Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, February 02, 1906, Sweiter Theil., Image 10

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    Senta Wolfsburg.
Roman von Elshetb BokcbäkL
(8. IortsesungJ
Fu seltsames Unbehagen beschlich
- III sie das Bestin bei-rat und
, Ist alte Gottlieb so leich entgegen
«Der Derr Gra ben den Anz
» ;---. · die nädige Komte e
nach ihrer iickkehr zu dem
. Smer zu bitten. Seine Gna
« »wenn schon seii einer Stunde.«
sum und ein wenig zögernd
« , ta dem alten, treuen Diener,
«"» sie dem Oheim zu melden voran
ls sie eintrat, saß der Oheim am
Schreibtisch und erhob sich diesmal,
Wgen seiner Gewohnheit, nicht bei
ihrem Eintritt
.«D1e wiinschest mich zu sprechen?«
. e sie mit etwas unsicherer
Stimme
«Ja... umwinng
— Der Graf täusperte sich und wies
mit einem kurzen »Bitte« auf den1
sinkt der dem seinigen gegenüber:
CI Schreibtisch stand. Seine Miene?
bat ernst. T
Enta kam dieser AufforderungJ
nach und feste sich. «
.Du kommst von Fräulein Degen-: J
stets« «
-JA-« !
, »Ist . . . hm.« Wieder ein Räuspern i
... lles, was er sich vorhin zurecht- !
Legt hatte, schien aus seinem Ge- i
gchtniß geschwuan zu fein. Er ver
mied es Letzt, seine Nichte anzusehen.
«Fräu in von Rupert war vorhin»
bei mir» . hm, hin . .. sie bat um ihre ]
Entlassung«
»Ah« machte Senta erstaunt, wäh
rend es sie fast mit freudigem Schreck (
dur uclte. ·
« « «n ftaunender Ausruf setzt mich
in Verwunderung Du mußtest doch
auf Derartiges gefaßt sein.«
»Nein-ganz und gar nicht.«
»Wie? So hast Du geglaubt, die (
Dame würde sich über Dein heutiges ?
— hm -—— ungebührliches Benehmen
binweggefeßt haben?« i
Senta biß die Zähne auf die Unter »
lippr. Also hatte das Fräulein ihrei
Drohung doch wahr emacht und sie ;
von neuem bei ihrem heim verleum- i
det! Es kochte in ihren Adern vorl
Empörung aber sie schwieg. Sie
wußte« daß ihre Empärung zum Aus- i
druck kommen würde, wenn sie sprach,
und sie war zu stolz Gleiches mit Glei
gärenI zubergelten und sizh in irgend
» Weite mißfällig übei die Dame’
zu au rn, in der Onkel Maximilian
, · m- nfchein nach eine Vollkommen
— a .
« Ergf Wol sburg nahm ihr Schwei
gne firr Tro
i ,Du scheinst Deine Stellung der
Dom egeniiber, die ich Dir zur Ge
fesscha terin und Erzieherin gab, ein
Wenig zu verkennen, mein Kind,« fuhr
er nach kurzer Pause fort. »- ch wollte,
— »Du in ihr in jeder i eife eine
Oe peitsderson siehst. Du bist noch zu
O
M um selbstständig Deine eigenen
zu gehen, und bedarfst der Be
x »ung und Führung einer älteren,
« als-retten Dame. Der hochachtbare
rather Fräulein von Ruperts, ihre
Dir stets freundlich und hilfsbereit
- kommende Art läßt mich den
Oe nlen an eine persönliche Abnei
Deinerfeits vollständig abwei
« Deine lindische Auflehnung suche
« vielmehr in dem Umstande, daß ich
" haupt einen anderen Willen über
M septe und Dich daher in Deiner
Pl bisher geübten gänzlichen Wil
, feeihert beschränkte Unter den ob
,Wden Umständen ist es jedoch ge
shheh Dich einer Dame anzuba
tksem und wenn es nicht Fräulein
M Nupert wäre, müßte es eben eine
endete sein« Jch denke. Du bist nicht
insein klug enug, das einzusehen, son
iw muß st auch die Bemühungen
einer solchen Dame um Dich dankbar
-—»Mnnen.«
St hielt eine Weile inne und war
ksteth ob Senta nicht irgend etwas zu
ihre-e Entschuldigung und Rechtferti
W verbringen wiirde Sie aber faß
mit Menkien Augenlidern blaß und
Klemm vor ihm.
Ihr hartnäckiges, trotziges Schwei
gen reiste ihn und brachte ihn endlich
s-; die abhanden gekommene und doch
ewgnfchtejornige Stimmung ·zuriicl·.
