Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 17, 1905, Sweiter Theil., Image 13

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    W
Ein gutes Geschäft
Von Tore Wallgren. Autorisirte Ue
bersetzung aus dem Schwedischen.
Der Chef des großen Juwelenge
fchiiftes en gros Charles Burtons,
Ludgate bill, London, war im Be
griff, fein Kontor zu verlassen, um sich
nach seiner außerhalb der Stadt gele
genen Van zu begeben. Es war halb
sechs, alfo ungewöhnlich spät, denn es
war ein heißer Taa gewesen und das
Personal hatte mit aller Kraft arbei
ten müssen, um zur Zeit fertig zu wer
den.
Die Arbeitsträfte waren verhält
nißmiißig gering, ja durchaus unzu
liinglich, denn der Chef huldigte der
Ansicht, daß lieber jeder Angestellte
für zwei arbeiten solle, als daß er eine
einzige Person zu viel engagiree
Das Lager, welches wenig Raum
einnahm und besonders werthvoll war,
befand sich in dem geräumigen Kontor.
Eine Treppe höher wohnte der Argus,
der diese Schätze bewachte, und viele
Anordnungen waren getroffen, um sie
gegen nächtliche Besuche zu schützen:
Der Chef hüllte sich in seinen Pelz,
nahm Hut und Stock und ging mit
elaftischen Schritten die mit Matten
belegte, spiralförmige Treppe hinauf
zur Residenz des Wächters, um ihm
Berhaltungsmaßregeln zu geben, was
er nie unterließ, auch wenn er ihm
nichts Besonderes zu sagen hatte.
»Geben Sie acht, daß alles in Ord
nung ist. Vergessen Sie nicht, die Fen
stet zu schließen, und wenn einer von
den Herren noch arbeitet, so stören Sie
ihn nicht. Adieu, Jackson.«
Der Anaeredete verneigte sich.
»Wird alles besorgt, Herr.«
Kaum hatte der Chef die Thür hin
ter sich geschlossen, als unten im Kon
tor die Stimmen sich lauter erhoben.
Doch um sechs Uhr wurde Schluß ge
macht. Eine halbe Stunde später pack-—
ten auch-die in einem kleinen Zimmer
neben dem Kontor sitzenden Buchhalter
ihre Arbeit zusammen. Nur einer von
ihnen saß noch in seine Bücher ver
iieft, als der Wächter um sieben Uhr
seinen Kopf zur Thür hereinsteckte.
»Sie haben wohl noch eine Weile zu
thun, Herr Wattson, da will ich nur
lieber gleich schließen."
»Ja, das dauert hier noch ein paar
Stunden, also schließen Sie nur.«
Drückendes Schweigen herrschte in
dem großen GeschäftslolaL dumpf nur
brauste der Straßenlärm heraus.
Rasch schritt die Zeit vorwärts. Die
Uhr schlug neun vom Thurm der St.
Paulslirche, und noch immer saß un
ser Mann an seinem Schreibpult.
Jaason brachte ihm eine Tasse Thre,
legte ein paar Holzscheite in den Fia
min und ging wieder hinauf.
Ein schwaches Knirschen, gefolgt
von einem unbestimmten. dumpfen
Laut, als ob etwas über das Troitoir
geschleist würde, vermischte sich plötz
lich mit dem herausstöhnenden Stra
ßenliirm. Wattson ließ die Hände ru
hen und lauschte mit gespannter Auf
merksamkeit. Da er aber nichts wei
ter hörte, erhob er sich, öffnete die
Thiir und ging leise die Treppen bin
aus, um nach Jackson zu sehen. Doch
dieser war nicht da, jedenfalls befand
er sich in seinem Zimmer nebenan.
Augenscheinlich sehr vergnügt über
diesen Umstand ging Wattson wieder
hinunter, sich zufrieden die Hände rei
bend.
Er spähte durchs Fenster und mur
.2«melte: »Das ist mir ein schöner Wäch
ter. Wir haben einen Nebel, daß man
kaum die Laterne siebt, und er liegt
und schläft.«
Dann klopste er langsam in langen
Zwischenraumen an dasFenster. Gleich
daraus vernahm er ein gleichessilovsem
aber bedeutend schwächer, von draußen.
