Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 12, 1905, Sweiter Theil., Image 9

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    -·«
Frühlingstrwachen !
Herz freue Dich! Es lomt der Früh
lingk
Es zivitscbern sroh die Vögelein
Und von dem unbewölkten Himmel
Blickt hell der gold·ne Sonnenschein.
Schwing dich empor! Laß alles
schwinden.
Was dich betrübt und traurig macht,
Sollst Gottes Güt« aufs Neu’ empfin
en
Und preisen seine Schöpfersmacht.
Denn überall, aus Wies’ und Feldern
Jinat man des holden Frühlings
Spur,
In Berg und Thal und in den Wäl
dern
Singt die erwachende Natur.
Uippfigitrchen.
Humoreste von W. B r «o· n n e r.
BeiLobmeyers war tleine Gesell
schaft. Lohnieyerg waren Architetten
cder vielmehr derPapa Lohmeyer war
ern Architekt, der sich durch moderne
FPchbauten Ansehen und ein hübsches
Vermögen erworben hatte. Er hatte
drei Kinder, einen Sohn Arthur, der
mit seltenen Talenten ued noch selte
nerern Fleiß dem Studium der Medi
zin oblag, und zwei Töchter, Gertrud
und Josephinr. Gertrud war mit ei
nein Jnfanterie - Lberleutnant ver
iodt. einem armen und schlichten, aber
saliden und braven Menschen, Jo
sephine war um llg Jahr jünger und
nach ledig. In die Lohmehersche Van
naren heute geladen: der Verlobte des
Fräulein Gertrud, drei Freundinnen
ker beiden Schwestern, zwei Freunde
kig Medizinerg und ein paar junge
Jnginieurr. die, wegen ihrer berufli
chen Tüchtigkeit vom alten Lohmener
lssvorzugt. in sein Haus eingeführt
und mit Arthur gleichfalls befreundet
waren und ihn duzten
Das Mittagessen war vorüber, die
Herren hatten in einem Nebensalon
mit dein alten Lohnieyer ihre Ver
dauungszigarre oder auch -Zigarette
getaucht, die Damen hatten in einein
anderen Salon zur Verdauung mit
einander geplaudert, und nun fand
man sich in einem dritten Zimmer
wieder zusammen und erwartete das
Serviren des Rassee9. .
Josevhine blieb, als die Herren nä
lser lamen, mit Absicht noch ein wenig
im Hintergrunde, weil sie abwarten
wollte, ob sie der junge, von ihrem
Papa iider die Maßen geschätzte Jn
genieur Corneliug Settrnin aussuchen
oder iiber ihrn Freundinnen im Vor
rergrunde vergessen würd
Aber Eorneliug ging spornstreichs
aus sie zu nach dem Busset im Hinter
grunde, an dem sie sich postirt hatte.
»Mein gnädigeö Fräulein, ich habe
noch kaum den Vorzug genossen, ein
paar Worte mit Ihnen sprechen zu
tännem Dars ich fragen, wie Ihnen
die Waldvartie below-nein bei der.
wir uns vor drei Wochen so vorzügit
lich« unterhalten haben?« s
»Es sreut mich zu hören, daß Sie
sich gut unterhalten haben; ich dankel
Ihrer Nachfrage Sie ist mir gut be !
kommen —- wie Sie sehen. Oder ——
Sie fragen mich mit so viel Feierlich
teit —---—sehe ich etwa leidend au5?«
»Nein nein, nein, Sie mit Jhrenj
rothen Bäckchen gewiß nicht Nur ein »
wenig -·-— —--— Sie wissen schon.« I
»Nun was denn?—« .
,.Nur ein wenig klein sehen Sie
aus-J ;
»Wollen Sie mich schon wieder är- ;
aer«"n?« I
»Sie, mein Fräulein, ärgern? Si- ;
cher nicht. Gewiß nicht«, wiederholte
er »Aber, warum wollen Sie denn
nicht klein sein Sie sind es doch nun
einmal. Und statt erbost sollten Sie
stolz daraus sein. Siesei schön wie
eine Statue dasKoinpliment verlangt
sclließlich eine jede junge Dame, aber
sie sei reizend wie ein Statuettchen, sei (
wie ein niedliches, zierliches-, alaba
sternes Nippsigiirchen, das kann.
