Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 25, 1904, Zweiter Theil, Image 12

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    ITWH - .
Do die Schatten reden.
Use Erzählung von Gu stav
Löffel.
» Die Felder waren abgeerntet. Der
"Vsld zeigte die satten Farben des
. Im Garten blüten· die
Das junge Mädchen im Erker ließ
Ue atbeitsmiiden hände sinken. Ein
Seufzer entrang sich ihrer Brust, der
Mehr sprach als Worte.
I, ei war ein wenig erfreulicher,
fa trostloser Ausblick bier vorn Fen
Rr bei Gutsbauses, das sie —- die ei
- nen mitleidig, die anderm spöttisch —
das «Herrenhaus« nannten. Wohl
an die hundert Jahre drückten auf fei
nen Giebel.
Aus Fachwerk und Backfteinen er
baut, stand es windschsief am Ende des
großen, verödeten Gutsbofes, und
wenn der Evbeu nicht mitleidig über
große Theile desselben feinen immer
gginen Mantel gebreitet b·itte, iviiide
Verfall auch nach außen bin viel
mehr hervorgetreten sein. Seiilich
schmiegte ein kleines. verwildertes
Gärtchen sich an. Es fiibrte hinüber
zu einem maueriissiaen Backsteinbau,
der Brennerei. deren Werte länqkt tub
ten und deren Maschinerien vorn Rost
zerfressen waren. Scheuern und
Ställe, welche den Gutsbof einbegten.
waren nicht minder verfallen Und zeig
ten. daß sie wenig benutzt wurden. Um
das Bild zu vervollständiaem ragten
mät driibkn iiktpr den Viivfeln Voll cl
k ner Anhöhe die Ruinen einer Burg
empor. Es war eben alles beisammen
wasden Niedergang eines alten und
mächtigen Geschlechts so recht eindring
lich machte. Und was da draus-en die
Schatten redeten, das löste sich ans in
diesem Seufier von den jugendfrischen
Mädchenlippen.
»Armes Ding!« ließ sich da eine
wohltlingende Männerstimme theil
nahmsvoll aus der Tiefe des Zimmers
vernehmen.
Bernhard von Hellern war den Au
ges-der Schwester gefolgt. Seine Ge
en nahmen dieselbe Richtung
herbst, Oede, Vereinsamung um das
anfbliihensdeMädchenleben, das er gern
mit allem Glanz und allen Zerstreu
ungen der großen Gesellschaft umae
hen hätte, wenn er es nur gelonnt
hätte.
Diese woriarnie, oder bewegte kleine
Szene hatte noch eineseugin, die Grä
fin Hellern Sie saß mit dem Sohne
heimNachmittagskaffer.vdn dem sie sich
gerade eben erhoben hatte, um die ge
wohnte Handarbeit wieder aufzuneh
umr.
Jn die Unterhaltung war einePau
se gekommen. und sie laftete schwer
und drückend auf allen. Bernhard
Var auf einen kurzen Urlaub aus
seiner Garnison nach Hause gekom
men, und es waren wichtige Dinge,
die ihn dazu bestimmt hatten. Das
brachte erhöhte Anforderungen, die
sein vernachlässigtes und verschuldetes
cui nicht hergaben. Auch Gerda war
in dem Alter« wo ihre Einführung in
die Gesellschaft unumgänglich war,
wenn fn hier auf Heller-n nicht ganz
wd gar versauern und verdauern
sollte.
An diese Darleaung wieder anknü
dfend, sagte Bernhard nach kurzem
Sinnen zögernd und unsicher-, gleich
sam tastend:
»Ja, Mama —- ich sehe aus allem
nur einen Ausweg: urtaulfen.«
Das war das Wort, weches jetzt
schon lange Zeit vorher in der Luft
M hatte und welch-es Niemand zu
erst auszusprechen wagte. Klirrend
Hei der Löffel der Gröfin gegen die
asse, und auch auf Gerdas milden
Zügen prägte eine ängstliche Span
nung sieh aus.
· Berlaufen«, wiederholte die Grä
fiäusit Ieise vidkikeuvek Stimme, »das
vielhundertjährige Erbe Deiner Vor
fahren veräußerm es in fremde Hände
wie eine irgendwie und irgend
iss erworbene Tauschwaare für
HO- psg sxs gsxchsossschzp Pisist
Isn IUU Iluclcc 7YULHI cl!(lulUlc, lllll
weisern Sinn verrmltet, vermehrt und
in tausend Stürmen erhalten norden
bis aus den heutigen Tag! Bernhard,
kannst Du des? Kannst Du diese Ver
antwortung auf Dich laden, ohne
Dein Gewissen zu beschweren?«
Bernhard schoß bei diesen ernster
Vorhattungen der Mutter das Blut
ins Gesicht, und auch über Gerdas blei
F Wangen huschie eine flüchtig
Ithr.
