Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, August 04, 1905, Sweiter Theil., Image 14

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    Um der Mitgift willen.
Original-Roman von Arthut sapp.
(11. Fortsetzung)
Eine Weile’toeinte Ada heftig und
leidenschaftlich Dann begann sie zu
nen. Sollte sie ihre Hände ruhig in
Schooß legen und unthiitig ge
schehen lassen, daß er dem Tode ent
egengingZ Nein, nein! Unmöglich er
chien ihr das! Aber was thun, wel
chen Einfluß auf ihn aufbieten, um
ihn anderen Sinnes zu machen?
Da durchzuckte sie plötzlich der Ge
danke an Clara. Würde ihr vielleicht
gelingen, was sie selbft nicht hatte
vollbringen können? Ein heißer,
schwerer Kampf spielte sich in der
Bruft der Einfamen ab. Endlich siegie
die Angst um Axels Leben.
Thatträftig sprang sie auf und eilte
zum Schreibtifch. Auf ein Blatt Pa
pier warf sie ein paar haftige Worte.
»Frau von Düringshofen
Carlshagen bei Daher.
Komm’ fofortt Axels Leben in
Gefahr.
Ada.«
·Dann ging sie hinaus, um den
Wirthfchaftsinfpetior werten zu las
sen. Einer der Knechte sollte sich un
verzüglich auf ein Pferd werfen und
nach der Stadt reiten. Die Depefche
mußte noch in der Nacht oder doch
spätestens morgen in aller Frühe
aufgegeben werden.
ZwölftesKapiteL
Am anderen Nachmittag kommt
Clara an. Der Amtsrath ist aufs
Feld hinausgeritten, Axel sitzt in sei
nem Zimmer und schreibt. Ada em
pfängt Clara. Von den beiden Män
nern ahnt Niemand der Letzteren Ge
genwart. Aeußerlich ruhig, nur noch
ein wenig blasser als früher ist Clara,
während sie vom Wagen steigt· Jhre
Augen freilich spiegeln ihre innerliche
Erregung und Unruhe.
»Ein Unglückssall?« Das sind die
beiden hastigen Worte, die sie an Ada
richtet, die ihr die Hand zum Gruße
bietet.
Ada verneint.
«Au«genblicklich ist er in keiner Ge
sahr«, antwortet sie. »Es handelt sich
um ein Duell.«
Ada bemerkte es nicht, daß Clara
leise ausathmet. Das Gesicht, in das
sie forschend blickt, hat einen ruhigen
gefaßten Ausdruck. Ada ist erstaunt
und empört, während sich doch auch
zugleich ein leises Gefühl der Genug
thuung in ihr erhebt. Wie gleichgiltig
sie sich oerhältt Sie liebt ihn sicherlich
nicht —- denlt Ada. ’
Sie führt ihren Gast in den Salon
und besorgt eine Erfrischung, die
Clara nicht zurückweist, denn sie ist
von der Reise abgesannt und müde.
Während Clara sich an dem ihr vor
gesetzten Wein und den aufgetragenen
Speisen erquickt, berichtet Ada. Sie
erzählt von Herrn Guntermann’s Be
such, und daß die beiden Männer ei
nen Streit gehabt haben müssen, dem
dann die Forderung zum Duell ge
solgt sei.
Clara hörte mit gespanntem Jn
teresse zu. Ein schwaches Roth ver
deckte die Farblosigteit ihres Gesichts.
»Herr Guntetmann lam in Deinem
Austrag?« bemerkt Ada halb fragend,
halb vorwurssvoll.
Clara nickt. Sie ist unendlich er
schüttert bei dem Gedanten, daß sie
indirekt die Veranlassung des Streites
und der Duellsorderung gewesen. Daß
Herrn Guntermanns Mission geschei
tert ist« weiß sie bereits. Er selbst hat
es ihr brieslich kurz mitgetheilt, ohne
jedoch bezüglich eines zwischen ihm und
erl stattgehabten Streites auch nur.
die leiseste Andeutung zu machen. «
»Es handelt sich lediglich um Geld-;
sachen«, erwidert sie. »Und ich be-x
greise nicht —« sie bricht ab und legt?
sinnend die band an die Stirn. !
»Wer-in soll das Duell stattfinden?«
tscgt sit IM.
