Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 02, 1906, Sweiter Theil., Image 11

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    Merm- Hchkkllttlsttkk von
Tini- Mittag-L
siciisssaoisuppsoisiör
No. 192. Die
Lehdies von
den Viel-to
Klobb hen es
mich nii nach
getrage, daß ich
sie emol e Pies
von mein
Meind gewwe
hab· Jch sin
am nächste Dag »
mit eine von die Lehdtes in den But
scherschapp zusammegestosze un do hen
ich aus Poleitneß zu se gesagt, se müßt
mich ecksjuhse, wann ich ebbes zu se
gesagt hätt, was e wenig aus die Ord
nung gewese wär, awwer ich hätt sie
nit insolte wolle, so ebbes wär iwwer
haupt ennihau nie nit meine Inten
schen und do hot se gesagt: »Newwer
meint-, Sie könne mich iwwerhaupt nit
beleidige." Well, do hen ich widder
besser gefühlt, bikahs ich gleiche doch
auch nit, daß die Piebels sage duhn,
daß ich den Klob ussgebroche hätt.
Welt in die folgende Woch hen ich den
Klub bei mich ins Haus gehabt. Ei
tell juh , das is en ganz gehöriger
Schapp, wann e Wummen das alles
allein-Z mache muß un die Wedeswei
lern war knien genug zu sage, sie deht
satrie fühle, awwer se könnt mich nit
helfe; se müßt Port pickle un zu den
Lonschtaunter tende. Well, wann die
swidder emol hawwe will, daß ich sie
helse soll, dann böck ich auch auf-. Jch
brauch auch nit immer das Kameel zu
sein. Well, die Lehdiessin komme un
ich hen se emol gezeigt, daß die Lizzie
auch sertig wer’n tann, mitaus daß se
vorne un hinne geholse kriegt. Mei
ganzes Haus war so lien wie e Pinn
un alles hot so niet’che geguelt, daß mei
Herzche sor lauter Freud Sommerseh
geschiage hol. Das Gehm hot gestart
un ich hen die Missug Nudeltveck sor
en Partnek gehabt. Jch hen gedielt un
do hat se gleich riemartt: »Mei dier
Miiddem, bei Jhne Ihren Diele do
tann mer gleich nohiisse, daß Sie noch
in keinem Klobb gespielt hen; Se miisse
e wenig mehr hurriop mache.« Do sin
ich so nörweß geworde, daß ich das
ganze Dect ans meine Händ lien salle
lossc. Bis ich ie widder all ufsgepickt
gehabt hen, do sin die Lehdieg an die
annere Tehbelg schon puttienier mit
ihren erschte Gehm sertig gewese. Wie
mer all unsere Händ-H gehabt hen, do
sagt die Missus Nudeliveck: »Schu
wiss« Sie hen mich awwer ebbeH schö
nes gewwe, sell is ja e Hand wie en
Fuß. Will, ich bitte ennihast zehn.«
Do sin die annere Lehdies an unseren
Tehbel awiver surpreist gewese! Jch
ljen widder e wenig Lorretsch ussge
virtt un hen gedenlt, well. wann die
mit ihre schlechte Hand zelm biete lann,
dann tann ich se ein besser gehn. Jch
hen Hei un loh un die Kinkie un en
zehn Spatt gehabt Jch biete elf, hen
ich gesagt un hen den Tromp neneltmd
Do hätte Se atower einol die Nudel
wecken höre solle; se hot aesaglt . « Jn
die erschte Lein hen Sie kein Bisznesz
iwtver Ihren Partner zu gehn un dann
noch e anneresi Ding hätte Se gar kein
schlechtere Trotnp mache könne wie
Monds, bikahs ich hen gar nicks in
schwarz. Ost Kohrs hen ich das Spiel
verlore un mer sin els zurück gange.
Jetzt is am erschte Tehbel die Beil ge
runge worde un mit sin sitze geblitotoe.
