W Ein gutes Geschäft Von Tore Wallgren. Autorisirte Ue bersetzung aus dem Schwedischen. Der Chef des großen Juwelenge fchiiftes en gros Charles Burtons, Ludgate bill, London, war im Be griff, fein Kontor zu verlassen, um sich nach seiner außerhalb der Stadt gele genen Van zu begeben. Es war halb sechs, alfo ungewöhnlich spät, denn es war ein heißer Taa gewesen und das Personal hatte mit aller Kraft arbei ten müssen, um zur Zeit fertig zu wer den. Die Arbeitsträfte waren verhält nißmiißig gering, ja durchaus unzu liinglich, denn der Chef huldigte der Ansicht, daß lieber jeder Angestellte für zwei arbeiten solle, als daß er eine einzige Person zu viel engagiree Das Lager, welches wenig Raum einnahm und besonders werthvoll war, befand sich in dem geräumigen Kontor. Eine Treppe höher wohnte der Argus, der diese Schätze bewachte, und viele Anordnungen waren getroffen, um sie gegen nächtliche Besuche zu schützen: Der Chef hüllte sich in seinen Pelz, nahm Hut und Stock und ging mit elaftischen Schritten die mit Matten belegte, spiralförmige Treppe hinauf zur Residenz des Wächters, um ihm Berhaltungsmaßregeln zu geben, was er nie unterließ, auch wenn er ihm nichts Besonderes zu sagen hatte. »Geben Sie acht, daß alles in Ord nung ist. Vergessen Sie nicht, die Fen stet zu schließen, und wenn einer von den Herren noch arbeitet, so stören Sie ihn nicht. Adieu, Jackson.« Der Anaeredete verneigte sich. »Wird alles besorgt, Herr.« Kaum hatte der Chef die Thür hin ter sich geschlossen, als unten im Kon tor die Stimmen sich lauter erhoben. Doch um sechs Uhr wurde Schluß ge macht. Eine halbe Stunde später pack-— ten auch-die in einem kleinen Zimmer neben dem Kontor sitzenden Buchhalter ihre Arbeit zusammen. Nur einer von ihnen saß noch in seine Bücher ver iieft, als der Wächter um sieben Uhr seinen Kopf zur Thür hereinsteckte. »Sie haben wohl noch eine Weile zu thun, Herr Wattson, da will ich nur lieber gleich schließen." »Ja, das dauert hier noch ein paar Stunden, also schließen Sie nur.« Drückendes Schweigen herrschte in dem großen GeschäftslolaL dumpf nur brauste der Straßenlärm heraus. Rasch schritt die Zeit vorwärts. Die Uhr schlug neun vom Thurm der St. Paulslirche, und noch immer saß un ser Mann an seinem Schreibpult. Jaason brachte ihm eine Tasse Thre, legte ein paar Holzscheite in den Fia min und ging wieder hinauf. Ein schwaches Knirschen, gefolgt von einem unbestimmten. dumpfen Laut, als ob etwas über das Troitoir geschleist würde, vermischte sich plötz lich mit dem herausstöhnenden Stra ßenliirm. Wattson ließ die Hände ru hen und lauschte mit gespannter Auf merksamkeit. Da er aber nichts wei ter hörte, erhob er sich, öffnete die Thiir und ging leise die Treppen bin aus, um nach Jackson zu sehen. Doch dieser war nicht da, jedenfalls befand er sich in seinem Zimmer nebenan. Augenscheinlich sehr vergnügt über diesen Umstand ging Wattson wieder hinunter, sich zufrieden die Hände rei bend. Er spähte durchs Fenster und mur .2«melte: »Das ist mir ein schöner Wäch ter. Wir haben einen Nebel, daß man kaum die Laterne siebt, und er liegt und schläft.