Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 26, 1905, Sweiter Theil., Image 16

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    Frau III-: wish-.
Lehren über Kindeketziehuag
Izmh drastifche Beispiele illustritt.
Mister Editeri
Rit umsunscht hawwe alle Poets un
innere Schreibers vun jeher e Büsneß
draus gemacht, des Lob der Franc ze
Tuge. Hauptsächlich, weil sie so edel
ein. Un des sein sie auch. Moment-«
lich gege evan
net Awwer aach
gege die Männer
sein sie edel.
E Frau is im
mer druff aus,
mit wahrheits
vollem Sinn
jede Mann vor
die Bestrickunge
Un die Verfüh
rungstünschte
vun annereFraue
zu beschütze, ihn
uffzelläte Lim
wer die Richtig
tigkeit un Falsch
heit weisslicher
Reize —- bei die
annere Frau.
Neidlos un froh
) werd jede Frau
Mc Mann Recht gen-we, wann er Ihr
Et, daß er e annere Frau for gar
igdun wäscht hält. un Fehler an ihr
n 'r.
Rühtend is es, wie jede Frau dtuff
aus is, ihre Mitfchweftern mit wohl
thuendet foeheit uss ihr Schott
comings uffmerksam ze mache un na
mmtlich de Sinn der Hoffarth un Ei
telkeit nit uffkomme ze loße bei, wann
sie was Schönes hawwe, es ihr-e nach
beste Kräfte zu verekle un zu verklei
vern.
Waan die edle Frau emsig die Fin
ger rührt, um sor sich Putz un Tand
ze mache, da weile ihre Gedanke nit
bei sich selber. No —- an ihre Mit
schwestern denke sie, wie die sich ärgern
wem. un süße Hoffnung keimt in ih
rem Buse, daß die annernWeiber lang
cei so schöne un theure un moderne
Sache hawwe wern. Un willig sein
mit gutem Rath zor Hand, der
reindin ufizeschwätze,was am schlech
tesie for sie paßt. Un wann die Freier
dtn was recht Geschmackloseg sich aus
gepickt, da werd die edle Frau mit
Ihrem Loh nit geize.
Im Schönste awwet zeigt die Frau
sich in ihrer Mutterlieb. Da paart
sich die Milde gege die eigene Kinner
mit der Strenge im Urtheil üwwer die
Mutter dun annere Fraue.
Nämlich, Mister Editer —- die Alti!
Da muß Jch Jhne e Stückche dervo
ver-zähle. Die Alti hot nämlich en
"hit an sich, annere Fraue, wo ernol
rowwel mit ihre Kinner hawwe,irn
mer vorzereite, daß ihr Kinner so
was nie gethan hawwe, daß des bei
ihre Kinner nit hätt häppene könne,
tm sie segt aach aanz unschenirt die an
nere Fraue, wann sie Trommel mit
die Kinner hätte, da wär’n sie selber
dersor ze blarnir’n, weil sie ihr Kin
ner nit ufszehringe wiißtr. Un ihri
, Entelkinner des sein erst recht Engel(
—- des heißt in der Alti ihrer Des-;
kriptschen dun ihne gege annere Leit. I
Manchmal fällt die Atti awtver aach
herbei erei bei der Blowerei mit ihre
Kinner un ihre Enkeltinner, vun dene
sie immer verzählt, daß die nie ePupp
kaput geschlage oder e Fensterscheih ei
Iporfe, oder eLochimStrumps ge
tt oder en schlechte Ripart in der
Schul gekriegt oder ze viel gegesse oder»
fnnscht was nie gethan hawwe, was
sit schön un gut un brav gewese wär.
Da war for Jnstenz neilich dieMis
sei Meyer vun der Eck bei Uns. Sie
wisse doch, daß der Misses Meyer ihr
Tochter, des Babettche, sich verheirath
het. Also der Misses Meyer ihr Toch
ter war aach mit derhei un sie hawwe
ihr Kindche mit gebracht. Un des
Qindche hot e Pupp vun eine vun Un
sere Enteltinnercher zum Spiele ge
frtegt un hot der Pupp en Arm aus
gerisse un die Periick vum Kopp ab
out-ad s
Die Misses Meyer hot sich of course
excjusi un die Atti hot gesagt, des
thiit ja weiter nix ausmache un des«
Lindche tönnt ja aach weiter nit der
for. dann es thiit Alles an dem Weg
Iliege, wie mer Kinner uffbringe thiit.