»Schon morgen — morgen in alletl
Frühe«, giebt Ada hastig Bescheid-l
»Die Zeit drängt, tein Augenblick ists
zu verlieren. Vergebens habe ich schon
in Axel gedrungen, et hört nicht auf
mich. Jn meiner Angst kam ich auf
den Gedanken, an Dich zu depelchirenI
Vielleicht, daß Du ihn bewegen kannst,
seinen Streit mit Herrn Guntermann
friedlich beizulegen«
Clara sieht in das erregte Gesicht
der Sprechenden. Adaz Mienen zu
eten, ihre ängstlich blickenden Augen,
die Bliisse ihres Gesichts spiegeln deut
lich die Empfindungen wieder, von
denen sie bewegt wird.
Sie liebt ihn noch immer! sagt sich
Tinte-, und ein eisiges Gefühl durch
Esölmt sie. Sie erhebt sich und hinter
Stuhle stehend, legt sie ihre bei
den hände auf die Lehne. Kühl und
abweisend entgegnet sie: »Ich be
le, daß meine Einmischung vons
gend welchem Rasen wäre, ja, daß z
sie iibethaupt statthaft ift.« —
»Aber Du bist seine stunk 1
»Du yegisien da ich es hqxd nichts
Inst sein werde.« »
Ida sieht die vor ihr Stehende er-·
Mut, empört an. l
,sei einer fslchen Bennlossnngc
sprudelte sie erregt, ,,vergißt man!
doch1 eden Hader und jede Uneinigteit. I
Und Ihr standet Euch doch noch vor
Kurzem so nahe!«
»Wir werden uns bald ganz fremd !
gegenüberstehen,« erwidert Clata de-;
! ren Gesicht einen immer finsteren, käl- ;
I teten Auädruck annimmt. »Es
, kommt mir tattlos und unangemessen
vor, wenn ich mich jetzt in Axels Pri
vatangelegenheiten mischen soll, die
)mich doch nichts mehr angehen. Und
i er selbst würde sicher am allermeisien
ydavon iiberrascht sein und es peinlich
empfindenk
! Sie lehrt sich ab —- es isi ihr un
lmöglickx der von Angst Vetzehrtenl
Hliinger in’s Gesicht zu sehen die um
« Axels Leben bangt, als gehöre es ihr.
iSie tritt an das Fenster und sieht
L zum Firmament hinaus, als wollte sie
; sich nach der Weiterlage erkundigen.
I — Ada blickt ihr mit unsiiglich gering
« schasigm verachmcher Miene nach.
Und neben der Entrüstung. die sie er
füllt, regt sich nun ein Gefühl freudi- l
get Genugthuung. Sie hatte es ge- «
, wußt. Clara liebt ihn nicht, und nicht !
Liebe ist es gewesen, die sie einst ver- f
anlaßt hat, Axel zu erhören, sondern s
s nur tleinliche Eitelteit, nur die Sucht, s
etwas zu bedeuten, in eine höhere ge- s
sellschaftliche Sphäre aufzusteigen. s
Doch gleich darauf tommt wieder die !
Angst über sie und macht sie beredt. !
»Aber, um Gotteswillen,« ruft sies
zürnend und«mahnend, »wenn er Dir s
auch persönlich nichts mehr ist« so viel (
Interesse wirst Du doch noch für ihn
haben, so viel Gefühl, daß Du ihn
nicht gleichgültig und unempfindlich
in den Tod gehen läßt. Du trägst
doch seinen Namen und er ist doch der I
Vater Deines Kindes. Versuchen
) kannst Du es wenigstens, da Du doch
jeinmal hier bist. Bedenke doch, daß
Yes sich um Leben und Tod handelt.
! Oder denkst Du, daß ein Pistolenduell
» ein Kinderscherz ist? Gewöhnlich
’bleibt Einer auf dem Platze — das
j ist die Regel. Du könntest es doch gar
nicht verantworten, wenn ihm ein Un
gliick passirt, während es vielleicht in
Deiner Macht steht, ihn zu retten.
Wenn es zu spät sein wird, wenn er
» in seinen Schmerzen, in seinem Blute
daliegt und Niemand ihm mehr hel
»fen kann, wirft Du es gewiß bitter
’ bereuen.« -
Ada’s Stimme geht in ein Weinen
über. Aber viel mehr als sie leidet
Clara. Es ist, als werde ihr ein glü
hendes Eisen in die Brust gebohrt.
