Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 25, 1904, Zweiter Theil, Image 16

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    Va- goidene Zeimlter.
Jst-n Mich, Ess» lebt mitten darin.
—- Groses Mmschen tnii Edito
nen. —- Die Riesen - Beamten
vale. —- Eise freundliche Einla
dung an den herr- Rednlieur.
Misier Ediieri
Ich möcht Jhne nämlich inweite.
Mistet Ediiet, Mich in diese Täg ernol
in Meinem Haus ze besuche. Blos for
Fon. Nämlich es is der Müh werth,
es ze sehe Un ze hötn un —- ze schwelle.
Stinke thut’s
nämlich auge
blicklich in Un
fetm Haus« wie
eme Affekaschte.
Werklich. Sie
solle Zimme, Mi
ster Editeri Un
ansieht thuts —
wie die General
pkob for e neues
träsiges Jnsän
Aseilum, Alles
dorchenannek, so
daß mer teen
Schritt thun
kann, mitaus
üwwer wag ze
stolpetn, oder uff
e Stück Sapolio
oder Seif oder so
was ze trete un
dadorch hinzefalle un zwische all des
dorch schreit un schimpft un schännt
die Alti, als waan sie die weitewegs
östliche Kriegg-Kräni hätt, wo auch
thaifächlich äktschuelli e Fäkt ig.
Nämlich, mer hawwe Haugkliening.
Sie denke of course, Sie wüßte, was
des is.
Dann sein Sie so gut un losse Sie
sich nun ssDir fan- dakt Sie es nii
wisse, bilohs Hauslliening lwie es
annere Leit hawwe) un Hauslliening
(wie die Alti es diesmal thut) des is
en großer Unnerschied. Die Altimacht
nämlich desmol (wie mer in der
Sportlängwätsch fegt) e Stiepel
tschäs s Hauskliening mit Doppel
hiindiciip - Hinnernisse un sämmt
liche Extra-Schilane.
Es werd nit nor for Reinlichkeits
zwecke in jedem Zimmer e große
Schweinerei mit Seifewasser un Bär
lie gemacht, es werd ait nor gelloppt
un gebärst un gefegt un geschruppt,
daß jeder Mensch. wo within vun eme
Block vun Unserm haus limmt, sei
Cloths voll Staub un Seifetvasser
speiset kriegt, sonnern es werd aach
zur Erhöhung der Gemüthlichleit ge
paintet un dergold't.
Sämmtliche Fußböde wern gewin
tet un lles, was im Haus is, un ver
gold·t. Die Atti hot for diesen Pfar
poß de bronzirte Goldwährungstruit
aucgelaufl un en Cornet in Band-nä
lsxtriikt gestattet. Es schmellt näm
lich im ganze Haus, als wann e Ba
nahnii - Von-le for e Milljen Piepels
Jnhiibitiints angemacht wern cRöt.
Die Alti vergoldet nit oiellei blos
Piltscher-Friims, Stühlbeiner, Näh
maschineriider, Schadlade - Handels,
Piltschermoldings, Zimmerthurschlös
fer, Doornabs un so Sache, sonnern
sie vergreift sich an de unglaublichste
Gegesliind un Gefäß.
Well, Jch thät da ja nix drum gew
loe. Wann awtoer die Alti. was sie
gethan hot — un des is aach lee Lüg
—- hergeht, un Mei lheure Mör
fchoinm - Peip mit ihrer oerslixte Ba
nahnii - Stänlerei vergold’t, dann is
des der Point, wo Jch die Lein dran-.
Die Alti kann, wie sie es ältschelli ge
than hot (Sie liinne sich deroo bei
Weg nun Augefchein iitvwerzeuge)
meinztoege de Kücheherd un de Gäs
stov vergolde, answer sie soll Mir Mei
Siggarnspise in Ruh losse. Des kann
Ich verlange, kann Jch nit?
