Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, December 22, 1905, Sweiter Theil., Image 15

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    — ——-s
Großmutters
Weihnachten.
. Großmutter sitzt im Lehnstuhl am
Ofen, Dämmerung füllt das
Gemach. Feierlich klingen die
Kirchengloclem daö schöne Weihnachts
»- fest einläutend, durch die stille, kalte
Winterluft zu ihr hin in das warme
friedliche Eckchen, und unaushorltch,
leise und wie vorsichtig, fallen die
Schneeslocken vom Himmel herab, als
- elte es, den Dächern, Bäumen und
ätraßen das weiche, blendende Fest
gewand zum Weihnachtsmorgen zu
vollenden. Nur einzelne Menschen
noch, mit Paleten beladen, frohe Er
wartung und innerliche Freude in den
Mienen, hasten durch die Straßen,
hier und da auch wohl ein Wagen, der
einen verspäteten lieben Gat zum
Fe e bringt, sonst Stille un Ruhe
dr uszen ·-— in ahnungsvoller Andacht
breitet die heilige Nacht ihre Schatten
iider die Erde in gleicher Majestät vor
tausend, wie nach tausend Jahren!
Großmutter-J fleißigen alten Hän
den sind die Stricknadeln entfallen,
und unbewußt falten sich die Finger
wie zum Gebet. Die einst so klaren
Augen blicken träumerisch auf die
hellen Streifen, den das slackernde
Feuer auf den Fußboden wirst, ein
leises, friedlicer Lächeln umspielt die
Lippen der alten Frau, und auf
horchend wendet sie den Kopf nach dem
Nebenzimmer, von wo liebe Stimmen
gedämpft herüber:önen: dort wird ja
aufgebaut, der Christbaum gesclnniicktt
»Ehre sei Gott in der Höhe, Friede auf
Erden und den Menschen ein Wohls
aefallen!«
Und bei dein Klange der Weih
nachtsglocken steigen jetzt in Groß
mutter-Z Herzen Erinnerungen auf, die
ihr selige längftvergaugene Zeiten her
aubern, weit über ein halbes Jahr
zundert verschwindet vor ihrem Blick!
Sie steht sich als fröhliches Kind im
glücklichen Elternhause, mit dem Bru
der im dunklen Zimmer nach der Weih
nachtsstube hinlaufchend, wo die
Eltern den Baum anzänden Sie sieht
die alte gute Großtante, ohne die kein
Weihnachten zu denken war, die Thür
ein klein wenia öffnen und dreimal
niesen, das war dann das Zeichen des
»Weihnachtsmannes« und fiel mit dem
hellen bekannten Klinaelton zusammen,
der die Thiir sreigab und den schönen,
strahlenden Kerzenbaum sehen ließ.
O des Jubels und der Freude! Alle
Wünsche sind erfüllt, alle Ueberra
schungen gelungen, auch die, welche
man für die Eltern in Bereitschaft
hatte: kleine Handarbeitem Zeichnun
gev, vom Ersparten gekaufte Gegen
stände machen Freude, ernten Lob.
Dann fehlte eines Tages dennoch
die gute Taute, der Weihnachtsmann
nieste nicht mehr, die Puppe und das
Spielzeug machten Kuchen, Kleidern,
Schmuckstiicken Platz; der Bruder kam
bald auch nur als Gast zum Weih
nachtsabend aus kurze Unterbrechun
gen seiner Universitäisstudiem aber
immer brannte der Baum hell und
strahlend, sein Duft machte jedes Jahr
ihr Herz höher schlagen, wie schon in
den Kinderzeiten, und auch als eines
Tages das erwachsene Mädchen mit
neuen, unllestimrnten Wünschen, mit
stillem Sehnen und ahnungsvollem
hoffen darunter stand, drang neben
den unbewußten neuen Träumen doch
auch wieder das selige, ruhige Kind
heitsgliick, der» volle Kindheitszauber
von dem Lichterbaum ins Herz hinein.