No, was mich die Frau sür Auge zu
geschmisse hot, das ivaesieri Awwer
ich hen jeht ebbes gelernt gehabt, daß
mer mit das Biete nit so schnell sein
soll. Wie gedielt war, do is gebote
worde; mei Partner hot acht gebote,
der nächste neun un do hen ich gesagt,
es is gut. Jch will nit noch eniol en
Fuhl aus mich mache. SelleJ Spiel
hen mer auch verlore un do sagt mein
Partnert —- Rau, mit Jhne möcht ich
auch nit oft spiele; wie tönne Se mit
so e band wie Se eine gehabt hen, das
Gehen sor neun gehn losse; an so e
Hand biet ich einige Zeit verzehn» Un
denke Se nur emol an, die hol jede
einzelne Kaki gen-ißt wo ich gehabt
hen! Jch hen gar nicks gesagt un mer
hen widdee gespielt. Do hen ich’ji aw
tver auch nit recht gemacht. Mei Part
ner hot den Ehs gespielt un ich hen en
Siwwespat druss geworfe. Na, das
biet einiges, hol se gesagt, so ebbes
kann doch e kleines Behbie nit hiip
dene. Warum hen Se dann nit en
Piedie druss geworer Sie müsse e
wenig waische un achigewwe, sonst Will
kein Mensch mehr nit Jhne spiele.
Warum hen Se jetzt kein Piedie ge
spielt? Do fm ich awwer doch möhd
geworde. Jch hen gesagt: »Mei dier
Lehdie, jetzt komme Se mich nor nit
so! Jn die erschie Lein, will ich Jhne
sage, for warum ich kein Piedie druff
geschmisse ben; es war for den Riesen,
bikahs ich hen kein gehabt. Un dann
noch e annetes Ding: Mir sin hier nit
for den Pörpes, for zu gämble, mir
mache hier nur e sohlchjiel Gehmche un
das is all. Jch denke, es duhi gar nit
schön gucke, daß Sie so en Faß mache,
wann Jemand en Missiehi mache duht
ch kann nii sehn kok harum mit uns
iee eckfeiie wolle; wann Sie dotchin
un durchaus bound sin en Preis zu ge
winne, dann will ich Jhue liewee en
. Mein schenke, bilahs mehr koste die
preise- vech nie; Sie isnne dich dann
selbst ebbes in den Sieht anspiele, was
Se zu hen gleiche. Do is die Wehes
weiletn komme un hot gesagt·: »Tai
tuht« was soll denn das meine? Könnt
Jhr den leine Minnit beisamme sein,
mitauö zu iwarrelei Well, do is die
Sach widder e wenig iwwergeschmuhi
worde. ie ich nachher an en anneee
Tehbel w dder mii die Missus Nabel
weck ebisamme gesosse hen miiaus daß
sie mein Paktnet war, do hen ich se ge
watscht un denke Se nur einol an, do
hen ich ganz deutlich genohtißt, daß se
auch geischiehtet hoii Jetzt sin ich aw
wer widdet ganz die Lizzie gewese!
Lehdies, hen ich gesagt, die Missus
Nudelwecl kan in mei Haus nii mehr
spiele, bilahs sie is en Tschiet un wann
die Lehdie nit in große Trabel komme
will, dann is es a mbesie sor se, wann
se so schnell wie en Hund ganzt, die
Thüt von die Auiseit zumache duht!«
Do links aivwer en Krach gewwe. Die ;
Lehdies hen all zu die gleiche Zeit ge
iahkt un eine nach die annere ig fort
un keine hot mich gbuei gesagt. Das
is grad was ich gegliche hen. Jch hen
mei Buwe ussgeweckt un dann hen mir
uns hingesetzt un hen den ganze Lonsch
allein-s uff gesse. Sell is der Weg, wie
ich mei Haus«- tonne. Un wann die
Wedesweilern mich noch einmal zu den
Picdro-.illobb inweite du"ht, dann gibts
Trnbel. Mit beste Riegatds
Yöuts
Lizzie Hanssiengei.
—-—-—-.--.--——--—
Japanische Blasen
Die «Dresdener Nachr.« besprechen
die durch die Erfolge Japans geschaf
fene Neugestaltungn der Dinge in Ost
asien, die in dem japanischen Provi
torat über Korea und dem in diesen
Tagen unterzeichneten japanisch-chine
fischen Vertrage ihren markantesten
Ausdruck finden. Das Blatt führt u.
A. aus:
Hat Japan Korea erst in sicherem
Besitz. so ist es — in Verbindung mit
seiner gewaltigen maritimen Stellung
und als Herr von Kwantung mit Port
Arthur —7 der unumstrittene Beherr
scher des ganzen Japanischen und Chi
nesischen Meeres.
Darüber hinaus aber bietet sich Ja
pan auch die ersehnte Möglichkeit, von
Corea aus in das Mandschurei-Gebiet
zu Lande hineinzuwachsen, und das
durch zu Lande, ebenso wie zur See,
eine ununterbrochene Verbindung mit
Port Arthur herzustellen Diesem
Zweite dient hauptsächlich der chine
sischsjapanische Vertrag. Wenn sein
Jnhalt natiirlich auch noch nicht be
tannt gegeben ist, so weiß man doch
jetzt schon, daß er weitgehende Zuge
ständnisse an Japan enthält, zu denen
sich China wohl oder iibel unter saus
tem Druck hat entschließen müssen.
