Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, January 26, 1906, Sweiter Theil., Image 10

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Senta Wolksburg.
Roman von Hlsbetb Bokcbakh
(7 Fortsetunw
M wurdege durch das änzliche
., wohnten sügs ver-nd
sI « tedn beige i rer a»«’l’n(ährendarne et
M seen-irrt, a r nur im ersten
bedauer, dasz Sie warten muß
erwiderte sie nach kurzer Pause,
-Wden Spaziergang total ver
»Beigessen — natürlich wie immer
- gen-Ue gusredceö mgigrchskigd t Dangk
s en re mi Ie eu e m
seht a.b —- Ver gessen —— worüber«
M will i wissen Jch bin für Jhr !
äkin und assen verantwortlich, und
« haben mir daher ohne Umschweife
,Wehaft davon zu geben«
« Senta war abwechselnd roth und
EII mngtvordern Bei den letzten Worten
es sich wild und trotzig in
ihr-Rein — darüber bini Ihnen
reiz- Rechenschuft schuldig ch gehe
seine unre ten Wege und —- hasse
das ewige eobachtetwerdenf
« Fräulein von Ruperts Nasenspitze
Wrde e-lblich- weiß, während die Au
- uns-zu grün schillerten, aber sie
iesich noch in der Gewalt.
»Es kommt hierbei wohl nicht da
Ruf an was Sie -——— hassen. Sie
rücken sich gern in frassen Worten
m, doe? sage ich Ihnen immer wie
dergleichen einer Komtesse
Mkssburg wenig ansieht. —- Meine
lichi zwingt mich, Ausschluß von
en zu fordern, und wenn Sie sich
noch länger hartnäckig weigern, ihn
mir zu geben müßte ich mich veran
laßt sehen, dem Herrn Grafen Mit
theilung davon zu machen«
Senta zuckte zusammen, und das
Blut stieg ihr zum Herzen
»Aha-r Sie, was Jhnen beliebt Es
wäre nicht das erste Mal, daß Siek
mich bei— dem Herrn Grafen ver- i
teumdetenf !
»Komtesse Senta, ich muß doch seh-r
bitten, daß Sie Jhre Worte wägen!«
ries sie, ihre vornehme Ruhe verges
send, mit zornspriihenden Augen.
»Wie so te ich es sonst nennen?'«
sragte Senta gleichmiithig. »Glauben
Sie, ich merkte es nicht längst, daß
Sie mich bei jeder Gelegenheit als ein
räuberisches Schaf darstellen? Aber
fahren Sie nur so fort — ich ——- mache
mir gar nichts daraus — wirklich gar
nichtö.« .
Zu dieser energischen Beträstigsun
standen die Thriinen, die in ihre Au
sen traten,»in seitsamem Widerspruch
Fräulein von Rupert sah sie nicht.
Fi- tyar bei den Worten ihres Zög
ngs tief erblaßt, und ihre Stimme
zitterte erregt.
»Ich bin es in meiner langjährigen
Praxis bisher nicht gewöhnt gewesen,
daß man mir so, wie Sie eben. jetzt
in begegnen wagte, und ich will mir
auch niemals nachsagen lassen,· daß
ich mir von einem Kinde —- Vorschrif; j
ten machen, meine Handlungen kriti
en lasse. Jch habe versucht, Ihren
Eigensinn durch Güte und
( cht zu brechen. Meine Geduld
hat est ein Ende. Mögen Sie also
T- · Folgen Jhres heutigen Beneh
terms tragen.«
Sie öffnete die Thiir und rauschte
ittvoll hinaus. Senta sah ihr
seints ten Gefühlen nach. Weder
« noch urcht war es, was sie em
des
M- sondern etwas ganz seltsam
v Sie schüttelte es jedoch
, sich ai- uad beschloß, Nun- Ok
» , die sie einige Tage nicht ge
— hatte, zu besuchen.
« ( » nahm hat und Schirm und
. III is den Pakt hinaus.