Ehre sei Gott in der höhe, Friede
auf Erden und den Menschen ein
Wohlgefallen!«
Jn einem Jahre war kein Frieden
auf Erden, da war der Bruder —- und
noch jemand! — in Feindes Land, eine
ewaltige Zeit brauste durch das Va
erland und die eigenen kleinen Ge
schicke verloren sich in der großen, ge
meinsamen Sache. Die Weihnachts
feier im Elternhause war diesmal
ernst und anders als fonst; Gedanken,
Sorgen, Gaben wanderten in die Fer
ne, das Herz bangte und hoffte; den
armen Verwundeten in den Lazaret
ten wurden Weihnachtsbäume und
Geschenke gebracht —- aber dennoch
brannten die Weihnachtslichter hell
und verheißend, Hoffnung und Le
bensmuth leuchteten aus den grünen
Zweigen — ØIVZMUUCT lVllk Illligi
Und wieder lam ein Weihnachts
·abend, an dem auch sie ins Elternhaus
ging, am Arme des geliebten Mannes-,
aus der eigenen jungen Häuslichleit
beraus, ein Abend, an dem sie den
brennenden Baum mit andachtsvollen
Gesiihlen ansah und die Lichter unru
hig zitterten in den Dante-» und
Gljlcksthtänem bie sich aus ihrem Au
. ge siahlen, als sie aus dem Gabentische
ein Körbchen mit entzückenden kleinen
Sächelchen sand, die dem Manne nur
errbthend und verstohlen gezeigt wur
den!
Aberrnals Jahre vorüber! Unter
dem Weihnachtsbaume, den sie selbst
angezündet, steht Großmutter, im ei
genen Heim, wenngleich fern von hei
math und Elteriihau5. Aus einem
großen und einem lleinen Tische ord
net sie die Gaben, auf le teeem liegt
aus zwei gesonderten Pl den allerlei
Spielzeug; nebenan hört sie zwei helle
Stimmchen rufen »Marna, noch
nichts-« Und die Klingeh aus die sie
selbst als Kind in Spannung und
Entzücken gelauscht hat, dieselbe Klin
gel rust ietzt die eigenen Kinder, zwei
bliiiwtxe Knaben, die mit-Jauchzen
hereinstürmen nnd sich Iubelnd freuen.
Vier große unschuldige Augen blicken
un kommt die große Weihnachtsschlachtt
Harren es wird mobil gemachti
gnd naht das schöne Fest heran,
Parade hält der« Weihnachtsniann.
Zuerst mit stolzcni Schritt vorbei
Zieht alles, was es gibt von Blei,
Das Fußvolt nnd die Reiterei
Und wo sich nnr die Völker hann. .
Hier kann man die Soldaten schaun:
Engländer, Bnren nnd Franzosen
lind Wilde ohne Rock nnd Hofem
Japaner, Briten nnd Franzosen
Die Kaiser- und die tidnigliclem
Ja, die Arinecn der ganzen JEAN —
Wer hat solch Heer je aufgeftcllti
O fchant nur die Milliarden an —
Tas kann allein der Weihnarlitsmannl
Und nicht genug —- nnn zieht daher
Gleich toic ein Niefenstrom zum Meer
Das Ungeheure Puppenhcch
Wer zählt die Völler, nennt die Namen
Der Bahn-T Kinder, Mädchen, Damen
Mit Augen blau nnd »süs-. erschrocken«
Mit schwarzen nnd mit aoldncn Locken?
Ww-W8W
Gar viele sind, man instä- nicht denken,
Versehn mii wirklichen Gelenken
Und manche schließen, geht’s zur Ruh,
Mit leisem Klapp die Augen zu;
Doch drückt man andre auf den Magen,
Vetstehn sie gar ,,Mama« zu fagenl
Die einen kleiden sich bescheiden
Die andern gehn in Samnit und Seiden
Doch manche sind, wie Gott sie schuf,
Denn Baden ist ihr Oauptberuf.
Musiil Musik! Nun zieht’s heran.
Drauf iromineln man und pfeicfn kann,
Die Orgeln nnd die Picfelflötem
Die Geigen, Hörner nnd Trompeten, «
Die Glockenspicle nnd die Knarren,
Waldieufel anni, die grausig qnarrenl
Das rasseli, schnietterh qnieit und gcllt,
Als käm der Untergang der Welt.
D r Weihnachtgmann sagtseibst: »Nanui«
Und hält sich beide Ohren zu·
Doch sieh, nnn naht die große Herde,
Die Ochsen, Esel, Hunde-, Pferde,
All die in Noahs Arche waren,
Ziehen vorüber, unzählige Schaaren,
Miezeiatzen wie Sand am Meer
Bählämmer noch zehnmal mehr,
Löwen nnd Tiger, stanieele und Affen
Elephantem Bären, Giraffen.
Von manchen hat es hier mehr gegeben,
Als auf der ganzen Erde lebent
Und dann der Vögel unendliche Flüge
Und dann die Wagen nnd Eisenbahnzüge,
Die sich rasselnd vorüberseliiebem
Mit Federttaft oder mit Dampf betrieben
Oder am Ende elektrisch gar
So zieht vorüber Schnur auf Schand
Man kann nicht alles beschieiben und sagen.