Er versuchte, hinauszusviihem konnte
aber durch den dichten Nebel nichts er
kennen. Hastig zoa er sich ins Zimmer
zurück und schien sich wieder in seine
Rechnungen zu vertiefen. Gleich da
raus hörte er einen schwachen, klir
renden Laut. Dann war alles still
wie zuvor. Wattson saß in lauernder
Erwartuna. Jede Muskel in seinem
wohlgesormten Gesicht drückte eine
hochgradige Spannung aus.
Leise ging die Thiir hinter ihm aus,
und eine lange, dunkle männliche Ge
stalt betrat lautlos das Zimmer.
»Sind Sie da, Hastell?« fragte
F Wattson sliisternd. »Ein herrlicher
f Nebel, alles »all right.«
»Wir mttssen uns beeilen, es ist
nicht viel Zeit zu verlieren. Der Wäch
ter lann jeden Augenblick kommen
Sie, Wattson, stehen natürlich mit
Jbrem Leben ein siir das Wohl des
Geschäftes, Sie geben in den Tod für
das haus, in welchem Sie arbeiten,
verstehen Sie? Sie leisten also Wi
derstand, Sie werden verwundet -«—
» man sindet Sie bewußtlos —- alles
« weitere brauchen Sie nicht zu spielen.
" So habe ich mir die Sache gedacht. Es
« ist nothwendig, daß Sie einen Messer
stich bekommen,also Sie ristiten wirk
lich etn wenig. Doch vollkommen ruhig
bleiben, nicht mucksen, sonst ist alles
verloren.«
»Aber .s....«
;.··, »Meine Einwendungen! Zeigen Sie.
daß Sie der Mann sind, siir den man
»j;·s«"Sie hält. Davon hängt alles ab.«
»Stechen Sie nur das Messer nicht
« - zu ties.'«
s «Seien Sie ganz ruhig. Wo ist der
Getdschranti Ach so, da. Wieviel ist
darin7«
W
s- —
i
»Achttausend Pfund, gemäß dem
Uebereintommen.«
,,.Gui Und die Diamanten nebenan
rechts in den Fächern. Nun, Sie wer
den von hinten übersallen, das ist wohl
das Beste. Eine neue Chance sür Sie,
Sie haben alle Chancen. Sie stecken
sich das Taschentuch in den Mund, da
ntit Sie keinen Laut abgeben. Es ist
mit B. J. gezeichnet, ich kenne niemand
mit diesen Jnitialen Sind Sie be
reit? —- Eins, zwei, drei.«
Und rasch stieß er den scharf ge
schliffenen Dolch, den er in der Hand
hielt, dem Manne in die Seite, daß
er mit verzerrtem Gesicht stöhnend in
Hof-tells Arme sank.
Doch dieser bewies Wattson’s
Schmerzen gegenüber eine treuslische
Kaltbliitigteii. Kein Zug veränderte
sich in seinem Gesicht, während er ihn
in die rechte Lage brachte.
»Und nun an die Arbeit. Die Bü
cher hier sind zu Boden gefallen, der
Stuhl ist quer zur Erde gestürzt —
so, weiter ist nichts übrig, um die
Leute erkennen zu lassen, daß »ein
hartnäckiger Kampf aus Leben und
Tod« stattgefunden hat. Du wirst
nun verherrlicht werden, Herr Watt
son, Du hast Dich tapser vertheidigt.
Für eine Woche bist Du der Satan
held Londons. — — Hier der Gew
schrant. Ein schöner Hausen Geld.
Eine gute Ernte. Eine Unvorsichtig
teit Burtons, soviel Geld in der Kasse
zudhahem Die Zeitungen werden es
ta eln.«
Er lachte leise lurz auf. »Und nun
hier herein. Den Knon zum elektri
schen Licht hätten wir. Und nicht auf
die Schwelle treten, sonst beginnt die
Alarmalocke zu läuten. Es ist doch
ausgezeichnet, wenn man seine Jn
strultionen han«
Als das Licht in der kleinen No
sette mitten an der Decke sich entzün
det hatte, erkannte Haslell rechts ne
ben der Thiir einen etwa drei Meter
langen, eingemauerten Schrank mit
einer Reihe von Schubladen. Diese zog
er nacheinander aus und entnahm
ihnen die kostbaren Schmucksachen. Es
war lein Stück unter fünfzig Pfund
dabei. Als er seine großen Taschen
bis zum»,Rande gefüllt hatte, ging er
hinaus, lies; die Schubsächer ossen
und das Licht brennen. Nun galt es
das wichtigste für ihn: ungesehen aus
demselben Weg, den er gekommen war,
zu verschwinden. Er entlam glücklich
aus dem Zimmer, in welchem Wattson
in einer kleinen Vlutlache noch immer
bewußtlos lag, er langte auch glücklich
durch das Fenster aus die hohe Mauer,
welche sich neben dem Hause erhob und
verschwand dann in dem Nebel, ge
rade als die Thurmuhr viertel Zehn
schlug. Das »Geschäft« war gut ab
gelausen und in laum einer Viertel
stunde ausgeführt worden.
