Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, July 28, 1905, Sweiter Theil., Image 11

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    M schreibst-Axt um
state sank-ungel.
No. 165. Well,
ich kann nit
sehn, wie so
viele Leut steh
sig for sin, in
die Kontrie zu
gehn. Jeden
Sommer sin
alle gute Leut!
aus die Zikliei
fort, das ganzes
Bißneß is an en Stank-fifty die Biß- ’
neßpiebel, die könne nach ihren Ttehdl
wiss-le un in die ganze Zeit hocke die
Kosiiemetsch in irgend e feckendhändi
ges Nest un wisse nit wie se die Zeit
Lille solle. Ecksäcktlie denselwe Weg
fühle ich. Es is ja ganz schön hier,
das is gut genug, awwer mer kann
doch nit den ganze Dag esse un drinke
un spaziere gehn. Wann ich die Kids
nit mit mich hätt, wo ich mich als
entol ärgern könnt, wei dann wär das
Lewe hier gar nit zu ertrage. Wenn
der Philipp, was mein Hosband is,
hier wär, dann wär alles different.
Dann könnt ich ihn doch als emol en
thit gewivk, awwet mit die Wehes
weilern will ich doch kein Rumpus
rebseJ sonst deht's gleich heiße, ja, die
Lizzie muß immer feite un ich sin
doch gar nit so. Die Leut, wo mir bei
wohne, sin arig neis un mir brauche
nor ebbes zu menschene, dann is es
auch schon da. Der Mistee Krumbier,
well, das is ja auch en ganz guter
Mann, awwer er bot doch nit viel
Ettiukehschen un Se solle nor emol
höre, was der for e deutsch tahke duhil
Alles is..bei ihn uffgemicksl. Er weiß
nit emol, wann er »di: un dich« und
»wir un mich« zu juhse hot. Seine
Frau is ganz different, die hot viel
mehr RieieinemenL Jch denke, se hot
als junges Meddche in e feines Haus
gedient un da kann mer viel lerne.
Ennihau gleich ich gern mit sie zu
spreche. Se bot drei Kinner un ein
Mehdche. Das Melxdche is e Pietsch;
Se is so ebaut achtzehn Johr alt un
Bäckelcher hot se wie Aeppelcher. Se
mache sich gar kein Begriff, was das
Mehdche so gern leit. An einigem
Platz, wo se steht un wo se sißt, hat se
c Buch in die Hand un leit. Ich hen
die Missus Krumbier emol gefragt, ob
das viele Lefe denn vie Laura nicks
schade deht. Do hot se gesagt: O,
das is se e fchmaries Kind; sie hot die
Jnienchen an vie Stehtsch zu gehn.
Wisse Se, mer hen se in die Hochschul
gehn losse un do hot se Elockjuhschen
tessens genomme un seitdem is se
ganz iredsig for die Steinch. Jch den
alles geireit for sie« uff annere Ge
danke zu bringe, awwer sie stickt da
zu, daß sie sor das Tijehter gebore is.
Den Sie se schon emol rieseite höre?
Nit? Wei«do hen se ebbes gemißi,
Laurai komme emol her, un duh emol
for die Lehdies riefeiie.« Die Laura
is komme un bot gefagit »Mit den
größte Vergniege" un dabei hot se ihr
Mailche gespitzt, als wann se cie
Wacht am Rhein wissele wollt· Dann
bot se sich in Front von uns gestellt,
bot en Bau gemacht un hot gesagt:
Wilhelm Tell·s Monolog in der hol-:
len Gasse. Die Wedesweiler’n bot
mich gepuscht un bot mich zugewifch
peri: Sell is doch schuhr e Mißteht,
ich bette, das muß ,,i)oble Kasse« heißt-.
Awwer die Wedesweilerm die will
alles besser wisse un muß immer ib
ren Penniewerth Schmartneß erei
dringr. Die Laura hot dann losge
legt: ,.Dorch diese hohle Gasse muß er
komme, es fiedrt kein annerer Weg
nach Kißnacht, bier duhn ich’s vollbrin
ge.'« Un so is es en ganze String wei
ier gange un ei tell juh, ich hen’s so
gut gegliche. daß ichs am liebste noch
emol gehört hätt. Bei Schinko, hen
ich gesagt, Laute-, Sie hen ’awwer
Tällent, wann Sie kein Juhs von
Jhne Jhr Tiillent mache behie, das
wär e Sinn un e Schehrn Wann
mache Sie dann nor so schöne Po
hemsi das muß doch e ganze Latt
Zeit nernme. Mein- hosband bot auch
emol e Pies Poheirie gemacht, awwer
das is en arig hattet Schapp sor ihn
un so gut hoi ek’ich nie nit fertig ge
bracht.« Do hot die Lauka gesagt:
»Bei Mäddem, oaH hen ich ia gar
nii gemacht, das is von den Schillet."