«Wenn Du aber meinst, mich Durch
Dein widerspenstiges Betragen zu
wingen, Dich von der Wolfsburq
fortzuschicken so hast Du Dich erst
recht irrt —- kurz und qui-—- ich habe
näcfrieden und die-Kaan über
Dich satt "
Genie guckte zusammen, und ihr
Gesicht wurde leschenblaß.
Selbstverständlich werde ich alles
sit siiten, um Fräulein von Ruperi,
für meinen Haushalt unerfetzlich
zum Bleiben zu bewegenf sprach
set- Utied »Du der Grund ihrer Un
· : .-- ,heii mit ihrer Stellung hier
Mc zu ihrer heutigen Entlassunqs
.. « --i· in Dir ruht so ist es allein
: ie Hand zur Versöhnung zu
K hoffe darum, daß Du
ufchen in dieser Beziehung
« ; trugen und Dich bemühen
der Dame in Zukunft un
--.-·-- und wiinschh du Dusie
» M Verzeihung bit est. «
"" ein Leut Evas-mai
MPÆ W Se
schrecken, mit Empörung und Abwehr
gemischt
hatte schon die Strafrede des
Oheims sie bis aufs äussersie gedemii
th und verlth so setzte dieses letzte
klangen allem die Krone auf.
E Sich freiwillig zu einem Unrecht zu
bekennen, ist für ein stolzes Gemüth
ohne n schwer, aber die Liebe zu der
betre enden Person hilft den Stolz
überwinden. Aber hier tvar keine Liebe.
Senta brauchte sich nur das kalte
müihige und spüttische Gesicht
rüulein von Ruperts vorzustellen
um ihr eine Abbitie alss unausführbar
erscheinen zu lassen. Hätte sie Ver
vtrauen zu ihrem Onkel gehabt, würde
sie ihm ihre Gefühle klargelegt und
ihn ebeten haben, eine andere Dame
die te lieb haben kannte, zu nehmen;
sie würde ihm gesagt ben, daß es
ihr höchstes Jdeal sei, ich einer solchen i
Dame unterzuwordnen sich von ihr lei
ten zu lassen. Nur oFräulein von Ru- j
peri durfte es nicht Fein. l
Doch sie besaß dieses Vertrauen, s
das nur durch Zuwigung geboren
wird, nicht; seine heutige Art hatte!
sie zudem scheu und trotzig gemacht
Das Noth der Scham brannte auf ih- !
ren Wangen über des Ohseims Ansin-t
nen und über ihr ei nes Ohnmachtg
gefühl, sich nicht we en zu können.
Graf Wol sburg hatte keinen Blick
von ihr gela en. Er tte das Auf
ucken und trotzige ufbegehren ge
Zehen, aber er las auch den heißen
Kampf, der sich so deutlich auf der-»rei
Ziigen abfpiegelte.
Dgi stand er auf nnd reichte ihr die
U -
»Ich kann mich doch auf Dich ver
lassen, nicht wahr, mein Kind?-—Es
liegt mir viel daran, daß Fräulein
von Rupert bleibt. da einen Ersa zu
finden, besonders in so kurzer eit,
sehr schwer ist« Also-Du wir die
Sache in Ordnung brin en?«
Wie elektrisirt sprang Zie aus. Das
waren ganz andere Worte, das-« war
ein ganz anderer Tonsall als der dis
her vernommene. Dieser plötzliche Um
schlag machte sie ganz verwirrt. Kaum
wissend, was sie that, legte sie ihre
Hand in die seine.
»Ja, Onkel Maximilian.«
Er hielt ihre Hand setundenlang
mit leichtem Druck umschlossen, dann
gab er sie frei.
Senta stammelte irgend einenGruß
und eilte hinaus im « turmschritt, an
dem ihr oerdutzt nachschauenden Gott
lieh vorüber, durch die Gänge, bis sie
endlich hochausathmend vor der Thür
des Zimmers stehen blieb, das Fräu
lein von Rupert bewohnte.
Mit einem schnellen Entschluß, als
fürchte sie, wankend zu werden, klopfte
sie an und trat ein.
Fräulein von Rupert saß am Fen
ster und hob bei Sentas Eintritt ein
wenig den Kopf.