Wattson lag noch immer ohne Be
wußtsein, ohne daß er es zu spielen
brauchte, wie baglell gesagt hatte.
Nach zehn Uhr lam Jackson wieder
herunter, um zu sehen, ob er noch nicht
sort sei. Ein Blick in das Zimmer
sagte ihm, das; ein Gast da gewesen
war, den der Polizei zu überliefern er
zu spät kam.
Er eilte an das Telephon und be
nachriebtigte diese sowie den Arzt.
Als die Repräsentanten der Gerech
tigkeit und Heiltunst nach lnapp zehn
Minuten anlangten, stand noch alles
unberührt.
Das Resultat der polizeilichen Un
tersuchung tam alsdann in die Zei
tungen, die lange Spalten damit still
ten, und alles ging so, wie die drei
Kompagnons es beabsichtigt hatten.
Jn den nächsten vierzehnTagen war
Burtons Aufenthalt im itontor eine
ununterbrochene Reihe von Empfän
gen. Deteitibe, Journalisten, Beamte
der Versicherungsgesellschaft und gan
ze Schaaren Neugieriger gingen in
Ludgate Hill ab und zu. Sie hatten
alle wichtige Anliegen, und fiir die
meisten mußte der Chef »Hu Hause
sein«.
Wir finden ibn in Gesellschaft eines
Gastes, den wir mit Sicherheit wieder
erkennen, obgleich er nun nicht den
langen schwarzen Bart trägt, der sein
Kinn schmückte, als wir ihn zum er
stenmal sahen. Die beiden Männer
sind in einem lebhaften Gespräch be
griffen.
»Ich war Waitsons wegen in gro
ßer Unruhe,« sagte Burton.
»Ach, ich habe das Messer nicht fo
tief gesteckt. Er konnte keinen Scha
den nehmen bei der Gefchichte.«
»Das meine ich nicht. Jch fürchte,
daß er in einer schwachen Stunde al
les offenbaren könnte. Vielleicht wäre
es besser gewesen, wenn Sie den Dolch
ein paar Zentimeter tiefer getrieben
hätten.«
Hastell erhob sich hastig von seinem
Stuhl. Sein ganzes Gesicht drückte
eine nnsägliche Verachtung aus, ge
mischt mit einer Nuance Stolz.
»Wofiir halten Sie mich? Jch fürch
te, Sie haben sich in meiner Person
geirrt. Die Thätigkeit eines Mörders
m Ihrem Geschäft niiißten Sie schon
selbst übernehmen Jch zum mindesten
gedenke dieses Amt nicht zu bekleiden.
Ich bin wohl dabei, wenn es sich um
ein sogenanntes Mutes Geschäft« han
delt, aber einer Schufterei hat sich
Thomas Hastell noch nie schuldig
gemacht.« «
»Nun, nun, nehmen Sie’s nicht fiir
nngut.« Burton lachte verlegen. »Es
war nicht so böse gemeint. —- Wattson
muß nun gleich kommen. Wenn ich
nicht irre, höre ich draußen bereits
seine Stimme. «
In diesem Augenblick össnete sich
die Thür, und Jack steckte den Kopf
herein
»Herr Wattson wünscht HerrnBur
ton zu sprechen. «
»Bitte sehr. «
Wattson trat ein. Er sah völlig un
verändert aus, nur bedeutend blasser
»Guten Tag, meine Herren. Da
wäre ich nun wieder.«
»Willtommen, und vielen Dant.
Das ist ja ganz ausgezeichnet gelun
gen. Jst doch ein Satanskerl für sol
che Sachen, dieser Hastell.«
Er sah ihn von der Seite an und
lächelte triumphirend. — »Ja wissen
Sie, meine Herren,« fuhr er dann fort,
»ein besseres Geschäst habe ich noch nie
gemacht in meinem Leben und werde es
auch niemals machen, « siiate er hin
»Ich war in diesen zehn Tagen in et
ner so tödtlichen Angst und Spannung,
daß ich glaubte, ich würde den Verstand
verlieren.«
»Der Neugeborene!« lachte Haslell.