« Dann klopste er langsam in langen Zwischenraumen an dasFenster. Gleich daraus vernahm er ein gleichessilovsem aber bedeutend schwächer, von draußen. Er versuchte, hinauszusviihem konnte aber durch den dichten Nebel nichts er kennen. Hastig zoa er sich ins Zimmer zurück und schien sich wieder in seine Rechnungen zu vertiefen. Gleich da raus hörte er einen schwachen, klir renden Laut. Dann war alles still wie zuvor. Wattson saß in lauernder Erwartuna. Jede Muskel in seinem wohlgesormten Gesicht drückte eine hochgradige Spannung aus. Leise ging die Thiir hinter ihm aus, und eine lange, dunkle männliche Ge stalt betrat lautlos das Zimmer. »Sind Sie da, Hastell?« fragte F Wattson sliisternd. »Ein herrlicher f Nebel, alles »all right.« »Wir mttssen uns beeilen, es ist nicht viel Zeit zu verlieren. Der Wäch ter lann jeden Augenblick kommen Sie, Wattson, stehen natürlich mit Jbrem Leben ein siir das Wohl des Geschäftes, Sie geben in den Tod für das haus, in welchem Sie arbeiten, verstehen Sie? Sie leisten also Wi derstand, Sie werden verwundet -«— » man sindet Sie bewußtlos —- alles « weitere brauchen Sie nicht zu spielen. " So habe ich mir die Sache gedacht. Es « ist nothwendig, daß Sie einen Messer stich bekommen,also Sie ristiten wirk lich etn wenig. Doch vollkommen ruhig bleiben, nicht mucksen, sonst ist alles verloren.« »Aber .s....« ;.··, »Meine Einwendungen! Zeigen Sie. daß Sie der Mann sind, siir den man »j;·s«"Sie hält. Davon hängt alles ab.« »Stechen Sie nur das Messer nicht « - zu ties.'« s «Seien Sie ganz ruhig. Wo ist der Getdschranti Ach so, da. Wieviel ist darin7« W s- — i »Achttausend Pfund, gemäß dem Uebereintommen.« ,,.Gui Und die Diamanten nebenan rechts in den Fächern. Nun, Sie wer den von hinten übersallen, das ist wohl das Beste. Eine neue Chance sür Sie, Sie haben alle Chancen. Sie stecken sich das Taschentuch in den Mund, da ntit Sie keinen Laut abgeben. Es ist mit B. J. gezeichnet, ich kenne niemand mit diesen Jnitialen Sind Sie be reit? —- Eins, zwei, drei.« Und rasch stieß er den scharf ge schliffenen Dolch, den er in der Hand hielt, dem Manne in die Seite, daß er mit verzerrtem Gesicht stöhnend in Hof-tells Arme sank. Doch dieser bewies Wattson’s Schmerzen gegenüber eine treuslische Kaltbliitigteii. Kein Zug veränderte sich in seinem Gesicht, während er ihn in die rechte Lage brachte. »Und nun an die Arbeit. Die Bü cher hier sind zu Boden gefallen, der Stuhl ist quer zur Erde gestürzt — so, weiter ist nichts übrig, um die Leute erkennen zu lassen, daß »ein hartnäckiger Kampf aus Leben und Tod« stattgefunden hat. Du wirst nun verherrlicht werden, Herr Watt son, Du hast Dich tapser vertheidigt. Für eine Woche bist Du der Satan held Londons. — — Hier der Gew schrant. Ein schöner Hausen Geld. Eine gute Ernte. Eine Unvorsichtig teit Burtons, soviel Geld in der Kasse zudhahem Die Zeitungen werden es ta eln.« Er lachte leise lurz auf. »Und nun hier herein. Den Knon zum elektri schen Licht hätten wir. Und nicht auf die Schwelle treten, sonst beginnt die Alarmalocke zu läuten. Es ist doch ausgezeichnet, wenn man seine Jn strultionen han« Als das Licht in der kleinen No sette mitten an der Decke sich entzün det hatte, erkannte Haslell rechts ne ben der Thiir einen etwa drei Meter langen, eingemauerten Schrank mit einer Reihe von Schubladen. Diese zog er nacheinander aus und entnahm ihnen die kostbaren Schmucksachen. Es war lein Stück unter fünfzig Pfund dabei. Als er seine großen