» It war ein herrlicher Maientag
III He rum sproßte und grünte eg,
ficht lauer Himmel spannte sich
He »aus, und die Vögel san en,
Ue Nachtigall schlug. Da ging ihr as
M auf. Vergessen war die voran
· " se an ame Szene. Wie eine
-- stleenatur empasnd sie das
. «-.--«si » de, das im einsamen, stil
W 2ssndsen durch grüne Auen, am
» « man entlang, in der weichen,
W Ftsihlingsluft
Yeach Yaldjtiindigem Wandern hatte
sie Mi llisch gelegene Pastorhäus
then errei Sie öffnete die Pforte
und trat in den Garten
Jn der Laube saß ein Mann, den
Kon tief über ein Buch gebückt, mit
dem Rücken nach ihr zu
«Gnien Tag, Herr Pastor,« rief sie
mit heller Stimme und trat an den
EingangMd er Laube
ann wandte sich um undl
Seni- machte betrofer einige Schritte ,
» Mit Das war nicht der liebe,
Butter Kon des atten Pastors,
n jun es, frisches Gesicht
M, blon en Ha.aren
« Mag ich irrte pich,« sagte
Genie und wollte sich zurückziehen
"M den junge Mann war schon auf
« hatte sich vor ihr ver
Eine klare, tiangoolle Stimme
i An ihr Ohr.
" « dises Fräulein haben sich viel
is der Person, doch nicht m der
- set-—- Wenn der Gruß auch
i ter seiten mochte —so —
stech auf mich beziehen.
esse Johannes Degen
, FDe geschart s— der
« Wtefg SOM fest über
IN ti- daz Gesicht M· jun
en Pasiorz, wie suchend nach einer
ehnlichteit mit der Freundin. Und sie
san-d diese Ae Iichteit sofort heraus,
wenn sie an nur in dem weichen
sanften Ausdruck der iige bestand.l
Er war so hiibsch wie uth aber der
Kopf, ein echter Johannestops, mit
dem langen blonden Haar, wirtte doch
unfdhwies zudem sogleich aus den Be-(
ru
»Ich bin es, « erwiderte Johannes,
sii abermals verbeugend. »JhreKennt
von meiner Existenz beweist mir,
daß Sie in meinem Baterhaus bekannt
Lind. Darf ich rathen, mit wem ich
re Ebre habet-« (
Senta lachte s
»So rathen Sie!«
»Komtefse Senta WolssburgX
»Ah — woher tennen Sie mich?«
»Aus Ruths Briesen,« antwortete
er einfach
Odie Jndistrete!« Ein flüchtiqu
Rath huschte über ihre Wangen. »Ich
werde sie zur Rede stellen.«
»Wollen Sie ihr einen Vorwurf
machen daß sie ihrem einzigen Bruder
von der Freundin erzählte? Dann be
daure ich, es verrathenzu u.haben«
Qnicht doch,« lachte Senta sriih
lich. »Ruth erzählte mir ja auch von
ihrem Bruder doch daß dieser je t
herkommen wollte, davon sagte te
nichts. «
»Das wußte Rath selbst nicht; es
kam so plii lich. Jch folg-te dem Ruf
rrn rasen.«
eines Oheimö?«
»Ja. Der Herr Graf, der Patro
natsherr des Wolsöburger Rächst-ren
gel·3, hat mich zum Hilssprediger
meines Vaters ausersehen Das Kirch
spiel ist zu groß, und die Arbeit
wächst meinem Vater über den ops.«
»Sie sollen Jhsrem herrn Vater akso
helfen. Wie schön muß das Zusam
Zum-vielen zwischen Vater und Sohn
em «
»Das denke ich mir auch, und ich
bin dem Herrn Grafn dankbar, daß er
zuerst an mich dachte. Sonntag werde
ich meine Probepredigt halten; von der
hängt es ab, ob ich gewählt werden
werde.«
»Dann wünsche ich Ihnen recht viel
Glück dazu,« sagte Senta und reichte
dem Pastot mit einsacher Natürlichteit
die Hand. »Aber nun möchte ich zu
Ruth.«
»Ruth ist leider nicht zu Hause. Sie
macht mit dem Vater einen Kranken
besuch, muß aber jeden Augenblick
zurück sein. Wollen gnädigste Kom
tesse nicht so lange hier Platz neh
mens«
Er schob ihr einen Gartensiuhl hin,
und Senta setzte sich ohne Ziererei.
Pastor Johannes nahm sein Buch
vom Tisch, machte eine Verbeugung
und wollte gehen. -
»Sie wollen gehen? Also hätte ich
Sie verdrängt?« fragte Senta.
»O nein — ich wagte nur nicht,
Ihnen meine Gesellschaft ——ich wollte
meine Mutter benachrichtigen,« stot
terte er etwas verwirrt.
»Jhre Frau Mutter hat zu viel zu
thun, um mir Gesellschaft leisten zu
können. Wenn Sie es also nicht thun
wollen, müßte ich allein bleiben oder
—- wieder gehen.«
»O, was würde Ruth sagen, nein,
nein s— wenn Sie gestatten« —- —
Er zo den Stuhl, den er vorhin
innege t hatte, etwas weiter ab und
setzte ich. Das Buch legte er aus den
Ttsä zurück.