»Dessen kann ich mir schmeicheln «
antwortete Burton und runzelte leicht
die Stirn.
»Nun, wie groß wird der Ueber
lchsuß?«
»Das baare Geld belief sich auf acht
tausend, und den Werth der Juwelen
habe ich bei der Jnventur auf etwa
neuntausendfiinfhundert emporge
schraubt. Die Gesellschaft hat mir
also siebzehntausendfiinshundert Pfund
auszuzahlen, und die werden getheilt.«
Burton seufzte leicht.
»Ja, unserem Uebereintommen ge
mäß.«
»Nun, so seien wir alle drei ver
gnügt, wir haben alle Ursache dazu,«
meinte Wattson. -
Burton ging, die Hände auf dem
Rücken verschränkt, im Zimmer auf,
und ab. Dann meinte er, Vor Haskell
stehen bleibend:
»Aber wäre es nicht am besten, Has
tell, wenn Sie fiir einige Zeit ver
schwinden würden? Die ganze Londo
ner Polizei ist Ihnen auf den Fersen.«
,,Mir?-—Nein, mein Herr-, dem klei
nen, untersetzten schwarzen Mann mit l
der Narbe über dem rechten Auge, den
Sie als den Dieb bezeichneten. —- Zu
dem wäre mein Verschwinden das beste
Mittel, sie auf mich zu hetzen. Ich
bin jetzt am sichersten, wenn ich im dich
testen Haufen stehe und mit keinem
Schritt London ierlasse.«
»Ja, HastelL Sie haben recht. Doch
draußen warten etliche Leute auf mich.
—— Adieu, meine Herren in etwa ei
nem Monat. können Sie sich Ihren An
theil holen «
Die Versicherungsgesellschaft musitei
zahlen Die Polizei gab allmählich
ihr fruchtloses Suchen auf und nie hat (
jemand etwas von dem »auten liie l
schäft« der drei Kompagnons erfahren ·
—
papa Clown.
I
Erzählung aus dem Artisten-Lebeni
von-Jac(iuei-Burgf l
.,Wo ist Dolbh?« fragte Rottmann, !
der Regisseur des Zirlug W» die an J
deren Klowns, die pünktlich zur Probe I
waren. i
Niemand .lonnte Auskunft geben. z
Man hatte Dolby den ganzen Morgen s
noch nicht gesehen. J
Der Regisseur ging ärgerlich in g »
Bureau, um den Direktor in Kennt-;
niß zu setzen. ;
»Der Klown Dolbh hat die heutige i
Probe versäumt,« sagte er. »Ich möchte
Sie bitten, Herr Direktor, ihm einen»
Strafzettel zuzuschiclen.« !
»Nein, ich habe ihn selbst fiir heute
Vormittag dispensirt,« entgegnete derl
Ehrf. »Er war in meiner Wohnungi
und bat um seine sofortige Entlas- l
Inno.«
,,Seine EntlassungZL Warum E
denn?" ;
»Einen Grund wollte er nicht ange «
ben. Wahrscheinlich irgend eine Fiin
miliengeschichte! Er schien lolossal auf- I
geregt zu sein!« "
,,Haben"Sie das Gefuch bewilligt?« ,
»Für den Augenblick noch nicht.l
Wenn ich Ersatz für ihn finde, dann
tann er meinetwegen geben«
»Aber er ist doch das älteste Mit
glied —— schon seit vierzehn Jahren
bei Jhnen engagirt.«
»Ganz recht. Er muß den Verstand
verloren haben. Na, ich denke, er wird
von selbst wieder zur Besinnung kom
men.«'
Rottmann lehrte zur Menage zu
riick und erzählte einigen Bertrauten
die Geschichte von Dolbhs Entlassungg
Gesuch
Natürlich sprach sich die Sache bald
herum. Es war fiir Jeden etwas
ganz Neues, Ueberraschendes; denn
am oorhergegangenen Abend hatte der
Klown mit keinem Worte seine Ab
sicht« die auis Stellung aufzugeben, er
wähnt. Wenig mittheilsam war er ja
freilich immer. Alle lannten ihn als
still und verschlossen. Er besaß unter
dem ganzen Personal des Zirlus tei
nen Freund und lebte wie ein Einsied
ler.
