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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Feb. 16, 1906)
Die Vurchgetngerin. Novellette von Ä. Rheinberg. »Ahsahrt! Abfaahrt!« Der D- Zug wollte sich eben in Be wegnng sehen. Jn lehter Selnnde stürzte eine jun ge, sehr elegante eDame auf den Bahn iteig, hinter ihr ein Göpäckträger mit einem kleinen, sehr schweren Juchten tofser. s,.Ersie Klasse!« stöhnte sie albern »Gottlob!« fliisterte sie, mit Erleich terung ausathmend. »Das wäre uns gelungen « dachte sie weiter Ein glückliches, halb trotzigeg, halb schelmisches Lächeln zuckte um ihren jungen, rothen Mund. Unruhig blickte sie um sich . ,,Wo war er?-« Sie schritt jetzt den ganzen Zug ab. Die großen strahlenden Augen blickten in jedes Wintelchen und wur den immer größer, ängstlicher. Jhre junge, schlante, biegsame Ge « stalt in dem lnappen grauen Reise tleid, den keckem tleinen Filzhut ans dem Blondlopf ties in die Stirn qe zogen, fiel sie allen Reisenden auf. Kecker wirbelten die Schnurrbärte der jungen Elegants sich in die Hdhe. Chie, sehr chic, hypermodern!« »Ein seiner, kleiner Kerl!« »Donnerwetter! Wen sucht sie?« Sehr bestürzt zog sie sich endlich in einen Winkel ihres Abtheils erster Klasse zurück, den die Platztarte ihr anwies. Jn ihrem seinen, kleinen Kopf wir-: belte es. Unheimlich schnell flog der Dssug dahin. Wo war er? Warum war er nicht pünktlich wie sie? War es ihm leid ge wordean Unmöglich! Sie athmete unregelmässig Ihre feinen Glieder zuckten nervös Angst voll blickten ihre Augen in s Leere. Es war Alles fo gut verabredet, nnd nun kam er nicht. Ihre Gedanken wälzten sich von ei ner Frage zur andern. Ein unternehmenbs aussehenden junger Elegant strich vor ihrem Ab theil auf und ab. Seine kühnen Blicke beleidigten sie. Hastig zog sie den dick-ten. weißen Schleier iiber ihr Gesicht, das kaum handbreit aus dem blonden haar hervorlngte· »Was nun?" sragte sie sich nnaui lo hörlich. »Remdemdem, Remdemdent« raste der Zua vorwärts Sie hörte eine andere Melodie her aus. »Durchgänaer! Durchaänaerk Durch-— giingerzug!« Krampfhast zog sie den Juchtenkosser an sich Er barg ihr Vermögen - ihr eigen-— steö Vermögen. Diamanten, Schmuck von höchstem rth, wundervolle Perlen, von der tter Ererbtes. Mit kecker Hand gab sie ihrem Schicksalser einen Stoß. Nun flog sie dahin! »Wohin? Wo hin?« klang es fragend durch ihr er regtes Hirn. »Potsdom! Potsdam!«« Rathlos stand sie da am Fenster Jetzt tönte ihr Name, laut gerufen, an ihr Ohr. »Eine Devesche!« Sie meldete sich, riß das Blättchen auseinander. »Als-reife verhindert. Erwarte mich Potsidorn im bewußten Hotel.« Ein Griff nach dem Koffer, ein Ausfteigen in fliegender Haft. Weiter raste der D-Zua. Eine Droschke brachte sie ins Hotel Sie nannte ihren Namen. Ein Herr würde nach ihr fragen Stunden vergingen, Stunden des Harrenö, die unendlich dünken. Auf jeden Schritt horchte sie. Endlich klopfte es an die Thür. »berein!« «Papa! Du —- Du?« Ein Herr, kaum Ende Bier-zin, wohllonservirt, elegant, modern wie sie-keine Tochter; Ein unnachahmliches, matjzioies Lächeln auf den Lippen trat er zu ihr. - »Nun, wie aeht es uns? Seit wann ührt die Reife zu Deiner Freundin «ber Potsdam?« »Bevo, nicht diesen Hohn! Dich sehe. Du weißt!« »Alles, mein Kind. Die, Demfche lam ANY mir.