Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, April 07, 1905, Sweiter Theil., Image 13

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Jubal, der Fiötenspieler.
Mittär-Dumoreste von A. P reuß.
»Lanten, die Sache mit der Blon
tsen stimmt nicht.«
»Aber ich bitte Sie, ich kenne die
Dame wirklich nicht!"
»Neh, so auf Handkußschußweite,
was?«
»Wirklich nicht.«
»Komisch, hübsches Frauenzimmer,
tuckt uns beide nicht an, wird dunkel
scharnroth verlegen, während ihre
Freundin wie ein kleiner Spitzbube
lacht —- unklare Sache.«
Die beiden Leutnants, welche die·
ses Gespräch führten, waren nach
Berlin zur Kriegsschule tonimandirt,
von Lanken war Dragonerleutnant,
ein große, schlanker und sehr ruhiger
Herr, der andere, von Heinwald, ein
kleiner, sixer Husarenleutnant. Beide
Herren hatten sich in Berlin kennen·
gelernt und näher aneinander geschlos
sen. Der schöne, sonnige Herbsttag
hatte sie zu einem Spaziergang ver
lockt, und unter den vielen schönen
Töchtern des Landes, die auch die
Straße unter den Linden langspazier
ten, war von Heinwald eine hübsche,
große Blondine ausgesallen, die doch
nicht gut ohne jeden Grund so verle
gen werden konnte.
,,Nee, Kam’rad,« begann von Hein
wald .wieder, ,.Sache stimmt nicht
ganz, Blondine ist doch auch eine seu
dale Erschenung, würden ein famoses
Paar abgeben.'«
»Hätte gar nichts dagegen«, meinte
von Lanken, aber vorläufig tenne ich
die Dame noch nicht, wer weiß auch,
worüber sie erröthete.«
»Ach, hätten gleich nachgehen sollen,
war wirklich eine hübsche Erscheinung,
müssen doch heirathen oder wollen Sie
erst General werden?«
»,,Y!ennL ich es»vermeiden kann, nicht,
Ulc OIUUUIIM« lUlllllc still sufull g( lut
len, aber-—
»Ob sie den nöthigen Mammon
bat, « lachte der Husarenleutnant, »na,
da muß man sich eben ertundigen.«
Die beiden Offiziere plauderten lu
stig weiter, und als es herbstlich zu
dämmern begann, nahmen sie von ein
ander Abschied.
Leutnant von Lanken, der in dem
etwas entfernten Westen Berlins
wohnte, hatte sich dort eine Wohnung
in einem Gartenhause gemiethet, in
welcher er ungeniert feiner Neigung
nachleben konnte. Er spielte nämlich
Flöte und das mit einer anerkannten
Meisterschaft auf Grund einer gewis
senhaften Ausbildung Hier in der
Vorstadt wurde er mit feinem Spiel
sicher niemandem lästig, zudem schloß
sich an den tleinen Garten vor seinem
Fenster der Garten desNachbargrund
stücks der nächsten Straße an.
Leutnant von Lanten, der in meh
ieren Familien Berlins ein gern gese
bener Gast war, hatte fiir seinen
Abendbesuch noch Zeit, und so suchte
er seine Flöte hervor und blies noch
ein Stündchen sich selbst zur Freude
und niemandem zu Leide. In den
»Kreisen seiner Bekannten mußte er
dfter ein Stückchen zum Besten geben,
und er that es gern.
So überraschte es ihn am Abend
nicht, daß man seine Mitwirkung für
ein Wohithätigkeitsfest in Anspruch
nehmen wollte, und schon am nächsten
Tage erhielt er von einem Sommer
zienrath Linter den üblichen Brief
mit der Bitte, sich in einem Saale des
Architettenhauses einfinden zu wol
len. Leutnant von Heinwald hätte
»auch gerne mitgeholfen, da er aber
nur Scat und sonst weiter nicht spie
len konnte, mußte er seine Hülfe auf
seine Thätigieit als zahlender Gast
beschränken.
Das Concert fand unter großer
Betheiligung statt, an den verschiede
nen Büfets in den Nebensälen spen
deten ebenso schöne wie liebenswür
dige junge Damen Speise und Trank
für theures Geld: von Lanken, der
selbstredend nur im schnöden Fraci
erschienen war, hatte während der
Concertpause soeben den Saal betre
ten, als auch schon der Husarenleut
nant auf ihn zueiltr. .
»Schnell, Lanken, ich habe Jhre
blonde Dame entdeckt, sie verkauft
Thea«
« Damit zog er den Kameraden nach
einem Rebensaal und eine Minute
später standen beide vor einem Büffet,
an dem der Thee verschentt wurde.