»Ich will kein Nippsigiirchen sein!
Sie sollen das nicht immer zu nrir sa
gen: albernes Nippsigiirchen!«
»Sie haben mich mißverstanden; ich
ltave gesagt alabasternes.« i
,,Ja, und akbernes geineint."
»Gewiß nicht«, versicherte er mit
Wärme.
»Er- ist mir aber ganz gleichqiiliig;
ich will weder ein alcibasternes, noch
ein alberne5, ich will überhapt kein
Nippsigiikchen sein.« Zornig stampste
sie dabei mit dem Fäßchen auf. »Und
glauben Sie nur, ich bin dabei so klug
wie die großen Rösser, und übrigens
so klein bin ich gar nicht.«
»Entscheiden Sie, meine Verschaf
ten,« wandte sich Cornelius an die
Gesellschaft die aus den anmuthigen
Hader bereits aufmerksam geworden
niar. »Ist Fräulein Josepbine nicht
ein allerliebstes, sein gemeiszeltes Sta
iuettchen, mit diesem zierlichen Kör
perchen, diesem kleinen Köpfchen, die
sen hiindchem diesen verschwindenden
Füßchen?« Aller Blicke waren aus
de Kleine gerichtet. Sie wurde im
mer rötbet vor Wuth, ihre Lippen
bebten, ihre kleinen Nasensliigel flo
gen. »Und kann sie es als eine Be
leidigung aussassen, wenn ich sie ein
Nippsigiirchen heiße?« Er grisss ei
nen silbernen Teller vom Bufset her
unter nnd sagte: »New-neu Ste, mein
F:äulein! Treten Sie mit Ihrem-süß
chen aus diese Tablette und reichen
Sie mir einen Arm. Jch will Sie
hochhakten und vor den Spiegel tra
Yeöraskia
Staats- Anzejger Unko THATng
J. P. Windolph, Herausgehen Grund Wand. Nebr« 12 Mai 190p (chiterTbeil) kahrgangw No :;7.
gen, da mögen Sie dann selber ur
theilen, ob es eine Beleidigung oder
eine Schmeichlei für Sie ist, wenn
man Nippfigiirchen zu Jhnen sagt.
Frommen Sie!« Er schritt unter all
: gemeiner Belustigung aus sie zu. Sie
aber hob sich aus dieFußspitzem streckte
ihr Flatschchen aus, hqute ihm eine
Ohr eige, daß es nur so schallte, und
verschwand aus der Thüre.
Die Gesellschaft war einen Moment
lang versteinert. Papa und Maina
Lohmeyer waren sprachlos. Die jun
gen Herren unterbrachen zuerst die
Stille, indem sie laut auslachten. Der
Lustigte unter ihnen aber war der-Ge
obrseigte selber. »Was wollen Sie?«
sagte er. ,,Wiire sie lein Statuettchen,
sendern eine Statue, um wieviel?
gründlicher wäre die Leltion dann
ansgesallen.« J
»Ja, aber, das ist doch etwas ganz
Unerhortes « nahm endlich der alte
Lohmeher das Wort. »Weiß Gott!«
Das geht denn doch nicht. Nehmeni
Sie mir das nicht übel, werther Herr!
Kollege! Gedulden Sie sich! Jltre Ge
nugthuung soll Jhnen nicht entgehen
Aber der Bruder Arthur kam seinen l
Eltern zuvor, die eben ihreTochter aus
suchen wollten, nun aber irn Zimmers
«4
blieben und den Sohn gehen ließen. s
Arthur hatte eine aufrichtige Hoch
achtung und Sympathie fiir seinenl
Freund vom Fache des Papa. Er fand s
seine Schwester allein in einem Zim
mer: »Nun sage einmal, was soll denn
das heißen-» Es erfolgte keine Ant
wori. »Ja nun, so äußere Dich doch! »
Du hast alle Ursache dazu! sprachlos!
waren schon wir anderen uund hatten;
mehr Grund dazu alsD Jst das
eine Art? Was wiirdest denn Du dazu .