Ei tell jah, do hen ich doch ieinber
ischiep gesiihli, awtvet ich hen mich
gleich widder ekaus geholfe. Jch den
gesagt: »Schuhr. hen ich gesagt. ich
meine auch nii das Dichte, ich meine
das auswendg letne.« Dann is die
Lauta fort niii ihre Ma. Die Wehes
iveilet'n hot gesagt, se hätt ja auch
die Ressiiehichen ganz gut gegliche,
blos dehi se um den Schiller nit viel
gewwe; sie hätt lietvek ebbes Klassi
sches gehört, so for Jnslenz die letzte
Rose oder Jch weiß nii was soll es be
deute. Jch hen weiter gar nit ufs die
Wedesweilekn ihren Taht gehöri, bi
Iahö ich hen mii einem mol egwße
Eidie triegi, wie mer mehhie e weni
Eckseiimeni in unsere Lohnsommne
bringe könnte. Jch sin zu die Missus
Krumbier un hen en lange Taht mii
se gehabt. Do hen ich ausgefunnesi
dass in die Nehbekhuit so ebaut fuszig
Fönunilies wohne ouhm daß se all
gleiche behie, e deiische Schul zu hen,
daß, se awwer nit die Eckspenzes ass
htinge könnte. Missus Kennst-ins hen
ichsgesagh Se könne sich Stamm-, daß
ich hierher komme sin, bilahs ich kann
Jhne helfe, daß se e Schul kriege.
Off Kohrz geht das nit tfs emai, aw-i
wer jedes bische duht helfe. Sie ben!
en arig große Bahrn un in den Bahrni
mache mer e großesEntertehnmeni ussss
mer inweite die ganze Rehbrhutt un«
jedes muß ebbes bezahle, mit den Geld
wo mer einnemme, werd e Schul ge
statt. Die nämliche Zeit, hen mer e
Tscheth die Laura, wo die Mehn
Etirectschen is, vor das Publikunm zu
bringe un dann werd’s nit lang nein
me, dann werd in den ganze Kauniie «
don se getahkt un das is dann e gro
ßes Etiwerteisement for se. Die
Missus Krumbier war ganz außer sich
sor Cckseiiement un hot sich gefreut wie
allej un juhbeiischuhrleif, mer sin
reiteweg dran gange, zu schaffe. Jch
hen e Prohgramm usfgeniacht un do
kann mer sehn, was iwwerall sor Ta
lente schlummere un druff warte, daß
mer se wecke duht. Wei. unser Entei
tehnment das mußt e Pietsch gewwe
un sor das richtige Ettwerteise, do will
ich schon tende. Jch sin schuhr, wann
Sie unser Programm höre, dann sin
Se surpkeisi. Jetzt gewwe Se uns in
Jhne Ihr Pehper e wenig en Sendosf «
un ich schicke Jhne auch e Komplimen
ieries Ticket for unseren Schob.
Mit beste Riegards Yours
Lizzie HansstengeL
Unsichtbar-es soldlageru
Jn Queensland wird eine Gold
mine bearbeitet, deren Erze die Eigen
thümlichteit haben, das Gold in äu
ßerst feiner und fiir das bloße Auge
unsichtbarer Vertheilung zu enthalten:
Das Gestein besteht hauptsächlich aus
vultanischen Felsarten, wo große
Massen von zerseßten Gesteinen einge
schlossen und von einer Schicht des
Wüstensandfteins bedeckt sind. Der
Sandstein bildet die Ausfiillung einer
Höhlung in losen Sandfchichten, und
diese haben den reinen Goldgehalt ge
liefert, wegen dessen die Mine berühmt
geworden ist. Sie nimmt nämlich
auch deshalb noch eine einzigartige
Stellung ein, weil das darin verbor
gene Gold von der höchsten chemischen
Reinheit ist, die je bei einem natürlich
gebildeten Gold entdeckt worden ist.
Jn erheblich größerer Tiefe kommt
Gold in Verschinelzung mit Silber
vor, von dem es schwer zu trennen ist.
Auch hier ist an sehr goldreichen Pro
ben des Gesteins, die 50 Unzen aus »
die Tonne liefern, keine Spur des,
Edelmetalls mit dem bloßen Auge zu
bemerken. Die Entstehung des Gol
des in den Sandschichten wird von
den Naturforschern dadurch ertlärt,."
daß hier die Wogen des Meeres aqu
die jetzt tiefer gelegenen goldhaltigen
Gesteine eine mechanische Wirkung
ausgeübt und dadurch das Gold theils«
herausgewaschen, theils gelöst haben,
worauf es dann später mit dem Mee
ressand wieder abgelagert wurde
Rachttchmetterttnge.