Dies Leben der Einsamkeit fiibrte
ek schon 12 Jahre. seit seine Frau. die
er abgöttisch geliebt hatte, sich in einem
Anfall von Geistesstörung aus dem
Fenster gestürzt. Die Kollegen wuszten
wohl. dasz dies der Grund seines men
schenscheuen Wesens war und wunder
ten sich nie, wenn er an ihrem Lachen,
an ihren Scherzen keinen Antheil
nahm« Daß er fort wollte, schien aber
Allen ein unlösbares RäthseL
Die verschiedenartigen Vermuthun
gen, die laut wurden, entträftigte
schließlich eine der Ballet-Damen durch
die Mittheilung, sie habe am Morgen
den Klown gesehen, wie er in Beglei
tung eines bildschönen jungen Mäd
chens, vom Bahnhof a«us zur Stadt
gefahren sei.
Dadurch bekam die Sache natürlich
einen viel interessanteren pikanten An
strich.
Während bei der Probe der Fall
noch weiter erörtert wurde, saß Dolbh
im Zimmer eines Hotels an der Seite
jenes jungen Mädchens, von dem die
Ballet-Tänzerin im Zirlus erzählte.
Es war eine zarte Blondine, etwa 18
Jahre alt —- Und, in der That, auf
fallend schön! Jhr Aeufzeres machte
einen vollendet aristokratischen Ein
druck.
Jm seltsamen Gegensatz zu ihr,
Dolth der breitschultrige Mann mit:
dem bartlosen, scharf markirten Ge-!
sicht, den an der Seite schon stark ers-— z
grauten Haaren und der lässiaen, der E
Beobachtung gesellschaftlicher Formen I
scheinbar unaewohntuna Haltung! E
Welcher Zufall mochte diesen beiden i
Menschen zusammengebracht haben? .
Undenkbar. daß sie ein Lebespär- ,
then sein sollten!
Die Beiden saßen schweigend da,
als ob Keiner den Muth fände, seine
Gedanken in Worte zu kleiden.
Endlich fragte Dolby mit leiser
unsicherer Stimme:
»Du bist mir böse, Lola?«
»B"o·se? Nein, — aber traurig bin
ich, Papa! Wir sind uns so fremd ge
worden! Oder besser gesagt: Wir sind
uns fremd geblieben! Schon als ganz
kleines Kind hast Du und Mama mich
zu gleichgiltigen, uns ganz fern ste
henden Leuten in’s Ausland geschickt;
und nach Mamas Tode mußte ich
dort bieibenl Aber in jener Zeit be
suchtest Du mich wenigstens öfters.
Seit ich aber nach Genf in’s Pensionat
gekommen, hast Du Dich all’ die Jahre
gar nicht mehr bei mir sehen lassen!
Hattest Du denn gar keine Sehn
sucht?«
»Ich fürchtete manchmal, Du hättest
mich vergessen!'«
»Nein, —- vergesscn habe ich Dich
nie!«
»Ja, freilich, —- Du sandtest mir
Geld —- mehr als ich brauchte. Aber
das verdienst Du gewiß leicht; darini
erkannte ich keinen Beweis Deiner
Liebe. Wie ost habe ich geweint, weil
ich mir so verlassen vorkam!«
»Und das hast Du mir nie geschrie
ben?« s
»Nein, — aus Trotz! Jch wollte s
nicht um das betteln, was allen ande: s
ren Mädchen in der Pension von ihren l
Eltern freiwillig gewährt wurde. Jchs
wäre auch heute nicht gekommen, —s
leut nicht, und vielleicht niemals, ——
wenn —- wenn —«
»Nun?«
»Ach, es ist so schrecklich schwer-, Dir
das zu sagen, Papa.«
»Du mußt es mir sagen.«
Lola brach in Thränen aus
,,Jch erfuhr, daß — —- daß Du
mich belogen chast!«
»Lola!!«
»Ja, es ist nicht wahr, daß Du ein
Fabritbesitzer bist, wie Du es mich im
mer glauben machtest. Jetzt weifz ich
genau, daß Du es niemals gewesen!«
Dolby erfchrat sichtlich und schwieg
eine Weile. Dann ergriff er Lolas
Hand und sagte mit zitternder Stim
ine:
»Wenn ich gelogen habe, so geschah
es nur aus Liebe zu Dir! Jch wollte
nicht, daß Du unter einein Vorurtlieil
leiden solltest, das gegen unsere-i Glei i
chen herrscht.«
»Aber im wem doch auch heute noch
nicht, was Du bist — ob Du einen
ehrlichen Beruf hast — oder ——— —-—«
«Ehrlich?« Der Klown richtete sich
stolz auf. ,,Ehrlicher verdient wohl
nicht Jeder sein Brot!«
»Dann schenke mir doch reinen
Wein ein! Jch leide ja so sehr unter
dieser Unaeivifiheit!«
,,(5rst saae Du mir, wer Dir erzählt
hat, daß ich nicht Fabritbesitzer seit«
Das Mädchen wollte anfangs mit
der Sprache nicht recht heraus. Eud
lich aber. auf Dolbys Drängen, gestand
sie Alles, was sie auf dem Herzen
hatte.
