Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 01, 1905, Sweiter Theil., Image 11

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    Mr Hclxwibkbriek von
Tint- Innkstengki.
V----s--d--.x--ss-Q--ss -
- Iswfwtsvsssvssv
No· 170. —
Wenn ich nit
so en Butter
gehabt hätt
bis ich fort sm
komme, un
wenn ich die
Webegweilern
nit ins alte
wollt, dann
wär ich schon
for e lange Zeit zurück widder heim;
Wisse Se, das Lewe in die Kontrie is
ja ganz schön, so weit wie’s gehn duht,
awwer wann e Poster das Zittieleif
gewöhnt is, dann is mer doch von die
Kontrie bald sick un ieieri. Sehn Se,
es macht hier gar kein Differenz, ob
es Sunndag odder Mondag is. Es
is immer das nämliche. Un dann die
Miets! Jn den Beginning hen ich’s
Esse ganz gut gegliche, awwer esse Sie
einol vier Woche lang jeden Dag rett
Met-' un Suhpmiet und Pothetos un
Plos H! Die einzige Tschehnsch in die
Billofehr is Sonndags komme, do hen
met infteit von dem Suhpmiet Port
tschapps gehabt un zwei Piomms
mehr wie an annere Dag. Die We
desweilern how ganz gut gegliche,
awwer die is ja auch mit ihren Frie
lonfchiaunter zu nicks besseres gefuhsL
Awwet wie gesagt, ich ben die Wedes
weiiern nit insolte wolle un for den
Riesen hen ich nicks gesagt un hen
blos gedenkt, well, ewig kann die We
desweilern das Futter doch auch nit
stende. Meine einzige Erholung is es
gewese, wann ich vie-eins gewann nen.
Die Feger, wo anfangs ganz guie
Buwe gewese sin, die sin an die Farm
die reine Tofss geioorde un ich sin
schuhr, wann mer widder beim komme,
dann kenne Se se gar nit mehr. Ei
tell fuh, die Kanne sin opv tu alle
Drickö. Jeden Tag hen ich mein
Truhel mit se. De annere Dag hen
se an die Kriei aespielt, wo dorch die
arm laufe duht un wo mer unser
sser zu 'n icche und wasne her
spukmmh Well, den ich gedenkt, se
M ja auch e wenig Form den un
« ««-;J·sick5 gesagt. Wie-z bald Zeit war,
»die Lennlebdie das Dinner koche
do lommt ie ufi emol gelaufe
- ·««««"f«agi mer sollte nur emol denke,
ef wär ja kein Drovve Wasser mehr
in die Kriet Welt, hen ich gesagt es
war ja nie nit viel drin, un es werd
schon widder komme Na, no, hoi se
gesagt, das is ja noch nie nit gehän
pend. Morge will ich mei Wafch
duhn un wann ich kein Wasser ben,
dann is das e beeses Ding. Jch hen
gesagt. se hätt ja doch auch e Well, do
könnt se ja emol das Wasser aus die
Weil juhse. For Guiineß Seins, no,
hoi se gesagt, da brauche mer jeden
Dtapp for zu drinie. Im Sommer
srn mer immer e wenig iorz un da
müsse mer aria iebfing mit den Well
nsasser sein. Die Frau bot grad ac
iickt, als wann se mich for riidannsid
del mache wollt, daß die Krie! leer
wär. Well, mer den nit mehr weiter
von gesproche bis- es so aege Abend ge
wotde is. Do kommt uif emol die
Ländlehdie gelauie nnd saai, O was
e Unglück, denle Ee emol die Well is
ganz voll moddiges Wasser-: ietzt hen
met nicks zu drinie, o mei! Se hat
ganz schrecklich angewwe. Mer sin all
an die Weil gelanfe un ichuhr genug,
das Wasser is omwe eraus komme un
hat die ganze Jabrd aeilodded. Wann
das so weiter gebi, bot die Lehdie ge
sagt. dann is bis morge früh unsere
ganze Seller voll un wer weiß, was
das End is. Die Kids hen dabei ge
stanne, answer es hat keiner e Wort
gesagt An ihre Fehfes ben ich gesehn.
aß se ebbes uif den Gewisse hatte.