Am Schluß da kommt auch für den Magen
Alles was wir schon einmal sahn,
Aus Honigluchen und Marzipam
Aus C lolade und Zuckerfchaum
Eine elt, die fiir den Weihnachtsbanm
Zauberifch schöpfte- der Zuckerbäckcr,
sLieblich duftend, köstlich und lecken
Fürwahr eine Welt, zum Anbeißen schönl
Sodann, mit schreckliilien Getön
Blasen. daß es zutn Himmel schallt
Zehntaufend Trompeten: »Das Ganze
Haltl«
Nun inn den kleinen Hügel lier
Steht wie ein iumlisehbares Meer
Das ganze gewaltige Weihnachtsheer·
Und dankend spricht der Weihnachtsmanm
»Ihr tapfern Eclxaarein ieli seh"»3 euch an,
Wie groß nnd gewaltig euer Muth ist,
Ich sehe verqniigt, dniz alle-S gut ist«
Darum nun seid entlassen in Gnadenl
Nun zieht auf Millionen Pfaden,
Der eine dort, der andre hier
Ein jeglicher in sein L.iic1rtier, -
Unter den strahlenan Weilsnnchtskerzen
Zu erfreuen die siinderlserzenl
Zu Reichen nnd Armen werdet ihr gehn
Und viele glänzende Augen sehn:
Für alle soll beim Weilnimtstsschein
Ein Stück Himmel auf Erden scinl«
Heinrich Seidei.
in den strahlenden Lichterbaum und
voll tiesen Dankes gegen Gott sieht
auch die glückliche Mutter in den alt
gewohnten Glanz, ihr Hoffen und
Wünschen ist erfüllt, vor Tausenden
hat das Leben ihr Segen und Glück ge
bracht, in ihren Kindern bleibt ihr
Herz jung und sie weiß nun erst recht,
was Weihnachten ist: »Ehre sei Gott
in der Höhe« s—
Und doch -- »es muß stürmen in je
des Leben hinein, es muß Tage geben
so traurig« -—- Großmütierchen zuckt
leise zusammen, sester salten sich ihre
Hände, eine Thriine verdunkelt ihr
Auge: so viele Jahre auch schon dar
über hinschwanden, der Schmerz blieb
ebenso tief, der das Mutterherz traf.
Den beiden Knaben gesellte sich nach
längeren Jahren das ersehnte Schwe
sterchen zu« ein Sonnenstrahl iam mit
ihm ins Haus und erfüllte der Mut
ter Seele mit reinster Glückseligkeit
und Freude! Doch nur zu bald erlosch
er wieder; das tiesste Leid zog ein, wo
die Freude geweilt, und es tam ein
Weihnachtsabend, an dem die Kerzen
des Baumes trübe schimmerten, wie
von Flor überdeckt, ein Weihnachtgi
abend, an dem sie, ehe sie den Knaben
bescherte, eine einsame, schluchzende
Weihnachtsseier hielt an dem Hügel
ihres entschlasenen Lieblings, während
ihre heißen Thriinen in den leuchten
den Schnee fielen, der ihn deckte, und
sie sich mit blutendenr Herzen fragte,
warum denn Gott so grausam gewesen
sei, ihr mit dem Kinde ein Stück ihres
Lebens zu nehmen?!
Die Knaben zu Hause verstehen
schon ihren Schmerz, sind stiller und
zärtlicher als sonst und ihre Liebko
sungen scheinen zu fragen: ,,hast du
nicht noch Glücks genug an uns?« Ja,
es ist ihr noch viel geblieben! —- und
mit doppelter Inbrunst zieht sie die
Knaben an ihr Herz —- vertrauensvoll
lehnt sie sich an die Schulter ihres
treuen Gatten und sieht auf die grü
ner ernsten Zweige des Weihnachts
baumes mit stiller Ergebung in Got
tes Willen — ja, sie hat noch Liebe,
Glück und Pslichten genug! —- Die
Jahre vergehen —- Grvßmutter ist
nicht mehr jung — die Söhne wachsen
heran und verlassen das Elternhaus;
manchmal bleiben die Alten am Weih
nachtsabend allein; aber jedes Jahr,
trotzdem ihr Mann sie wohl lindi ch
nennt, zündet Großmutter in ihrer
stillen freundlichen Stube einen
Christbaum an zum heiligen Abend
und läßt ihr alterndes Herz von Kind
heits- und Jugenderinnerungen um
spielen. —- Und eines Tages sind wie
der mehr Menschen unter dem bren
nenden Baum, beide Söhne sind jung
verheirathet, haben ihre Frauen mitge
bracht und die Eltern sonnen sich in
dem jungen Glück. Unter den Weih
nachtslichtern blicken sie sich in die
treuen Augen, drücken sich die Hände
und flüsterm »Weißt Du noch, als wir
so waren?« -— o Jugend, Liebe,
Glück!