sagen, wenn Du in einer Gesellschaft
cocam publico geohrfeigt würdest, und
ein Herr ist doch sozusagen auch ein
Mensch, der auf seine Ehre zu achten
hat, ebenso wie ein sehr hochwohlge
borenes gnädiges Fräulein. Eine Da- l
me, die Maulschellen verabsolgt, mei s
nen Respekt! Ja, was will denn der;
arme Mensch machen? Mich sorverni
entweder, und das wird er nicht, weil!
er zu anständig ist, oder wegbteiben
und nie mehr wiedertomnien.«
»Ist er wegs« »
»Ich weiß es nicht. VermuthlichIU
»Jetzt beginnen dieThränen, die bis
her nicht den Weg bis in dieAugenlider
gefunden hatten, zu fließen, und eine
völlige Verzweiflung sing an, von dem E
Mädchen Besitz zu ergreifen. Unter
fortwährendem Schluchzen brachte sie
einen Zchwall von Klagen und Selbst
vorwürfen hervor-: »Was braucht erl
mich auch zu reizen? Jch hab’s ihm oft s
genug gesagt, daß ich nicht Nippfigiir- i
chen geheißen sein will. Aber immerl
l
die Hänselei und Aergerei. wo ich gell’
und stehe. Jn der Schule war’s so,.
wohin ich gekommen bin. Das ist un
sere-Reine hieß es immer, dieses kleine
Persönchen ist eine Schwester; im- «
mer nur war man das Püppchen, das l
Gänschen, das lustige Spielzeug, mit«
dem man sich neckt, das aber nicht fiir
voll galt und mit dem es tein Mensch
ernst nimmt.«
»Was Du Dir stets eingebildet ;
has,« wars ver Bruder dazwischen. j
Die Schwester aber grub ihrGesichtchen .
ins Taschentuch und heulte schluchzend »
einen Woltenbruch in seine Falten.
Der Bruder, der als Mediziner auch
Psychologe war, ließ sie weinen. Auf
einmal wandte sie sich um: ,,.lrthur,
schau. es wäre ja alles nicht so gelom ’
men, wenn es nicht gerade der gewesen
ware, der mich so gehansell uno gefloss- «
zelt hat. Von jedem anderen hats ich »
mir’g gefallen lassen, weil mir's bei je- j
dem andern gleichgiiltig gewesen wäre; s
Arthur!« sie ergriff seine Hand -—- »e5 ]
lann ja vielleicht noch alles wieder gut »
werden. Jhr seid gute Freunde, holei
ihn zurück, führe ihn hierher, ich wer i
ihm abbitten.« i
«Abbiiten, das ist auch eine Siihnel
siir eine Maulschelle, die man vor zehn i
bis zwölf Menschen bekommen hat,«(
sagte der Bruder schnippisch »
Dann werde ich ihm vor allen
zwölf abbitten." »
»Ich will’s versuchen,« sagte derf
Bruder gnädig und ging. z
Die Kleine wischte sich die Augen
aus, drehte das Taschentuch zu einein ;
Seil, pilgerte die Stube aus und nie-—- :
der und überlegte, was sie ihm sagen
würde. i
Aber sie sum nicht weit mit diesekj
gedantlichen Verbereitung da ging»
»schon die Thüre aus: herein schritt ins
iBegleitung seinesFreundes Arthur der .
jJngenieur Cornelius Settrain. »
; »Mein werthes Fräulein! Es ist
sschön von Ihnen, daß Sie bereit sind,
Iden Ausdruck meines Bedauerns da-»
riiber entgegenzunehmen, daß ich Sie.
ganz wider meinen Willen so schwer
gereizt hade.« Er reichte ihr die Hand,
die sie nahm und festhielt. »Ich würde
mir nicht erlaubt haben, so vertraulich
gegen Sie zu sein, wenn ich mich
nicht. —-- er wandte sich ein wenig
subsichtlich um und überzeugte sich da
von, daß der Mediziner im Zimmer
geblieben war ——— ,,Ertlärungen, die
ich mir ja erlassen kann-«
Arthur machte bei diesen ausfallen
den Aeußerungen zwar große Augen,
begriff aber doch sehr bald, daß er an
fange, hier überflüssig zu sein und
empfahl sich tücksichtgvoll.
»Wenn ich mich nicht unserer Wald- »
partie erinnert hätte. Jch bitte um.