Leichenblaß, zitternd steht sie und hält
mit der einen band den Riegel des
Fensters fest, um sich aufrecht zu er
halten. Die Worte Ada’s sind nicht
ohne Eindruck auf sie geblieben; ihre
Nhantasie malt ihr die Situation aus,
die Jene angedeutet hat. Aer mit der
Todeswunde im herzen oder auf der
Stirn, rettungslos, sich verblutendl
Sie möchte aufschreien vor Schmerz,
wenn nicht die Scham sie abhielte, ihre
Empfindungen Jener da zu verta
then, die sich nicht entblödet, vor ihr
um Axel zu. weinen, die frech, scham
los ihre ehebrecherische Liebe verröth
Ein harter, heißer Kampf spielt sich
in Clara’s Brust ab. Endlich wendet
sie sich entschlossen um. Jhr Ge
sicht ist geisterhaft bleich. aber Ent
schlossenheit und Energie blitzen aus
ihren Augen und Mienen.
»Wo ist er?« fragt sie turz, wäh
rend sie durch das Zimmer, in der
Richtung der Thür, schreitet.
Ada erhebt sich mit einem Ruck.
»Ja feinem Zimmer,« erwidert sie
und nähert sich ihr rasch, »tomm’, ich
brinae Dich zu feiner Thür.«
Axel von Düringshofen sitzt an fei
nem Schreibtifch und tramt in dem
großen Mittelfchubfach. Er ift so
vertieft in feine Beschäftigung, daß er
es nicht gewahr wird, als Clara leife
die Thür öffnet und eintritt. Ekft
ihr Räuspern bewirkt, daß er sich um
dreht. Als er die Eintretende erkennt.
fährt er jäh in die Höhe. Seine Au
gen öffnen sich weit und stumm starrt«
er sie an, in fassungsloseftem Erstau
nen. Dann greift er mit inftinttiver
Gebärde mit beiden Händen an feine
Stirn, wie um feine Gedanken zu
sammeln.
»Entschuldige,« nimmt Clara das
Wort. »Ich komme auf Ada«"5 Ver
anlassung.«
»Amt« murmelt er und feine
Stirn eunzelt sich ärgerlich.
»Sie theilte mir mit, daß Du mor
gen ein Duell hast. Jch bitte Dich
davon abznftehen.«
»Oui« Er sieht sie groß an. Sein
Gesicht verfinstert sich mit einem Mal
nnd eine unendliche Bitterkeit malt
sich in feinen Mienen. »Ich begreife
nicht — — Wittwe zu fein ift doch
immer noch besser als gefchiedene
Fee-of
Sie zuckt zusammen und ihre Zäh
ne graben sich feft in die Unterlippe.
Sie athmet tchtoer. Doch rasch hat sie
ihre Bewegung überwunden und än
ßerltch ruhn-erklärt sie: »Ich bin die
unschuldiae Ursache Deines Zwifies
mit Herrn Guntermann. Es kann
mir nicht gleichgiltig sein, wenn sich
zwei Menschen um meinetwillen mit
der Waffe in der hand entgegentreten
in der Absicht, sich zu tödten.«
Sie stehen sich beide gegeniiber,
Clara ungefähr in der Mitte des
Zimmers, Aer dicht an seinem
Schreibtisch, mit dem Rücken gegen
den Schreibsessel gelehnt, dessen Lehne
seine nach hinten gestreckten Hände
umklammern.
»Ich verspreche Dir," erwidert er.
»daß ich Herrn Guntermann schonen
werde.«
Sie sieht ihn groß an. Seine mit
bitterem Sartasmus gesprochenen
Worte scheinen ihr unverständlich.
Endlich erwidert fie, ohne denwahren
Sinn seiner Worte begriffen zu ha
ben ·
»Ich danke Tir. Es ist sehr«—sre
sucht nach einem Ausdruck —- »sehr
edel von Dir, daß Du das Blut Dei
nes Gegners nicht ver-gießen willst.
Aber ich weiß nicht, ob Herr Gunter
mann Dich schonen wird.«'
Er zuckte geringschäßig mit den
Achseln.
»Bah —- was liegt ans-mir!'
»Nein, nein!« entgegnet sie. ihre
gleichmüthige Ruhe aufgehend, dring
lich: »Ich konnte es nicht ertragen,
wenn um meinetwillen Blut fließen
würde, wenn ich verschuldei haben
sollte, daß das Leben von Reinholds
Vater in Gefahr geriethe.«
Er blickt noch immer finster drein
und mit zurechtweisender Bitterkeit
erwidert er ihr: »Das hättest Du frü
her bedenken sollen. Freilich, ich be
greise ja, daß es Dich reizte, mich noch
mehr zu demüthigen und mir gerade
diesen Herrn Guntermann in’s Haus
zu schicken·
Wieder zeiate Nara eine erstaunte,
verständnisrlose Miene.
