vierhändia uff den Peijenno
un duht noch dabei die Maultronnnel
apperehte.« Jch kann Jhne sage, die
Wedesweileen bot mich das alles so
schön verzählt, daß ich e ganz dummes
Diehr gewese wär, wann ich nit mit
sämmtliche hände zugegriffe hätt·
»Wedesweilern«, hen ich gesagt,
wann es sich um die Kunst drehe
ht. dann jin ich in itt. Um welche
Zeit duht denn der Schob fiarte?«
ie Wedegweilern hot gesagt, se wüßt
nit genau, awwer se deht noch aus
ifnne un ich sollt nor so um ebaut
siwwe Uhr bei sie fein. Ich tann Jhne
sage, ich hen gehosselt wie der Deid
Tnkey daß ich fertig sin geworde un
n dann den Philipp geiaat, er sollt
ausgucke, daß die Buwe tein Unglück
anfielle deht. Ich will dich ebbes sage,
bot er gesagt, ich komme an die Hahl
un warte for dich bitahs es guckt doch
nit schön, wenn zwei alleinstehende
Lehdies Nachts allein heim gehn
müsse. Das hat mich gut fühle mache,
ich duhn immer alles epprieschjiehte,
was der Phil in die Lein von auie
Männerö von sich gewwe duht. Mer
sin denn in das Konzert qange un die
hohl war so voll wie e Worfchts
hörnche. Die zwei erfchte Piefes hen
ich ganz gut gegliche, bilahs es hot zu
mich gesaunt als wann es das schöne
Lied: Ewweribaddie worls bot Va
der" wör. Das dritte Pies hen ich
par nit gegliche un bei den vierte do
m ich so miid ins Gesicht geworde,
daß ich mei Auae nit mehr hen aff
balte könne. Die Wedesweilern hot
gesagt, das sollt ich nit meinde: in
den Kanzert wär e aanze Latt Pie
bels, wo nit den Differenz zwifche die
Meistersinaer un »Aefter der Ball is
ohfer« wisse: die hocte hier un fchlofe
auch, arower morae verzähle se iw
metall, wag das Aanzeri so groszar
iig gewese wär. Well, ich heng nit
den Wen sehn könne un ben gesagt,
ich miisii emol autseii aebn, soe e we
nige frische Ehr zu leieae un dein
dann widder komme. Jch lien mich
auiseit in den Labbie in so e dunkles
Koenek gehocki, wo mich niemand ge
sehn hoi un sin eingeschlon Wie lang
ich acschlose ben, weiß ich nii, awwer
ich siei mit einmal wach aeloorde un
do is alles siichduniei um sich erum
gewese. Jubeiischubr Leis, do sin ich
awwee doch geschieht-i aewesei Jch
den in meine Deßpereehschen e Neus
aemachi, wie e FeieriJnschein un do
links nit lang genomme, do is en Fel
iet komme, wo gesagt hoi er wär der
Neitwaischmann un biet wiit sei
Lahdschinghauö. Ich hen mich ge
schehmi wie alles, biiahs was iann so
en Felle-.- nii alles von eim denke! Jch
den ihn aritagi, mich auiseit zu lasse
un das bot er auch gedalm Ach sin
arig stoh gewese, wie ich wid r an
die Siriii komme sin. Ich hen osf
Kohrs e Bielein sor beim gemacht un
wie ich an Wedesweilerich ihren Platz
komme sin, do hen die Fellersch inseii
noch »Heili-heilo« gesunge. Do is
mich erschi middee eingefalle, daß»
mich der Philipp bot abhole wolle.
Ich so schnell wie en Hund ganze
duhi in den Saluhn un schuhr genug,
do bot der Phil gespsse un hot kyrisches
Tennor gesunge. Well, den hen ich
awwer e dauniahling gewwe, die hot
ihn soe sechs Woche gehalte. Er hot l
gesagt: Wei is dann das Kanzert schon
aus? Jch hen etscht in so ebaut e
halwe Stand komme wolle. Well, ich
kann Jhne sage, die Stich is mich doch
nit einerlei gewese Nämlich die We
desweilern is noch gar nit da gewese
un es war auch noch lang keine zehn
Uhr gewese, so daß also das Kanzekt
noch gar nit hot iwet sein könne· Jch
hen do gestanne, wie e Behbiezs was
seine Dahlie in e Motthohl hot falle
losse. Ich hen gar teine Ecksjuhs ge
wißt un hen mich doch auch nit eweg
gewwe wolle Von weae mein Schlafe.