Ihr Binne, ben ich gesagt, habt Jhr
edbes angestellt? Do is eine von die
Farmhändö komme un hot gesagt, mer
sollte emol mit ihn komme. Er hoi
uns dann nach die Ariei geführt grad
wo ie um e Korner erum laufe duhi
un do den die Lausbuwe doch e Wahl
in die Kriel gebild un das Wasser ge
dünan bis daß es ikvwer die Bänis
gelaufe is. Das is so en Mohment
wese, wo ich meine mütterliche
— utorriihee gejuhii un· die ganze
Gang ganz schrecklich ooemgewtmn
ben. Oft Kohkö is die Kriet schnell
widder in Scher gebracht worde,
awwet das Wellwasser is noch for drei
Dag dreckig un moddig gewese. Am
Dag nach den Keietbißneg hen se mit
die Waschlein alle mögliche Nonsens
gedkiwwe. Jch hen gedenkt, ebbes
müsse die Kinner doch duhn un hen
nicks dazu gesagt. Wie ich gesehn
ben, hen se große Fonn gehabt. Am
Obend hen ich un die Wedesweilern
noch»en Keine Wahl nemme wolle un
met sin in den Busch gange, bikahs
do is es immer am tnhlttr. Mer sin
noch keine zehn Stepps ganqe do sin
met sege das Nohp gestoße, was die
Buwe do zwifche zwei Tries gespannt
hatte, un wo mer nicisz von gewußt
ben, un denke se nur eniol nn, rncr hen
en Sommersad dtiwnsek geschlage,
daß met an die annere Seit von den
Rot-v mit unsere Rspp an den Graund
getändelt-tin Ich hen dabei mit mei
Nehsche e Ratt von en Baum getttocke
un wie das gefühlt bot, das kann ich
Jhne gar nit visit-einst Die Wehes
speilern hot gesagt, sie wär nur for
M
eins froh, daß der Sammet-fah ntt bei i
Dag, wo die Farmhiinds erum wäre,
gehäppend wär. Well, die Buwe hen
widder ihre Schmiß kriegt. Am
nächste Dag sin mer alluzusammen
gegange um en Wahl in den Busch ze
nemme. Mer hen uns auch nnner en
ichehdige Trie e wenig ausgeruht un
do is mich mei Packetbuch erunner ge
falle; der Bennie hat mit en Stiel an
den Packetbuch erum gepohit un mitl
einmal is es in e kleines Hohl in den (
Graund geschlippt. Du misserabliger
Bub hen ich gesagt, mußt du michs
denn lauter Truhel mache? Jch henl
mich dran gemacht, das Packetbuch;
widder eraus zu hole un wie ich mei ;
Händ in den Hohl gehabt hen unJ
grad das Packetbuch gefühlt hen, doj
hot mich uff emol ebbes in mei Hand ?
gebisse, daß ich en ferchterliche Krisch«
von mich gewwe hen un den lange Weg i
hingefalle sin. Mei Hand war gaan
schrecklich verbisse un hot geblut wie e ;
Pic. O, dier, o dier, was hot das so i
weh gedahn! Se könne sich denke, daß l
ich gehauen heu. Die Ländiehdie heil
gesagt, das mißt e wilde Katz gewese !
fein, awwer ich sin fchuhr es is enH
Leien gewese. Grad wie mer fort gehn I
wollte, do hot auch mei Packetbuch do ;
gelege, un was ich vorher for das
Packetbuch genomme hen, das war e«
Stiel Schuhsohl gewese· Mei Händ
hen ich for e ganze Woch in Schiniels «
gewohre un die Pehns, die ich gehabt
hen, die lann ich Jhne gar nit ais-.
vlehne. O, ei tell juh,·"das Konten
leif steht mich owwe am Hals-.
Mit beste Rigatds
Lizzie HanfstengeL
--——-.-.-· - —
Die Wissenschaft vom Daumen.
Niemand ist klug genug, seinen
Daumen zu täuschen. Zu allen Zei
ten hat man drei Theile an ihm un
terschieden, die drei weltbeherrschen
den Eigenschaften — Wille, Logik
und Liebe. Das erste oder Nagelglied
bedeutet den Willen, das zweite Logik
und der dritte Theil Liebe· Wenn der
Daumen ungleich entwickelt und das
dritte Glied außerordentlich lang ist«
wird das Individuum allein von fei
nem Willen regiert. Jst das Mittel
glied viel länger als das erste, so
herrscht Vernunft dor, aber der
Mensch hat nicht die Macht, das zu
thun, was seine Vernunft dictirt. Jst
das dritte Glied lang und der Dau
men kurz, so ist der Betreffende-Sklave
der Sinne.
Jst der Damen gelenkig gegliedert,
so ist das Individuum leichtsinnig,
verschwenderisch, sorglos betrefsteit,
Geld, Energie, Gelegenheit und alles
andere, ist er dagegen fest gegliedert,
so ist das Individuum aufmertsam,
kiihn, diplomatisch, unermüdlich im
Plänefchmieden, des Erfolges sicher,
selbstständig und Herr über sich selbst.
Sumarow, der wegen seiner Willens
stärke berühmt war, Dantom Galilei.