»Gerade diesen Herrn Santer
mann?« wiederholt sie fragend. »Ja,
wen hätte ich denn sonst mit der Er
ledigung dieser Peinlichen Dinge be
trauen sollen?'· Das Noth ihrer
Wangen wird noch intensiver und
sich stolz ausrichtend sährt sie sort:
»Ich bedauere, daß Du meinen Cha
rakter sür einen so niedrigen hälsi.
Wozu hätte ich Dich demüthigen sol
len? Jch wollte keinen Fremden, auch
meinen Rechtsanwalt nicht in die nä- ;
heren Details unserer Scheidungng z
schichte einweihen. Herr Gunter- !
mann ist der Einzige dern von mei- j
nein Onkel Reisfeld her unsere Lage l
bekannt ist. Er war nach meinem(
Dafürhalten der Einzige, an den ich
mich wenden tonnte.« l
Aber den erregten Mann überzeu
gen diese Worte nicht. Tie in seiner
Unterredung mit dem Bankier durch
littene Bein. die ersahrene herabwijr
digende Demüthigung, sein ganzer
Haß, seine Eifersucht gegen diesen
Mann werden wieder in ihm lebendig
und sprudeln aus seinen leidenschaft
lichen Worten: »Jeder Fremde wäre
mir lieber gewesen, als gerade er —
er, mein einstiger Rival, der sich zu
gleich mit mir um Dich beworben hat
und der nun bei unserem Zwist lä
chelnd, triumphirend im hinter
grund, aus der Lauer steht und der
den Moment abwartet, wo Du wie
der srei wirst und ihn mit Deiner
Hand belohnst!«
Er athrnet ties aus. Es scheint
ihm leichter-, nachdem er sich das, was
ihn während der letteln Tage unab
lässig gewurrnt hat, vorn Herzen ge
sprochen hat. Aus Clarcks Antlitz
weicht alles Blut. Sie steht wie er
starrt. -
»Aber dass-das ist ja unmöglich«
stammelt sie endlich· »Das-on habe
ich jck nicht die leiseste Ahnung. Jch
habe nie —- nie die Empfindung ge
habt, als bedeute ich für ihn etwas
anderes, als das Mündel seines
Chefs. Du täuschest Dich, Du legst
herrn Guntermann Gefühle und Ah
sichten unter. die er unmöglich hegen
tann.«
Arel lächelt überlegen.
»Du wirst es ja sehen,« entgegnete
er bitter. -
Die junge Frau machte eine stolz
abwehrende Bewegung und während
ebenfalls die Bitterkeit in ihr auf
wallt, entgegnet sie: »Du überfchätzest
meinen Muth. Jch denke nicht da
ran, jemals eine zweite Ehe einzuge
hen.«
Er zuckt mit den Achseln und lä
chelt ungläubig. Clara macht eine
unwillige Bewegung, als wolle sie das
Zimmer verlassen. Aber sie überwin
det diese Anrvandlung und denkt an
die Aufgabe, die sie Geh mit dem Be
treten dieses Zimmers gestellt hat.
Ernst, feierlich erklärt sie: »Ich schwö
re Dir, daß ich nie wieder heirathen
werde, weder herrn Guntermann
noch sonst Jemanden.«
Ein Ruck geht durch Axels Gestalt,
sein Gesicht leuchtet, er thut unwill
kürlich einen Schritt ihr entgegen.
»Das schwörft Du mir's«
»Bei dem Leben meines Kindei.«
Ueber Aer lommt eine heftige Be
wegung. Eine ungestüme Freude
lodert in ihm empor; seine Brust wogt
stürmischz ein jäher Impuls durch
zuckt ihn, zu der Frau, der er von
Neuem Unrecht gethan hat, hinzuzu
stüteem sich ihr zu Ist-m zi- werten
und sie noch rian zu bitten, ihm
alles-zu verzeihen Aber ihre stolze,
hiheitmlle, « unnahbare M ene, das
Runzeln ihrer Stirn, der kalte, ab
weisende Blick schrecken ihn zurück,
und er begnügt sich, dem aus dem Jn
nersten seines heran heraufquellen
den Gefühl mit dem kurzen Ausruf
Luft zu machen: »Ich danke Dir,
Clara!«
Keine Miene bewegt sich in ihrem
Gesicht; sie erwidert nichts auf seinen
.Dant. Nach einer kleinen Weile
kommt sie auf den Ausgang ihrer
Unterredung zurück.