Sie habe im Hause einer Freundin
aus dem Pensionat einen jungen Of
fizier kennen und allmälig lieben ge
lernt. Frederic sei fest entschlossen ge
wesen, sie zu seiner Frau zu machen.
Plöylich aber, ——- vor wenigen Tagen,
hätte er ihr einen Abschiedsbrief ge
schrieben. Er dürfte nicht an eine Ver
bindung mit ihr denken, da es seinen
Eltern zu Ohren gekommen sei, daß
Lolas Vater nicht Fabritbesitzer wäre,
wie er es, nach ihren Angaben, hätt-e
glauben müssen. Der wahre Beruf
DAva von dem er nun Kunde er
halten, mache es einem Offizier un
möglich, sie zu heirathen!
»Ich stand Frederic und seinen El
tern gegenüber als Lügnerin da,« fuhr
Lola fort. »Und dabei war ich doch
nur selbst belogen. Das konnte ich
nicht ertragen! Ich wollte mir Gewiß
heit verschaffen und reiste, schnell ent
schlossen· von Genf her. Und nun«
fordere ich von Dir die Wahrheit!
Du mußt es mir fagen was Du bist.
Mein Lebensglück steht ja auf dem
Spiell«
»Mein armes Kind,« antwortete
Dolby traurig. »Ich- ziirne Dir nicht,
wenn auch Deine Worte hart und un
gerecht sind. Auch Du selbst wirst viel
leicht Deinen Vater verachten, wenn
Du hörst, in welchem Beruf ich« diene!«
,,Verachten? Ich?? Wenn es nur ein
ehrlicher Beruf ist! Jch verachte nur
die Lüge!«
Dolby seufzte und antwortete ernst
beinahe feierlich: »Warte noch bis —
heute Abend! Dann sollst Du Alles er
fahren — und Vielleicht wirst Du ·
meine Lügen begreifen.«
Langfam schlichen die Stunden. —
Als die Vorstellung im Zirkus be
gann, saß Lola allein in einer Loge.
Unter dem Vorwand, ihr ein-e Zer
streuung Verschafer zu wollen, hatte
Dsolby seine Tochter. dorthin gebracht,
Er selbst gab vor, keine Zeit zu haben,
bei ihr zu bleiben und versprach, sie
pünktlich nach Schluß abholen zu
wollen.
Lola war noch nie in einem großen
Zirlus gewesen, und das farbenpräch
tige Bild, das in raschem Wechsel an
ihr vorüberzog, interessirte fie, wenn
gleich ihre Gedanken immer wieder zu
fernen Dingen abschweiften.
Jetzt betrat ein Klown mit seinem
drefsirten Esel die Bahn. Die Num
mer begann mit einem komischen Ring
lampf zwischen dem Menschen und dem
Thiere.
Lola fand diese Produktion absto
spend. Sie verletzte ihr ästhetisches
Empfinden. Mochte sich auch das Pub
likumdariiber amiisiren, sie wollte
nichtezur Menage hinunterblicken.
Und dochsl Wie durch eine magifche
Kraft gelockt, mußte sie ihre Augen
immer und immer zu dem Spaßma
cher wenden. Er mißfiel ihr mit sei
nem weiß geschminlten Gesicht, der
strohgelben Perriicke und dem kindisch
albernen Koftiim Wie ein Mensch sich
so erniedrigen konnte!