Taschen bis zum»,Rande gefüllt hatte, ging er hinaus, lies; die Schubsächer ossen und das Licht brennen. Nun galt es das wichtigste für ihn: ungesehen aus demselben Weg, den er gekommen war, zu verschwinden. Er entlam glücklich aus dem Zimmer, in welchem Wattson in einer kleinen Vlutlache noch immer bewußtlos lag, er langte auch glücklich durch das Fenster aus die hohe Mauer, welche sich neben dem Hause erhob und verschwand dann in dem Nebel, ge rade als die Thurmuhr viertel Zehn schlug. Das »Geschäft« war gut ab gelausen und in laum einer Viertel stunde ausgeführt worden. Wattson lag noch immer ohne Be wußtsein, ohne daß er es zu spielen brauchte, wie baglell gesagt hatte. Nach zehn Uhr lam Jackson wieder herunter, um zu sehen, ob er noch nicht sort sei. Ein Blick in das Zimmer sagte ihm, das; ein Gast da gewesen war, den der Polizei zu überliefern er zu spät kam. Er eilte an das Telephon und be nachriebtigte diese sowie den Arzt. Als die Repräsentanten der Gerech tigkeit und Heiltunst nach lnapp zehn Minuten anlangten, stand noch alles unberührt. Das Resultat der polizeilichen Un tersuchung tam alsdann in die Zei tungen, die lange Spalten damit still ten, und alles ging so, wie die drei Kompagnons es beabsichtigt hatten. Jn den nächsten vierzehnTagen war Burtons Aufenthalt im itontor eine ununterbrochene Reihe von Empfän gen. Deteitibe, Journalisten, Beamte der Versicherungsgesellschaft und gan ze Schaaren Neugieriger gingen in Ludgate Hill ab und zu. Sie hatten alle wichtige Anliegen, und fiir die meisten mußte der Chef »Hu Hause sein«. Wir finden ibn in Gesellschaft eines Gastes, den wir mit Sicherheit wieder erkennen, obgleich er nun nicht den langen schwarzen Bart trägt, der sein Kinn schmückte, als wir ihn zum er stenmal sahen. Die beiden Männer sind in einem lebhaften Gespräch be griffen. »Ich war Waitsons wegen in gro ßer Unruhe,« sagte Burton. »Ach, ich habe das Messer nicht fo tief gesteckt. Er konnte keinen Scha den nehmen bei der Gefchichte.« »Das meine ich nicht. Jch fürchte, daß er in einer schwachen Stunde al les offenbaren könnte. Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn Sie den Dolch ein paar Zentimeter tiefer getrieben hätten.« Hastell erhob sich hastig von seinem Stuhl. Sein ganzes Gesicht drückte eine nnsägliche Verachtung aus, ge mischt mit einer Nuance Stolz. »Wofiir halten Sie mich? Jch fürch te, Sie haben sich in meiner Person geirrt. Die Thätigkeit eines Mörders m Ihrem Geschäft niiißten Sie schon selbst übernehmen Jch zum mindesten gedenke dieses Amt nicht zu bekleiden. Ich bin wohl dabei, wenn es sich um ein sogenanntes Mutes Geschäft« han delt, aber einer Schufterei hat sich Thomas Hastell noch nie schuldig gemacht.« « »Nun, nun, nehmen Sie’s nicht fiir nngut.« Burton lachte verlegen. »Es war nicht so böse gemeint. —- Wattson muß nun gleich kommen. Wenn ich nicht irre, höre ich draußen bereits seine Stimme. « In diesem Augenblick össnete sich die Thür, und Jack steckte den Kopf herein »Herr Wattson wünscht HerrnBur ton zu sprechen. « »Bitte sehr. « Wattson trat ein. Er sah völlig un verändert aus, nur bedeutend blasser »Guten Tag, meine Herren. Da wäre ich nun wieder.« »Willtommen, und vielen Dant. Das ist ja ganz ausgezeichnet gelun gen. Jst doch ein Satanskerl für sol che Sachen, dieser Hastell.