»Neh, gnädiges Fräulein, Thee
schmeckt samos, bitte auch für meinen
ireund eine Tasse Kam rad Jubal,
der große Flötenbläser. hat riesigen
Beifall gehabt. «
Von Lanten war ebenso überrascht
wie die blonde Dame, die mit igrer
Freundin den Verkauf des T ers
übernommen hatte, es waren die bei
ten Damen von Unter den Linden.
Von hetntvatd der natürlich zient
lich die ganzen Kosten der Unterhal
tung trug, hätte wohl noch zwei Tas
ten bestellt, aber inzwischen hatte sich
der Saal gefüllt un es herrschte auch
rege Nachfrage nach Thre.
Nach Beendigung des Konzerte-'s
waren die mitwirkenden HerrenKünst:
ler durch den Vorsteher des Konzert
Comites, Herrn KommerzienrathLiw
ter, zu einein tleinen Jntbiß eingela
len, der in einem Nebenzimntet servirt
wurde. Herr Linker spielte selbst in
liebenswürdigster Weise den Wirth,
er wollte sich die eehrten Kräfte fiir
vorkommende Fä e sichern. Natürlich
waren besonders die jüngeren Herren
genöthi t, bei dern Beten Kommer
zienratå Visite zu nia en; denn dieser
trug d Kosten der Bewirtbung auf
eigene Rechnung
Am nii sten Vormittag trat Leut
nant von anten denn auch pünktlich
bei Kommerzienrath Linter an und»
— --—
entdeckte zu seiner freudigen Ueberra
schung in der Tochter des Herrn Kom
merzienraths die schöne Blondine, für
die er sich eigentlich Ischon ganz bedeu
tend interessirte.
Während die drei noch plauderten,
platzte Fräulein Teila Baumann, die
uns schon bekannte Freundin der
Tochter des Hauses-, in fröhlichster
Stimmung in das Zimmer.
men wie gerufen,« lachte der Kom
merzienrath, »Herr Leutnant, Sie
müssen mich für einige Minuten ent
schuldigen, ich habe da noch einen Auf
trag zu erledigen, der-—--«
»Aber ich bitte, Herr Kommerzien
rath, die Pflicht geht vor.«
»Lasse Sie auch in guter Gesell
schaft, Herr Leutnant, Fräulein
Thella sorgt schon für Unterhaltung
Tochter meines Freundes Baumann,
reicher Fabrikant.«
Damit verließ der Kommerzienrath
das Zimmer.
»Herr Leutnant,« —— wollte Fräu
lein Linier vorstellen.
»Jubal, der große Flötenbläser,"
lachte Fräulein Thetla,"»weis3 schon,
weiß fchon.«
Ein Viertelstündchen unterhielt man
sich noch; dann empfahl sich der Leut
nanL
Vierzehn Tage waren inzwischen
verstrichen, die kleine Künstlerfchaar,
die bei dem Wohlthätigkeitsconcert
mit einander bekannt geworden war,
hatte einige vergnügte Abende zusam
men verlebt, von dem Kommerzien
rath hatte v«on Lanken eine weitere
Einladung nicht erhalten, und von
Heinwald schien merkwürdig beschäf
tigt, er hatte nie Zeit.
»Ah, Fräulein Thetla, Sie kam-«
i
Das er oen Faoriranten Baumann
kennen gelernt habe und auch öfter in
dessen Familie verkehre, hatte er wohl
von Lanlengelegentlich mitgetheilt,
an Fräulein Linler war dabei nicht
weiter gedacht worden, und so mußte
sich von Lanlen sagen, daß der Kom
merzienrath ihn wohl nicht als zu
künftigen Schwiegerfohn betrachte.
Aber Fräulein T la und ihr Karl
—- nämlich der H arenleutnant von
Heinwald — forgten doch für ihre
Freunde, während Fräulein Anna
iinter noch immer zu einer Freundin
hinausfuhr, um mit dieser Leutnant
von Lauten zu laufchen, wenn dieser
Fliite spielte; der Herr Kommerzien
rath war übrigens ein Freund der
Offiziere, wenn feine Tochter in Frage
kam.
Da fiürmte eines Vormittags Fräu
lein Thetla wieder in das Zimmer,
in welchem Fräulein Linter von der
Zukunft träumte.
,,Guten Morgen, Anna, ach es ift
zu entfetzlich.« Damit fiel Fräulein
Thella erschöpft auf einen Sessel.