» ie studirten vorhin, und ich habe
Sie darin gestört,« sagte Senta mit
einem Blick auf das Buch.
»O bitte. nein," wehrte er ab. »Ich
las nur noch einmal die Predigt durch,
die ich am nächsten Sonntag hclten
werde. Mier wollte ich dein Herrn
Grasen meine Aufwartung machenfs
»Und von meinem Oheitn hängt esI
ah, Fb Faie geewßtjhltthiva Rechts
,, a, s i , i m- g s
zu, die Wahl zu bestätigen oder zu;
verwersen.« s
»Sieh-n ihm noch wen-te Rechte qczl
Patronatsheer zut« fragte Senta in-;
teeessirt. 1
»Jn allern, was die Gemeinde be
trifft. Das Wog derselben hängt von
dem jeweiligen atronatsherrn gewis
sermaßen ab» hauptsächlich was ge
meinnützige Anstalten anbetrisst. Gras
Wolssburg nimmt sich seiner Patro
natstinder in jeder Weise an. Er hat
eine neue Schule, ein Armenhaus und
im letzten Jahre ein Waisenhaus in
Lindenwalde gebaut. Letzteres beher
bergt schon jetzt eine bedeutende An
zahl armer Waisen, denen gegenüber
er sich als rechter Vater gezeigt hat.«
»Ein rechter Vater der Waisen««
wiederholte sich Senta in Gedanken.
Sie war ja auch eine Waise, siir die er
äußerlich sorgte. Für ihre inneren
Wunsche hatte er kein Verstehen und
kein Herz. Arme Waisenhindert
Sie seus te unwillkürlich und sah
gedankenvo vor sich hin.
Pastot«Johannes betrachtete das
schöne Mädchen, dessen Liebreiz er sast
noch unbewußt empfand. Sie erschien
ihm wie eine »seltene, holde Blume,
dre man in feinen Garten bei-pflanzt
tte und an deren Anblick er sich
teueu darste. Und er erfreute tich
feiges-nisten Erjrzidliftkhxrnl Ent legen Ifein
e vt r un am , er ah
mer« das herrliche, wohl lungene Ge
1chspf Gottes und als olchej beschäf
lste e- ihn. !
»Ich hin auch eine -Waife,« gab
Senta jetzt ihren tiefinnersien Gedan
ten Ausdruck. · -
Er nieste. ,, weiß es —das iß
recht traurig, in en-— Sie haben
einen iösilichen Er aß für die Verlo
renen —Sie haben auf der Wolfs
burä eine zweite heimath gefunden.«
» ine Heimath —- ja —und dennoch
mischte ich nicht immer auf der Wolfs
hur dieiben.«
» »Form«-ei Das wäre zu weit ge
dacht. ,,Borläufig doch aber einige
re l
»Jch wünschte, die wären erst um,«
erwiderte sie mit einem Ausseufeem
Er fah sie erstaunt an. Füh te sich
das junge Mädchen nicht giiicklich bei
ihrem Oheim? Doch fragen mochte er
sie nicht. Er schwieg.
Senta aber hatte seinen Blick auf
gefange1. Es war ihr, als wenn sie
ihm iiker diesenAusspruch Aufklärung
schuldig fei.
»Komm Sie die Geschichte meines
Vaters-V fragte sie
«,,Ja, ich kenne sie,« antwortete er,
von dieser unvermittelten Zwischen
frage noch befremdeter.
»Nun. dann werden Sie vielleicht
meine nächsten Worte verstehen.«
Sie wußte selbst nicht. was in ihr
dahin drängte, dem Manne, den sie
heute zum ersten Male sah, von ihren
Plänen zu sprechen. »Ich sehne mich
von der Wolfsburg fort, weils ich hier
meine Studien nicht vollenden kann,
tcnn ich beabsichtige, wie meine Eltern
——lzur Bühne, das heißt zur Oper zu
qexen.'«
,,Unmöglich,« entfuhr es ihm in
höchster Ueberraschung
Sie sah ihn mit Spannung an.
»Finden Sie diesen Beruf, siir den
meine Eltern gelebt und gewirkt ha
ben etwa meiner nicht würdig?"
Er hatte sich schon wieder gefaßt.
»Jeder Beruf. der mit Treue, Hin-.
gabe nnd Gottvertrauen ausgeübt
wird, ist ein würdiger Meine Ueber
raschung galt einem anderen Um
stande: Jst —- Jhr Herr Onkel damit
einberstanden?«
Senta wechselte die Farbe.