»Wenn nmn mich dazu drängt,«
brachte er stotternd hervor. Und bei
fuhr er fort: »Mich trifft teini
ld. Bettausent Es ist das, was
; der Vater längst hätte thun sollen, als
das beruntergewirthschaftete Gut non
s- einen Geld-werd hatte. heut —«
- »Es ist sein Verdienst daß er da
nicht gethan hatt« fiel sie ihm flam
inend in die Rede.
Bernhards Adern ·rollte da
Blut der heitern-T Er stand zor
nig ans und stieß seinen Stuhl Zurürt
»Bei allem schuldigen Respekt, Ma
Ina- ei ist fein Verdienst daß irir d
gesteinigt sind, wo wir sind.«
Sie richtete sich starr ant, eine tödt
BAUER gnsdern allezeit liebe-volle
Mk Getda warf ihre Arbeit bi«
Mk eiite besorgt ans sie zu.
- , ei ist eine grausam Wahr
, er in trefer Erbitterun
-. H , »daß die Sünden der »Bitte- heim
sacht werden an ihren Amt-ernt«
« Or Beste hinaus unbestimmt
L - den hinter ihm ertönenden Weh
It. Oh, er hatte mehr Grund, an
7 HHTZM IFW W
. . ne Inn-e m
sit-shoul- ssr M einrei
L UND-W If
W
Entdelsrungem die er stillschweigend
mit ohnmiichtigem Saht-et nirschem
iider sich hatte ergehen lassen. Er lieb
te des Kontos Rock, und er trug ihn
mit demselben berechtigen Stolze wie
irgend einer seines altadelioen Ge
schlechts, aber die ewig nicht Fusan-gen
den Mittel triibten ihm alle Freuden
des Soldatenledens und warfen tiefe
Schatten auf seine so früh und so
streng gezügelte Jugend. »Der arme
Hellern!" war nicht das Wort, aber
der Gedanke seiner sämmtlichen, besser
situirien Kameraden. Was wußte sei
ne Mutter von dem langjährigen Mars
tyrium. das er auf sich aenommen
Und schweigend ertragen hatte, um sei
nes Namens willen! Ihm, seinen nn
reifen Jahren hatte der Vater in fei
ger Flucht die fclgenschwere Entschei
ung zugeschoben, die er selbst durch
sein prunkendes Stadtleben herbeige
führt hatte. während Hellern vertam
und von ungetreuen Berwaltern in
Grund und Boden gewirtdschastet
wurde. Darum sein Hunger leidele
ben im glänzenden Waffenrock und
seine erblübte Schwester eingeengt in
diesen bäuerlichen Pslichteniteis. N.tn,
einmal mußte die Last von Jahren
herunter vom Herzen, einmal mußte
es gesagt sein, und wenn er sich selbst
und der Mutter-, die er über alles
liebte und hoch verehrte, damit eine
nie vernarbende Wunde schlug! Sein
Herz blutete bei dem Gedanken an sie,
aber er hatte ihrem Vorwurf nicht an
ders begegnen tonnen
mIlion solchen Gedanken erfüllt jagte
- -—L
CILHWLU Mal Ul( ULUUI IIIUGISSXII
oder mit Stopvcln bedeckten Felder.
Er hatte sein Pferd selbst aus dem
Stalle gezogen. Aus Hellern gab es
leine mäßigen Hände, und seinen Bur
schen hatte er in der Garniion zurück
gelassen. Er brauchte teinen Zeugen
seiner ländlichen Armuth. Immer
weiter jagte er querfeldein, unbeküm
mert um das Ziel, dem er zusteuertr.
»Mutter!«
Gerda sagte es bittend und liebevoll.
Die Gräsin war bleich undirastlos
aus ten Stuhl uriielgesunlen das
Haupt aus der Brust. Gerda lniete
an ihrer Seite und suchte ihre kalten
Hände mit den eigenen zu erwärmen.
Es war ein verlorenes Liebesmiihem
Die alte Dame achtete ihrer nicht.
Jhre Augen blickten starr zu Boden.
»Ja, die Schatten reden,« sagte sie
mit tonloser Stimme. »Sie sliistern,
sie mahnen, sie schreien mich an, und sie
werden nicht schweigen, bis ich ihnen
Antwort gegeben und alles gesagt und
eingestanden babe.« Jn ihrem Gesicht
war eine Leere, als wenn sie nicht
wisse. daß und was sie spreche.
