Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, May 12, 1905, Sweiter Theil., Image 11

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Tizxik sankmngki.
- - W
siqssvssfsquf
No. 154. —
So jetzt sin ich
teddig, JHM
zu verzähle,
wag unsere
Zellebrebschen
for e End ge
nomme hat. Es
is nit komme
wie ich eckspeck
tet gehabt ben
un ich kann sogar sage, es is e Fehljer "
gewese. Sie wer’n wunnere, wie das
hot häppene könne, wo ich doch soviele
Tickets verkauft gehabt hen un also
das seinenschiel End von den Bißnesz
seckiuhrd gewese is. Sie wer’n auch
wunnere, wie es hot möglich sein kön
ne, wenn mir so e großes Kraut da
gehabt hen un dabei lauter prammi
nente Piebels, awwer ich will Jhne
reit hier sage, daß niemand sor zu
blehme is, als wie der Philipp was
mein Hosband is. Jetzt gewwe Se
emol acht: Jch hen Jhne rirpohrtet,
daß die Schenkelmiinner all erscht an
die Bahr sin gange sor en Eppeteiser
odder zwei zu nemnie. Am impohr
tenste hot dabei osf Kohrs der Phil
geöckt, bikahs wann es bei den Bahr
heiße duht, dann is er der erschteMann
bei die Spritz. Er hot getriet daß es
die Bänd gebote hot un ich denke, das
is doch gar nit nöthig. Wann ich ihn
sor e neues Banett frage, dann kickt
er immer, awwer in den Saluhn do
hot er immer Geld. Well, die Geschicht
hot so lang gedauert, daß ich die
Schentelmiinner ihre Ettenschen druss
hen kahle müsse, daß das Esse kalt
deht wer’n, un do sin se dann so
schlucksesiese komme. Well, in die ersch
te Lein is die Subp kalt gewese un hot
getehst wie Dischwasser. Domit hot
mer oss Kohrs keinen Entußiiassem
herborruse könne. Jch hen die Wehes
weilern en Blick zugeworfe, awwer am
liebste hätt ich gegliche sie e Suhppleht
an den Kopp zu werfe, bikahs ich den
ke, es is e Schehm, wann mer sei Dei
ningruhm etiwerteise will un duht die
Leut so en Stoss vorseße. Se hoi aw
tver gedabn als wann se nicks merke
deht. Well, ich hen jetzt mei ganze
Hoffnung usf den Wiehlrohst wo se
immer so mit blohe duht gesetzt, awwer
was wer’n Se denke, der Rohst war
angebrannt! waerall hot mer die
Riemahrks höre könne, awwer die
Mennsohls die hen schon all so gut ge
fühlt, daß se sor das Esse enniweg nit
viel gekehrt hen. Bei den Kalbsbrote
hot der Philipp sein erschte Spietsch
mache solle. Er is arig eekseitet gewese
un ich hen ihn verschiedene mol in die
Nibs pusche müsse. biesor daß er en
Statt kriegt hot. Dann hot er seine
Draht geklieri un hot gesagt: Lehdies
un Schenkelmänneex es is gut genug,
mer sin hier sor zu zellebrehte, awwer
des MehniAbtscheckt is doch, daß auch
e wenig Geld gespend werd. Un sor
den Riesen sollte die Schentelmänner
nit so stinschie sein un sich emol blohe,
die Lehdies neinme all ebbes, meine
Alte nimmt e Kimmelche." Dann hoi
er sich widder gesetzt un Sie hätte nor
emol die Fehses sehn solle, wo die
Schentelmänner gemacht hen! Wei, ich
hen mich geschehmt wie alles un sor e
Weil hot mich mei ganzeJnseit-Zerlju
lehschen gestappt. Der Miste Mehr,
wo an den Philipp seine grie e Seit
gesosse hot, ist usfgestanne un hot ge
sagt, er deht arig sartie fühle, daß sein
Vorderredner die Such von so en
Stendp unt angncke deht. Wann er
sor in enz eckspeeltet hätt, das er sich
auch noch blohe sollt, dann wär er nie
nit komme un er wär schuhr, denselwe
Weg dehte auch seine Freunde fühle,
tvo er lohlse hätt müsse, daß se immer
haupt nur mit gange wäre. Wenn es
awwer die Sentiment von die Kom
penie wär. daß hier e Latt Geld ge-:
spend müßt wer’n. dann deht er vor
ziehe sich zurückzuziehe. Do is der
Wedesweiler ussgetschumpt un hot ge
sagt, sein Freund Philipp hätt jetzt
widder emol gezeigt, daß er e großes
Kameel wär. Jetzt is den Philipp sei
Törn lomme Er hot gesagt er hatt
nur sor den Wedesweiler gesproche der
immer e Auge sor Bißneß hätt un der
vier Woche lang schlecht sühle deht
wann diese hier Zellebrehschen pässe
deht mitaus, daß er am nächste Dag e
loppele Hunnerd Dahler nach die Bank
schleppe könnt. Jetzt hots en Krach
ewwe. Ei tell juh ich hen während
nze Zeit grad wie uss e Pina
lusxean gesesse, wo die Pins den ver
kehrte Weg eneigesteclt s n Well, wie
der Philipp fertig war, do sin all die
Gescht ussgestiege un sin sort un blos
so e paar Sockersch scn dageblitvwe.