Ich hen gesagt, ich hätt nit gut ge
fühlt un for den Riesen wär ich fort
gange bifohr das Kanzett iwwer ge
wese is Ich hen dann den Phit mit
heim Rnommh awwet ich hen die
ganze acht kein Auge zu duhn könne.
Immer hen ich die Weibes-weitern vor
mich gesehn un dann hen ich auch en
Dtiem gehabt. Ich hen gedriemt, die -
Wedesweilern wär gestorwe un ich
hätt se uff mein Gewisse. O, es war
chrectlich Jn mein nächste Schreiwe«
bries will ich Jshne vekzäl)le, wie sich
das Mißtekie verhalte hot. Mit beste
Megade
Juhrs,
LizzieHanfstengeL
—-«—-s-—
Der »Werft-« des Meere-.
Die wirthfchaftliche Bedeutung des
Meeres wird in der »DeuischenWirth- ;
sckaflszeitung" (Kiel) in einer inter- ?
e anien Studie etörteti, die einen -
deutlichen Einblick gewährt, wie viele
im wörtlichen Sinn »unauggefchöpfte«
lvirihschaftlicye Möglichkeiten das
Meer noch überhaupt und besonders
für Deutschland enthält
Danach ist der Gesammtwerth der
jährlichen Fischausbeute der Welt aus
etwa 1 Milliarde Mart zu schätzen;
gewiß an sich eine hohe Summe, aber
doch nicht all uhoch; ganz große Fisch
gründe sind sowohl aus hoher See als
an manchen Küsten so gut wie ganz
unerschlossen, und somit könnt-e ohne
die Gefahr einer Erschöpfung der
jährliche Ertrags an Fischen, der zur
Zeit etwa 4 Millionen Tonnen be
trägt, noch sehr erheblich gesteigert
werden. Von den einzelnen fischerei
treibenden Ländern sind an diesem
Ertrag rund die Vereinigten Staaten
mit 23 v. H» Großbritannien mit 22
v. ., Canada und Norwegen mit 13 .
v. ., Russland das bekanntlich auch «
einen großen Ertrag an Süßwasser:
sischen hat, mit 6 v.-H., Frankreich
mit 4 v.H., Holland mit 2 v..t«)..
Deutschland, Spanien und Portugal
mit etwa 21,T«- v. H» Italien mit 11,.-1».
v.H. und das rührige Japan mit 10
v..H. betheiligt. Diese Zahlen lassen
erkennen, wie sehr Deutschland noch
an einer Steigerung seines jährlichen
Fischertragg gelegen sein muß; denn
wenn auch der Ertrag der deutschen
Hochseesischerei seit den letzten 15
ahren um das Zehnfache gestiegen ist,
To ist er mit rund 10,000 Tonnen
och im Vergbich zu dem der anderen
Lcrsahrenden Länder noch recht beschei
en, und entsprechend zahlt Deutsch
land immer noch Jahr siir Jahr an
das Ausland allein siir gesalzene He
ringe 35 bis 50 Millionen Mi» siir
sonstige Fischereierzeugnisse 30 bis 40
Millionen Mart, während seine Aus
suhr in Fischereiprodutten, obwohl
seine Bücklinge, Kieler Sprotteu,
Rollmöpse, Bratheringe u.s.s. auch
im Auslande sehr beliebt sind, nur erst
sich in ziemlich bescheidenen Zissern
bewegt l1904 betrug dieselbe ins-ge
sammt f5,585,s)00 Mart). Von beson
derer Bedeutung siir die Hebung der
Hochseesischerei ist natürlich die Stei
gerung des Verbrauch-s im Binnen
lande, der in den letzten Jahren auch
in Deutschland außerordentlich ge
wachsen ist. Geestemiinde, gegenwär
tig der besteingerichtete Fischhafen
Europas, sowie Hamburg, Stettin
und Danzig versorgen Deutschland,
und nicht nur den Norden, mit den
Erzeugnissen des Meeres, auch in
Siiddeutschland sind außer München
bereits Reutlingen, Gyziugen und
Stuttgart Seesischmärtte qeworden,
und zweifellos ist der Seesisch geeig
net, noch in viel höherem Maße als
heute der Voltsernähruug zu dienen.
