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About Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918 | View Entire Issue (Nov. 10, 1905)
Yer Ring. Kriminal . Roman von B. Elster. (s. Fortsesungy 11. Kapitel. Still und eint-am lag das kleine us am Walde, alt der Rath bei ein echender Nacht heimkehrte. Das war ihm sei-ver und die unheimliche Ah nunq eines bevorstehenden Ungliicks lastete auf seiner Seele. Er spahte nach einem Lebenszeichen; et hatte nufgeaibmet, wenn ihm der kleine Bund bellend entgegengesprunaen wäre, aber kein Laut regte sich; nichts Eh er, als das eine lleine matterhellte nsiercksem dessen Schein trüb wie ein müdes Auge in die dunkle Nacht hin ins-leuchtete Es war das Fenster des Schlafsimmerg Mariens und ihres Sobnesi Lag sie dort in ruhigem Schlummer oder saß sie machend, mit vermeinten Augen am Bette ihres Kindes, seiner Rücklehr harrend, war ten-d auf ein Wort des Trostes und der Liebes Als er näher kam, löste sich eine männliche Gestalt aus dem Schatten der Bäume und blieb, scheinbar ihn erwartend, stehen. Der Ratb erkannte den Fremden vom heutigen Morgen. »Sie hier, mein Herr?« fragte er mit leicht bebender Stimme «J-a.« entaeanete der Fremde »Ich habe Sie erwartet, da man mir iaate, Sie würden am Abend heimkehren« »Gut Marie es Ihnen aeTaat?« »Nein. ich babe Mart-e Brandt nicht C««"vschsen. Deshalb habe ich Sie ne tnde erwartet, um mit Ihnen Rück sprache zu nehmen-« »F weiß nich-L Mein bett, was ich mit Jhcmn Zu schaffen habe« saate der Rath unwillig. «Weshalb Sie sich in mein — in unser sriedkiches Leben drönaen Was habe ich-was hats Marie Ihnen aethan?" »Sk e haben mir freilich nichts ac than.« entaeanete der Fremde in tra « riaiem Tone »aber jene Frau hat mein Leben vernichtet« Der Amtsaerickngrath ethebte So stand dieser Mann doch mit dem frühe ren Schicksal Mtariens in Verbin dung-? Aber Marie sollte sein Leben vernichtet haben? Soste es nie t tim aekehtt sein? Hatteer nicht das Leben Mariens auf unheilvolle Bahnen ge senkt? »Ich verstehe Sie nicht« sagte er s anastvoll vor der Auflösung dieses i Rath-feig zurückschreckend · Esh glaube Ihnen denn jene Frau ! wird Ihnen das Geheimniß ihr ef Les j bens nicht anvertraut haben, sie hätte I Ihnen sonst ein Verbrechen gestehen1 miissenf »Ein Verbrechen-BE :Ia, einen Mord. « z Der Rath fuhr zusammen, als habe ein Schlag ihn getroffen .Sie sind wahnsinnia!" Leider nicht,« entgegnete der Fremde mit trauriaem Lächeln. »Wollen Sie mir eine Stunde Ge hör schenken, so sollen Sie Alles er fahren und dann selbst urtheilen. Sie sind Jurist, Ssie sind Untersuchungs richter gewesen. Sie werden aus mei ner Erzählung leicht das Verbrechen heranäfinden.« .herr, wer sind Sie?« »Mein Name ist Ferdinand Groller . . . einst war ich ein harmloser glück Fieher Mensch, der das Stück Land he ben-te. Das ihm sein Vater hinterlas sen. Ietzt hin ich ein freud- und friedkoser Mann, aus dem der Ver dacht eines Brudermordes laiiet » ich nehme an, daß Sie meinen Namen nicht gekannt haben. »Ich höre ihn zum ersten Mal in meinem Lean »Ich dachte es mir, die Mörderin » hat ihn nicht ais-zusprechen gewagt.« Die Mörderini!« . III-—- jene Frau, der Sie Schutz -. neben haben!n «Marle Brandt?!!" »Ob« richtiger Bertha Wüllbrandt — denn das ist ihr richtiger Name.« .Mein Gott —- mein Gott.« jammerte der alte Herr. Dann raffte er sich auf. »Es ift eine infame Lüge ein Jrrthurn eine Berwechfe inng der Person« . . . . »Nicht hier! Angesichts jener Frau sollen Sie Jhre furchtbare Anklage wiederholen! —- Kommen Sie!