Wie groß diese Zugeständnifse sein
müssen, geht schon daraus hervor, daß.
im Verlaufe der Verhandlungen
Deutschland, Frankreich und Russland
gemeinsam Einspruch gegen verschie
dene Puntie erhoben haben sollen. Das
hat jedoch nur den Erfolg gehabt, das-,
man neben dem ofsiziellen einen ge
heimen Vertrag zurechtgestutzt hat« der
alles das enthält, wag man vor der
Welt nicht aussprechen darf und mag,
und es ist nicht unintercssant, daß ge
rade englische Blätter hierauf zuerst
mit Nachdruck aufmerksam gemacht
haben. Selbstverständlich wird man
den wahren Jnhalt und die wirkliche
Bedeutung des neuen sapanischschine
fischen Vertrages nicht nach harmlosen
Bidermeier Paragraphen beurtheilen
dürfen, die in nächster Zeit der mehr
oder minder gläubige-I Welt grossen
bart werden. Man wird seinen Jn
halt vielmehr aus der ganzen neuen
Constellation der ostasiatischen Ver
hältnisse ziemlich genau destilliren tön
nen, ohne sich allzu phantastischer Corn-v
binationsgabe schuldig zu machen.
Erstens will Japan sich die Führer
schast in China bei der setzt langsam
dort einsehenden Reform deg gesamm
ten Staatswesens sichern, indem es die
Reorganisation aus verschiedenen Ge
bieten des össentlichen Lebens, beson
ders aber aus dem des Armeewesens
in China in die Hand nimmt und
gleichzeitig durch Ausbildung der chi
nesischen Studentenjugend an seinen
Hochschulen das beiderseitige Kultur-—
gemeinschastggesiihl zu störten sucht.
Weiter will sich Japan dieselben Con
refsionen in der Mandschurei, wie sie
Rußland bis setzt hatte, verschaffen,
hauptsachlich, um diese an Getreide,
Minerallen und drohten so uveraus
ertragreichen Gebiete wirthichaftlich
auszunutzen, denn Japan braucht
Geld, um sich von den Kosten des letz
ten Krieges zu erholen und seine
Nüsiungen für die Zukunft weiter fort.
führen zu können. Gleichzeitig hat
Japan dabei natürlich die Siärtuna
seiner Stellung Ruszland und China
gegenüber im Auge, denen es beiden
nicht traut, da sie die einzigen Rivalen
sind, die ihm in Zukunft doch noch ein
mal gefährlich werden können. Gleich
viel — Thatfache ist« daß, wenn Ja
pan in China einen ausschlaggebend-en
Einfluß detoenmt und gleichzeitig in
Korea und in der Südrnandschurei do
miniet, das von Europa geforderte
Princip dee ,,osenen Thür« site den
handel ein fr innrer Wunsch bleibt,
denn mer ein Wirthfckrafts- und han
deligebiet thatfächlich in der Hand hat.
braucht es nach außen hin formell nicht
erst zu schließen: es in an sich den an
deren Mächten schon verschlossen.
Um ein Kindeswort.
Novellette von Oskak Bendiener.
Die junge Frau lehnte am offenen
Fenster und sah traumverloren in die
Nacht. Weit, weit beugte sie sich
hinaus, sie wollte nichts sehen noch
hören von dem, was hinter ihr, neben
ihr vorging. Jhr tleiner Knabe
spielte im Nebenzimmer. Nach ihm
brauchte sie nicht zu sehen. Er war
brav und still. Das hatte er ihr ver
sprochen, vorhin, als sie ihn, bleich
und zitternd, in ihre Arme schloß und
überhäufte. »Marna,« hatte der kleine
Kerl ganz erstaunt gefragt, »was hast
du denn?« — »Nichts, nichts,« lächelte
sie, ,,Ruhe braucht die Mama, nur
Ruhe, sonst wird sie krank . . ·'««
Aber länaer konnte sie das Hamps
hafte Lächeln nicht festhalten. Sie
flüchtete in’s Nebenzimmer, wo sie
die heiße Stirne an die Scheiben
drückte, während sich ihrer gequälten
Brust tiefe Seufzer entrangen.
Ja, Mama brauchte Ruhe. Denn
heute sollte er kommen, er . . .
Sie stöhnte in Scham und Schmerz.