»Nein —- das ist es ja eben, —;
Mein »Onlel ist ganz entschieden da
gegen.' ;
Johannes seufzte leicht auf. »Und
ich fürchte -— Sie werden seinen Wi- «
derstand nie besiegen; er wurzelt zu
tief in der Ueberzeugung und Erzieh
ung.« ;
»Jn den Standesvorurtheilen —.
im Adelsstolz! Nennen Sie die rechten
Namen, Herr Pastor. Ich dagegen bin
ern freies Künstlerkind, in der Kunst
geboren und erzogen. Jch werde nie
die Ansicht meines Oheims theilen und .
muß mein Ziel erreichen sollte ich
auch zum Aeußersten greifen« i
Wozu ?'« fragte er. ’
»Zu —der Lossaguiig von meinen
Verwandten-«
»O Komtesse!" rief er erschrocken
aug.
»Ich bin nicht zum wunschlosenEnt-l
sagen geschaffen, Herr Pustvr Meine
Natur drängt nach Kampf und Er »
reiitfhung des Zieles durch alle Hinder
nr e
«Durch alle Hindernisse! Wie stolz
Sie das sagen! Gewiß ist Ihr Ziel
ein hohes und schZnes, aber vielleicht(
kommt eine Zeit wo Sie es für ein
anderes, noch höheres opfernk »
»Es gibt lein höheres für mich,'· be
hauptete sie mit jugendlichem Eifer. T
Johannes schwieg setundenlang. Es
war mit einem Male etwas iiber ihn
etommen, was ihm bis nzlich
remd gewesen war: ein unkå einez
Sehnsu t —- ein unbestimmtes Ber- j
langen. r fühlte sich so verwirrt und «
unbeholfen dadurch, daß ihm die rechte
Erwiderung fehlte.
deSenta deutete sein Schweigen an
ts
,,Sehen Sie? Auch Sie wissen tein
anderes. Glücklicher-weise können Sie
als evangelischer Pastor nicht verlan
xky dasz ich in ein Kloster gehen sollt«
ie lachte.
Der Lunge tiPastor hob wie abweh
rend beide
nicht-— gäwt ß nicht-—
Erz-hä- nun, uzer Gesäig Sie auf
zu wi en— preisgege
ben zu s ·——allen Blicken —- das
—- das--— rin wäre ichganz der An
eht des rn Grases-, stotterte er,
ärädas lut stieg ihm heiß ins Ge
Senta nickte ein Paarmal traurig.
reilich — von Jbrem Stand
punt als Priester aus-mögen Sie
jja recht haben, und ich glaube-Sie
» können darum auch nicht verstehen, wie
jede Fiber in mir nach der Gestaltung
tn der Kunst drängt, und wie ich alles
fiir dieses Ziel opfern tönnte.«
. »Doch — ich verstehe Sie,'« er hoste
tiefAthem —— »wenn auch vielleicht
nusr darin, alles für ein hohes Ziel
zu opfern; es bleibt dabei gleichgül
tig, welches Ziel das ist; der eine bat
dieses, der andere jenes vor Au en.-——
Aber nicht jeder erreicht sein iet-—
den meisten bleibt das-—Entagen."
Sie sah in sein Gesicht.
»sechs g,laube Sie —- wiiren tm
feine einem Lieblingöwunsch zu ent
eigen-«
» »Diese meinen Stet«
nicht —- ich habe das
Eint-finde n.
»Hm —- und Sie glauben, es gin
ebne Hampf bei mir, dieses —En
a n
FDCZ vielleicht nicht, aber —- Sie
würden sich darein ergeben, Sie witt
den ftch nicht mit Getos-it die Erstic
ln erzwingen wollen«
t Gewalt? Nein-das brächte
nicht den Frieden und —wenn man
Kch er eben muß- —- was bitft alles
us en, alle-bei eBeebrenJvenn
»der Wunsch doch ver ngt tetben elli«
stean beide eine te in
Leg-a amer Beklemmung Plö lich hies
or Johannes ihr seine nd hin
Vhenerge Sie mir
»Was denni« Sie sah srstaunt zu
ihm auf, während sie ihre Rechte in
seine dargebotene Hand legte. Es ging
ein weicher warmer Strom- von dieser
Hand auf sie aus.