Jhr Kinner, fegt die Atti, hätte nie
e Pupp oder e Spielzeug kaput ge
macht All ihr Ptaythings hätte sie;
sich gor Erinnerung uffgehobe un die
thiite heint noch so ausgucke wie am
Tag wo sie sie gekriegt hätte. 1
Während die Atti so talkt, tiinmt
die Mond erei, sieht die statpiriePupp
mit dem ausgerissene Arm, tacht un
fegt des thät sie an ihre eigene Ju
nd erinnern, dann bei ihr wär tei
Upp länger wie zwei Minute ge
htiwwe un sie hätt nie Spielzeug ge
hstt, weil sie Jedes, wo sie gekriegt
het, glei am nämliche Tag verlorn
oder gege Köner verträdet hätt.
Wen Blick hätte Sie sehe. solle Mi
VM Editer den die Atti der ahnungs- l
- tosen Mond zugeworfen hot. «
erwrigenö hot sich die Atti dai
doch noch lang nit err mache toße,j
komm-n hot weiter gereth iiwwer
Mitgenrziehung un dabei gement-I
W, was for Engel Unser Enkel-«
» « wer n. Während der Zeit
.— set-i Zohettche sei Kind e Ripp
".a Tgoßt un die Atti hot des ge-.
ei Mauer hats-im so was
« legt die Atti. »Ur! Mei
« W bewiiche Weg
M W es sie cis-see
sonst-F Miche. was nit in ihne be
Iin selb ergeblick geht daunsiiirs
Was chterliched Geschrei un Ge
ll lot als wann e ganzes Or
phiin - Aseilnm vun kleine Kinner am
Spiesz stecke thät. Die Altl, die Mond
un auch die Misses Meyer un des Ba
bettche sein also so schnell sie gelönnt
hawwe, erunner un hawwe de Disko
verie gemacht, daß Eins vun Meine
Cnlellinner mit der große Scheer seim
Schwesterche die kleine Haarzöpfche
abgeschnitte hot un in der annere Ecke
hawwe sich die zwei älteste Kinner vun
der Lisbeth ganz sörchterlich geprü
gelt un enanner die Aage auszelratze
versucht, weil nämlich die Eine dervo
en Bäg voll gedörrte Quetsche aus der
Päntry gestohle hot Un der Annere nix
dervo hot abgrwwe wolle.
Wie der Streit geschlicbtet war, da
fragt die Alti die Misses Meyer, was
ihr Jüngster mache that Die Misses
Meyer hot gesagt, der Bub wär de
ganze Winter kränklich gewese, awwer
jetz, wo er wieder mehr uff der Gaß
im Freie sein könnt, thät’H ihm besser
gehn.
Da segt die Altj: .,Des is, was
M ei K r n n e r nie gethan hawwe un
nie thun. Mein Johnnn for Jnstenz,
obwohl er schun älter is, loß Jch nie
ufs die Guß. Er muß immer unner
Meine Aage sein un er wachst ganz
unner Meiner Influenz auf. Jch
weeß immer, wo er is un was er thut.
Jetzt for Jnstenz is er owwe in seiner
Stnb un macht sein Lessens.«
Grad im selbige Aageblick geht es
Lärm ufs der Gasz. Die Lädies gehn
an’s Fenster un sehe. wie e Volks-I
mann zwei Bube arrestet hot un sie
zor Stäschen führt, gefolgt vun derl
übliche Anzahl vun Boys un Leit.
Der Eine oun die arrestete Bube war
—- Unser Johnny. Er bot dem
Voliesmann, wo ihm des Bäsballgi
spiel uss der Gaß Verbotte hot, en
Stei an de Kopp geworfe, un is dann
sammt seim Partner getätfcht worn.
Den Tag hot die Atti weiter nix
mehr gesagt vun ihre Kinnererzie
hung. Sunfcht awwer loßt sie sich da
dorch nit weiter abhalte, die Leit zu
verzähle, was ihr Kinner Alles nie
gethan hawwe un nie thun.
Jhne des Nämliche wünschend
Mit Regards
Yours
John Nitsch, Esa.
Ein unglücklicher General.