Aber seltsam! Jener Mann richtete
den Blick plötzlich starr auf sie —- und
die Augen sahen so traurig aus —- so
um Mitleid flehend und traurig. —
Lola versuchte die Züge zu enträth
seln; ihr Herz pochte zum Zersprin
gen. Da, — auf einmal durchzuckte es
sie, wie ein jäher Blitz! Es war - — ihr
Vat-er!! Er, —- in einer solchen Rolle,
die ihr so demüthigend und erniedri
gend erschien!
Zitternd entfaltete sie den Zettel und
las die Bestätigung:
»Klown Dolbh in seinem urkomi
schen Ringiampf.«
Wie irn Fiebertramn jaaten sich ihre
Gedanken. Sie dachte an Frederic,
an das üppige, behagliche Leben, das
sie higher geführt, an die Pension an
ihre Freundinnen Hätte man den
Beruf ihre-J Baterg gekannt -- so wäre
sie gewiß seit jeher als Vlucsaeftosjene
behandelt worden! Jetzt begriff sie,
warum Doldh sie beioaen und sie fing
an, sein Verhalten zu hilliaen.
Qualvoll verstrich der Abend. Das
Programm schien lein Ende nehmen
zu wollen! Endlich kam die letzte Num
mer an die Reihe: Der Bär als-Kunst
reiter.«
Eine aefrhmaeklos bunt gekleidete
Dame führte den ziemlich großen und
kräftigen Bären vor. Dolbh hatte Reis
fen und Shawls zu halten, die Hin
dernisse, die das Thier vom Panueau
aus zu nehmen hatte.
Ader Meister Petz war heute gar
nicht bei Laune und refiisirte hart
näckig. Weder die Freundlichkeiten
noch die Schläge der Dresfeuse konnten
ihn bewegen, sich an feine Pflicht zu
erinnern. Das Peinliche der Situa
tion wußte Dolhh durch improvisirte
Scherze, die das Publikum zum La
chen brachten, einigermaßen zu mil
dern. Plötzlich aber Verwandelte sich die
indifferente Faulheit des Thieres in
Zorn und Wuth. Ehe die vorsiihrende
Dame es verhindern konnte, war er
von dem Panneau zum Manegeni
Raan hinabgetlettert und wandte sich
,«iihnesletschend gegen einige Kinder,
die dort in der untersten Sperrsitz
Reihe saßen·
Ein lauter Aufschrei des Entsetzens
tönte durchs den Zirlus
Aber im selben Moment war der
Fllown Dolby zwischen den Bären Und
die gefährdeten Kleinen gesprungen.
Er packte das Thier mit Grifer von
fast übermenschlicher Kraft. Ein re
gelrechtes Ringen entstand —-— nur we
nig Selunden, —- aber vielleicht das
aufregendste Schauspiel, das je in ei
nem Zirkus gesehen worden. Durch
seine Schnelligkeit und Gewandtheit
gelang es ihm, den Bären zu werfen
und so lange am Boden zu halten, bis
Andere zu Hülfe herbeieilten, die das
Thier fortschleppten.
Das Publikum verließ, wie betäubt
vor Schreck, den Zirlus Kein Ap
plaus lohnke die muthige That des
Klowns
Aber aus der Loge herab kam Lola
bis zum Manegen Ausgang. Wei
nend umarmte sie Dole und tiifzte
seine geschmintten Wangen.
»Nein, Mater, ich braueke mich Dei
ner nicht zu schdrnen,« sliisterte sie.
»Ich weiß, was die Zukunft von mir
verlangt! Jch will bei Dir bleiben!
Zu Dir gehöre ich-! Laß mich etwas
lernen, daß ich künftig auch Deinem
Berufe nicht fremd bin!!«
«
Hoch hinan-.
Schauspieler: »Herr Direktor, ich
wollte Sie bitten, mir fünf Matt Vor- .
schuß zu geben.«
Theaterdirketor: ,,Fiinf Mark? Ja,
Mensch, wollen Sie denn eine Bade
reise machen?«
Das Höchste.
»Hast Du Deinem verflossenen
Bräutigam nun seine Geschenke zu
rückgeschickt?«
»Ja, aber damit ist er noch nicht zu
frieden — er will noch für die Ge
lt;:chte, die er mir sandte, Honorar ha
n.«
Nicht verlegen.