Was war aus ihr geworden! Wer
ihr das vorher qesaat hätte. Da
mais, als sie nach vielen öden Jahren
einer lustlosen Ehe ihn, den Hellen,
unbewußt Ersehnten aus ihrem Wege
traf.
Freilich, ja, wenn sie es recht über
legte, ein dunkles Vorgesiihl hatte sie
immer gehabt. Aber sie hat’s nieder
gelächelt. Wenn man schon einen
großen Buben bat, und Sorgen und
den Schutzwall der MütterlichkeiL
Und dazu den ewigen Kleinkram des
Häuslichem der beschäftigt und ab
lenkt. Und vor allem, wenn man
Hdoch die Tretmiihle schon so gewohnt
ift....
s Er kam oft und wurde ihr immer
iunentbehrlicher. Sie sprachen über
jBitchen über Kunst, iiber das Leben
»—— lauter neue Welten; die ihr da
: ausgingen . . . .
s Und dann langsam, immer näher
s und näher rückend die schreckliche Ge
wißheit, daß sie ihn lieb habe, lieb!
sDass sie die Stunden zähle, låj er
komme, daß die Tage grau und ver
loren dahinzögen, an denen er ihr
ferne war. Sie grollte ihm, als sie
das in sich entdeckte. Sie konnte den
s Verdacht nicht los werden, daß er dass
s alles gewollt, gefördert, planmäßig ge
ziichtet hatte.
Dann schalt sie sich wieder, weil sie
seines so bösen Argwohns fähig war.
s Aber erwich nicht von ihr. .
Und doch war es eine schöne, herr:
» liche Zeit gewesen. Sie schrieben sich
.verzijrtte, stainmelnde Briefe voll ju
;gendlich ungestümen, schwülstigen
Feuers, dass sich an Stiperlativen
» nicht genuathun konnte, sie sahen sich
häufig auszer Hause, unter Zittern
und Beben vor jedem prüfenden Blick,
aber doch auch unvergeßliche Stunden
genießend, zumal nun der Frühling
gekommen war und ihr zartes Glück
mit seinem goldigen Licht übergoß
Aber dennoch blieb ein stilles, scheues
Widerstreben zwischen ihnen. eine
Worttargheit, die sonderbar von dem
dithyranischen Schwall ihrer Briefe
abstach. Es war, als ob sie sich die
ses Ueberschwanaeg vor einander ge
schämt hätten.
Ihre Nerven litten unter diesem
: Leben fortwährender Erregungen. So
Tgar dir häuslichen Pflichten« die sie
bisher troh allein gedankenlos abge
. hqspelt hatte, bekamen eg nun zu spü—
ren· Und daher auch ihr Mann.
Er war weit oavon entfernt, die
Wahrheit zu ahnen. Aber er sah
doch so viel, daß seine Frau nicht so
war, wie er sie brauchte. Denn
daran tani es an. Erkannte das
nicht aerade formulirrn, wie eine
solche Frau eigentlich beschaffen sein
müsse. Leichter wäre es ihm gewesen,
aufzuzählen, was sie alles nicht sein
dürfe. Das war nämlich erstaunlich
viel.
Ach «-- wie er ihr gleich-gültig ge
worden war. Wie fremd, wie gleich
sam nicht hierher gehörig. Wie hatte
sie nur an seiner Seite so viele Jahre
verleben tönnent Und -leidlich zusrie
den verlebenl War das sie gewesen?
Was-Z möglich, daß sie je so kalt, so
. hohl, so bediirsnisztog war, um dies zu
s ertragen? . . ..
i Alles an ihnt brachte sie nun zur
Raserei. Sein barfcher Ton, da sie
nun einen so milden lannte, seine
Rücksichtelosigteitem da so viel weiche
Zärtlichkeit sie jetzt hätschelnd um
»gab.... Sie athmete auf, wenn sie
’ seinen talten Blicken nicht« mehr be
gegneri, den wenigen Worten, die er
gewohnheitsmäßig an sie richtete,
nicht mehr aufmerksam folgen mußte.
Welche Qual, da ihre Gedanten doch
iimmer bei ihm waren, dem Bösen,
Verdächtigten, noch immer mißhan
eiich Umlauerten nnd doch so anfän
lich Lieben, Süßenl
Und nun sollte er wieder kommen.
Sie war am Ende. Die Füße trugen
lsie nicht mehr, die Arme erschlafften,
Jdie sich ihm abwehrend entgegen
ltrecken sollten. Die Worte des Un
glaubens und Zweifels verwandelten
sich gegen ihren Willen in heiße Lie
besworte, alles an ihr drängte nnd
fieberte ihm entgegen. An feine Brust
fliegen, die Arme um feinen Hals
fchlingen, träumend die Augen schlie
ßen nnd alles, alles vergessen! Alles!