DieErinnerung an den Krieg Eng
lands mit den Zulus, in dem der
Vunce Jmperials Lulu, der Sohn
Ytapoleong des Dritten, am 1. Juli
1879 unter den Speeren der Wilden
verblutete, ruft der Tod des Generals
Lod Chelmsford wach, der am 8.;
April beim Billardfpielen im United’
Service Clnb in London vom Schlage
gerührt wurde. Lord Chelmsford
befehligte die englischen Truppen im
ersten Theile diese-: Krieges, auch er
war verantwortlich für den blutigen
Tag von Jsandhlwana, an dem gegen 1
1(-00 Engländer dem Anstuvm derJ
Zulus erlagen. Er sowohl wie feine
Offizere verachteten ihre Gegner, und
daher befolgten sie auch nicht die
Ratt-schlage «Oom« Krügers und
Jouberts, die damals gerade durch
thal reistrn und Chelmsford aus
dem reichen Schaye ihrer Kriegsn
fahrungen Rath ertheilten. An jenem
Tage theilte Chelmsford seine tAll-thei
lung, die ur Bewachung des Lagers
zurückgelasiene Mannschaft ließ sich
in ein Gefecht außerhalb des Lagers
ver-wickeln, und kaum ein Du end
Mann enttamen, während Ehe mö
»ford den Rückzug antreten mußte. Er
wurde abbernfen und durch Wolseley
erseht, und verbrachte dann seine
; Tage als Leutnant des Ton-er.
; Das Oesuetöhauö Ray-leeres I.
J m Geburtshause Napoleons des
zEr en in Ajaccio, das jetzt eine Art
IN-poleon-Museum ist, sind die Möbel
jseit Jahren nicht vom Platze gerückt
worden-;- sie « sind spso wurmftichig »und
avgenusn oakz ne verm sjorrruaen
lxkcht Schaden erleiden könnten. Da
neben befindet fich der FeftfaaL der
ein vornehme-s Gepräge trägt, und
das Empfangszimrner mit dem Spi
nstt, dessen Elfenbeintaften manchmal
unter den Fingern der Befucher kla
aende Töne hören lassen. Steigt man
drei Stufen hinunter-, fo gelangt
man in das Zimmer-, das N. als
Lruinant bewohnte. Seine Möhli
rung besteht aus einem Bett aus
schwarzem Holz, einer Kommt-de, de
rin Marmorplatte riffig ist« einem
Nachttifch, drei gefchni ten Lehnstuh
len und einer vergolde en Standuhr,
die unter einer Glocke fieht. Jm An
t«eide immer sieht man die Sänfte
von apoleons Mutter. Auch die an
deren Gemächer, das Arbeitszimmer,
das Rauchzimmer, das Eßzimmer
und lleinsere Salons haben.noch die
alten Möbel. Die Kaiserin Eugenie
besuchte im Jahre 1869 dieses histo
rische Haus, dessen Unterhaltung sie
bezahlt.
Geists-tret
«Wie, Herr Müller, Sie verrichten
im Schweiße Jhrez Angesichts Hand
arbeit?«
Rentier: »Na, glauben Sie denn,
daß meine Couponfcheere mit Dampf
getrieben wird?«
Miit-Its
Dame (bei der Seine zu einem Ge
sange-keins - Mitgliedy »Motive Sie
nicht zur allgemeinen crheiteeung et-(
was beitragen und etwas aus »Taan
häufek Mi« .
I .
Humorisiifche Slizze von G. Ort-i
mann
Sobald Derr Oberlehrer Dr. Phi
lipp Wedemeyer sagte: «Wir«, so
wußten seine Bekannten, daß er damiti
sich und seinen Freund Dr. Karl(
Müller meinte. Ebenso umgekehrt
—- So war es schon gewesen, als er
sterer noch «pr« und jener »Karl
chen« hieß. Damals freilich floß die
Weisheit noch nicht in Strömen von
ihren Lippen, wie heuer in der Töch
terfchule, sondern sie relelten sich auf i
den Bänken des Gymnasiums hemmt
und freuten sich, wenn sie ausnahms-!
weise einmal ohne Strafaufgahen fiiri
den nächsten Tag den Heimweg von;
der Schule antraten. l
Stets gute Freunde gewesen, waren
sie es bis auf den heutigen Tag.
Aber eine große Veränderung war
vor sich gegangen. Wenn nämlich Dr.
Ph. Wedemeyer heute »wir« sagte, so
meinte er sich und Hulda, sein rund
liches Frauchen, und wenn Dr. K.