« Er sah ihn von der Seite an und lächelte triumphirend. — »Ja wissen Sie, meine Herren,« fuhr er dann fort, »ein besseres Geschäst habe ich noch nie gemacht in meinem Leben und werde es auch niemals machen, « siiate er hin »Ich war in diesen zehn Tagen in et ner so tödtlichen Angst und Spannung, daß ich glaubte, ich würde den Verstand verlieren.« »Der Neugeborene!« lachte Haslell. »Dessen kann ich mir schmeicheln « antwortete Burton und runzelte leicht die Stirn. »Nun, wie groß wird der Ueber lchsuß?« »Das baare Geld belief sich auf acht tausend, und den Werth der Juwelen habe ich bei der Jnventur auf etwa neuntausendfiinfhundert emporge schraubt. Die Gesellschaft hat mir also siebzehntausendfiinshundert Pfund auszuzahlen, und die werden getheilt.« Burton seufzte leicht. »Ja, unserem Uebereintommen ge mäß.« »Nun, so seien wir alle drei ver gnügt, wir haben alle Ursache dazu,« meinte Wattson. - Burton ging, die Hände auf dem Rücken verschränkt, im Zimmer auf, und ab. Dann meinte er, Vor Haskell stehen bleibend: »Aber wäre es nicht am besten, Has tell, wenn Sie fiir einige Zeit ver schwinden würden? Die ganze Londo ner Polizei ist Ihnen auf den Fersen.« ,,Mir?-—Nein, mein Herr-, dem klei nen, untersetzten schwarzen Mann mit l der Narbe über dem rechten Auge, den Sie als den Dieb bezeichneten. —- Zu dem wäre mein Verschwinden das beste Mittel, sie auf mich zu hetzen. Ich bin jetzt am sichersten, wenn ich im dich testen Haufen stehe und mit keinem Schritt London ierlasse.« »Ja, HastelL Sie haben recht. Doch draußen warten etliche Leute auf mich. —— Adieu, meine Herren in etwa ei nem Monat. können Sie sich Ihren An theil holen « Die Versicherungsgesellschaft musitei zahlen Die Polizei gab allmählich ihr fruchtloses Suchen auf und nie hat ( jemand etwas von dem »auten liie l schäft« der drei Kompagnons erfahren · — papa Clown. I Erzählung aus dem Artisten-Lebeni von-Jac(iuei-Burgf l .,Wo ist Dolbh?« fragte Rottmann, ! der Regisseur des Zirlug W» die an J deren Klowns, die pünktlich zur Probe I waren. i Niemand .lonnte Auskunft geben. z Man hatte Dolby den ganzen Morgen s noch nicht gesehen. J Der Regisseur ging ärgerlich in g » Bureau, um den Direktor in Kennt-; niß zu setzen. ; »Der Klown Dolbh hat die heutige i Probe versäumt,« sagte er. »Ich möchte Sie bitten, Herr Direktor, ihm einen» Strafzettel zuzuschiclen.« ! »Nein, ich habe ihn selbst fiir heute Vormittag dispensirt,« entgegnete derl Ehrf. »Er war in meiner Wohnungi und bat um seine sofortige Entlas- l Inno.« ,,Seine EntlassungZL Warum E denn?" ; »Einen Grund wollte er nicht ange « ben. Wahrscheinlich irgend eine Fiin miliengeschichte! Er schien lolossal auf- I geregt zu sein!« " ,,Haben"Sie das Gefuch bewilligt?« , »Für den Augenblick noch nicht.l Wenn ich Ersatz für ihn finde, dann tann er meinetwegen geben« »Aber er ist doch das älteste Mit glied —— schon seit vierzehn Jahren bei Jhnen engagirt.« »Ganz recht. Er muß den Verstand verloren haben. Na, ich denke, er wird von selbst wieder zur Besinnung kom men.