Den Stolz und die vermeintliche
Schuld, die blossen Reflexionen——
I
alles vergessen! Nur bei ihm fern
nur bei ihm —- da war das Glück. ?
Er hatte sie zum Weibe, zum Men
schen gemacht. Was er geweckt, war
sein. Sie gehör-te ihm mit jedem
Blutstropsen
Sie fuhr erschauernd zusammen »
Wenn er jetzt käme i
Aber er kam nicht Noch nicht« .i
Wie lange lehnte sie da am Fenster
und wühlte und schwelgte in der Ber
gangenheit! Sie sah auf die Uhr
Wie? Eine Stunde iiber seine Zeit
Eine furchtbare Unruhe iiberkam sie.
Sie hatte ihn auch so arg gepeinigt.
Jetzt fiel es ihr ein was er unlängst
gesagt hatte: »Wer weiß, vielleicht
verschwinde ich einmal -— auf Nim
merwiedersehen I«
Nein, das konnte, das durfte nicht
sein Sie mußte ihn wiedersehen.
Jetzt wußte sie erst, wagv er ihr war
Sie ginge ja zugrunde» l
Der lleine Karl, der wirklich sehr
brav gewesen war, schlich erst einei
Weile furchtsam um JJtama herumi
und legte dann schmeichelnd fein(
Köpfchen an ihre Schulter. »
,,Mamatschi s
Sie faßte sich ein wenig. i
»Marnatschi s- der Herr Doktor
war da . . .« (
Sie fuhr heftig herum. i
»War- da?« staminelte sie kaum !
hörbar. i
»« a er ist ganz leise zur Thiir s
- und dann wieder fort· Wie dui
zum Fenster hinausgeschaut hast. Jchi
habe ihm...« l
Er wollte noch weiter reden, aber’
die Maina wandte ihm ihr Gesicht mit
einem Ausdruck zu, der ihn zum
Schweigen brachte.
»Warum hast du mich denn nichtl
gerufen, dummer But-Z« Jhre Stim
me klang schrill und böse. Aber sie
erwartete gar keine Antwort Wie?t
da, und wieder fort .....
Lange blieb ihr indeß keine Zeit
zum Grübeln. Es klingelte Sie
stürzte, halb in freudiger Erwartung,
halb in drückender Angst zur Thür.
Ein Diknstmann trat ein. Er gabs
einen Brief ab. Sie erbrach ihn mit
zitternden Händen. Sie las . . . . und
schwankte....
Jn dem Briefe stand: »Ich verreise
heute Abend für lange s— le Jen Sie
wohl, und Danl -fiir alle-Pf
Eine lange Krankheit folgte. —
Als sie wieder genesen war, wurde sie
stumpf und still, wie ehedem, und die
Tage rannen wieder in errniidendem
Gleichmaß.
Aber in einsamen Stunden zer
martert sie sich oft das Hirn, warum
er so jäh verschwunden, warum, wenn
er das wollte, er damals zu ihr ge
kommen war unv sie doch verlassen
hatte, ohne ihr Aug’ in Aug’ gegen
überzutreten, ohne ein letztes Wort . ..
Sie weiß es nicht. Sie wird eg
nie wissen. Nie wird sie erfahren,
daß er damals hereinstiirmte, jung,
start, siegegfreudig, wie immer, und
daß ihm der kleine Karl entgegenge
lausen war, die Händchen zu ihm
emporgestreckt und ihm leise zugefliis
stert hattet
»Bitte ——-- lass’ die Mama allein.
Mama hat gesaat -- sie braucht Ruhe
- sonst wird sie trank....«
Und daß ihn dieses Kinderwort ge
troffen hatte wie ein Blitzstrahl, daß
ek zrrriielgetaumelt und davongestiirzt
war in jäher, sinnloser Flucht, ohne
zu zögern, ohne sich umzuwenden,
athemlos, geiaat wie ein Schuldbela
dener...
———------s
Helena-suche arm- an ver Schweiz.
Englische und sranzösische Ränke
schmiede suchten liirzlich auch die
Schtoeiz gegen Deutschland zu ver
hetzen und zwar- auf folgende plumpe
Weise: Ein Druck von Berlin augz
sei daran schuld, daß man in der
Schweiz sich gegen einen rDrrchstich
des Faucille strärrbe Es ist die-J ein
Paß im französischen Jura Genf zu·
Auch abgesehen davon daf; es ei
gentlich eine Beleidigung für die
Schweiz ist, wenn man ihr nachsagt,
sie lasse sich durch Druck seitens einer
auswärtigen Macht bestimmen, ist
diese Hetze der reinste Blödsinn.