»Daß ich Ihnen hier Ledendweisheit
dorpredi n will nnd sie selbst noch
nicht bet We antwortete er und hielt
ihre Hand sest," indem er sich etwa-s zu
ihr hinüberbeugtr. »Mein Leben lief
bisher glatt und ohne Störunq dahin
—ich durfte den Beruf einschlagen,
den ich mir gewählt hatte. ——- »Was
verstehen Sie also von Kämpfen und
Entsagen?« werden Sie mich mit Recht
fragen — Jnneriiche Kämpfe macht
jeder Mensch durch und auch manch ein
Wunsch ist mir in« meiner Kindheit
durch weise Absicht meiner Eltern der
sagt geblieben Doch das ist nichts
Gen-allsqu in das Leben Eingreifen
des, es» sind Kleinigkeiten im Vergleich
zu— ja zu jenen Stürmen die iidet
des Menschen Seele hindransen nnd
alle Blüthen darin tnielen —— Solche
Stürme— werden auch mir nicht er
spart bleiben.« ’
, »Senta, Senta!«
Ein heller Ruf unterbrach feine
Worte: in der nächsten Selunde stand
Rath jrendestrahlend am Eingang der
Laube, vor dem sich an der Hand halb
tenden ju en Paar.
Pastvr tlfsohannes gas Sentas Hand
frei und stand auf.
I »Da bist Du ja, Ruthf sagte er.
s »Ja, Herzensbruder. da bin ich in
imeiner gaizen Größe und« —- sie
lwandte sich an Senta deren Hand ie
schon vorhin ersaßt und gedrückt hatte
L-— »und sinde nun gleich so lieben
Besuch vor —Hast Du schon lange
aus mich gewartet, Heer«
D ja, eine gute ha eStunde ge
-wiß.« erwiderte Senta.
»Nun, gottlob daß mein Bruder
hier war und Dir Gesellschaft leisten
tonnte. Hat er Dich sehr gelangiveilt
der gelehrte Herr? ——Vorgestellt seid
ihr wohl bereits?· sragte Nuth und
sah neckend die beiden an.
»Ja, in aller Form. Uebrigens ich
—war dem Herrn Pastor schon be
kannt. «
»Du? Woher?" fragte Ruth stau
nend, während eine jähe Röthe ihr Ge
sicht überzog.
»Schelm, « antwortete Seiita und
zog die Freundin an sich. »Meine Zeit
ist leider um. Willst Du mich ein
Stück Gegleitem damit ich Deine Ge
ellschast wenigstens noch eine kleine
eile genießen kannst«
O Du willst schon sort?« Warum
so eilig?m
»Aus der Wolssburg weiß niemand
davon daß ich hier bin, und mich
treibt eine gewisse Unruhe —- ich er
zahle Dir nachher alles. Kommst Du
mit? ?«
»Aber natürlich, herzlich cern —
Johannes, Du bist so lieh und sagst
der Mutter, wo ich bin!"
»Gewiß, inein Kind!«
Er nickte der Schwester steundlch
zu.
»Aus Wiedersehen, Herr Pastor,«
sagte Senta und reichte ihin die Hand.
Er umschloß sie mit sesteni Druck.
»Aus Wiedersehen, Konitesse.«
Arm in Arm verließen die beiden
jungen Mädchen den Garten, und
Pastor Johannes stand ain Zaun und
sah ihnen nach, bis sie die Dorsstraße
hinter sich hatten und den Wald betra
Leen und so seinen Blicken entschwan
n.
8 name-H
Während Senta ihren Besuch im
Pastorhause machte, bereitete sich aus
der Wolsshurg etwas vor, woran
Zutun wohl ain wenigsten gedacht
"t e.
Die Unruhe, von der sie zu Nuth
gesprochen und die sie so bald aus
dein Pastorhause getrieben hatte, war
woht nur die Nachwirkung der unlieb
samen Szene von akute Nachmittag
gewesen Sie hatte reundin
»aus dein Rückwe wekze nach der olsshurg
ierzählt, und Nu hhatte dabei ein ern
sstes Ge irchtstern acht. Wenn das Fräu
lein ohuiä nun doch wahr
machte und dem rasen von Sentas
heimlichen Gan nen und ihrer n ichtsehr
respettvolleii rwiderung erzähltei
Was dann?
es ihr seltsam bange und weh dabei
wurde. »Meinst Du, es ginge mir an
den Kragen, Kleine? Nun, so schlimm
wird es nicht werden« Du weißt,
Senta Woltsstr fürchtet sich nicht«
Damit sing te etwas anderes zu
reden an, aber die Beklemmung wollte
nicht von ihr weichen. Sie wußte, daß
die Hausdame sie des öfteren bei dem
Onkel verklagt hatte, sie fühlte das
aus gelegentlichen Anspielungen oder
aus besonders ernstem, tvortlargem
Wesen des Oheims jedesmal heraus,
und es hatte sie zuweilen rätdselhast
geschmergt Als darum Fräulein von
Rupert ihr keine mit einer neuen An
klage gedroh hatte, war ihr Tempera
ment mit ihr durchgegangen, und sie
hatte der Dame ihre Berleumdungen
kühn in’ö Gesicht geworfen.