Der Wedesweiler hot gesagt: For den
Demmetsch duht der Mister Philipp
bezahle! Die Bill mach ich heut noch
aus Un wann er die sehn duht, un er
kriegt nit die Fis, dann hat er e Kan
ftituhlchen, die gar nit zu biete is. So
e Schehm is noch gar nit dagewese.«
Die Wedesweilern hot oss Koth auch
ihr Schein Schmartneß dazuaewwe
un ich hen auch geticlt wie en Stier. do
brauche Se keine Brill. Wie die We
deswetletn gesehn bot, daß die Sitt
Ltåeh chen so dehnscherns getvotde is,
t se die Kimmelbattel herbeige
holt. Jch hen e Kimmelche genomme,
awwer nit weil ich’s nöthig gehabt
den« no blos von wege meine Nötweß
nessithee. Die Mennfohls ben auch
eins genomme, awtvek die sin davon
nur noch mehr eckseitet gewotde un
well, for e lange Storie lorz zu mache,
es bot e Fett gen-we, die war ntt von
schlechte Eltern. Zuertcht sin se all
gge den Philipp gange Un der PIMI
i so lang resistet wie et gekannt how
dann hot er den Wiehlroft uffgepicki·
un hat ihn den Wedesweiler an den
Kopp geschmisse, daß er for e Weil;
ganz gedähft war, der Wedesiveiler,;
nii der Wiehlkohst. Ich hen off Kohrsz
auch mit geholfe; ich hen mich e Fahrt
getäckeli un domit hen ich jeden wo in
mei Näh komme is, so geiickelt, daß er;
reiten-eh ebäckt is. Welt ei tell jah, es
war e te geller Schehm un am liebste(
hätt ich gegliche Jhne gar nicks davon«
zu schreiwe, amwek Sie hätte’s ja dachi
erfahre bikahg die ganze Stadt duht«
davon spreche. Mit beste Riegards
Lizzie HanfstengeL
—--—4Ä
Eine geheimnisvolle Insel.
Eine Insel, iiber deren Vorhanden
sein man noch immer nichts Sicheres
weiß, soll im nordöstlichen Theil des
Stillen Ozeans zwischen der mexika
nischen Küste und den Hawai - Jnseln
gelegen sein. Es scheint fast nngtaub-I
lich, daß in diesem Meeresgebiet noch,
irgend ein Stiick Land unentdeckt ge-t
blieben fein sollte, aber der betreffende
Streifen des Weltmeeres zwischen dem
15L und 19. Breitengrad und dem
132. und 1539. Meridian westlicher
Länge liegt gerade außerhalb des re
gelmäßigen Schiffverlehrs. Die mei
ften Berichte iiber das Bestehen von
Land in diesenRegionen stammen von«
Walfangschiffen aus dem ersten Theil
des vorigen Jahrhunderts. Kapitiin
Beechey auf dem Schiff Blossom be
fuhr diesen Meerestheil 1827, ohne
Anzeichen von Land wahrzunehmen;
dagegen kam der KapitänBelcher 1837
nach der Beobachtung von Vögeln zu
der Ueberzeugung, daß die Berichte
ijber das Vorhandensein einer Jnsel
begründet sein müßten. 1839 nahm
ein Schiff der von den Ber. Staaten
zur Erkundung des Stillen Ozeans
entsandten Expedition unter Walles ;
seinen Weg durch das zweifelhafteGe- «
biet, vermochte aber die schwebende
Frage gleichfalls noch nicht zu lösen.
Man schenkte den alten Behauptun
gen weiterhin Glauben, bis 1899Pro
fesfor Agaisiz mit dem Regierungs
dampfer Albatrosz die Meereszone
durchfuhr, ohne etwas von Land zu
sichten, während gleichzeitigTiefen von
2700 Faden und mehr gelothet wur
den. Danach hätte man wahrschein
lich den alten Glauben an die geheim
nißvolle Jnsel endgültig aufgegeben,
wenn nicht 1902 Aapitän Lawlesz auf ;
dem Dampfer Australia wieder auf »
der Fahrt zwischen San Francisco
und Tahiti ein auffallend seichtesMeer
gesunden hätte. Es wird zu Gunsten
der alten Bermuthung noch das-Schick- I
sal der amerikanischen Korvette Le
i
s
t
vant angeführt, die 1860 zwischenHas ?
wai und Panama zu Grunde ging.