Entschuldigung, wenn ich aus dets
Harmonie unseres damaligen Beisam
menseins falsche Schlüsse gezogen
habe·« ’
»Und ich dachte, ich hätte falschei
Schlüsse gezogen, daß Sie mich so lä- l
cherlich machten.«
»Da sind Sie diejenige, die sich ge
täuscht hat. Verzeian Sie mir meinen
Muthwinenx Können Sie2« s
»Ich habe Sie um Verzeihung zu
bitten.« ·
»Wenn unserer Aussöhnung sonst
nichts im Wege steht,« dann sind wir
versöhnt. Ja! Jst’5 recht so?«
Sie antwortete dankend mit einem
leisen Druck ihrer Hand, die sie ihm
dann entzog.
Während sie beide dabei waren, das
Zimmer zu verlassen, sagte Settrain:
»Ich würde mir die Vertraulichteit
einer anderen Dame gegenüber biet
leicht nicht erlaubt haben, bei Jhnen
nahm ich an, wiirde sie eher verstanden
und als eine Beleidigung wenigstens
nicht aufgefaßt werden«
»Und ich wäre nicht so abscheulich
gewesen, wenn nicht gerade Sie eH ge
wesen wären, vor dem ich nicht lächer
lich sein wollte.«
Settrain blieb stehen. »Mein Fräu
lein! Jst das wahr?«
Sie sah zu Boden.
Settrain faßte ihre beiden Hände.
»Mein Fräulein, ist das wahr?« wie
derholte er mit zitternden Lippen.
Schweigen. Er hob ihr Kinn in die
Höhe. Ihre Augen leuchteten und flim
merten seltsam. Jhm war, ais hörte
er ihr Herz klopfen »Ob eg wahr ist,
fragte er flüsternd noch einmal, mit
versagender Kehle jetzt, und bog seinen
Mund dem ihrigen entgegen. Eine
Antwort erhielt er auch diesmal nicht,
aber als die beiden Leutchen nach
einer Minute wieder zur Welt erwach
:cn, wurIen sie sich mit einiger Ver
trsirrung bewußt, daß sie sich geküßt
hatten und eins fürs andere unend
liche Liebe empfinde.
Nach einer Weile wurde Arthur
ron feinem Freunde Corneliuö aus
dem Solon geholt —-— um den Text
der Ehrenertlärung festzusetzen, wie
die Gesellschaft bemerkte, und bald da
rouf wurden die· Eltern Lohmeyer
ron ihrem Sohne geholt ---- um die
Ohrenertlarung mit zu unterzeichnen
— wie die Gesellschaft witzig fort
setzte.
Nach einiger Zeit aber traten alle
fiinf wieder in den Salon zuriirt,
allen voran der Geohrfeigte, an sei
usm Arme zur allgemeinen Ueberra
schung das noch ganz vermeint aus-se
stehende Nippfigiirchen. »Meine sehr
verehrten Herrschaften, sprach er die
isäste an, er- thut mir leid, daß ich
Sie um eine Erwartung betrügen
muß. Sie erwarteten sicher wegen
de- kleinen Vorfallg vor einer halt-en
Stunde von Fräulein Josephine eine
l.5hreiiertl«ciriing. Jch mache Ihnen
Manni, daß Fräulein Josephine
Lohnieher mit Zustimmung ihrer wer
then Eltern meine Braut geworden ist·
Eine Braut aber hat nicht nöthig, sich
wegen der Ziichtigungen zu rechtferti
gen, die sie ihrem frivolen Bräutigam
.Wertt)eilt.«
--—·-.-—-—.—
Die Nachtigall
Von Ernst von Wildenbritrl1.
Du fiifze Nachtsängerin, Nachtigall,
Du Trost der fchlaflosen Kranken,
Wie weckft du mit deinem holdseligen
Schall
Mir sehnend Herz und Gedanken.
Verborgen singst du dein wonniges
Lied,
Umdämmert von nächtlicher Hülle,
Wie ein Sänger-, der still sich denMen
schen entzieht,
Beseligi durch eigene Fülle.
Vielleicht, wenn einer vorübergeht,
Wenn erhöret die Töne rauschen,
Daß er träumend verloren im Dunkel
steht
Dich zu schauen, zu horchen, zu lan
« schen.