« :Jatvohl. Auch et hat seine Depesche erhalten mit dem Befehl nicht abzu reisenk »O wer hat uns verrathen-« »Das kommt später. tllfo Du woll iest nach London?« »Jawolil. Dort wollten wir uns trauen iassen.« Mutliig sprach sie es und blickte dem Vater iect in die Au: en. »Und dann? Wetterl« »O -—-—- wir würden glücklich sein — so wie -—— wie Du!« »Ah —- Dn weißt?« »Juki-obl. Jch weiß, daß Du eine zweite Gattin Dir erwählt. Ich, ich will leine Stiefmutter.« Er lächelte überlegen. »Als-) Du verfagit mir Deine Ein-« williaunaW »«- wohl. Hast Du mir nicht auch die ine verlaat2« »Aus Prinzip, mein Kind Mein Schwiegersolm muß Großlaufmann sein. Dein Doktor medicinae genügt mir nicht. »Aber mir genügt er. Für mich ist er mein Schickial, mein Alles-R »Dein Schickia1.St-? Ja — ja — daj glaube ich « Er ging vor ihr auf und ab mit nachdenklich gesenktem haupt. « » »»Papa,« tonte es bittend, »gib ihn mir. »Du wolltest mich zwingen« « » a, mit einem satt accompli!« » glaubtest, ich wiirde Dir ver geben?« · · »Ich hoffte es zuoersichtlich.« »Und wenn nicht?« · · »Dann, o dann, ich ware nicht so vollkommen glücklich geworden-« « »So? Du hast Deinen Schmuck mit. Davon wolltet Ihr leben?« »Ja ——— bis er sich Praxis erworben in London.« · « »Wenn er teine Praxis erhält bis dahin?« » »Dann — dann sterben wir ge meinsam —« Mißbilligend schüttelt er den Kopf »Das sagte er?-—« »Nein —«— er ist voll Zuversicht. Es muß ihm gelingen, sagt er.« »Und mich wolltest Du so bei Seite schieben.« »Du sagtest, ich sollte wählen. Ich habe gewählt. th tonnte nicht anders s -- so s— so wie Du.« Nun zuckte es um den fein geschritt tenen Mund. »Wir wollen uns· also garnichts mehr sein. Du gehst nach London, heirathest gegen meinen Wunsch einen hoffnungsvollen Arzt, wirst glücklich mit ihm, im schlimmsten Fall stirbst Du mit ihm —- und ich »s-— ich « fiihre in mein einsames Haus ein Weib, edel . und rein, das Dir ein Vorbild werden sollte, das Dich schon liebt, weil Du mein Kind bist, vor dem Du aber fliehst, ohne es zu tennen.« »Verbot« »Klein» Kindstovs!« »Ich habe ihn so lieb, so iiber JAues —« »Wenn er nun noch ietzt Kaufmann . werden wollte.« »Er liebt seinen Beruf ebenso sehr wie Du den Deinen." Er zog die Uhr. Der nächste Zug geht in 20 Minu ten nach Berlin ab. Bitte!« Er bot ihr den Arm. « Sie weigerte iichy Ihriinen traten in ihre Augen« Mit fester, fanfter Gewalt zog er ihren Arm durch den seinen und griff nach dem Koffer-. »O -- das ist mein Eigenthum« wehrte sie ihm. »Ich will Dir nur die Last abneh men »i« lächelte er. Mit gebeugtem Köpfchen folgte fie ihm. Zärtlich blickte er von der Seite aus das getnickte, junge, schlanke Ge schöpfchen, das sonst so keck den trotzi gen Blondkopf trug mit dem kleinen, feinen Rasch-en I- I »Eine Devesche, mein Junge!« Die alte Dame sagte es mit einem ganz kleinen, feinen Lächeln. Er riß das Blatt auf ,,Nicht abreisen. Watte aus Weite res.« Keine Unterschrift »Natürlich von ihr!« dachte er be trossen. »Ich reise nicht, Mama.« »So? Ah —- Sie hat sich eines An deren besonnen?« »Ein Aufschub, ein unvorhergesehes nes Hindernisi.