Das Wraek wurde 1861 gefunden und
schien zu zeigen, daß das Fahrzeug an
einem Felsen gescheitert sein mußte.
Da noch immer ein Gebiet des Ozean-Z
von etwa 75,000 Quadratkilometern
unerforscht geblieben ist, kann die Ex
istenz einer Insel oder eines RiffH
nicht sicher verneint werden.
Das tochenve Meer-.
Schiffe, die das siidliche Kytladen
meet durchfahren, passrren gelegentlich
das Geivässer in der Nähe eines
Platzes, der mit Recht den Namen
Vulkanos führt Dort besitzt das
Wasser eine auffallend goldgelbeFarbe
und scheint zu kochen. Die Segel
bandbiicher empfehlen den Schiffen,
geradezu durch diesen Meerestheil n
fahren, wenn der Schiffsrumpf ich
sehr mit Muscheln und allerhand Ge
tliier bedeckt hat. Es genügt dann
nämlich, sich eine Viertelstunde in die
sem Wasser zu bewegen, Inn alle Au
stern, Schnecken und andere Thiere,
die sich am Schiffsrumpf angehängt
haben, völlig zu beseitigen. Die Mu
scheln werden thatsächlich in jenemj
Wasser gekocht und fallen dann ab.
Man hält das kochende Meer voni
Vulkanos, dessen tFarbe übrigens von
einem starken Essengehalt herrührt,
für eine Art von Sicherheitsventil des
Vulkans. Mit dieser Auffassung
stimmt die Wahrnehmung überein,
daß sich in der Umgebung immer Erd
eischiitterungen bemerkbar zu machen
pflegen, wenn der gelbe Fleck im Meer
einmal verschwindet.
——--·-s—-——
Die Körpersröhe vZier Euro
wer-.
Nach einer von dem anthropometri
schen Comite der British Association,
die in London ihren Sitz hat, aufge
nommenen Statistik ist von allen eu
ropäischen Völkern der Engländer
zusammen mit dem Rotweger der
größte an Statut. Das Durch
schnitthaß beider Völker beträgt
lth Otclch US Iclgcll Vck Banc,
der Holliiuder und der Ungar mit
.l.67 Meter, der Schweizer, der Russet
und der Belgiek mit 1.661,iz Meter,!
der Franzose und der Deutsche, derent·
Durchschnittsgröße merkwürdigen
tveise dieselbe ist, mit 1.66 und end-«
lich der Jtaliener und der Spanier
mit 1.65 Meter. Jnteressant und
turios zugleich ist auch eine Zusam
menstellung, die dieser Statistik bei
gegeben ist. Danach ist der englische
Arbeiter im Durchschnitt 1.74 Troß
nnd überragt an Wuchs ganz be eu
tend den englischen Adli en, den Bür
ger und Landmann. n um elehr
tcin Verhältniß und in Deut chland.
und Frankreich ie reichen und be-.
libenden Klassen um mehr als 2Ceu
lnieter größer als die armen und be
sivlosen Stände.
Ein anonymes Billet.
Stizze von Ei F a h r o w.
Die Gräsin, der Marquis und der
Baron saßen im Theezimmer deri
Gräsin zusammen. i
Es war die Rede von Musik, vons
den neuesten Westen, von Philosophie I
und Hummersauce gewesen, und dabei
hatten die Herren sich ununterbrochen »
gegenseitig zum Teufel gewünscht; j
aber die Gräsin hatte wieder einmals
gar nichts davon gemerkt.
»Es ist zu schade,.dasz wir heute auf j
diesen Ball müssen!« sagte sie. »Wäre ;
es nicht viel netter, wenn wir hier!
in meinem Theezimmer sitzen bleibens
und plaudern tönnten?«
»Wir setzen uns bei Excellenz wie
der in das Theezimmer und Plaudern s
weiter,« schlug der Marauis vor. - s
Aber die Gräsin sah ihn vorwurss- s
voll an.
»Wenn ich einen Walzer höre, soi
kann ich doch unmöglich sitzen blei
ben! Und dann habe ich Ihnen auch
schon die Gavotte versprochen. Mit
Ihnen, lieber Baron, tanze ich Bo
ston, das wissen Sie ja.«
Der Baron verbeugte sich wortlos.
Er war nie sehr redselig; aber heute
Abend konnte er noch weniger spre
chen als sonst. Er wußte, daß es ein
wichtiger-, ein entscheidender Abend
werden konnte, denn die Gräsin hatte
ihm anvertraut, sie wolle den Muth
des Marauig heute aus die Probe
stellen. Feige Männer konnte sie ein
mal nicht vertragen, —— und nun gar, »
seit der Marquis ganz direkt um sie
warb, mußte sie Klarheit über diesen
Punkt haben .....