Onkel: »Ja, lieber Neffe! Jch kann
momentan Deiner Bitte nicht nach
kommen, ich habe keine flüssigen Mit
tell«
Student: »Dann gieb mir nur ge
trost feste, sliissig werde ich sie dann
schen selber machen!«
Bedenklich.
Patient: »Ich hätte eine Bitte, Herr
Doktor. Sie sind zwar Mediziner,
aber könnten Sie mich nicht nach der
naturgemäßen Heilweise kuriren?«
Arzt: »O, gewiß. Jch lasse jeden
nach seiner Facon selig werden«
Dilemma.
Fräulein Eulalia: »Ich weiß nicht,
was ich thun soll; derHeirathsvermitt
ler sagt, daß ich ihm ein Bild von mir
schicke . . . nun habe ich aber nur wel
che, auf denen mein Gesicht jung und
die Mode alt ist und (seufzend) bei den
neueren ist’s umgekehrt.«
"Das Höchste-.
Backfisch: »Heute habe ich mir ein
Stück Fruchttorte mit Schlagfahne ge
kauft, die war aber wirklich deliziös!«
Tante: »Aber, Dorchen, Du könn
test Dein bischen Taschengeld auch zu
etwas Besserem verwenden!«
Backfischt »Ja, giebt es denn noch et
was Besseres?«
Berichnappt
Patient (zum Diener): »Ich hatte
den Herrn Doktor brieflich gebeten,
mich heut’ Nachmittag zu besuchen.
Da ich aber Verreisen muß und höchste
Eile habe, so komme ich lieber gleich in
die Sprechstunde.« -
Diener: »Seht wohl, mein Herr,
ich werde den Herrn Doktor gleich —
weckenl«
Im Krankenhaus.
»Was fehlt denn jenem alten Mann
dort?«
»Der hat eine Karfnnlelnise, an
der die medi3inischen Hörer ftudiren.«
»So so, also eine Leuchte der Wis
senschaft. «
Mißtrrtnifw
Professor: »So, so? Seit drei Ta
gen haben Sie nichts gegessen? Schön,
ich werde Ihnen was schenken, aber erst
kommen Sie mal nrit in meine Klinik,
damit ich Ihnen den Magen auspumi
Den iann.«
Seufsen
Patient: »O, diese Dotioren,....
wie ich die Pillen nur ins Wasser ein
nehmen durfte, da mußte ich täglich
zehn schlucken, jetzt, wo ich sie in Wein
nehmen darf, da läßt er mich täglich
nur zwei Stück nehmen!«
Je nachdem.
Richter: »Sie sagen, Sie haben den
Angeklagten sein ganzes Leben lang
gekannt.«
Zeuge-: »Jawohl, Herr Richter.«
»Nun, glauben Sie, daß er fähig
i,st das Geld gestohlen zu haben?«
Zeuge: »Wieviel war es denn?«
Vor-sorglich
Landwirthin iam Tage von Pfing
sten zur Tochter, die den Kuchenteig
anriihrt): ,,Resie, thu’ lieber a’ paar
Eier und an’ Butter in den Kuchen —
dahint’ zieht a’ Wetter aus, wenn
morgen die Stadthagasch’ nit 'raus
kimmt, mitss’n wir’n allein ess’n!«
Zweidctttiq.
A. izu B., der berauscht ist und den
er nach Hause fiihrt): »Was- wird aber
Deine Frau sagen, wenn sie sicht, daß
ich Dich in diesem Zustande nach Hause
bringe?«
B. (lallend): »O meine Frau —
weis; schon —- daß ich heute —- heute
Abend mit ——— mit einem Afer
komme!«
Auch ein geflügeltes Wort.
Tochter: »O, Papa, jetzt hat’s die
Räthin gehört, als ich zu Mama sagt-,
ihr Minchen sei eine «Schneegsans!«
Das wird einen schönen Verdruß ab
setzen!«
Papa: »Das hast Du Dir selbst zu
zuschreiben: Man soll eben im Ge
brauch ,,geslijgelter Worte« etwas vor
sichtiger sein!«
Doch etwas-.
Besuch: »Wer hat denn bei Euch
den Haugschliissel Karlchen?«
Karlehem »Die Manm!«
Besuch: »Und den Kiissenschiissel?«
Karlchem »Auch die Mania!«
Besuche ,,.csat denn Dein Papa gar
keinen Schlüssel?«
Karlihem »O ja, seinen 11hrschlüs
sel!«