Sokrates, Newton, Leibnih, Samt
Simon und Fourier, jene tiefen Den
ker und kühnen Neuerer, hatten alle
sehr kleine Daumen. Voltaire, der
Weltmann, dessen Herz seinem Ver
stand unterworfen war, hatte unge
heure Daumen. Er ist der Thermo
meter des Charakters und der Baro
meter der geistigen Gesundheit. Spe
cialiften siir Nervenkrantheiten köns
nen durch Untersuchung des Daumens
feststellen, ob der Patient von Läh
mung betroffen ist oder sein wird,
denn der Daumen zeigt dies früher
als jeder andere Körpertheil an
Der Daumen enthüllt auch begin
nende Geistesgestörtheit. Wenn der
gatient bei seiner täglichen Arbeit den
aumen im rechten Winkel zu den
anderen Fingern stehen oder wacht
fam in die innere Handflijche fallen
läßt, ohne ihn beim Schreiben und
anderen Hantirungen zu gebrauchen,
so ist das einseichen von Geistes-krank
Zii. Geborene « dioten kommen ohne
aumen zur « elt, oder dieselben’
sind bei ihnen kraftlos und unthätig.
Bis ein Geistesftrahl ihnen zu Hilfe
kommt, halten sie ständig ihre Hände
mit den Fingern iiber dem Daumen
geschlossen die Epileptiter schließen in
ihren Anfällen den Daumen vor den
Fingern.
»Der Daumen individuaiisikt die
Hand,« sagt d’Arpentignh. Die spi
ralförmigen feinen Vertiefungen in
der aut« die man beim obersten Ge
lenk es« Daumens und der anderen
Finger sicht, sind bei verschiedenen
Individuen niemals gleich. Diese
durch unendlich lleine Aenderungen
individualisrrten Zeichen verändern
sich von der wevurt zum Tode me
mals, und der rechte Daumen unter
scheidet sich immer vom linken.
Vor einigen Jahren wurde beim
Transport zwischen New York und
New Orleans ein Expreßpacket mit
Papiergeld geöffnet und 22,500 Dol
lats des ursprün lichen Betrages ent
wendet. Zwei « iegel waren erbra
chen und eines durch Druck mit dem »
Daumen wieder gesiegelt worden. Die
Lösung des Geheimnisses machte die·
geschickteste Arbeit der besten Deter
tivs zu Schanden, bis man die Sache
einem Schreibsachverständigen über
ab. Er bemerkte den schwachen
- aumeneindrua am mittleren Siegel
und iieß Wachsabdriicle der Daumen
aller Beamten der Gesellschaft, durch
deren Hände das Packet gegangen
.war, machen. Diese Abdrücke wurden
photographirt und vergrößert, und
einer stimmte deutlich mit dem Dau
menabdruck des gebrochenen Siegelö
überein. So wurde einer der Bie-»
amten, dem man am meisten getraut
hatte, durch seinen Daumenabdruck
verrathen, daraufhin verhaftet, vor
Gericht gebracht und verurtheilt
l
W
Eine Plauderei mit unseren inn
gen deutschen Leser-innern
sie deutsche sprach-.
ils-S der Monatslchrilt »Die Denilche Hauölrau«
Sprich deuilchl
Du Mädchen mit dein lilnnen Augenpaar-,
Das gar la lehr Verglßrneinnichten gleicht:
Dies, nnd der dicke Hapl von blondem Haar
Das tits- ia, was fiir deutsche Herlunit zeugt
Sprich dentlchi
Dieb« Deiner Eltern Erreicht-Mund lchiim Dich
n
Wenn lie auch nicht lo glatt vorn Munde rinnt:
Gebranch’ lie lnnnlarn, deutlich. klar und schlicht,
Wie Du es thatelt, als Dir noch ein Kind.
Sprich dentlchl »
War nicht der erste Dant, der Tit erklang,
Der mit des ew'gen Lichtes holdem Schein
." uerlt in Deine innae Seele drang,
« a Du zum erstenmal erwacht zum Sein —
D. dentiches Kind! «« ·
Ein dentlckf Gebet von ihr, die Dich gebar
Die Heil nnd Segen flehte ani Dein Haupt,
Das ihr das thenerlte anl Erden war,
Wie das ein Mutterherz in immer glaubt!
Sprich deutlchl
War nicht in vieler Sprach-' Dein Wiegeniana,
Dein erstern lchivnches Stainmeln nicht in ihr?
lind wenn Ariel-rann Mahnung Dir erllana.
War es nicht Deutsch, in Seine man sprach zu
ir’
l Sprich dentlcht
Di- lonnteit es ja mächtig, alsl Du klein.
Litnn scheint es, da Du man Dir zn gerina,
Du möchten ern ein »engiilch Fräulein« lein,
Und solchen lt in Dentlch ein nnniitz Ding.
