-·« Frühlingstrwachen ! Herz freue Dich! Es lomt der Früh lingk Es zivitscbern sroh die Vögelein Und von dem unbewölkten Himmel Blickt hell der gold·ne Sonnenschein. Schwing dich empor! Laß alles schwinden. Was dich betrübt und traurig macht, Sollst Gottes Güt« aufs Neu’ empfin en Und preisen seine Schöpfersmacht. Denn überall, aus Wies’ und Feldern Jinat man des holden Frühlings Spur, In Berg und Thal und in den Wäl dern Singt die erwachende Natur. Uippfigitrchen. Humoreste von W. B r «o· n n e r. BeiLobmeyers war tleine Gesell schaft. Lohnieyerg waren Architetten cder vielmehr derPapa Lohmeyer war ern Architekt, der sich durch moderne FPchbauten Ansehen und ein hübsches Vermögen erworben hatte. Er hatte drei Kinder, einen Sohn Arthur, der mit seltenen Talenten ued noch selte nerern Fleiß dem Studium der Medi zin oblag, und zwei Töchter, Gertrud und Josephinr. Gertrud war mit ei nein Jnfanterie - Lberleutnant ver iodt. einem armen und schlichten, aber saliden und braven Menschen, Jo sephine war um llg Jahr jünger und nach ledig. In die Lohmehersche Van naren heute geladen: der Verlobte des Fräulein Gertrud, drei Freundinnen ker beiden Schwestern, zwei Freunde kig Medizinerg und ein paar junge Jnginieurr. die, wegen ihrer berufli chen Tüchtigkeit vom alten Lohmener lssvorzugt. in sein Haus eingeführt und mit Arthur gleichfalls befreundet waren und ihn duzten Das Mittagessen war vorüber, die Herren hatten in einem Nebensalon mit dein alten Lohnieyer ihre Ver dauungszigarre oder auch -Zigarette getaucht, die Damen hatten in einein anderen Salon zur Verdauung mit einander geplaudert, und nun fand man sich in einem dritten Zimmer wieder zusammen und erwartete das Serviren des Rassee9. . Josevhine blieb, als die Herren nä lser lamen, mit Absicht noch ein wenig im Hintergrunde, weil sie abwarten wollte, ob sie der junge, von ihrem Papa iider die Maßen geschätzte Jn genieur Corneliug Settrnin aussuchen oder iiber ihrn Freundinnen im Vor rergrunde vergessen würd Aber Eorneliug ging spornstreichs aus sie zu nach dem Busset im Hinter grunde, an dem sie sich postirt hatte. »Mein gnädigeö Fräulein, ich habe noch kaum den Vorzug genossen, ein paar Worte mit Ihnen sprechen zu tännem Dars ich fragen, wie Ihnen die Waldvartie below-nein bei der. wir uns vor drei Wochen so vorzügit lich« unterhalten haben?« s »Es sreut mich zu hören, daß Sie sich gut unterhalten haben; ich dankel Ihrer Nachfrage Sie ist mir gut be ! kommen —- wie Sie sehen. Oder —— Sie fragen mich mit so viel Feierlich teit —---—sehe ich etwa leidend au5?« »Nein nein, nein, Sie mit Jhrenj rothen Bäckchen gewiß nicht Nur ein » wenig -·-— —--— Sie wissen schon.« I »Nun was denn?—« . ,.Nur ein wenig klein sehen Sie aus-J ; »Wollen Sie mich schon wieder är- ; aer«"n?« I »Sie, mein Fräulein, ärgern? Si- ; cher nicht. Gewiß nicht«, wiederholte er »Aber, warum wollen Sie denn nicht klein sein Sie sind es doch nun einmal. Und statt erbost sollten Sie stolz daraus sein. Siesei schön wie eine Statue dasKoinpliment verlangt sclließlich eine jede junge Dame, aber sie sei reizend wie ein Statuettchen, sei ( wie ein niedliches, zierliches-, alaba sternes Nippsigiirchen, das kann. »Ich will kein Nippsigiirchen sein! Sie sollen das nicht immer zu nrir sa gen: albernes Nippsigiirchen!