« Er schritt rasch dem Hause zu, mit einem traurigen Lächeln folgte ihm serdinand Der Rath stieß die Thüre auf. Win seknd kam ihm der kleine Hund ent Vom Herde schreckte die alte .» rau« Knoche anf, welche dort schla fend gesessen III »O herr Rath, wie gut, baß Sie " siedet da fmd!« »We- ift Max-iet« schrie er die Alte ss Diese fchluchgte laut auf. »Ach, « Rath . . . ich weiß nicht, was gir . ist« . als Frau Marie heim und ich ihr Ihren Brief gab, sandte ichs dstPthnkhuäre sie gebär Ms — o a zu o en F» so schrie sie auf. . . daß selbst es Inh- iu meinen tauben Ohren gelltr. Osm- ksxmtk sie. wi- mhmsmuig hin Ists nnd rang dieHände nnd jam wie. Und dann wurde st- fiill ...· ; ALL» ich muß eine Reife an taate He mir. Achse auf Ri chard und wenn der Herr wieder kommt. sag ihm« nein, sag« ihm nie-bis. Ich will an ihn schreiben. Dann schrieb see dieses hier, das ich Ihnen erben- -sollie, imd dann küßte sie den kleinen Richard und dann rannte sie wie toll davon« Der Rath sah aus den kleinen Zei tel. wie erstarrt. Kaum konnte er die wenigen Zeilen lesen, welche lautetem »Leben Sie wohl, mein Vater, mein Wohlthäter . . . ich darf nicht bleibe-m mein Geschick erfüllt sich. haben Sie Dant, tausend, tausend Dank. Leben Sie wohl — nehmen Sie sich meines Sohnes an. Ihre Marie Brandt — doch nein, ich will mit leiner Lüge von kaen gehen und so unterzeichne ich mit meinem wahren Namen Bertha Wüllbrandi.« »Sind Sie nun iiberzeugt, Herr Rath,« sagte Ferdinand ernst, »daß ich die Wahrheit sprach?«« Der Gerichtsraih hatte seineGeisteS geaenwart wieder gewonnen. Er war zu lange praktisch-er Jurist gewesen, um sich durch eine Ueberraschung lanae gefangen nehmen zu lassen. Er wußte, wie osi eine Anklage aus sal fcben Voraussetzungen beruhte: er wußte. wie oft ein Irrtbmm ein Miß Verständniß bei einer Anklage obre-al teie, und dass eine Anklage noch nicht derBeweis der Schuld war. »Sie baden mir Austliiruna ver sprochen,« saaie er ruhiaer. ,,Treten wir in mein Zimmer, dori bitte ich Sie. mir Ihre Geschichte mitzutheilen Sind Sie bereit daiu?« »Ja ich bin bereii.« Die beiden Herren traien in das kleine Zimmer.v Mit iiiternder Hand riindete der Amisaerichisraib die Lampe an nnd wies dann aus einen Siiiblt S Nehmen Sie Platz und erzählen ie.« Ferdinand setzte sich, der Annwe richtsratb nahm ihm gegenüber Mai-» leate die Arme aus den Tisch, wie er als Untersuchunasrichter dem Anne tfaqten und Reimen aeaenijber zu tdun vfleate, sah Ferdinand ernst an und santet »Ich bitte zu bea.innen.« Und Ferdinand begann Zu erzählen von seinem harmlosen, arbeitsreicben Leben ans Wendessen. von seinem Bruder. von Brriha Wüllbrandt, von Kötbe Vollmnt und von dem Verbre rfen. dessen Opfer sein Bruder gewor den. Und dann eriiiblte er von sei ner lsntdeduna des Rinaes. von den anderen Anseickien der Selsnld und dort dem wahnsinnian Verdacht aeaen Köibe Vollmar, den Nenaebanr in ihm erweckt nnd der ihn in die weite Welt binausaetriebm Da leate der Amtsgerichtgratly die Fand auf seinen Arm. »Ein-en Armen tl8»li-«;l——-wie nannten Sie den Betei rv « »Er hieß Kasvar Neuaebanr —i übriaens traf ich ihn hier wieder. Er scheint Ihnen bekannt zu sein« . . . Der alte Herr lachte bitter auf. »Im ja, ich kenne ihn! Also den haben meine lieben Verwandten mir aus die Fersen nesetgt? Er bat Ihnen auch" wobl non Marie erzählt?« »Allerdings.« . . . »Dosten Si- ihn beauftragt Marie zu beobachten?