Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 04, 1904, Zweiter Theil, Image 9

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    . M Dein Glück.
ag De sit Duhu zu Haus
Zie in Treu Kelch-IS
Nicht durch Unbedacht hinaus,
it es hoch wie einen Gast!
« arssi nicht schelten, mußt es fein
Voller Ehren halten lieh;
Böses Wort, auch noch so klein,
Manchen werthen Gast vertrieb.
Sich,’ es lacht in Freundlichkeit!
Freundlich gieb ten Gruß zur-irrt!
..Guten Morgen!« --—- »Alle Zeit
Guten Tag, mein junger- Glück!«
Jus Overlzeck
H rbst ohne Sommer-.
Novellette von Reinhold Ortsnanm
, Mit einein schweren Seufzer legte
Dr. Clemens ernenhofen die Feder
aus der Hand. Es ist mnfonf
wie er auch grübelt und ssnnt,« die
Arbeit will ihm heute nicht gedeihen;
die Ideen, die ihm ehedem in so ver
schwenderischer Fülle zuftrömtem daf;
er Milbe hatte. sich ihres Reichthntns
zu erwehren, sie stellten sich nicht ein.
Er sieht auf die Uhr und ist erstaunt
über die frühe Dunt:!heit.
»Wie rasch doch der Herbst aetoin
men itt!« denlt er. »Ach bin des
Sommers kaum aewahr geworden
Aber so schien mir«L— freilich noch in«
jedem Jahr.«
trr steht auf, um nali der Lampe
Zu tlinsxelm aber er läßt die ijnd
wieder sinken. Ihm armtt vor der
Einsamkeit des lanaIn Abend-L trine
lteiszc Sehnsucht treiat in feinem Her
Im auf, die Zsbnfucht ihr-il einen-.
lieh-n menschlicisen Wesen, US jetzt
in der Dämmerung an feiner Seite
saße. dessen Hand er in der seiniaen
hielte und snit dem er leise plauderte
von feinem Schaffen, seinen Plänen
Es ist sonderbar. daß er viele Jahre
lang nichts von solcher Sehnsucht eni
dsunken und das-. sie ietzt in inbrün
stig, so iikerrniichtia von inm Besitz er
areisr. Es ist ihm, als-·- liiitte er dac
ioag er sich da wünscht, noch one tur
Zer Zeit besessen. alg silhlte er noch
den warmen Druck der schlanke-n inei
chen Finger. die sich so heimlich in
seine-Hand zu stehlen wußten, als
hörte er noch den Klanq der siisien
Stimme die das Entzücken io vieler
Tausende gewesen
Aber das. alles ist ia in Wahrheit
lange her, es liegt hinter ihm wie ein
Traum. Im eFriihlina seines Lebens
war es, da er sich daran erfreuen
durfte. Und nun ist set-on der Herbst
gelomrnen, ohne daß er dss Gommers
so recht aewahr aeworden ivsire. Daß
er verloren hat, was ihm heute so he:
gedrensmrth erscheint. eg ivar seine
eigene Schuld, nnd er will es nicht
einml bereuen. Denn es- kannte wohl
nicht anders sein« Er hatte sein inn
ges Weit siir sich allein haben wollen
Sie sollte nichts als der schmiegsarne
Epheu sein« der sich in zärtlicher Um
schlingung um den Stamm der star
ken, schirnirnden Eicke ranlt. Und
sie hatte ihrenn eigenen Platz in der
Sonne keansdrucht. Das hxtten sein
Stolz und seine Einenliebe nicht gelit
ten. Er hatte sie eines Tages vor die
Wahl gestellt zwischen dem trauten,
ehelichen Häni und den-; schimmernden
Concertsaal. rwischen der somlich he
enden Liebe eines Mannes und den
rauschenden Huldigunqen der Menge.
Er hatte aehosst, daß sie sich fiir seine
Liebe entscheiden würde, alter er hatte
kein Wort der Bitte verschwendet, als
er sah, daß ihr Herz sick nach her an
deren Seite neiate. llnd nicht in
flammen-ern Zorn waren sie aus-ein
ankern-annual sondern kühl und ru
hin, nach der Meinung der Welt als
aute »wunde, die nicht ein: n Augen
blia an gesetzliche Scheidung dachten.