« Erregt schritt er umher· Seine Augen glänzten wie im Fie ber. Er sah das tleine, feine Gesichtchen vor sieh mit den großen Augen. Er sah es immer vor sich, es raubte ihm die Ruhe, die Arbeits-trakt. Seine Pulse flogen, sein Herzschlag ging wie ein Hammerweri. Unerträgliche Pein. Er hörte ihre flüsternde, tosende Stimme. Er fiihlte ihre zarten Glie der in seinem Arm sich wiegen in wonnevolteni Tanz. Seine Nerven, sein Geist, sein Gemiith waren voll ständig bestrickt von dem Reiz, den sie aus ihn übte. In seinem Blick glühte eg. Schmerz haftes Sehnen durchbebte ihn vom Scheitel bis zur Sohle? Es war die erwachte Gluth, der Le bensdutst eines Asketen in der Liebe. Sein bleiches, edles, schmale-Z Ge sicht, von dunklem Haar beschattet, mit tiefen, dunklen, hypnotisirenden Au gen, wandte sich forschend seiner Mut ter zu, die ruhig am Tisch fas; unter der rothverschleierten Gliihlichtflamme Find einen defelten Strumpf ausbefs erte Welches ruhige Behagen von .ihr ausging! Jhr Anblick besänftigte ihn. Wie ist es denn geloinmen?«« forschte sie jetzt, ohne zu ihm hinüber zu sehen. »Ich tanze ungern, ich uinaehe es stets. Da trat sie zu mir, mit lächeln dem Blick forderte sie mich auf. Es war Damenwahi. Wie ein elettrischer Schlag traf es mich, als ihre kleine, warme Hand in der meinen lag. Wir tanzten. Dann sprachen wir lange, lange von Allem. Was ich begann, er gänzte sie. Es war ein Denken, ein Fühlen. -—— Es war, als ob wir nur eine Seele hätten." Er schwieg. »Ur-d dann?« »Wir suchten uns Die Sehnsucht trieb uns einander zu. Wir -—— wir können nicht mehr ohne einander sein.« »Daher Dein Fieberzustand?« lif chelte sie. »Du Verächter der Liebe!« »Sie hat«sich gerächt, Mutter, Du hast Recht» se spater sie kommt, desto machttger ist sie. Jetzt verstehe ich, was mir sonst unbegreiflich war, wie Fursten auf Throne verzichten, wie Menschen ihr Leben hinwersen können aus Liebe!'« Es llang ip weich, beinahe klagend. Die alte Dame nickte dazu verständ ntßinnig. ,.Die Krone des Lebens — --!««. di· si- II »Wohin bringst Du mich, Pap·a?« »so-Zu Deiner neuen Mutter.« . —- nicht doch!« wehrte sie ab. -,,Bitte. steige aus.« Nur ganz zögernd verließ sie den Waaen ihres Vaters in dessen weichen Kissen sie sich ganz in cin Eckchen ge Preßt hatte. »Ich will nicht, Papa, o erlaß es mir -—- ich hasse sie!« ertönte es leiden fchaftlich. »Du sollst sie kennen lernen.« . ,,Gib mir ihn!« »Das wollen wir erst sehen.« Wieder zog er ihre Hand durch sei nen Arm nnd schritt die Marmor treppe hinauf, durch eine Vestibule mit erlesenem tiinstlerifchen Geschmack angaeftattei. Fiirsten des Geldes, zu ihnen zählte ihr Vater, zu ihnen zählte auch die Frau die seine zweite Gattin wurde, zu ihnen sollte auch fein Schwieger iahn zählen Dser kleine, einensinniae Blondlopf wollte es anders. Hartlich blickte er auf die Kleine an seinem qlrmi Das wärmsie Gefühl, welches er in seinem Leben gehegt, war die Liebe zu « seinem Kinde. Er fuchie ihr Glück auf feine Art, sie auf die Ihre. Die Kraft ihrer Liebe imponirte ihm. Alles himverfen siir ihn, den Ei nen! Eine große, schöne, elegante Frau trat ihnen entgegen; mii gewinnender Freundlichkeit zog sie die Widerstre ’bende an sich. »Wir wollen Freundinnen sein, recht antei« l »Ich lasse Dich hier. Jn einer lStunde komme ich vielleicht mit-—!« i ,,Paba!« i Ein Jubellaui. Sie flog in seinen Arm, an seine Brust. »Du lieber, lieber Papa!