Uetvwerhaupt, Mister Ediler, es is
e schrecklicher Zustand, wann e Mann
in der fortwährende Angst lewe muß,
grad wie selwiger lateinischer oder
griechischer Deigones oder Mydas
(oder war des der Dämolles mit dem
vergoldete Schwert?), daß Alles, was
ser angreist, goldig is, un er in Kon
sequenz derdo immer goldige Fianer
sprde bot. Ich hen leßte Nacht ge
träumt, die Alti hätt Mei Stovepeip
un Mei Piitent Ledderschuh ver
ld’t, un Jch hätt mit eme goldene
et un goldene Stirnel zu eine Fju
nerell gehn müsse.
DOOW geb Jch ist Ukt heim- ist
ers bin demgknze Tag hier beim
m-——--..—.-- Itzt-It- osx k
DIUUUYIKL Osuiyuuth tusqu Jus- qu
Angfi, die Atti thut Mir funfcht Mei
Weste- an hosetnöpp un Gott weeß
was sunscht noch mit ihrem treuzweis
verrückte Banahniischmell vergolde·
ane des Nämliche wünschend
Mit Rigatds
Zorns
Jo n Nitsch Esa.
Wisse Sie Jemand, Mister Güter«
wo e schönes, neu vergoldeies aufrich
ti s Peiäno gegen siwwezehn Kiste
sein-ei ze exchange willing wär?
Mit fo eme Mann könnt Zch e -
schäft mache. D. . Esa.
Beweise Sie nit, ze Lalle, so lang
wie des hauskliening noch dauert
Einige Zeit will thun. Es is Maschi,
ob Sie Vormittags oder Nachmittags
tinmr. Sie sein immer ichut, Mich
uit daheim zu treffe. muß bei
ser. . R. Esq.
SM
MIUEU »Das können Sie
sit streic. iH habe is den zehn Jah
res-. ich assis- Geschisi hat-, km
i- m Fig sb- vk Ohms
—- «Ra, und manchem Kun
e ais-«
W
sie rette starr-. ·
Um die Mitte des vorigen Jahr
hunderts trieb ein Bandit, Don Ja
zinto Gan-ex in den nördlichen Pto
vinzen Mexttos sein Unwesen, bis
schließlich Militär gegen ihn ausge
sandt wurde. Eine Alstlietlunäl unter
dem Befehl des Leutnants lsonso·
Heerera traf mit der Bande zusammen l
und es entstand ein heftiges Gefecht.
Don - zinto mit seinen Genossen
siegte. iejenigen Soldaten, welche
nicht im Kampfe gefallen waren, be
fragte er höflich, ob sie sich nun seiner
Bande als Mitglieder anschließen woll
ten, oder ob sie es vorzögen, erschossen
zu werden. Alle zogen unter solchen
llmständen oas erstere vor, was man
ihnen ja auch gerade nicht verdenlen
konnte.
Danach wandte Gomez sich an den
Leutnant: »Nun, Dno Alfonso, wie ist
es mit Jhneni Wollen Sie auch zu
uns gehören?«
»Nein,« versetzte Herreta.
»Jhre Weigerung macht mich un
tröstlich, denn dann muß ich zu mei
nem größten Bedauern Sie erschießen
lassen.'·
»Wie es Ihnen beliebt.«
»So hätte man es ja unfehlbar auch
mit mir gemacht, wenn ich von Ihnen
besiegt worden wäre, nicht wahr?«
»Das ist wohl möglich,« versetzte
der Leutnant. »Aber selbst wenn ich
in die bedauerliche Nothwendiqleit »ar
rathen wäre, Sie erschießen lassen zu
müssen, dann hätte ich doch, merilani
scher Höflichkeit gemäß, zuvor noch
eine Frage an Sie gerichtet.«
..Welche?«
»Ob Sie vielleicht einen letzten
Wunsch auf Erden hätten«
»Ich danke für den Wint, den ich
selbstverständlich beachte, indem ich
Sie zu fragen mir erlaube: Haben Sie
noch einen letzten Wunsch?«
»O ja! Jch habe nämlich in meinem
Etui noch eine Cigarre—eine lange
dicke Panatela —die möchte ich gern
noch tauchen bevor ich sterbe.«
«Dieser Wunsch, den ich verstehe,
denn ich bin selbst ein leidenschaftlicher
Rauchen sei Ihnen gewährt.«
»Ich dante verbindlichst für Jbre
Güte.«
Danach zündete Don Herrera seine
Cigarre an und tauchte in tleinen
langsamen Zügen sehr gelassen, indem
er dachte: «3eit gewonnen, alles ge
wonnen!'« Waren doch noch mehrere
Abtheilungen auf der Suche.