Müller so sprach, so dachte er an sich
und Hilda, sein schlanles Gemahl.
Nun hatten Hilda und Hulden trotz
reichlicher Verschiedenheiten in ihrem
Wesen, ihrerseits auch Freundschaft
geschlossen.
Hilda ließ sich manch gutes Koch
rezept von Hulda geben, und diese
lernte Gedichte von Hilda.
So herrschte ein geradezu ideales
Einvernehmen zwischen beiden Ehe
paaren, bis eines- ichönen Tageö....
Doch dazu muß ich einen neuen Satz
anfanaen.
Eines schönen Tages also feierte
Herr Dr. K. Müller seinen Geburts
tag, und Hilda überreichte ihrem Ka
rol —- Karl schien ihr zu prosaisch —
ein Gedicht, ein wunderbar schönes
Gedicht, worin sie ihm ihren Glück
tvunsch tundthat.
Selbstredend zeigte Katal, außer
sich vor Freude, diesen voetischen Er
gusz seinem Freunde, und, wie das im
Leben so geht, erzählte dieser seiner
kleinen Hulda davon, leider mit dem
Zusag: »Ja, diese Hilda hat·s in sich.«
Nun würde Hulda zweifellos das
selbe oder wenigstens ähnliches gesagt
haben an seiner Stelle. Doch eines
schickt sich nicht für alle, und Hulda
wurde zur Unholden und machte ih
rem Philipp klar, daß ein Gedicht
wohl noch jeder machen könnte. dem
nach seine Bewunderung übertrieben
sei. «
»So —- ach!« brummte Philipp
malitiös, woraus Hulda natürlich irn
Recht blieb.
Seitdem war Hildas Gedicht das
HDamotlesschwert über den vier Häup-«
stern. «
» Die Dichterin und ihr Gatte süth
ten sich beleidigt, bei der Freundin
teine Anerkennung gesunden zu haben.
Philipp, welcher durch manch lobende
Aeußerung die Unhöflichtjit seiner
Frau vergessen machen woll e, opferte
; dabei seinen häuslichen Frieden. Kurz
ium, es war ein größlicher Zustand.
) Etwas mußte geschehen: so ging es
ncht weiter. Und hulda sann unds
)
I
sann. —- Schließlich fand sie das’
Richtige. Sie mußte ihrem lieben;
Männchen an seinem Namenstagel
auch Verse überreichen, selbstgemachte;
Verse. (
Das war sicher ganz leicht, wenn
eine Hilda es tonnte. Es waren ja(
auch noch vier Wochen Zeit.
Bier ganze Wochen. ;
Doch was du heute thun tannst, das
thue nicht morgen. «
So feste sich Hulda an ihres Man
nes Schreibtisch. Sie tauchte die Fe
der ein — einmal, zweimal —- endlich
ein drittes Mal. «
Also trugen weder Tinte noch Feder
Idie Schuld, wenn »He nicht schrieb.
’Dennoch blieb der starke Briefbvgen
Iweiß, schneeweiß.
I Woran es laa. wußte Hulda auch
Fnicht. Sie dachte nur immer: »Weil
Iheute dein Geburtstag ist'. Wollte sie
snoch etwas dazufetzem gellte es ihr in
»die Ohren: »Du lieber, frommer,
jhegger Christ«. Und das paßte doch
sni t.
J Reimte sich wirklich nichts auf
!,,isi«?
s Und dann roch ei ftp-eigenmäch
l lich — brenzlich
! Oh! »Sie warf die Feder hin. In
’die Küche!« .
»Der Braten, Lina, der Braten!
Riechen Sie denn das nichts«
j Hulda rettete, was zu retten war;
darauf dachte sie wieder an ihren wei
ßen Briefbogen. Welch ein Jammer!
Da lag die dreimal eingetauchte Feder
daran und hatte sich auf eigene Faust
dort verewigt.
Sie räumie den Verräther ihrer
ppetifchen Thätigteit beifeite und
åachtu »Morgen ist auch noch ein
ag.«
Komischerweise fand sich die Stunde
ruhigen S I nie. Die Wochen
vergingen, u d hulda wurde recht
ileinlaut. Was nun? Sie war ver
zstimmi, beinahe versteinett. Was
Eil-uns Um alles in der Welt, was
Its-uns
l Noch einmal zermarteete sie ihr
hin-. Umsonst!