« — Sie lachte nnd weinte in der El nase. ,,Wen«n·er Deiner werth ist, wird er ihn tDir schon geben«, sprach die große, schöne Frau. »Du hast für mich gesprochen?« »Wir Frauen müssen in Allein« zu sannnenhalten«. »O Du —----!« Nun küßte sie die weiße Hand mit den kostbaren Diamanten. Sie trug nicht den ileinstenSchn1ue1, sie wollte Alles opfern für ihn. Nun saß sie und beichtete. Die Aeltere hörte lächelnd zu, bei nahe neidvoll. O dies Enipsinden, diese Jsugendgluthi Wie ·tiihl, wie verständigxging sie ihre neue Ehe ein! Wie das ganze Persönchen bebte und lZitterte, seinem Glück entgegen. Dann kam er mit dem Vater. »Hier die Bermittlerin, seine Mut tet!« stellte et die alte Dame vor mit dem seinen, gerührten Lächeln aus dem guten Gesicht. »Seine Mutter!« Sie küßte inbrünstig die Hände. wieder und wieder, die Hände, die ihn gepflegt, die ihn geleitet, die ihn ihr zufiihrten. »O Du Mutter!« Nun standen sie zusammen, bleich, strahlend, befangen. »O Glück der Jugend!« flüsterte die große, schöne Frau und blickte in die Augen ihres zukünftigen Gatten, die zu ihr hinübergrüßten, erfüllt von dem Glanz des Glücks-, das er ac schassen, in dessen Widerschein sie selbst sich spiegeln wollten« in ruhiger. abgetlärter, leidenschaftsloser Liebe. Die kleine Durchaängerin lächelte sckelmisch zu ihnen hinüber. Mit dem Dis-Zug hatte sie nun doch ihr »Glüek erreicht! Sein Bruder. Humoresle von C. Matthias. »D«ie Herren Ossiziere,« rief Oberst Ploxrn nach dem Regimentsererzirem und die Hauptleute und Leutnantg eilten von allen Seiten herbei nnd stellten sich im Halblreig vor dem Komrnandanten anf. Aber statt der erwarteten Kritik ent lud sich ein Donnerwetter iiber die mehr oder minder schuldlosen Häupter der Ostizierr. Der Oberst sprach von ganz anderen Dingen, als sie erwartet hatten. »Jn letzter Zeit ist eine fürchterliche Unsitte im Ossizierglorps eingerissen,'« sagte er, seinen martialischen weifz « blonden Schnurrbart durch die Finger ziehend. «Fiaum, daß die Herren zum Dienst in llnisorm kommen. Jst dieser ! vorbei, wird das Zivil angezogen. I Näuberzivil ist am beliebtesten, ums Lotale zu besuchen, die nun, ich will sie nicht genauer bezeichnen. Meine Herren, wir leben nicht in England, wo sich die Gentfemen dec— Stockes ihres Königs zu schämen schei nen, sondern in Deutschland. Aller dings »noblesse oblige«, des Königs Roct mag für gewisse Positionen un bequem sein, aber da die unbequemen Positionen mit dem königlichen Dienst nichts zu thun haben, must ich Sie ein siir alle Mal ersuchen, das Tragen des Zivil auszugeben und sich außer Jb ten vier Pfählen iu Unisorm, nur in Unisornr, zu bewegen. sonst müßte ich, so leid es mir thöte, mit Strafen vor gehen. Jch dante Ihnen, meine Her ren Die Osfiziere salutirten und bega ben sich zu ihren Bataillonen resp. Kompagnien zurück. Dann hieß es: Rechts- schwenttt Marsch! und jede Abtheilung zog, mit Musik voran,; in das Städtchen, dessen Schmuck das soeben wegen seiner Zuneigung zum Zivil geta e"lte Regirnent war. Der Oberst hatte gedroht. Die Her ren Ossiziere wußten, daß er ganz der Mann war, Ernst zu machen. Die Bataillons - Kommandeure und die Hauptleute litten nichtsehr unter dem Verbot. Sie hatten Familie und leb ten zurückgezogen in ihrem Hause. Die Frau Majorin oder