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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Feb. 16, 1906)
Blutrache. MWHsrsteL i» s— · den sonnenbeglänzten Fluthen -Uittelmeeres nmspült, mit den rönten Granitspitzen in den s. s himmel hineinstechend, ist die « . »e! Kotsikn ein Schatzkästlein, das M Bei landschaftlicher Schönheit Messe und die größten Kontraste »Im- Lieblichteit und romantischer Mwheit aufweist. An einem Tage Aan man mit Apfelssinen und Schnee bclleu werfen und die nordafrilani sche, provencalische und alpine Flora bewundern Besonders ausgedehnt und üppig sind in der mittleren Zone die «M.archien«: Baumheide, Erdbeer baum, Lorbeer, Myrthe nnd andere dichtverschlungene, immergsrüneSträw cher. Die goldenen «Sonnenstrahlen funkeln aus den dunkeln. metallisch glänzenden Blättern und küssen Mil liarden von duftigen Blüthen wach; und aus diesem leuchtenden, schweigen den Buschtvald steigt ein Meer von Wohlgetüchen aus, an dem Napoleon mit verbundenen Augen auf weilen weite Entfernung die Nähe seiner Heimathinsel erkennen wollte. Dieser undurchdringliche Buschwald, viewil den Felsenhohlen und das granitene sHtochgebitcge haben dem Korsen als «tentein, durch jahrhundertlange he toische Kämpe —gegen Genua und Inle t gegen rankreich.—— vor Ver-s wei lichung bewahrt, die alten Tu genden übend, den Ueberlieferungen treu wie den Freundschaften- aber im höchsten Maße rachsüchtig; arm- undh K stolz. lampfluftig und zu jedem Uprer bereit. Noch heute gilt dem Bergtors sen der Feldbau als des freien Man wes unwtirdig. Man entzieht sich ihm nach Mglichkeit und überläßt ihn den Frauen, die dort noch ganz die unter triirfigen Dienerinnen des Mannes sind, und den Lucchesen, den meistens aus der Provinz Lucca stammenden italienischen Arbeitern, die der aus der Börenhaut liegende, »Scopa'« spie lende, am liebsten nur Jagd und Ge meindewahslen treibende Korse eben wegen ihres Fleißes mit souveräner Verachtung betrachtet. Diese emsigen Toskaner haben in feinen Augen noch eine andere üble Eigenschaft- die sie noch verächtlicher macht, als die Arbeit im Schweiße ihres An esichts, nämlich die: nicht ede Belei igung mit Strömen von lnt abzuwaschen und die Blutrache nicht zu vollziehen. »Der Korse ver zeiht nie,« sagt ein Sprichwort, und noch heute ist ihm wie zur Zeit Se mira, der als Berbannter auf der Jn el lebte, »sich u rächen das erste Ge ei.« »Jhre indschaften und ihr baß sind fast ewia," sagt ihr Ge chichstsschreiher Filippini; doch gilt fselbe au von ihren Freundschaften Und ihrer teue. . Sie rächen sich nicht so sehr, weil sie » unter der Macht des alle anderen Em- i pfindungen überioältigenden Zorne-E strhen, — wenn auch der torsische Jäh n jährlich eine Reihe von Opfern ordert —, sondern hauptsächlich des halb- weil die erlittene Kränkung sie iozusasen unrein macht in den Augen ihrer andsleute und wie ein Brand mal auf ihrem Antlitz glüht, bis sie blutig gesühnt ist. Wer daher nicht alle Achtu verlieren, wer nicht mit den Lucche en auf einer Stufe stehen will, der muß sich rächen, und so zieht der Betgtorse das unstete Banditen M der Schmach vor, eine Kränkung meiiihut zu lassen. Das verachtete Gericht anzurufen wäre eine Feigheit, selbst ist der Mann heißt es in der Beziehung auf Korsita Man hat ja ein sicheres und schnell strafendeg Werkzeug der Gerechtigkeit in seiner hand, einen »Achtungsbringer«, wie man sagt: die sicher treffende Flinte ur Noth auch ein Stilett mit der Auf fchriftt »Vendetta Corsa« und, ,Morte at nemico«, »Tod dem Feindek Es kommen für den Korsen in solchem lle drei »s« in Frage: »schioppetto, ’letto, strada,« ein Schuß oder ein erstich für den Feind und dann d· ucht. Denn sobald er seinen per onichen oder