« »Nein. Er weiß nicht, daß Marie und Bertba Wüllbrandt ein und die selbe Person ist. Ich mag den Mann nicht mehr in mein Vertrauen ziehen. Der Zufall brachte mich hierher, der Zufall ließ mich Beriha Wüllbrandt sehen. Ich zweifelte noch, um mir Ge wißheit zu verschaffen, sandte ich ihr den Ring... Sie sehen, wiche Wir kung dieser kleine Ring aehabi hat . . . Das Böse Gewissen hat Bertha Wäll brandi svriqetsriebem sie sub sich ver rathen. sie sah sich der strafenden Ge rechtigkeit überwiesen —er ist aber mals entfliehen nnd ich muß den- Ber dacksck weiter mit mir schleppen, den Verdacht. der mein Glück. mein Leben. ; meine Liebe zerstört hat« . . . s «Nicht der Verdacht,« sagte der Neid ernst, «so-nder·n Ihr eigenes rniszircunssv M Geme gegen ein schwidloses en.« ,,Sie nennen Berti-a Wullvrandt schuldlos?!« »Von ihr sprach ich nicht« sondern von Mithe Vollmar.« . . . Ferdinand legte die Hand über die s Augen und blieb so eine Weile schwei gend sitzen. »Sie können recht haben,« sagte er dann mit einem Seufzer. »Ich habe es mir in den letzten Jahren schon selbst gesagt, aber nachdem ich einmal davor gefloan war, nachdem ich jenes Mäd chen mit einem ungerechten Verdachte beleidigt hatte, wagte ich nicht zurück zukehren, wagte ich nicht mein eigenes Unrecht einzugestehen Jch wollte den Beweis —den vollen Beweis meiner nnd ihrer Schuldlosigkeii haben, den konnte nur Bertba Wüllbrandt geben. Ich suchte sie —- vergebenU Ich gab es auf, sie zu Finden —- da führt ein Zufall sie mir entgegen . . . und jeht ist sie doch wieder entflohen!« Ferdinand war ausgesprnngen und sing erregt in dein Zimmer auf und Der Amtsnerichtörath folgte i mit den Blicken. hm disk M fes von der Schuld Mk Deo- Wein-te nominier- see-gis er. »So fest tote von meiner eigenen Schuldlosikrleit!« »Das ist ein fester Glauben. Und dennoch lönnten Sie irren." »Wie wäre das möglichi« lachte Ierdtnand auf. »Sie selbst hat uns is ietzt den Beweis geliefert. " »Der strengste, gewissenhaftefteRiey ter aus Erden hat sich· schon geirrt, " entwennete der alte Jurist ernst. »Rur ein Richter irrt sich nicht-der, wel cher in den herzten der Menschen liest, wie in einem ausgefchlaaenen Buch-— aber dieser Richter lebt nicht aus Er den — er trägt tein irdisches Getoand.« Betroffen schaute Fetdinand den alten Mann an. »Aber wie wollen Sie erklären . · ?« »Ich vermag es nicht zu erklären. Aber ebenso fest wie Sie von der Schuld Berthcks überzeugt send, bin ich von ihrer Schuldlosigteit über zruat.« »Ich bin neugierig, wie Sie diese Schuldloscaleit beweisen wollen« »Das vermag ich nicht, das vermag nur der Richter aller Nichter. Aber lassen Sie sich die weiteren Schicksale Berthas erzählen. Sie war das Opfer der eigenen und der Leidenschaft Ih res Bruders geworden Wem bei die sem Fehltritt die arößere Schuld zu aemessen, mögen Sie selbst entscheiden —Sie haben Ihren Bruder aekanni, ich nicht. Der Vater des Kindes, welches sie unter dem Herzen trug. hatt-e fee betrogen, sie verlassen Daß er erschlagen war, wußte ich nicht. Marie oder vielmehr Bertha iaate mir nur, daß ihr Geliebter sie verlassen, daß er jetzt aber todt sei... ich bin fest überzeugt, daß die Treulosigteit des Mannes mit seinem gewaltsamen Tode zusammenhänai Doch lassen wir das. Nun das verlassene, ein sam dastehende Mädchen, von Scham, Reue, Furcht und Verzweiflung ge trieben, irrte ziel- und vianlos in der Welt umher. Eine Zeit lang arbeitet sie in einer Fabrik in Dresden, ihr Zustand wird bemerkt, der Fabritlei ter entläßt sie, sie lieat auf derStraßr. Sie dentt an den Tod —— sie will sich in den Fluß stürzen, der Gedanke an ihr Kind hält sie zurück. Für ihr Kind will sie leben, trenn auch in äußerster Bedürftialeit, in tiefster Einsamkeit Sie sieht in das Ge birge, sie findet ab und an noch einige Arbeit, dann vermag sie nicht mehr zu arbeiten, Niemand giebt ihr Arbeit mehr, niemand nimmt sie auf —- sie bettielt... sie bettelt, um wenigstens ihr Leben solanae zu stiften, bis sie ihrem Kinde das- Leben araeben — dann will sie sterben, mitleidige Men schen werden sich ihres unschuldigen Kindes erharmen -——sie will für sich tein Erbarmen.'