Gerade, weil die Nachtschmetter
linge im Dunteln leben, sind sie um
so empfindlicher gegen das Licht, sie
eilen ihm, wie einer fremden, vielleicht
störenden Erscheinung, mit Eifer ent
gegen; dies ist so bekannt, daß«
Schmetterlingssammler, um Nacht-·
schmetterlinge zu fangen, eine grell
leuchtende Lampe in der Nähe ihres
Netzes anfstellen, dann finden sie im
Netz am Morgen reiche Beute. Auch
die während der Nacht brennenden
Lampen, besonders elettrische Bogen
lampen, sind am Morgen von vielen
todten Na chtschmetterlingen umgeben,
die im raschen Fluge gegen die Glo
cken stürzten und dadurch getd«dtet
wurden. Merkwürdig ist aber, daß
nicht jedes Licht mit derselben Sicher
heit die Nachtschmetterlinge anzieht;
weißes Licht hat die träftigste Wir
tung. dann folgender Reihe nach gel
bes, grünes, orangefarbenes; rothes
Licht wirkt schwächer-, blaues und vio
lettes noch vier-wenigen Wer also die
Liebhaberei betreibt, Nachtschmetter
linge zu fangen, wird, wenn er dazu
Licht verwenden will, am besten wei-.
ßes Licht benutzen oder wenn es denn
doch farbiges sein muß, grünes oder
gelbes.
W
Gehirn-erpicht
Dr. Matigru hat 235 Gehirne un
tersucht, die von Vertretern der ver
schiedenartigsten Gesellschaftsilassen
herstammten. Die Ergebnisse, die er
bei diesen Untersuchungen erhielt, sind
außerordentlich merkwürdig Dem
nach hatten das höchste Gehirngewicht
nämlich durchschnittlich 1500 Gramm
die höheren Beamten und Aerzte, di !
niedrigsten Gewichte, nämlich 141s ;
bis 1413 Gramm fanden sich beii
handwerisunlundigen Tagelöhner-OF
bei Aufsehern, Hausdienerm Macht-if
leuten u. s. w. betrug das durchschnitt ’
iiche Gewicht 1486 Gramm, bei Leh- I
rern, Musikem, Photographen, Gesc
schästsleuten, kleinen Beamtem
schwankte es zwischen 1450 bis 1470
Gramm. Diese Wägungen sind ja
sehr interessant, es wäre aber sicherlich
verfehlt, wenn man daraus irgend ei
nen Schluß aus die Intelligenz ziehen
wollte. Der einzige Schluß, den man
daraus ziehen kann, ist vielleicht der,
daß, wer infolge besseren Verdienstes
sich belser nährt, eben auch mehr Ge
hirnzellen ansehh
Ein Blinder ist viel besser dran,
Als der vor Scham nicht aussehn
nn.
Ein Vieltiebchen.
Dummste von M. Pe l le tie r.
Herr und Frau Schapi versammeln
egelmäßig an ihrem hochzeitstage
Verwandte und Freunde, Kinder und
Kindestinder und die Freunde der
Minder um sich; es ist ein richtiges
Familiensest und stets geht’s sehr hei
Zter und lustig zu, denn wenn die Gat
ten auch selbst nicht mehr jung sind,
so haben sie sich doch das Verständniß
siir die Jugend erhalten uno an jun
gen Gesichtern sehlt’s denn auch an der
Isestlichen Tafel nie.
. An die dreißig Jahre, wenn nicht
länger, ist es Brauch bei Schapi’s, den
ochzeitstag so zu begehen-und meh
eremal hat es sich schon gefügt, daß
ei ihnen im Haus zwischen «zwei
ungen« die ersten zarten Fäden ge
kknüpst sind und schließlich ein Braut
paar den Weg zum Stande-samt an
trat.
» diesem Jahr ift aber die Zahl
iderer, die siir Hymens Bande reif,
höchst gering. Frau Schapi hat so
gut »gesorgt«, daß eigentlich zur Zeit
nur ein Kandidat vorhanden ist und«
vszwcir Leo Dedal; ein netter Mensch,
der in einem großen Kaufhaus ange
sstellt ist, gegen den aber die Thatfache
;spricht, daß er nur sein Gehalt von
32000 Mart und kein Vermögen be
Fsitzt Fleißig und ordentlich, ist Leo
smit seinem Loos« zufrieden und wenn
ier auch nichts bei Seite legen kann-;
swie er lachend eingesteht; so macht er
»auch keine Schulden.