»Aber was denn, Thetla?«
»Der Leutnant Jubal,« ftieß diefe
hervor, »der bübfche Leutnant, ach,
vielleicht ift er fchon todt.«
»Von Lanlen todt, ah, das ist nicht
möglich«. Fräulein Linter war bleich
geworden und zitterte.
»Na, vielleicht ift es auch noch Zeit.
E n Affessor hat den Leutnant ver
h· nt und ihn Jubal genannt, der
Veinaine ftammt von Deinem Vater.
Du weißt, wie die Männer sind. Hier
meine Karte. Morgen früh acht Uhr
im Grunewald. Piff, paff und da
liegen zwei Leichen.«
»Aber Thetla, das ifi ja entfeßlich,
rathe mir, was foll ich thun, der Leut
nant foll nicht fchiefient«
,,Schicle Deinen Vater zum Leut
nont hinaus, er foll ihm die Schieße
rei verbieten. Adieu, Anna, ich muß
zu meinem Elias-» der muß auch zu
dem Leutnant hinaus.«
Damit war Fräulein Thella ver
schwunden und Fräulein Anna brach
schluchzend in einer Sofaecte zusam
men.
Nur wenige Minuten. dann hatte
sie sich gefaßt und eilte zu ihrem
slater.
,,Papa, Du mußt fofort zu Leut
nant von Lanten, der hat ein Duell
vor under darf nicht sterben.« Fräu
lein Anna bedeckte ihr Gesicht und
weinte bitterlich.
»Aber Kind, was geht mich die
Sache an, und was habe ich mit dein
Leutnant zu fchaffen?«
»Du haft den Leutnant Jubal ge
nannt, dann haben sie ihn verhöhnt,
und jetzt muß er sich schießen, aber Du
ksift an aiiem fchuld,»und · wenn er
IUcUI, Will icy clUclI nicht nicyk lchU."
Der Kommerzienrath sina an zu
teareisen und fuhr mit der Hand nach
Iscinem Kopfe, um sich zu überzeugen
Jxaß dieser noch an der richtigen-e- -tell-!
: cr.
i »Die Familie Jubal kenne ich ja
Haar nicht,'« meinte er tonlog, ,,glanbe
kaum dasr mir der Herr Leutnant ge
horchen wird.«
. »Ich verbiete es ihm auch « klarste
Fgaulein Anna, »ph, esist zu schreck
li «
- ,,,So so.«
Nun, ein guter Vater thut alles für
sein Kind.
»Sei vernünftig, Anna, was ich
für Dich thun kann, geschieht; hatte
es mir wohl anders Gedacht aber
Glück ist die Sonne im -nschenleben
und über uns allen waltet die Liebe
des großen Vaters der Welt. «
Damit gin der Kommerzienrath.
Ei war ein chwerer Weg· für ihn,
seine Tochter, seinen einzigen Stolz,
dem Herrn Leutnant gewissermaßen
anzubieten; er hatte es anders, ganz
anders gehofft.
Der Leutnant von Lauten war zu
hause über den Besuch des Kommer
zienraths nicht besonders überrascht,
es handelte sich Jedenfalls um ein
neues Wohlthätig eitsKonzerL
Nachdem derKommerzienrath Platz
genommen und etwas Athem geschöpft
hatte, fing er an: «
»Herr Leutnant, ich stehe in teiner
so nahen Verbindung zu Ihnen, daß
ich berechtigt wäre,- einen Wunsch zu
a«1ißern, da ich aber die Ursache für
einen Streitfall sein soll, durch den
»Mensche»nleben gefährdet sind, so halte
ich es sur meine Pflicht, zu interveni
ren.' .
»Aber verehrter Herr Koininerz ——«
»Bitte, lassen Sie mich ausreden,
Herr Leutnant. Ich soll Ihnen den
Spitznainen »Jul:al« beigeleat haben,
man hat Sie mit diesem verhöhnt und
Sie stehen jetzt vor einem Zweikampf
auf Tod und Lelien.«
,,Ah!« Der Leutnant fing an zu
begreifen·
»Herr Lentnant, ich bin ein Mann
der alten, einfachen Zeit, ich möchte
nicht in meinen alten Jahren den Tod
eines Menschen auf dem Gewissen ha
ben; wenn also meine Bitte für Sie
einen Werth hat, so stehen Sie von
dem Duell ab, ich werde mit Jshrem
Gegner sprechen. Meine Tochter bit
tet Sie auch.«
Jetzt erhob sich der Leutnant ernst.