« »Sie haben mich mißverstanden; ich ltave gesagt alabasternes.« i ,,Ja, und akbernes geineint." »Gewiß nicht«, versicherte er mit Wärme. »Er- ist mir aber ganz gleichqiiliig; ich will weder ein alcibasternes, noch ein alberne5, ich will überhapt kein Nippsigiikchen sein.« Zornig stampste sie dabei mit dem Fäßchen auf. »Und glauben Sie nur, ich bin dabei so klug wie die großen Rösser, und übrigens so klein bin ich gar nicht.« »Entscheiden Sie, meine Verschaf ten,« wandte sich Cornelius an die Gesellschaft die aus den anmuthigen Hader bereits aufmerksam geworden niar. »Ist Fräulein Josepbine nicht ein allerliebstes, sein gemeiszeltes Sta iuettchen, mit diesem zierlichen Kör perchen, diesem kleinen Köpfchen, die sen hiindchem diesen verschwindenden Füßchen?« Aller Blicke waren aus de Kleine gerichtet. Sie wurde im mer rötbet vor Wuth, ihre Lippen bebten, ihre kleinen Nasensliigel flo gen. »Und kann sie es als eine Be leidigung aussassen, wenn ich sie ein Nippsigiirchen heiße?« Er grisss ei nen silbernen Teller vom Bufset her unter nnd sagte: »New-neu Ste, mein F:äulein! Treten Sie mit Ihrem-süß chen aus diese Tablette und reichen Sie mir einen Arm. Jch will Sie hochhakten und vor den Spiegel tra Yeöraskia Staats- Anzejger Unko THATng J. P. Windolph, Herausgehen Grund Wand. Nebr« 12 Mai 190p (chiterTbeil) kahrgangw No :;7. gen, da mögen Sie dann selber ur theilen, ob es eine Beleidigung oder eine Schmeichlei für Sie ist, wenn man Nippfigiirchen zu Jhnen sagt. Frommen Sie!« Er schritt unter all : gemeiner Belustigung aus sie zu. Sie aber hob sich aus dieFußspitzem streckte ihr Flatschchen aus, hqute ihm eine Ohr eige, daß es nur so schallte, und verschwand aus der Thüre. Die Gesellschaft war einen Moment lang versteinert. Papa und Maina Lohmeyer waren sprachlos. Die jun gen Herren unterbrachen zuerst die Stille, indem sie laut auslachten. Der Lustigte unter ihnen aber war der-Ge obrseigte selber. »Was wollen Sie?« sagte er. ,,Wiire sie lein Statuettchen, sendern eine Statue, um wieviel? gründlicher wäre die Leltion dann ansgesallen.« J »Ja, aber, das ist doch etwas ganz Unerhortes « nahm endlich der alte Lohmeher das Wort. »Weiß Gott!« Das geht denn doch nicht. Nehmeni Sie mir das nicht übel, werther Herr! Kollege! Gedulden Sie sich! Jltre Ge nugthuung soll Jhnen nicht entgehen Aber der Bruder Arthur kam seinen l Eltern zuvor, die eben ihreTochter aus suchen wollten, nun aber irn Zimmers «4 blieben und den Sohn gehen ließen. s Arthur hatte eine aufrichtige Hoch achtung und Sympathie fiir seinenl Freund vom Fache des Papa. Er fand s seine Schwester allein in einem Zim mer: »Nun sage einmal, was soll denn das heißen-» Es erfolgte keine Ant wori. »Ja nun, so äußere Dich doch! » Du hast alle Ursache dazu! sprachlos! waren schon wir anderen uund hatten; mehr Grund dazu alsD Jst das eine Art? Was wiirdest denn Du dazu . sagen, wenn Du in einer Gesellschaft cocam publico geohrfeigt würdest, und ein Herr ist doch sozusagen auch ein Mensch, der auf seine Ehre zu achten hat, ebenso wie ein sehr hochwohlge borenes gnädiges Fräulein. Eine Da- l me, die Maulschellen verabsolgt, mei s nen Respekt! Ja, was will denn der; arme Mensch machen? Mich sorverni entweder, und das wird er nicht, weil! er zu anständig ist, oder wegbteiben und nie mehr wiedertomnien.