Ein triumphirendes Lächeln um
spielte ihre Züge, als sie das blasse
Gesicht, die verlegene Haltung ihres
Schützlsings sah. Also hatte es doch ein
.Donnerwetter gegeben; es war auch
»die höchste Zeit gewesen«
i Sie war auch seit entschlossen, ihr
Ljeßt in keiner Weise entgegenzuloms
rnen. Sie wußte ja, wozu Senta zu
lihr kam, und sie wollte den Triumph
I ganzoauökostem
» o kommen Sie her, Senta?«
fragte sie, sich unwissend stellend.
nta aber hatte den triumphiren
den Blick, das spöttische Lächeln aus
gesangen, und dazu reiste sie die hoch
mtithig und herablassen d gestellte
Eragr. Jede weitere Regung schwand
»Von Onkel Maximilian,« gah sie
kurz zur Antwort.
Fräulein von Rupert sah ich um,
oh auch nicht jemand ihr spriich
waren geschlossen.
und se te sich in ihren Stuhl zurück,
währen Senta vor ihr stehen mußte.
»Mein Oheim wünscht —- dasz ich
Sie —- urn Verzeiht-up bitte — ich
—ich thue es · it.
»Ah-»die ltsanre thitte in der
That! Ihr Ton verröth durchaus
nichts von Reue. —- Glauben Sie,
daß ich mich mit dieserAbditte zufrie
dengeben tönnteik
helauschen könne, aber alle Thüreni
»Nun —und?« fragte sie lauernd:
i
Senta wandte Den Blick nach der
anderen Richtuna Die Haugdarne
sollte nicht sehen, welch heißeniiampf
sie län1pfte.,,Jch verlasse mich auf
Dich, Du wirst die Sache in Ordnung
,bkingen.« Das tönte ihr in den Oh
ren. Und dagegen bäumte sich ihr
Stolz ge·en eine Demüthi ung vor
dieser Pet- on auf Sie s eg be
klommen, und ihr Herz schlug hörbar
« »Meinen Sie,« —- fuhr Fräulein
Hiuperi fort, ,,dsaß1ch nach dieser Ab
bitte meinen Entschluß ändern und
lnoch länger bei hnen bleiben würde?
jHahsahch tnein ind —- ich brächte
s onhedies ein Opfer, wenn ich es thöie,
denn es ist wahrlich kein Vergnügen ;
sich mit Ihnen herumzuärgetn, nnd
lich war es bisher gewöhnt, mit von
ihn-II aus wohlerzogenen Kindern-,
denen es schon im Blute lag, was sie
III-fern Stande schuldig sind, zu ver
sein«
F Eine flammende Röthe enge sich
IN Sestos Gesicht bei dieser ver time
Wut-g vie sie wenige- verlier-H
»
, · »
als empfand Mit einem Male larn
ihr ein tilhner Gedanke. -
Wenn das er, das Sie bringen
wollen, so groß dann wird Ontel
Mmiiian es entschieden nicht an
n wollen und sich doch entschlie
ßen —- eine andere Dame zu engagi
reinA «
Die Wirkung dM Worte war eine
frappanie Fräulein von Ruperts Ge
sicht wurde celblich grün, und ihre
Nasenfliigel bebten Sie lachte ge
zwun en auf.
»A -——-— so wäre es r Wunsch
baß ich ginge — —— Ihre bsicht, mich
von hier fortzulreibeni —— Sie haben
sich gewaltig getäuscht, mein Kind-—
so leichten Laufes sollen Sie mich
nicht los werden. Ich weiß wohl daß
ich Ihnen hier inr Wege bin daß Sie
lieber Jhre eigenen Wege unbeachtet
gehen möchten Doch, ich glaube es
dem Herrn Grafen der meine Ver
bienfte zu schätzen weiß, fest erst recht
schuldig zu sein, daß ich bleibe.- »Ich
s-— hahaha— nehme also Ihre Abbitte
als genossen an und somit diese An
gelegenxheii fiir rriedigt. Nur noch
einer « ufliärung, die Sie mir heute
Morgen verweigerten, bedarf es:
Welche Antwort gaben Sie dem Herrn
Grafen auf seine Frage nach Ihrem
seit vierzehn Tagen öfteren heimlichen
Verschivrirden 2«
Senta war.von der Wirkung ihrer
Worte aus Fräulein von Rupert noch
so verdußt, dasi sie den Sinn dieser
letzxfn Frage erst nach Setunden be
grt .