»Herr Kommerzienrath, es wäre
wider Pflicht und Sitte, wenn ich
nicht sofort den vorliegenden Jrrthum
auftlären würde, ganz besonders da
Sie so warm fiir mich eintreten. Der
kleine ZwischensalL der sich anfangs
dieser Woche ereignet hat, ist bereits
auf gütlichem Wege erlediat. Der
Beiname »Jubal, der Holzvfeifer« ist
mir schon vor zehn Jahren beigelegt.
Aus dem Schlusse Jhrer Rede ent
nehme ich, daß auch Ihr Fräulein
Tochter an meinem Wohl und Wehe
Antheil nimmt.«
Der Kommerzienrath nictte, die
Sache ging gut, er brauchte nicht zu
bitten.
»Ich wäre ein Thor,« fuhr der
Leutnant fort, »wenn ich es nicht fiir
ein Glück halten würde, Jhr Fräulein
Tochter heimzuführen, aber in zwei
bis drei Jahren ziehe ich meines Kö
nigs Rock aus, um nach alter Fami
lientradition, die Verwaltung des vä
terlichen Gutes zu übernehmen. Glanz
und rauschende Festlchteiten kann ich
meiner Gattin nicht bieten, aber eine
Fenchtete Stellung in den besten Krei
en.«
»Aber das ist ja herrlich, bester
Herr Leutnant; vergnügungssiichtig
ist meine Tochterdurchaus nicht, um
Ihren bunten Rock hätte sie heute
sicher nicht geweint.«
»Geweint?« Darf ich Sie nach
Hause begleiten, Herr Kommerzien
rath?«
»Wird mir viel Vergnügen machen,
ordnen Sie die Sache mit der bewuß
ten Dame nach Gefallen, ich bin mit
allem zufrieden. Kommen Sie, Herr
Leutnant, wenn wir zu lange bleiben,
tenlt das-Kind, Sie sind schon todt.«
Jn der nächsten Woche war Ver
lobung; bei Fabrikant Baumann auch,
hier war Leutnant Heinwald der
Hahn im Korbe
-—--..—.-—-—
· Um Baaresbreite
Von N u s u s.
»Die Firma, deren jiingerer Part
ner ich war, so erzählte mir ein alter
Freund, .,pflegte große Quantitäten
von Wolle einzutausen, und ich mußte
manchmal weite Reisen in die Sierra
hinein machen, wobei ich gewöhnlch
ausende von Dollars in Gold bei
n:ir hatte. Diese führte ich in einem
Paar derber Satteltaschen, in denen
außerdem auch ein Paar guter Re
volver steckten. Das Geld war nöthig,
weil die ,,Wollhabenden« damals
Papiergeld entweder gar nicht oder
nur ungern annehmen, und die Re
volver waren fiir das Gold nöthig,
denn der Weg führte durch wilde
Thäler und Schluchten, in denen sich
mancherleiGesmdel umhertrieb. Schon
zweimal war ich vorher angefallen
worden, und ich durfte keine Vor
sichtsmaßregel unterlassen. Aber der
Profit bei der Geschichte war zu gros,
als daß ich mich hätte abhalten lassen,
die Reisen zu machen.
Eines Tages erhielten wir von
unseren Geschäftsfreunden im Osten
die Depesche, daß wir alle Wolle, die
wir bekommen könnten, aussaufen
sollten, der Preis werde bedeutend
hinausgehen.
»Das bedeutet wieder«
eine böse Tour siir mich,« dachte ichs
sofort, aber je schneller ich daran gehe,
desto besser ist esW und am nächsten
Morgen um neun Uhr war ich schon
unterwegs, mit dem üblichen Gold in
den Satteltascken.
Drei Tage lang ritt ich in die Berge
hinaus, zu Mittag am vierten Tage
erreichte ich den Lamm des Gebirges
und nun mußte ich langsam aus der
anderen Seite hinab. Diese Abhange
waren·zum Theil dicht mit Tannen,
Fichten und Föhren bewachsen, doch
ein Theil lag offen und hier war
vorzügliche Weide für die Schafe.
Zahlreiche Heerden mit Tausenden
von Schaer wurden hier gehalten.
Ich mußte ganz besonders einen
Mann. Namens Ruder besuchen, der
seine Schafe den ganzen Sommer ilber
auf einer hohen und ziemlich unzus
aänalichen Bergtette weitab von der
Landstraße hielt. Jch hielt zu Mit-·
iaa in einem Gaste-aufs wenn man
das kleine Ding mit diesem Namen
lseehren kann-es war eigentlich nur
fiir die Aufnahme von Fuhrleuten
bestimmt, welche das Holz von der
nahen Sägemiihle holten und weiter
beförderten. Ein Halbindianer nahm
mir das Pferd ab und ich erkundigte
mich bei dem Wirth nach dem Schaf
Camp von Rucker.