« »Ist er wegs« » »Ich weiß es nicht. VermuthlichIU »Jetzt beginnen dieThränen, die bis her nicht den Weg bis in dieAugenlider gefunden hatten, zu fließen, und eine völlige Verzweiflung sing an, von dem E Mädchen Besitz zu ergreifen. Unter fortwährendem Schluchzen brachte sie einen Zchwall von Klagen und Selbst vorwürfen hervor-: »Was braucht erl mich auch zu reizen? Jch hab’s ihm oft s genug gesagt, daß ich nicht Nippfigiir- i chen geheißen sein will. Aber immerl l die Hänselei und Aergerei. wo ich gell’ und stehe. Jn der Schule war’s so,. wohin ich gekommen bin. Das ist un sere-Reine hieß es immer, dieses kleine Persönchen ist eine Schwester; im- « mer nur war man das Püppchen, das l Gänschen, das lustige Spielzeug, mit« dem man sich neckt, das aber nicht fiir voll galt und mit dem es tein Mensch ernst nimmt.« »Was Du Dir stets eingebildet ; has,« wars ver Bruder dazwischen. j Die Schwester aber grub ihrGesichtchen . ins Taschentuch und heulte schluchzend » einen Woltenbruch in seine Falten. Der Bruder, der als Mediziner auch Psychologe war, ließ sie weinen. Auf einmal wandte sie sich um: ,,.lrthur, schau. es wäre ja alles nicht so gelom ’ men, wenn es nicht gerade der gewesen ware, der mich so gehansell uno gefloss- « zelt hat. Von jedem anderen hats ich » mir’g gefallen lassen, weil mir's bei je- j dem andern gleichgiiltig gewesen wäre; s Arthur!« sie ergriff seine Hand -—- »e5 ] lann ja vielleicht noch alles wieder gut » werden. Jhr seid gute Freunde, holei ihn zurück, führe ihn hierher, ich wer i ihm abbitten.« i «Abbiiten, das ist auch eine Siihnel siir eine Maulschelle, die man vor zehn i bis zwölf Menschen bekommen hat,«( sagte der Bruder schnippisch » Dann werde ich ihm vor allen zwölf abbitten." » »Ich will’s versuchen,« sagte derf Bruder gnädig und ging. z Die Kleine wischte sich die Augen aus, drehte das Taschentuch zu einein ; Seil, pilgerte die Stube aus und nie-—- : der und überlegte, was sie ihm sagen würde. i Aber sie sum nicht weit mit diesekj gedantlichen Verbereitung da ging» »schon die Thüre aus: herein schritt ins iBegleitung seinesFreundes Arthur der . jJngenieur Cornelius Settrain. » ; »Mein werthes Fräulein! Es ist sschön von Ihnen, daß Sie bereit sind, Iden Ausdruck meines Bedauerns da-» riiber entgegenzunehmen, daß ich Sie. ganz wider meinen Willen so schwer gereizt hade.« Er reichte ihr die Hand, die sie nahm und festhielt. »Ich würde mir nicht erlaubt haben, so vertraulich gegen Sie zu sein, wenn ich mich nicht. —-- er wandte sich ein wenig subsichtlich um und überzeugte sich da von, daß der Mediziner im Zimmer geblieben war ——— ,,Ertlärungen, die ich mir ja erlassen kann-« Arthur machte bei diesen ausfallen den Aeußerungen zwar große Augen, begriff aber doch sehr bald, daß er an fange, hier überflüssig zu sein und empfahl sich tücksichtgvoll. »Wenn ich mich nicht unserer Wald- » partie erinnert hätte. Jch bitte um. Entschuldigung, wenn ich aus dets Harmonie unseres damaligen Beisam menseins falsche Schlüsse gezogen habe·« ’ »Und ich dachte, ich hätte falschei Schlüsse gezogen, daß Sie mich so lä- l cherlich machten.