T So wie er ist, ist er nach Ansicht der.
tSchapi’s, die selbst ohne Geld, tlein
iangesangen haben, ein ganz annehm
ibarer Mann für ein junges Mädchen,’
jdas selbst es nicht scheuen würde, mit
dem Manne zusammen ein bescheidenes
iLoos zu theilen.
Leider denken aber nicht alle "so wie«
7die guten, alten Schapis und zu die
tser Zahl gehörte die Mutter von
iFräulein Henny Linard. Sie hatte
ja gegen den jungen Mann persönlich
gar nichts, aber durchkreuzt alle Ver
zsuche von Frau Schapi und erwähnt
ibei jeder Gelegenheit, daß ihre Tochter
snoch viel zu jung zum Heirathen sei!
Wer aber Leo und Hennh, die Frau
ISchapi beim Dinner als Tischnachbarn
splazirt hat, aufmerksam betrachtet, der
Zmuß sich sagen, daß die beiden wie
jfiir einander geschaffen sind. Zier
.-lich. blond und graziös ist Henny und
ser ist kräftig gebaut und brünett. Ein
hübscheres Paar kann man sich gar
nicht denken!
,,Gnädiges Fräulein,« ruft Leo
plötzlich erfreut und hält den großen
Iprächtigen Doppelkern einer Krach
«mandel ihr entgegen, »darf ich Jhnen
die Hälfte anbieten? . . . Sie wissen
doch, wozu das verpflichtet.«
Hennhs Mutter hat den Vorgang
gesehen und ist im Siillen ärgerlich.
Aber schließlich dentt sie: nun, was
dass auf sich . J· . bis zum nächsten
Jahr, zur Wiederkehr der heutigen
fix-seien sehen die beiden sich nicht wie
Tioer und bis dahin fließt viel Wasser
tden Berg hinunter . . . . tver weiß,
thenny dentt dann vielleicht gar nicht
anehr an Herrn Dedal und der hat
thenny wahrscheinlich dann auch ver-:
Igessen.
Aber der Zufall, selbst ohne Hülfe
vder Frau Schand spielt manchmal
iwunderbar Er fügte eg, daß Frau
ZLinard und Hennh beim Verlassenf
Tder Kunstaugstellung kurze Zeit nach
idem Fest bei Schar-PS mit vielen an- »
idern auf die elektrische Bahn wartens
smußten Unter der großen Zahl der
EWartenden stand auch Leo nnd plötz
Ttich hörte er, wie eine junge fröhliche
Stimme ihm lächelnd zuruft: »Guten
Tag, Vielliebchen!«
Erstaunt wendet er sich um und be
merkt Henny und ihre Mutter.
»Meine Damen, ich betenne mich
jaks geschlagen.« Grüßend lüftet er
jieinen Hut und lacht Henny an.
;-«Bitte, gnädiges Fräulein, toär’s Ih
nen genehm, dann bitte ich hier diese
Loose . . . . sind von der Lotterie in
Z» hab’ sie soeben genommen. . . aus
Gefälligkeit siir einen Freund·«
Jm Sprechen hatte Leo feine Brief
iasche hervorgeholt und hält dem jun
gen Mädchen scherzend vier oder fünf
Loose hin. -
Hennh nimmt auf gut Glück eins:
.Danle bestens-«
»Sie haben damit Jhre Wette ein
helöfh Herr Deval,« sagt Frau Li
nard hastig und nichts kommt ihr ge
legener als die ,,Elettriiche«, auf die
sie gewartet.
Jioch einen Gruß . . . dann sind
die Damen fort.
Ein Vierteljahr Darauf war Frau
lein Henny Linard, die nur ein ein
higes Loos von Der »Lotterie besaf3.
dicht wenig überrascht, als eben ans
ihr Loos der Haupttreffer fiel, und
zwar die recht beträchtliche Summe
von 100,000 Matt.
Die Nummer, so lang sie auch war:
.3 901 411«, die hatte Henny natur
iich gut im Gedächtniß behalten; aber
nun, wo sie diese gedruckt vor sich sah,
da kamen ihr doch Zweifel. Rasch
Flief sie- an ihrm kleinen Schreibtisch
und entnahm einem Geheimfach das
Lapi Ja, es stimmte!
100,000 Mart! Das war ja fiir
sie und die Mutter ein Vermögen; da
konnten sie ja glänzend leben, sich al
les gewähren . . .
Und Frau Linard ihrerseits freute
sich, die Zukunft der Tochter nun ge
sichert zu wissen . . . da ließ sich doch
eintfgute Partie finden, mit der Mit-(
gi .