Vielleicht, wenn er kehret zur Kammer
zurück,
Daß er spricht: wie ist mir geschehen?
Meines Herzens Dunkel, mein Leid
und mein Gliick —
Dieser Fremdling ließ niich’s ver
stehen.
Das Wasser.
Skizze von Hans Schönseld.
Der Schwimmmeister trocknete sich
den Schweiß ab. Ein Paar lachende
Jungen, dreizehn bis vierzehn Jahre
alt, standen um ihn herum. An der
Leine zappelte etwas Puterrothes,
Keuchendeg. Dieses Puterrothe hieß
nebenbei Max Löw, war Untertertia
ner und wollte schwimmen lernen.
Plump und ungeschickt in der Bewe
gung, mit einer nervöfen Scheu vor
dein kalten Wasser behaftet, hatte der
Junge bei jederLeltion körperliche und
geistige Qualen zu erdulden. Denn
zoth war er nicht bloß von Anstren
gung, sondern auch vor Scham. Das
Gespötte der Kameraden, die längst
iiber die Kinderjahre desSchwimmens
hinaus waren, schnitt ihm tief in die
Seele. Was sein Körper an Feinsühs »
ligleit zu wünschen übrig ließ, das-»
war seiner Seele doppelt und dreifachs
beschieden. Stichelreden gingen ihm
nebe, und Hintansetzung konnte ihn
zur Verzweiflung bringen.
Einmal hatte der Schwimmmeister
ihm gesagt: »Warum strengst Du
Dich so an, Junge? Du kannst eH
nur zu einem mittelmäßigen Schwim
nter bringen. Und in der Gefahr ret
test Du Dich doch nicht!«
Da hatte ihn der Junge mit er:
schreckteni Ausdruck angesehen, und
der Schwimmmeister hatte gebrummt:
»Schon gut, wenn Du es durchauI
willst, mir kann es egal sein.
Und so geschah eg, daß Max Löwl
nach ein paar Monaten allen Stichel
reden zum Trotz sreischwimmen konn- i
te. Es sah nicht gerade schön aug,s
alser das Wasser war wie ein Mantel T
trer Liebe, der seine ungeschickten Be ;
tregungeu wenigsten-«- zur Hälfte ver T
barg. Und den Kameraden hatte;
seine Zijhigteit doch so viel Achtung
abgewonuen, das; sie nicht« lachten.
stleine Scherze gestatteten sie sich i-n
Werd-in Einmal sagte Einer: Max
elsen -- so dies-, er in der Klasse
trir wollen aus dem Rucken schwim
men. Und alg sich das Plumpe Miit
Gen mit Miihe in die Riiitenlage Je
bracht hatte, da pusteten sie ihm von
alten Seiten Wasser in die Augen,
daß ihm Hören und Sehen verging,
und er von den anderen aufgefangen
werden mußte. Das war ein Scherz,
und er lachte später selbst mit, um
nicht zu zeigen, wie nahe er dem Wei
nen gewesen war.
Gieb einer solchen Seele Gering
schätzung, und sie wird zusammensin
len. Gieb ihr Begeisterung, und sie
wird sich an ihr ansranten. — Miit
cleen betam von beiden zu kosten. Und
wie-er sich daran gewöhnt hatte, man
asen nnsreiwilligen Schluck Wasser
liinunterzuschluclem so gewohnte er
sich auch an das Bitten-, dasJ er in sich
ausnehmen mußte.
Da war die Geringschätzung lsben
so wenig wie in der Schule verstand
er es zu Hause, sich eine Stellung zu
rrtämpsen Er war tein Kampfe-:
mensch, noch viel weniger ein kämpfen-—
des Rind. Er hatte die heraus-for
dernde Sanstmuth der Naturen, die
surs Dulden bestimmt sind. Von
Heil zu Zeit suchte er durch seinenGeist
Eindruck zu machen. Auch das fing
er ungeschickt an. So lernte er ein
mal die Bedeutung einer ganzen An
stahl von Frecndwörtern, um sie bei
Gelegenheit schlau an den Mann zu
bringen. Nietnandem siel das aus.