Düihend über sich selbst lief sie is
die Küche. Wenigstens- eiue Speer
O» ,
’wpme sie Meu. so gka uuv ächzt-.
wie hilda fie nimmer zu ande
brächte.
Linn, das Mädchen file alles hatte
ihre Frau noch nie so tabiat gesehen.
Was die heute für Augen machte!
Lina flog nur so hin und het, wenn
sie die Befehle befolgte. Sie brachte
Butter, Eier, Zucker-, Mandeln und
Rosinens in Eile und in Menge.
Und Hulda rührte und rührte!
Große Tropfen petlten auf ihrer
Stirn. Sie rührte weiter.
Der Kuchen sollte gut werden, und
et wurde es auch.
Als Hulda am nächsten Morgen
ihren Philipp in den Salon führte,
wo sre die Geschenke für ihren lieben
Mann aufgebaut hatte, prangte in
mitten von felbstgestrictten Strüm
pfen, selbstgestidten Pantoffeln, selbst
geniihten Hemden eine Torte, fo groß
und appetitlich, daß er einen Ausruf
des Entzücken-'s nicht zurückzuhalten
vermochte. Wie er außerdem an
Stelle der das Alter des Geburts
tagslindes angebenden Kerzen ebenso
biele Flaschen Wein seiner Lieblingss
marte erblickte, rief er begeistert:
»Huldchen, herzallerliebstes Huldchen,
das ist ja ein wahres Gedichi!« da
vergaß Hulda die Qual vergangener
Tage und scherzte: »Ja, ich kann halt
auch dichten."
Auch die-Freunde empfanden die
Poesie einer solchen Gabe, und wenn
seitdem die Herren Oberlehrer Dr.
Karl Müller und Dr. Philipp Wede
meher zusammenlamen, sprachen ste
von »ihren poetifch veranlagten
Frauen«.
Das Gemeint-eisernen
Eine lustige Huhngefchichte hat sich
in einer der südlichen Berliner Vorurt
gemeinden abgespielt. Aus einem
Dienstroege fand der Gemeindediener
auf freier Chaussee ein lebendes Huhm
nahm es liebevoll an sich und lieferte
es pflichtschuldigst im Gemeindeamt
ab. Schleunige Nückfrage bei den zu
nächst in Betracht kommenden Orts
bewohnern ergab ein negatives Resul
tat, und so wurde im öffentlichenAus
bang verkündet, daß dem Amte »ein
Huhn zugelaufen sei", und dasz »be
gründete Ansprüche« an das Federvieh
innerhalb dreier Wochen geltend zu
machen seien. Jn der nächstenGemeins
desitzung sollte dann die Angelegenheit
des fremden Huhnes ihre Erledigung
finden, da aber bis zu dieser Sihung
noch vierzehn Tage Zeit war, und der
arme Findling schon in den ersten
Stunden der Einlieferung jämmerlich
nach Futter gluctfte, so übernahm es
der Gemeindevorfteher auf eigene Kap
pe, für das Thier aus einem Spezial
armensonds fiir dringliche Fälle ein
Quantum Gerste zur Verpflegung an
zuschaffen. Das Erstaunen der Ge
meindevorstandsmitglieder war nicht
gering, als später fiinf Leute des Hah
nes bist-lustig gegangen fein wollten
Uns lll lqlcn Ouscqlchli Ull Ucll Uc
meinderath eine Schilderung des Aus
reißers entworfen, wie sie so ziemlich
auf jedes Hahn passen muß. Jn die
sem Dilemma kam das Oberhaupt aus
einen Gedanken, der dem weisen
Salomo alle Etre gemachphaben
würde. Jeder »Verlierer'· wurde aus
gefordert, sich das Hahn gegen Erle
gung der Fütterungss und Wartungs
kosten in Höhe vor. 4,50 Mart an ei
nem bestimmten Tage abzuholen
DieseAusforderung hatte eine seltsame
Wirkung. Drei der angeblichen Ver
slierer meldeten sich überhaupt nicht;
die beiden anderen erschienen auf dem
Gemeindeamt, besahen sich den Vogel
von allen Seiten und erklärten dann,
er sei —- doch nicht der ihre. So ga
ekert das Hahn als »Gemeindehuhn«
bergniiglich im Gärtchen des Amtsdie
netz. Hoffentlich wird es auch dort
im Sommer seine eierlegende Thätig
teit entfalten.