Hier und da im Laufe- der steit hatte
der Zufall sie zu ililchtiarr Benea
nung zufammeisaesiihrh und teines
hatte dem anderen ein Bedauern ver
werthen über den Entschluß dieser
Trennuna. Die geseterte Coneert
- sängerin schien siir das Verlorene rei
chrn Ersatz aesunden zu haben in der
Bewunderuna ter Welt und der
stattliche traitoolle Mann. dem leuch
tende Frauenaugen folgten, wo er
immer ging stand in dein Rufe seine
Dimequ »- von-II ones-v nt Ipnrsbsn
Ussussss -s---- .--s:-s- --- -»
Und nun sind volle fünf etfutkte ver
sangen, seitdem Clemens Jmnsen
hoer feine Gattin nicht meist zustehen
Weiter die Leere seiner vier Wände
nicht ertragen tann. riiitet er Sich-. aus
zugeben. Aus dein Spienet sptsant ihn
ein ernster-, miidek Mann entqenm
dessen getichtetes Haar sich on den
Schlier sitt-ern gefärbt hat.
»He-NR mtstmelt se mit einem
wehrtsiitkiscsen Its-ten der Mund-sinkt
»Wie ist doch der Sommer ein« Men
ichentebknz to tt-t;!«
Als er auf dik- Sttaie bimnstritL
Its-Löst ihm rauh tmtspi ungktxeedjq der
Lttolreeixussxt entoeaeth Weite Blintet
with-ein um ihn het, und sein Fuß
tritt aus wickelndes Laub
spLkn der Schnell-Z der Weinitnbr. tvo
ekisichtt dieien oker jenen seiner satte
nsnnten guten Freund-: antreffen
will-de, macht et nistet Kehrt Nein,
nur das nixtztk Nur tein lees«s Ge
tcktwsstz nnd keine ieichten Wirthe
baustoisix Sie tnijtden itnn das
Gefühl stinkt Einsamkeit nur nott«
ichsnetztickzek machen· Tier Zufall
führte ihn an dem ertructitetm Itoktat
des immedian Conmtkzwksgi vnk
über. nnd ohnesztt wissen. wag- ihn
drin-ten ermattet. tritt ek ein
Dai Tone-et hat schon begonnen:
aber der Kassmk ist noch in seinem
Vesäztage. und Jmmenhoten niqu
einen sogenptatz dicht an der Otche
fee-einem nehmen« da sanft alles ans
tiextanft ist. Ein Jüngling mit einer
YebrasKa
Staat-N Anzejger Und erold.
J. P. Wittdolph, Herausgehen Grund Island, Nebr» 4. Nov. 1904 Mweitek TheiU Jahrgang 25 No. l».
JLöivenmiihne setzt sich eben an den
Flügel, als er eintritt. Er spielt gut;
aber die Musik ivirtte auf Jinmenho
fen heute nicht als eine wohlthnende
Zerstreuunq. Selbst in der Einsam
keit feiner Behaufuna ist er lich nicht
fo allein vorgekommen wie hier in
mitten der vielen hunderte von
Menschen. —
Er blickt :iinher, nnd cr glaubt
wahrzunehmen, das; alle diese Him
derte dem Jiinalina mit der Löwen
iniilxne nnr sehr geringe Aufmerksam
teit fu«-Inten, dasz sie zerstreut nnd nn
ruhig sind wie Leute. die auf etwas
Anderes, Jntereffaiiteres warten.
Und während der turzen Pause, die
anf den Klaviervortma folgt. hörte
er seine llniacheeiia von riefen« Ande
ren spreche .. tfs ist non einer often
bar sehr berühmten nnr ljeliebten
liiiniile.in di: Rede die Amte inni
letztch Mal nuftreten, lich fi:r immer
vom Piilviiliim vkralsfchieden will.