Nur als er einmal, während der Va
ter sich mit der Mutter über ein poli
tisches Ereigniß unterhielt, hochtlo
bsendes Herzens die Bemerkung
wagte: »Der Parlamentarigmus ist
eine rationelle Jnstitution«, da lachte
der Vater laut und sagte: »Junge,
statt der Zeitungen solltest Du lieber
Deine Gedichte auswendig lernen.«
Und er hatte doch ganz genau ge
mußt, wag er sagen wollte. Im Born
mer ging esJ dann in ein Seebad
Märchen-Z unglücklicher Drang, immer
das zu wollen, wag er nicht konnte,
betam hier neue Nahrung. Stunden
lang saß er am Ufer und sah voll ver
iehrender Sehnsucht nach den Segel
booten, die von strannnen und fröhli
chen Menschen durchs Meer geführt
wurden. Wie große, weiße Flügel, die
nur auserwählte Menschen anlegen
dürsten,»iarnen ihm diese Boote vor.
Ein paar Mal durfte er auch mit Ka
meraden, die glücklicher als er waren,
ins Meer hinans. Aber dann mußte
er zusammengeduclt im Boote sitzen
und durfte sich nicht bewegen. Denn
bei der kleinsten Bewegung hieß es:
»Mäxchen, Du bist ungeschickt, Du
verlierst das Gleichgewicht.« Bei sol
chen Fahrten sah er weniger das Meer
als die kräftigen Arme der Rudern
;den. Er studirte das Spiel ihrer
lMustelm und im Geiste glaubte er
über den Körper triumphiren zu kön
nen, im Geiste wars er seine Arme mit
oroßartigem Schwung in die Lust und
machte die Ruderbewegungen so ge
schickt wie irgend einer
Das war im Geiste
Daneben hatte er auch seine kleinen
- Freuden, wie sie andere Kinder haben.
» Mehr noch als andere Kinder. Wenn
die Wellen langsam herankomm, um
s seine nacktenBeine zu umspielen; wenn
er den klugen, für ein Kind etwas zu
träumerischen Blick in das Meer ver
senken durfte; wenn Schiffe mit bun
tem Gewimmel von Menschen kamen
tknd gingen, tiefe Furchen hinter sich
ziehend; wenn er sich im Sande wäl
zen durfte, nachdem er gebadet hatte,
an nichts denkend, von aller Schwere
erlöst, erschauernd in jugendlichen-r
Wohlgefühl s-— dann fehlte ihm nichts
zum Glück.
Eines Tages kam er athemlos nach
Hause gestürzt.
»Es wird ein Wettfchwimmen ver
anstaltet, nur für Knaben, Otto Ro
aemann nnd Arthur Lindemann kom
men auch. Und ich will auch mit
fchwiminen.«
Da wurde der Vater ernstlich böse
»Das verbiete ich Dir, Max. Wenn
Du Dich blamirst, dann läßt Du ta
gelang den Kon hängen. Und wie
leicht kann ein Unglück geschehen.«
»Geschehen kann nichts. Boote fah-·
ren mit.«
»Das ist gleich. Du wirst nicht
mitschwimmen«
Aber Märchen hatte diesmal seinen
eigenen Kopf. Er meldete sich zur
Theilnahme, ohne dem Vater etwas
zu sagen. Er war vielleicht zum er
sten Male in seinem Leben, daß er
eine solche Auflehnung wagte. Und
nun sah man ihn jeden Nachmittag
in der Schwimmanstalt, unermüdlich
den Körper trainirend, in kleinen
Stößen sich fortbewegend Die Stöße
irurden von Tag zu Tag schneller, als
suchten sie das, was ihnen anSchrvung
der Bewegung fehlte, durch die Blitz
(.rtigkeit ihrer Aufeinanderfolge zu
ersetzen. Es gab noch immer kleine
Ilienschern die iiber Märchen lachten,
auch Kinder, die ihn vorher nicht ge
lannt hatten. Aber daraus machte er
sich nichts. Und wenn er am Abend
mit einem Gefühl köstlicher Ermiii
dung nach Hause schlich, dann lächelte
er zufrieden in sich hinein. Sein Lä
cheln spann sich in seine Träume hin
ein, die ihm, wie zur Anerkennung
fur seine fleißigen Bemühungen, den
Triumph des Sieges vorgaukelten.