«' Rottmann lehrte zur Menage zu riick und erzählte einigen Bertrauten die Geschichte von Dolbhs Entlassungg Gesuch Natürlich sprach sich die Sache bald herum. Es war fiir Jeden etwas ganz Neues, Ueberraschendes; denn am oorhergegangenen Abend hatte der Klown mit keinem Worte seine Ab sicht« die auis Stellung aufzugeben, er wähnt. Wenig mittheilsam war er ja freilich immer. Alle lannten ihn als still und verschlossen. Er besaß unter dem ganzen Personal des Zirlus tei nen Freund und lebte wie ein Einsied ler. Dies Leben der Einsamkeit fiibrte ek schon 12 Jahre. seit seine Frau. die er abgöttisch geliebt hatte, sich in einem Anfall von Geistesstörung aus dem Fenster gestürzt. Die Kollegen wuszten wohl. dasz dies der Grund seines men schenscheuen Wesens war und wunder ten sich nie, wenn er an ihrem Lachen, an ihren Scherzen keinen Antheil nahm« Daß er fort wollte, schien aber Allen ein unlösbares RäthseL Die verschiedenartigen Vermuthun gen, die laut wurden, entträftigte schließlich eine der Ballet-Damen durch die Mittheilung, sie habe am Morgen den Klown gesehen, wie er in Beglei tung eines bildschönen jungen Mäd chens, vom Bahnhof a«us zur Stadt gefahren sei. Dadurch bekam die Sache natürlich einen viel interessanteren pikanten An strich. Während bei der Probe der Fall noch weiter erörtert wurde, saß Dolbh im Zimmer eines Hotels an der Seite jenes jungen Mädchens, von dem die Ballet-Tänzerin im Zirlus erzählte. Es war eine zarte Blondine, etwa 18 Jahre alt —- Und, in der That, auf fallend schön! Jhr Aeufzeres machte einen vollendet aristokratischen Ein druck. Jm seltsamen Gegensatz zu ihr, Dolth der breitschultrige Mann mit: dem bartlosen, scharf markirten Ge-! sicht, den an der Seite schon stark ers-— z grauten Haaren und der lässiaen, der E Beobachtung gesellschaftlicher Formen I scheinbar unaewohntuna Haltung! E Welcher Zufall mochte diesen beiden i Menschen zusammengebracht haben? . Undenkbar. daß sie ein Lebespär- , then sein sollten! Die Beiden saßen schweigend da, als ob Keiner den Muth fände, seine Gedanken in Worte zu kleiden. Endlich fragte Dolby mit leiser unsicherer Stimme: »Du bist mir böse, Lola?« »B"o·se? Nein, — aber traurig bin ich, Papa! Wir sind uns so fremd ge worden! Oder besser gesagt: Wir sind uns fremd geblieben! Schon als ganz kleines Kind hast Du und Mama mich zu gleichgiltigen, uns ganz fern ste henden Leuten in’s Ausland geschickt; und nach Mamas Tode mußte ich dort bieibenl Aber in jener Zeit be suchtest Du mich wenigstens öfters. Seit ich aber nach Genf in’s Pensionat gekommen, hast Du Dich all’ die Jahre gar nicht mehr bei mir sehen lassen! Hattest Du denn gar keine Sehn sucht?« »Ich fürchtete manchmal, Du hättest mich vergessen!'« »Nein, —- vergesscn habe ich Dich nie!« »Ja, freilich, —- Du sandtest mir Geld —- mehr als ich brauchte. Aber das verdienst Du gewiß leicht; darini erkannte ich keinen Beweis Deiner Liebe. Wie ost habe ich geweint, weil ich mir so verlassen vorkam!« »Und das hast Du mir nie geschrie ben?« s »Nein, — aus Trotz! Jch wollte s nicht um das betteln, was allen ande: s ren Mädchen in der Pension von ihren l Eltern freiwillig gewährt wurde. Jchs wäre auch heute nicht gekommen, —s leut nicht, und vielleicht niemals, —— wenn —- wenn —« »Nun?« »Ach, es ist so schrecklich schwer-, Dir das zu sagen, Papa.« »Du mußt es mir sagen.« Lola brach in Thränen aus ,,Jch erfuhr, daß — —- daß Du mich belogen chast!« »Lola!!« »Ja, es ist nicht wahr, daß Du ein Fabritbesitzer bist, wie Du es mich im mer glauben machtest. Jetzt weifz ich genau, daß Du es niemals gewesen!