» »Ja, der Platz ist schwer zu finden,« »
sagte derWirth und machte sich da-J
ran, mir den Weg so gut wie möglich «
zu beschreiben Aber i sah bald, «
daß ich nach einer solchen schreibung «
niemals zum Ziele gelangen würde,J
da konnt-e kein Mensch daraus klug
ne·rden, und diese Dsutzende von Ecken
und Steinen und Bäumen konnte
inan sich icht merken Jch sagte also
dein Wirth, daß es mir nicht möglich
sein werde, den Platz ohne Führer zu
finden, und fragte ihn, ober mir nicht
e nen Mann mitgeben könne, der den
Weg wirllich kenne. Er besann sich
einen Augenblick und sagte schließlich:
. »Der Einzige, der den Weg ordentlich
» kennt, gerade so gut, wie Rucker selber.
; ist der Halbindianer Bill —ich denke,
i er wird mit Ihnen gehen.«
; Bill wurde geholt und war bereit,
? für zwei Dollars den Weg zu machen.
zDer Handel wurde abgeschlossen und
iwir machten uns auf den Weg.
Bill war ein verständiger Bursche
sind nicht so einsilbig und verdrieß
»lich, wie seine Rassegenossen es mei
stens sind. Er unterhielt sich mit mir
iund gab mir allerlei Auskunft über
idie Gegend, die mich interessirte. Als
iwir aus Rucker’s Camp anlangten,
swar derselbe zuerst nicht da und es
s dauerte eine Stunde, ehe wir ihn san
sden Dann brauchte er zweimal so
s riel Zeit, um uns zu erzählen, wie er
unter Bären, Panthern und Coyoten
s zu leiden habe, als um das eigentliche
Geschäft abzuschließen, und als das
Jendlich geschehen war und wir nach
idem Gasthause zurückkehrten, war es
szn spät um noch an diesem Abend
f
weiter zu reisen. Jn der dunklen
Nacht wollte ich nicht reisen, des Gol
des wegen Jch nahm daher das An
erbieten des Wirthes, mir einenStroh
sack zum Schlafen zu geben, an—er
hatte nichts weiter, und ein Schuft ist,
der mehr giebt, als er hat«
Gerade vor dem Abendessen trafen
noch zwei Reisende ein, denen auch
Stroh-sinke für die Nacht zugesagt
wurden. Sie waren damit zufrieden
und waren ziemlich esprächig· Aber
eins fiel mir bald aus, ich hörte, wie
sie den Wirth nach mir und meinem
Geschäfte augfragten. Was für ein
Interesse hatte das fiir sie? Auch
machte es mich stutzig, daß der eine
von ihnen, als ich nach dem Abend
effen mit meinen Satteltafchen das
Zimmer verließ, zu mir sagte: »Sie
sind ja sehr ängstlich mit ihren Sat
teltaschen —— Sie haben wohl ein-en
reichen Fund in der Mine gemacht?«
Jch gab eine ausweichende Antwort
und sah, wie der Halbindianer mir
ein Zeichen mit den Augen gab. Jch
wartete draußen auf ihn und er sagte
zu mir: ,,Haben Sie die Beiden be
obachtet, die auf Pferden angekommen
sind?«
Jch nictte bejahend, und er fuhr
fort: »Der eine schlechter Mann, hat
»die Posttutsche beraubt und ist im
Zuchthaus gewesen. Jetzt wieder frei
——- kommt zurück vom Zuchthaus.«
Also ein Posttutschenräuber -—-das s
trar ja recht nett. Der Halbindianer ’
sagte noch, daß er den Mann sofort :
erkannt habe —— derselbe glaube, daß
Niemand ihn kenne Er, der Halb
indianer, habe dem Wirth gesagt, wag
er wisse.
Jch dankte dem Jndianer mit einem «
guten Geldgeschenk und beschloß, auf
der Hut zu sein. Als ich in meine
Dachtammer ging, rückte ich das Bett »
vor die Thür, schloß das Fenster fest
von unten nd hielt mich nun fiir
sicher. Jsch s lief endlich ein, erwachte s
aber um Mitternacht von einem Ge
räusch nnd fühlte, wie meinBett lang
sam geschoben wurde. Also die Kerle
waren richtig hinter meinem Geldel
her-site hatten die Thiir geöffnet
nnd schoben mit derselben das Bett.