Das Kind war ja doch alt genug»
zum Heirathent »
Jn ihrer mütterlichen Freude hatte
Frau Linard vollständig vergessen,
wie das Glücksloos eigentlich in ihre
Hände gekommen: Hennh war es, die
sie erst wieder daran erinnerte. »Ja,
Mama, das ist ja alles ganz schön,
»aber wir müssen doch bedenken, daß
wir das Loos nur der Freundlichkeit
Herrn Dedals verdanken. Haben wir
denn das Recht, den Gewinn einfach
siir uns zu behalten, ohne ihm eine
Mittheilung zu machen und ihm doch
zum mindestens einen Theil des Ge
winnes anzubieten?«
»Ach . . .« sagte Frau Linard, der
die Worte der Tochter höchst Untbill
kommen waren . . . ,,er hat damit
doch nur seine Wette eingelöst . . . .
damit gleichsam eine Schuld begli
chen.«
»Oh! Eine Schuld! Mama, wie
Diannst Du das sagen, ein Vielliebchen
ist doch keine Schuld . . . und Herr
sDedal hatte auch garnicht die Absicht,
damit guitt zu sein, das hast Du nur
veranlaßt . . und« —- ein Augen
blick des Zögerns —- ,,und . . . es ist
unsere Pflicht . . . wir können gar
nicht anders als Herrn Dedal die
Summe, die uns gar nicht gehört, wie
derzugeben.« ,.
»Ja . . . vielleicht hast Du recht!».«
Gott, diese dumme Vielliebchenge
schichte bringt uns wirklich in eine
peinliche Lage.«
»Weißt Du was, Mamachen, am
besten ist es, wir thun es gleich;
schreibe Herrn Dedal und bitte ihn zu
Dir,« sagte Henny so eifrig und ha
stig, daß der Mutter urplötzlich der
Eifer sehr auffiel
Sie schwieg aber doch, lächelte und
nictte nur.
« s
Leo Dedal folgte der an ihn ergan
genen Aufforderung. Beim ersten
Wort, das Frau Linard iiber die Zu
rückerstattung des Geldes sagen
wollte, unterbrach er sie aber: »Ver
zeihen Sie, gnädige Frau, aber Sie
können doch nicht im Ernst denken,
daß ich das LooH, das Sie freundlichst
»von mir haben annehmen wollen und
das Ihnen zulani, zuriicknehuien
werde. Jch war doch in Jhrer
Schuld!«
’ »Aber . . .«
»Bitte, unterbrechen Sie mich nicht,
gnädige Frau. Der Zufall hat es ge
fügt, das ein Nichts, ein kleines
»Stiickchen Papier plötzlich Werth be
kommen hat . . . ich freue mich sehr
darüber, aber ich habe gar keinen An
spruch darauf . . .«
»Schön, Herr Dedal, Sie sprechen
wie ein Advotat, aber ich wäre Ihnen
iehr verbunden wenn Sie mir nun
auch freundlichst rathen wollen, wie
"ich dies nach Jhrer Aussage uns zu
kommende Geld mit meinen Plänen
für Hennn in Einklang bringen soll?«
»Verzeihung, gnädige Frau . . . ich
weiß nicht recht, was Sie damit mei:
nen.«
»Bitte, lieber Herr Des-al, ich will
mich näher erklären. Meine Tochter
ist alt genug, um zu heirathen. Jch
glaube sogar, daß ich jemand habe,
der ihrer ganz würdig ist; tönnen Sie
mir nun versichern, daß der Betref
fende nicht Anstoß an oer Herlunst
der Mitgift nehmen wird, die . .
wie soll ich mich gleich ausdrücken · ..
auf so eigenthiimliche Art . . . meiner
Tochter zufällt?«
»Ach! Sie haben . . .«
,,Marna,« ließ sich Oenuh verneh
men.
»Seheu Sie, lieber Herr Dedal,
nun sind Sie ebenso rathlos wie ich....
lleberlegen Sie. sich die Sache doch
einmal,« fuhr Frau Linard nach einer
beabsichtigten kleinen Pause fort . . .
»vielleicht finden Sie einen Ausweg,
und wenn Sie am nächsten Sonntag
unser einfaches Mahl theilen wollen,"
können Sie ihn mir ja dann mitthei
len« .. . halb ernst und halb lächelnd
war das gesagt.