« Dolby erfchrat sichtlich und schwieg eine Weile. Dann ergriff er Lolas Hand und sagte mit zitternder Stim ine: »Wenn ich gelogen habe, so geschah es nur aus Liebe zu Dir! Jch wollte nicht, daß Du unter einein Vorurtlieil leiden solltest, das gegen unsere-i Glei i chen herrscht.« »Aber im wem doch auch heute noch nicht, was Du bist — ob Du einen ehrlichen Beruf hast — oder ——— —-—« «Ehrlich?« Der Klown richtete sich stolz auf. ,,Ehrlicher verdient wohl nicht Jeder sein Brot!« »Dann schenke mir doch reinen Wein ein! Jch leide ja so sehr unter dieser Unaeivifiheit!« ,,(5rst saae Du mir, wer Dir erzählt hat, daß ich nicht Fabritbesitzer seit« Das Mädchen wollte anfangs mit der Sprache nicht recht heraus. Eud lich aber. auf Dolbys Drängen, gestand sie Alles, was sie auf dem Herzen hatte. Sie habe im Hause einer Freundin aus dem Pensionat einen jungen Of fizier kennen und allmälig lieben ge lernt. Frederic sei fest entschlossen ge wesen, sie zu seiner Frau zu machen. Plöylich aber, ——- vor wenigen Tagen, hätte er ihr einen Abschiedsbrief ge schrieben. Er dürfte nicht an eine Ver bindung mit ihr denken, da es seinen Eltern zu Ohren gekommen sei, daß Lolas Vater nicht Fabritbesitzer wäre, wie er es, nach ihren Angaben, hätt-e glauben müssen. Der wahre Beruf DAva von dem er nun Kunde er halten, mache es einem Offizier un möglich, sie zu heirathen! »Ich stand Frederic und seinen El tern gegenüber als Lügnerin da,« fuhr Lola fort. »Und dabei war ich doch nur selbst belogen. Das konnte ich nicht ertragen! Ich wollte mir Gewiß heit verschaffen und reiste, schnell ent schlossen· von Genf her. Und nun« fordere ich von Dir die Wahrheit! Du mußt es mir fagen was Du bist. Mein Lebensglück steht ja auf dem Spiell« »Mein armes Kind,« antwortete Dolby traurig. »Ich- ziirne Dir nicht, wenn auch Deine Worte hart und un gerecht sind. Auch Du selbst wirst viel leicht Deinen Vater verachten, wenn Du hörst, in welchem Beruf ich« diene!« ,,Verachten? Ich?? Wenn es nur ein ehrlicher Beruf ist! Jch verachte nur die Lüge!« Dolby seufzte und antwortete ernst beinahe feierlich: »Warte noch bis — heute Abend! Dann sollst Du Alles er fahren — und Vielleicht wirst Du · meine Lügen begreifen.« Langfam schlichen die Stunden. — Als die Vorstellung im Zirkus be gann, saß Lola allein in einer Loge. Unter dem Vorwand, ihr ein-e Zer streuung Verschafer zu wollen, hatte Dsolby seine Tochter. dorthin gebracht, Er selbst gab vor, keine Zeit zu haben, bei ihr zu bleiben und versprach, sie pünktlich nach Schluß abholen zu wollen. Lola war noch nie in einem großen Zirlus gewesen, und das farbenpräch tige Bild, das in raschem Wechsel an ihr vorüberzog, interessirte fie, wenn gleich ihre Gedanken immer wieder zu fernen Dingen abschweiften. Jetzt betrat ein Klown mit seinem drefsirten Esel die Bahn. Die Num mer begann mit einem komischen Ring lampf zwischen dem Menschen und dem Thiere. Lola fand diese Produktion absto spend. Sie verletzte ihr ästhetisches Empfinden. Mochte sich auch das Pub likumdariiber amiisiren, sie wollte nichtezur Menage hinunterblicken. Und dochsl Wie durch eine magifche Kraft gelockt, mußte sie ihre Augen immer und immer zu dem Spaßma cher wenden. Er mißfiel ihr mit sei nem weiß