politischen Gegner ge Zdtet oder in heiß aufloderndem Zorn einen Todtschlag verübt hat, fle t er in die Macchien, um den Händen der Existg und was er weit mehr fürchtet, ache der Angehörigen seines Opfers zu entgehen Er wird Bandit. Nur sel en gelingt es den Gendarmen, des Mördets habhaft zu werden, so IV im Jahre 1886 bei 135 Mord versuchen nur in 85 Fällen Der korsiiche Bandit ist kein Räu ber; tein Fremder wird jemals von ihm irgendwie belästigt und ich kenne kein Land, in dem der fremde Rei « sende sicherer wäre, als auf Korsita fürchten haben den Banditen nur eine Feinde, die Spione, die ihn der olizei in die Hände spielen wollen; wer aber seinen Zorn oder Verdacht einmal auf sich geladen hat der schläft nicht mehr ruhig, und trotz aller Vor tehrun en erreicht ihn die rächende Kugel och früher oder später. Daher dermeidet man es ängstlich, ihn zu rei knz ja- man hat durchweg die größte hmhathie mit ihm Man betrachtet ihnnichi als einen Verbrecher, sondern sit einen Ungliictlichenk Verwandte Und Freunde verprodiantiren ihn in kaise- Schlupfwinteln und leisten ihm l hrerdienfte auf seinen Waderungenx » .»tqutrnein sucht man ihn den Rachftel- « . der Polizei u entziehen und M ihn- ini sitzt gerhaus und in Mete- tte die Dberiihrnte torsische t. Daher kommt eB, « er feine nde vorn R ub frei «: Mater nur fein Lebe stiften . List Widders-er anuneln will; Wer m Wohl bereden eine Z Use Mr erhebt so wird diese ohneMvmu gewährt Des Ge-l ber empfängt dafür j auch nicht mehr, als er giebt, näm ich die Pro tektion des Bank-Um die bei der Furcht, die jener einflößt, und dem Ansehen, in dem er steht- oft von un bezahlbarem Werth ist. An der Ban ditenlegende ergötzt sich das Herz Des Volkes, und die ,,lamenti", die eine »dendetta« oder die Leiden und wilden Rachethaten der Banditen besingen, sind die eigentlichen Volkslieder. Jn Lied und Sage erscheinen die Bandi ten als nationale Herden. Der Weid rauch der Bewunderung der theils der Sympathie, theils der Furcht ent springende Wetteifer der Bevölkerung, ihnen zu Diensten zu sein« der Ein fiuß, den sie unter diesen Verhüllun sen ausüben —das alles entschiidigt sie einigermaßen für die schweren Lei den ihres gehetzten Daseins-; diese aber entflammen in ihnen die Rachgier ge gen ihre Feinde nur immer wilder und heißer. Sie zu vernichten, ist nun ihr eigentli er Lebenszwech wäh rend diese ihrerseits ihnen nachstellen wie einem Stück Wild und die Polizei auf ihre Fährte zu bringen suchen. Die gegenseitige Verfolgung dauert auch dann fort, wenn der Feind gleich falls Bandit wird; denn auch für die außerhalb der menschlichen Gesellschaft stehenden Bewohner der Buschwälder und der Höhlen bleibt der torsiscbe Ehreniodex beilges Gesetz. Ein jeder Mord, dessen Thäter ent iotnmt, füllt den betreffenden Kanton allmählich mit einer ftattlichen Anzahl von Banditen, und zuweilen treibt die Furcht auch die Angehörigen des Mör ders in die March-im- Denn die Fami lie des Ermordeten fordert Auge um Auge, Zahn um Zahn, Leiche um Leiche. Wenn man den Mörder selbst nicht erreichentanm dann tödtet man einen seiner Verwandten- zuächst arn liebsten den gamilienstotzC um der feindlichen ippe eine möglichst schmerzliche Wunde zu schlagen. Das hat aber die betroffene Familie wieder in derselben Weise zu rächen, und so wird aus jenem ersten Mord zuweilen ein wahrer Nattentönig von Mord thaten. »Weint man um seinen ermordeten Bruder?« fra te eine Mutter ihre Söhne vorwurfsvoll und fügte zu gleich die Antwort hinzu: »Nein, man rächt ihn!