« »Da sind Sie diejenige, die sich ge täuscht hat. Verzeian Sie mir meinen Muthwinenx Können Sie2« s »Ich habe Sie um Verzeihung zu bitten.« · »Wenn unserer Aussöhnung sonst nichts im Wege steht,« dann sind wir versöhnt. Ja! Jst’5 recht so?« Sie antwortete dankend mit einem leisen Druck ihrer Hand, die sie ihm dann entzog. Während sie beide dabei waren, das Zimmer zu verlassen, sagte Settrain: »Ich würde mir die Vertraulichteit einer anderen Dame gegenüber biet leicht nicht erlaubt haben, bei Jhnen nahm ich an, wiirde sie eher verstanden und als eine Beleidigung wenigstens nicht aufgefaßt werden« »Und ich wäre nicht so abscheulich gewesen, wenn nicht gerade Sie eH ge wesen wären, vor dem ich nicht lächer lich sein wollte.« Settrain blieb stehen. »Mein Fräu lein! Jst das wahr?« Sie sah zu Boden. Settrain faßte ihre beiden Hände. »Mein Fräulein, ist das wahr?« wie derholte er mit zitternden Lippen. Schweigen. Er hob ihr Kinn in die Höhe. Ihre Augen leuchteten und flim merten seltsam. Jhm war, ais hörte er ihr Herz klopfen »Ob eg wahr ist, fragte er flüsternd noch einmal, mit versagender Kehle jetzt, und bog seinen Mund dem ihrigen entgegen. Eine Antwort erhielt er auch diesmal nicht, aber als die beiden Leutchen nach einer Minute wieder zur Welt erwach :cn, wurIen sie sich mit einiger Ver trsirrung bewußt, daß sie sich geküßt hatten und eins fürs andere unend liche Liebe empfinde. Nach einer Weile wurde Arthur ron feinem Freunde Corneliuö aus dem Solon geholt —-— um den Text der Ehrenertlärung festzusetzen, wie die Gesellschaft bemerkte, und bald da rouf wurden die· Eltern Lohmeyer ron ihrem Sohne geholt ---- um die Ohrenertlarung mit zu unterzeichnen — wie die Gesellschaft witzig fort setzte. Nach einiger Zeit aber traten alle fiinf wieder in den Salon zuriirt, allen voran der Geohrfeigte, an sei usm Arme zur allgemeinen Ueberra schung das noch ganz vermeint aus-se stehende Nippfigiirchen. »Meine sehr verehrten Herrschaften, sprach er die isäste an, er- thut mir leid, daß ich Sie um eine Erwartung betrügen muß. Sie erwarteten sicher wegen de- kleinen Vorfallg vor einer halt-en Stunde von Fräulein Josephine eine l.5hreiiertl«ciriing. Jch mache Ihnen Manni, daß Fräulein Josephine Lohnieher mit Zustimmung ihrer wer then Eltern meine Braut geworden ist· Eine Braut aber hat nicht nöthig, sich wegen der Ziichtigungen zu rechtferti gen, die sie ihrem frivolen Bräutigam .Wertt)eilt.« --—·-.-—-—.— Die Nachtigall Von Ernst von Wildenbritrl1. Du fiifze Nachtsängerin, Nachtigall, Du Trost der fchlaflosen Kranken, Wie weckft du mit deinem holdseligen Schall Mir sehnend Herz und Gedanken. Verborgen singst du dein wonniges Lied, Umdämmert von nächtlicher Hülle, Wie ein Sänger-, der still sich denMen schen entzieht, Beseligi durch eigene Fülle. Vielleicht, wenn einer vorübergeht, Wenn erhöret die Töne rauschen, Daß er träumend verloren im Dunkel steht Dich zu schauen, zu horchen, zu lan « schen. Vielleicht, wenn er kehret zur Kammer zurück, Daß er spricht: wie ist mir geschehen? Meines Herzens Dunkel, mein Leid und mein Gliick — Dieser Fremdling ließ niich’s ver stehen. Das