geschminlten Gesicht, der strohgelben Perriicke und dem kindisch albernen Koftiim Wie ein Mensch sich so erniedrigen konnte! Aber seltsam! Jener Mann richtete den Blick plötzlich starr auf sie —- und die Augen sahen so traurig aus —- so um Mitleid flehend und traurig. — Lola versuchte die Züge zu enträth seln; ihr Herz pochte zum Zersprin gen. Da, — auf einmal durchzuckte es sie, wie ein jäher Blitz! Es war - — ihr Vat-er!! Er, —- in einer solchen Rolle, die ihr so demüthigend und erniedri gend erschien! Zitternd entfaltete sie den Zettel und las die Bestätigung: »Klown Dolbh in seinem urkomi schen Ringiampf.« Wie irn Fiebertramn jaaten sich ihre Gedanken. Sie dachte an Frederic, an das üppige, behagliche Leben, das sie higher geführt, an die Pension an ihre Freundinnen Hätte man den Beruf ihre-J Baterg gekannt -- so wäre sie gewiß seit jeher als Vlucsaeftosjene behandelt worden! Jetzt begriff sie, warum Doldh sie beioaen und sie fing an, sein Verhalten zu hilliaen. Qualvoll verstrich der Abend. Das Programm schien lein Ende nehmen zu wollen! Endlich kam die letzte Num mer an die Reihe: Der Bär als-Kunst reiter.« Eine aefrhmaeklos bunt gekleidete Dame führte den ziemlich großen und kräftigen Bären vor. Dolbh hatte Reis fen und Shawls zu halten, die Hin dernisse, die das Thier vom Panueau aus zu nehmen hatte. Ader Meister Petz war heute gar nicht bei Laune und refiisirte hart näckig. Weder die Freundlichkeiten noch die Schläge der Dresfeuse konnten ihn bewegen, sich an feine Pflicht zu erinnern. Das Peinliche der Situa tion wußte Dolhh durch improvisirte Scherze, die das Publikum zum La chen brachten, einigermaßen zu mil dern. Plötzlich aber Verwandelte sich die indifferente Faulheit des Thieres in Zorn und Wuth. Ehe die vorsiihrende Dame es verhindern konnte, war er von dem Panneau zum Manegeni Raan hinabgetlettert und wandte sich ,«iihnesletschend gegen einige Kinder, die dort in der untersten Sperrsitz Reihe saßen· Ein lauter Aufschrei des Entsetzens tönte durchs den Zirlus Aber im selben Moment war der Fllown Dolby zwischen den Bären Und die gefährdeten Kleinen gesprungen. Er packte das Thier mit Grifer von fast übermenschlicher Kraft. Ein re gelrechtes Ringen entstand —-— nur we nig Selunden, —- aber vielleicht das aufregendste Schauspiel, das je in ei nem Zirkus gesehen worden. Durch seine Schnelligkeit und Gewandtheit gelang es ihm, den Bären zu werfen und so lange am Boden zu halten, bis Andere zu Hülfe herbeieilten, die das Thier fortschleppten. Das Publikum verließ, wie betäubt vor Schreck, den Zirlus Kein Ap plaus lohnke die muthige That des Klowns Aber aus der Loge herab kam Lola bis zum Manegen Ausgang. Wei nend umarmte sie Dole und tiifzte seine geschmintten Wangen. »Nein, Mater, ich braueke mich Dei ner nicht zu schdrnen,« sliisterte sie. »Ich weiß, was die Zukunft von mir verlangt! Jch will bei Dir bleiben! Zu Dir gehöre ich-! Laß mich etwas lernen, daß ich künftig auch Deinem Berufe nicht fremd bin!!« « Hoch hinan-. Schauspieler: »Herr Direktor, ich wollte Sie bitten, mir fünf Matt Vor- . schuß zu geben.« Theaterdirketor: ,,Fiinf Mark? Ja, Mensch, wollen Sie denn eine Bade reise machen?« Das Höchste. »Hast Du Deinem verflossenen Bräutigam nun seine Geschenke zu rückgeschickt?