« Eine andere Frau erklärte ihrem Sohne: »Erst wenn Du den Mörder Deines Vaters getödtet hast, darfft Du an Deine Hochzeit denken« Noch heute bewahrt man hie und da die hiutbeflertten Kleidung-Mär der Ermordeten auf und hält sie den jun gen Leuten von Zeit zu Zeit unter die Augen, um sie an ihre »Pflicht« zu erinnern, oder die Mutter naht den Söhnen zu dem gleichen Zweck einen blutigen Fetzen vom Anzug des Vaters an das Zeug. Jm Jahre 1887 tauchte in Sartone auf offener Straße eine Frau-die Fingerchen ihrer kleinen Kin der in die Wunde des am Boden iies cenden Vaters-, destrtch ihnen das Ge sicht mit seinem Blut und ließ fie un ter fürchterlichen Verwünschungeu schwören, seinen Tod einst zu rächen. Namentlich die Frauen sind es, die den Rachegeist schüren. Den Vorwurf, den Tod eines Ver wandten nicht gerächt zu haben- nennt man ,,Rirndecco«, und wen dieser trifft der gilt ais Feigling und ehr loser Wicht Aus Furcht vor ihm opfert Mancher seine ileberzeuguna und das Glück seines Lebens; aus Furcht vor ihm wagt manche triegsmiide Familie nicht, die Streitaxt zu begraben. Da her bestrafte das alte gennefische Sta tut den »Rimdecco« ls AufreizunJ zum Mord. Eine solche sind auch die ,,Voceri«, die wilden Todtentlagen der Weiden die nach Rache schreien fiir das ver gossene Blut. So wenig Lebensfreude der Korse zeigt, so groß ist bei ihm der Kultus der Todten und so ergrei fende Töne des Schmerzes finden die in niedriger Dienstbarteit gehaltenen Frauen und Mädchen in ihren weh müthigen Todtentlagen, Arie in den wilden Racheliedern. Mit den letzteren nur haben wir es hier zuthun. Jrn Kreise sitzen oder stehen die Frauen urn den Todten herum, der in seinem schönsten Anzug auf der Tola (tavola) in der Mitte des Zimmers aufgedahrti ist. Nach einander ertönen unter feier licher Stille die Voceri verwandter Frauen und Mdchen oder berufs mäßiger Klageweiber (Voceratriri), ; die in poetischer, bitderreicher Sprachel nach eintöniger Melodie das Leben-l den Charakter die Verdienste, die Er i mordung und den Schmerz um den Todten besingen und gräßliche Fläche gegen den Miitder schleudern, indem( sie sich die gelösten haare taufen und an die Brust schlagen Nach jeder Stanze aber heult der Chor der Wei ber: »Der, dee, dee! Man vergleiche die Todtentlage um Hektor imSchluß aesang der Jliade wo nach den vorni Andromaches, Hekubas und Helenas ..rings nach seufzten die Weier Diese Todtentlagen waren einst ebenso verbreitet wie die Blutrache und haben sich gleich dieser auf Rorfita und Sar dinien werhalten Gregorooius hat in seinem ilassifchen Buche iiber Korsiia eine ganze Anzahl solcher blutrothen Korallen« mitgetheilt. Sie- zei en, Zrieltgee Ghetlhhker Feidmschfft irii set-; en rzen o un wiedie poei Sinn diesen fast ihr ganzes Leben Ists teiltße Tränergekidäe Räumen » amn n a dchen sdie allein ttdria gedtieben sind der sichern die Rachele auf sich neh m zu wollen, dieschtpeftet eines erneudeten Sau e,ten die ihren ooeero WM Dis ich meine Spindel. willich ichs- den M sich gitrten mit samt ehe-, Ha den Gurt thun die Ierzetta, I ehmen will ich die Vendeita.« : Wo so die Mädchen singen, da ists das ganze Leben, Sinnen und Denken ; eines Volkes von der Rache-durchdrun- Z gen, und man wundert sich nicht, daß ein Vater- dem ein Knabe durch einen ; Sturz aus dem Fenster um’s Lebens gekommen war, ausrief: »Wie bin ichs ungiiicklichl Mein Kind verlieren undj intch den Trost haben, es rächen zuj können!