»Mutter! Muttet!« ries Gerda in
schmerzlich besorgtem Tone.
Die aber wehrte sie ab und machte
ihre Hände frei. Sie stand auf.
»Laß ntich!« sagte sie sinster, sast
streng. »Ich will allein sein. Spä
ter —- später sollt Jhr alles wissen.«
Mit diesesn seltsamen Hinweis ver
ließ sie das Zimmer, in welchem Ger
da allein in qualvoller Spannung zu
rückblieb.
Die Sonne sandte ihre lehten
Strahlen zum Burgberg hinaus. Mit
gleißendem Golde nmgliinzte sie Felder
und Wälder. Nur zwe! duntle Punk
te waren in dem sarbenschönen Licht
bilde: die altersgvauen Rainer-, hier
oben, gegen die Wallensteins Truppen
im dreißigjährigen Kriege vergebens
angestiirmt hatten, und weit dort hin
ten in der Ebene der im eigenen
Schatten stehende Gebäudetomplex,
Gutshos und Hurenhaus Schatten
hüben und drüben. Dort in der wo
genden Lichtgluth und hier über den
leise rauschenden Waldtvipseln Räum
lich so weit getrennt,-gehörten sie doch
zusammen. Ja, es war, als wenn
eine umsichtbare Brücke sich baue von
dem hohen Burgthor, · über welchem
das oerwitterte Wappen der bellekns
in Stein gerneiszelt war, bis hinüber
zu der niedrigen Holzthiir des versal
lenen Herrenhauses. Hier waren sie
jeingeritteiz mit wallendezn Helmhtzsch
Uhr-«- uIsIu z
«I I II c
cm ver Spitze Des wanmlurrerwru
Trosses, und dort gingen sie langsam
ein und aus mit sorgenvoll aeneigter
Stirn. Sie harten sich bücken ge
lernt.
So dachte Bernhard von Hellerm
als er hier oben auf mooåbewachsenen
Steinen laß und seinen Blick hinweg
aleiten ließ über die lichtdurchwobene
- Ebene. heimathserdel Heuleer
ihm das noch, heute war er noch der
Hellern aus Hellern. Und moraeni
Sein Blut hatte sich til-gekühlt Sin
nend war er den Wald bindurchaerit
ten, seinen Bronnen die Zügel lassend.
Der hatte ihn hier herausgetragen
Ein Zufall Jeht grasle er friedlich
zwischen den zerdröckelten Mauern.
die einst wiedergeballt hatten von Was
senlörrn und Becherllana. Vorbei
das Leben hier oben in blitzende-n Har
nischen und vorbei das sorgenvolle
Stillleben dort unten hinter der-Enden
roand. Die Mutter wollte in den Bet
raus nicht willigen. Ja, aab es denn
noch einen anderen Ausweg siir ihr
und siir sie?
Aus einmal hob er den Kopf.
»Ja, so.« sagte er laut. wie var
seinen eigenen Gedanken überrascht.
Er stand auf. Die Sonne war un
tergeaan en. Ein Flamrnenmeer wog
te über immel und Erde, aus wel
chem der Gutöhos wie eine schwarze
lichtlose Insel emporeagtr.
»Zum le ten Mal,« sprach er be
wegt. nnd ein Blick ging lanasarn is
die Rande. Er winkte me grüßend II
den verwitterten sur pen empor
Dann wars er sich au seinen here-ge
Masse-, Inydu sähe-sendet
Lea-net m reti it Thale
sbes M Serda due sende
MIPM tin-OF
—- -.-.x-..-..- —.- --.-.
sit-u mitk- hekeimm. sum Aug-u
sei ten die Spuren von heimlich ver
go enen Threinem
rnbard eilte mit ausgestreckten
Dänden aus see zu:
»Liebe Mutter, verzeih' mir meine
heftigen Worte von vorhin! Jch weiß
ja, daß Du an alledem schuldlos bist
und wir, wenn es nach Dir gegangen
wäre, fest nicht in diesem Elend mä
ren.«
Auch Getda war hinzugetreten und
hatte sie liebevoll umfaßt.