Aber«nicht nur im Fischfang, sondern
auch in der industriellen Verarbeituug
der Fischereiergebnisse kann Deutich
land noch wesentliche Fortschritte ma
Jchen, so in der Erzeugung von Fisch
Hund Walthran, Tischguaum in der
«Verleu: und Verlmuttersischerei. im
Fang und der Verarbeitung von Wa
len und Robben. au denen es sast gar
nicht betheiligt ist. Daß nahezu alle
Robbenselle der Weltausbeute l1902
betrug diese 470,7Z:t Stück im Ge
sammtwerth von 7,816, M Mt.) zur
Verarbeitung nach London gehen, und
somit sast alle Pelirobbeni (Sealstin)
eTaetetts unserer Damen der dortigen
« ndustrie entstammen, könnte, so
meint Eckert gewiß mit Recht, der
deutschen Industrie wohl einen Anlaß
zu neuer Bethiitigung ihrer Regsam
keit geben.
-»«—-.
E r g e b u n g.
ännnerdar sann nik endssvo
! egen knh’n auf ankern Thatenx
FDanP dem Schöpfer für das Stroh,
Wenn der Roggen Dir mißrathenl
Dicht-er Egoismus.
Frau: »Wenn Du soviel Wein
trinka wird Dein alter Rachenkatarrh
wieder zurücktommen.«
Mann: »Ja, möchtest halt gerne,
daß ich nickt hafte, damit Du in der
»Macht gut chlafen tannst.«
- Die Tonleiter-.
Stizze von Jean Ple·yber.
Er war ein glücklicher Mann, der
Organist Chprien Trillard. Klein,
ucitersetzt und gemiitblich, das Gesicht
mit großen Thränensäcken, immer
glatt rasirt· Um die sehr niedrigen
Kragen trug er eine schmale Krawatte
von weißem Batist, und bekleidet war
er mit einem weiten schwarzen Rock
mit langen Schößen, der ihn noch brei
ter erscheinen ließ und ihm einen etwas
komischen, veralteten, unmodernen An
strich gab. Aber schon bei den ersten
Worten, die man mit ihm wechselte,
wurde man durch seine seine, be
strickende Liebenswiirdigkeit gefesselt.
Alles in ihm lachte. Seine kleinen,
blinzelnden, grauen Augen warfen
fchelmische Blicke, sein Mund Jnit den
schmalen Lippen öffnete sichv weit und
zeigte eine Reihe gesunder, wenn auch
etwas gelblicher Zähne.
Cyprien spielte in der Kirche St.
levit die große Orgel.
Um seiner runden und sympathischen
Erscheinung einen tünftlerischen An
strich zu geben, trug er langes lockiges
Haar, das er hastig mit einer bezeich
nenden Bewegung der rechten Hand
nach hinten strich. Den Kopf bedeckte
ejn hoher Hut Init start gebogener
irrempr.
Man mußte ihn Sonntags an fei
ner Orgel beobachten, wenn er ihr mit
fast jugendlichem Feuer die Akkorde
feines »Marche triomphale« entlockte,
während feine kleinen Füße eifrig das
Pedal traten, und er auf der durch den
Gebrauch geglätteten Bank hin- nnd
herglitt, wobei er den Kon fo stark
bewegte, daß die Haare ihm um die
Stirn flogen und feine Augen mit ge
radezu prophetischer Vegeifterung an
oen Taften hingen. Jn solchen Aug-n
dlicken war er glücklich, erhaben, der
Welt entrückt.
War der Marsch aber verklungen.
fo fiel prrien aus feinem Himmel.
Er stürzte mit dem Eifer eines nach
Fliegen schnappenden Hundes auf den
Pedalzug feiner Orgel, änderte das
Spiel und während atn Altar eine
Harmonie das Kytie Eleifon beglei
tete, ruhte er und überlegte einen Au
genblick, um kurz darauf die Lituraie
tvieder aufzunehmen, die im Chor aus
hallte.
Er erwartete mit Ungeduld dag Of
fertorium und konnte sich dann von
neuem seinen überströinenden Phanta
sien hingeben. Bei der Elevation senkte
er den Kopf, schloß die Augen uno
spielte mit einem geradezu riihrendeii
Ausdruck, nachdem er nicht ohne reif
liche lleberlegung die Porzellauariffe
des Tremolo und Celeste gezogen hatte.