»Ich darf also datan rechnen, daß
das Duell nicht stattfindet?«
Von seinem Antlitz leuchtet es noch
immer freudig und er erklärt, ohne
sich, zu bedenlen: »Was in meinen
Kräften steht, will ich gern thun, es
» zu ve»ttneiden."
Sein Verz ist aufgelost in Weich
heit; jede Spur von Zorn und Erbit
terung ist in ihm verraucht. Er ist
in der Stimmung, Alles zu thun,
was sie von ihm bittet und es treibt
ihn, seiner reuigen Nachgiebigleit
weiteren Ausdruck zu geben«
»Ich habe Dir Unrecht gethan,«
aesteht er, »und vielleicht habe ich mich
auch Herrn Guntermann gegenüber
in meinen Voraussetzungen geirrt."
»Du wirst also nach der Stadt
eilen,« fällt Clara ein, wie befreit
aufathmend, »um das geplante Duell
rückgängig zu machen?« s
s Er lächelt über ihre Untenntnisz
; der Verhältnisse.
l »Ich bedaure," erklärt er. »heute
l nmn ich in dek Angelegenheit über
Hhaupt noch nichts thun. So einfach,
»wie Du vor-aussetzest, läßt sich die
JSache überhaupt nicht in Ordnung
; bringen. Die Verabredung auf mor
« gen früh muß unter allen Umständen
von beiden Seiten eingehalten wer
den. Die einzige Möglichkeit. das
IDuell zu vermeiden, bietet sich erst
morgen auf dem Rendezvousplatz.
Vor jedem Zweikampf hat bestim
mungsgemäß ein Versöhnungsversuch
durch die beiderseitigen Sekundan
ten stattzufinden. Bei dieser Gele
genheit will ich eine Erklärung abge
ben, in der ich die meinem Gegner zu
gefügte Beleidigung zurücknehnir.
Das ist Alles, was ich thun tann.
Jn Herrn Gunterrnann’s Belieben
liegt es dann, sich für befriedigt zu
erklären und feine Forderung zurück
zuziehen, oder das Gegentheil zu thun
und sie trotzdem aufrecht zu erhalten«
»Er wird es nicht, er wird die For
derung zurücknehmen,« fällt sie ein,
und in den Klang ihrer Stimme
mischt sich ein leiser, verhaltener Ju
belton.
Aer aber runzelt die Stirn.
»Du willst ihn aufsuchen?«
»Ich werde ihn zu meiner Tante
bitten und in ihrer Gegenwart sprec
chen.'« Und ihren Blick sentend, leise,
während sich wieder ein leichter rosi
ger Hauch aus ihre Wangen legt, fügt
sie hinzu: »Ich danke Dir.'«
Arel machte eine ungestürne Bewe
gung, als wolle er zu ihr hin. Aber
sie neigt hastig ihre Stirn zum Ab
schied, dreht sich um und geht hinaus.
Er steht-mitten im immer; keine
Hände preisen sich au das wil klo
pfende Herz; ein tiefes, fchmerzliches
Stöhnen bricht aus feiner Brust her
vor.
Dreizehntes Kapitel.
Draußen auf dem Korridor muß
Clara einen Augenblick halt machen;i
ein plögticher Schwindel erfaßt sie.
Zuviel r Aufregung und Gewächs
bewegungen hat sie in den letzten
Stunden durchgemacht. Plötzlich härt
sie heranhuschende Schritte. Es isti
Ada.
i
«Nun?« sprach diese gespannt und?
zieht Elara an der Band rnit sich die’
Treppe nach dein unteren Stockwerk
hinab. l
Elara athmet noch immer tief. Die
Erregung zittert ihr noch in allen
Nerven nach.
»Gott sei Dankt« zittert es aus der
Tiefe ihrer Seele herauf. »Er hat«
nachgegeben. Das Duell wird nicht·
stattfinden.«
Die Andere blickt der sprechenden
erftaunt in das vor freudiger Erre-;
gung strahlende Gesicht. s
»Wie hast Du das nur fertig ge-’
btachi?« j
Clara zuckt mit den Achseln und
läßt sich im Salon erschöpft in einen
Fauteuil nieder. Es widerstrebt ihr,
von ihrer Unterredung mit Axel der
Anderen Kenntniß zu arbenz auch
fühlt sie sich dazu viel zu angegriffen.