« »Ein ergreifendess Gemälde —- in der That!« »Nein Gewölbe, Herr Groller, son dern Wahrheit, lautete Wahrheit Ich selbst fand die Unaliictliche dem Tode nahe irn Gebirge. Jch brachte sie hier her. das Uebriae wissen Sie. Aber Sie wissen vielleicht nicht« daß ich dein Leben der Unaliirtlichen nachgeforscht habe und Alles-, was sie mir sagte, bestätiat gefunden habe. Nur über ihr früheres Leben schwieg sie und ich fand es begreiflich. daß sie darüber nicht sprechen mochte. Ich erkannte den auten Kern in diesem verlassenen, unaliictlichen Mädchen, mich dauerte ihre Verzweiflung ihre Anast, ihre Scham, ihre Reue. ich half ihr. Aber ssie wollte außer der ersten Hilfe nichts von mir annehmen. Sie wollte von ihrer Arbeit leben und auch meine erste Hilfe zurückzahlen So wie es ihre Kräfte ihr wieder erlaubten, suchte und fand sie Arbeit in der großen Spinnerei am fenseitiaen Ufer des Baches. Sie aestattete mir nur« daß ich ihr die Erlaubniß erwirtte, sich hier niederlassen zu dürfen, ohne daß sie heimathfchein und Ausweispaviere heil-rechte Dann hat sie sich selbst aus dem Elend emporaearbeitei. Ich lonnte ihr nur helfen, indem ich die-· fes Häuschen taufte, es für meine Be dürfnisse einrichtete und sie·al3 Mie therin und zugleich Wirthlchsfterin » darin beliesn Ich habe keine redlichere, ernstere, fleißiaere und frömmere Frau kennen aelernt, here Grollen und diese Frau sollte die Msiirderin des Vaters ihres Kindes sein? Nein Hund tausendmal nein!« j »Aber jene Beweise. . . ·« I »Den-eile bin-Beweise ber! Jch lbabe bunderte von Beweifen bis auf jden J-Puntt durchführen sehen. und « doch waren sie nicht richtig! Wer weiß, was in iener Mordnacht in dem ein samen Walde voräefallen ist? Nur ein Richter weiß es und er wird es ein-den Tag bringen nach feinem werfen-schli chen Rathfchluß—« Der Amtsgerichisrath war von kleiner, etwas korpulenter Gestalt und besaß durchaus kein imponirendes Aeußere. Als er sich aber ietzt em por richtete und mit feierlich erhobe ner hand zum Himmel wies, da mußte Ferdinand unwillkürlich mit fcheuer Ehrfurcht auf den kleinen Mann blicken. Die Gewalt dieses festen, un erschiitterlichen Glaubens übte auf ihn einen nicht zurückzudriingenden Ein fluß aus. · »Ich gebe zu,'« sagte er, »meine Verdachtsmomente sind noch teine voll aiiltigen Beweise . . .« »Min, sie find es in der That nicht,« unterbrach ihn lebhaft der Ratt-. »Witfen Sie, was mir meinen Beruf verleidet bat? Wir hatten einen armen Teufel von Handwerksburschen auf Judizienbeweis hin zum Tode verurthettt — wegen eines Raubmors des —zu:n Glück wurde er zu lebens länglicher Zuchtbausstrafe »begnadigt, wir hätten jenft einen Justrzmord auf tkem Gewissen Nachdem des nimmst-! licht fünf Jahre im Zuchthgus geses sen. wurde der wirkliche Motdet ent decktl Seit jenem Tage war mir mein Beka verleidet. Ich lonnte den Ge- » danken nicht ertragen, auf Jndiziensw beweis hin wieder einmal einen-Un-! fchuldigen verurtheilen zu müssen — und ich nahm meinen Abschied. Hätte man nicht auf Jndizien hin auch Sie ibeinahe zum Brudermötdet gestem « x-elt?