Nun waren die Herren im Ballsaal
angekommen, hatten Excellenz begrüßt
und sich dann kritisch umgesehen:
natürlich, es waren wie immer eine
Anzahl schöner Frauen vorhanden,
aber so reizend wie die Gräsin war
keine.
Wie hatte nur ihr Gotte solch’ ein
Narr sein können, sich um diese Frau
zu, bringen! Denn das- war noch je
dermann im Gedächtniß, wie turz
und vernichtend der Scheidunggprozeß
für den Gatten verlauer war, wäh
rend die Griifin iu tristallener Reine,
die übrigens auch niemand anzutaiten
gewagt, aus ihm hervorgegangen
Die cfrcellenz fliisterte soeben mit
der Gräfin: »Liebste Kleine, eg ist
mir schrecklich peinlich, aber —— Ihr
Herr Gemahl ist auch aus dem Balle.«
Die Gräsiu zuckte unmerklich die
Achseln. Sie hatte da nicht aus-teu
weichen. Jhr war der Graf so gleich
giltig wie ein fremder Mensch —- sie
hatte ihn auch früher nie geliebt.
Mein Himmel, wenn man mit Sieb
zehn verheirathet wird! Aber jetzt
war sie dreißig, nnd jetzt ließ sie sich
nicht mehr einschiichtern.
Weit dritten im Saal hatte sie
ihren Estatten gesehen, der, elegant
schön, strahlend, wie immer, sich den
Damen widmete. Er hatte sie
längst erblickt, und anertennend hatte
er gedacht, sie sei doch ganz »seiner
würdig« gewesen, was Aeußeres be
tras. Nur zu engdentend, zu tleinlicht
aar nicht ,,grande darne« in mancher
Beziehung.
Die Gräsin war aus einige Minn
ten in dem Schreibzimmer der Haus
frau verschwunden und kam mit einem
ganz anderen Ausdruck in ihrem
süßen Gesicht wieder heraus. —-—- Sie
strahlte, und als sie den Baron zum
Boston solgte, sagte er:
»Sie sehen aus, als hätten Sie
seinen lustigen Streich begangen.«
,,Bewahre, ich bin ganz unschuldia!«
«Haben Sie schon meinen ehemali
gen Herrn Gemahl gesehen Zi«
»Ja, nnd ich finde, es ist eine Takt
losigteit von Unserer guten Errei
lenz .. . .«
»Ach, lassen Sie nur, ich bleibe nicht
mehr lange hier. Meine Tante Adel
gunde wartet zu Hause aus mich. ich
habe ihr gesagt, um 1 llhr würde ich
zurück sein«
»Was-? Und da bleibt sie aiis?«
»Sie lann nicht anders, die Arme.
Sie wissen doch, daß sie an nächtlicher
Schlaflosigteit leidet. Dafür schläft
sie dann meistens am Tage —- fann
man sich eine angenehmere Gesell
schasts- und Ehrendame denken?'·
»Ach, dann gehe ich ebenfalls nm
1 Uhr fort; was soll ich ohne Sie auf
einem Feste?«
»Roinmen Sie noch zu mir; die
lTante ist ja da, und den Marauis
habe ich ebenfalls zu einer mitterniich
tigen Tasse Motta eingeladen.«
»Sie sind grausam, schönste Gräsin.
Immer wenn Sie mir mit der linlen
Hand eine Huld ertheilen, geben Sie
mit der Rechten dem Marqnis die
gleiche.'«
,,.Jch muß doch die Balance erhal«
ten.«
»We·shalb? Lassen Sie ruhig meine
Wagfchale schwerer werden —- ich
warte schon so lange geduldig.«
»Der Marquis ebenfalls. Aber
seien Sie ganz ruhig, ich glaube, er
wird nicht lommen.«
»Warum? Wenn Sie ihn einla
den?«
»Dennoch! Ich habe ihn auf eine
»Muthsprobe gestellt, wie ich es mir
schon lange vorgenommen habe.
Hoffentlich übrigens beobachtet uns
der Graf nicht zu scharf. Sie wissen,
was für ein Berserler er in der Wuth
werden lann.«
hoch Der Baron zog die AugenbraueH
Waben Sie Angst« liebe Freun
din? Seien Sie ohne Sorge, ich
fürchte den Herrn nicht Uebrigens
—— mit welchem Rechte wollte er eiser
süchtig feint«
»Ah, er fragt nicht nach Recht oder
Unrecht. Wenn er will, so bricht er
eben einen Streit vom Zaun und sor
Pgte Sie — er schießt so entsetzlich
i r.« .