Und so kam der Tag heran, an dem
klliärchern zitternd vor Aufregung und
Erwartung, unter einer Schaar von
frischen Jungen auf das »Los!« des
Koinmandirenden wartete. Eine ganze
Anzahl von Zuschauern hatte sich am
Ufer eingefunden. Märchen fühlte, daß
der größte Augenblick seines Lebens
herangekommen sei.
Der stommandorns ertönte, und in
derselben Sekunde spiirte er auch schon
das kalte Wasser um sich, das immer
sein Feind gewesen war. Aber es kam
ihm gar nicht mehr feindselig bor. Er
hatte sich daran gewöhnt. Gab es
etwas Schöneres als sieh von den
Wellen wiegen zu lassen? Und dann
dieses Plätschern zertheilter Wellen —
er hatte es so oft in unmittelbarer
Nähe seines Ohres vernommen, daß
er fast die Sprache der Wellen zu ver-—
stehen glaubte. Es waren da Gurgel
laute, aus denen sich init seinem Ohr
allerlei heraushören ließ.
lfr horchte auf die Wellen, und dar
iiver vergaß er Alleg. Während sein
Körper sich in starken Stößen inecha
nisch nach vorwärtg schob, war sein
Geist völlig im Banne der ausregen
den sirenenhaften Musik des Wasserk.
lir wusrte nicht-J mehr vom Wettstreit,
nichts von dem, was um ihn herum
vorging. Er bemerkte nicht, daß er
bereits von seinen Kameraden getrennt
war. Er hatte nur das eine Ge
siihl: Nun bewegst Du Dich einmal
frei, die Wellen sind nicht wie die
Menschen, sie meinen es gut, sie tragen
Dich in ihren Armen nnd erzählen
Dir ihre Geschichte.
So träumte er den guten und star
ken Traum vom Meere, den schon
Grskere vor ihm geträumt haben.
«sklötzlick) aber sing sein Herz zu
llox ien an, als wollte es zerspringen·
sEr sah die bunten Fahnen vor sich, die
alLs Ziel vereinbart worden waren.
« Das riß ihn in die Wirklichkeit zurück.
lWo waren sene Kameraden? Er sah
sie nicht. Wie lange hatte er geträumt?
Sekunden lang? Minuten lang? Er
wußte es nicht. Da zog ein Gefühl
,von Einsamkeit und Traurigkeit in
ihn hinein. Warum hatte er auch so
ehrgeizig sein müssen? Alle Leute
mußten es nun merken, daß er als
Letzter nachhingte, während die Ande
ren schon längst das Wasser verlassen
hatten. Am liebsten wäre er gleich im
l-——Iq
Wasser verschwunden, so schämte er
sich vor den Leuten am Ufer, die nicht
wissen konnten, was in der Seele die
ses Nachziiglers vorgegangen war,
und wie die Wellen ihn mit ein
schmeichelnder Sprache bethört hatten.
Aber was war das? Die Musik
der Wellen verstummte, und eine an
dere, lautete setzte ein. Als er sich mit
seinen raschen Stößen an’s Ufer
heranarbeitete, unendlich müde, un
endlich unglücklich, da bliesen sie einen
Tasch. Und dann schwenkten sie die
Hüte und schrien Hurra. Wollten sie
ihn verhöhnen? Er warf einen ent
setzten Blick aufs Wasser. War es
denn möglich? Die Anderen kamen
keuchend hinter ihm. Hinter ihm?
Da begriff er mit einem Male.
Und plötzlich durchströmte ihn ein
heißes Glückggesiihh daß er hätte flie
gen können· Er sah die Menschen um
fich herum, und sie lachten Alle; aber
ganz anders lachten sie, als er es sonst
don ihnen gewohnt war. Und dann
kamen die Schwimmer auf ihn zu,
einer nach dem anderen, und schüttelten
ihm kräftig die Hand und sagten:
»Wartet! Wacker!’«’ — das war ein
Wort, wie er es noch nicht zu hören be
kommen hatte.