Noch Beendigung oer großen Messe,
während der Priester sich in die Sakri
stei zuriickzog und die Gläubigen lang
sani die Kirche verließen, spielte er noch
einen »Marche triomphale", seinen
zweiten. Dann schloß er behutsam den
Deckel, trocknete sich die Stirn und
stieg die kleine, steile, von der großen
Orgel führende Treppe hinab, um die
Glückwiinsche seiner·zahlreichen Fami
Eie in Empfang zu nehmen«
Cypriens Ehe zeichnete sich nämlich
durch großen stindersegen aus« Die
Reihe der kleinen Trillardg wollte kein
Ende nehmen. Deshalb erfreute sich
Cyprien bei der Bevölkerung nicht nur
rls Organist und Komponist, sonderi
auch als Familienvater des besten An
sehens.
Frau Trillard war ebenso wie ihr
Gatte klein, rund und wohlgenährt.
Sie besaß einen nie versagenden Hu
mor, und immer heiter, immer lächelnd
scharrte sie mit aufrichtiger Bewunde
rung zu ihrem vielfcitig begabten Gn
prien empor.
Ein Jahr nach ihrer ehelichen sp«
bindung wurde den Trillardsz ein TM
terchen geboren. Man nannte sie, ohne
eigentlich zu wissen, weshalb, Don-.
tienne. Die beiden Ehegatten hatte-i
sieh einfach iiber diesen eigenartigin
Namen geeinigt. Ein-rieth der seine
Kunst liebte, nannte das Rind. uer
italienischen Skala folgend. nicht ais
der5, als mit der ersten Eilhe feine-I
Namens-: Do.
Fünfzehn Monate später tam das
Zweite Kind. Es war ein 4Knabe-, nnd
der Organist, der sich gewissenhast nach
der Reihe der Tonleiter richtete, Jab
seinem Thronfolger den Namen Renn
Daraus wurden im Laufe der Jahre
Michel. Fabienne, Solange nnd schlich
lich ein Knabe geboren, den Cypxien
trotz senier Abneigung gegen alttefta
cnentarische Namen Lazarug tauste.
Zwei Jahre verflossen, ohne daß
ihnen ein weiteres Kind geboren wurde.
Cyprien lvar ganz trostlos.
Sollte die Reihe mit Nummer (- zu
Ende sein?
Die Tonleiter tviirdc damit nicht
vollständiq werden. Obgleich er nicht
reich war, hätte er gern eine qanze
Jahreseinnahme geopfert, wenn der
himmel ihm nur das Siebente senden
wollte.
Der Schmerz sing an, ihn zu über
wiilttgen. Die Begeisterung, mit der
er Sonntags beim Anfang seinen
Marche triomphaie un am Schluß
den zweiten spielte, lie sichtlich nach.
Die einzelnen Nuancen kamen nicht se
kein wie früher heraus. Die Jnnigteit
eines Vortrages schien gelitten zu ha
ben, feine Kraft ihm ausgegangen zu
sein.
Endlich jedoch erbarmte sieb- der
Himmel seines Dieneke. Frau Tril
lard fah einem freudigen Ereignisse
entgegen· ,
Das gab eine Freude für Cyprien.
In seinencsüberfirömenden Glücke trug
er die Neuigkeit von Haus zu Haus.
Erst lief er zum Pfarrer, von ihm zu
den Vitaren, die ihm gnädig lächelnd
zuhörten, dann holte er sich die Glück
wiinfche der Eltern seiner Schüler
und Schiiierinnen Auch dem Glöck
"ner und dem Meßner, die fein Glück
;zwar nicht begriffen, aber aus Höf
Ilichleit ihrer Freude Ausdruck gaben
er die frohe Mär. Selbst den
Bälgetreter weihte er am Sonntag vor
idem Gottesdienst in sein Geheimniß
Lein Der alte Mann verstand ihn
iivohl nicht, denn er wußte nichts zu
I fügen.
Das Kind war ein Mädchen. Man
nannte die Kleine: Sidonie·
Der Oraanift triumphirte. — · Seine
Freude kannte keine Grenzen. —- Eid
lich war es gelungen. Die Tonleiter
war fertig und konnte sich sehen lassen.
Do war zu einer holden siebzehnjäh
rigen Jungfrau herangewachsen. Re
und Mi waren stwsas wilde, aber her
zensgute Jungen. Fa war zwar ni.ht
ganz fehlerfrei. Es würde sich aber
schon machen. Sol und La waren rei
zende Bälge, die bereits mit dem Kla
vierspiel begonnen hatten.