«« i Während man um den Ermordeten ! klagt, ist der Mörder entflohen; es muß daher einer seiner Verwandten! fljr ihn bluten. Da die Korsen durch- l weg untereinander heirathen, dehntl sich die Verwandtschaft gewaltig aus. »Wir find fünf Brüder und 68 Vet tern ersten und zweiten Grades«, sagen die Durilli zu Pietro Juva, um ihm den Werth Ihrer Freundschaft klar zu machen. Ganz naturgemäß fchätztj man «« die Macht des Einzelnen nach i der Zahl seiner männlichen Verwand s ten, und damit hängt — nebenbei be- I mertt —- die Fortdauer der geringen· Werthung der Mädchen und der die nenden Stellung der Frau zum Theil ; zusammen. Mancher zählt iiber 100 Vettern, die alle in seine. Familien triege verfirickt werden. Früher wurde die Vendetta ange kündigt und auch wohl gesagt, bis u welchem Grade der Verwandtschaft sie sich erstrecken sollte. Heute istdiese Kriegsertlärung selten; man weiß ja au ohne sie, daß man fiir die That des rwandten wie für die eigene ein hesten und daher beständig auf seiner Hut sein muß. Denn die Blutrachei wird auf Korsita nicht im offenen Zweikampf, sondern aus dem Hinter halt vollzogen. Daher verlassen die von der Vendetta Bedrohten ihre Wohnung nur bei Tag, und auch dann nur unter größter Vorsicht. Bewaff net gehn sie an Irr Arbeit und stel len auch wohl orposten aus. Ein Damotlesschwert schwebt auf Schritt und Tritt über ihnen. Müssen sie über Land reiten, so lassen sie sich oft. von einer bewaffneten Schaar ihrer Vettern begleiten. Ihre diisteren Steinhäuser verwandeln sie in Festun gen, verbarritadiren die Fenster und lassen nur einge Mieszscharten frei. Jn solchem freiwilligem Gefängniß bleiben manche nicht etwa einige Tage, sondern Monate, ja sogar ganze Zahn Der Acker wird wüst, der ohlstand zerstört, der Eingfchlos fcne, der an das Leben in der rischen Luft gewöhnt war, ein Jammerbild: und wenn er es- endlich wagt, sein Haus zu vertassen, so trifft ihn, oft beim ersten Ausgang die Kugel des Feindes, der geduldig auf der Lauer gelegen hat Diese Familientriege lasten wie Alvdriicken auf einem ganzen Dorf. Jeder weiß, daß heute oder morgen ein neues Opfer fällt, das wieder andere nach sich ziehen muß, die Gedanken drehen sich alle um diesen einen Punkt. Die bewa fneten Männer mit dem langen art, an den nach alter Rächerfitte tein Scheermesser kommt, die Weiber in den düsteren Kleidern, die immer neuen Mordthaten» denen zuweiien sogar auch Frauen zum Opfer fallen,««das Kiagegeschrei über den Leichen, die stetig wachsende Aus-s I l i I i i L dihnung des Kampfes-s- dag ewan des Verkehrs, die Gefahr, in der Dun- l telheii infolge einer Verrkchselungen schossen zu werden, das Alles lasiet aus den Unbetheiligten so schwer, daß schließlich Vermiuler —s-— ,,parolanii« —- aujtretem welche die seindlichen Familien zum Friedensfchluß zu be waen suchen. Der Friedensfchluß ge sckfiebt wie zwischen zwei lriegsiihreni den Staaten durch einen von beiden Parteien unterschriebenen Vertrag, worin diese alle Feindseligleiten eins zustellen eidlich geloben und die Ban diien aus beiden Familien verpflich ten, sich dem Gericht zu stellen. Es ist rnii diesen Verträgen aber genau so, wie mit denen zwischen den Staaten. Sie dauern nur so lange, als leine der Parteien ein Interesse daran zu haben glaubt, sie zu verletzen. m Anfang des M. Jahrhunderts so en in IZL Jahren nahezu 29,0(-() Mordthaten aus Korsila verübt wor den sein- von 1359 bis 1729 etwa I 830,000 Menschenleben der Blutrache zum Opfer gefallen fein, 40,000 mehr als dieJnsel aus ihren 8722 Qua sdratlilometern heute Einwohner zählt. Von 1821 bis 1852, also in der Zeit« wo die französier Regierung durch das ortslundige Freiwilligenlorps der »Volteggiatori corsi« eine energische Banditenjagd veranstaltete, wurden 4300 Personen ermordet, im Jahre 1886 135 Mordanfchläqe augaefiihrt, »denn Zahl zur Zeit durchschnittlich! L100 im Jahre betraan mag. t Die franzöfifche Regierung hat« mit » Hihren bisherigen Versuchen, die Ven- ; detta und das Banditenthum auszu rotten, »aus Granit gebissen«. Wie« der Granit der torsischen Berge, so fest stehen beide noch immer irn Her zen des Volkes Man hat vorgeschlagen- alle öffent lichen Wahlen auf der Jnsel abzu schaffen, weil