«sO-niel Maximilian bat mich nicht
danach gefragt-«
»Nich danach gefragt? Aber das
ist doch unmöglich«
»Es ist Thatsache, und nun is— tann
ich mich wohl zurückziehen?«
Ehe »die ausgeregte Dame noch eine
Erwiderung sand, war Senta schon
zum Zimmer hinaus·
»Ich wußte ja, sie bleibt, auch ohne
daß ich mich einer so tiefen Demüthi
gung auszuscer brauchte,« sagte sichs
Senta, als ie glücklich ihr Zimmer
erreicht hatte. »So habe ich sie durch- .
schaut ——— ihre Bitte um Entlassung ;
war gar nicht ernst gemeint. Was sie j
nur damit hatte bezwecken wollen? Ob l
sie mich schrecken oder -—- den Onkel-»
zwingen wollte, mir die Straspredigtl
zu halten? Er hat noch nie so zu mir s
gesprochen, wie heute, und ich —
kiinnte ihn deshalb —- hassen. wenn
nicht seine letzten Worte —- 1a, die hat
ten doch eher wie eine Bitte getluw
geni« Und wie hatte sie diese Bitte
erfüllt? Ein heißer Blutstrom stieg zu
ihrem erzeu, und ein Zweifel bss
schlich re, ob der Ontel die Ordan
der Angelegenheit wohl in dieser Weise
gemeint hatte. Jhr bangte ein wenig
vor der nächsten Zusammenlunst mit
Fräulein von Nupert. Dabei mußte
es in klar werden, wie die Sache ver
lausen war.
Doch, o Wunder! Das Fräulein
kam ihr bei der gemeinsamen Abend
mahlzeit, die aus der Veranda vor
dem Schlosse eingenommen wurde, mit
so viel Liebenswürdigkeit und Freund
lichkeit entgegen, sie verrieth nicht das
leiseste Getsreinttsein, daß Senta zu
erst ganz berdutzt war. Aber merk
würdigerweise that sie, deren Wahr-.
heitsliebe sich sonst gegen jede Art
heuchelei auslehnte, ein gleiches, aus
ihr selbst unerlliirbaren Gründen.
Gras Maximilian nahm an dieser
Tafel theil, und et schien von der
Ordnung der Angelegenheit sehr be
friedigt zu sein. Das höflich zuvor
tommende Wesen seiner Nichte der
Hausdame gegenüber berührte ihn an
genehm. Fräulein von Rupert hatte
ihm schon vorher mitgetheilt, das; sie
sich nach Abbitte der Komtesse bereit
finde, ihr Entlassungsgesuch zurück
zuziehen. Welcher Art diese Abbitte
gewesen war, darüber schwieg sie
lüglich
Mit teiner Silbe wurde der uner
quicklichen Sache Erwähnung gethan.
Der Gras unterhielt sich heute lebhaf
ter als sonst, verließ aber die Damen
bald nach der Mahlzeit.
Am nächsten Morgen .—— es war
Sonnabend —- rnachte sich Senta zu
Tante Sabine aus den Weg. Es trieb
sie heute schon so srüh zu der Alten,
denn sie hatte eine« besondere Absicht,
die ihr teine Ruhe mehr ließ.
Als sie in die Nähe der Thür lam,
drangen die dünner-, zirpenden Töne
des verstimmten Spinetts an ihr Ohr,
Hund dazu« sang eine lin lich Hang
slosr. alte Stimme: « n a en meinen
; Leidenist «r·iur«·die Liebe schuld.f
Senta lächelte Und wartete dran ;
sßen, bis der letzte Ton verklungen mar. l
»Dann trat fee ein. ;
»Guien Morgen, Tanie cabine!««
! »Gutes: Morgen, mein Hetzblatt.
So früh schon heute? Hihihi hast
»Dies) los-reißen annen? — Waren die
Spärhsunde Dir nicht wieder im
Rückean Hihihi.«
»Tanie Sabinr. ich komme heute
mit einer BitteA sagte Senta und et-:
griff die tunzelige, alte Hund«
S,o ftp-seine Bitte! Um was
bittet das Engelchen? Alles, was die
.Wolssbuegerin ihr schenken wollte,
« deg- biöher immer abgelehnt. «
T nlmrLie Tante Sabine —-— ich chbitte
Dich, laß mich Onkel Maximiiian itzt
zvon meinen Besuchen bei Die eeza
-«·leu.
Ah —Kindchen —ist es mö lich?