Chprien war in jeder Beziehung
glücklich. Dazu kam, daß die Zahl
seiner Schüler ständig wuchs Er hatte
sein reichtiches Auskommen und er
freute sich einer eisernen Gesundheit,
Iso daß er voraussichtlich noch viele
l Jahre arbeiten und auch etwas fiir f: in
f Alter sparen konnte·
; Jn seinem glücklichen Heim herrschte
ldabei eine ununterbrochene Folge an
Tonleitern und Fingerijbungen, die ei
! nen weniger heiteren und widerstand-;
fähigen Menschen lrant gemacht hät
sten· Eines Tages jedoch gestand ihm
sseine Frau, daß ein neues freudiges
t Ereigniß bevorstandr.
Cyprien war ganz geknickt. Er nu
gerte sichtlich ab, sagte aber nichts.
Was sollte nun aus diesem unglückli
shen Kinde werden, das in so häßlicher
Weise die Harmonie seiner Tonleiter
Mkte Denn eine achte Rote gab es
Ja nicht. Und zum ersten Mal in sei-«
neni Leben fing es an, in dieser einfa
then und milden, harmlosen nnd glück
lichen Seele zu tochen.
Der Tag näherte sieh. Cyprien lebte
. nicht mehr Sein Geist verdiisterte sich
E bedenklich
; Es wurde ein Knabe. Er wog arist
l Pfund. Der Vater hanchte einen Zins-,
auf seine Lippen
Am nächsten Tage sollte die Taufe
stattfinden. Cyprien schloß wahrer-d
der Nacht kein Auge. Am Morgen
kleidete er sich langsam, träge an. Ter
Frohsinn und die Heiterkeit seiner Ritt
der, deren Stimmen aus dem Neben
zimnier zu ihm drangen, schmerzten
ihn. Er raffte sich aber auf, rief sie
mit trauriger Stimme nnd führte sie
» zu ihrer Mutter.
, Nachdem er seine Gattin fel)iiierzl.ch
; bewegt geküßt hatte, wollte er sich ent
« fernen, alsZ Frau Trillard fragte: »Wie
toll er heißen?« --— Cyprien erhob die
Augen gen Himmel.
»Gott wird mir den richtigen Na
men schon ringeben,« sagte er.
Und während seine Gedanken bei
seiner leider so verunstalteten Skala
weilten, schritt er seufzend, gesenkt-n
Hauptes, dein Gotteshause zu, wo der
Pfarrer selbst die Taufe vornehmen
wollte.
Als alles »in der heiligen Handlung
fertig war, fragte der Geistliche lä
rl,-elnd: »Wie soll das Kind genannt
!.-erden?«
Da richtete Chprten sich plötzlich
selbstbewußt auf. Seine Augen leuch
teten und snit lauter Stimme, die über
dem Gewbibe widerhallte und bis oben
zu den Pfeifen der großen Orgel hin
ausgetragen wurde, rief er Octabe!
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o
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s
s
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Wasser ato Zchmenbetdiuvungw
mittel.
Während vor einiger Zeit die Ent
dedung angeliindigt wurde, daß de
stillirtes Waffen wenn es nach der
Art von Kotain und anderen Lösun
gen eingeführt wird, zur örtlichen Be
täubung dienen kann. find jetzt die er
ften Erfahrungen mit der Anwendung
diese-:- Vorfchlang inc Brilletin fiir all
gemeine Therapie Veröffentlicht wor
den. Dein Verfahren wird zunächstj
nachgeriilunt, daß esJ einfach ist, keine !
Vergiftung erzeugt, demzufolge auch
nicht zu Uebetteit und Erbrecheu führt i
und außerdem weder fiir das Herz
noch fiir die Lunge noch fiir die Nie
ren irgendwie schädlich ift. Augeblich
tritt auch nach Vollendung der Opes
ration kein Schmerz ein. Bisher find
die Wassereinfpritzuugen 51mal ge
braucht worden, und zwar einmal
beim Bauchfchnitt, 39mal bei Opera
tionen an Hämorrlwidem smal bei:
Fifteln des Mastdarins, anal bei
Adergeschwiiliten u. f. w. Dr. Ste
bens, der Urheber der neuen Methode,
hat sich nur einmal in jenen 51 Fällen
genöthigt gesehen, nach der Wassereins ;
spritzung noch eine Betäubung mit
Aether vorzunehmen. Die eigenthiim- -
ltche Wirkung des Wassers wird ein-« .
fach dadurch erklärt, daß es die Ner- i
venenden ausdehnt und dadurch un- T
empfindlich macht i
Die Königin aller Brücken.