Und wieder eine Spanne Zeit vor
über, wieder heiliger Weihnachts
abend! Heute hat aber Großmutter
alle Hände voll zu thun; nicht ein,
nein, drei Bäume schmücken die Stube;
drei Familien vereinigen sich heute
Izum schönen Feste hier! Sie sieht noch
einmal prüfend ihr Werk an, ob auch
ialle Gaben hingelegt sind, keine Ueber
Hraschung vergessen wurde, und immer
;wieder kehrt sie zu einem kleinen Tisch
chen zurück, auf dem Puppen und ver
schiedenes Spielzeug für ein kleines
Mädchen ausgebreitet liegen, wie lieb
tosend fährt ihre Hand über die Sa
chenl Dann fällt ihr Blick aus die
Uhr —- gleich siinsl Der Gatte wird
ivom Schreibtisch geholt, er muß sich
einen besseren Rock anziehen, in der
iKiiche werden die letzten, schon wieder
holt gegebenen Antveisunges nochmals
eingeschärft, dann rasch noch die Feier
tagshaube ausgesetzt, und nun darf sie
sich endlich neben den treuen Gefährten
ihres Lebens.setzen, sich mit ihm aus
die kommenden Stunden treuen, wäh
rend die Weihnachtsglocken vom nahen s
Kirchthurm herübertönen.
Da —- die Flurtlingel —- große und
kleine Füße stampfen den Schnee von
den Stiefeln, dann leises Tuscheln
und Bewegen im Vorzinuner —
Großmutter greift zur alten Klingcl,
die nun schon der dritten Generation
den Christkindsrus bringt, dann
stürmt es herein, das Leben, das
Glück! Zwei Elternpaare und drei
blühende Kinder! Zwei Knaben flie
gen auf den Großvater zu, Großmut
ter aber hat nur Augen für das blonde
ruhige Enkeltöchterchen, das Kind des
ältesten Sohnes, das sich in ihre Arme
schmiegt, ihren Liebling, aus den sie
die ganze Zärtlichkeit ihres alten Her
zens vereinigt, in dem das einst ver
lorene Töchterchen ihr wieder aufer
stehi. Sie weiß, daß auch sie in dem
kleinen, reinen Herzchen den ersten
Platz einnimmt, es herrscht ein ruh
rend inniges Verständniß zwischen der
Alten und dem Kinde, und als nach
all’ dem Jubel des Findens und Sich
sreuens die Frau des zweiten Sohnes
sich ans Klavier setzt und vier junge
kräftige und zwei helle Knabenstimmen
singen: »O du fröhliche,«o du selige,
gnadenbringende Weihnachtszeit«, da
schleicht die Kleine wiederum zur
Großmutter hin und diese legt zit
ternd vor Rührung und Glück ihre
Hand segnend auf das lockige haust
ihres herzblatts und blickt feu tut
Aug’s aus den alten, lieben, s ete
Tannenbaum.
»Auf nächstes Jahrt« —i »bis zum .
nächsten Weihnachten« -«"· so ·töut«s
hinüber und herüber beim Abschied,
die Stube ist wieder still und leer, die
Lichter am Baum sind herabgebtanni,
am Fenster draußen fallen noch immer
leise und dicht die Flocken herab, die
Weihnachtsnacht senkt sich hernieder
und Großmutter entschlummert mit
einem Dankgebet auf den Lippen; Ehre
sei Gott in der Höhe, Friede auf Er
denI und den Menschen ein Wohlgefal
len.
Und heute nun, da es wiederum
Weihnachten ist? Da siht sie allein
und traurig; das letzte Jahr hat sie
ganz alt und müde gemacht, ihr
treuer«Gatte hat sie auch verlassen!