,,Pah! Kommen Sie, nun wollen
wir gerade recht ausgiebig diesen Bo
ston genießen. O, Theuerste —- hal
ten Sie mich meinetwegen fiir einen
romantischen Narren,,aber es wäre
mir ja eine wahre Wonne, dem Herrn
einen Denlzettel anschießens zu kon
nen.«
Und in ruhiger Kraft zog der Ba
ron seine Dame weiter und walzte
mit ihr ausdauernd in dem Theil des
Saales hin und her, wo der Graf
stand und ihn mit einem seltsamen
tLächeln durch sein Monocle betrach
ete.
Eine Viertelstunde später saß die
Gräfin in ihrem Coupe und rollte der
hellerleuchteten Villa zu, in der Tante
Adelgunde auf sie wartete.
Villa —-—— zu Fuß, denn er ließ nie
seine Pferde im Winter warten.
feine Pfede im Winte waten.
Der Marauis war nicht zu sehen
Er saß in einer verborgenen Ecke
im Wintergarten und las ein Billet
chen, das ihm vorhin ein Diener zuge
stectt hatte. Das lautete:
»Er-im Sie vorsichtig, lieber Mar
quis. Die Gräfin wird beobach
tet von ihrem Gatten. der lediglich auf
dieses Fest gekommen ist, um den
auf’s Korn zu nehmen, den seine ehe
malige Gattin besonders auszeichnet
Er weiß, das-, Sie sich urn die Gräfin
bewerben —- wahrscheinlich sucht er
nur eine Gelegenheit, um sich mit
Jhnen zu duelliren.«
Das Billet war mit rückwärts lie
gender, verstellter Handschrift geschrie
ben und trug leine Unterschrift.
Da saß der heldenmiithige Mar
quis hinter einer großen Musa und
zitterte wie Espenlaub
Er wagte nicht, sich noch im Ball
faal blicken zu lassen, wagte noch viel
weniger, der launigen Einladung der
Gräfin zum »Ein — Uhr - Kaiser« zu
folgen. Um Gotteswillen —--— wenn
dieser eiieriiiclitige, einstige Gatte ilnn
auflauern-, ihn nach der Villa eilen»
sah ——— er war ja einfach ein gelieferter
Mann! — - — - -
Atti -— der Baron hatte recht
Feigheit war wirklich ein Unglück -—
Alii am nächsten Morgen um ein
Uhr der Marauis in der Villa er
schien -- er hatte iniwischen erfahren,
dafz der gefährliche Gras schon wieder
abgereiit iei - da wurde er von ei
nem itrahlenden Brautvaar empfan
am.
»Wir haben uns heute Nacht um
zwei Uhr derloth« rief die Gräfin,
deren Augen vor Uebermuth tanzten.
»Wer waren Sie, Marqnist Wir ha
ben Sie vergeblich erwartet. «
Der Marquis bewahrte, eine leid
liche Haltung.
»Jch?« stotterte er so gut er kannte,
—-,,ich war -- ich wurde im Winter
garten aufgehalten ich erhielt drin
gende Nachrichten und als ich end:
lich loskommen konnte, war es zu
spät.«
Ja, es war zu spät, viel zu sdiit ..
Die Gräfin hat nie bereut, einmal
in ihrem Leben einen Brief mit ver
stellter Handschrift und anonnm ge
schrieben zu haben.
Es kommt eben alles auf das Wa
rum an.
--.
Wissenschaftttche Mohrenwäsche
Der Propbet Jereinias weist an ei
ner Stelle darauf hin, daß es außer
,alb des menschlichen Vermögens stehe,
seine Hautfarle zu verändern Im
Jm Großen und Ganzen theilen wir
noch jetzt seinen Standpunkt, denn
man hat noch leinen Neger gesehen,
der weiß geworden wäre, uied das hüb
sche Bild von der Ellhahrcnwäsche hat
even deßhalb ein Kind zum Haupt
ljelden. Vielleicht aber ist die Zeit
nicht mehr fern, wo die Wissenschaft
auch auf diesem Gebiet ein Wunder
wirken wird, denn in der Physiologie
haben sich neuerdings überhaupt
merkwürdige Dinge begeben, die man:
siir Phantastereien halten würde,z
wenn sie nicht durch die Autorität
hervorragender Gelehrter gedeclt wür- «
ten.
Ein Herz, das 27 Stunden in ei
nem Eistasten gelegen hat, beginnt
unter der Zauberhaud des Forschers
wieder zu schlagen. Die Sehnsuchti
nach einem Jugendelixir findet einen’
Anhalt an den Entdeckungen eines
io bedeutenden Physiologen wie Met
schnitofs, der das Alter als eine
Krankheit ansieht, deren Heilung nicht
außerhalb des Bereichs der Möglich
teit liegt.