Jm dunkelsten Herzen Afrikas sand
ror wenigen Wochen ein Erei niß
statt, das aus den Handel Und an
del des jetzt nicht mehr so ,,schwarzen
Welttheils« aller Wahrscheinlichkeit
nach bereits in der nächsten Zukunft
einen bedeutenden Einfluß auszuüben
bestimmt sein wird.
Es war dies die formelle Betriebs
übergabe der Brücke über den Zambesi
fluß, welche etwas unterhalb, aber im
vollen Angesichte der berühmten Vik
toria-Fälle den Strom an einer rei
ßenden Stelle überschreitet. Damit ist
»die schwierigste Stelle in der großen
Itransasrilanischen Eisenbahn, welche
»das Kap der guten Hoffnung mit Kai
«ro in Verbindung bringen wird, glück
lich überwunden, und zugleich einer
der sehnlichsten Wünsche des verstor
benen Cecil Rhodes, des ,,ungelrönten
IKönigs Afrikas«, seinerVerwirklichung
um ein Bedeutendes näher gerückt
I Obwohl der Bau der großen Bahn
,strecke an manchen Stellen mit bedeu
tenden Schwierigkeiten verbunden
war, so verschwanden dieselben imVer-- s
gleich mit der Errichtung jener Brücke,
die jetzt, was ihre Höhe anbetrisst, die
Königin aller Brücken ist.
Die Brücke über den Zambefi, allge
mein die Victoria Falls Bridge ge
nannt, hat eine-Höhe von 420 Fuß über
dem WasserspiegeL Das Part Rom
Gebäude in New York, vom Straßen
niveau bis zur Turmspitze, ist 382Fuf3
hoch, oder 48 Fusz niedriger wie die
Viktoria-Brücke; die Brooklhn Brücke
liegt, genau in der Mitte, d. h. an ih
rer höchsten Stelle, 125 Fuß über dem
Wasserspiegel; in anderen Worten, die
Viktoria-Brücke ist dreimal so hoch,lvie
die Brooklyn Brücke.
Von derKapstadt:Kairo-Bahn, wels
che-nach den Plänen Cecil Rhodes’ eine
Gesawtlänge von rund 5700 Meilen
when-wird sind im Süden 16531 Mei
.l.ens" fertig gestellt, nämlich die Strecke
-KavstadtBittoria-Fälle, während im
Norden die Bahn bereits im Betriebe
ist, eine Entfernung von 1400 Meilen.
Zusammen macht dies eine fertige
Strecke von 3081 Meilen, oder bedeu
tend über die Hälfte der ganzen trans
asrikanischen Bahn.
Die Viktoria-Brücke bietet, vom
technischen Standpunkte aus betrach
tet, viele interessante Einzelheiten, ob
onhl sie sich weder in Größe, Länge
oder Gewicht besonders auszeichnet.
Die Gesamtlänge ist 650 Fuß und setzt
sich zusammen aus der Hauptöffnung,
welche aus- eineni einzelnen Bogen von
500 Fuin Länge besteht, und zwei tteis
neren Bogen, die auf beiden Seiten
verankert sind. Die Breite der Brücke
zwischen den Geländern ist 30 Fuss-.