Etsrich dentlchl
Denn untere lchöne Sprache ilt es werth
Dnlz lie erhalten ivleilst isn treu-den Land,
Nicht nur« daß man lie in der Schule lehrt,
Auch außerhalb sei fie duc- lelte Bank-.
Ein Bank-,
Das- alle dentlchen Stamme ena vereint.
Und lie ernmhnt in Lieb und Einmleir
Der ilt nicht nie-ritt, dnti ilnc die Sonn lieicheint
Der nicht iiir feine Ein-ach zum wuan lierelti
He Engl-linked
Jch bitte meine jungen Freundin
nen und Schülerinnen, die vorstehen
den Zeilen aufmerksam durchznlesen,
sie sich ernst und eindringlich einzu
prägen, und aitch ihre Brüder dafür
zu gewinnen, denn was diese schönen
Worte ausdrücken, das gilt beiden
Getchlechrern Jung-Amerita's. Von
allen Seiten höre ich die Eltern kla
gen, daß es so schwer sei, die Kinder
beim Deutschen zu halten, und eine
Mutter schrieb mir letzten Monat, ihre
Söhne sagten: »Ach, wozu sich plagen
mit Deutsch? Wir sind hier in Ame
rita, und das Deutsche ist hier un
nütz!« Dieser schöne Ausspruch der
jungen Leute gehört in die Abtheilung
aller der Heldenthaten, von denen
man sagen kann: »Herr, vergieh den
Urhebern, sie wissen nicht, was sie
thun loder reden)!« Nur ein geistig
sehr bescheiden ausgestatteter Mensch
kann solch’ große Dummheit reden.
Jch weiß es nicht, aber ich will hof
sen, das-, es geschehen ist: daf; Jhr
jungen Leute aufmerksam gelesen
habt, was der gebildete. der maßge
bende Ameritaner bei Gelegenheit der
verschiedenen Schillerseiern im Lande
über die deutsche Sprache in Amerika
und ihren ungeheueren Kulturwerth
siir dieses Land zu sagen hatte. Wahr
lich, die Ameritaner haben damals
gar manchen Derrtsrlen, ja sie haben
ganze deutsche Kreise ——— beschiirnti
Die Professoren unserer amerikani
schen Universitäten —— vom atlanti
schen bis zum pacisischen Ocean, von
csanada bis Mexico, die Präsidenten
der »Hm-tril-; ns 1«Islu(k;1ti»n««, die
Prinsipale von Hochschulen, »Ur-kun
mar« - Schulen und »(«»li(-;»-«(--«,
andere Männer in hervorragender ös
sentlicher Stellung haben Worte ge
sprochen, die verdienten, das-, man sie
in Gold einrahme und in jedem
deutschameritanischen Heim aushän;:e.
Mehr und mehr wird die deutsche
Sprache zu einem Faktor, mit dem
der moderne, aus der Höhe seiner Zeit
stehende Ausländer rechnen lernt.
Und die Zeit wird kommen, da der
junge Mann und das junge Mädchen,
Kinder deutscher Eltern, in diesem
Lande geboren, der Verachtung und
dem Tadel ausgesetzt sind, falls sie
die Sprache ihrer Eltern nicht beherr
schen in gleichem Maße wie die Lan
dessprachr. Diese Zeit ist, soweit das
Urtheil achtungswerther amerikani
scher Kreise in Betracht kommt, jetzt
schon gekommen. Der Ameritaner, der
seine eigene Sprache und die Achtung
siir seine Vorfahren hochhält, hat nur
Mißachtung siir den Abtömmling
deutscher Eltern, der sich seiner Her
iunst schämt. Er selbst sendet seine
Söhne und Töchter hinaus nach
Deutschland, aus daß sie die Sprache,
die Literatur, die ganze werthvolle
Kultur des deutschen Volkes sich an
eignen sollen, das unter den civilisir
ten Nationen den ersten Rang ein
nimmt.
Jhr Kinder seht Euch einmal Die
jenigen an, vor deren Urtheil Jhr
Euch der deutschen Sprache und der
deutschen Abstammung schämen zu
müssen glaubt —- wer sind sie? Men
schen ohne Charakter, ohne Bildung,
ohne irgend einen Zug, der werthvoll
genannt werden tönntet llnd um de
ren Beifall ist es Euch zu thun? Dann
thut Euer Gedankenyung mir in der
Seele leid!