Jn Ada regen sich öwiespältige
Empfindungen Sie mischte sich
freuen, daß die Gefahr fiir Axel, wie
es scheint, vorüber. Aber ein brennen
des Gefühl von Angel-, Neid und Ei
fersucht ift stärker in ihr als die an
dere Regung. Wirklich. ist der Kalt
herzigen, Gemüthlosen gelungen, was
ihren leidenschaftlichen Bitten und
Flehen nicht möglich war? Die Ent
tiiuschung, die eifersiichtige Wuth ift
in ihr fo ftari, daß sie beinahe
mänscht, sie hätte-Gan überhaupt.
nicht herbeigerufen. Und sie nöthigt
auch Clara nicht zu bleiben, als diese
nach kurzem Aus-ruhen auffprinat und
erklärt, sofort nach der Stadt auf
brechen zu müssen. ——————
Die Frau Konful hörte ihre Nichte
mit mehr Antheilnahrne an, als Elara
voran eseit hatte. Ueberhaupt, die
ganze iduugzgefchichte war durch
aus nicht n ihrem Gefakleiu Frei
lich, fie ver ammte ja dieses ge
schäftsmiißige Schließen von Ehen und
tadelte Axel wegen der bewiesenen
Jndelilatesse, die sie dem höflichen, ar
tigen, feinen Kavalier nie zugetraut
hätte. Aber Vetgangenes war vergan
gen und es war von Clara mindestens
sehr unkiug, jeßt nach mehr als zwei
Jahren die unerfreuliche Geschichte
noch einmal aufzurühren. Das Ange
messenste und Taltvollste wäre gewe
sen, die Sache vornehm zu ignoriren
und Aer überhaupt nicht merken zu
lassen, daß sie davon erfahren. Wenn
sie -—— Clara —- mehr Lebenserfahrung
bevsäßh würde sie wissen, daß die
Frauen in der Ehe so vielerlei zu igno
riren und stillschweigend zu ertragen
haben. Wenn jede Frau bei jeder
Meinungsverschiedenheit, bei jedem
Zwist, bei jeder Verschuldung des
Gatten gleich davon laufen würde, so
würde überhaupt keine Ehe iiber das
zweite oder dritte Jahr hinauslom
men. Schon das Aufsehen, der
Siandal, den solch eine Ehescheidung
hervorrufe!
Und nun, urn Allem die Krone aus
zusetzem noch das Duell! Der Gun
termann müsse nicht recht gescheidt
sein. Na, dem werde sie einmal or
dentlich den Kon waschen.
Sie sandte sofort nach einein Boten
ab. here Guntermann ließ nicht
lange auf sich warten. Er war sehr
erstaunt, Frau von Düringshosen in
dem Salon der Frau Konsul zu tref
fen und ein verstohlenes Ausleuchten
strahlte wie ein lurzer Blitz aus seinen
Augen« Aber als er schon aus den
ersten Worten erfuhr, daß Clara
aus Plantitow käme, von einer Un
terredung mit ihrem Gatten, senkte
sich wieder ein Schatten über sein
schmales, blasses Gesicht, und seine
Zähne preßten sich ingrimmig ausein
ander.
Die Frau Konsul begann in vol
lem Zorn zu schelten.
»Nun sagen Sie mir blos, Herr
Guntermann, bei Jhnen radpelt es
wohl? Berzeihen Sie den Ausdruck!
Aber ich bin außer mir. Jch habe Sie
immer für einen vernünftigen, ruhi
gen Mann gehalten, und nun wollen
Sie auf einmal den Helden spielen
und wollen sich aus ein Schießen mit
Pistolen einlassen. Sie, ein Kaus
mann, ein Mann in gesetzten Jahren!
Ja, was ist denn plötzlich in Sie ge
) fahren?«
Entsetzung solgt.)
W
Das Kapitel vom Durste.
; Erziehung und Gewohnheit haben
äunfere Bedürfnisse in vielfacher Be
! ziehung über die natürlichen Grenzen
hinauswachsen lassen und teineswegs
liegt stets eine Nothwendigteit vor,
wo unser Begehren beginnt. Dafür
schricht nicht nur die individuelle
Verschiidenheit welche sich all
mälig heraus ebildet hat und die
unter gleichen ebensbedingungen und E
gleicher Leistung den einen bereits er- ;
ligen läßt, während sich der andere
als ungleich ausdauernder erweist,
sondern noch viel deutlicher tritt dieser
Unterschied zu Tage, wenn wir ent
sprechende Vergleiche anstellen zwi
schen dem Bewohner jener glücklichen
Landschaften, deren reiche Erträge je
dem Wunsch leichte Erfüllung ewiih
ren, und dem der trostlosen un rucht
baren Gegenden, wo kaum der eiserne
Fleiß dem Boden kümmerliche Früchte
abzuringen vermag.