Ein zweigeleisiger Schienenstrang ist
über die Brücke schon jetzt gelegt, ob
wohl die Bahn selbst, von Kapstadt
ibis zu den Viktoria-Fällen gegenwär
tig nur eingeleisig ist. Das Gesamt
gewicht des in der Konstruktion der
Brücke verwandten Siahlmaterialg
war 1650 Tonnen, und der Gesamt
banprei5, einschließlich vollständiger
Montage, nur Mk )l),.()00 Jn Anbe
tracht der ungeheuren Schwierigkeiten,
die der Transport des Materials und
die Errichtung der Brücke darboten, ist
der Kostenpreis ein überraschend nie-«
.driger. Die Aufträge für das Brül
lenmaterial wurden Anfangs Mai
1903 einer englischen Firma übertra- -
gen, und mit dem Bau wurde an Ort :
und Stelle im April des folgenden;
Jahres begonnen. »
Jn Folge der großen Tiefe des
Schlundes und auch wegen der rei
ßenden Strömung des Flusses war es
nötig, das Bauinaterial vermittelst
einer Kabelleitnng von Ufer zu Uferj
zu transportieren Hierbei mußte das i
Höchftgewicht eines jeden Teiles auf
zehn Tonnen festgesetzt werden« so daß i
das Gesamtgewicht einschließlich dec
Tragtorbes nicht fünfzehn Tonnen per ;
Ladung überstieg. Außer dein Kon
strultiongstahl mußten aus diese Weise ;
noch mehr denn tausend Tonnen-Brii i
clenmaterial nach dem jenseitigen Ufer I
befördert werden Vom technischen
Standpunkte aus betrachtet war dieser i
Teil der Arbeit der interessanteste bei
dem ganzen Unternehmen. Sämtlichc «
Nietarbeiten, Aufziige und Beleucli J
tung geschahen vermittelst- Elettrizität, J
fiir welchen Zweck speziell eine elektri ;
sche Kraftaulage in der Nähe der ffiillc ;
errichtet worden war. I
Nicht mehr denn fünfzig Jahre find s
verflossen, seitdem tiihne, furchtlose ]
Forscher unter entsetzlichen Mühen die
Viktoria-Fälle entdeckten. Heute drinat
die alles tnltidierende Eisenbahn den
Neisenden in modernen, luxnriös ans
gestatteten Salonwagen vom Rad der
Guten Hoffnung bis an die Brandnng
dieser gigantischen Fälle, die, wie un
ser majestäiischer Niagara, zu den gro s
ßen Naturwundern der Welt zählen. s
An den Viktoria Fällen fließt der t
Zambesi etwa YOU Jus-, iiber dem
Meeresniveau, und windet sich dann
in einer leichten Niederung durch das
Tasellaud jenseits des Rataratth Die
geologische Formatiou in dieser Ge
gend besteht aus Basaltfelsen, zwei
selsohne vullanischen Ursprunge5,
ausnahmsweise schwer, hart, kom
Pakt und von rötlicher Färbung Durch
diese Felsmasse mußte die ungeheure
Wassermenge ihren Weg finden, und
die Enge des gähnenden Schlundes
unterhalb des Falles deutet darauf hin,
wie langsam und schwierig der Prozeß
der Zersetzung gewesen sein muß.
Oberhalb der Fälle ist der Fluß bei- l
nahe zwei Meilen breit, und an den
Fällen selbst ist die Flußweite noch be- »
..- -.. . 07
deutend über eine Meile, während die
Höhe des jähen Abgrundes, über den·
das Wasser hinunterstiirzt, 420 Fuß
.ist. Diese Meile fallendet Wa et
Tmassen zerteilt sich in verschiedene
Iselbstständige Kataralte, ein Umstand,
l der aus das Vorhandensein kleiner Jn
seln am Rande der steilen Klippe zu
rückzuführen ist«- Unterhalb der Fälle
verengt sich die Kluft an einzelnen
Stellen bis auf 650 Fuß Weite, wäh
rend der Schlund selbst, in den der
Strom hinabstürzt, kaum 100 Fuß
breit ist.
Der verstorbene George Layey be
suchte im Jahre 1868 die Fälle. Unter
den schwierigsten Verhältnissen nnd«
nach den unsäglichsten Mühen und
Strapazen gelang es ihm, sich einen
Weg nach dem Fuße des Falles zu
bahnen, und Von diesem Punkte aus
das herrliche Naturschauspiel betrach
tend, schrieb er:
,,Der Anblick war in der Tat wun
derbar. Die Fälle, welche man grei
sen zu können glaubte, dehnten sich
nach links und rechts in einer chier
unendlich dünkenden sentrechten as
sermasse aus, an dem hohen Abhange
von einzelnen selsigen Vorspriin en
unterbrochen, von denen einer an er
linken Seite spärlich mit Bäumen be
wachsen war. Säulen weißer Wasser
massen bäumten sich zischend und to
bend aus und nieder, und ein halbrun
der Regenbogen in mannigfachen Far
ben tanzte durch den schäumenden
Gischt. Das sallende Wasser zerteilte
sich nicht in ruhig sließender Weise,
sondern zersprang, zerschellte und
überschlug sich in riesenhaften Effekten.