Ida-J war der gxliictlichfte Tag in
Mäxcheng Leben. Er wußte kaum,
wag mit ihm geschah. Er hätte wei
nen können dor Freude, aber er er
innerte sich noch rechtzeitig, daß ein
Sieger nicht schwach sein darf. Spä
ter, ali- es ruhiger um ihn ward, ging
er auf zwei Kameraden zu, deren
Strammheit er immer bewundert
hatte, und sagte ganze leise, wie zur
Entschuldigung: »Ich kann ja nichts
; dafür, es war « das Wasser — —«
--—-4 —
sDas Geheimnis des langen
" Lebens
Zehn wohlbekannte Männer in
!England, deren Leben zusammen 750
Jahre währte, haben der jungen Welt
Aufschluß über das Geheimniß ihrer
langen Lebensdauer gegeben.
Ein Greis von 70 Jahren Tagt:
»Ich glaube, die Kunst, gesund zu sein,
besteht darin: wenig zu essen, wenig
zu trinken, sich sehr Viel in frischer
Luft aufzuhalten und Gemüthsbetve
gungen zu vermeiden.
Von einem 72jährigen hören wir,
daß er seine lange Lebensdauer einer
- sehr geregelten Lebensweise zu verdan
ten hat. Vor allen Dingen musz ein
schweres Mittagsmahl und Rauchen
auf leerem Magen bermieden werden.
Bis zum Mittagsessen darf man keine
Taltobolifchen Getränke zu sich nehmen.
; Viel Bewegung im Freien und vor al
llen Dingen eine regelmäßige Thätig
lrit
Ein TSjähriger Gelehrter schreibt:
Siehe vom Tisch stets mit dem Gefühl
auf, noch mehr essen zu können, gehe
täglich zwei Stunden spazieren, schlafe
in der Nacht sieben Stunden; bermeide
Altohol und Tabak. Vor allen Din
gen aber sei zufrieden mit dem, was
du besitzest.
Von Dr. .Haig:Brown, einem 81
jährigen Greise, hören wir: Ein fried
volleg Heim, ein liebendes Weib und
gerathen-« Kinder, keine finanziellen
Sorgen, Ausübung von Wohlthätig
teit, Erfüllung aller übernommenen
Pflichten, mäßiges Vergnügen und
stets beachtete Diät haben mich jung,
frisch und glücklich erhalten.
Ssir Edward Fro, 77 Jahre alt,
faßt sich kurz: Alles mit Maß aus
iiben.
Folgenden Rath giebt uns ein 74
jähriger: Jß so wenig als möglich,
arbeite viel: amiisire dich nicht zu viel.
Im Uebrigen laß dem Schicksal seinen
Lauf
Dr. ff. J. Caumpbell, 72 Jahre alt,
schreibt sein langes Leben der außer-—
ordentlich großen Bewegung in freier
Luft, theils zu Fuß, theils zu Rad,
zu.
Aus meiner Erfahrung theile ich
nIit, so schreibt ein Greis von 74 Jah
ren: Stets Arbeit in reichlicher Weise,
viel Bewegung in freier Luft und so
wenig wie möglich an das Fortschrei
ten der Jahre denken.
—-— —-—--.-- —
Die Taufzcugem
Jin siebzehnten und acht-zehnten
Jahrhundert wurde mit der Zahl der
Taufzeugen ein wahrer Unng getrie
lsen; es gab Taufe-n, bei denen man
mehr denn zwanzig Paten und Patins
nen sah. Das niißfiel dem sparsa
nien König Friedrich Wilhelm I., er
l;erordnete, daß Soldaten, die taufen
ließen, ,,nicht mehr als einen Kerl und
ein Weib« zu Taufzeugen haben soll
ten, ,,bei Strafe des Gassenlaufen2«.
.-.——·--.—
Hinunsgcqebem
»Aber kriegst Du e’ Plaite!«
»Bist De mer neidig uin’g" Geld,
was ich spar’ beim Frisetir?!«
Ik Iß Es
Zwar sst das Fleisch im Preise ge
stiegen, aber Liebhaber von Rind
ileisch und Meerrettig können sich mit
dem Gedanken trösten, daß die ek
wiihnte Zunabesc billig geblieben ist.
II- Is
Kiirzlich hat Jemand festgestellt,
dafzeg in den Ver. Staaten im
Ganzen nur 50,000 wirklich schöne
Männer gäbe. Und jetzt fragt sich
jeder einzelne Mann, wo die anderen
-1.z,999 einentlich stecken.
sit Il- It
Um des Geldes willen heirathen,
ist eine sehr risiante Kapitalsanlagr.