Aber Eins will ich Euch sagen,
und das ist so sicher wie die Sonne
über Eurem Haupte scheint: Es ist
stets Euer eigenes Auftreten, nach
dem steh die Urtheile Anderer richten
und formen. Mertt Eure Umgebung,
merken Eure Freunde das öngstliche
Bemühen an Euch, Eure Hertunft zu
verbergen, sehen sie, daß Jhr Euch
anstellt, als lönntet Jhr die Sprache
Eurer Eltern nicht lesen oder spre
chen, dann bestärkt man Euch in Eu
rer Narrheit und in Eurem Unrecht
und stellt sich an, als achte man Euch «
dafür; dann tvagt man sich hervori
mit Bemegmxgem the LIM. üLex
,,tlie I)utch« lwsas uns Deutsche nicht
niEht Einmal Etrifft,« ",,dutcb« sind
Holländerh und Jhr, Jhr hört lä
chelnd zu, wie man das deutsche Blut
in Euren Adern, Euren-ehrlichen
· deutschen Namen, das glorreiche Land
Eurer Väter, deutsche Sitte und deut
schen Geist —- fchmäht und spottet!
Und Jhr fühlt nicht die Schasmröthe
tn die Wangen steigen? Jhr fühlt
Euch geehrt, wenn Jhr den Beifall
alberner Geschöpfe erntet in einem
Punkte, der Euch die Verachtung je
des wirklich anständigen Menschen
eintragen würde? Und glaubt mir
nur, selbst diese geringwerthigen Men
schen fühlen tief im Innern diese
Verachtung fiir Euch!
Aber Versucht es nur einmal, stolz
hinzutreten und zu bekennen: »Meine
Eltern sind eingewanderte Deutschej
wir Kinder sind gebotene Amerikaner,
wir lieben und verehren Amerika, daå
Land unserer Geburt, wir würdenf··
Amerika unser Leben lassen, aber —
wir ehren auch das Land unserer Vor-,
väter; im Hause pflegen wir die deut
sche Sprache, wir kennen und leseti
die Werte deutscher Dichter, wir sin
gen deutsche Lieder, wir halten deut
sche Zeitungen ...." Und dieselben
Menschen, die das zuerst angeführte
Betragen zu Spott und Hohn her
ausforderte, sag-en Euch: »Ja, es ist
eine hübsche Sache, zwei Sprachen
vollkommen zu beherrschen, Jhr seid
um die Gelegenheit, das Deutsche so
mühelos zu erlernen, zu beneiden,
denn für uns Ausländer ist ihre Er
lernung leider gar zu schwer! Ich
weiß nicht, was ich darum gäbe, wenn
ich es tönnte!« —- Und fragt einmal
einen Ameritaner: »Finden Sie es
nicht in der Ordnung, wenn wir das
Geburtsland unserer Eltern, das
Land unserer Väter hochstellen, es in
unserem Herzen einen Platz einneh
men lassen, gleich nach unserem eige
jnen Lande-—Amerika?-«— Und man
wird Euch antworten: »Natürlich!
es ist das einzig Richtige! Denkt Ihr,
ich würde je mein Heimathland ver
gessen oder meinen Kindern erlauben,
eö zu verachten -—— falls ich heute in’s
Ausland zöge? Schmach und Schande
Dem, der eS thut!«
Es gab eine Zeit, da der Deutsche
und sein Land, seine Sprache und
sein Geistegleben nur einigen Weni
gen Bevorzugten bekannt waren. Da
galt der Deutsche neben allen anderen
Eingewanderten als der »For
eigmsr«, weiter nichts. Aber das
hat sich gewaltig geändert. Cis
gab verschiedene Zeiten, die dem
Deutschthum zu zeitweiliger Geltung
verholsen haben, dann sant est- lang-«
sam wieder zurück, trat in den Hinter
grund, weil die Deutschen in diesem
Lande es nicht zu halten wußten und
nicht zu halten versuchten. Seit dem
Friedens-feste das dem deutsch-fran:
zösischen Kriege folgte, ist man aber
doch sich etwas mehr seiner Macht
und seiner Stellung bewußt gewor
den, man hat sich wenigsten-J bestrebt
unter sich zusammen zu halten und
hat sich nicht gescheut seine Voll-J
seste, seine Turn- und Sängerseste
disentlich abzuhalten; zwischen hier
und Deutschland sind LUiassenbesurke
gemacht und erwidert worden, der
Deutsche ist aufgewacht zum Bewußt
sein seiner Geltung. Inzwischen ba
len Ameriianer Deutschland bereist
es: haben sich sehr Viele auf Monats
und Jahre draußen niedergelassen
alle großen deutschen Städte haben
bedeutende amerikanische Kolonien
auszuweisen, ich tenne eine ganze An
zahl Amerikanerinnen, die sich nach
draußen verheirathet haben; alle höhe
ren Lehranstalten Deutschland-S sind
überschwemmt von Ameritanern, so
sehr, daß man in Berlin ihre Anzahl
hat einschränken müssen, weil siir die
e:nheimisrhen Studenten nicht mehr
Lttaum genug iibrig blieb —- sieht das
aus-, wie wenn man in amerikanischen
streifen die Deutschen, ihr Land, ihre
Sitten und ihre Sprache misiachtetZ
Seht Euch um, durchwandert die
bedeutendsten industriellen Anlagen
dieses Landes, die größten Fabrikhe
triebe, die ioeltbelannten Geschäfts
hiiuser: in den verantwortlichen, in
den leitenden Stellungen findet Jhr
Teutschei Erst in den letzten 10 Jah
ren fängt Amerita an, den einheimi
schen Techniker, den einheimischen
tkhemiler. den arnerilanischen Fabrik
leiter zu produzirern bis dahin hatte
Deutschland unser Land mit den be
sten Kräften aus diesen Gebieten ver
sorgt. Aber auch der Ameritaner, der
die hiesigen technischen und wissen
schaftliche Colleges und Universitä
ten absoloirt, erachtet seine Ausbil
dung nicht für abgeschlossen, ehe er
nicht einige Kurfe auf deutschen Hoch-«
schuien durchgenornmen hat. Wenig
stens versucht er es zu thun, falls seine
Mittel es ihm irgendwie gestatten —
und Jhr schämt Euch, daß Jhr Kin
der deutscher Eltern seid?