Frankreich selbst ist es, welches an
Mißstimmung in der Schweiz gegen
Frantreich die alleinige Schuld trägt.
Denri wie in den nennziger Jahren, so
fordert es jetzt wieder die Schweiz zu
einem Zolltrieae heraus; denn es be
treibt ja eine lirhiihung sranziisi cher
Zölle auf die hauptsächlichsten aa
ren, die von der Schweiz nach Franl
reich ausgeführt werden. Statt das
bisherige Handelgavtomnren, das dem
Zollkriea ein Ende machte, zu verlän
gern, bis ein neuer .Harrdeleertraa
abgeschlossen wird, zu dem die
Schweiz jederzeit bereit ijt der aber
erst vorgenommen werden kann, wenn
der Vertrag mit Oesterreich Ungarn
zustande gekommen« greift man in
Frankreich gleich zum schärfsten Mit
tel» um die Schweiz gefügig zu ma
chen Sie wird sich aber diesmal so
wenig fiigen, wie das vorige Mal.
--.
Der Bank os Enqland ist die Aufs
bewahruug der russischen Fironjuwe
lrn anvertraut worden. Deutschen
und französischen Bankiers schuldet
Rußland bekanntlich zu viel Geld.
sls II Is
Nachzimhmen, wag ein Klügerer
thut, ist nicht immer klug.
E M
Weibliche Spinn.
Victorien Sardou gräbt seine alte
und veraltete Dora aus und läßt sie
Unter dein Titel Die Spionin, der
nach Versicherung des Dichters der
erste und ursprüngliche war, im Re
naissance- Theater wieder über die
Bühne gehen. Man weiß das
Drama hat eine frentdländische
adelige Dame, die Spionin Dota, zur
Heldin. Die Reprise des Sardouschen
Stückes bietet den Anlaß, ein wenig
von jenen mysteriösen Frauenzimmern
zu sprechen, die für Geld oder aus
hundert anderen Motiven zuweist
aber für Geld, sich zum Spionage
dienste hergeben
lDie Blüthezeit der weiblichen Spio
nage in Paris fällt in die ersten fünf
zehn Jahre nach Abschluß des deutsch
französischen Krieges-. Der Revanche
gedanle loderte mächtig in den Herzen
der Franzosen nnd wurde durch ehr
liche und leider auch durch viele un
ehrliche Fanatitcr, die sich die Rolle
von Vestalinnen an heiligen Herd des
Patriotismus angemaßt hatten, uner
müdlich geschürt. Diese hatten sich in
ihrem patriotischen Leierkasten eine be
sondere Arie zurecht gelegt: sie sahen
fortwährend und überall Spinne und
wußten alle Augenblick Verrathsge
schichten auszutischen, die man ihnen
in jener Epoche der Spionenriecherei
zumeist aufs Wort glaubte.
So unerträglich indessen die Manie
gewisser Patrioten, in jedem Fremden
einen Spion und in jeder Fremden
eine Spionin zu sehen, geworden war,
so läßt fich- doch nicht leugnen, daß
das Mißtrauen bis zu einem gewissen
Grade berechtigt war. Die vielen Hoch
verrathsproresse, die sich auf dem Ter
ritorium Frankreichs in den letzten
drei Jahrzehnten abgespielt haben, sie
nur eins Bestätigung für die Angstruse
der Patrioten gewesen. Denn eine
Wahrheit steht fest: Frankreich ist seit
dreißig Jahren bis auf den Grund
ausspionirt worden. Die Svionage
galt nicht bloß dem Wehrsystem, der
Organisation von Offensioe und De
fensive, sondern auch ebensoviel den
militärtechnisefen Erfindungen Frank
reichg. Die Geschichte des Melinits,
des Lebel-Gtwehres, der neuen 7J
zölligen Ka1.one, mit welcher sich
Frankreich «m den Besitz der besten
Kanone gesetzt hat, bietet eben so viele
Belege fiir die Wehrlosigteit Frank
reichs- gegen die fremden Fiundschafter.
Die Processe der letzten Jahre er
brachten den Beweis-, daß es zumeist
Spione und Verräther waren, die
Frankreich an fremde Mächte verlauf
ten. Aber ebenso respettabel ist die
Zahl der weiblichen Spione gewesen.