»Ach, meine Kinder « sprach die
Gräsin bewegt, »wie Fern möchte ich
mein Bild in solcher Reinbeit in Eu
rer Seele weiter leben lassen bis ans
Ende. Jch lann es nicht. Jch darf es
nicht, nachdem Du, Bernhard, in Ge
qenwart Deiner Schwester. jene
furchtbare Anklage ertnden hast gegen
Deinen verstorbenen »a!er.«
»Ein Wort im Unmutb gesprochen,
Mutter,« suchte sich Bernhard zu ent
schuldigen.
»Und doch der Ausdruck Deines in
netften Empfindens.« Er erhob ab
wehrend die hand. Sie griff nach ihr
und driickte sie nieder. »O, ich weiß,
was Du in all’ diesen Jahren entbebrt
und erduldet hast, und mein Herz hat
mit Dir gelitten und um Dich geweint,
aber ich konnte nicht ahnen, das; Deine
nur natürliche Berbiiterunq sich zum
haß verdichten könnte, zum Haß ge
gen den Mann, dem Du alles ver
Fianth nur nicht Deinen —- unseren
ucn.·«
«,,Wie, Mutter-" fragte Bernhard
mit ungläubigem Staunen. »Ich
harte doch -—'«
»Du hörtest! Ach, was weiß die
Welt, die nach dem Scheine urtherlt!
Man hat Dich falsch berichtet. Jch
war die Schuldiae!«
Das llang wie ein Anfschrei aus
tiefster Seelennoih, und doch hatte die
se Selbstantlage fiir die liebenden
Kinderherzen leine Beweiskraft Ger
da dachte dasselbe, was ihr Bruder er
regt in Worte faßte:
»Nein, Mutter, nein,« rief er. »Du
willst Dich opfern. um Deinen Kin
dern das Andenken des Vaters zu
retten! Laß es genug an dem sein! Du
wirst solche bitteren Worte nicht mehr
von mit hören.«
»Das glaube ich wohl,« entgegnete
die Gräfinrniteinem liebevollen Blick
auf den Sohn, »aber es würde dochein
Stachel in Deiner Seele zurückbleiben,
und diese Gedanken könnten wiederkeh
ren, wenn ich einst nicht mehr bin.
Und darum, liebe Kinder, muß ich,
auf die Gefahr hin, mein Bild in
Euren Herzen zu trüben, bekennen, wie
es der Wahrheit gemäß: Euren Vater
trifft keine Schuld, nur mich, nur
mich allein.«
Bernhard seufzte verwirrt drein.
»Ich bitt’ dich, liebe Mutter,' flehte
Gerda, «daß’ doch die bösen Schatten
ruh’n!«
Die Gräfin schüttelte leise, aber
energifch den Kopf.
«Sie sind da, hier, überall, und sie
werden reden und klagen und anlla,
gen, wenn ich sie nicht zum Schweigen
bringe.«
Eine peinvolle Pause entstand.
»Ihr habt mich iieh,« nahm die
Mutter von Neuem das Wort, »und
Jhr werdet mich auch lieb behalten,
wenn ich Euch gestehe, daß ich es war«
mein unseliger Bang zum Wohlleben,
der Wunsch. in der Gesellschaft zu
glänzen, welche das edle Vorhaben
Eures Vaters zu nichte machte, als
einfacher Landedelmann auf seinem
Gute zu leben und zu wirthschaften,
aus der Armee auszuscheiden und mit
dem Vermögen, welches ich ihm zu
brachte, hellerm welches er in defola
tem Zustande übernommen hatte, mit
Kraft und Umsicht wieder zu einem
ertragsfähigen Gute zu machen. Er
hat es gewollt, und er würde es auch
gelonnt haben, wenn ich mich mit der
bescheidenen Rolle der Gutsherrin be
Jgniigt haben wurde-» Seine Ver
I--s--a
s
nunftgtunde erlagen seiner uoergrokzea
Liebe zu mir· Er gab meinem Drän
gen, meinen Bitten und Thronen nach,
und einmal in der großen Stadt, ein
mal in jenes Leben voller Saus und
Braus, welches Euch heut noch so be
gehrenswerth scheint, hineingerissen,
gab es dann iein Zurück mehr. Nä
heres erspart mir. Nicht er, der edle,
felbstlofe, zielbewußte Mensch, ich war
Euer, unser aller Rain, und darum
meine Angst, helletn gänzlich zu ver
lieren, es von uns in fremde Hände
übergehen zu fehen —- durch mich!«
Gerda schmiegte tosend das Haupt
der Mutter, die nur noch Thränen
hatte für eine und spät fich rächende
Schuld.