Man bedauert ihren Entschluss. den
alle Welt fiir rerfriilit halt, iiisdinan
ift jedenfalls aefoiincin ihr issu Schei
den schwer :I.i machen. clet-dem Ini
ineiihofen hört isnr mit halbem Ohr
aiif das Gerede-, Plötzlich alter fährt
er Zusammen, rle ob Jemand ihm
einen Schlag versetzt hätte-. Denn
jetzt hart er von irarnd woher den Na
men, ren er inalrlich gilt aemta leimt
denn eO ist der Madcfrknnam feiner
Frau. Er ivill aiisfprinae:i, iim in
entfliehen. Aber es iit in Wit. Von
ftiirinifihent Beifall l-eoriis3t, schrei.
tet die Ziiisaerin lanasam higs an den
vorderen Rand der tsftrade vor.
staunt sechs-s Schritte ist fic« von dem
Platze ihres-l Mannes entfernt, nnd
eine nnniikerftehliche Liliactit iroinat
ihr-» fie isnveriisandt anzi«f-«t:eii. Es
lieai wie rin Hauch von Schwer
innth über ihrem Gesicht, und es find
ein trank iniike Linien den-in ds- nipirh
den seinen Fältrhen an den Auan
brauen verrathen, dan die Iaae der
Blüthe vornher find.
»Haken auch fiir dich schon die
Sturme des Herbstes bezsonnen?«
denkt Clemens Jmttienhofem Tiller
er denkt es mit innigem Bei-an rn,
mit einem Gefiihl lrebmiithiaen Mit
leids.
Elisabeth hat ihn trnhl nickt be
merkt, denn ihre Augen sind ftstrr ac
radeaus ae ichtet, nnd er weih, daß
sie von irer ilmaebuna überhaupt
nichts mehr sieht und hörst, tot-old sie
zu singen begonnen hat. Andsschtiger
und dir-gehender als heute alter hat fi
gesoifz noch niemals aesunaen Und
der enthusiastisctxe Beifall des But-li
lunss ist vollan verdient, wenn auch
ihre Stimme den holden Sckiinelz der
Jugend einaehiiss·t hat, und lrenn auch
hier und da nur noch die meisterliche
Kunst des Vortrages darjihrr hinweg
täuschen kann, daß es die Rette einsti
aer Herrlichkeit sind, die das- Ohr der
Hörer erfreuen.
Während sie wieder und Wieder auf
der Raume krick-einen mun, nni fikt
danlend zu dernciaen hort Clemens
Jmnienhofen hinter sich Jemand-n sa
gen:
,,Vielleirt«t hat sie arti-W ten richti
gen Zeitpunlt siir ihren Atsasina ge
wählt. Ihre Erscheinung mir ihr
Gesana must-en doch schon ein visit-en
herbstlich an.«
Es geht ihm loie ein Stich durchs
Zers. und lnährend er hie dahin teine
Hand qeriihst hat, fTinat er nun oth
lich an. tviithend zu adolnndireiu llnd
im nachsten Morlent trendet ihm die
Sängerin zum ersten Mal ihr Antlitz
zu. Ein kleines, mehr flhnierilites
als healiicltes Lächeln hulcht flüchtig
darüber hin. Und dann seht ne sich
zur freudigen Ueberraschuna des
Publikums an den Fliiaei. um zu
ihrer eisenen Wuleitunin aleichfasn als
Dank und als letzten Ahidiiedsarufs
ein aanz schlicht-D lleines stied zu
singen:
TO «-.,:k. :««« I...-.... -:..c«- hisJJo
»(-·c Qui-c ist unt-ist« stu» Juni-s
sie :·ottx·
Die Bitte ist labl, neun kur ernst ilir
« · Filcilx
Einst ging ich »in Zwei·n, ietzt neh« ich
allein,
Weh über den Herbst und die gis-im
Visite Zieh«
Atisisrnilnsk lauscht Das- Atrkitsrisin
der erqreisenden Mage. Keine-» aber
schneidet sie lo ties in die Seele wie
dem bleichen Manne vorn in der er
sten Lage, ter eine Thräne in seinen
Augen brennen fühlt. als es ibsn wie
in todestmnrigesn Brenners im dast
Ohr klingt:
»Die Welt iit so öv', lie war einst so
seiniiu
Jch nka einst so reich, ietzt bin islz voll
Noth
tkinlt ginq Ich zu Ztvei’n, ielt steif ich
allein H
Mein Lieb ist falsch. o wäre icli
' todt! —
Neue Beifalliltiirnte dmslilseauien
den Saal: van.1, da die Sängerin
endlich den Hervor-knien niisst mehr
Folge leistet, wird es allmählich still.