Die Nacht war duntel —-- dennoch
konnte ich sehen, wie die Thür sich
weiter öffnete-, und als sie fo weit of
fen war, daß ich meinte, jetzt könne
ein Mann hereinommen, packte ich
meinen Revolver, der neben mir lag,
end schrie: »Halt, oder iaj schieße!«
Ich hörte nur, wie ein Kerl herein
srirang und schoß nach der Richtung
hin. Ein Schrei, dann eilige Flucht i
—-— ich hörte, wie die Burschen hinun
ter-sprangen und dann auf den Pfer
den, die fie offenbar vorher bereitete
siellt hatten, sortgaloppirten. Offen
bar hatten sie Alles vorbereitet gehabt,
um mich zu berauben und dann zu
entkommen
Im Hause herrschte naturnch große s
Aufregung, doch die Räuber waren
fort, nnd schließlich wurde es wieder i
ruhig Am nächsten Moran sah man ·
eine blutige Spur, doch dieselbe wurde
nicht weiter verfolgt: mein Schuß
hatt-e offenbar den Einen getroffen,
aber nicht schlimm.
Jch glaubte, daß mein Abenteuer
damit zu Ende sei, und reiste am
nächsten Morgen weiter. Stunden
lana ritt ich durch wilde Gegenden«
mlltanische Felsen, die sich wie Fest- l
ringswerte aufthiirntten, Alles uml
mich her lag in tiefster Stille. Da
auf einmal hörte ich einen Knall,
nie-In Pferd bäumte auf nnd brach zu
faininem und von einem Felsblock her
hörte ich den Ruf: »Wir haben ihn!«
s-— Jch erkannte dieStimme des Man
nes, der mich am Abend vorher nach
meiner Satteltasche befragt hatte.
Mein Pferd war so unglücklich ge
stürzt, daß ich mit dein re« n Bein
unter ihm lag und mich nich Frei ma
chen konnte. Jch griff schne nach
nietner Pistole, —- meine Situation
war im höchsten Grade kritisch. Die
beiden Kerle sprangen auf mich zu.
Jch seuerte meinen Revolver ab und
traf den einen in die Hand, o daß er
sein Gewehr fallen ließ. it einem
Fluch sprangen sie zurück und suchten
Deckung hinter den Felsen. Jn die-.
sein Augenblick machte mein Pferd,
welches sich in Todestriimpfen wand,
eine plötzliche Wenduna, ehe es veren
dete. Dadurch wurde mein Bein
frei, und nun faßte ich Hof nung.———
»Wir wollen doch sehen, ob hr mein
Geld betommt,« murmelte ich vor
mich hin.
Jch sprang nach dem nächsten Fels
block, nur wenige Schritte von dem
Platz entfernt, wo ich gelegen hatte,
und stellte mich hinter denselben. Aber
ich konnte von dort aus meine Gegner
nicht sehen, so sprang ich ein paar
Schritte weiter hinter einen anderen
größeren Felsen, und hier kletterte ich
ein paar Fuß hinauf. Sie sahen mich
end schossen; ihre Kugeln pfiffen an
mir vorbei und die eine traf eine kleine
Tanne und brach dieselbe um. Sie fiel
gerade vor mir nieder, und durch ihre
Aeste hindurch sah ich jetzt meine Geg
ner, welche ein paarSchritte näh-erge
tommen waren. Ich schoß auf den
einen, traf ihn und er ließ sein Ge
wehr fallen. Jn diesem Moment sah
ich »den anderen und schoß —- er stürzte
und war offenbar todt. Der andere
sprang wieder auf und packte sein Ge
wehr von Neuem, aber ein guter
Schuß lzerschmetterte ihm den Arm,
fo daß er das Gewehr wieder fallen
ließ. Trotzdem sprang er aus mich
los-, er hatte ein mächtiges Bowie
niesser in der noch unperletzten Hand.
Ich wollte wieder schießen, aber der
Revolver versagt-e — ich hatte alle
Kugeln verschossen und der andere
Revolver war in der Satiseltasche an
dem todten Pferde. So ließ ich denn
oen Burschen herankommen, und in
dem Moment, als er eben mit seinem
Messer mir einen Stoß ersetzen wollte,
schlug ich ihn mit meinem Revolver
nieder. Jch packte sein Gewehr und
wollte ihm damit den Rest geben, aber
er erqab sich und bat mich, ihn nicht
zu tödten. So sprang ich denn nach
dim Pferde und holte meinen Revol
der und nun ließ ich den Räuber —
der andere war wirklich todt —- vor
mir hermarschiren, bis wir nach der
nächsten Ansiedelung kamen. Dort
nahm der Friedensrichter ihn in Ge
wahrsam.