»Oh, gnädige Frau, sollten Sie ge
neigt sein . . . .«
»Auf Sonntag, mein lieber Herr
Dedal.«
Und Frau Linard stand auf. Leo
Dedal wußte nicht recht, wie er zum
Zimmer hinausgelommen. Kaum
hatte sich die Thür hinter ihm geschlos
sen, da hing Hennh schon am Halse
der Mutter und jubelte:
»Oh, welch’ Glück, daß wir das
Vielliebchen zusammen gegessen ha
ben!«
Ctn entnimm- Forum-w
Der erste Versuch, in einem Fest
znge Elektrizität als Lichtquelle zu
verwenden, wurde bei dein Fackelzuge
gemacht, mit dem die Bürgerschaft von
Dresden König Friedrich August hul
digte. Eine vom Geheimen Kommer
zienrath Lingnet gestellte Gruppe die
ses Zuges führte zwei Lotomobilen
von sechzig Pserdeträften mit, deren
jede mit einer Dynamotnaschine mon
tirt war. Diese Maschine erzeugte den
elektrischen Strom für 800 Glühlam
pen. Zur Sicherung gingen fünfund
zwanzig Elettrotechniter und Ma
schinenlente in der aus dem Trompe
tentopg des GardesReiterregimentH
und 150 Angestellten Lingner’5 be
stehenden Gruppe init. Alle Personen
und eine gewaltige, weithin leischtende
Königstrone waren durch Leitung-Z
drähte verbunden. Die imposante
Gruppe erregte allseitig große Be
tvunderung.
« In Ost-Imme.
Oklahoma, ein indianischer Name,
bedeutet schönes Land und es
rechtfertigt in" großem Maße die
Auslegung der rothen Männer.
Wäre das Land nicht die Heimstätte
der heftigsten Winde, die nicht selten
in Orkane ausarten, wenig wäre wohl
im Allgemeinen auszufetzem denn es
besitzt einen der fruchtbarsten Acker
boden, der alle Erzeugnisse der Boden
kultur liefert: auch können die verschie
densten Obstfriichte und Strauchobst
mit bestem Erfolg gezogen werden.
Nimmt man den re elmäßig eintre
tenden Regenfall in etracht, die re
lative Billigkeit des Farmlandes, die
- vielen verfchiedenartiqsien Hiilfsquel
I len des Territoriums, so ist es in der
; That heutzutage eines der empfehlens
I wertheften Länder in den Vereinigten
Staaten.
Selten hat sich ein Südstaat so ra
pide angesiedelt wie Oklahoma, ausge
nommen etwa das Jndtaner - Term
torium, welch letzteres allerdings pha
nomenale Faktoren auszuwerfen hat,
die den Unternehmenden im hohen
Grade anziehen. Ungeheuere Kohlen
felder, ein großer Bezirk von Oequiel
len, Gement und Schwesellager, soer
ein überaus reiches Ackerland sind »die
bedeutendsten Resourcen dieses frucht
baren Landes. «
Oklahoma City, ungleich anderen
schnell entstandenen Städten, ist ein
Muster von Eleganz, Reinlichteit und
Wohlhabenheit. Breite cementirte
Straßen mit stattlichen Gebäuden sind
für den Ankömmling besonders In die
Augen fallend. Weiter draußenspbresp
ten sich tosige Residenzen aus, zierlich
und comfortabel, dem siidlichen Klima
angemessen· Dem Fortschritte uent
sprechend sind natürlich alle Geschafts
zweige im vollen Maße vertreten; riet
trische Straßenbahnen, Telephonver
bindungen, Brauereiem Eisfabriken,
elegante Hotels und nicht zu vergessen
eine Unmasse Grundeigenthums-Bro
ier-Geschäfte; sowie eine stattliche
Reihe nahezu fürstlich ausgestatteter
Trinklokale, die einer nördlichen
Großstadt zur Ehre gereichen wür
den.
Nachmittags ging es dann über El
Remo nnd Chickasha westwärts Ho
bart entgegen, von wo ich erst den
nächsten Tag Anschluß nach Siboney
erwarten konnte· Jn Chickasha be
stieg ein gewisser Judge Silsbee unse
ren Zug, mit dem ich in wenigen Mi
nuten bekannt wurde. Der würdige
Richter, der schon seine siebzig Jahre
auf dem Rücken trug. überraschte mich
durch seine ungewöhnliche Lebhaftig:
teit und Elastizität. Während er mir
besonders aufregende Episoden aus
seinem bewegten Leben erzählte, warf
er seine geleniigen Beine in die Höhe
und brach in herzliche Lachsalven aus.
Einschalten muß ich hier, daß Okla
homa heute vielleicht das Land der«
ungenirtesten Manieren ist: ursprüng
lich und natürlich wie das Land, sind
auch dessen Bewohner frei von künstli
cher Politur, sreimiithig und unterhal
tungsbediirftig
Der Judge, in seinem schwarzen
Anzug, dem weißen Slips, über den
sich ein massiver, glattrasirter Kopf,
umrahmt mit Silberlocken, erhob, in
teressirte mich im hohen Grade.