Hauptmannin hielten ohnehin daraus, daß die Her ren Gemahls immer in ,,full dreß« er schienen. Frau Majorin von Dude sam litt nich-i einmal, daß ihr Gatte einen Schlafrock und Pantoffeln trug —-——- aber die Leutnants! Welch-es Vergnügen, außer etwa der langen Pfeife und des Bachug edler Gabe, erwartete sie auf ihrer einsamen Bude, die keine weibliche Hand schmückte? Gingen sie aber in Uniform auf die Straße, so ruhten aller Augen ans ihnen, in der Stadt und auf dem Lande betrachtete man sie neugierig und steckte die Köpfe zusammen, um jede ihrer Bewegungen einer Kritik zu unterziehen. Waren sie dagegen in ZiviL dann wurden sie kaum bemerkt. Das bildeten sich die Herren Leutnantg wenigstens ein. Jn Uniform waren sie nach jeder Richtung hin beschränkt. Man konnte sich in keinem der Bier häuser, in keinem der Kaffeegärten mehr sehen lassen, ganz abgesehen da von, daß von Conrrnachen in letzteren iizablissementg schon gar nicht mehr tie Rede war. Ueberhaupt die Damen —·— und nun gar die kleinen Wsdchen "——trar es dentdar, daß ein Untzter mit iner Dame auf der Promenade, an nem öffentlichen Ort, auf der Straße sprach, wenn sie nicht den oberen Zehntausend angehörte? Aber de Unteren Zehntausend hatten das jUngliick, die hübscheren zu sein- und sdie sollten nun gänzlich vernachlässigt i werden? So blieb den Leutnants nur die Wahl, den liebsten Kindern des Volkes «n entsagen, oder dem Regimentsbefehl Fraß zu bieten. Leutnant von Wer- ; gern hielt das Letztere sür praktischer, nnd als er durch den Adjutanten er- » fahren hatte, der Oberst mache eine lleine Sonntagsreise zu seinem Bru der nach dem Ritter-gut Ploxin im Ploriner Kreise, da hatte er lein Be-· denken, seiner aeliebten Hulda ein Nendezvoug im Gastgarten von Etrointvitz zum Gabelsriihstiick zu get-en. Dort saßen die jungen Leutchen san-; verboten im Schatten ver link-immer « einlauben und bauten Luftsclklösser bei einem gebratenen Sahn und einer Flasche Geisenhei: mer, während die Glockentisne ans der Stadt zu ihnen herüberschallten,und schwelgten im liebseligsten Alleinsein und plauderten und scherzten und lachten. »Was sie siir einen reizenden Anzug tragen, Benno,« sagte VräuleinHuldn mit lieblichemAugenausschlag, den letz ten Fliigelknochen des Huhng abtnab beend. »Wer hat denn den gebaut?«-« ,,.Kornseld 8c Co. drinnen in der -Ztadt. Kostet achtzig Mart. Bei Anziigen lann man ja den Preis sa: ne:c,« antwortete von Wergern. »Das selbe Kompliment möchte ich Ihnen zurückgeben Jhnen steht der Hut kran; ausgezeichnet Fräulein Hulda.« ,Thut er anch,« entgegnete das Tbijidchen totett. »Es ist Jhr Hut, Sie haben ihn mir geschentt, Benno, i.-issen Sie das nicht mehr?« ,,«.Illlerdings, tostet vierzig Mart.« »Bei Hüten tann man ja den Preis fagen,« lachte das EUiiidchen »Ach, wie lieb-Sie doch sind und tvie hübsch. Dach sehe ich Sie lieber in Uniform alk- wie in Zivil Schade, daß Sie iin Unisorm mich nie begleiten kön nen.« »Gebt einmal nicht, Huldchen; na uisd mit dem Ziviltraaen ist es auch wohl am Rande. Wäre nicht unser »Aber nach Ploxin, ich hätte nicht ges tioaat mein neues Gigerlzivil anzu zielt-ein« »Ja, dann hätte auch- unser Vier-Dez "nou5 nicht stattgefunden.« ,Stimmt aussallend.