An Stellen, wo es den selsigen Massen
zu nahe kam, zerschlug es in schneeigem
Schaum gleich weißem Dampf. Der
Donner von tausend Kanonen schien
die Atmosphäre in Bewegung zu se
tzen; dröhnend und sausend durchbebte
es die Lust in unregelmäßigen Rhyth
men. Die ganze Welt schien in Auf
ruhr zu sein.
Gischt kochte und bebte, rollte vor
wärts und rückwärts in lodernden
Massen, stieg auf und sank steil hinab,
hier gewaltig und schwer, dort sein
und durchsichtig, bis er sich endlich be
ruhigend in durchsichtigen Wolken auf
löste. Der strahlende Regenbogen zur
Linken, obwohl in Wirklichkeit unbe
weglich, schien sich in graziösenSchwin
gungen hin und her zu bewegen, als
wenn er nach den Melodien der stür
zenden Wassermassen in lustigen Rei
gen sich wiegte. Der starre Felsen, auf
dein wir standen, schien vor er betäu
benden Wucht des anprallen en Was
ser-H zu erzittern, als wenn ihm sein
Fundament von bösen Geistern hin
weggerissen würde. Selbst die Sonne,
zu der man durch die sprühenden Was
serwogen hinaufblickte,schien etwas von
ihrer Unbeweglichleit verloren zu ha
ben. Es war, als wenn auch sie, Von
dem spriihenden Chaos angezogen, mit
in das wilde Spiel einstiminte. Sah
man dann tiefer hinab, nach dort, wo
das Wasser aufschlug, so war der An
blick schier unbeschreiblich. Da gab es
leine Ordnung, kein System; wild und
oerzweiselnd iiberschlug sich gigantisch
Woge über Woge; es spritzte, sauste,
donnerte, schäumte und wirbelte unab
lässig. Der Fall war rasend, tout
schnaubend, betäubend und zerschmet
ternd. Strudel und Wirbel, Gegen
strömungen und Wogen, Wasserstrah
len und Wasserhosen waren in unent
wirrbarem Knäuel vermengt. Eine
brandende Woge mit schneeweißenKöp:
sen war dein Auge nur iin Teil einer
Selunde sichtbar; kaum erblickte man
sie, als bereits tausende ihrer Gefähr
ten aus sie herabstiitzien, Inn gemein
sani gleich riesenhaften, mit weißen
Spitzen besetzten Wellen sich in ein noch
wildere5 Chaos zu zerschlagen Dann,
ehe noch der Strudel zu Strudel wur
de, schien es, als wenn hunderte von
tleinen, griinlich schimmernden Pyra
iniden schäumend zusanmienstiirzien,
dass ganze Chaos- noch wilder machend.
So ging eLs vor unseren Augen bestän
dig vor sich, nnd uns wnr eg, alsJ wenn
wir Vor dieser unendlichen Rnturtrast
nicht weichen konnten. Wir standen
wie angen.utr«ieli, betäubt von der All
gewalt dieser jäh lieraliftiirzendemdon«
nernden lltiiifserinassenA
Oenrn L. Meißel
tssuitiiufelm
Dir lmtte soeben die Universität ver
lassen und seiu Entschluß stund fest,
im politischen Leben seiner Vaterstadt
eine Rotte zu spielen, obgleich er kaum
einen znsamtnenhängenden Satz spre
chen, geschweige denn sich in einer län
geren Rede olme Stotiern oder Stam
ineln Eins-gern konnte. Trotzdem wurde
getlatscht nnd mit Füßen aetkanipelt,
ali- er seine thnasernrede hielt, und
voller Stolz begab er sich »in dem Lisch
der Presse, nnd als er dort einen
Mann damit beschäftigt fab, Stizzen
in entwersen, staate er ihn, so als ob
ihm persönlich nichts daran läge:
»Sie toiirden wohl gern eine Zeich
nung von mir machen?«
,,(-5)·ern,« antwortete der Zeichney
indem er rnhia sein Buch schloß.
»Sie werden sie dann drucken las
sen, nicht wahr?«
»Es war so meine Absicht,« war die
Antwort.
»Das wird ein gutes Mittel sein,
um Ihr Blatt bekannt zu machen,
denke ich. Uebrigens, fiir welches
Blatt zeichnen Sie denn eigentlich?«
»O, ich zeichne nicht für eine Zei
tung,« war- die in respektvollem Ton
gegebene Antwort, »ich suche nur Mo
delle für komische Ansichtspolttartem·