« l Ferdinand sprang empor. »Sie haben Recht! Bei Gott, Sie haben Recht!« »Was wollen Sie mit diesen arm seliaen Jndiziien der beiden gleichen Ringe? Beweisen Sie Ihnen nicht nur, daß Beetha die Verlobte Jbres Bru ders war's Was wollen die Entdeckun aen dieses sauberen Oerrn Neugebaur besagen? Beweisen sse Ihnen nicht, daß solche Artheute stets nur das Schlechte suchen nnd finden wollen? Hat dieser Herr nicht auch Fräulein Vollmar berdächtiats Ja, ich wette. er bat auch einen Verdacht auf Sie ,selbst geworfen, da Sie seiner Unter i ) ) ) such-um so plötzlich ein Ziel setzten. ach tenne diese Art« »An der That, er machte mir eine dahin Tielende Andeutuna.« »Sei-en Sie woblt —- Und Sie füh ren seine Ertundiaunaen noch als Be weise an?« »Aber, was. soll ich tin-ni« . »Die Wahrheit erforschen — aber nicht auf dem von Ihnen eingeschlage nen Wege. Hütten Sie sich mirsbeute TMorgen schon offenbart, dann wüßte ich schon Alles —- und Sie ebenfalls. Denn dann würde ich Sie nicht für den früheren Geliebten Marien’s ———Ber tba wollte ich sagen —- gebalten haben und würde mich nicht gescheut haben, für Marie —Bertha —- eingetreten zu sein- Ich würde fiir sie gesprochen haben, wie ich setzt gesprochen bade. Ich würde sie gebeten haben, sage mir die Wabebeit». und sie hätte mir PF»Wahr-heit gesagt, daraus schwöre i . »Und nun?« »Und nun ist sie entfloh-n— aus Furcht. aus Scham, aus Gott weiß was für Beweaaründent Sie ist ent floh-m wer weiß wohin! Gott gebe, daß sie sich in ibrer Ratblosiateit nicht ein Leid angetban bat. Gott gebe es — uns aber bleibt nichts weiter übrig, als sie suchen . .. und das noch zu die ser Stunde!« Mit einer energischen Bewegung setzte er sich seinen hat auf und stampste hinaus. Ferdinand blieb nichts anderes übrig, als ihm zu fol am Aber draußen war es finstere Nacht Geworden. Ueber dem Walde lioaen sanoarze Wollenballen empor. ein bef tiaer Wind sauste in den Kronen der Bäume und in der Ferne arollte der Donner in dumpfen Lauten. Einzelne Reaentrovfen tlatschten bereits nieder und es ließ sich voraussehen, daß bald ein Platz-regen niederrauschen würde. »Es ist vergeblich, in dieser Nacht zu suchen, Herr Natb,« sagte Fabi nand. »Ich lebe es ein,« stimmte der alte Herr seufzend zu. »Die arme Marie, ——wo maa sie ietzt weilen? O die Wei ber, die Weiber.« rief er dann in to mischer Verzweiflung, »daß«sie doch niemals logisch handeln tönnent — Nein, es ist jetzt nichts zu machen Aber morgen in dr Frühe, —- beim ersten Taaesarauen breche ich aus, und iiuche sie.« - »Ich begleite Sie,« sagte Ferdinand I.Und wenn Sie erlauben, bleibe ich tdie Nacht bei Ihnen, damit wir ge meinsam in aller Frühe ans Wert geben tönnen.« »Abgemacht! —- Kommne Sie ber ein. Da fängt das Unwetter schon an! —- O Marie — arme Marie —- Bertha wollte ich sagen. . .« Damit eilte er wieder in das Haus zurück. aefolat von Ferdinand Kaum hatten sie das schützende Dach erreicht, gls åas Unwetter mit aller Macht los ra . Der Amtsaerichtsraht warf sich in die Ecte des kleinen Sofas und jam merte: »Marie —- Bertha«. denten zu müssen, daß Du bei diesem Wetter vielleicht im Walde umherirrst...