Die Sache wurde sofort untersucht,
ieb wurde von jeder Schuld und Ver
antwortung freigesprochen, der Todte
wurde begraben und ein paar Wochen
später wurde sein Gefährte zu langen
Jahren Zuchthsaus verurtheilt. —
Das war mein Abenteuer mit Räu
kern in der Sierra!«
lCaL Demokrat.)
-«.-—-—
»Premicr Diamonv Mitte-«
Die Geschichte der »Premier Dia
mond Minina Coinvanh«, in deren
Gruben jüngst der Riesendiamant aes
funden wurde, ist recht interessant. Die
Farm von JJIUO Acres bei Pretoria
gehörte ursprünglich einem Biiren Na
mens Joachim Prinsloo, der einen
Kauspreis von 5()0,000 Mark dafür
aus-setzte Man glaubte, das Land
wäre diainantenhaltig, aber die Rand
magnaten wollten das Geld dafiir nicht
hergeben. Nach dem Ende des Buren
krieges im Jahre 1902 kaufte T. A.
Cullinan, der jetzt Vorsitzender der
Gesellschaft ist, dasLand für 1,100,000
Mart. Jm Dezember desselben Jahres
wurde die Gesellschaft niit einem Ka
pital von 1,600,00() begründet und
Antheilscheine von 20 Mark ausgege
ben. Erst 1903 begann man mit dem
Schürer. und bald wurde die blaue
vultanische Tuffschicht, in der die
Diamanten liegen, die größte in der
Welt, gefunden. Darauf wurden 8000
weitere Vliiiheilscheine auf den Markt
gebracht, die 1,485,000 Mart brach
ten. Jetzt sind die Antheilscheine in
solche von 5 Mark getheilt worden,
die 250 Procent jährlich geben: das
ursprüngliche Kapital von 1,600,(n)()
Mart hat jetzt einen Werth von
144,0()(i,()00 Mark.
-
Wer kein Geld hat, braucht
uichtzu essen.
Ein ieszt fast vergessener deutscher
Schriftsteller, der Leipziger Friedrich
Rochlitz lgeb. 1769, gest. 1842)», der
sich aber durch sein Eintreten sur den
Genius Beethovens große Verdienste
erworben hat, erzählte einmal von
einer Beaeanung mit dem großen
Komponisten in Wien die folgende Ge
schichte- Sie fand in einem Wirths
hause statt, wo Beethoven gleich nach
seinem Eintritt eine Flasche Wein be
stellte und sofort mit der in höhsnischem
Ton abgeaelsenen Bemerkung bezahlte:
»Heute hah’ ich wieder einmal Geld.«
Rochlitz siel der Sarlasmns in diesen
Worten ebenso sehr anf, wie die ver
legene Miene, mit welcher der Kellner
davon schlich, und auf seine Frage,
was Beethoven mit dem Kellner habe,
erfuhr er das Folgende: Der Meister
hatte dieses Wirthghiaus schon seit
Jahren besucht und sein-e Zeche stets
redlich bezahlt. Eines Tages aber«
fehlte es thn an Geldwes handelte
sich um 46.Kreuzer -—— und als es
nach dem Essen an’s Zahlen karn, bat
er um Kredit. Der Kellner, der ihn
so lange kannte, behandelte ihn zwar
nicht gerade als »Zechvreller«, er
schrieb ihm aber doch (Beethoven war
damals schon taub) auf die Rückseite
der Speisekarte die folgenden Worte:
»Wer kein Gelh hat« braucht nicht zu
essen. Wenn Sie morgen nicht zahlen
gibt’s nichts mehr.« ,,Seitdem,«
schloß der Meister seine Erzählung,
»Lüge« ich den Kerl und zahle alles
baar, tvas ich bestelle.«
—
l Ein munter Fleck.
A. (im Gasthause zu B.): »Warum
ist denn der Wirth jeht nicht mehr so
freundlich gegen Sie, wie früher?«
B.: »Ja, wissen Sie, den hab’ ich
neulich beleidigt-A
A.: ,,Beleidigt, lvieso denn?«
B.: »Ich wollte ihm voriges Jahr
zu Ostern als kleine Aufmerksamkeit
eine hübsche Ansichtslarte mit Oster
Hasen schicken. Weil aber im Laden
eine solche mit Hasen nicht mehr zu
haben war, habe ich ihm eine mit
Katzen geschickt —- und das hat er als
eine boshaste Anspielung aufgefaßt.«
Eine echte Xautippr.