Als er nach zwei Stunden noch nicht
fertig geworden war, schien Gomez
ungeduldig zu werden. »Macht etwas
schneller, on Alsonso!" rief er.
»Geduld, Don nginto" erwiderte
der Leutnant. «Stören Sie mir nicht
den letzten Genuß. Jch habe Jhr
Wortl«
Plöhlich ertönten Schüsse und wil
des Geschrei. »Demonio. was bedeu
tet das?« rief der Bandit
«Es wird Kapitän Gonzales mit
seinen Soldaten sein.« sagte Herrera
ruhig. »Jeyt werden Sie bald Jhre
letzte Cigarre auf Erden rauchen, Don
Jazinto.«
So verhielt es sich wirklich. Fünf
Minuten nachher mußte die Gomez’
sche Bande, da Widerstand ganz aus
sichtslos schien, sich der Uebermacht er
geben- Die Soldaten, welche vorhin,
um das Leben zu retten, so bereitwil
lig Räuber geworden waren, wurden
nun ebenso rasch und bereitwillig wie
der brave Soldaten.
Der Leutnant aber reichte gelassen
das noch glimniende Endchen seiner
Cigarre dem qefangenen Gonrez, damit
dieser sich seine letzte daran anziinde.
Die retuuche sue-e sons.
Es gab wohl selten eine Frau, die
mehr auf peinlichste Sauberteit achtete,
als George Sand; ihre Reinlichteits
liebe «ng oft bis zur Manie. Sie
bätte ge lang im Eisenbahnwagen
l siyen können, ohne daß die Harmonie J
Zins-O q«II-ås- gis-II son- ZII «p-;-«I-n
............... ,.....,«.... »
gestört worden wäre. Jhre Toiletten
zeigten Geringschätzung für die gerade
herrschende Mode, eine Vorliebe sür
lebhaste Farben; dazu lam eine Freude
an weiten saltenreichen Gewändern.
die ihr das Aussehen einer Patrizierin
aus der Zeit des Augustus gaben.
Natürlich sah sie auch daraus, daß
ihre Gäste stets tadellos gekleidet wa
ren. Ein amiisantes Erlebniß hatte
sie einmal mit dem Krititer Gustave
Manche, dessen Unsauberteit sprich
wörtlich war. Sie hatte Planche zum
Essen eingeladen, aber er kam mit so
schmutzi en Händen, daß sie ihn höf
lich erfuchte, ein Bad zu nehmen.
Nach einiger Zeit tani Planche frisch
und neugestärtt zurück, aber seine
Hände waren noch schwieriger als zu
vor. Als George Sand ihn spöttisch
sragte, wie das möglich wäre, erwi
derte er naiv: »Ich habe in der Bade
wanne die ganze Zeit die Zeitun
lesen und hatte die Hände nicht reit«
—
Eis mistes situ.
Krausu «hören Sie, Schutze-, in
aller Eile — was haben Sie neulich
heeni tranken Hunde gegeben?« —
chnlzu «Terpentinöl.« — grause:
«Dante, Adjö!« — Krause (drei Tage
später): »Na, Schulze, Sie haben mir
aber einen guten Rath gegeben wegen
meines tranken hundeö!« — Schulze:
»Diese-P —- Krausc »Na, er ist an
dem Terpentänjil gestorben.«——— Schul
ze: »O, der meinige auch!«
heissem-m
Danssram »Nicht nur meine Toch
ter spielt Klavier, auch ich spiele sehr
sieißign und meine Mutter ebenfalls. «
El- «Also gleichsam — erblich
W
Am prächl’gen Rhein.