« So ging die Unterhaltung fort, bis der letzte Tropfen Wein itn Glase ver schwunden war. Daß der Regimentss befeht sehr störend wirkte, darüber waren beide Verliebte einig; aber dasz ein jedes Verbot dazu da sei, um übertreten zu werden, darin stimmten sie aleichsalls überein und besiegelten diese Erkenntnis; mit einein innigen Adschiedst11ß. Eine Weile ginan sie in der Allee, die zur Stadt führte, nebeneinander-. Dann schlug sich Hulda links in die Büsche, die zur Wohnung ihrer Muts ter siihrten- und Benno rechts in die Gasse, in der sein Oberst wohnte und mit deren Passiren er schneller nach Ha ise gelangte, wo er sich zum Appell untseiden wollte. Niemand hatte das Pärchen «-sehen, und wenn schon, das Zivil schätzte ihn und seine Dame. Welch ein Gtiich daß sein Oberst in Bloin wart Jm Vollgesühl seiner Sicherheit wars er einen Blick nach dem Fenster des Gestrengen. Entsetzen! Da guckte Herr von Blo rin zum Fenster raus und tauchte fürchterliche Walten aus einer Riesen Zigarrr. That sich nicht die Erde aus und verschlang den armen Leutnant? Nein, sie war sest und solide gepflastert. Al lerdings sproßte in der öden Gasse das Gras zwischen den Steinen, das sich eine-zahlreiche Gänseherde hätte aran fisssigen können, doch war es nicht hoch genug, den k revler zu verbergen. Da etann sich« nno von Wergern, daß er gegen seine Gewognheit einen vom Fri eur gezogenen irnscheitel trug. dn er sonst nie sit-»te- nnd da Alte aus dem er ten Stock an ihn herabguckte »Frechheit, steh mir bei, « dachte der Leutnant und zo seinen Hut. »Verzeihung,« agte er im tiefsten Baß, dessen er fähig war, »ich uche meinen Bruder Benno von Wergern,i Leiitnant im hiesigen Jnsante·rieregi ment, bin aber hier in der Stadt un- « bekannt und habe mich in diesem ver wünschten Gäßchen verirrt. Können Sie mir vielleicht sa ae,n wo ich nach " der Sebaldusgasse omme?« ,,Gehen Sie nur immer geradeaus,« antwortete der Herr am Fenster, »und grüßen Sie Zhren —Jhren Bruder; ich bin sein « bers.« W« entschuldigen Sie« Herr Oberst, mein Name ist Gutsbesitzer Otto Wilhelm von Weraern.« ,,Sehr angenehm « Damit flog das Fenster zu - Benno eilte nach Hause-, als ob der Oberst hinter ihm her sei. Bei der ·"’aroleaug-gabe ließ sich der Kominans deur nicht sehen. Lsr blieb ossiziell verreist. Trei Tage später war wieder Regi nientsexerziren Wieder rief der Oberst ur Kritik, wieder schärfte er den Of iizieren ein, das; das Tragen von Zi villleidern verboten sei. Und als die Herren sich entfernt hatten, rief er: »Herr Lentnani von Wettern auf ein Wortl« ,,Zu Befehl!« sagte der Leuinant, dem das Heidenherz heftiger denn je in seinem Leben klopfte. »Wie geht es Ihrem Herrn Bruder Otto Wilhelm?« »Ich danke, gut, Herr Oberst! Er war so freundlich, mir einen Gruß des Herrn Oberst zu besteilen.« »Komm Jhr Bruder Otto Wil helm oftsoon seiner Klitsche nach der Stadt?« »Alle Sonntage, Herr Oberst.« »So? Na, sa« en Sie ihm, wenn ich ihn nochmals Zehen sollte, marschi ren Sie auf vierzehn Tage in Arrest-« -—.-——..