« Dann sprang er wieder empor und rannte im Zimmer umher und fand teine Ruhe und Rast, bij der bleiche Schimmer des nahenden Morgens über die Berge emporkroch Da nahm er wieder feinen Hut und stürzte hin aus, die Entflohene zu suchen 12.Kapitel. Die beiden herren suchten zuerst die nächste Umgebung des hauses ab, doch fanden sich keine Spuren. Sodann ward der Wald und auch der infolge des nächtlichen Gewitters hoch ange schwollene Bach untersucht, jedoch ohne jeden Erfola. Die Sonne stand schon hoch am Himmel, als sie wieder bei dem klei nen hause eintrafen. Erschöpft trock nete sich der Amtzaerichtsrath den Schweiß von der Stirn; .in seinem Alter machten sich die Folgen der eifri aen Wanderung durch den warmen Sommerrnoraen merklich fühlbar-. »Ich kann mich kaum noch auf den Beinen halten,« seufzte er. - »Sei sollten sich niederleaen, Herr» Rath,« sagte Ferdinand »Ich werde die Nachforschunqen allein fortletzen.« »Noch einen Versuch lassen Sie mich machen, ihre Spur zu finden. Lassen Sie uns Erkundtaunqen im Dorfe einziehen, ol- ste dort gesehen worden st t »Ich bin einverstanden wenn Sie vorher mit mir,i1n Gasthaus etwas frilhstlteken wollen« ’ »An Ich führ-, daß ich eine- nei nen Stärkung bedarf.« Im Gasthaus angekommen, bestellte Ferdtnand eine Tasse Bouillon und einige gekocht Eter. Ttot seines Kummers aß der gute alte herr mit trefflichem Appetit und erlangte bald seine frühere Leb hasttgteit und Energie zurück. «Lassen Sie uns ietzt sorschent« rief er, sich rasch erhebend Jn diesem Augenblick trat Herr Neuqebaur in das Gastztmmer und sah erstaunt se beiden herren freund schaftlich zusammen verkehren. «Guten Morgen, meine Herren,'« sagte er lächelnd. »Ich sehe, die Herren haben schon Freundschast geschlossen« »Allerdings,« entgegnete der Rath scharf. »Und ich hoffe, daß diese Freundschaft länger dauern wird, als die unsrige, Herr Neugebaur!« »Weshalb sollte unsere Freund schaft so bald endigen, Herr Amtsqe ärcllstärath versetzte Neugebaur lä Je n . »Weil-« weil Sie ein . .. dochlak-" sen wir das ietzt!" unterbrach er sich selbst, indem ihm ein neuer Gedanke inm. »Sie sind ia ein sehr sindiger Kopf, Herr... Neugebaur, und be rsbachten scharf. Haben Sie vielleicht aestern iurz nach der Mittagszeit Marie Brandt geieheni« »Freilich, Herr Rath, und ich habe mich sehr über ihr verstörtes Wesen gewundert, da sie doch sonst dieGleich muth selbst war. Sie ging-ja sie lief iast durch das ganze Dorf, so daß ich sie kaum einholen konnte. " »Sie haben mit ihr gesprochen?« das heißt ich versuchte sie anzuredem doch sie wies mich mit hef tigen Worten ad. Ich folgte ihr dann in einiger Entfernung und sah, daß sie sich in die Fabrik begab. Nach einiger Zeit sah ich sie wieder herauskommen Sie hatte ein großes dunkles Tuch über den Kopf geschlagen und ein kleines Tiischchen am Arm. Eine Weile klieb sie wie unentschlofsen stehen und blickte, wie es mir schien, sehnsüchtig nach ihrem kleinen Hause hinüber. Dann zog sie mit einer raschen Bewe gung das Tuch iiber den Kopf, wandte sich ab und schritt rasch davon.« »Wohin — wohin?" »Ja, daz kann ich Schrien auch nicht sagen. Sie verfolgte die Landstraße, welche nach Böhmen hineinsiibrt. Jch folgte ihr eine zeitlang, bald aber mußte ich dies aufgeben: ich hätte sie aern noch einmal angeredet, aber sie aing so rasch und der Nachmittag war sehr heiß. so daß ich schließlich die Verfolgung aufaab.« »Ich danke Jhnen siir diese Aus kunft . . .« »Bitte sehr, Herr Nath·.. wenn Sie meine Dienste noch ferner in An spruch nehmen wollen...« »Wir bauten-wir brauchen Ihre Dienste nicht mehr.« entgegnete der Rath ziemlich schmiß »Und merken Sie sich, Herr Kaidar Neugebaur, ich brauche teinen Aufpasser, wenn er auch Von meinen lieben Verwandten aus Zärtlickser Fürsorge für mein Wohl aeitesit wird.