-,«a«, meinte er, »this is a fine
country, wo finden Sie in der llnion
ein Land, das so viel Ernten er,3ielt,
ein solch wundervolles Klima besitzt
ldraußen schon der Regen in Strömen
hernieder und die Luft war froster:
schauerndl und solch einen bewunde
rungswürdigen Meiisclienfchlag!«
Ohne den Judge wäre mir die
Reise vielleicht langweilig erschienen,
doch protestirte ich durchaus ni t, als
wir beim Einbruch der Dunkel eit in
Hobart anlangten. Kaum dem Zuge
entstiegen, heulte uns wahrhaftig ein
Schneesturm entgegen. Ein solch traf
ser Umschlag am Ende des April-T
Den Judge schien es nicht anzufech
ten, denn er «dirigirte mich im Laufs
schritt nach einem Omnibus, welchen
ngch mehrere Passagiere, darunter ein
paar Cowboys, patronisirten. Dann
im Galopp durch Löcher, über Stumpf
und Stiel durch die morastüberzogenen r
Straßen. ,,A fine Country!« äußerte
wieder einmal der Judge. indem er
mir einen furchtbaren Rippenstoss ver
setzte. Jch konnte dies schlechterdifigs
nicht unterstützen und wünschte dar
über nähere Auskunft, als wir in ein
besonders tiefes Loch geriethen und
beim heftigen Aufraffen der Pferde;
flog mein Regenschirmlnauf dem uni;
glücklichen Judge unter das Kinn, ;
zum allgemeinen Ergötzeu der wieherns ;
den Colvbohs. Doch ich war quitt mit !
dem Judge und er verschonte mich siirg i
Erste niit ferneren Landespreisunqen
Gründlich durchgerüttelt landeten
wir endlich im Hotel Brock. Da est
schon neun Uhr geworden, hatte sich
die Küchenfee in ihr Gemach zurückge
zogen, zum Leidwesen unserer knur
renden Mäaen. Gerne überließ ich
mich dem Judge zur Auffindung einer
Erfrischungsstation, die wir denn
auch trotz des Schrieegeftöbers, in tur
zer Zeit erreichten. Es ist wunderbar,
wie einem maltraitirten ausgehunger
ten Menschen eine Mahlzeit dritter
Güte munden kann. Drum verzieh
ich dem Herbergsvater, seines Aus-:
sehen-s nach ein durchgesallener Abdo
kat, setzte noch einen Humpen St.
Louis Bier aus die durstige Kehle und
dann schlugen wir uns durch das Un
wetter nach unserer Karawanserei zu
rüct Der nächste Morgen brachte wei
tere Regengüsse und das behagliche
Feuer im Hotel - Empfangszimmer
empfunden wir als eine wirkliche
Wohlthat.
Der Judge dampste eine Stogie
W
- nach der anderen ab und erwartete
gleichmiithig ieinen Zug nach Man
gum, während ich mich nach dem süd
lichen Siboney rüsteie. Ich überließ
den würdigen Judge seinen Träume
reien und durchplaifchte Hobatis
Straßen. Trotz des noch immer rie
feind-en Regens war doch überall
Schaffen und Arbeitsfreudigkeit be
merkbar Ueberall neue Bauten, so
wie die Angriffnahme der Wasserma
te und eines 75,000 Dollars Countn
Eourthaus Fürwahr begreifliche
I Stimulanten!
’ Lichter und heller ward der Hori
izont und deutlicher traten uns die
Wichita - Berge entgegen. Da, im
Ru, sprangen die Hunde aus einen
verendeten Stier los und zu unserer
Ueberraschung hatten wir einen rich
tigen Loafer Wolf gestellt. (Ein Lea
ser Wolf ist nahezu dreimal so groß
als ein gewöhnlicher Coyote und töd
! tet Pferde und Rinder.) Dieser war
)ein gefährlicher Geselle und selbst un
sere Pferde schlugen bedenklich aus
Hund suchten zu entkommen. Tückisch
iblißten die Augen der Bestie und ihr
’heiseres Geheul hielt für’s Erste die
»Hu-we von der Attacke ab. Martin
! feuerte zuerst, doch durch das Bäumen
! seines Pferdes durchlöcherte die Kugel
i nur ein Ohr des Wolfes und ehe wir "
doch Gelegenheit hatten, unser Glück
Tzu versuchen, hatten sich schon die
jhunde über das wilde Thier ewor
sen. Leider konnten wir es ni t ver
hindern, daß einer der Hunde blitzes
schnell in Stücke zerrissen wurde, dann
erlegte ein wohlgezielter Schuß Wal
ker’s den gefährlichen Kerl. Jm Lau
s-. des Tages war auch mir das Jagd
gliick hold, indem ich zwei Cohotes
»erlegte. Walter hatte allerdings sei
Tnen Trefser weg, denn des Wolfes
Kopf trug ihm hundert Dollars Prä
imiengeld ein. Unsere Hauptbeute
! war jedoch ein gewichtiger Sack Prat
riehiihner. Noch schwärmen zahllose
dieser schmäckhaften Vögel im Süden
Oklahoma’s und dem texanischen
Panhandle.