Wasser. Skizze von Hans Schönseld. Der Schwimmmeister trocknete sich den Schweiß ab. Ein Paar lachende Jungen, dreizehn bis vierzehn Jahre alt, standen um ihn herum. An der Leine zappelte etwas Puterrothes, Keuchendeg. Dieses Puterrothe hieß nebenbei Max Löw, war Untertertia ner und wollte schwimmen lernen. Plump und ungeschickt in der Bewe gung, mit einer nervöfen Scheu vor dein kalten Wasser behaftet, hatte der Junge bei jederLeltion körperliche und geistige Qualen zu erdulden. Denn zoth war er nicht bloß von Anstren gung, sondern auch vor Scham. Das Gespötte der Kameraden, die längst iiber die Kinderjahre desSchwimmens hinaus waren, schnitt ihm tief in die Seele. Was sein Körper an Feinsühs » ligleit zu wünschen übrig ließ, das-» war seiner Seele doppelt und dreifachs beschieden. Stichelreden gingen ihm nebe, und Hintansetzung konnte ihn zur Verzweiflung bringen. Einmal hatte der Schwimmmeister ihm gesagt: »Warum strengst Du Dich so an, Junge? Du kannst eH nur zu einem mittelmäßigen Schwim nter bringen. Und in der Gefahr ret test Du Dich doch nicht!« Da hatte ihn der Junge mit er: schreckteni Ausdruck angesehen, und der Schwimmmeister hatte gebrummt: »Schon gut, wenn Du es durchauI willst, mir kann es egal sein. Und so geschah eg, daß Max Löwl nach ein paar Monaten allen Stichel reden zum Trotz sreischwimmen konn- i te. Es sah nicht gerade schön aug,s alser das Wasser war wie ein Mantel T trer Liebe, der seine ungeschickten Be ; tregungeu wenigsten-«- zur Hälfte ver T barg. Und den Kameraden hatte; seine Zijhigteit doch so viel Achtung abgewonuen, das; sie nicht« lachten. stleine Scherze gestatteten sie sich i-n Werd-in Einmal sagte Einer: Max elsen -- so dies-, er in der Klasse trir wollen aus dem Rucken schwim men. Und alg sich das Plumpe Miit Gen mit Miihe in die Riiitenlage Je bracht hatte, da pusteten sie ihm von alten Seiten Wasser in die Augen, daß ihm Hören und Sehen verging, und er von den anderen aufgefangen werden mußte. Das war ein Scherz, und er lachte später selbst mit, um nicht zu zeigen, wie nahe er dem Wei nen gewesen war. Gieb einer solchen Seele Gering schätzung, und sie wird zusammensin len. Gieb ihr Begeisterung, und sie wird sich an ihr ansranten. — Miit cleen betam von beiden zu kosten. Und wie-er sich daran gewöhnt hatte, man asen nnsreiwilligen Schluck Wasser liinunterzuschluclem so gewohnte er sich auch an das Bitten-, dasJ er in sich ausnehmen mußte. Da war die Geringschätzung lsben so wenig wie in der Schule verstand er es zu Hause, sich eine Stellung zu rrtämpsen Er war tein Kampfe-: mensch, noch viel weniger ein kämpfen-— des Rind. Er hatte die heraus-for dernde Sanstmuth der Naturen, die surs Dulden bestimmt sind. Von Heil zu Zeit suchte er durch seinenGeist Eindruck zu machen. Auch das fing er ungeschickt an. So lernte er ein mal die Bedeutung einer ganzen An stahl von Frecndwörtern, um sie bei Gelegenheit schlau an den Mann zu bringen. Nietnandem siel das aus. Nur als er einmal, während der Va ter sich mit der Mutter über ein poli tisches Ereigniß unterhielt, hochtlo bsendes Herzens die Bemerkung wagte: »Der Parlamentarigmus ist eine rationelle Jnstitution«, da lachte der Vater laut und sagte: »Junge, statt der Zeitungen solltest Du lieber Deine Gedichte auswendig lernen.