Siizze von Adolf hölleri
Jn tiefen, reinen Farben blouien
driiben die Nebenhiigel des Rheing,
und goldener Sonnen chein webtiiber
Strom und Berg, ald und Feld
seinen Duft und Schimmer.
Roland-Beet steht im Feierstoate, die
Gärten prangen in grünen, rothen und
goldenen Farben.
Dicht am Ufer des Flusses steht ein
zierliches « schen, ganz in Wein
eingespon en; aus einem Schilde über
der Thür sieht man ein riesiges Wein
glas, das von Nebenranlen umgeben
ist, aus denen volle, schwere Trauben
quellen.
Es ist Nachmittag. Jn dem Häus
chen wird oben ein Fenster geöffnet
und in seinem Rahmen erscheint ein
hübscher Frauenlopf.
Die junge Dame läßt ihren Blicl
csndächtig nnd trunlen über die son
nige Landschast schweifen, die ich in
voller Oerbstprachi vor ihren licken
ausbreiten
Gesättigt von der schönen Aussicht
zieht»sre sich nach einer Weile zurück.
und gleich daraus ertönt das Lied
»Das alles beut der prächt’ge Rhein
An seinem Rebenstrand,
Und spiegelt recht im hellsten Schein
Das anze Vaterland.
Das Fromme, treue Vaterland
an seiner vollen Pracht,
’1t)—·t Hilft nnd Vieh-Hi ishr-all
Norn lieben Gott bedacht«.
Die Stimme war von wunderbarer
Klan schönheit. Bolltönend und doch
nicht u start, ruhte ihr Zauber in der
herzbetvegenden Kraft eines süßen,
schmelzenden Klanges, in der kindli
chen Unschuld und Wärme des Aug
drucks.
Rückwärts in dein kleinen Gärtchen
saßen zwei herren, jeder für sich in
einer Laube.
Der eine war tlein und alt, hatte
schneeweißes haar und glattrasirtes
Gesicht, aus dem zwei geistreiche Au:
gen leuchteten. Er trug einen groben,
langen, altmodischen Rock, ungestärl
ten, breiten hemdtrageu, plumpe
Beinlleider und derbe Schuhe.
Der andere Gast war jung. von
hohem, schlanlen Wachse, hatte hell
llrndes Haar, und aus seinem offenen
schönen Gesichte blickten ein paar blaue
Augen gar treuherzig in die Welt.
Mit Staunen hörten die beiden das
schöne Lied.
Der junge Mann war ausgestanden
und ging in das haus zum Wirth.
»Wer ist dieDarne, die eben so schön
san ?« fragte er.
» ch darf den Namen nicht nennen,««
erwiderte der Wirth, »die Dame hates
mir untersagt. Aber es muß eine vorn
Theater sein, denn ich sah in einein
essenen Kosser einen silbernen nnd
goldenen Lorbeertranz.«
»Kann ich sie nicht sehen? Geht sie
nicht aus?«
»Sie wird in Einer halben Stunde
draußen im Garten Kasiee trinken-«
»An welchem Fisches-«
IfAus dem ich gerade sür sie decken
la" e.«
»Bringen Sie rnir die beste und
älteste Flasche Wein, die Sie irn Kel
ler haben, den schönsten Römer. den
Sie besidm und gestatten Sie, daf! ich
von den schönen Blumen Jhreg Gar
tens einige psliicke.«
Der Austrag wurde ausgestibrt und
ter junge Mann siillte den perlenden
Wein in das Ahn-etwas legte den
selbstgepsliiclten Blumenstrauß davo
nnd schrieb mit Kreide aus den grünen
Tisch: »Erner König-n des Gesanges.«
Bald darauf erschien die schöne
Sängerin Der Wirth geleitete sie an
ten Tisch, aus dem der mit suntelndeir
Weine gefüllte Polal stand. Die junge
Dame that sehr erstaunt und erfreut,
iachte und äußerte den Wunsch, den
Spender kennen zu lernen.