Wenn derartiges ernsthaft in den
wissenschaftlichen Veröffentlichungen
besprochen wird, so könnte es schließ- -
l:ch nur mehr als eine Kleinigkeit ge
schätzt werden« wenn jemand Mittel
fände, die Farbe der menschlichen
Haut nach Belieben zu verändern."
Wann dies Ziel erreicht sein wird,»
läßt sich noch nicht sagen; sicher aber ist,
daß die Wissenschaft auf dem Wege
dahin in letzter Heit große Fortschrit
te gemacht hat
Es war im Jahre 19()1, als zuerst
Furth und Schneider aus dem Blut
von Insekten ein Ferment ----- dieser
schwierig zu iibersetzende Begriff be
deutet etwa so viel wie Gährstoks —
ansschiedem das sie als Tyroinase
bezeichneten. Dieser Name wurde ihm
deshalb gegeben, weil es aus das so
genannte Throsin wirkt, indem es
aus ihm einen schwarzen Körper
machi, der dem schwarzen Farbstoss
in der Neaerliaut ähnlich ist. Che
misch betrachtet ist das Tyrosin eins
der Endprodukte, die sich aus der
Verdauung des Eiweißes im Darm
ergeben. Durch diese Forschun en ist
man endlich zu dem überras nden
Schluß gelangt, daß die schsnen Far
ben der Schmetterlingssliigel in ihrer
Entstehung abhängig sind von den
trivialen und nach der Meinung Vie
ier unästhctischen chemischen Vorgän
; gen, die sich in den Eingeweiden ab
sspielem
! Diese Entdeckung war nun die Vor
släuserin anderer von noch größerer
;Bedeutung. Bald darauf reichte eine
weibliche Vertreterin der Biologie,
Florence Durham, der Londoner
.Royal Sorietn eine Arbeit ein, worin
i die Gegenwart jener Throsinase in der
.Haut gewisser sarbiger Wirbelthiere,
tz. B. Kaninchen, Ratten und Meer
ssshweinchem nachgewiesen wurde. Die
s wichtigste Thatsache, die in dieser
sBeröfsentlichung zu Tage trat, lag
Jdarin, daß dies Ferment einen Farb
stosf erzeugt, der in seiner Farbe im
«nier mit der Haut des Thieres über
einstirnrnt, aus dessen Körper das
Ferment entnommen ist. Daraus
folgte die Annahme, daß für jede
Hautsarbe eine besondere Throsinase
vorhanden ist. lsg steht nun nichts
der Vermuthung im Wege, daß diese
Fermente auch in der Haut menschli
mer Wesen enthalten ind. Danach
wäre die natürliche Hantfarbe einem
Farbstoss zuzuschreiben, der seinen
Ursprung in den Endprodulten der
Eiweißverdauurig«iin Darm hätte.
Wie nun aber fast alle Vorgänge
im thierischen und menschlichen Kör
per von seh-r verwickelnder Art sind,
so war auch dieser damit noch nicht
genügend aufgeklärt, sondern es stell
te sich heraus, daß die Umwandlung
des Throsing in den Farbstoss nun vor
sich geht in der Gegenwart eines an
deren Stoffes, der diesen Wandel ge
wissermaßen auslöst. Das Throsin ist
jedenfalls in der Haut jedes Menschen
vorhanden. Wie kommt es denn nun
aber, daß sich, abgesehen von den vie
ten Abweichungen bei den Individuen
ein und derselben Rasse, die verschie
denen Rassen des Menschengeschlechts
auch durch verschiedene Hautsarbe
auszeichnen?
Darüber hat man auf Grund der
neuesten Forschungen ties nachgedacht.
Cis wäre erstens möglich, daß der Ge
halt an Throsinase bei den verschiede:
nen Menschen schwankt. Ferner
tonnte dieser Gehalt ein gleicher sein,
aker infolge der Verschiedenheit der
Umgebung also beispielsweise des
Zilimag und seiner mannigfaltigen
Einwirkungen, in verschiedenem Gra
de in Thätialeit gesetzt werden. Diese
l
Annahme scheint zur Erklärung der
thatsächlichen Erscheinungen am be
sten geeignet. Wir wissen, daß die
Anpassungsfähigkeit des Menschen
und der Einfluß des Sonnenlicht-H
wesentlich bestimmend flir die Ent
wicklung der Hautfarbe sind. Die
farbigen und schwarzen Menschenras
sen sind unter der heißen Sonne der
Tropen entstanden, und er scheint da
nach, als wen das Dunkeln der Haut,
das aus der Anhäufung von Farb
stofs folgt, den Werth einer Vlnpas
sung hat, wodurch sich der Mensch ge
oen die nachtheiligen Einflüfse des
iibermiißigen Sonnenlichts schützt.