Der Tag war prachtvoll; nach dem·
Regen wirkte die klare, würzige Luft
doppelt erquickend. Hieran die Rück
kehr, mijde und hungrig und doch Le
bensfreudigkeit in allen Gliedern.
Dann der Abend-meiß in Walker’s
Kabine, zubereitet von Martin’s kun
digen Händen. Berge von Schweine
rippen, ländliche selbstzubereitete
Wurst, dampfende Bisquits und ein
wunderbar belebender Kassee. Als
Krone eine duftige Cigarre und Pfei
fe und wir hätten an diesem Abend
nicht mit eines Königs Thron ge
tauscht. Ersehnter habe ich selten
mein Lager ausgesucht und sicherlich
nie besser geschlafen, als auf meinem
Blätterlager in der Kabine im kleinen
Siboney.
Nur wenige Meilen von Siboney
liegt ein anderer kleiner Ort — Fre
derict, der erst vor kurzer Zeit jedem
Bürger unseres Landes bekannt wur
de, denn unser Präsident zeichnete ihn
durch Inehrtägigen Aufenthalt aus.
DasLandesoberhaupt, wie allbekannt,
ein vorzüglicher Jäger, wirft sich all
jährlich siir längere Zeit an den Busen
der Natur und huldigt dem fröhlichen
Jagdsport, dessen Genuß er sich eit
Jugendjahren nicht versagen kann.
Jn Anbetracht seiner großen Popu
larität, hätte man ungezählte Schau
ren in Frederict wähnen dürfen, doch
Herrn Roosevelt’s Wunsch war unge
stört jagen zu können und pietätvoll
tun man diesem Verlangen nach. Nach
des Präsidenten eigener Versicherung
war er im höchsten Grade befriedigt
sowohl mit Land und Leuten als auch
mit dem Jagdergebniß Jn Frederiek
traf er auch mit Quanah Parier, dem
angesehenen Jndianer-Häuptling, zu
sammen. Die Rothhaut sah den wei
ßen Vater nur fiir wenige Minuten
und verschwand ebenso rasch wie et
gekommen.
Ob sich wohl in des Häuptlings
Seele trübe Gedanken regten, als et
seiner Einsamkeit zuritt? Län st ist
man sich klar, daß die rothe Ra e un
aufhaltsam dem Untergang zueilt; ihr
Schicksal war besiegelt, als die ersten
Einwanderer am Plnniouth Rock lan
deten. Gegenwärtig existiren 1.2,000
Jadianer (vollbliitig) in Oklahoma
und deren 20,0t)0 im Indiana-Ter
ritoriuni. Jhnen ist noch ihr ganzer,
ursprünglicher Stolz eigen, welcher
dem Amerikaner noch heute unver
ständlich ist. Der Jndianer weiß, daß
sein Ende naht; er sah das Nahen der
Cioilisation und kehrte ihr verächtlich
den Rücken. Sein Volk, des ganzen,
immensen Continents beraubt, kämpf
te für Aufrechterhaltug seiner Unab
hängigkeit und stoisch sieht es nun dem
Finale des Dramas entgegen. Un
nleich den Thaten ihrer Vorväier sind
heute die Häuptlinge der verschiedenen
Nationen : Gruppen zu der Einsicht
txt-langt, daß Widerstand eine thörichte
Sache sei und daß man den Weißen
und dem Unabänderlichen weichen
inijsse.Wie einst die unerineßlichenBüs
selheerden von Oklal)oina’s Gefilden
verschwanden, so wird auch die rothe
Rasse in nicht ferner Zeit für immer
von ihren einstigen Jagdgriinden
verschwinden . . .
si- e- se
Glänzend und warm erhebt sich die
Sonne aus den Wichita Bergen und
bescheint ein jungfräuliches Land, das
ich ungern verlasse. Noch findet man
hier weite Strecken unberützrt von
Kultur und ihren Begleiter cheinun
gen, Städte, die wie Pilze aus dem
Boden wachsen und einen unterneh
mungslustigen Menschenfchlag, dein
keine Schwierigkeit zu groß und dem
Erfolg blühen wird. Wie sagte noch
der Judget »Jt is a fine Country,
this lufty State of Oklahoma!« sp-;
Otto S itt inger. 4