Der bleicke Here qelst langsam hin
ein-, als schleppe er eine schwere, un
sichtbare Kette hinter sich her. Das
Conrert ist noch nicht zu Ende, und
er ist der Einzige, der schon jetzt in
das Vestibül hinan-stritt Eine nn
angenehtne, seuchtkalte Lust schlägt
ihm von draußen entgegen, und pras
selnd tlatscht der Regen ges-en die
Scheiben der Glasthiiren Cr schiert
sich in den Herbststnrm hiniuezurvm
gen; da raschelt es neben ihm Von seis
dencn Frauengrwändern und eine
wohlbekannte, weich-: Sti:!«·..».e schlägt
an sein Ohr:
»Wenn du keinen Weinen hier hast,
Clemens, dars iet, dich vielleicht in dem
meinigen nach Haus bringen7 Du
kannst dich doch nicht diesem abscheuli
chen Wetter aussetzen«
Er hat hastig seinen but nezonen
sind stottert ein paar Worte, ki-: wohl
ein-entsin» eine dankend» Ablehnung
sein sollen. leer feine LI.·.;it-lnngen
sind nicht in Ueberei.istinnntsna mit
seinen Worten, denn In der nächsten
Minute ist er der schlanke-n Frauen
gestalt beim skinsteiqen behilflich unt
ein paar Setnnfen später siht er
wirklich net-sen ibr im Titus-ein itismm
nnd befangen wie ein Jiingli:«q, der
zum ersten Mal allein iit mit der Kö
iigin seines F«er,.;eng Elisabetlsistes,
die zuerst dass Schweigen bricht
»Ich freue mich, das-, ich Gelenenheit
findes, dir siir dkm Erscteinen bei mei
nem Abschicdgkonieri »in danien,« sagte
s» freundlich »Ich hatte niir’5 so ge
wünscht, aber ich wagte kaum darauf
zn hossen.«
tir fühlt, wie ihm das Blut in die
Wonnen steigt, denn er bat ja ihren
Dank nicht verdian Fiir eine ae
rannte WOile Vetnehsten sie beide
nicht-J weiter als due Prasseln des
vom Winke argen die «LQ-:2kie.!senster
ziepxitschten Regens. tsnnses beut
lieber aber fpiirt Clemens Jmirsenho
sen den wohlbekannten sei neu Duft
ds- Cs nur«-Jny nnd Ins n »s- -Zue·d
iebr ergiebt bat. Und mit einem Mal
übertotnmt ibn wieder das heiße, ins
briinjiise Sehnen wie vorhin. das
Verlanaen, eine warme weiche Hand
in der seinigen zu halten und ein zärt
lich anaeschmiegtes Köpfchen an feiner
Schulter zu fühlen. Ein Grauen ers
faßt ihn bei der Vorstelliina, daf-, nach
wenig Minuten der Waaen vor s
nein Hause halten und das: er mit
einen-· kalten Lebemohl von seinem
Weibe Abschied nehmen Wird, um sie
vielleicht niemals wiederzusehen
Denn den Stürmen des Herbsteö
solat der Winter nur allen schnellt
I
i
Er hat nicht den Muth. ein Wort zu
sprechen, nnd er erschrickt, als- seine
Finger die Berührung von etwas
Wart-sein und Lebendigen! siiblen.
Hastig will er- den Arm zurückziehen
und eine «5nts.k·nild7quna murmeln.
Eli-er es rinnt in diesem Moment wie
ein lstlisthstrotn dnrcki seine Adern«
und heiß strömt ihm ailes Blut »inn- »
Herzen, denn er fühlt, daii fichl
schlanke-, weis-be Finger sei-ist in seinel
Hand geitoylen haben, und leise« tisixi
in scheuen Zärtlickser Bitte, flinat eHE
an sein Ohr: «
»Es-kein lief-er clenseniks!« «
thie- der Warten vor seinem Haus«
hält, iuht die noch immer mitban
hast schlanke Gettalt der Sängerin in !
seinen Armen. lind Ins seinen dir
Orten würd-e er sie in das Hatt-Z ira.«s»cn,
wenn tie ihm nicht freundlich weinte
»Was sollte man von uns den
en « sliistert sie ihm schelnikidi ti.