LWillsl Du die alte Urgroßtanlegdenn
aufs-dens«
ufgebenf Reis-, ich würde Zu Die
kommen, nnd sollte mem es me Ge
malt verhindern wollen —- abee —
Du — das Geheimni drückt
—Jch weisse-. Wes ein Un
recht ist, weine ich zu e komme —
iabee Undene-i Wes doch auch
ian Eheinmiß zu bleiben«
D
»Ist- deePf Wgtmilinn Dir etwa auch
cho; aufs Tier pur geiommeni Hat er
ra
Eis-r —et ihist mich nicht efragi
—er wei is. —- Es i doch
merkwütd er Deiner-, vie Du
zum Schlogsm zur Familie gehörsi, bis
her mit gegenüber noch nie erwähniek
Merlwurdig isiei eigentlich nicht,
Hekzhlatt « erwiderte die Alte und
tcktschelte zärtlich Sentas hand. »Das
ist seit langem so Sitte, daß niemand
von denen unten von mer erfährt
Jch selbst verbot es, ich wollte mit lei
nem etwas zu thun haben. Alle vier
Wochen kommt der Maximilian und
sieht nach mir, ob ich noch lebe Das
ist die einzige Verbindung. die wir
haben. Jch lasse mich nie im Schwsz
sehen, und wenn ich ausgehe, wähle
ich den unterirdischen Gang, der weit
doaußen hinter dem Port endet. Nur
meine Bertha geht täglich in die
cchloßliiche und holt dort was wir
zur Nahrung brenntan
»War Oniel Maximilian schon ein
mal bei Dir. solange wir uns len
nFn ? fragte Senta mit regem Inter
eit.
»Nein aber morgen. glaube ich,
werden die vier Wochen um sein —
morgen ist doch Sonntag, Kindchen?«
»Za; Tante Sabine.«
»- nn wird er wohl tommen.«
Hund ich darf ihm vorher erzäh
len .-« .
»Nun, so er ähl’g, wenn Du es
nicht lassen tannitf
»O, danke, Tante Sabine, danke
tausendmal.«
» »Was hast Du zu danleni Selt
Ifan s— seltsam.« Die Alte wiegste
jbediichtig den Kopf hin und her.
;»Uebrigens s— der Robert hat auch
igeschrieben.«
.Robert?« O, wo ist der Brief? —
Zeige ihn, bitte.«
«Geduld, Geduld, hihihi —iannst
es nicht erwarten, Kindslopf?«
Sie holte den Brief umständlich aus
der Kleidertasche und reichte ihnSenta
hin. »Der liebe, gute Junge·—-er
schickte mir einen Brief Helmuts mit,
einen alten. vergilbten Zettel, den er
im Nachlaß seiner Eltern sand. Er
gab inir damit das Tausendfachste
von dem zurück, wag ich fiir ihn that
—Helinut erwähnt meiner darin -—
daß er mich liebte s- o Gott, Kind
chen, wird das Herz denn nicht mit
dein Körper zusammen alt? Warum
chliiat es noch wie in der Jugend?-———
s Herz stirbt nie « es lebt bis
iiber das Grab hinaus« —
Senta hatte den Brief gelesen. Jetzt
stieß sie einen Jubellaut aus.
«Tante Sah-ine, Tante Sabiiie —
Nobert tritt zum erstenmal im Flie
enden Holländer«' auf —— er ist am
Ziel O, iviire ich doch auch so weit!«
· »Geduld, Geduld, Du bist noch so
iungbeinein Liebling.«
,,- n 20.Juni werde ich schon 17
Jahre-«
»Schon 17 Jahre, hihihi » ein
Schwabenalter. Habe Du nur erst
Deine 95 auf dein Rücken, dann wirst
Du Geduld letnen.«
»Um Gottes willen 195 — Tante
Sabine, die erreiche ich gar nicht,"
lachte sie seht aus.
»Kommst Dir mit Deinen 17 wohl
schon alt vor, heZ«
»Für die Kunst gerade recht. Lange
darf ich nicht mehr warten.««
»Gediild, Geduld,« wiederholte die
alte Wolssburgerin stereotyp. »Und
nun, mein Engelchen — singe niir noch
ein Lied·«
Senta that ihr den Willen, aber sie
war heute nicht so mit Leib und Seele
Fahei wie sonst. Es trieb sie bald
or . —
·Unten im Schloß erfuhr sie von
Gottlieb, daß der »Herr Graf· aus
geritien sei und erst Abends zurück
lehren wollte
Es fehlte ihr also zu« ihrem Be
dauern heute an Gelegenheit i in von
ihren Besuchen bei Tante Sa ine zu
berichten. Er hatte sie nicht« wie Fräu
lein von Rudern ausgexforsetäh sich
nicht in ihre Geheimni e tätigen
wollen. Darum fühlte sie sich um so
mehr zur Offenheit verpflichtet
9.Kapitel.
Der nächste Tag war Sonnia ,der-«-s
selbe, an dem der junge Pafwr gen
lyarl feine Probevredigt in der Dorf
lirche halten sollte.