Antoutn Protest und Ema-met
Hiel.
Der jüngst verstorbene Freund und
Mitarbeiter Gambetta’ö, Antonin
Proust, besuchte als Leiter des De
partements der schönen Künste öfters
die delgische hauptstadt, wo er mehrere
hochgestellte Persönlichkeiten zu seinen
näheren Bekannten zählte. Als er ei
nes Tages zur Besichtigung des Kon
serbatoriumz in Britfsel eintraf· wur
den eiligst die Professoren und Schüler
aller Klassen vorn Direktor Gevaerk
auf ihren Posten einberufen. Auch
Ernmanuel hiel, der populäre slämi
sehe Dichter, war als Professor der
niederländischen Deklamation zum Bei
suche des französischen Ministers ver
ständigt worden« obwohl er zu jener
Zeit keinen einzigen Schüler hatte.
Seine Kollegen machten sich über den
schülerlosen Professor weidlich lustig
und neckten ihn mit der Frage, oh und
in welcher Eigenschaft er sich dem ho
hen Besucher vorstellen ließe. Doch
hiel wußte sofort guten Rath. Beim
Frühschopben bat er nämlich eine An
zahl flömischer Schriftsteller, Künst
ler und Verwaltungsbeamte, ihm in
dieser Rothlage beizustehen. Als nun
Protest und Geboett die May-· Mk
niederlZshksche Deklamation betraten,
fanden sie Emmauel Viel an seinem
Pult, umgeben von einer Schone von
zwanzig ,.,Schtilern«, zur-reist hochge
ioachsenen krä tisen Männern mit
reichliche-i sa wuchs nnd ausfallend
iusriedenent Gesicht-ausbrach set-n
Anblick dieser improvisirten Schüler
llatse ern-ehrte sieh Geoaert, so gut es
ging, des Lachen-,- tviihrend Proust
an Viel herantrat und sein Staunen
tiber den Wuchs und die frisch-fröhli
chen biirtigen Gesichter seiner angehen
den Künstler ausdrückte. Ernst und
feierlich, wie es einem Professor der
Deklamation geziemt, erwiderte Hiel:
»Das bekundet die männliche Kraft
der Söhne der edlen slömischen Rasse.
Keine Andern sind mir je unter die
Augen getommen.« Sodann hielt et
einen von sliimischen Humor gewürz
ten Vortrag über die slämisehc Dekla
mationstunst ., und wurde von Proust
aufs Wärmste beglückwünscht. Seine
Rettung aus grausamer Verlegenheit
aber begosz der Dichter im Kreise sei
ner Schüler mit einer ertlctlichen An
zahl Flaschen prietelnden Geusenbie
red.
--.—-·
Gehtruardett nnd Lebensalter-.
Dr. Dutey hat aus statistischem
Wege zu ermitteln versucht, welches
Quantum von Gebirnarbeit der
Mensch in den verschiedenen Lebens
altern ohne Ueberanstrensgung zu lei
sten vermag. Jus-besondere kam es
ihm daraus an, festzustellen, was der
Jugend während der ersten beiden
Jahrzehnte des Lebens in dieser Hin
sicht zugemuthet werden darf. Von
der Ansicht ausgehend, daß das Ge
hirn ebenso wie die Musteln erst all
mählich durch eine richtig bemessene
Uebung seine Fähigkeit entwickelt,
tommt Dutey zu dem Schlusse, daß es
durch Ueberanstrengung nur ge
schwächt werden kann. Um nun einen
Maßstab dafür zu gewinnen, ob die«
Schulen die ihnen zugewiesene Ju-»
gend überanstrengen, hat der Arzt zu- «
nächst eine Erhebung iiber die geistige
Arbeit junger Mädchen angestellt. !