»Diese sind umso gefährlicher lgewesen,
Hals sie sich zumeist unter den Schön
sheiten retrutirten und mit der sicher
sten aller Waffen: der Verfiihrttngg:
» lunst arbeiteten.
Aus der Zeit vor dem Kriege hat in
Paris eine Dame, deren nachmaliger,
dritter und noch lebender Gatte vor
einigen Monaten noch die Rolle eines
nichtosfiziellen Botschafterg in der
marottanischen Affaire spielte —- wir
meinen die verstorbene Marquise de
Paiva — dag Andenken einer Beran
ftalterin pruntvoller Feste, aber auch
den Verdacht der Spionage im Dienste
Bismarcks hinterlassen. Wenigstens
stehen noch heute die Blätter nicht an,
wenn sie von der Paiva sprechen, das
Zweideutige und Berdächtige des
Paiva’schen »Hofhalte5« hervorzuhe
ben. Graf Henckel-Donnersmarck mag
noch so feierlich seine verstorbene Ge
mahlin in Schutz nehmen den
Franzosen wird er nimmer den Ber
dacht austreiben können, daß die ehe
malige Marquise de Paiba eine Spio.
nin gewesen »sei.
Viel gefährlicher war in den ersten
Jahren nach dem Kriege eine junge
Dame, die, wie es scheint, Sardou
eine Dora oder Spionin inspirirt hat.
Das war eine junge Wittwe, bild
sch·on. geistreich, lebenglustig und -—
verführerisch Sie siihrte ein sehr ver
gniigteg Leben und schlug nicht wenig
Männerherzen in Bann. Und doch
diente dieses Auftreten nur als Maske
fiir die eigentliche Mission: die junge
Wittwe war eine Spionin. Sie spio
»nirt«e in Officierglreisen u. im diplo
jmatischen Corp5. Die französische Re,
gierung bekam endlich Klarheit iiber
das Wesen der schönen, jungen Frau.
Sie schickte einen ihrer junan At
itacheeg aus Eroberung der Wittwe
aus Der junge Diploinat, ein hiib
scher eleganter, redegewandter Mann,
iCavalier vom Scheitel bis zur Sohle,
lthat sehr verliebt und wurde - er
hört Die reizende Spionin schenkte
ihm ihre Gunst und wurde ron ihm
»zum Dante mit allerlei wichtigen di
plomatisehen Geheimnissen betraut. Je
»den Tag vertraute er ihr ein neues
Geheimniß an. Die Schöne berichtete
fleißig an die Regierung, in deren
Diensten sie stand. Diese Regierung
wurde sich aber bald inne, daß ihre
Spionin und sie selbst von dem jun
gen Diploinaten zum besten gehalten
wurde, und »tiindigte« der schönen
Fran. Es wurden ihr keine Spionas
getantinien mehr geschickt. Aber die
kostbare Wittwe wußte sich rasch zu
trösten. Sie besaß einige hubsche Er
sparnisse und - heirathete denselben
jungen Diplomatem der sie so lange
»hinier’s« .- Licht geführt hatte. Die Bei
den hatten Gefallen aneinander gesun
den, jedenfalls verstanden sie einander
W
gut. Sie wurden Mann nnd Weib
und wanderten nach Amerika aug!
Doch die Wittwe war mehrdiploi
matische Spionin gewesen. Weit mel
Arbeit als diese gab der Parisec
Sicherheitspolizei eine andere Beaute«
die in Militärkreisen spionirte. Das
war eine sehr schöne Frau von großer
Eleganz. Man traf sie bei allen Gent
ralprvben, allen offiziellen Festen und
Soireen, bei allen Empfangen und
vornehmen Reunivnen —- kurz,
war, wie die Pariser sagen »tres re
Pandue dans le monde«. Ueberall
hofirt und fetirt, eroberte sie zuletzt
das Herz eines höheren Generalstabs
offiziers, der sich mit dem Feuer eines
jungen Lieutenants in sie verliebte.
Der feurige Anbeter bot ihr seine
Hand an. sie acceptirte und wurde
seine« ehelich angetraute Gattin. Ei
nige Zeit später fliisterte man sich in
Offizierskreisen zu, daß der Kriegsx
minister von Dreien der Glücklichste
sei ..... Der Gatte der Schönen war
nämlich dem Kriegsministgrium zuge
theilt. Er stellte seine Gattin dem
Minister vor und auch dieser verliebte
sich! Die holde Schöne harte dem
Chef ihres- Gatten Nichts zu refiisiren
nnd wurde dessen Geliebte . . . .