die-e —- namcntlich die erbitterten Käm e um die Gemeinde iimter, deren Be h die siegreiche Klique sum Vortheil ihrer Anhänger und zur Unterbriickun der Unterlegenen miß brauchen ag- ——— die Veranlassung man r ordthai sind, denen dann die b utige Bendekta folgt; aber daran ist im Ernst nicht sie denken. Paul Beurde stellt im »Sei-wit« und in seinem Buche »Hu these« als ein sachste Lösung« die Anwendung der Geer hin, , zeichnet dat»aber selbst als einen s ' en Traum. Er a t: »Es gibt vie e Hundstern weites le Most-thaten gibt; es gibt viele Morb thaten, weil viele Ungerechtigkeitens geschehen und rnan sich selbst Recht holt, es giebt viele Un erechtifkertem «weil- man kein Gefühl iir Ge Wich keit hat« und rnan schafft sieh eldst Recht, weil man kein Vertrauen zur öffentlichen Rechtspflege hat. Frank reich hat seine Mission dort nicht er füllt. Die Korsen nahmen vorher an keinem geordneten Staatswesen theil, ein jeder hatte nur auf sich und die Seinen zu zählen, um sich Achtung zu verschaffen. Die verschiedenen fran zösischen Regierungen haben die Kor sen nur korrumpirt um wohlaesinnte Deputirte zu erhalienZ Ihr Einfluß ist stets in den Dienst eines ,,clan" — eines Familienringes, deren es eine Anzahl aus Korsika giebt und die un tereinander um die Herrschaft im öf fentlichen Leben streiten -—- »zu einem Wahlzweck gestellt worden« und die Verwaltung« deren Aufgabe es gewe sen wäre, ausgleichend zu mitten, die Erzieherin dieser zurückgebliebenen Bevölkerung zu sein« ist nur ein wei teres Mittel der Unterdrückung in den Händen der siegreichen Partei, eine Ursache der Demoralisation gewesen« Jch möchte noch darauf hinweisen, daß erst kürzlich die erste Ackerbau schule auf der fruchtbaren und nur. zum kleinsten Theil bisher angehalt ten Jnsel errichtet worden ist. Erst dann, wenn das tapfere, be gabte Voll wie zur Gesetzlichkeit, so auch zur Arbeit erzogen sein wird, kann das wundervolle Korsika von der furchtbaren Geißel der Blutrache be freit werden. Die Perlen. Eine Faschingsgeschichte von E. F- a h r o w. Die hübsche tleine Wittwe war fest entschlossen, dasz kein Mensch sie auf dem Maslenball erkennen dürfe, der im großen Rathhaussaale stattfand. Und doch, woher eine Maske nehmen« in der sie »Kat! der Große« nicht er kennen würde?« Karl der Große, so genannt, weil er nur knapp das Militärmaß erreich te, hatte Frau Minni Bettler erklärt, er wette Tausend gegen Ein-, daß er sie in jeder, absolut jeder Vertleidung erkennen würde· --— llebemüthig wie gewöhnlich hatte sie die Wette ange nommen« und selbst der Nachsatz hatte sie nicht erschreckt, daß Herr Karl Wille, Trilotwaaren en gros, dek Weiteren geschworen: wenn sie die Wette verliere, so sei dag ein Schick salswinh und sie rniisse dann endlich seinen treuen Werbungen Gehör ge n. Also schwierig war die Sache dies mal! Minni Bettler liebte ihre Witwen freiheit sehr, aber andererseits fand sie doch auch manchmal, es sei nicht gut, wenn der Mensch allein sei. Nur wuß te sie nicht, sollte sie die Tritotwaaren en gros, oder den eleganten Herrn zur Weiden nehmen, der ihr ebenfalls aus Tod und Leben den Hos machte? Er ivar zwar biutarni —— aber ---— »zur Weiden« --—- das tlang beinahe adligi Nun, einstweilen mußte man alle seine Gedanken aus das Koitiim ton zentriren, das sie vor den Blicken ihrer Verehrer verbergen sollte! Und zu die sem Behuie hatte sie sich mit ihrer Freundin Wollt Sturinhofer zu einer listigen Jntrigue verabredet. Walli trar aschblond, Frau Bettler tohli schwarz. Das erste war also, dasz Wallis Kraubaar tohlschwarz ge sätbt wurde. Man verbrannte einiae Bogen Zei tunagpapier, und die Friieurin zerrieb die Reste niit ein wenig Oel und Spi ritus zu einer tadelloien pechschwarzen Mischung. mit welcher der blonde Kopf eingerieben wurde. Die Wir tuna war verblüssend. Walli tanzte in der Stube umher, stand still vor dein Spiegel, lachte, daß ihr die Au gen übergingen und überlegte, ob sie nicht siir alle Zeiten diese schwarzen Locken beibehalten solle. Frau Minni verglich inzwischen mit tieseni Ernst ibre Gestalt mit der der Freundin. »Ich bin ein bischen ooller.