Senkt-, in ihrem schwarzen Kleide,
das Gelangt-ach in verhand, schritt
die Treppe hinab, etwas langsam und
zögernd. Sie war -11nichliiisi.q, ob sie
überhaupt zur Kirche mitfuhren
sollte. s
Fräulein von Nupert hatte sich ent
lchuldisen lassen: sie lag mit einer hef
tigen ligriine im Bett. Nun -follte
Senta allein mit dem Oheiin zur
Kirche fahren und- nachher mit ihm im
Herrensluhl sitzen.
Ein unerlliieliches Gefühl preßte
ier das Herz zusammen; sie wäre am
liebsten wieder Hing-lehrt Aber wel
.chen Grund angebenl —- Auch halte
»sie sich so fleer auf Pasior Johannes
JPtebigi ge reut. Es war ihr, als wenn
Der ihr etwas Niegeahntes, Wunder
bares sagen müßte.
«Guten Mor en, Senla.«
Die onpre timme des Grafen,
der loe die Freitreppe herablann
wesle sie ans ihren Gedanlerr. .
»Einem Morgen,« erwiderte sie und
legte ihre band in die dar-zehnten
Es«ist ni, Ha Du chon fertig
bis-G ich sei-g Pisa nichten Komm.
sing eit. Fräulein von Rupert kann
uns ladet nicht begleiten, sie hat hef
ttge Männersz
Der net hielt den Schlag des
tm dem Poreal halten«-sen Wa ent
en. Senta s an leieliiefiißiize iu
n, nnd Graf llbur folg ihr.
Date-us zogen die edlen relehnee an.
W
Graf Wolf-barg schien heute in
außergeivshnli futet Stimmung zu
sein. Bethagli sehnte et Ich zurück.
Johannes genhari,
Ruths Bruder-?v wird heute seine Pto
bepeedi t halten « sagte er zu feiner
chweig amen Nichte.
ich weiß es. «
uth hai es Dir erzählt?«
INein aftor Johannes selbst«
»So hast u bereits feine Bekannt
schagagemachiW
vargestetn, als ich das leyte
Mal bei Rath war.'
Senta fühlte ,daß ihr das Blut ins
Gesicht stieg, und sie ätgette sich da
rübet.
»Hm« Maximilian täuspekie sich.
»Ich ienneJahannes von seiner frühe
sten Kindheit an und glaube nach al
lem, daß meine Wahl eine gute sein
wird. n ihm steckt ein Kern der gött
lichen i hrheit, under wird nie zu
den Priestern gehören, die nur predi
en, weil es ihres Amtes ist Was
ohannes predigt, das glaubt er auch.
habe ihn seit feinem letzten Exa
men nicht wieder gehöri, aber ich
nehme an, daß seine Predigt mich be
friedigen wird «
Das war ein warmes Wort der An
erkennung; Senta hatte ein frohes
Gefühl dabei.
»Und et wird die Hilfsptedigerstelle
biet in Wolfsburg erhalten?« fragte
fie.
chWenn seine Predigt gestillt, sicher
»Das wiirde mich um Ruths und
ihres Vaters willen freuen "
Jn diesem Augenblick hielt der
Wagen vor dem Kirchhofsportal
Gras Wolfäburg sprang heraus und
half Senta beim Aussteigen Dann
Zungen sie zusammen den schmalen.
eg durch die Gräber. «
Die Kirchgiinger Bauern des Dor-;
fes und der Umgegend, wichen ehr
iurchtsdoll grüßend zurück Der Gruft
faßte hin und wieder an feinen Hut,
Senta nieste freundlich.
»Das ist unsere Komteß,« raunte
man sich gegenseitig zu.
Seit enem Tage als Senta zum
ersten ale ins Pastorhaus ging und
dabei durch das Dorf tam, hieß diese
allgemein »untere Komte ". Sie hatte
allen to lieb und freundlich zugenictt
und hatte dabei so schön ausgesehen
daß allen das Herz aufgegangen war
hochmuth und Stolz kannte dienicht
—die war ganz anders als die ehe
malige Kornteß Karla, jetzige Grtifin
Arenberg einft gewesen war Die hatte
es für unter ihrer Würde gehalten
einen freundlichen Gruß. ein leutieli
ges Wort mit einem der Nin-eign
stehenden zu wechseln geschweige denn
eine harte, schwielige Arbeitshand zu
drücken, was Kotntesz Senta oft ohne
jede Scheu und Strudel that.