Der junge here hörte es. Er ver
ließ sogleich die Laube und trat aut«
die Dame zu, sich vor ihr mit Anstand
Lerneigeno.
»Wie liebenswürdig und aufmerk
sum von anen,« sprach sie erröthend
»Die llrine Ausmertiamteit ist recht
primitiv ausgesallen·« lachte der
sreundliche Geben »Sie müssen aber
den Willen für-'s Wert nehmen. Ich
habe jedenfalls einen Stern erster
Größe vor mir. Wüaden Sie wohl
die Güte haben, meine Gniidige, mir
Ihren Namen zu sagen?«
»Der ist gleichgültig.«
»Nicht doch, er interessirt mich.«
»Nicht eher, bis Sie mir auch Jhren
Namen nennen.«
»Mein Name hat hier wenig zu be
deuten. Jch bin tein Künstler weder
Sänger, noch ————-——
»Das thut nichts.«
»Noch, s———-—
»So will ich nachgeben. Mein Name
ist h Lind.«
—-—---—
»Sie können mir wohl den Namen
des Dichten von dem Liede sagen, da
ich sang? Ich sand das Notendlatt
oben in meinem Stäbchen aus einem
kleinen Spinett. Die Roten sind
s.l- ,rieben, und ich suchte nach Dich r
und Komponisten vergebens. «
»Gewiß kann ich das. Ei ist
Jn diesem Augenblicke näherte sich
den beiden eine aebiielte Gretsengekertt
Es tonr der alte here in der Laube,
Träne-Ue tnit angesehen und gehört
»Verzeiht-i- « Brach er zur Sünge -
»der Dichter des Liedes, das so
FchCn und begeistert von Ihren Lippen
klang, und dasich zu einer Zeit
! .—.l.l W....l....ll-l..—ll.l LQ W
schrien eile Deutschland schwer mit
dem Erdieind zu ringen hatte, bin ich.
Jch heiße Ernst Moritz Arndt -——«
Jeht war die Verwunderung und
das Erstaunen bei der Dame und dern
jungen Herrn.
«--«—-—- Und,« fuhr der greiie
Dichter sort, »ich will Jhnen auch
sagen, wer dieser Herr hier ist. Er
nennt sich: Königliche Hoheit Prinz
Friedrich Wilhelm von Preußen. Gott
segne ihn nnd feine Liebe zum Deut
schen Vaterlande, Gott segne seine
Waffen und führe ihn, wenn es zu
liiinpferr qilt, dein Siege entgegen, Juni
Rhein, über’n Rhein ———————-«
Op
Die rufslsche Flotte-auf Schlimm
Jtn Winter des Jahres 1721 wollte
Peter der Große den Einwohnern der
Stadt Moskau, welche bis dahin nie
mals große Seeschifse gesehen hatten,
die Ansicht einer Flotte verschaffen.
um ihnen zu verdeutlichen, daß Nuß
land den erreichten Frieden, das Aus
blühen des Handels und die Erweite
rung seiner Grenzen vorzüglich der
neuen Marine zu verdanken habe. Zu
diesem Zwecke veranstaltete er die in
der russischen Geschichte bekannte große
Schlittenfahrt. Sie wurde auf sol
gende Weise vollzogen: »Sechzig
Schlitten, theils von ungeheurem Um
fang, theil von gewöhnlicher Größe,l
durch Belleidung und aufgestellte·
Masten mit Tauwerl, Segeln und
Flaggen in die Form der Schiffe ge
zwungen, bildeten die Flotte, von der
größten Fregatte an bis herab zum
kleinsten Boot. An der Spitze das
Schiff des Banhus, das ein Hofnarr
in Bärenhaut vermummt führte und
welches von sechs Bären gezogen
wurde. Dann folgte das Schiff der
Musiker, von sechs Schweinen gezogen.