Beim Sohne wohnt sie, die kleine Do
rothea ist ihr Trost und ihr Augen
licht, sie selbst wird geehrt, geliebt und
gepflegt, aber doch fühlt sie sich nicht
mehr zu Hause, sie meint, sie sei nun
überflüssig, ja sie freut sich nicht mal
mehr auf den brennenden Weihnachts
baum! Jmmer tiefer sinkt das Haupt
der alten Frau auf ihre Brust, immer
traumhafter werden ihre Gedanken;
die Kirchenglocken tönen mächtiger und
rauschender zu ihr her, dazwischen
hört sie jetzt eine unbekannte, wunder
volle Musik, und plötzlich ist es ihr,
als ob zwei weiche, kleine Kinderhände
sie höher und höher hinaufziehen, wo
eine blendende Helle, wie von Hunder
ten von Christbäumen, ihr entgegen
strahlt, so daß sie die Augen schließen
muß. Aber so leicht, so frei, so selig
wurde ihr zu Muth, eine so köstliche,
reine Luft umgiebt sie, die sie tief, tief
einathmet.
,,Großmutter, das Christiind ruft!
Komm zum Tannenbauml Ach Groß
mütterchen, warum antwortest Du
mir nicht? Vater, unser Großmütter
lein ist so still und so kalt, rede doch
mit ihr!« so ruft Klein-Dorothea und
hält die Hände der Greisin fest und
will sie vom Sessel emporziehen. Der
Vater eilt herbei und —- sinit mit ei
nem Schmerzenslaut in die Kniee vor
Ier lieben alten Mutter. Und Groß
mutter ruht aus von ihrem Tagewerk,
hört die Stimmen ihrer Lieben nicht
mehr und feiert ihre Weihnachten dro
ben, wo die Engel ihre Hosianna sin
gen!
»Ehre sei Gott in der Höhe, Friede
auf Erden und den Menschen ein .
Wohlgefallen!«
——-.—
Weihnachtsfreuden.
eilniachtskerzen flammen wieder
M Alle Fenster find voll Glanz,
Alte, liebe, fromme Lieder,
Kindetlieder,
Aus der Jugend sisnospenzeit
Hör’ ich klingen weit und breit.
Aus Frau Holle's weißen Haaren
Fallen Flocken leis nnd leicht,
Wie sie auf und nieder fahren,
Dicht in Sil)aare11, « )
Und sich, kleinen Sternen gleich,
Lustig drehen weiß und weich.
Wnlzll Im Zimmer ist’s jetzt Kanns
Tiiste haucht das Tannenholz
Miitterchcn erzählt beschaulich
Und erbaulich,
Und mit offnem Aug’ und Ohr
Lausclit der Kindlein selOger Chor.
Aber draußen auf den Gassen
Irrt manch’ armes, kleines Kind,
Das vereinsamt und verlassen
Und mit blassen
Wangen durch die Scheiben schaut,
Was Knecht Ruprecht aufgebaut.
Laßt uns drum der Armen denkenl
Weihnacht ist die rechte Zeit,
Freude in ein Herz zn lenken
Zn beschenkem
Jst ein Werk, draus Segen quillt,
Ziindeshand ist leicht gefüllt.
W
Ein Phantnst.
Setretär: »Na, Plümke, warum
schielen Sie fortwährend nach der
Kleiderbürste?«
Diätar: »Ach, Herr Secretär, wenn
ich die Borsten sehe, muß ich immer
an Schweinebraten denken.'
.- .e«
Verfängliche Frage.
Doktor-: »Jhre Krankheit ift zwar
nicht allzu gefährlich —- aber immer
hin sterben von zehn Personen drei
daran!«
Der Kranke: »Pardon, Herr Doktor
— sind die drei schon todt?«
Gemüthlich.
Bedienter (zum Bittsteller, der volle
zwei Stunden im Vorzimmer gewar
tet hat): »Mir fällt eben ein« daß
Seine Exzellenz beim Fortgehen gesa t
hat« daß er heute nicht mehr lonnnt.«
Verschnapvn
Er (zur Schwiiegermama): »Du
sagtest doch seinerzeit, daß Elise 12
000 Mark mitbekommt, und nun ste t
sich heraus, daß sie nur 10,000 hat!«
Schwiegermama: »O, Elife hatte
schon 12,000 — aber ich hab' ja, bis
sie Dich kennen lernte, 2000 Mark
verannoncirt!"
Schlau.
Schutze (zunr Gemeindewiesen-)
,,Nachdem der Weg über’s Gemeinde
feld von jetzt an verboten ist, läßt Du
in der Stadt a Tafel machen; laß sie
in. der neumvdischen Schrift —- He
schions oder wie s’ heißt — malen. Des
bringt’s gleich nicht Jemand zusammi
und wir machen a Geschäfti«