« »Ja, aber damit ist er noch nicht zu frieden — er will noch für die Ge lt;:chte, die er mir sandte, Honorar ha n.« Nicht verlegen. Onkel: »Ja, lieber Neffe! Jch kann momentan Deiner Bitte nicht nach kommen, ich habe keine flüssigen Mit tell« Student: »Dann gieb mir nur ge trost feste, sliissig werde ich sie dann schen selber machen!« Bedenklich. Patient: »Ich hätte eine Bitte, Herr Doktor. Sie sind zwar Mediziner, aber könnten Sie mich nicht nach der naturgemäßen Heilweise kuriren?« Arzt: »O, gewiß. Jch lasse jeden nach seiner Facon selig werden« Dilemma. Fräulein Eulalia: »Ich weiß nicht, was ich thun soll; derHeirathsvermitt ler sagt, daß ich ihm ein Bild von mir schicke . . . nun habe ich aber nur wel che, auf denen mein Gesicht jung und die Mode alt ist und (seufzend) bei den neueren ist’s umgekehrt.« "Das Höchste-. Backfisch: »Heute habe ich mir ein Stück Fruchttorte mit Schlagfahne ge kauft, die war aber wirklich deliziös!« Tante: »Aber, Dorchen, Du könn test Dein bischen Taschengeld auch zu etwas Besserem verwenden!« Backfischt »Ja, giebt es denn noch et was Besseres?« Berichnappt Patient (zum Diener): »Ich hatte den Herrn Doktor brieflich gebeten, mich heut’ Nachmittag zu besuchen. Da ich aber Verreisen muß und höchste Eile habe, so komme ich lieber gleich in die Sprechstunde.« - Diener: »Seht wohl, mein Herr, ich werde den Herrn Doktor gleich — weckenl« Im Krankenhaus. »Was fehlt denn jenem alten Mann dort?« »Der hat eine Karfnnlelnise, an der die medi3inischen Hörer ftudiren.« »So so, also eine Leuchte der Wis senschaft. « Mißtrrtnifw Professor: »So, so? Seit drei Ta gen haben Sie nichts gegessen? Schön, ich werde Ihnen was schenken, aber erst kommen Sie mal nrit in meine Klinik, damit ich Ihnen den Magen auspumi Den iann.« Seufsen Patient: »O, diese Dotioren,.... wie ich die Pillen nur ins Wasser ein nehmen durfte, da mußte ich täglich zehn schlucken, jetzt, wo ich sie in Wein nehmen darf, da läßt er mich täglich nur zwei Stück nehmen!« Je nachdem. Richter: »Sie sagen, Sie haben den Angeklagten sein ganzes Leben lang gekannt.« Zeuge-: »Jawohl, Herr Richter.« »Nun, glauben Sie, daß er fähig i,st das Geld gestohlen zu haben?« Zeuge: »Wieviel war es denn?« Vor-sorglich Landwirthin iam Tage von Pfing sten zur Tochter, die den Kuchenteig anriihrt): ,,Resie, thu’ lieber a’ paar Eier und an’ Butter in den Kuchen — dahint’ zieht a’ Wetter aus, wenn morgen die Stadthagasch’ nit 'raus kimmt, mitss’n wir’n allein ess’n!« Zweidctttiq. A. izu B., der berauscht ist und den er nach Hause fiihrt): »Was- wird aber Deine Frau sagen, wenn sie sicht, daß ich Dich in diesem Zustande nach Hause bringe?« B. (lallend): »O meine Frau — weis; schon —- daß ich heute —- heute Abend mit ——— mit einem Afer komme!« Auch ein geflügeltes Wort. Tochter: »O, Papa, jetzt hat’s die Räthin gehört, als ich zu Mama sagt-, ihr Minchen sei eine «Schneegsans!« Das wird einen schönen Verdruß ab setzen!« Papa: »Das hast Du Dir selbst zu zuschreiben: Man soll eben im Ge brauch ,,geslijgelter Worte« etwas vor sichtiger sein!« Doch etwas-. Besuch: »Wer hat denn bei Euch den Haugschliissel Karlchen?« Karlehem »Die Manm!« Besuch: »Und den Kiissenschiissel?« Karlchem »Auch die Mania!« Besuche ,,.csat denn Dein Papa gar keinen Schlüssel?« Karlihem »O ja, seinen 11hrschlüs sel!«