Ein Boot, welches einen Mann in
asiatischem Gewand trug, mit sechzehn
vorgespannten großen Hunden. Sechs
Schiffe mit Popen, gleichfalls durch
Hunde fortgebracht. Ein großes
Schiff, das eine Masse als Patriarch
der griechischen Kirche führte; Pferde
zogen es. Auf dem folgenden« durch
zwei Bären beförderten Schiffe befand
sich eine Maske als Kaiser mit der
rufsischen Krone und den Emblemen
des russischen Reiches, Neptun mit
dem DreizaC dessen muschelfiirmiges
Schiff zwei Tritonen schleiften. Eine
große Fregatte, 82 Kanonen worun
ter jedoch nur 8 metallene waren)
führend, dem wirklichen, dreimastigen
Schiff vollkommen ähnlich und durch
Flagaen und Wimpel verziert, woragf
sich der Kaiser selbst im Gewan e
eines Schissshauptmanns befand.
Sechszehn Pferde leuchten, den Kolofz
schleppend, voraus. Eine Fregatte,
woran 24 kleine Boote befestigt waren,
worin sich Mitglieder aller unter raffi
scher herrschaft stehenden Völker in
ihren Nationallostiimen befanden.
Von einend großen, ganz vergoldeten
Schiff mit Spiegelglasfenstern sah die
Kaiserin, zur friesifchen Bäuerin ver
wandelt, herab. Auf den Schiffen,
welche den Zug schlossen, fuhren der
Fürst Menzitoff mit seiner Gemahlin,
Familie und beider Gefolge; der Her
zog von Holstein mit zwei als Holstei
ner verlleideten Individuen, der Ad
miral Apraxim der Chan der Mol
dau, uantnerr, in orientalischerPrachr.
die sämmtlichen Minister und Perso
nen aus allen europäifchen Nationen
So ging der Zug dahin durch die von
Zuschauern vollen Straßen der Stadt.
Datums-am- trn Orte-m
Die Beschaffung gutenTrintwassers
ist in den meisten Gegenden außerhalb
der Gebirge eine so wichtige und
schwierige Aufaabe, daß an ihrer Lö
sung bis auf die Gegenwart auch der
Aberglaude immer hat mitarbeiten
müssen. Die vielgenannte Wünschel
ruthe verdantt ihre Ehren vielleicht
noch mehr ihrer fagenhasten Fähigkeit,
oen Ort von Quellen anzugeben, als
ihrer vermeintlichen Macht zurn Nach-—
tveig von Erzlagern Noch heute ver
dienen bekanntlich manche Leute schwe
rks Geld damit, daß sie vermöge einer
mystischen Begabung verborgene Quel
len auffinden. Die Raturvöller haben
manche richtige Beobachtung mit Hin
sicht auf die Vertheilung des Wasser-Z
im Erdboden ernacht. Jnr Orient, wo
die Wasserver orgung im allgemeinen
noch schwieriger ist als bei unt-, wissen
die Landleute sehr wohl, daß. das
Wasser in Thalern und in der Nähe
von Flußbeeten gesucht werden mnsz.·
Außerdem erkennen sie die Nähe von
Wasser am Vorhandensein von Pflan
n, die nur auf feuchtem Boden wach
en· Das isi aber alles verhält
nismäßig leicht; sch rig wird die
Sache erst dann, wenn Wasser in Ge
tieten beschafft werden soll, wo die
Oberfläche des Bodens sehr trocken ist.