Man erfuhr später Folgendes-: Dis
Dame spielte dem Minister die Komö
die einer leidenschaftlichen Liebe vor
und meinte, sie wünsche nur eines-: ihn
so viel als möglich in ihrer Nähe zu
sehen. Der Minister, sehr geschmeii
chelt, erfand daraufhin für den Gatten
allerlei entfernte Missionen und rich
tete sich sozusagen in dem Hause des
Abwesenden ein. . .. Die verliebt
thuende Dame meinte dann wieder, der
Minister könnte in ihrem Heim auch
seine dienstlichen Arbeiten ausführen,
Attenstücte und Dokumente unterzeich
nen, Niemand würde ihn stören. Und
der Minister ging in die Falle. ,Et
kam stets mit vollgepfropsten Taschen
aus Besuch. Die Dame verstand es
nun, ihn stundenlang im Tete-a-tete
die Arbeit vergessen zu machen. Seine
Kleider hingen im Vorzimmer. Im
Plafond des Nebenzimmers schaben
sich plöylich zwei Bretter auseinander
vier junge Leute stiegen hinab, leerten
die Taschen des Ministers, kopirten ei
ligst die Dokumente und verschwanden
ebenso unbemerkt wieder-, nachdem sie
die Papiere in die Taschen zurückge
steckt hatten. Eines Tages aber hatten
sie ein Dokument zu kopiren, das seht
lang war und sie obendrein langwilte
Verdrossen unter-brachen sie die Arbeit
und nahmen das Dokument mit. Noch
an demselben Tage wurde der Abgang
des Papierg entdeckt. Es gab einen ge
waltigen Rummel im Ministerium
und bald darauf.wurde der leichtsin
nige Minister ausgeschiffi. Die rei
zende Spionin Verschwand aus Paris,
starb aber schon nach einigen Monaten
unter mysteriösen Umständen.
Jn der boulangistischenEpoche wim
melte es von Spinnen und Spioniw
nen in Paris-. Eine von den letzteren
wurde damals mit dem Namen eines
dem Kriegsministerium zugetheilten
Generalg in Verbindung gebracht.
Die Spionin starb im Gefängniß, der
General entfloh nach Argentinien und
soll dort jämmerlich geendigt haben.
Die Asfaire Drehqu hat ebenfalls
ihre weiblichen Spione auszuweisen
gehabt. Zwei von ihnen wurden oft
genannt. Die eine fpionirte für, die
andere gegen Frankreich. Die erstere
war jene Frau Bastien, die als Kam
merfrau beim Fürsten Münster für dass
Finndschasterbureau des Kriegsminis
steriumg arbeitete. Die andere war
s Margucrite Pahg, «die Complirin
Esterhazt)g, die als Messager d’amour
zwischen Rouen, wo der Major in
txstarnison lag, und der Rne de Lille,
wo Oberst Schwartzkoppen sein Bu
reau hatte, jahrelang gedient hat. Soll
man übrigens gewissen Blättern glau
ben, dann giebt ek- tveibliche Spione
unter den fremden Dienstmädchen
Bonnen und Gouvernanten im Hause
französischer Ofsiziere, und diesen letz
teren wird im Stillen nahegelegt
sortab nur einheimischeg Personal in
ihre Dienste zu nebment «
Extra - Wärst-then werden bei der
Titarotw : Fionferenz in Alsgeciras
sebr begehrt sein, da jede einzelne
Macht ein solches fiir sich gebraten
haben will.
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Jn einiger Entfernung ist auch das
grimmig-sie Ungewitter -—— nur Wet
trrtencksten
«- qe se
Wenn Du vernrthseilst, bedenke, daj
nicht blos; ein Schuldiger vor Dir
steht, sondern nnch ein Urtglücklicher.
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Der nenernannte Schultonnnisfät
Wilbur in Ner York bat sich ent
schieden gegen den deutschen und fran
zisfisctxui Unterricht in den öffentli
chen Schulen ausgesprochen Dazu
schreibt- die Illinois Stmitgzeitungx
Wilbnr ist Präsident der Saleni Nail
Co» was Wunder, wenn er gar so
oernagelt ist! ,
Eis It
Ein in Jena wohnend-er älterer
Herr,«wegen seiner originellen Ein
fälle bekannt, führt seit einiger it
bei seinen Ausgängen stets eine I isis
tentarte bei sich, die folgende Aqu
fchrift trägt: »Automobilsahrer, wec
che mich überfahren haben, werden
höflichst ersucht, meine Ueberreste ab
qeben zu wollen« tFolgt Name nnd
Adresse.)