»Liebe Mutter,« brach Bernhard
das Schweigen, »ich war heut da oben«
na, Du weißt schon wo, und da war ei
die sinkende Sonne, die mir den Weg
wies, den ich vergebens suchte, den
Weg nach Westen, in ein fremdes, fer
nes Land. Meinen Abschied wollte ich
nehmen. Euch hier lassen und drüben·
: wo schon so ungezählte Tausende et
gefunden, das Gl ck suchen, das unl
- hier nicht zu bliihen schien. Deine Er
- zählung hat mich anderen Sinnes ge
- macht. Ich werde meinen Abschiei
nehmen, ja, wie mein Vater es gewollt
und was ihoi zu vollbringen nicht ver
gönnt gewesen, ich will es versuchen
heller-n wieder emporzuwirlhfchaften
von Eurer Liebe und Beihilfe gestüh
nnd ermuntert. Und wenn wie unt
bescheiden, dann denk ich, wird ei
fehon Ihr-· So endlich wird des Ia
krs unsch. erfiillt und der Deine
Futter nnd Wßm iß es End
sit hi· i
W
.
Er streckte beiden vertrauend die«
Vände hin. Gerda schlug tapfer ein,
und dann hielt er die leise weinende
Frau umfangen.
»Bnnhard, mein Sohn, Gott segne
Dich fiir diesen Deinen Entschluß! Er
wird dem Todten Ruhe und uns allen
Glück bringen!« l
John Mills nnd sein ,pardner';
·Wahre Geschichte aus Californiens
Goldgriiber- Tagen von Rusus. ;
i
Schon lange wohnte Mills, derj
«;’srospettor, in seiner einsamen Kabine ;
am Rocky Canhon, aber keiner von sei- ;
nen Nachbarn, d. h. den anderen Gold
k.räbern, welche im Umkreise von 20
Meilen ihre Kabinen hatten, wußte
etwas Näheres von ihm. Er war eines
Tages gekommen und hatte sich hier
niedergelassen ein ha ter, stiller
Mann von etwa vierzig hren. Mit
Nie-naan svrach er, von« Niemanden-.
iorderte er Hilfe oder Rath, und Nie
mandcm ertheilte er feinen Rath oder
feine Hikse ———tein Wunder, daf: sich
Hiließlich Niemand um ihn benim
:"erte.
Mills hatte ein gutes Auge siir
..Leads« und hatte schon mehrmals
tilainiski bclcgt, auf denen et ein wenig
fand, die cr aver immer bald wieder
verkauft hatte, sobald sich ein Käuser
Tafiit sand, denn sie waren ihm nicht
unt genug. Endlich sand er einen
claim, der ihm vielversprechend er
inien nnd da arbeitete er nun mital
i.- k-: ------- C-«50 Alb-- Osten-I
....... »W. .....,.. ..».. ».,...»
Ich wurde ei- ibm doch einsam und er
l«.--schlosz, sich nach einem »Pardner'·
umzuschauen, weniger deshalb, weil er
Oilse gebrauchte, als weil er gar so
einsam und Verlassen war.
Da hisrte er eines Tages eine-Stint
me, ein Mann, der oben am Berge
hand, rief hinab zu ihm: »Hallo, dars
ich hier hinunter kommen ?«
»Nein,'· antwortete Mills lalonisch,
,i«h komme hinausl«
Und als er sich nun hinaus arbeitete,
sah er einen jungen Burschen, mit
einem großen Filzhut ans dem Kopfe.
gesund und starl—es war der hüb
scheste Bursche, den Mills seit langer
Zeit gesehen hatte. — «Well.« sagte
er zu ihm, das war die ganze Be
grüßung.
»Ich heiße Rube Jackson,« saate der
Bursche, «und bin hier, um Arbeit zu
suchen.«
John Mills brannte sich die Meise,
die ihm beim Hinaustlettern ausge
gangen war, wieder an und sagte:
»Komm’ mit in meine Kabine, ich will
was zu essen suchen." Und dann fuhr
er satt: »Du bist wohl ein Prospet
Erz-der noch teinen «State« gesunden
t «
Der junge Bursche verstand ihn
nicht recht, aber er nickte Zustimmend
und ging mit Milli, welcher bemertte,
daß der eine Schuh des Ankömmlings
die Sohle sast verlor« so dasz sie bei
,edem Schritt austlappte. »Ich werde
sie nach dem Abendessen slicken;« sagte
er turz.
»Aber wie ist es mit der Arbeit?«
fragte der Jungesschiichterm denn das
interessirt-.- ihn ossenbar mehr als seine
uhe.