« Und er hatte doch ganz genau ge mußt, wag er sagen wollte. Im Born mer ging esJ dann in ein Seebad Märchen-Z unglücklicher Drang, immer das zu wollen, wag er nicht konnte, betam hier neue Nahrung. Stunden lang saß er am Ufer und sah voll ver iehrender Sehnsucht nach den Segel booten, die von strannnen und fröhli chen Menschen durchs Meer geführt wurden. Wie große, weiße Flügel, die nur auserwählte Menschen anlegen dürsten,»iarnen ihm diese Boote vor. Ein paar Mal durfte er auch mit Ka meraden, die glücklicher als er waren, ins Meer hinans. Aber dann mußte er zusammengeduclt im Boote sitzen und durfte sich nicht bewegen. Denn bei der kleinsten Bewegung hieß es: »Mäxchen, Du bist ungeschickt, Du verlierst das Gleichgewicht.« Bei sol chen Fahrten sah er weniger das Meer als die kräftigen Arme der Rudern ;den. Er studirte das Spiel ihrer lMustelm und im Geiste glaubte er über den Körper triumphiren zu kön nen, im Geiste wars er seine Arme mit oroßartigem Schwung in die Lust und machte die Ruderbewegungen so ge schickt wie irgend einer Das war im Geiste Daneben hatte er auch seine kleinen - Freuden, wie sie andere Kinder haben. » Mehr noch als andere Kinder. Wenn die Wellen langsam herankomm, um s seine nacktenBeine zu umspielen; wenn er den klugen, für ein Kind etwas zu träumerischen Blick in das Meer ver senken durfte; wenn Schiffe mit bun tem Gewimmel von Menschen kamen tknd gingen, tiefe Furchen hinter sich ziehend; wenn er sich im Sande wäl zen durfte, nachdem er gebadet hatte, an nichts denkend, von aller Schwere erlöst, erschauernd in jugendlichen-r Wohlgefühl s-— dann fehlte ihm nichts zum Glück. Eines Tages kam er athemlos nach Hause gestürzt. »Es wird ein Wettfchwimmen ver anstaltet, nur für Knaben, Otto Ro aemann nnd Arthur Lindemann kom men auch. Und ich will auch mit fchwiminen.« Da wurde der Vater ernstlich böse »Das verbiete ich Dir, Max. Wenn Du Dich blamirst, dann läßt Du ta gelang den Kon hängen. Und wie leicht kann ein Unglück geschehen.« »Geschehen kann nichts. Boote fah-· ren mit.« »Das ist gleich. Du wirst nicht mitschwimmen« Aber Märchen hatte diesmal seinen eigenen Kopf. Er meldete sich zur Theilnahme, ohne dem Vater etwas zu sagen. Er war vielleicht zum er sten Male in seinem Leben, daß er eine solche Auflehnung wagte. Und nun sah man ihn jeden Nachmittag in der Schwimmanstalt, unermüdlich den Körper trainirend, in kleinen Stößen sich fortbewegend Die Stöße irurden von Tag zu Tag schneller, als suchten sie das, was ihnen anSchrvung der Bewegung fehlte, durch die Blitz (.rtigkeit ihrer Aufeinanderfolge zu ersetzen. Es gab noch immer kleine Ilienschern die iiber Märchen lachten, auch Kinder, die ihn vorher nicht ge lannt hatten. Aber daraus machte er sich nichts. Und wenn er am Abend mit einem Gefühl köstlicher Ermiii dung nach Hause schlich, dann lächelte er zufrieden in sich hinein. Sein Lä cheln spann sich in seine Träume hin ein, die ihm, wie zur Anerkennung fur seine fleißigen Bemühungen, den Triumph des Sieges vorgaukelten. Und so kam der Tag heran, an dem klliärchern zitternd vor Aufregung und Erwartung, unter einer Schaar von frischen Jungen auf das »Los!