Seine Ergebnisse stellen folgende«
len als das richtige Maß siir die be
tressenden Altersstusen sest: 5——8·
Jahre 12 Stunden wöchent!ich; 8——
10 Jahre 18 Stunden; 10--112 Jahre
21, 12—1.4 JCHZLL JI4 1I-) Hat-Te
80;15———16 Jahre «’«:6; M--17 Jahre
40x17—18 Jahre 45: lsi 19Jahre
»O Stunden Wenn diese Zahlen zu
tressend send, so besteht allerdings, na
mentlich in der ersten Zeit selbst ins
den oerniinstigsten Lehranstalten eine
Ueberlastung der Schülerinnm I
W
Der same ohne Drom. l
Es war unlängst aus einer Soiree .
bei einem berühmten Berliner Mini- l
ker. Viel ordens eschmiictte herren;
ergingen sich im alon. Darunterj
cnch ein kleiner Maler. der trotz ,e- :
ringen Rufes doch schon mehrere Be- l
korationen an der Brust tru . Be-?
sagter Künstler war plötzlich hochst er- »
staunt, als ihm ein nicht ordensge
sckmiiekter herr dargestellt wurde.
Und er fragte ihn: ;
»Sie sind wohl kein Deutscher?«
I »Nein, mein Herri« ;
«Was treiben Sie denn hier?« j
(Ueberlegend): »Na ——- ich habe eine.
Ar-stellung." ;
(Erstaunt): «Dauernd?« ;
«8awobl dauernd.« «
» s ist doch merkwürdig, daß Sie
als Auslönder hier eine Anstellun
K Berlin finden. Jst sie denn gu
aezxdttksp
»Ich bin gan zufrieden!« ?
» un, was ind Sie denn?«
»Ach bin Lascelleiz. bevollmächtigter
Votschaster von Großbritannien und
Jrland!« —- Tableau. —- Es dauerte
nicht lange, und der kleine Maler war
verschwunden, denn der Zwischensall
hatte schnell die Runde gemacht und
lebhafte heiterkeit wachen-rufen «
W
Ein merkwüedtser Straßen
hahmvaqem
Wir fthen in einem der westlichenj
«Wiener Cases von Berlin. Am Nest
dentisch hat ein junger Mann Platz!
genommen, der, mit einem Handkosser »
bewaffnet, unschwee als soeben zuge
reist erkenntlich ist. Bermuthlich ist er ;
aus dem Bahnhof Charlottenburg an
gekommen und will sich noch erst durch ;
einen meiß kräftigen. Schließlichj
Lbezahlt er die Zeche und staat dannl
qden Kellner in unverfälschteni stirbst-i
schen Dialekt, wie er am besten nacht
Schöneberg tommr. Da ihm der stell-T
ner nicht recht Bescheid zu sagen weiß, .
mifchen wir uns in die Unterhand-;
tung und erklären ihm, et gehe am be- »
sten nach der Joachimgthaler Straßes
und fahre von dort aus mit der nach
Steglitz vertehrenden D-Bahn, die
mit einer grünen Laterne versehen ist.
Der Sachse bedankt sich höflich, er
greift seinen Koffer und sagt vor sich
hin: »Als-I die D-Bahn, die eine grüne
Laterne hatt« Dann geht er hinaus,
um in der Thür noch einmal umzu
kehren und fragend, sich an uns zu
wende-: »Ach, verzeihen Se gietiqiti
Sie meenen doch woht de tveeche D
Bahn?« s -
W
Zustimmung.
Logiswirthinx »Deinen Sie, Herr»
Doktor, diese Nacht träumte mik, Sies
hätten die ganze Miethsschuld mir»
auf einem Brett gezahlt!« ;
»So? Na. dann sind S’ so gut und :
geben S’ rnir vie Quittnng!·' !
t
Der next-se Nenn-. I
A.: »Na, wie gefällt Dir kleine:
Ase-jetztme — wäre gar nicht to
o ne.« «
Q: »Hm-—- wenn sie nicht so »ohne«
wär-.- v
! ' »Du r.PtiI VI ich
Lehrling: , e i Z
Ehabe die en Morgen ein falsches wan
j zigmart litt eingenommen.«
» Thes: »Sie sind ein Esel —- ein Ka
lmeel .. . .«
! Lehrling: »Ich hab ’s aber schon
zwiedee auöge eben ...." «
l Chef (besänstigt)-: »Sie sind ern
tüchtiger Mensch« Mehee!«
i Eise Hat-neunun- . meinst-up
« Ein armer Mann starb und hin
terließ nichts Werthbolles, als eine
gute Hose. Seine beiden Vettern gerie
then dariiber in Streit und da sie sich
nicht einigen konnten, gingen sie zum
Advotaten. Der Adbolat sprach: »Wir
wollen die Hase probiren; wem sie am
besten paßt, dem soll sie gehören« —-—«
Nun war aber der eine der Vettern
sehr kurz und dick, der andere sehr
lang und mager, nnd so zeigte es sich
denn, dasz die Hofe am besten dem s-—
Advolaten paßte. Und der behielt sie
auch!