« sagte fie, »aber das wird man nicht gleich bemerken, besonders unter den wal lenden Gewändern nicht.« Die Damen wollten »Perlen« vor stellen. Jede hatte ein sederleichtes Gehiiiise aus Pappe, das zwei bunte Muschelschalen vorstellte. Rechts und lints in dem tleinen Haus besanden sich Schlingen. in die man die Arme teate und mit denen man die Muschel aus- und zutlapoen konnte. Klappte sie aus, so sah man ein märchenhafteö Wesen von grünen und bläulichen Schleiern überwallt. Der Gürtel, der balssitinuel und der Klei derbesah bildeten lange Schnüre von Perlem Es sah reizend aus. Wollt stand sertig angezogen in ihrer Muschel und peobirte das Aus und Zutlappen Es ging sehr schön und leicht ·vor sich. Bei Minnii Mu schel sungirte das Scharnier nicht ganz so tadellos, aber immerhin tam zurecht damit. Und nun wurden ie beiden Muscheanser von einein Dienst-sann in die Garderobe des« Iatbhauses gebracht, und die Freun- » ; dinneti folgten trn Wagen. » ; Karl der Große und Herr zur Wei ’ den saßen bei einem Glase Rothwein in einem Nebensaale. Karl war seht betrübt, denn et hatte seine herzdame wirklich noch nicht entdeckt. Guido zur Weiden zuckte die AchsehL Er war blasirt und bestand nicht darauf, daß gerade heute die schöne M sich entscheiden sollte. So ein Mastendall tvar doch etwas schrecklich Oedes, sand er. Die einzigen nied lichen Masken seien die beideeren, die Zwilline evon Geheimrath Miller. Außerdem tten sie mächtig vielGeld »Wieso wissen Sie denn so genau, daß es dieZwillinge sind?« sragteKarl Wille· Er war gereizt und hätte gern einen Streit voim Zaune gebrochen. Zudem trug er das Kostiim eines Don Inans, was wunderlich genug aus seiner kurzen Gestalt saß. »Komischeffrage!« versetzte der vor nehme zur Weiden mit hochgezogenen Augenbrauen. »Das sieht doch jedes Kind, daß dies die beiden Zwillinge sind —- beide haben außerdem das tohtschwarze Haar, das ja berühmt ist. Jm Uebrigen sehe ich bei einer Dame immer nur auf die Füße: die rosa Seidenschube der beiden Perlen tenne ich; die trugen die Zwillinge beim letzten Juristenball.« »Das ist ja nicht wahr!« piepste eine verstellte Stimme hinter ihm. . Er suhr herum « da stand die eine Perle und tlirrte mit ihren Perlen tetten Er sprang aus und bot ihr seinen Stuhl an. »Was ist nicht wahrZ« fragte er. »Es ist nicht wahr. daß wir aus dem Juristenball dieselben anhatten. Wir tragen ein Paar Ballschuhe nie öfter als einmal·« »Ah!« machte Guido mit einer Ver beugung, ,,nun haben Sie wenigstens zugegeben, wer Sie sind.« «Die Perle stieß einen äußerst na türlichen Schreckensruf aus und tlopste sich aus den Mund der Sei den larve: ,,Herrjeh, nun habe ich mich « aber Sie irren, mein Herr, ich bin gar kein Zwillina!« Herr zur Weiden lächelte nachsteh tig. Er hatte seine Maske abgenom men und Karl der Große desgleichen. Zwischen Beiden saß ietzt die niedliche Perle, deren trause Löckchen das nai iiirtichste Schwarz zeigten. »Hei-e doch Deine neidische Larve ein wenig,« bat Karl, »ich möchte gern Dein kleines Kinn einmal se n.« - »Warum?« quiette die Perle, die ganz allerliebst das R schnurrte wie eine Russin. »Weil ich überzeugt bin. Du hast ein Grübchen im Kinn » so ein sü ßes, winziges Grübchen, in das man sich verlieben musi.« »Warum willst Du Dich denn durchaus verlieben?