Es ist tein Gewinn sür uns, daßk
wir die ursprüngliche Genügsamleit
verloren haben, und wenn wir auf
mertsam die Werte unserer Reisenden i
lesen wollten, welche, wenn auch un- I
beabsichtigt, uns am ungetrübtesten
den Spiegel für uns selbst vorhalten,
so würde unser Eigendüntel sehr häu: (
sig weniger üppige Blüthen treiben
und manche böse Erfahrung würde
uns erspart werden. So berichtet
Nachtigall von seinen Reisebegleitern
aus dem Tubastamm, der in der Sa
hara wohnt: »Ohne Schlaf, ohne
Nahrung, fast ohne Wasser konnten
sie tagelang ausharrem ohne von ihrer
Ener ie einzubüßen,« und dann
rii m er ihre Nastlosigteit, Frische
un Leichtigkeit, während die Euro
päer der Ermattung erlagen und
laum im Stande waren, unter den
örtlichen Schwierigteiten die Reise
sortzuse en. Mit Hohn und Verach
tung sexen ost die wilden und halb
wilden Völterschasten aus den Euro
päer herab, wenn er, und das ist tei
neswegs immer-eine Folge des Kli
mas, in seiner törperlichen Leistungs
sähigteit mit ihnen nicht Schritt halt,
und charatteristisch ist es, daß zum
Beispiel die Neger in Ostasrita das
Wort Tumbo, welches Fettbauch be
deutet, als Schimpswort benufenR -
Unter den Gemeingesühlen it wohl
keines für-den Menschen empfindli
cher als der Durst, und während wir
wochenlang ohne Nahrung bleiben
können, so genügen Ta e, um in Ver
weislung und Wahntnn den Men
schen sterben zu lassen, wenn ihm die
lii igteit volltotnrne entzogen ist.
iee Thatsache ist leicht ertlärlich,
wenn wir bedeuten, daß vom mensc
lichen Körper 68 Prozent Wasser sind
und da wir außerdem täglich eine
viel grü ere Men e von Jlüssigteit
durch die Ausdüntungen von Lunge
und haut sowie unsere Ausscheidun
en von uns geben, als von sesten Be
tandthetlen. Etwa drei Liter Was
ser verliert be mittlerer Ta Mem
eatur ein rwaehener auf diese
etse täglich, so da zur Erholung
dei normalen Wo ergehalteö des
Korbe-ro eine gleiche enge auch ou -
genommen werden muß. Verhältni -
mäßig wenig davon brauchen wir
i
aber als reine Flüssigkeit zu trinken.
da unsere Nahrungsmittel alle um
überwiegend rößten Theil eben alls
aus Wasser estehen, von dem selbst
das trockene Brod noch 40 Prozent
enthält, die la tigen Früchte sogar 80
Prozent Wa er haben, ganz zu
schweigen von unseren Su pen.
Die großen Men en Flii igteit, an
welche viele Leute ich gewöhnt haben,
sind daher nicht berechtigt und auch
in der Heimaih lann tnan schon reich
lich die Erfahrung Nachtigall’ö bestä
tigt finden. Diejenigen Persönlich
teiten werden aus der Jagd, bei Ge
birgsiouren oder aus Wanderungen
die andauerndsien und leistungsfähig
sten sein, welche nicht an «jedem
Wirthshause Halt machen, von jedem
Quell trinlen müssen, und es ist kein
Beweis sitt lörperliche Tüchtigkeit,
wenn derartige Leistungen sehr bald
zu siarlem Schweißausbruch und star
lem Durst efühl führen; denn diese
beiden Erfzcheinungen sind gleichzei
tig, und die eine veranlaßt die andere:
wer viel schwitzn muß viel trinken
und hinterher wieder, weil er getrun
ten hat, schwitzen, so daß sein Körper
gewissermaßen ein Destillationsappas
rat wird. Natürlich ist eine solche
törverliche Destillirarbeit wie jede an
dere Arbeit zu bewerthen und trägt
wesentlich zur Ermüdung bei. n
defsen das viele Trinken tann ncht
nur zu vorübergehenden Störungen
sondern auch zu diretten organischen
Erkrankungen führen, und besonders
sind es Herz und Nieren, welche durch
diese Excesse, auch wenn man sich mit
den unschuldigsten Flüssigkeiten be
nügt, zu leiden haben, da in solchen
Fällen das Gefäßsnftem zu reichlich
Zfüllt wird und die an Herz und
ieren gestellten Itrfgaben die nor
malen Grenzen übersteigen.