Jn dieser Hinsicht haben die neuen
Versuche von Schiedt weitere Ent-»
hüllungen gebracht. Dieser Forscher
experimentirte mit Austern, die er ei
ner ihrer Schalen beraubt und dann
starkem Licht ausgesetzt hatte. Das
Ergebniß war, daß die Thiere auf
ihrer ganzen Körperfliiche Farbstoff
aus-schieden. . Wurde an Stelle des
gewöhnlichen weißen Sonnenlicht-·
blaues Licht genommen, so war der
Erfolg der gleiche, während rothes
Licht den lieschriebenen Vorgang nicht
herbeiführte Diese Versuche beweisen
also, daß die Ablagerung von Farb
stosf in der Haut bei den höheren
Thieren wahrscheinlich das tfrgebniß
eines chemischen Vorganges ist, der
unter dem Einfluß der blauen Strah
len des Sonnenlichts eingeleitet wird
und den Schutz des Körpers vor den
Reizwirkungen dieser Strahlen zum
Zweck hat. Durch diese Auslegung
findet das Dunkeln, das sogenannte
Verbrennen der Haut, und die Er
scheinung von Sommersprossen wäh
rend der heißen Jahreszeit eine Ver-—
niinstige Erklärung.
Eine besondere Beleuchtung erhal
ten diese Thatsachen nun weiterhin
durch den Umstand, daß Mißfärbun
gen der Haut auch bei gewissen Krank
heiten eintreten, beispielsweise bei
der danach benannten Bronzekrankheit
(Addison·schen Krankheit), beim
Skorbut, bei chronischer Tuberkulose,
bei Leberentzundung, bei gewissen
Erkrankungen der Bauchspeicheldriisc
mit oder ohne Zucketkrankheit, bei der
beriichtigten Maiglranlheit (Pellae
gra) u. s. w. Die lange Liste dieser
Krankheiten legt die Vermuthung na
he, daß diese Veränderung der Haut
farbe die Folge gewisser Störungen
des Stoffwechsels itn menschlichen
Körper ist. Bei Leiden, die sich in
starter Abzehrung äußern, geschieht
wahrscheinlich eine schnelle Zerstörung
er Eiweißsstofse im Gewebe. Am
Ende dieses Vorgange wird jenes
Tyrosin in großen Mengen gebildet,
und der menschliche Organioinng sucht
diesen iiberflijssigen und wohl auch
geradezu schädlichen Stoff log Finder
den durch Wirkung der Throsinase,"
die ihn in Farbstoff verwandelt Die
set Fardsiofs wird dann in der Haut
alJaelaaert nnd veranlaßt deren Ver
särbnna, wic sie bei den aenannien
Krankheiten zu beobachten ist« Die
durch Krankheit gebildeten Farbslcsfe
in der Haut sind nicht beständig, son
drrn verschwinden wieder.
Wohin werden nun wohl die wei
teren Forschungen ans diesem Gebie
te führen? Da das Vorhandensein
—
von Farbstoss in der Haut von der
Wirkung der Throsinase abhängt, fo
niiißte man auf diese einen Einülnß
zu gewinnen suchen; alsdann w rde
es möglich sein, die Haut jedes Men
schen willkürlich zu verändern. Als
Wegweiser wird das Verfahren zur
Erzeugung der sogen. Anti-Kösrper
dienen. Durch Einimpfung eines
Giftstoffs (Toxin) erhält man das
entsprechende Gegengift (Antitoxin).
Darauf beruht die wichtige Serumbk
handlung. Warum sollte es nun
nicht auch gelingen, durch Einimpfung
von Throsin ein Antityrofin zu er
halten? Da für jede Hautfarbe eine
besondere Throsinafe vorhanden ist,
toijrde man dann auch für jeden Fall
eine bestimmte Antityrosinase erzeu
gen können. Gelingt aber dies —
itiides liegt kein Grund vor, es zu be
zweifeln Y— so wird die Anwendung
der» verschiedenen Tyrofinasen die
Moglichleit geben, durch eine Einim
prung einen Menschen von einer ihm
uiileiebigen Hautfarbe zu befreien be
ziehungsweise ihm eine andere zu er
theilen " Die Molsrenwäfche würde
damit anf wissenschaftlichem Wege er
reichbar geworden sein, und es stände
jedem Nester frei, sich in einem Labo
ratorium in einen Weißen verwandeln
zu lassen.
'
--
Deutfchlands Handel mit
Maroktrk
Im Handel mit Marokko steht
England an erster, Deutschland an
zweiter Stelle-, wenn man den Handel
niit Atgerien dem von Frankreich
nicht l)inzurechnet.