Nur als sie einmal an der Seite
der stolzen hochmiithigen Dame der
Schloßdame, gegangen war und wie
der freundlich genickt und gegrüßt
hatte, war sie von dieser zur Rede ge
stellt worden; ganz deutlich hatten es
einige gehört, und nachher war es von
Mund zu Mund gegangen: »Für eine
Itomteszz Wolfes-barg schickt sich solche
Vertraulichteit mit dem Volte nicht«
Aber unsere Kote-ietz« kehrte sich
gottlob blitzwenig daran. Meistentheils
tam sie nach dem Paftvrhause allein,
ohne Begleitung ihrer,hochmiithigen
Gesellschafter-i Jedenfalls war die
ehrbare Pastor amtlie der Dame zu
einfach.
Ein wenig befangen betrat Senta
In ihres Dheims Seite die Kirche und
den herrenstuhL Allee Augen richteten
sich verstohlen auf ste.
Sie tauschte einen leichten Gruß
der nur in den Augen lag, rnit Ruth
und deren Mutter, die vornan neben
dem Altar saßen. aus. Dann begann
der Gottesdienst
Senta sah iiber ihr Gestangbuch hin
weg nach der Sattisteit Sie öff
niesteus sich, und Pastor hannes trat
Er trug den Kopf ein wenig nach
vorn energt aber Senta dernertte, wie
blaß ein Ge twar.
« Langfam chritt er die Altarstufen
hinauf.
Als er sich umwandte, um die Li
lnrgie zu lefen, streifte sein Blick den
PerunfiuhL Es war, als wenn ein
reudiges Erschrecken über feine Züge
glitt, den Bruchtbeil einer Seinnde
lang, darauf wurden sie wieder ernst
und glatt. .
Die Liturgie ging vorüber ohne jed
tvede Störung. Nur ein leises Beben
in· des jungen Poftorä Stimme ver
rietb eine innere Erregung, die die
Wichtigkeit und Bedeutung dieses Ta
Pesß fiir ihn in begreiflich erscheinen
re .
Als er jedoch nach Beendigung des
Gefangö auf der Kanzel ftand, schien
alle Zagheit von ihm gewichen zu fein.
Aus seinen Augen leuchtete ein
Strahl beiliser Begeifterung, und die
Wortes die «ber seine Lippen kamen,
zündeten wie ein oJener in den Herzen
der « uhörer. Andcichtig, fafi athemlos
lan en alle.
Auch Senta bielt den Atheni an.
Passe-r Johannes, der vorhin während
der«Litutgie peritoblen ihr Antlig ge
streift hatte, ließ fest zuweilen feinen
Blick voll und ohne Scheu Wunden
lanäenuf ihr ruhen.
nta Blute diesen Blick jedesmal
und erth te heiß dar-unten Sie ver
gerß die ymaebunq und meinte allein
met« ihm un qutorsrten u flehen; sie
mcirgxötdg seine vger ireät ask-sie
get ten, o er e ne us
nichts Persönliche-, gef weige denn
irgend eine Andeutung, die Bezug auf
Hexchen konnte, enthielten.
r sprach von den Pflichten der
Menschen im allgemeinen und itn ein
zelnem- er sprach von ihren Plänen,
W
Zielen und hoffnungen unb wie alles
nieschliche Trachten nur Strickes-ers Lein
wenn es der Liebe entbehrte; denn e
Liebe ist das Griiszte von allem.
Mit heißen Wangen, offenen Anke
und Ohren lauschte sie und beach« ete
es nicht, daß ihr O tm sie zuweilen
selgams for chend an ab. «
singst tte der junge Pastor die
Kanzel verlassen, längst brausen die
Orgeltliinge durch den Raum. a subr
sie aus ihrem Träumen empor. Der
Onkel neben ihr war ausgestanden und
wartete bereits aus fie. saftig erhob
Yasich und schritt an - einer Seite
urch den Mittel ang der Tbiir zu.
Alles machte sah —und ließ den
Herrschaften den Vortritt. .
· Erst als der Gras mit feiner Nichte
im Wagen sasz und davonesahren
war, traten sie zu Gruppen zii aninien
und disputirten eifrig über die Probe
predigt des jungen Pastors Degen
bart. «Eö gab eigentlich nur ein ein
stimmiges Urtheil: So hatte noch tei
ner zu ihnen gesprochen -—— das ging
einem an herz und Nieren, das packte
das tiefste Jnnere und iiittelte einen
wach aus dem Geistesschlaf.
»Der kann etwas-»der bat etwa-:
gelernt,« sagten die einen und: »Der
I ist ein srommer Mann, ein echter Jiinss
; get des Herrn,« die andern.
I Das Ereigniß dieser Probeprediat
Ttvckt »für die Dorsbeniohner etwas
Wichtiges, und als solches wurde das
Thenia zur Genüge erörtert und bez
sprechen.