Fand also Deutschland, deutscher
Geist und deutsches Wissen schon seit
Jahrzehnten erfreuliche Würdigung in
privaten Kreisen, so datirt doch die
offizielle Würdigung wohl von dem
Besuche des Prinzen Heinrich von
Preußen in diesem Lande: da waren
es die Behörden, die offiziellen Kreise,
vom Weißen Haufe in Washington
an bis zu den Munizipalitäten der
großen Städte, die er besuchte, die in
ihm als dem Vertreter feines Bru
ders, Deutschland ehrten! Die Ver
»I»
-»,», »
treter der amerikanischen Presse, die
amerikanischen ,,Captatns of Jn
dustry«, die großen Handelsherren
des Landes kamen und bewiesen ihm
ihre Reverenz, priesen in Reden, was
Amerika Deutschland schuldet, spra
chen den Wunsch und die Hoffnung
aus, daß die beiden Länder Hand in
Hand, durch Wissen und Können die
Welt beherrschen! Da sah so mancher
Amerilaner, aber auch mancher Deut
sche, wie eigentlich Deutschland in die
sen Kreisen betrachtet wird. Und das
Selbstbewußtsein der Deutschen dieses
Landes und ihrer Kinder hob sich und
; es soll gehoben bleiben! ’
’ Die Weltausstellung in St. Louig
kam — und staunend stand die Welt
vor den Erzeugnissen des deutschen
Geistes: das deutsche Kunstgewerbe
ließ alles hinter sich zurück, was auf
diesem Gebiete irgendwo in der Welt
geleistet wurde oder wird. Geht hin,
iauft ,,englische«, kauft »franzd·sische«
Waare — wenn Jhr sie wendet und
dreht, steht irgendwo in bescheidenem
Winkel: »Macle in cermany«, so ist
es von der ,,englischen« Stecknadel an,
iiber die ,,franzd«sischen« Puppen hin
bis zu den ,,englischen« Maschinen.
Geht in große Häuser wie z. B. Tis
fcmy in New York, ihre Kunstarbei
ter —- Deutsche, alles Deutsche!
Deutschland und Amerika werden
nun auf dem Gebiete der abstrakten
Bildung, auf dem Gebiete des hoch
» geistigen Wissens, der Ideale, Hand in
» Hand marschiren, das wird durch den
Austausch von Professoren hüben und
Hdriiben bewirkt werden — und wir
: sollten uns unserer Hertunft, unserer
i Sprache schämen, wir. die wir so viel
diesem Lande zu geben haben?
! Seht Euch nun zum Schluß noch
die politische Machtstellung Deutsch
lands an, die von der ganzen Welt
anerkannt wird, vor der Frankreich
sich beugt nnd England sich vertriecht,
s nachdem es gehctzt und gewiihlt hat.
sPräsident Roosevelt hat im Namen
s des amerikanischen Volkes dem deut
? schen Kaiser und dem deutschen Volke
J seinen Gruß und seine Zustimmung
? übetsandt; keine zwei Nationen sind
sich geistig näher verwandt und wirken
auf allen Gebieten so getreulich zu
sammen als Deutschland und die Ber
einigten Staaten; diese beiden Län
der werden in der Zukunft, in Eurer
Zukunft Hand in Hand gehen und in
friedlichem Wettbewerb auf geistigem
und materiellem Gebiete die Welt be
herrschen, Ein-J in Zielen und Zwecken,
Eins im Denken und Fühlem im
Können und Wissen, in gegenseitiger
» Achtung und Anerkennung der Vor
« züge, die Jedem eigen. Die englische
und die deutsche Sprache wird zusam
men gelernt. vzusammen gehört werden,
wo die vielsachen Interessen beider
Nationen zusammen wirken. Und Jhr
wollt das Euch vom Himmel gegebene
Gnadengescheni dem Gebet vor die
Füße werfen? Gott hat Euch die
Gunst gewährt, Deutsch und Englisch
spielend, corrett zu erlernen, und Jhr
wollt es ,,nicht der Mühe werth« sin
den? Leset das Vorstehende aufmerk
sam, und dann sagt, ob Ihr es noch
j ferner mit Eurem Gewissen und mit
Eurer Ehre vereinbar haltet, Euch
Eurer deutschen Hertunft zu schämen
! und die deutsche Sprache zu vernach
lässigten --Eine Schande wäre es und
Ihr verdieniet, das; jeder brave
Mensch Euch verachtete!