Seit dein i. Juni 1890 hat
Deutschland, schreibt die »Voss. Zig.«
mit dein Sultanat einen Handelsma
trag geschlossen. Alle durch Deutsch
land eingeführte-n Waaren zahlen ei
nen zehnprocentigen Einsuhrzoll.
Die Berechnung der Zölle geschieht
nach den Engrogpreisem den die
Waaren aus dein Markt dies Einfuhr
lkandelg bei Baarzahlung haben. Das
Charakteristische an dein Vertrag ist,
daß er Bresche in die berechnete Han
delsifoiiruiig Marotlog legte. Fijv
einen großen Theil von Waaren wde
erst eine Augsuhrerlaubniß —— aller
cingg initunter gegen einen nicht ge
ringen Aiigfuhrzoll —-— gestattet. Jrs
der Hauptsache bringt Deutschland
auf den niaroltanischen Markt, neben
billigen Metallwaaren, Luxugartikel,
fijr die sich stets ein schwierigerer Ab
sag erzielen lam, arg sur ioeche ve
nnmittelbaren Bedaer Stücksarbb
ae und tvollfarbige Tuche, aus reienev
Wolle hergestellt, sogen. Levautinet,
farbige und indigoblaue Tuche, eilte
ieer Satin aus Elberfeld, Wo satin
aus Gera und Greiz find die hau t
sächlichsten Jmportartikel. Die ei
neren Tuche werden zu Hosen, Ja
clen und Mänteln der wohlhabenden
Araber und Juden verarbeitet, für
Lte Armee des Sultans werden
hauptsächlich rothe und gelbbrauns
Wollstofse geliefert. Groß ist der
Bedarf lvie überall in Nordafrika an
Seiden- und Brolatstofsen. Was
die weiteren, aus Deutschland im
portirten Artikel betrifft, so sind zu
nennen: Nähmaschinen, nnd war
solche mit F)andbetrieb, ferner billige
Näh und Packnadeln aus Nürnberg
und Fiirtl), ioestsälische Drahtstiste,
Thür- und Vorlegeschlösser, Einaille
stochaeschirr, Nitrnberger Spieltvaa
ren, billiges Glas, Porzellan und
Steingur Die Ileingutwaarew
kommen aus Saaraemiind, Theeglä
fer, in denen der Bedarf sehr groß ist,
kommen zum größten Theil aus
Böhmen, Porzellantasfen aug- Schle
sien. Unter den weiter aus Deutsch
land einaefiihrten Produkten spielen
noch eine Rolle Antlinfarben, Spiri
tus, SIhreEtuoaaren, Pappe lind
Pottasche, welch letztere zur Fabrika
iion bonEclnnierseise verwendet wird.
Vedentender als der Jmport aus
Deutschland ist der Export Von Ma
rotto zu Deutschland, trotz. der man
aelhasten und theilten Schiffs-verhält
nisse. Fast fiir alle marotkanischen
Ausfuhrartikel ist Deutschland ein
sehr bedeutender Abnehmer. Und
trenn eg oft den Anschein hat, als
wenn der Handel in fremden Händen
liegt, so ergiebt sich bei näherem ZU
selien, daß es doch deutsche Häuser
sind. Eo unterhalten z. V. vielfach
deutsche Häuser, die in Belgien sind,
einen bedeutenden Handel mit Mai-ok
to, andererseits ruht oft der Handel
tsiit Ketten ganz in deutscher Hand.
Der Vertreter ist ein Deutscher, und
auch die in Amerika residirende Fir
ma ist eine deutsche Aber auch nach
Deutschland aelien bedeutende Men
aen von Ziegen , Ochsen und Schaf
fellen, ferner ist Deutschland ein be
Leutender Abnehmer von bitteren und
stiften Mandeln, Bohnen, Erbsen,
lsiesrn. "Datteln, Bienenwachsy Oli
veniiL Grimmi, Wolle. Jn letzterem
Artikel war sriiher ein sehr großes
Geschäft, insolae des Stute-is der
Wollpreise ist es zurückgegangen Alls
dem Getreideaeschäft Marollos ist
Deutschland noch uulsetheiligt Von
Getreide wird Weizen uud Gerste
ausgeführt
Es giebt Grinnerungem bei denen
alle Glocken bei- Hetzen zusammen
läuten.
If Ile I
Hoslehter: »Wie beißt dieser Theil
der afritanifchen Küste'.8« Prinz
(s(·l)wcigt, da er es nicht weiß). Hof
lcl)rer: »Ganz richtig, Hoheit, es ist
die cksoldkiiste.«
II II- ds
’s giebt Leute« die ’was Gutes zer
stücken,
Um’ö ,,lunsigerechl« zusammenzuflk
cken. J