— Den-beladenen Das Kapitel der Aehnlichkeit hat schon manche hübschePointe geliefert, und keine der schlechtesten ist die fol gende, die sich aus den berühmten hol ltändifch-englischen Maler Alma Ta derna und den nicht minder geschätzten englischen Zeichner und Schriftsteller Du Maurier, der im Jahre 1896 re ftorben ist- bezieht. Die Aehnlichkeit zwischen den beiden soll ganz rappant gewesen sein und hat in der That zu häufigen Berwechslungen geführt. Als eines Tages einer der beiden in einem Ausftellungsfaale sich mit einer kunst, begeisterten Dame unterhielt, bemerkte diese im Laufe des Gesprächs: »Ich muß hnen übrigens gestehen, Herr Alma adema, dafj es mir unbegreif lich ist, wie man behaupten kann, Sie seien Herrn Du Maurier ähnlich, oder wie man Sie gar mit jenem Herrn derwechseln kann! Eine solche Täufch ung ist doch nur für einen ganz ober flächlichen Beobachter möglich und . .« -——»Entschuldigen Sie, daß ich Sie unterbreche, meine Gnädige, um einen kleinen Jrrthum zu berichtigen: ich bin Du Maurier,« lautete die ttlnt wori. - Is-—— — Maulthter als Schalesiudeem Das berühmte Sultioan Bergwerk von Coeur d’Alene, Jdaljo, von wel eher-n die Hälfte des Bleies gekommen ist, das überhaupt bis jetzt in den Ber. Staaten gefördert wurde, hat eine so bemerkenswerthe Geschichte, wie nur irgend ein Gold- oder Silberbergwert, tret s der Romanzendichtung Stoff gelte ert hat. Ein Pack-«Maulthier war der unbe wußte Entdecker der Hauptmine Zwei Metallfucher hatten sich dasselbe ge borgt Und ltiingere Zeit, während sie umher wanderten, an einem Baume festgebunden. Ungeduldig scharrte das Thier und legte solcherart eine über aus reiche Mine bloß. Als der Besitzer des Maulthiers hiervon erfuhr, tlagte er auf einen Drittels-Antheil an dem Minenlande, und die Gerichte sprachen ihm densel ben wirklich zu. Die drei nunmehri gen Ei nthiimer vertausten ihren Anspru fiir 8500,000. Jn 21 Jah ren hat jener Bergwerks-Komplex — zu welchem auch Gold- und Silber-i lager gehören — insgesammt einen; Werth von nahezu 8200-000,000 ge ltieferti Das Maulthier aber wurde für den Rest feiner. Tage geradezu fürstlich gepflegt! Ein hundektjähriger Osmia-. Seinen 100. Geburtstag feierte der Oberintendant a. D. Wilhelm Mei nardus in Oldenburg. Er trat im Alter von 20 Jahren bei den oldensi burgischen Truppen ein, machte 1848 den Feldzug gegen Dänemark und 1866 als Oberintendanturrath mit Oberstleutnantsrang den Krieg gegen Oesterreich bei der Mainarmee mit. Nach 62jähriger Dienstzeit wurde er auf sein Ersuchen unter Verleihung des Ranges als Oberst mit der gesetz lichen Pension verabschiedete Mei nardus hat sich seinerzeit um die zwi schen Oldenburg und Preußen abge schlossene Militärtonoention große Verdienste erworben. Zu seinem Eh rentage erhielt der anilar Vom Kai ser ein Glückwunschtelegramni. Der Großherzog und die Großherzogin so wie die Herzogin Sophie Charlotte von Oldenburg suchten den alten Herrn in seinem Heim auf. .. —.«. O .«.— «--..-... .. Genaue Auskunft »Sie, mei Kutester, lvo wohnen Se denn eeFentlickf »Ich Nu derheeme!« Schbne Aussicht Bürgermeister (bei eine Exiillung des voxigen Bürger »,«3ch denke, dcfs Bild sollte anderen Seite, drüben hän»e sioniitemitgliedr »an Es Dei-r Bürgermeister, dort werd aufkehänat werdenk N Verschwind Schneiderlehrlking: ,,Eine Emp luna vom Meister-, Und hier schick den neuen Rock.« s cågem »Da fehlt ja aber ein Kno Schneiderlehrling: »Der Meister wird heute Abend mit der Rechnung selbst kommen, da bringt er’s wahr scheinlich mit.