« des Koinmandirenden wartete. Eine ganze Anzahl von Zuschauern hatte sich am Ufer eingefunden. Märchen fühlte, daß der größte Augenblick seines Lebens herangekommen sei. Der stommandorns ertönte, und in derselben Sekunde spiirte er auch schon das kalte Wasser um sich, das immer sein Feind gewesen war. Aber es kam ihm gar nicht mehr feindselig bor. Er hatte sich daran gewöhnt. Gab es etwas Schöneres als sieh von den Wellen wiegen zu lassen? Und dann dieses Plätschern zertheilter Wellen — er hatte es so oft in unmittelbarer Nähe seines Ohres vernommen, daß er fast die Sprache der Wellen zu ver-— stehen glaubte. Es waren da Gurgel laute, aus denen sich init seinem Ohr allerlei heraushören ließ. lfr horchte auf die Wellen, und dar iiver vergaß er Alleg. Während sein Körper sich in starken Stößen inecha nisch nach vorwärtg schob, war sein Geist völlig im Banne der ausregen den sirenenhaften Musik des Wasserk. lir wusrte nicht-J mehr vom Wettstreit, nichts von dem, was um ihn herum vorging. Er bemerkte nicht, daß er bereits von seinen Kameraden getrennt war. Er hatte nur das eine Ge siihl: Nun bewegst Du Dich einmal frei, die Wellen sind nicht wie die Menschen, sie meinen es gut, sie tragen Dich in ihren Armen nnd erzählen Dir ihre Geschichte. So träumte er den guten und star ken Traum vom Meere, den schon Grskere vor ihm geträumt haben. «sklötzlick) aber sing sein Herz zu llox ien an, als wollte es zerspringen· sEr sah die bunten Fahnen vor sich, die alLs Ziel vereinbart worden waren. « Das riß ihn in die Wirklichkeit zurück. lWo waren sene Kameraden? Er sah sie nicht. Wie lange hatte er geträumt? Sekunden lang? Minuten lang? Er wußte es nicht. Da zog ein Gefühl ,von Einsamkeit und Traurigkeit in ihn hinein. Warum hatte er auch so ehrgeizig sein müssen? Alle Leute mußten es nun merken, daß er als Letzter nachhingte, während die Ande ren schon längst das Wasser verlassen hatten. Am liebsten wäre er gleich im l-——Iq Wasser verschwunden, so schämte er sich vor den Leuten am Ufer, die nicht wissen konnten, was in der Seele die ses Nachziiglers vorgegangen war, und wie die Wellen ihn mit ein schmeichelnder Sprache bethört hatten. Aber was war das? Die Musik der Wellen verstummte, und eine an dere, lautete setzte ein. Als er sich mit seinen raschen Stößen an’s Ufer heranarbeitete, unendlich müde, un endlich unglücklich, da bliesen sie einen Tasch. Und dann schwenkten sie die Hüte und schrien Hurra. Wollten sie ihn verhöhnen? Er warf einen ent setzten Blick aufs Wasser. War es denn möglich? Die Anderen kamen keuchend hinter ihm. Hinter ihm? Da begriff er mit einem Male. Und plötzlich durchströmte ihn ein heißes Glückggesiihh daß er hätte flie gen können· Er sah die Menschen um fich herum, und sie lachten Alle; aber ganz anders lachten sie, als er es sonst don ihnen gewohnt war. Und dann kamen die Schwimmer auf ihn zu, einer nach dem anderen, und schüttelten ihm kräftig die Hand und sagten: »Wartet! Wacker!’