Der Schein und das Rubinen.
Jn seinem Bestreben, sich mit alle-n
Errungenschaften der modernen Wis
senschaft bekannt zu machen, hatte der
Schuh in Paris den Wunsch zu er
kennen gegeben, den Radiumentdecter
Curie Persönlich kennen zu lernen;
Herr Curie wurde also höflich ersucht,
sich dem König der Könige im Hotet
vorzu llen. Als der berühmte For
sche erschien, ging ihm der Schah
entgegen und sagte, indem er ihm
freundlich die Hand reichte: »Ich
wollte Paris nicht verlassen, ohne Sie
gesehen zu haben, denn ich habe von
Jhrem Radium Wunderdinge gehört.
Wollen Sie mir nun das- Radium
zeigen3« ,,Jhre Wißbegier soll be
friedigt werden, Ijtajestät, erwiderte
Curie, »aber nicht hier, denn hier ist
zuviel Licht· Damit Sie sich von den
Eigenschaften des Radiuins einen
richtigen Begriff machen können, iniiss
sen Sie sich mit mir in ein ganz fin
stereg Zimmer begeben.« Der Schah
war ob dieser Antwort sehr erstaunt
und sah fragend seinen Großvezir an.
,,.Könnte man nicht hier die Vorhänge
herunterlassen?'« fragte dieser. Lsurie
konnte ein Lächeln nicht unterdrücken
»Nein,« erwiderte er, ,,ohne dass
schwarze Zimmer geht es nun einmal
nicht!«
Der Schuh, der sich offenbar vor
dein schwarzen Zimmer fürchtete ließ
in seiner Noth Herrn Paoli rufen.
Paoli ist der von der französischen
Regierung allen in Paris weilenden
Potentaten zum persönlichen Schutze
attachirte Spezialkriminaltommissar,
ein Mann, der sich des unbedingten
Vertrauen-s zahlloser Monarchen er
freut, und vor dessen Umsicht auch der
Schah gewaltigen Respekt hat. Herr
Paoli kam, schüttelte Herrn Curie die
Hand und erklärte dann. daß der
Schah sich sorglos dem schwarzen
Rimmer anvertrauen könne Nach
dieser Entscheidung erst beschloß der
S,chah mit Herrn Curie in die Kel
lerräume des Hotels hinabzusteigen:
in diesen Kellerräumen befinden sich
die Stahlkammern, in denen die
W .
Wert a en der DOMAIN Fut
bewsasxt chwerden An « der unterirdi
schen Expedition betheiltgten sich gu
ßer dem Schob und dem Forscher
Herr Paoli, der persische Gesandte tn
Paris, der Großvezir, die»1ungen
Söhne des Königs der Könige, bi
verse Würdenträger und andere Herr
schaften. ,
Jn der Stahltammer war es nun
allerdings sehr schwarz, so schwatz,
wie es Herr Curie sich nur irgend
wünschen konnte; dem Schah und sei
nem Hofstaat war es aber offenbar
doch zu schwarz, und es geschah sol
gendes: Herr Curie hatte ungesehen
an einem kleinen Tischlein Platz ge
nommen und einen tiefgründigen
Vortrag über das Radium begonnen,
als plötzlich, zuerst in persischer, dann
in französischer Sprache der Angstruf
ertönte: ,,Licht!.... Mehr Lichtl«
Dasselbe hat bekanntlich schon Goethe
ausgerusen, aber bei ganz anderer
Gelegenheit und in ganz anderem
Sinne. Der Schah wollte das »Mehr
Licht!« wörtlich genommen wissen, da
er es, allen Beruhigungsbersuchen des
Herrn Paoli zum Trotz, plötzlich doch
wieder mit der Angst vor dem schwar
zen Zimmer zu thun bekommen hatte.
Da ihm die Leuchtlraft des Radium
nicht genügte, mußte der elektrische
Strom in Funktion treten; er be
ruhigte sich erst wieder, als ihm das
weiße Licht aus den Glühbirnen ent
gegenstrahlte. Herr Curie aber erhob
sich seufzend von seinem Stuhle, ver
schluckt-e den nicht zu Ende gehaltenen
Vortrag und zeigte dem König der
Könige winzige Stückchen Radium,
die sich in sicherer Hülle befanden.