Knnstverttiindniß.
»Warum gehst Du denn heute schon
wieder in's Theater? Du hast doch
das Stiicl schon gesehen!«
»Ja, aber in meiner neuen Toilette
noch nicht« «
(kteschästsmäßin.
Nennen Sie den Heirathsvermitb
ler Schnäbler?«
Vater vieler Töchter: »Selbstver·
ständlich; bei dem habe ich ja auch eine
Niederlage!«
Auch ein Grund.
Nichter: »Warum haben Sie dem
Alager zwei Ohrfeigen gegeben?"
Angeklagter: »Damit er sicher eine
leiegtx ich hab’ ihn nämlich in meinem
Dusel doppelt geseh’n!«
(0rnriitblich.
Fremder (Morgens zum Wirth):
»So schlecht wie in Jhrem Bett hab'
ich noch nie geschlafen, die ganze Nacht
tonnt' ich lein Aug’ zuthun!«
Wirth: »Diss- is hier ganz guat;
wissen S’, im hiesigen Ort wird näm
li’ viel eingebrochen!«
Stoijfentzer.
»Bei uns ist's schrecklich: zuerst
schreien die Kinder, und wenn meine
Frau sie in den Schlaf singen will«
Keinem Recht gethan.
»Ja, ja, lieber Freund,« fagte der
Oelniagnat, »Sie glauben gar nicht«
wie schwer die Position eines Millio
närs heutzutage ist-"
»Wie so dast« lächelte der Sirt-ti
ler.
»Nun, wenn ich mein Geld zusam
menhalte und aufhäufe, dann heißt’s,
ich sei ein Geiztragen; und wenn ich’s
fortschente, fo heißt’s in aller Welt,
ich suche mein eigenes Gewissen zu be
ruhigen.« .
Ost- Jungen.
»Man sagt, der Medizinalrath
hätte sich mit der jungen Doktor-in, die
kürzlich hier ihre Praxis eröffnet hat,
verlobt?«
»Ja, was thut man nicht alles, um
sich einen Konkurrenten vom halse zu
schaffe-W
Sein Hort.
. »Ich hoffe, Sie haben in dieser
Affaire ein reines Gewissen.«
»Nun, erwiderte der Mann, gegen
den eine Anklage wegen »Graft«
schwebte, »ich habe jedenfalls das. was
einem guten Gewissen am nächste-s
tommt.« «
»Was haben Sie?«
»Einen guten Anwalt."
In der singe.
Richter (zuni jugendlichen Verhee
cher, der sammt seinem Vater ange
tia t ist): »Man muß nur staunen,
diee Schlauheit, diese Verwegenheit,
diefe List, die Sie an den Tag legten,
woher Sie nur das alles in dem Alter
haben?!«
Vater des Angeklagten (sich ftolz in
die Brust werfend): »Das hat er alles
von mitt«
Die Howtlaches
Ein junger Anwalt von New York
wurde kürzlich aufgefordert, einen
Vortrag über das Thema zu halten:
»Was sollte ein Gefchäftsmann in Be
zug auf Banterott wissen.« Seine
Antwort lautete: »Meine Herren, ich
fühle mich durch Ihre Aufforderung
sehr gefchmeichelt, doch widerstrebt es
mir, mich für einen solchen Vortrag
bezahlen Zu lassen; denn Alles, was
ich über as Thema sagen würde,
wäre nicht mehr als fünf-Muth näm
lich: »Die Adresse eines guten An
waltes.«
Rette ils-lichtem
A.: »Was man doch alles erlebt!
Kaum ein Jahr verheirathet, läßt sich
diefes Paar wieder fcheiden und heute,
nach Ablauf eines weiteren Jahres.
fteht es zum zweiten Male vor dem
Traualtar!« ·
B.: »Na ja, sie hat la Himmel und
Erde in Bewegung gesetzt, nsn ihn
wiederzubelommen!«
Il« »Sie hat ihn also offenbar
furchtbar liebl«
B- »Ach, Unsinn —- Rache hat fsee
ihm chworen. weil er nach der
JSche uns überall herum renomnrirt
t, wie llietli
XVI-» g ch et sich ohne sit
N
«