Einen Beweis für eine solche unge
funde Uebersüllung bringt jede tleine
Verletzung. Ein«Mensch mit start
entwickeltem Durstgefühl blutet sehr
Ileicht und man sollte daher eine der
jartige Neigung als ein Zeichen be
itrachten, daß die Flüssigteiismenge
T des Körpers sich nicht mehr in den zu
J1iissigen Grenzen hält und durch Be
stämpfung des Durstempfindens ver
mindert werden -muß. Damit soll
nicht gesagt werden, daß nicht an hei
ßen Tagen auch einem erhöhten
Durstgefühl Rechnung getragen wer
den darf. Wenn die höhere Lusttem
peratur an dem Körper gewisserma
ßen saugt und ihm eine größere
Menge Wasser entzieht als in den
tühleren Jahreszeiten, so müssen wir
einen solchen Vrrlust ergänzen.
Es ist eine viel umstrittene Frage,
ob vieles — rinten zu Fettansatz führt,
und die issenschaft spricht gegen das
Erwarten der meisten bei großer Ma
«erteit von »wafserreichen Organen«.
Man hat ferner von wissenschaftlicher
Seite darauf hingewiesen, daß s on
die bloße Zufuhr von Flüssigkeit iit
viele Leute den Appetit sie-Art, so daß
also mit der Entziehung der Flüssig
teit auch eine Abnahme der Eßluft
fol t. Für das wirkliche Leben tann
diese wissenschaftliche Auffassung aber
vorläufig nicht von entscheidender Be
deutung sein, da thatsächlich meistens
übertriebenes Trinlen und Fettansaß
Hand in Hand gehen. Allerdings
werden gewöhnlich altoholhaltige Ge
tränke bevorzugt, welche den F -
wünschten Anreiz auf die Geschma s
organe und das Nervensystem aus
üben, und der Altohol spielt bei der
Zettbildung noch eine besondere Rolle.
ie Erfahrungen indessen, die wir
im fportlichen Leben gemacht haben,
haben bei der Trainirung neben dem
absoluten Ausschuß von Altohol auch
zu der Beschräntung der Flüssigteits
menge überhaupt geführt, und jeder
einzelne wird an sich bei gegebener Ge
legenheit die gleiche Beobachtung ma
en.
Unbedingt steigt mit der Zunahme
des Aörpergewichts auch das Durst
gefühl, immer größere Quantitüten
müssen getrunten werden, immer
schwerfälliger wird das betreffende
Individuum und wo sich im Kröper
Fett in übermäßiger Menge anseßt,
gesellt sich häufig zur körperlichen auch
die geistige Trägheit, so daß ein sol
cher Mensch nicht immer ein sehr nütz
liches Glied der Allgemeinheit bleibt
Darum ist es auf alle Fülle geboten,
derartigen Neigungen entgegenzutre
ten, sie nicht Herr über sich werden zu
lassen, und wer diese Kraft hat, wer
seinen Durst zu hemmen weiß, dem
wird ein erhöhter Lebensgenuß reich
licher Lohn werden und manche Freu
de, welche dem immer Durstigen ver
sagt bleibt, ist ihm gegeben.
Viele sind azn unzektrennlictsfte:t,
wenn sie miteinander streiten.
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Ein Millioan aus Boston plcnt
eine Automobiltour durch Asrila mit
Fertigen als Chansfenre. Ach,
wenn er doch alle unsere Chousskurs
und Autoraser mitnehmen und es
nicht versäumen würde. auch bei ten
Kannsbalen votznsprechenl
O If II
Es ist erreicht! Er ist da, der
sommerüberzietserlose Uebersommerl
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Es ist sonderbar, daxx die leichten
Vögel am schwersten ou einen qrtinen
Zweig kommen-.
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Wenn China in der Feiedensloms
mission vertreten sein will, wird ei
wahrscheinlich die Mietlse sllr das
Arlegjtheater herausschlagen wollen.
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sen Brootlyn ist ein angeblichet
En el von»Jpl-n Paul Jenes aus
taucht. Bisses Pension gesättigt-. f