»von uns alten Leuten!«
Dabei sehen sie sich in die Atmen
nnd lächeln sich selig m. Denn nun
sicht es sie nicht mehr an. daf; es
Herd-it geworden ist in ihrem Leben
und daß der Winter vor der Titiir
steh. Jn ihrem Herren ist ein neuer
Friittlinr »Hei-tin nnd in der tisxisisi
heit, das; er töstlicixer sein nan !i:—
Der erste« sonntae Lan ik):.-r Liszt-e
überschreiten sie Seite an Sein die
Schwelle ihres-« gemeinsam-en Heini
weis man kann.
Hunmrciste von Freitterrn Jst-Tit D.
Steitgltrs.
ilstkns ilter Freund der Weis-«- Jr
zählt: Mxin kann nsles, san-en Dis
Linie-. une- ess liegt etwa-:- Nishi-kei
Int;n» jeheniskssssxi kpsm nun Las-Im at
man neioijhnTiM Denkt. Der Mai-seid
dies konnt-Deren orgianifitiss Wesen
scheint iiu mii seinen Handluon
und Crictosts mimsiimni miß-ean
det thnt zu stellen, so seithan
Dinge vollbringt er.
Ich Hatte Duman noch der SIde
geschickt Dudäetciken nannten dik
Kincer den alten Kerl --- eine treue
Seele und sehr brauchbar, sobald et
nicht soff. Dudangtn sollte also ein
taufen nnd vor allem den Arzt holen,
denn unsere jüngere Hausfee Risiko
la bei ihrer Mutter im Dorf an
Diphtlzetiiis Die Ksaka nm sonst
ein derkes Mädchen, konnte viel aus
halten« aber diesmal hatte es sie doch
gepackt. Wenn sie nicht so krank gie
wesen wäre. hätte sie sich vielleicht ge
freut, für einige Zeit aus unserem
Hause zu kommen, nicht unseretweaen
— wir thaten ihr nichts —- aber we
gen ihrer Eollegin, der lanaen Wil
helmine, die zwanzig Jahre älter als
Klara und unheilbar dem Laster der
Eifersucht ergeben war. Sie wünschte,
Wilcna genannt zu werden, wodurch
sie jedoch in ihrer äußeren Erschei
nung nicht gewann, und das- mußte
di: rothbäckige Klara entgelten. Wil
ma war nicht allein eisersiichtia aus
jedes Wort, das ein Mannsbild an
Klara richtete, sondern auch auf
freundliche Behandlnna von Zeiten
der Oerrschrsi. ans Klaras Luitiateit
schließlich auch aus die seinen Mo
mente, die Klara ohne Zweifel hatte-,
zum Beispiel, wenn sie sich gewählt zu
sprechen bemühte, was sich szsfonderg
darin äußerte, daß sie das ei wie eu
ans-sprach, -—- so sagte si«l »Mus;
nichr«, ,,neun« und ,,tneune Meu
nun»a«, --- nnd wenn sie die abenteuer
licl1e liteschictite ihrer Herlnnst l)-rijbr
te. Darin btieli zwa: nun-ie: un
tl-:r: soviel war sicher, daß die Mut
ter allein in einein fnindrlsen dexs Tor
fes lebte, und das; Niemand sit) ent
fann, den Vater gesehen zu baten.
iim diesen Vater irob sich das titc
heiinnif’,: nnd-) Manns Linde-sittlican
war er ein sehr vornehmer Wann ae
uesen, manche sprachen von einem
Studenten, manche van ein«-m Tier
steuertontrolleur. Diese Dinae blieben
unnusaitlijrt, und Filara schien sogar
Verantiaen daran zu enipsindrsc, das
Oteyeininifi oaueend aufrecht zu erlsal
ten, da hierin nach ihr-ein tsjzsiihl je
ienfalts die thanptaniieliunagtrast
ihrer Persönlichkeit lan. Freilich, sie
mußt-.- iiir alle ihre Norziiae l den,
nnd — wie aesaat sie hätte sich
fiir einige Zeit aniser dern Bereich
ihrer lanaet1, diirren tfolleain aanz
wohl .efiihlt, wenn nicht die böse
Syst-Es AZÄLI -«n«-k--- in«-«-«
-«-u- skxs su,-u»s Heut-s ssss suutxJ
»Na, wie ist eH!« saa’ ieh zu Du
dansty, als er zurücktotnmt. nnd ieh
ihn mit seinem Wagen unten im Hof
treffe.