« Neugebaur lachte. »Ah, Sie haben errathen . . .?" Allerdings-K iagte der Rath gif tiOg. »Man-n Sie sich weiter keine Arbeit und grüßen Sie meine lieben Verwandten.« »Ich würde Ihnen doch rathen, Herr Amtsgerichtsrath mir nicht io ichross eingegenzutreten,« entgegnete Neuge baur drohend. »Pab, ich weiß mit Leuten Ihrer Art umzugehen, Herr Neugebaurt Jsch tiimmerie mich den Kuckuck um Sie nnd Ihre Denuniiationen Ich rathe Ihnen, noch heute abzureisen und meine Wege nicht mehr zu ireuien.'« »Ich werde Ihren Rath besoiaen. Aber ich warne Sie nochmals . . .« »Æim, mein Herr. Ich habe ieine Zeit mehr-, mich Jhrer angenehmen Unterhaltung zu erfreuen.« Damit schoß der eriürnte alte Herr Zur Thür hinaus. Ferdinand iolate ihm. »Sie hätten doch nicht so schroff fein sollen, Herr Nath,« saate er. »Man sein« dasi ich mich habe hin reisyen lassen. beitiaer zu sein als nö tbia war. Aber ich sann dieses scksleis ckiende Gewürm nicht leiden. Was tann er mir antimnY Höchstens mir einen Prozeß anhänaen. Daran bin bin ich vorbereitet Jetzt aber haben tvir Wichtioeres m thun, ali;i uns um diese Kleinigkeit-en In betäimmern Lassen Sie uns zur Fabrik aehen.'« Jn dieser fragten sue nach Marie Brandt. Der erste Bucht-alter sagte ihnen, daß Marie am aestriqen Nach mittaae zu ihm aetornmen sei und we aen einer dringenden Geschäftsange leaenbeit um einige Tage Urlaub gebe ten habe. Man habe ihr, der ileißiasten Arbeiterin, diesen aern gewährt. Ta ran habe sie ihre kleinen Ersparnisse die sie der Kasse der Fabrik übergeben, abaehoben und sei dann noch eine zeit lana in ihrem Arbeitsraum und in dee Färberei gewesen. Daraufhin habe sie sich entfernt, man wisse nicht wohin. Man habe auch weiter nicht aus sie amchtet In diesem Auaenbiici trat ein Wert meister m das Bureaik Entschuldigen die Herre, « sagte er, aber ich habe eine sehr wichtige Mel duna zu matt-ein« kWas gibt-s« fragte der erste Buch ,,Sie wissen Herr Buchhalterf ent aeanete der Werkmeister, «daszieb die Arbeiten in derffiirberei tu leiten habe und ich in meiner Werkstatt das Sehrän mit Farben und giftigen Stoffen bsbe Essai-—- was ist damiti« »Ich hat te den Schrank stets ver schlossen nnd traae den Schlüsselstets bei seit. Rne während der Mittags hause lege ich denMssel an ei; versteckten Ort, da ia während dtäler Zeit niemand in detisabrit ist. s ich gestern nun nach der Mitta taypause in meine Werkstatt zurückkehre ich den Schlüssel im Schrantestecpen Ich erschrak. Jchalaubte, ich bittte den Schliissel stecken lassen. Andere O schäste nahmen ins-ich dann in Un spruch. heute Morgen will ich Farb stofse aus dem Schrank holen undda sah ich zu meinem Schrecken, da ein Schöchtelchen mit arsenhaltigern al ver fehlt.« »Das ist sehr ernst, Meisteri« ttes der Buchhalter. »Dosten Sie VII-nicht« wer das Schächtelchen genommen ba den könnte?" »Ja. Es kann nur Marle Brandt gewesen sein, denn nur diese isttväds rend meiner Abwesenheit biet in der Fabrik gewesen und wußte auch. wo der Schlüssel über Mittag lan. Sie half mir ia bei meinen Arbeiten und ich lyatte volles Vertrauen zu i r. Mit einem schmerzlichen echzen sank der Amtsqerichtörath auf einen Stuhl; Ferdinand war sehr blaß ge worden und schaute ernst drein. »Aber was kann Marie Brandt mit demGist lnabsichtiaen?« ries der Buch balter· »Sie war eine brave sleisz«, Frau, lebte in geordneten Verbiiltni - . sen Herr Amtsaerichtsrath, können Sie Auskunft geben?« »Vielleick-t, meine Herren,« entgeg nete der Rath tief seufzend. »Ich fürchte, Marie Brandt hat Selbst mord verübt...