Do war sie im Elternhaue von
viel L ebe umgeben gewe en un auch
noch zu jung und harm i, um die
gern e Tragweite einer Berleuntdung
versthen zu können.
Berleutnder aber sind schlimmer alt
Mörder; sie morden grausam lan sam
in der heimlichteit, um so r ver,
Fund es giebt kein Geset. das d se Art
iMoed adndete..· Wozu verleumden
Fdie Mienöchen einnnderst Sind Neid,
MMUU - Daß die Triebfeder-it
lebe heime Triebfeder veran
laßte die upert, die et so bevor
zugte Stellt-unA aus der lfsvur
set-nehm- M nseben und den Wert
»Was dann?« Senta lachte, obgleich
Q- —
der Nichte in den Augen des Oheims
herabzusetzen oder zu ettödtens Sie
hatte sich mit ihrem Loos usrieden
geben, die kleinen Eigenmä tigteiten
des jungen Mädchens nachsrchtig über
sehen sollen. Aber gerade diese waren
Ihr» ein Hindernis sitt- ihre hohen
lane. Dem E rgeiz, das heißtsdenr
trehert um, it ni ts zu hoch und
unerreich ar, das chreiiet grausam
hinweg, wenn auch nicht immer über
Körper- —— so doch über Seelenleichem
Nachdem Fräulein von Rupert sich
etwas von i rer Echaussirung, die die
Szene mit nta ihr immerhin ver
ursacht hatte, erholt hatte, Ließ sie den
Grasen um eine Unterredung bitten.
Gras Maximilian empfing seineHaus
dame heute mit dem Gefühl eines lei
sen Unhehagens. Er wußte, daß
wenn die Dame ihn zu sprechen
wünschte, es sich jedesmal um Senta
handelte, und zwar stets in einer sur
ihn unan enehmen Angelegenheit
Wenn Fräulein von Rupert auch
bisher nie eine ossene Anklage ausge
sprochen hatte, so hörte er doch aus
allem heraus, daß das wilde Tempera
ment des jungen Mädchens ihr vies zu
schaffen machte. Er hatte sich dem
egeniiber stets passiv verhalten und
feine Ansichten und Anordnungen nur
so weit getrossen, als seine eisene
Person dabei aus dem Spiele blie .
Was er jedoch heute vetne men
mußte, trieb ihm das Blut we orn
ins Gesicht.
Tkiuzigk Mag-schrein daß ich die mi
E—— ich gestehe es gern ein-lieb ge
;
l
L
i
Seine HaushaMe hatte ihn anz
kurz und bündig um ihre Entlassung
gebeten. .
»Aber um alles in der Welt, mein
gnädi s Fräulein, warum wollen Sie
mich o urplötzlich im Stich hassens«
ries er nz lonstertiiri; denn ihm
drängte ich in erster Linie die ihn
mißstimmende Frage aux Woher
Lcehnfell den nothwendigen rsatz sin
n —
Fräulein von Rupert hatte diese
Frage vorausgesehen und sich. darauf
eingerichtet. Jetzt galt es. klug zul
operiren. «Sie mußte zweierlei er-;
gründen dabei. s
Nach einigem Zögern und Hin- und »
Ebensde gsb sie auf des Grasen wir- i
J derholte energische Frage nach der Ur
sache endlich Senta als dieselbe an.
Das junge Mädchen sei ihr in unge
bührlichen respektloser Weise begegnet.
»Unmöglich!« ries Marimilian er
sianut und ärgerlich zugleich. »Wie
konnte Senta sich so weit vergessen,
und ioas gab ihr die Veranlassung
dazu2«
»Eine... Frage meinerseits.«
»Eine Frage? Welche, bitte?«
Das Fräulein behielt den Grasen
scharf im Auge, als sie ihm in weni
gen Worten von Sentas österem heim
lichen Verschwinden erzähbte und hin
zusiigte, sie habe es siir ihre Pflicht
gehalten, danach zu forschen
Graf Marimilans Augenbrauen
hatten sich unmuthig zusammenge
zogen.
»Ich will nicht hoffen, daß Sie
meiner Nichte irgend etwas Unrechtes
zutrauen,« sagte er mit einigerSchär e.