Muzaffer-ed:Din der Aengstliche
drückte dem Gelehrten gerührt die
Hand, sagte, daß er diesen historischen
Augenblick nie vergessen werde, und
Versicherte feierlich, daß er in Teheran
aller Welt von den Wundern des Ra
diums erzählen wolle.
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England«s Akbciuofci
Jn England und Wales gibt es
982,267 Personen, die der öffentlichen
Armenpflege zur Last fallen. Davon
entfallen 148,018 aus London, um
1;,500 mehr als die Statistik des vo
rigen Jahres aufwies. Außerhalb
Londons sind es 784,254, um 51,539
mehr als· im Vorfahre. Am 1. Ja
nuar dieses Jahres betrug die Zu
nahme 7.1 Prozent gegen das gleiche
Datum des vorigen Jahres. Das
Verhaltncß zur Gesammtbevölkerung
war eins zu 36, oder 27.6 per Tau
fend,· in London selbst stellte sich das
Verhaltniß auf 81.8 per Tausend.
Austchließlich der Jrren und Krüp
pel, bestanden 46.6 Prozent der Ge
fammtzahl aus 116,094 Familien
von zusammen 578,513 Personen.
Unter den Familien mit Kindern
fand eine beträchtliche Zunahme der
Unterstiitzungsbediirftigen statt, na
mentlich solcher, die nicht in Anstalten
untergebracht waren. Die Zahl der
als körperlich gesund gemeldeten Ar
men war 182,680, eine Zunahme von
17.7 Prozent, die die der Arbeitsun
fähigen wies 428,469 auf, eine Zu
nahme von 3.4 Prozent. Die Stadt
London hatte 21,549 arbeitsfähige
Arme, was gegen das Vorjahr eine
Zunahme von 23.7 ergibt; im County
Essex hatte bei 9163 arbeitsfähigen
Armen eine Zunahme von 142.2 Pro
zent stattgefunden. s
De große Zunahme von Arbeits
fähigen, die wegen Mangel an Be
schäftigung auf öffentliche Unterstütz
ung angewiesen sind, hat Verantw
fung zu der dem Parlament vorlie
genden Bill gegeben, die das »Recht
auf Arbeit« zum Staatsgrundsatz
machen, den Staat verpflichten foll,
den Arbeitslosen Hülfe zu leisten,
ohne daß diese durch solche.1-lnterstijt3
ung als Paupers classifizirt werden
diirfen, wie dies jetzt der Fall ist.
Das Liliinifterium hat die Bill vor ei
niger Zeit eingebracht, scheint sich
aber nicht sehr fiir ihre Annahme zu
interessiren, wofür sie seitens eines
großen Theiles der Presse der Vor
wurf trifft, daß sie die arlseitende Be- »
völteruna mit Spiegelfechterei hinhal
ten wolle. Jn einer vom Londoner
Chronik-le veröffentlichten Kritik der
Bill wird dieselbe in einzelnen ihrer
Bestimmungen als mangelhaft er
klärt, wiewohl sie im Prinzip richtig
ist.
lfin LMttsteller inuß, der kBill ge
mäß, die »ehrliche Absicht, Arbeit zu
erlangen, haben und zeinerig diesi
nicht erhaucn können aus Ursachen,
-ax1 ajjaifuag Jauxat qsdhiatjnv axq
Ren«. Dies würde eine spezielle Un
teriuchung für spdni rinzrinni Fall
erfordern, und durch die Umftändlich
keit des Verfahren-J die Durchführung
der Bill praktisch unmöglich machen.
Der Arlieitlofe müsse, sagt das Chro
nicle, auf seine bloße Llntneldrnig hin
die Hülfe des Staates beanspruchen
fein Recht auf Arbeit von vornherein
geltend machen können. Haber er die
Ardrittosightt fribst vericknudri, so
uiüsse das später festgestellt roerden.
Das erste Nothwendige sei Hülfe und
die Anerkennung dieser Verpflichtung
durchaus kein Schritt zum Sozialis
inus,fondern rin IRitteL Uebristände
zu beseitigen, fiir die der Staat durch
sehlerhafte Wirthschaftspolitik die
Verantwortlichkeit trägt. — Diese
letztere ist vielfach durch Einführung
fogenanruer Yiothsiandsarbetten bestä
tigt worden. Es handelt sich nur da
rum, das Prinzip in einemJSyflem
niederzulegen, das ohne außerordent
liche Anstrengungen fast automatisch
arbeitet. ·
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Gean Großmäuiigtiit qibt how-nur
ein Mittel: noch ein größeres Maul
haben!