»O, das ist in Ordnung, du bist in;
Dienst genommen —- habe ich das nicht T
schon gesagi?« Und sie gingen weiter.l
Am Abend saßen sie zusammen in
ier Kabine und unterhielten sich —
daö heißt, Rube siihrte das Gespräch,
denn Mille slickte den zerrissenen
Schuh Und während der Le tere auf
der defetten Sohle herumtlopte und
eine Zwabe nach der anderen einschlag,
erzählte Ruhe ihm seine Geschichte. Er
war von Missouri gekommen. Als lein
Vater und seine Mutter starben, batte
er so gut wie nichts mehr in der Welt,
aber er liebte Sue, und deren Vater
Jssttk Geld er hatte mindestens strei
tausend Tollars aus Zinsen. Ader der
alte Campbeil wollte nichts von der
Liebschaft der jungen Leute wissen
und Sue — nun, sie wollte auch nicht-.
davon wissen. Aber Ruhe meinte.
daß sie ihn wohl nehmen würde, wenn
er nur reich wäre, und deshalb war er
noch deni Westen gegangen, denn reich
mußte er werden. Er zweiselte nicht
daran, daß Sue ihn liebte, er war ihr
nur zu arm.
Mills lachte dazu —- er hatte so seine
Gedanten, und die waren anders als
die Gedanlen Rube’s.
»Das muß ja ein seines Mädchen
sein,«' sagte er, »ich hasse, die Geschichte
ist nicht zu ernsthast. hat sie denn an
dich geschrieben-F
»Ich wollte, sie hätte. aber sie hat es
nicht gethan; seit ich hier bin, habe ich
teine Zeile bekommen. Aber so sind
die Mädchen. Sie will rnich nur prü
sen. Und wenn ich mit einem Sack voll
Gold heimtoinnie, dann nimmt sie
mich. Jch lenne die Frauenzimmer-«
Endlich tlopste Mills die letzte Zwi
elr in die Sohle und gab seinem Gast
. ten gestickten Schuh. Und so begann
rie Freundschast zwischen John Mille,
dem Trennt-, eine von jenen ernsthaf
ten Freunds-haften welche bis zum
Tode dauern nnd, wer weiß, ob nicht
vielleicht iibet den Tod hinaus in alle
Ewigkeit. -«
Von da an arbeiteten Mills und
Stube zusammen, und wenn sie Abends
in der Aal-Eine sahen nnd gegessen hat
ten, dann holte Mill- seine alte Geige
hervor nnd spielte Melodien daraus,
welche zwar nicht inrmer nielodiss wa
ren, die aber doch stets den gleichen
Misss von Seiten des Anditoriumc.
v. h. von Seiten UnbeI fanden nnd
dann erzählte Inbe. Das heißt, er
lM m sicht- slt von leiser Sue.
M sich nnd mä scheelen die seiden
.—-—
l O
in der Kabtne ein Ideal von einein
Mädchen, weiches Sne hieß, und von
seiner glänzenden utunst« welche koni
trnen sollte, sobal das «Milleninni«
den zu erwartenden reichen Ertrag ge
ben wiirdr. Denn «Millenium« hatten
sie ihre Miene getauft, ein geringerer
» Name war nicht glänzend genu dafiir
sgewesem Jn allen diesen Lu tschlös
ern sigurirten als die hauptpersonen
Zue, Rube und Mills, denn daßMillD
Frian bleiben müsse, stand bei Rube
e .
»Aber ich alter Bursche werde Euch
vielleicht nur im« Wege fein," wagte
Mills schüchtern einzuwenden. Aber
das erklärte Rube für eine Beleidi
gung, das war in seinen Augen eine
Jlrt von Verrath an der Freundschaft,
und so durfte Mills es nicht wieder
sagen.
Endlich kam die Zeit, wo alle Bor
arbeiten beendigt waren, das heißt die
Beiden hatten das Gestein, wo sie Gold
zu finden erwarteten, von allen Seiten
tief angebobrt und die Löcher mit Pul
ver gefüllt. Nun mußte es sich ent
scheiden, ob sie alle diese Monate um
ionst gearbeitet hatten, oder ob sie die
reiche Goldader fanden, die sie erhoff
:en. Ehe dieser Tag kam, hielt Milli
soigcnde Rede an Rube — es war die
längste Rede, die er in feinem ganzen
Leben gehalten hatte:
«Nnbe, »rein Junge, wir sind Pard
nrrg.. Verstehst du, was das heißt?