« »Aber westwle »Ich kann Ihnen das nicht ausein andersetzen, Herr Buchbalter. Die Mo tive zu diesem verzweifelten Schritt bänaen mit Begebenheiten in dem sriiberen Leben der Unaliicklicben zu sammen, die nur dieser Herr da und ich kennen. Vor einer Gerichtstommisi skon werden wir Rede und Antwort sieben. Aber so weit sind wir fa noch nicht. Vor allem kommt es daraus an, den Aufenthalt oder den Ver-bleib der Unaliicklicken sestzustellen.« »M. der GendarmerikPosten muß benachrichtiai werden!« Fortsetzung folgt.) Der Tauchttuhh Wie der Engländer noch heutigen Tages Ebealiiet mit Speck belohnt, so ftrafte er ehedem Ehezwist mit Was ser. Das Wasser spendete er nicht in medinischen Tropfen, sondern in vol len Tauchbädernz sreilich war damals Wasser billiaer als heutzutage Die Art und Weise, nach der der Englän der das zäntische Weib behandelttz war drastisch und wirtungsvom Die Xanthivpe wurde zum Flusse ke ichleppt, dort fest in einen Stuhl e n aeschnallt, der an einem beweabaren Ballen über dem Wasser hina, und dann dreimal unteraetaucht. Ob das Mittel in allen Fällen half, ist fra lich. Wie einmal die menschliche u besonders die weibliche Natur beschaf sen ist, muß man annehmen, daß der Ebemann nach der Taufe seiner Ehe gattin schlimme Tage durchmachen mußte. Fast jedes Kirchspiel hatte. außer dem Pranger seinen Jauch ftnbL denn welches Kirchiviel in der Welt bat teine Xanthivpe? Thatsache ist, daß der Tauchstubl das älteste in Enaland anaewandte Mittel war, um eine aarstiae Haussrau zu zähmen, denn schon in dem Doomsday Sarden of the City as Chester wird der Tauchs stahl riibmlisbit erwähnt als ein von der »bösen Sieben aefiirchteteö Kor reltur.«k’(nstrument«. Von allen Grafschaften aber ist es Warwirlfhire, ShatefpeareH Graf fchaft, die die tneiften zantfiickttigen Weiber aelrabt baten muß, denn sie wies vie aröfzte Anzahl von Jauch ftijtilen anf. Mehrere sind bis anf den heutiaen Taq erhalten und, wahr scheinlich anf Anratben von aenlaaten Ehemännern, farafältia augaetseffert worden. So lief-, der Stadtrnth von Warwirt iiinaft einen Tanchftuhl in der Beatnitamvtircke aufstellenx Und er hat sich auch fiir ansmärtiae Befu cher als eine Zuatraft erften Ranan bewährt. Auch die Stadt Kinafton« in ver Grafschaft Surren, beaiinftiate den Gebrauch der Tauchftiihlr. Die Archive der Stadt wimmeln einfach von Beifvielen der Antrenduna des Tanchftnhliz als einer Strafe für wi derfvenftiae Weiber. Noch zu erwäh nen bleibt, daß die Bestrafung von ei nem Beamten der Stadt reaelrecht voll-wesen wurde. Lrtftia ist« data die Lebne des Stuhls in vielen Fällen mit einer Heerschar von Teufeln ver ziert war, die alle im Begriffe find. eine »Wie Sieben« mit ihren Zanaen und Miftaabeln, nicht eben alimvflich, zu bearbeiten Mit der Zeit veraltete der Gebrauch des Tauckftuth nnd der foaenannte Raum fitr täntilche Weiber trat an feine Stelle. Der Raum war eine eiferne Maske, die ter Rönterin aufgefetzt itnv sicher akaes schlossen wurde. Eine solche befindet sich in der Kirelse zu WaltonomThai wes mit dem dem Datum 1633 und einem Beete versehen, der befaat, daß vie. Maske bezwecke, »die Zunaens von Frauen zu tat-men. die eitel schwa tzen«. Eraiittlich ilinat die Mär. daß die Stadt Jerer vorhaben foll, den Taucbftuhl heutigen Tages wieder einzuführen Peteoleum ist wieder um zehn Cents per Faß theueer geworden. Braucht denn viele Chieaaoee Universität schon wieder Gelt-i I i . Aus der Panamatanalzone kommt die Nachricht, daß dort Gold gefunden tvoeden fei. Die Nachricht kann nicht ttbeerafchem Dort ist ja auch viel Gott- verloren worden.