In der Moldau haben die Eingebore
nen fiir diesen Fall einen merkwürdi
gen Brauch, der etwas an die biblische
rzählung von Gideon erinnert. Ein
uon Gras und Steinen befreitec Stück
tej Bodens wird mit einein Schafer
bedeckt, in dessen Mitte ein hühnerei
gelegt wird. Das Experiment muß am
Abend eines trockenen, windstillen
Tages vorgenommen werden. Jst das
Ei und die Wolle des Fells thaufeucht,
so muß sich Wasser in der Nähe finden
ZE- nur die Wolle feucht, so liegt das
sser ziemlich tief irn Boden. Der
römische Schriftsteller Bitruvius be
schreibt Librigenkbereiti ein ähnliches
Verfahren rnit Wolle und einem Me
tallgefiiß, die in ein ZFusz tiefes Erd
loch gelegt werden. - -
N
W
Its- stssrdporete is life-fu«
Aus London wird berichtet: »Das
feedrte Publikum wird höflichst er
ucht, nicht zu applaudiren, denn sonst
tdnnten die Löwen unruhig werden
und die Spieler auffressen.« Diese
Mittbeilung wurde titrzlich den Be
suchern der «Dudley Empire Music
hall« gemacht. Es hatten nämlich
zwei sehr beliebte Kricketspieler, Be
sitzer einer großen Brauerei, W. E. C.
Hutchings und J. I. Jackson beschlos
sen, eine Partie Billard in einem Ld
wenliisig zu spielen. Das Spiel fand
auf einem zu diesem Zwecke«bergestell
ten tleinen Tische statt, und dieser wur
de nun mitten unter die Löwen der
Mine. Ella gestellt, die allabendlich in
dem Variete vorgefiihrt werden« Die
Erregung war groß, als die beiden
Männer in den Käfig traten, und sie
steigerte sich onch, als die Thiere dumpf
und furchtbar zu brüllen anfingen. Als
das Spiel einige Minuten gedauert
hatte, vergaß das Publikum die Mah
nung, nicht zu applaudiren und der
entstehende Lärm brachte einen Löwen
in Wuth, so daß er aufstund und in
bedrohlicher Weise um den Tisch und
die Spieler herumging. Die glühen
den Augen des Thieres waren wü
thend auf die Eindringlinge gerichtet.
.--L k- --c·-·l--t:-c. --k-c«;-- It-- Ost
UOIU IU sbsussslq Obst-Ist LII Its- b Sust
dasz Angstrufe durch den Raum gellten
und mehrere Frauen in Ohnmacht fie
len. Nur unter großen Schwierigkei
ten vermochten ihn die Wärter mit Ei
senstangen fortzutreiben. Während die
ser Szene blieben die Billiardspieler
selbst höchst ruhig und kattbtiitig. Hut
chins schmauchte während der ganzen
Zeit eine Pfeife. Schließlich endete das
Spiel mit einem Gewinn fiir Jackson
und das Publikum athmete erleichtert
auf, als die beiden aus dern Käfig mit
heiler Haut herauskamen.
Ohre pentssnetdoth
Der große Componist Verdi hatte
sich einmal in einen kleinen Badeort
zurückgezogen. Als ihm dort einer
seiner Freunde einen Besuch abstattete,
war er höchst erstaunt, den großen
Musiker in einem kleinen Zimmerchen
hausen zu sehen, das ihm zugleich als
Salon, als Eßzimmer und als Schlaf
gemacht diente. Er verhehlte Verdi
nicht, wie überrascht er darüber wäre,
aber Verdi faßte ihn ruhig an der
hand und führte ihn« ohne ein Wort
zu sagen, durch mehrere benachbarte
Zimmer, die von Drehorgeln aller Ar
ten und aller Größen ganz iiberfiillt
waren. Nicht weniger als 95 dieser
edlen Instrumente standen herum!
,, ls ich hier ankam«, sagte jeht der
aestro zu seinem Freunde, um ihm
den seltsamen Anblick zu erklären,
»spielten alle Drehorgeln aus dem
Orte unter meinen Fenstern stunden
lang Stiicke aus dem »Troubadour«,
aus »Rigoletto« und aus einer Menge
Opern, die ich in jeder Note auswen
dig kann. Schließlich wußte ich mir
nicht anders zu helfen, als indem ich
alle diese Marterinstrumente ihren
Befchern abmiethete. Das kostet mich
allerdings die Kleinigkeit von 1500
Lite; aber dafür tann ich fest wenig
stens des Murgens ruhig schlafen ...... «
HOH
Berti-Met.