»O, nicht im mindesten,« beeilte ich
die Rupert zu erwidern, »der Herr
Gras mißt-erstehen mich. Sie haben
mich siir das Wohl und Wehe Jhrer
Nichte verantwortlich gemacht, und da
bin ich in meinem Pslichteiser viel
leicht zu weit gegangen... ich bitte
um Vergebung.«
Ein sanfter Augenausschlag beglei
tete diese Worte.
»Ich tadle hr Vorgehen durchaus
nicht,'« lenkte er Gras ein, »nur be
daureich, daß es die Veranlassung zu
Jshrem Unwillen mit meiner Nichte
gab. Jch werde diese deshalb ernstlich
zur Rede stellen, und Jhnen soll Ge
nu thuung werden«
In dem Gesicht der Dame zuckte es
vor Befriedigung
»Der Herr Gras meinen eine Ab
bitte?«
»Selbstverständlich.«
»Allerdings s— wäre eine solche die
wordene Stellung hier beibehalten
könnte. Es wäre mir«——wieder ein
kunster Augenausschlag —- »unendlich
chwer geworden zu scheiden. denn ich
habe das stiirrische Mädchen tros- al
lem lieb. Auch sehe ich ein, welche
Unannehmlichieiten dem herrn Gra
sen durch mein pliitzliches Fort ehen
erwachsen müssen. Doch mu i an
dererseits meine Würde und den Re
s it vor mir zu wahren wissen. Der
rr Gras werden mich verstehen.«
»Ich verstehe Sie und bitte Sie da
rum, mit Ihrem En chlusz noch zu
warten, bis ich mit me ner Nichte ge
sprochen habe.«
i »Necht gern, nur fürchte ich, die
JKornieffe wird fich zu einer Abbiite
snicht bereit finden lassen.«
T »Warum nicht? Wenn sie im Un
)vechi ist?'«
; »Auch wenn sie ihr Unrecht einsehen
Jwiirde——-zu einer Abbitte ifi fie —
snutn wie soll ich fagen --- zu fiolz
Tun « —
f »Tu- ige — Oho, wik wollen doch
flehen, o wir diesenTroy nicht-brechen
iliinneni Seien Sie versichert mein
i riiulein, daß ich alles thun werde,
ie Angelegenheit, die mir höchfifaial
ist, Z: ordnen.«
« r Herr Graf sind seh-r gütig,
und ich bedaure es, Ihnen mit meiner
ordnung Ungelexnheiien bereitet zu
aben. Nehmen e--ie nochmals die
ersicherung, daß ich erfi nach langem
Kampfezu dem Enifchbuß tam.«
Mit einer höflichen Erwiderung be
gleitete der Graf feine hausdame bis
zur Ists-r und verabschiedete sich dort
Von . ·
·Drauhen flog ein iriumnhirendes
Lächeln um I kein you Wette-.
»Ur-nd Ihr Her-same erreicht Sie«
gönnte dem storrifchen Ding die be
vorstehende Demiitbigun von rzeu
und freute sich aus den it nbl chwo
dieses abbittend vor ihr sie n wijtdt
Auch von ihrem geheimen i·e Ausku
sen Verda ssien sie reit zu sein«
Sie war e ne ebr cha e Prof-COL
rin, iind keine Miene, IMZUS M
Maximilians Ge chi war ihr entgan
gen. Sie hatte rin Zorn und Un
willen iibee seine Nichte gelesen, wettet
nichts. Dadurch sah sie schon viel ge
wonnen, und es stimmte sie unwill
tiirbich etwas milder gegen das»·lUng
ihrer Obhut anvertraute Mvdchm
wenn sie auch nicht gesonnen warzaus
die Genugthuung zu verzichten. Dieser
Augdenblick sollte ganz auggelostet
wer en. - «
Allerdings befand sich Gras Mast
inilian, nachdem seine Hausdame ihn
verlassen tie, noch immer in erregter
zorniger tiinmung. ,
Er rie; sofortGotilieb und besakl
ihm, die omtesse zu sich zu bitten. Lr
wollte keinen Zorn nicht erst verkau
chen la en, denn er brauchte ihn nd
ihig, um seiner störrischen Nichte end
lich einmal, wie sie es verdiente, den
Text zu lesen. Dazu war es bisher
trotz seiner jedesmaligen ernsten Vor
sähe noch nie gekommen. Stand sie ihm
Auge in Auge gegenüber, so schwand
; sein Zorn ·edesmab überraschend
;xckznell. Sie am ihm dann in ihrer
; rischen, gesunden Schönheit, mit ihrer
; schlankem anmuthigen Gestalt doch
! nyickft mehr wie ein Kind vor, das man
» ein ach ablanzeln konnte.