Frau: »Heute kannst Du ein Glas
Bier in der Krone trinken, hörst Du?
Jch werd’s morgen bezahlen, wenn ich
vorbeikomme.«
Bescheiden.
»Wie, Herr Leutnant, per Automo
bil? Haben gewiß eine starke Tour
hinter sich?«
«Nich’ von Belang, Herr Baron.
Als Anfänger nur ’n bißchen Kilome
ter jenascht!«
Altbewälirt.
J »Hier; lieber Freund —— stelle ich
Dir meinen Oberbuchhalter vor — ein
altbewährter, treuer Mitarbeiter-, der
bei mir schon sieben Konkurse mitge
macht hat!«
Nicht so einfach.
,, . . . . Diese Räthin ist eine entsetz
liche Plaudertaschei Man kommt rein
nicht zu Wortl«
»Nun, in einem solchen Falle be
schränkt man sich eben daraus, einfach
»ja« und »nein« zu sagen.«
»Ja, wenn man nur dazu täm’!«
Schlechte Aus-rede.
»Aber, Herr Jnspettor, das ist nun
schon der sechste Hase, a dem Sie
heute vorbeigeschossen habe !«
»Macht nichts, Herr Förster —
heut’ ist mein Geburtstag, und da will
ich nur vergnügte Gesichter um mich
sehen!«
Deplaeirtcs Sprichwort
» . ...Sie wollen nicht tanzen,
meine Gnädige?!...So eine hübsche
Frau wie Sie?«
»O bitt-e, schmeichelnSie nicht, Herr
Doktor —- ich war einmal schön!«
»Jawohl, meine Gnädige —- aber:
»eine schöne Schüssel giebt schöne
Scherben!«
Jm Schrecken.
»Da sieh’, Weibchen, was iiir einen
Prachthasen ich Dir geschossen hab’!«
»Was, Du wagst es, mir eine so
alte, noch dazu zaundiirre Kreatur
mitzubringen!...Da hört sich doch
alles auf!«
»Sei nur ruhig lieb-?- Weiberl, —
ich dars ihn ja umtauschen!«
Einnmangem
»Warum hast Du denn eine solche
Wuth auf Deinen Mann?«
»Ach, denk« Dir: Als ich heute Vor
mittag weaen eines neuen Hutes in
Ohnmacht fiel, hat der Unmensch rasch
den Stuhl weagezoaen, so das-, ich, um
nicht ans der Rolle zu fallen, eine
Viertelstunde lang auf dem hartem
Fußboden liegen mußte.«
Vorschlag zur Güte. «
»Herr Baron schulden mir jetzt 30,
000 Mark und sag-en selbst, daß Sie
nicht zahlen können! (Zeiat eine Pho
tographie.) Diese Dame sollten Sie
heirathen —-— die besitzt das Doppeltc!«
Nee, mein Lieber! Wissen Sie was:
heirathen Sie das alte Möbel, und
zahlen Sie mir die Differenz heraus-l«
Auch ein Trost.
Tot-rist the-im Dorskarbier): »Ist
Jhr Rasirmesser sehr schars?«
Barbier: »Ach nein; Sie brauchen
keine Angst zu haben, es ist ganz
stumpf!«
seinderlogit
»Warum unten-hältst Du Dich nie
mit Dein-en Alterggenossen Fritz —
hasi Du denn gar keinen Freund?«
»O ja, Mania, einen hab’ ich —
aber den hasse ich.«
Treffendc Austedr.
Richter: »Warum stahlen Sie
außer dein Geld auch noch Kleidungs
stiicke?«
Angeklagier: »Meine Frau sagt im
mer: August, Geld allein macht nich
glücklich!«
Aus der Kinde-titulie
Mntter: »Weshalb meinst Du denn.
Trudchen?«
Trudchen (schlnchzend): »Wir spie-—
len Doktor und Patienten Und da hat
der Fritz Nachbars Grete Malzbon
bons verschrieben und mir Leber
thran.«
Schnieitlieltmst. .
Professor: »Haden Sie meine Et
klärung verstanden, TräuleinV
Fräulein: »O vollkommen, Herr
Professor!«
Professor: »Na, also, ich hatte sie in
auch so zurecht gelegt, daß sie dec
Dümmste begreifen mußte.«
Unter Freunden.
A. (zu B.): Was machst Du deu
fiir ein trauriges Gesicht?
B.: Meine Wirthin schimpft den
ganzen Tag, weil ich ihr Geld schuld-·
A.: Ja, mein lieber Freund, M
mußt Du Die gefallen lassen, das M
eben die Zinsen.