« ,,Glauben Sie ihm nicht,« mischte sich Guido in das Gespräch, ,,er ist bereits bis über die Ohren verliebt.« »Ach, in, wen denn? Sag mirs doch!« bettelte die Perle. «Jn eine Wittwe, die sich nichts aus ihm mach-W »Und in die er ebenso verliebt ist!« unterbrach ihn der Don Juan, von Neuem gereizt. « Unsinn! Verliebt bin ich teine"5— wegs in die tleine Wittwe Sie ist ein appetitlichrs Persönchen, aber »das Pulver hat sie nicht ersunden.« »Hast Du das etwa erfunden, Do mino?« fragte spitz die Perle. »Ich habe ein Pulver erfunden Bellamin —-- ein Prävarat, um ältere Damen trügerisch jung aussehen zu machen -—« »Bieten Sie es doch Jhrer schönen Wittwe an! Oder hat sie es noch nicht nöthigt« »Na,« sagte Guido, geleitet von dein Bestreben, dem reichen Geheimen Kommerzienratthöchterlein zu ge fallen, es geht sv an! Alt ist sie ge rade noch nicht, aber jung auch nicht mehr. Was will sie neben Ihrer blit henden Jugend bedeuten, Fräulein Millet!« Don Juan stand aus; er langweilte sich bei dieser Kurschneiderei, und er wollte auch auf alle Fälle noch einmal versuchen, seine herzdame zu finden. Die Perle trallte inzwischen heim lich ihre, kleinen Händchen zusammen, so wiithend war sie iiber das indis lrete und salschherzige Benehmen des eleganten herrn zur Weiden. —- Mit taubensanster veritellter Stimme suchte sie weiter seine wahren Gesin nungen auszuhvrchem was nicht so schwer war. Jn det Meinung, zu der sehn-Erreichen Zwillingsschtvester zu sprechen, verrieth er deutlich, daß er Minnt Bettler nicht so sehr liebe, wie ihren Geldbeutel, und daß er mit tau send Freuden Fräulein Milier heim siihren würde, sosern-sie nur wollte. Schließlich erhob sich die schwarz lockige Perle. »Kommen Sie mit,« lispelte sie, »ich will Ihnen einen Ehrenposten anvertrauen.« Er folgte ihr, das sonst so gleich gültiqe Gesicht voller Erwartung. Sie geleitete ihn zu einein Muschel haug und hieß ihn darin Platz neh men. ,,Schließen Sie sest die Muscheln zul« hauchte sie. »Sie sollen hören, wie ich Sie belohne siik all’ die siisxen Dinge, die Sie mir gesagt haben!« »Aber ich stehe hier etwas unbe quetn,« sagte er dumpf aus Papp schale heraus. »O, das macht nichts für mich thun Sie es ja gern!« schmeichelte sie, Und dabei machte sie sich an dein Sehn-kniet- zu schasfen, das nicht ganz in Ordnung war. Zwei Minuten später hatte sie ihre » Larve gerade in dein Moment »zul«cil « lia« gelüstet. als der lleine Don Juan vorüberging. Er erkannte sie mit ei nein Freudenschrei und stürzte auf sie zu. »He-F —- ertannt! Sie sind die Ver e," ran Minni — ob, wie glän lich bin ich, daß ich meine Wette ge wonnen habet« »nu, her-u Sie mau- iagie sie mit ihrer natilrltelnn Stimme, »das Mu nen Sie eine Wette gewinneni — bin überhaupt anz böse aus Sie — vorhin wollten le sieh ja durchaus in fremde Kinngriibehen verlieben!« »O, wie ungerecht!« sagte er -«ge kränkt. »Ich wollte blos das«Kinn der reizenden Perle sehen, well Ich wußte, daran mußte ich unter Tau senden Sie erlennen?« » »So. Sie lieben mich also lebt? »Angebetete, einzig siisze ....'« « ,,Bst! Wir sind hier nicht alkkllb Aber kommen Sie doch einmal »d! « an mein Muschelhaus heran, bims »Denlen Sie mal, lieber FFGUNJB hier in meiner Muschel habt Ich JM greulicheg Reptil gefangen —- etye ganze falsche Katze —- ein Charm leon!« , »Nanu·? Was ist denn das für ein Fabelnxsen?