! ute ·edoch nach dem Bericht und
derbeEntleissungöforderung der Hans
dame, die ihn in eine hochst argerltche
Stimmung verseßt hatte, wollte er alle
Bedenken zurückweisen und ern»Yon
nerwetter auf das Haupt der wunde
rin niederschmettern ·
Es verbesserte seine Stimmung
nicht« als Gottlieb ihm dre Pachttch
brachte, Komtesse Senta ware« laut
Bericht der alten Brigitte zu Fraulern
Degenhart ins Dorf gegangen.
r liebte es nicht zu warten, und
nun, da er dazu verurtheilt war, pri
ckelte es ihm vor Ungeduld· in » den
Adern. Er rannte einigemal tnsernem
Zimmer aus und ab. Schließlich aber
e teer sich doch vor seinemSchre1b
ti ch nieder und nahm ein Buch vor.
Senta hatte sich unterdes von Rutb
Degenhart an der Parkthür Verab
schiedet und ging nun allein den Part
weg nach dem Schlosse zu
sFortsetzung folgt.)
Das Oelshuch tu saurem
Aus dem Jnhalt dez französischen
Gelbbucheö, auf welches Deutschland
mit einem Weißbuch antworten wird,
liegen folende Mittheilungen vor:
Die Attentücke umfassen den Zeit
raum von 1901zbis 1905.
Die erste Partie der Dokumentew
fammlung ist der Darstellung des be
rechti ten Interesses gewidmet, wel
ches SFrankreich an den Zuständen
im Sultanat vermöge der Grenzen
mein chaft der algerischen Kolonie
mit arokko nehmen muß. Die ver
äffentlichten Berichte zeigen, daß die
revolutionäre Bewegung tm Sultanat
eine ungünstige Rückwrrkung auf die
Stämme in Algier übt und durch die
Mißwirthfchaft in Marotto die Ord
nung in Algier bedro t ist. Weiter
entnimmt man aus n Berichten
über die Verhandlungen des französis
schen Vertreters Samt-Reue Tails
landier mit dem Sultan, wie sehr
ofrankreich sich bemüht hat« den
Flltak zen sin der Herstellung geordne
ter «ustände zu unterstühem indem
es vor allem in die maroltanischen
Finanzen Ordnung bringen wollte.
Das Gelbbuch veröffentlicht den
Vertrag über die Gründung einer
Bank rn Marotko mit französischem
Kapital und über die Gewährung
eines Anlehens, welches infolge der
Schwierigkeiten, die sich in der Folge
mit Deutschland ergaben, nicht zur
Verwirklichung getan te. Der Be
ginn dieser Schwierig eiten ist durch
die Note des Botschasters in Berlin,
Mr. Bihourd, vom 11. Februar 1905
gekennzeichnet Jn diesem Augen
licke regt sich tn Berlin das nteresse
der deutschen Politit für « arokto,
welche sich durch die Nichtmittbeilung
des englisch - französischen Mart-klo
Abkommens vom April 1904 von
rankreich absichtlich ignorirt glaubt
m ebruar sind die Beschwerden
deut chland, wie aus der Note Bi
hourds vom 11. ebruar hervorgeht·
offenkundig gewor n, und man ver
geht jetzt die Erklärung des Fürsten
tilow, welcher in seiner leiten Rede
dem Reichita e mittheilte, daß die
Reise des« aiierg Wilhelm nach
Tanger. die Ende März statt fun
den, bereits tm Februar bes lossen
worden ist. «
Dann folgen die Berichte über die
weiteren Verhandlun en des französi
schen Vertreters HaianenesTails
landier mit dem Maghzen von Ma
rotto, die diplomatischen Roten und
Berichte über die Verhandlungen tn
Berlin. Vemerlenswert ist eine
kurze Note Samt-Neue - aillandteri,
welcher erklärt, daß er sich dem Sul
tqn gegenüber niemals auf ein eure
päifches Mandat berufen habe. liest
Bülow hat irr-seiner großen Bu et
rede die Beschutdigung gegen Te
französilchen Vertreter in Meeresk
erhoben, daß derselbe sich an et
Mandat Europas berufen tie,
Saint-Rene-Taillandier stellt e tu
Abrede. Sicherlich hat der fkran öst
sche Diplomat und auch Für B lot
rechtx die üppiqe orientalifche Phan
tasie des Maul-gen dürfte das eure
söäifche Mandat erfunden haben.
-.- »Deinen Sie »nerne?« fragte MSI
But thren ungeschlckten Tön r. «
in, file mein Leben gern.« »Hast-als
lernen Sind dann nichtc«