Ietzt muß es sich zeigen, ov wir Gold
sinds-en «d-- oh ,-·- uns f-«v--.lu-"s;w Ic.
s U- sie spa---V- I
Auf jeden Fall hast du deinen Lohn
rerdient und du sollst ihn haben. Aber
is würde nicht recht sein wenn i:h reich
würde und du nur deinen Tagelohn
verdienten-. Deswegen mache ich, John
Lliills, Prospettor, dicb hiermit zum
Theilhaber mit vollem halbenanterefse
an dem Milleniurn, für dich und deine
Erben oder Bevollmächtigten, siir im
mer und ewig. Amen! Das ist die
korrekte Form, Papiere sind dazu nicht
nothtvendig.«
Ruhe faßte Yeslls an der Hand.
,,Nein, Pariere sind nicht nöthig,John.
Dein Wort ist genug-ich dante dir
Du bist mir ein guter Freund gewe
sen, mir und Sue."
Beide waren glücklich-kein weite
res Wort wurde gesprochen. Alles
mar fettia, die Lunte wurde angezün
det und die beiden Männer zogen sich
zurück. »Ja fünf Minuten,'· sagte
Milli, »«verden wir zu den Kapitali
sten gehören«
»Wir und Sue,« verbesserte Rude·
»Ja, und Sue,'« stimmte der Senior
Partner der Firma bei ——— »du weißt,
sie ist eine von deinen Bevollmächtig
ten und Erben für ewige Zeiten, die
in dem Dolument genannt sind, wel
ches wir gemacht haben würden, wenn
wir lönnien.«
Mills ging nach der Kabine, aber
Rube blieb zurück. »Du solltest zum
Essen tommen,« sagteMills, »vor ei-·
ner Stunde werden wir doch nicht in
dem alten Loche arbeiten können-«
Rube schien folgen zu wollen, aber
er blieb zurück und Mills ging. Izn et
wa fünf Minuten hörte er die Explo
sion, es war, als ob der ganze Berg
in seinen Grundfesten erbebte. Aber
Mills fing ruhig an, das Essen zu be
reiten. die Geschichte eilte ihm nicht«
In zwanzig Minuten hatte er den-saf
7ce gekocht und den Speck gebraten und
tnusperig, nur Nube fehlte noch. »Ich
möchte doch wissen, wo der Junge
bleibt,« sagte Mills endlich —- »ich
mqu doch nachschauen und ihn rufen-"
«Rube, tornm' zum Essen!« rief er
laut aber nur das Echo antwortete
vom Canyom keine Antwort vontfiubr.
l Wieder rief Will-T leine Antwort tarn
Da wurde er Unruhig, er belam Angst.
Und-als er hin zur Stelle eilte, da
Lsg MUDC Zool Clll Dissens cc Will zu
nahe an die Stelle gegangen, wo die
Explosion stattfinden sollte, und ein
großes Fetsstüd hatte ihn genossen
Det nothwendig-e Jncsuest wurde ge
halten, das Begräbnis sand statt. Als
alle dann, welche daran theilgenommen
hatten, gegangen waren, saß Mills
allein am Grabe und weinte. »Ja
spät, zu spött« seuszte ek. »Wir sind
nun reich, Port-um du und ich, aber
es nüyt dir nichts meht.«
Am nächsten Tage reiste Mills ab;
sein erster Weg war nach der Stadt,
wo er mit einem Expetten in Gruben
Angelegenheiten verhandelte. Diesem
gab et die Probe von dem gesundenen
Erze; es war über alles Etwa-ten
:etchhaltig. »Die Grube ist zum Ver
taus,« sagte er, »Ihr könnt sie sitt
8200,000 haben.«
— Und dann ging et zu einein Abt-oth
ten und ließ ein Dotter-sent aussetzen,
in welchem et der Suan Campbell
von Missouri, ais MEkbin von Ruhe
Jackson, die hälste der Grube Mille
O« -.-..-«.-..-—- —
ntuen verschrieb. Der Advplat Taf-,
damit die aeseiliche Gittt g eit
trade, müsse Mausprets nennt und
LODCUÄwet . Und Mi s holte zehn
Oan s m der einen Hafentasehe und
steckte ffie in dx andeirtefdanåttt war
die eeyli orrna ii e .
LIEenige Ttunden s isten-Tel Milli
in einem Wagen au der senbahn
und reiste nach Missouri, Er hatte die
Adresse, er wußte, wo die Carus-dell
:r-ohnten. Als er dort ankam, uchte er
das haus aus-ein junges ädchen
ossnete ihm dei Thür.