« · »Es ist ein Scheusal, glauben Sie mir das! Und zur Strafe siir seine Falschheit mag eg jetzt eingesperrt bleiben bis zum Schüttsse des Balles." Jn diesem Moment wurde durch Fanfaren das Zeichen zum Demaslis ren gegeben·« Mitten im Saale stand dass Mu schelhaus, darinnen Ietzt vergeblich Herr zur Weiden nach Befreiung trachtete. Er rumorte, er polterte — fergebenQ die Mufchel blieb geschlos en. Da machte et eine gewaltige An strengung und Nutz-die Muschel fiel um, und da sie nun auseinander trachte, konnte das gesungene Repiil zur höchsten Erheiterung der übrigen Gäste aus seinerSchale herausiriechen. Als er sich bestaubt, zerzaut und zornig umfah- erblickte er das kaut paar Berlier——-Welle, das ihn strah lend anliichelte. Wan Sturmhöser aber etschte ihn aug. —- Ringsum gra tulirten Minni fröhliche Menschen. — Guido zur Weiden hat seitdem eine Aversion gegen Perlen. De: soff des Minute-. Der Zopf, der hängt ihm hinten, dem schlitziiugigen Sohne des »blami gen Reiches der Mitte«, das toeiß ein Jeder. Daß aber die Chinesen die absonderliche Zopftracht erst um die Mitte deg· 17. Jahrhunderts und nur aus höheren Befehl angenommen B ben, dürfte weniger bekannt sein. «e Tracht datirt aus der Regierungszeit des ersten Mandschu-tt"aiiers, des Eroberers von Peting. Dieser Kaiser sandte bald nach der Eroberung Pe tings Schaaren von Barbieren durch das unterjochte Reich mit der rothen Amtsstange, die der chinesischt Barbier noch heute als Zeichen seiner Würde führt. Die Einwohner wurden vor die peinliche Alternative gestellt: entweder das Haar herunter oder den Kors. Nicht wenige wurden Märtyrer die es selbstherrlichen, merkwürdigen Gebo« tes3 die Mehrzahks der Chtnefen be kannte sich aber schnell um Zopfe,zu- · mal der Kaiser diese saarforrn bald zum Mertmal aller ehrlichen Leute erhob. Noch heute werden allen Ver trechern in China sür’s Erste die Zöpfe abgeschnitten, und die Titus srisur ist im Reiche der Mitte alsoein Sträslingsabzeichem Uebri eng tennt der Chinese auch den »sals en« Zupf. Da dem Haupthaar oft die zu einem würdigen Zopse nöthige Länge fehlt werden Pferde-, Menschenhaare und Seidensäden in den Zops mit einge flochten. Sein Handwerk, das Aus rasiren des Schädel-B und das sfiechte des Zopfes, verrichtet der Bari-irr a osfener Straße. Vor Beginn der Ver schönerungsprozedur stößt er die rothe Amtsftange, an der die Handtitcher hängen, vor sich in die Erde. Nur wenn der Chinese Trauer hat, dar er während sieben Wochen weder en Kot-s rasiren, noch den ps slechten lassen. Stirbt ein Kai er, so sgilt diese Trauertracht sür alle Untertha -nen aus die Zeit von 100 Tage-. W Ein ,,Amphihienboot«. Ein eigenartiges Vertehrsmitteh das sozusagen eine Amphibien-Natur hat- indem es sowohl zu Wasser als zu Lande gebraucht werden cann, ist von dem dänifchen Jngrnieur Mag-re len tonstruirt worden. Es ist seit einiger Zeit in einer bei Kopenhagen gelegenen Villentolonie im Gebrauch und leistet dort sowohl als Autornobil trie als Boot vorzügliche Dienste. Bei dieser Villentolonie befinden sig nämlich zwei große Seen, die dur eine Landzunge von einander getrennt sind. Bei dem lebhaften Bootveriehr, der in Kopenhagen und seinen Vor stödten und Villentolonien herrscht, bildet diese Landzunge ein Hindernis, dessen Beseitigung fchon lange ange ftrebt wurde, bis jetzt aber wegen der hohen Kosten nicht ausgeführt werden tonnte. Nun hat der genannte Juge nieur durch fein ,.Amphibienboot« doch einen Ver-lehr ermöglicht. Das Boot ruht auf Rädern und besitzt eine Schraube. Die Räder dienen zur Fort bewegung auf dem Lande« die Schrau ben zu der im Wasser, und beide wer den durch einen gewöhnlichen Anto rrobilmotor angetrieben. Kommt das Boot an das Ufer, so wird eineSteues rung umgestellt; der Motor fängt an auf die Räder zu wirten. und das mertwiirdi e Gefährt rollt dann Init feinen Jn assen iiber die Land-Junge hinweg, um an ihrem ienseitigen Ufer wieder in's Wasser zu gieiten und als Boot weiter zu fahre-. Utibegreiilich. Frau A.: »Und Kränze er ielt der cHchauspieler Lobreieh- etwa viinfzi .« Frau B.: »Das begreife ich ni t· wo der das viele Geld hernimmt für die vielen Kränze.«