« Durch die Blume. Ein Student ist bei seiner ebenso reichen als geiziaen Tante aus Be such, ohne das-, ihm eine Erfrischung gereicht wird. - Tante: »Georg, es regnet schauder lzsaft, sei froh, daß Du hier bei mit iip Trocknen sitzest!« Student: »Ja, liebe Taute, trocken sitzt man bei Dir allerdin»c,-H!« Feorrigirteo Orakcl. »Sage-sit Sie mal, Herr Warst-Ihn ber, warum haben Sie eigentlich dce unten den überschüssigen Knopf- tvo doch gar tein Knopfloch vorhanden 11i?« »Der is gar net überflüssig! Wis se:i’-3, wenn i am Abend im Gasthaus an die Knöpf zählt hab: ja s——nein—— ia-—— nein, ob i no a Maß trinke deri, nacha is alletVeil mit nein aus aauaa Drum hab i mir den Knopf da herniihen lassen, schaun’s» jetzt aeht’g alleweil mit ja aus!« Weshan Das Pferd eines Sonntaggreiterd bleibt hartnäckig stehen und ist nicht vom Platz zu bringen; da nähern sieh dem unglü·cklichen Reiter einige Bu ben- »Soll’n wir vielleicht den Stall Iuekster holen?« Unter Ehemänncrn. »Den ganzen Tag sitzt meine Frau an der Nähmaschine; man könnte ver .-,mi-ifeln!« »Das ist noch- zu ertrageu... die nomine singt aber noch dazu!« Misxverstiiiidtiiß. Oauoschuhverkiiusen «Darf ich unr Ihre Hand bitten, mein Fräulein?« Backfisch fverlegen): »Ach nein, i Laut-: ich bin schon so halb und hal 1’er!cbt!« Der Sonntage-reitet im Duscl. Zonntaggreitcr tder nach- einer Zineiperei bezecht in den Rinnstein sc fatteiis1 »Zum stuckuctt ---— Eigentlich iootlte ich heute doch gar nicht aus reiieu!« Vorwurf. - Hunger Ehegatte (alS ihm der Hiugschliissel von seiner jungengrau verweigert wird): »Das ist der ank dafür, daß ich ein volles Jahr lang. time Murren Teine Speisen gegessen l)abe?« Beweis-. Lehrer: »Also der Alkohol ist ein Gistl Kann mir einer von Euch einen Beweis dafür erbringen?« Schuljunge: »Wenn mein Vater i al zu viel getrunken hat, wird meine Eltnjter allemal mächtig giftig.« Kann stimmen Braut: »Seit Wochen dränge ich meinen Bräutigam, doch endlich Hoch zeit zu machen, doch bittet er immer wieder um Bedenkzeit.« Herr: »Nun horen Sie-, das muß aber ein bedenklicher Bräutigam sein!« Wirtin-me Rcklamc. i ,Warum lassen Sie Jhren Kassrren der mit Ihrem Autel und fünfzig Mille cefliichtet ist, nicht verhaften? »Ach, die Aktiengesellschaft, deren Antel sich bei dieser Flucht so qliinss zend bewährt hat, hat mir den Scha ten ersetzt . . . !« Revanche. ..6aben Sie den Herrn nicht zur Rede gestellt, der Sie im Wartesaal so unverschämt fixirt hat?« Parvenu: »Nein, aber wie er hat müssen einsteigen in äAbtheil dritter Flusse-, haben mer alle «·rausgeschaui zn äm Coupee erster Klasse.« Zin- Fscicr des Tages-. Pantoffelheld mach einer erhaltenen -Olsrseige): »Aber Alte- heut’ sinds ja fünfundzwanzia Jahre, daß wir ver heirathet sind!« »Was- willst denn damit sagen?... Soll ich Dir vielleicht noch vierund zwcnzia ’r11nterha11'ti;?«« Soztclle Zool-mie. Lehrer: »Z« welcher Familie gehört der Fasan?-« Schiller (zögernd): »Zu - - zu — einer ivohithabenden Familie« Schlaurs Versprechen Frau: »Gteichs nach Tisch gingst Du fort und kommst erst nach Hause, wcrm’s schon dunkel ist.« Gatte: »Na wart, Schätzchen, das nächste Mal komme ich nach Hause, wenn es schon hell is.« -«-—-.--— Ein Ndrqler. Gast: »Kellner, dass Fleisch ist so hart, daß man das bissel Kraft, das es giebt, gleich wieder beim Kaum verbrauchen muss «