«’ — das war ein Wort, wie er es noch nicht zu hören be kommen hatte. Ida-J war der gxliictlichfte Tag in Mäxcheng Leben. Er wußte kaum, wag mit ihm geschah. Er hätte wei nen können dor Freude, aber er er innerte sich noch rechtzeitig, daß ein Sieger nicht schwach sein darf. Spä ter, ali- es ruhiger um ihn ward, ging er auf zwei Kameraden zu, deren Strammheit er immer bewundert hatte, und sagte ganze leise, wie zur Entschuldigung: »Ich kann ja nichts ; dafür, es war « das Wasser — —« --—-4 — sDas Geheimnis des langen " Lebens Zehn wohlbekannte Männer in !England, deren Leben zusammen 750 Jahre währte, haben der jungen Welt Aufschluß über das Geheimniß ihrer langen Lebensdauer gegeben. Ein Greis von 70 Jahren Tagt: »Ich glaube, die Kunst, gesund zu sein, besteht darin: wenig zu essen, wenig zu trinken, sich sehr Viel in frischer Luft aufzuhalten und Gemüthsbetve gungen zu vermeiden. Von einem 72jährigen hören wir, daß er seine lange Lebensdauer einer - sehr geregelten Lebensweise zu verdan ten hat. Vor allen Dingen musz ein schweres Mittagsmahl und Rauchen auf leerem Magen bermieden werden. Bis zum Mittagsessen darf man keine Taltobolifchen Getränke zu sich nehmen. ; Viel Bewegung im Freien und vor al llen Dingen eine regelmäßige Thätig lrit Ein TSjähriger Gelehrter schreibt: Siehe vom Tisch stets mit dem Gefühl auf, noch mehr essen zu können, gehe täglich zwei Stunden spazieren, schlafe in der Nacht sieben Stunden; bermeide Altohol und Tabak. Vor allen Din gen aber sei zufrieden mit dem, was du besitzest. Von Dr. .Haig:Brown, einem 81 jährigen Greise, hören wir: Ein fried volleg Heim, ein liebendes Weib und gerathen-« Kinder, keine finanziellen Sorgen, Ausübung von Wohlthätig teit, Erfüllung aller übernommenen Pflichten, mäßiges Vergnügen und stets beachtete Diät haben mich jung, frisch und glücklich erhalten. Ssir Edward Fro, 77 Jahre alt, faßt sich kurz: Alles mit Maß aus iiben. Folgenden Rath giebt uns ein 74 jähriger: Jß so wenig als möglich, arbeite viel: amiisire dich nicht zu viel. Im Uebrigen laß dem Schicksal seinen Lauf Dr. ff. J. Caumpbell, 72 Jahre alt, schreibt sein langes Leben der außer-— ordentlich großen Bewegung in freier Luft, theils zu Fuß, theils zu Rad, zu. Aus meiner Erfahrung theile ich nIit, so schreibt ein Greis von 74 Jah ren: Stets Arbeit in reichlicher Weise, viel Bewegung in freier Luft und so wenig wie möglich an das Fortschrei ten der Jahre denken. —-— —-—--.-- — Die Taufzcugem Jin siebzehnten und acht-zehnten Jahrhundert wurde mit der Zahl der Taufzeugen ein wahrer Unng getrie lsen; es gab Taufe-n, bei denen man mehr denn zwanzig Paten und Patins nen sah. Das niißfiel dem sparsa nien König Friedrich Wilhelm I., er l;erordnete, daß Soldaten, die taufen ließen, ,,nicht mehr als einen Kerl und ein Weib« zu Taufzeugen haben soll ten, ,,bei Strafe des Gassenlaufen2«. .-.——·--.— Hinunsgcqebem »Aber kriegst Du e’ Plaite!« »Bist De mer neidig uin’g" Geld, was ich spar’ beim Frisetir?!« Ik Iß Es Zwar sst das Fleisch im Preise ge stiegen, aber Liebhaber von Rind ileisch und Meerrettig können sich mit dem Gedanken trösten, daß die ek wiihnte Zunabesc billig geblieben ist. II- Is Kiirzlich hat Jemand festgestellt, dafzeg in den Ver. Staaten im Ganzen nur 50,000 wirklich schöne Männer gäbe. Und jetzt fragt sich jeder einzelne Mann, wo die anderen -1.z,999 einentlich stecken. sit Il- It Um des Geldes willen heirathen, ist eine sehr risiante Kapitalsanlagr.