Köchin: »Ewig will man halt auch
nicht dienen, gnä’ Frau-— Frau Ritt
rneistet: »Ja, das verstehe ich, Lene;
fest halten Sie nur noch einige Jahre
bei uns aus, inzwischen finden Sie
vielleicht einen Bräutigam, wenn nicht
werde ich meinen Mann veranlassen,
daß et einen aus der Schwadron da
zu lomanditt!«
W
w mich-.
Schiller- .Euekchucvigm kk nip-,
fetten ich habe meine Menge chichte zki
DCUst . vergessen?« —- Professor
»Bei-gessen? a, sind Sie denn schon
ein Peofessoks
nun-wartete Inn-oft I
Miethetx »Denten Sie sich, mein
Sohn ist diese Nacht die Treppe hin
unter gefallen. —- Hauiwirth: »Ja,
was hat Jhr Sohn denn des Nachts
auf der Treppe zu suchen!« ,
VIII-tin
Junger Vertheidiger: »Als ich mei
ne Rede beendet hatte, bemerkte ich, s«
daß die Gefchtvorenen weinten.« —- H
Alter Advotat: »Ja, das thun sie im
mer, wenn tie sehen, ß einer feinen
Beruf verfehlt l)at.« j
Auch ein Sport.
Miethsberr (ein Sportfex, in der
Unterhaltung tnit einem eben eingezo
genen Garconiz »So huldigen Sie
gar seinen Sport?« ——— Garcom »O, Ä
doch!« — Miethshern »Darf ich fra- d
gen, tvelchem?« —-—— Garcont »Ich blei- ·s
be Jedermann die Miethe fchuidig.«
Beim Heirath-permitted
Perrarygvermrtklen »Wenn Sie
sich vielleicht mit heirathögedanken
tragen, junger herr ich habe momen
tan reiche Auswahl an jungen hüb
schen Mädchen.« — Herr: »Reiche
Auswahl sagen Sie! Wieviel hat
denn die Reichste?'«
Betten-lüfte Widmuns.
Junger Musiker (welcher kürzlich
feinem Professor eine Komposition
von zweifelhaftem Werthe gewidmet
hat): -,·,,Nun here Profes· or wie hat
JhiZen mein »Lied ohne Worte« gefal
len "
Professor: ,,Aufrichtig gestanden
es geht mir wie Ihrem Liede, ich bini
auch ,,ohne Worte«. "
Höhe-thust
Dichter: »Endlich auf dem Gipfel
meiner Kunfti Endlich ein Gedicht
gemacht, das ich felbft nicht verstehe!«
cOttmiMich.
»Sie gehen selten aus, meine Gnii
dige?«
Dame: »Selten. Jch habe vier
Töchter; wie leicht könnte ein Mann
in’s haus kommen und um eine an- s
halten!«
Immer Fachmann. »
Herr: »Ich habe gestern wieder
dreihundert Mark aufgenommen gegen
Wechsel, zahlbar in drei Monaten.«
Photograph: »Alfo eine Zeitauf
nahme?«
steter
»An dieser Stelle bielteft Du um
meine Hand on, Eduardx den Plah
sollten wir eigentlich durch ein kleines
Denkmal schmücken.«
»Ja . . . ich lasse eine Trauerweide
hetpflanzen."
Nicht verbitt-lich
Mutterx »Sieh auf, FritziL hsr’
wie draußen die Vögel zwitschekn, und
Du steckst noch Immer in den Federn!«
Fritzi (gähnend): »Oach die, die
stecken ja auch noch drin!«
Ein wertvolles Etemplnr.
Sonntagsjägek senttüstet zur Kö
chin): »Was! den Oasen haben Sie
verbrennen lassen?. . . Unglücksang
wußten Sie denn nicht« daß ich drei
Jahre daran geschossen habe?«
Passe-Id- Rede-wart
»Der Weis-I ist ia ganz trüb-l Wie sammt denn dat? Wollen Sie mit I
fälliqft darüber keinen Wein einschenken?« ,
k