Unterdes fuhren Sento nno Gras
Wolssburg dem Schlosse zu. ·Der Graf
hatte sich in die Polster zurückgelehnt.
Er schien im Gegensas zu der Hin
xahrt merkwürdig er t. beinahe ver-«
tinnnt zu ein. Ob ihm die Predigt
Johannes egenharts entgegen seiner
Vorhersage nicht gefallen hatte? Das
schien Senta fast unmöglich« Sie un
terdrückte jedoch die Frage danach, die
ist schon aus der Zunge brannte.
ielleicht war es ihm unlieb, sich da
rüber zu äußern.
Ob es wohl eatbsain war, ihm ietzt
von ihren Besuchen bei Tante Sabine
zu beichten2 Die Gelegenheit, ihn al
lein zu sprechen, fand sich vielleicht
später nicht mehr. und sie iuchtesckon
seit gestern noch einer solchen· Sie
blickte sich unschliissig um. lleberall lag
tiefer Gotteesrieden und Sonntags
ruhe aus den Feldern und Wiesen, an
denen sie vorüberiutiren
-Oniel Marimilion!«
Er wandte sich ihr zu.
»Du ivünschest?« sagte er tiihi.
Jbr war es, als wenn etwas Kaiteg
über ihr Herz lief.
CFortsekung folgt)
Institutes Islosivssensetedåfh
s Nur wenige Passagiere, weiche sich
der Pnllnian'schen Schlaiioagen bedie
nen, haben einen zulänglichen Begriff
voii den Profiten dieser Gesellschaft;
vielleicht denten sie. wenn sie von Pro
site hören, vorwiegend an die Trink
gelder, welche der Wogendiener oder
»Porter« einsteckt. Doch diese seien
hier ganz aus dem Spiel gelassen,
sintemalen es noch nicht so ioiit gelern
men ist, daß dieser selbstbewuszir
dienstbore Geist einen Prozentsatz sei
ner Trintgeldee - Einahmen an die
Gesellschaft absiihren muß twenngleich
sein Satär entsprechend niedrig ist.!«
Die Netto-Einnahmen eines anhais
tend benuyten Schlafwaaens belaufen
sich auf 810,000 bis 812,000 pro
Jahr, —- ivas schon ungefähr zwei
Drittel der baulichen Kosten des Wag
gons sind. Wenn von anbaltender
Benudung des Waggons die Rede ist.
so ist darunter ein Dienst von elf Mo
notensjedes Jahres zu verstehen denn
ein Monat muß für Revaraturen und
usigenieine Dienstruhe berechnet .toer
e n.
Auf Schnellziigem welche zwischen
Chicago und New Yort fahren, tomv
men aber die Reineinnahmen eines sol
chen Wagens bis auf 818,s)t)(«) das
Jahr! Schon das Meilengeld, Ivel
ches die Eisenbahngesellschaften an die
Pullman’fche Gesellschaft bezahlen.
reicht so ziemlich zur Deckung aller Be
triebötosten des Schlafwagens hin,
sogar die Entwerthung, sowie die Ver-—
ziniung von Kapitalganlagen und die
Versicherung mitgerechnet Man kann
daher sagen, daß die Einnahmen,
welche von den Passagieren ternrnen,
Reinprofite für die Gelelllchaftsindl
Würde es einen wirklichen Mitbewetb
im Schlafwagengeschiift geben« so wäre
jedenfalls die Passagiergebiihr längst
beträchtlich ermäßigtx aber auch hier
ist Alles »vertrustet.«
Nach dem letzten Jahresausweis der
Pullman - Gesellschaft haben ihre
Schlaiwagen in einem Jahre insge
lammt 408,234,382 Meilen abgelau
fen und 13,312.608 Passagiere beför
dert. Die Zahl ihrer Angestellten be
trägt 20,355, und fte erhielten zusam
men le,570,914 an Löhnen. Durch
lchnittlich läuft ein Schlafwaaen 500
Meilen pro Tag- und die Bahngelelli
lchaft zahlt der Schlafwagengeselli
schalt 3 Cents pro Meile, mit permgem
Abzug iir Gegendienft; der Meint-er
dienft f r jeden Wangen und Tag ist
auf MIM zu beziffern.
Es ist bis jetzt ein frommer Wunsch,
der sich aber noch erfüllen mag, das
auch .mtt Gilterziisgen 'Schlaftoagen
laufen.
—
« Dem Nordpol will man jeg wieder
Er Lustbsllon beitommern ie erste
n vom Nordpol wird also« w
der .Mlpttspettive sein.
s