»Ich komme vom Westen,« redete er
sie nn, »mein Name ist John AMICI
»Ich tenne einen jungen-Burschen,
tek ist auch nach dem Westen gegan
«;-sn,« gcintsswrtete das Mädchen,« ",,er
heißt ude Jackson.« ··
»Ja, den tenne ich,« sagte Mills,
,er ist mein Partner."
»Na, wie geht’s ihm denn?'« fuhr
das Mädchen fort. »Sie miissen wis
sen. er bildet sich ein. ich würde ihn
heirathen, aber ich habe nie daran Z(
dacht. Er ist ein guter Junge-a
ieirathent —- tein Gedanke-F
So schwatzte das Mädchen, lustiq
und fast spöttisch, und forderte den
Fremden aus, herein zu kommen, er
wolle wohl ihren Vater sprechen Aber
Mills hatte genug-er sah sosth wie
die Sachen standen. Und er suchte eine
possende Entschuldigung und sagte,er
komme vielleicht später und ging. An.
Nie-»He »k-- «(· su- m-«... .».J- c»...t
.............. »W. .. -.., »u-»
tam erzählte ihm Sue von dem lon
derbaren Fremden, der gekommen
war, um ihn zu sehen, und der sich
dann nicht wieder hatte sehen lassen.
Mills aber, als er wieder auf der
Straße war, zog ein Papier aus seiner
Brufttasche und zerriß es in tausend
Stückchen nnd streute diese in den
Wind. »Gott weiß,« sagte er, »daß ich
gegen meinen Partner ehrlich habe
handeln wollen—aber es scheint doch
so, daß er teine »Erben und Bevoll
giiichtigten für immer» hinterlassen
at.'·
Eine Woche später warMills wieder
in der Office desMinen-Erperten und
fragte ihn, oh er die Mine taufen wol
le. Dieser griff mit beiden Händen
zu —- die Papiere wurden ausgeftellt
und der Chect geschrieben und be hlt.
,Wo sind Sie denn so lanae gewe en?«'
fragte der Erbertr. »Ich hatte Sie
schon eher euvartct.«
»O. ich war nur auf einer kleinen
Etefchästsreise fiir meinen Partner.«
antwortete Muts-. Und er steette sein
Geld ein und ging.
—
Ein weibliche Wanken
An dem Gewölbe des neuen Gebäu
des für Gemeindezweae zu Christiania
tann man jetzt eine junge Dame eifrig
die Maurertelle schwingen sehen und
unter den zartenFrauenhänden thiirrnt
gez Siegel auf Ziegel zur Mauer auf
r fleißige Maurer trägt eine Art
Pagentracht: weite blaue Leinwand
beintleider, weiße Strümpfe, schwarze
Schuhe, eine weiße langärrnelige Ar
beitsjacke und einen breitrandigen
Strohhut. Die Dame will Architek
tin werden und zunächst praktisch ar
beiten. Sie arbeitet fest feit einem
Monat, doch tommt und geht sie nach
Belieben. Sieben Stunden hält fie es
rus. Auf die Frage was die männ
lichen Arbeiter zu ihrem weiblixn
Kameraden sagen, antwortete sie ie
sind die Liebenswiirdigteit selbst gegen
mich. Es ist schwer gewesen, von den
Arbeitgeber-n Erlaubniß u erhalten«
ich habe :s bei mehreren FJIaurermeis
stern versucht; sie fürchteten Unan
nehnilichteiten fin mich. Doch erhielt
iel« sei-lieblich hier Eintritt Ftm der
Stadt giebt es einen weiblichen Archi
telten, der sriiber viel Verdrießlichlei
ten gehabt hat, als er mit den Män
nern zusammen arbeiten wollte."
Uebrigens findet man in Süddeutsch
lanb zahlreiche weibliche Personen
beim Bauaetverbe als handlunget be
schäftigt, die es länger aushalten mäs
sen als nur sieben Stunden.
-
Intel
A.: »Was, Du willst ausziehen?
Ich denke, Du warst so zufrieden mit
Deiner Wohnung?« —- B.: »Ja stei
lich. Aber dente Dir, gleich unten an
der Treppe hat sich mein Schuster ein
gemietbet. Und die Stiefel, die ich
ihm schuldig bin, tnarren immer ge
rad· extra start, wenn ich bei der Thiir
vorbeigeb’.«
siebente Ists-Mut
Lehrer: «Wißt ihr, liebe Kin
der, tuas eine Auiobiographie ists«
Mädchen: »Die Beschreibung eines
Autotnobils.«
St lis.
»H« »aus zmh zu Umm . ..-«.»«."
«Kru56tü1ket1. Mic, siehest denn To nöt, das« c ich-) tun-ist«