In aller Gentitthsrnhe trasnt er die
verschiedenen Dinge ang, die meine
Frau und ich ihn hatten tsescprgen las
sen. Seine Gemüthsruhe war ja
Gold werth, aber sie war auch geeig
net, einen Menschen itn gegebenen
Moment zur Verzweiflung zu brin
gen. Einmal fuhr er mich Nachts
gegen einen Prellstein, die Deichsel
brach, die Pferde waren herschunden,
und die Eingeweide drehten sich mir
im Leibe.
Er stieg ab, ging ntn den Wagen
herum. band die Deichsel ntit einem
Strick zusammen, stieg wieder auf
und sagte: ,,Et hett nix geschoadt.«
»Ist der Doktor tnitgetommensI
Wie sichre aus mit der Klara?« frag’
ich. Er will etwas sagen, kommt aber
nicht recht damit herang, während er
im Stroh nach den Sachen lramt und
mir ein-J nach dem anderen hinreicht
-- es waren nur Aleinigleitem die ich
selbst ins Haus tragen tonnte.
Jch ahne das Schlittnnste.
»Ist sie todt?« hriill· ich ihn an.
tkg hätt. mir leid gethan utn dass
derbe, tüchtige Iljiiidchen
»Me, noch nich, antwortete er.
»Und der Doktor Z«
»Bei tiinn nich lamen, hei inijfzt’
lau en Toben, iiwer hei tiimnit nah
nnd hett Medezin tnitschictt . . . Jct
heww se artige-wen . . . Tsat steiht
sieht slecht.«
Run, wir hatten gethan, wag wir
konnten. -
»So, dat is dat letzt," sagt Dn
dangly nnd reicht mir eine Flasche
mit dunkler Flüssigkeit nnd einein
Zettel daran, wie ihn die Ajtedizin
slaschen haben.
»Was ist denn das-Z«
Dndantsn sieht zweifelnd anf di:
Flasche in meiner Hand. Plierig
schielen seine Augen iiber dass dltoth
der Nase hinweg.
»Du hast also die Meditin doths
mein adaeaetsenl Denn dass in ne no
tiirtich «
«J hewiv sei afaewen!« entgegnet
er mit einigem tinwilten, der sich leicnt
txei ihm einstellte. wenn man itnn iuis
versprechen in iniissen glaubte-. »Im-e
Flaschen heww ict lmdd, nnd ein’
lieu-no id aigewen.«
,,Fiert!« ruf ich da nnd sch« ihn
.groß an- »Du haft doch nicht meine
Flasche mit der Tinte bei der Filara
gelassen? Die Flasche fah aanz ähn
lich aus wie diese. Das Mädchen hat
Talso noch immer teine Medizin, nnd
ehe der Doktor kommt, ist sie gestor
ben.«
Dndansty mußte sich also schleunig i
ins Dorf begeben, die Medizin hin-i
dringen und mir meine Tinte holen«
Nach zehri Minuten war er wieder
zurück, die richtige Flasche in der’
Hand.
»Es-thesi nix geschoadt,« sagt er und
reicht mir die Tinte hin. »Ich fede,
daß ein guter Eßlössel daraus fehltp
»Aber Dudanstyt Sie hat doch
neicht Tinte gesoffen?« frag ich ent
,,Et hett nix geschoadt,« sagt er
nochmals und glaubt, mich damit
vollkommen beruhigt zu haben.
Jch fühlte einen Mord auf meinem
Gewissen, drehte mich um und ging
in’s Haus-, um meiner Frau die Sache
zu erzählen
,,Wir müssen gleich hint« sagt sie
aufgeregt.
,,Laß nur!« antwort’ ich. »Der
ist Ja doch nicht mehr zu helfen.« Und
ich schiele scheu zum Fenster hinaus,
da ich jeden Augenblick die schreiende
Mutter zu erblicken erwarte. Dann
hob ich die Flasche hoch. Mir schien
jetzt, als od gut zwei Eßlöffel fehlten.
Sie inuszte geliefert sein, wenn sie das
wirklich genommen hatte. Ein Jagd
lnmd, dem nichtsnutzige Jungen Tinte
in den Rachen gegossen hatten. war
unter schrecklichen Zuckungen trepirt.
Das arme Mädchen! Gewis; wand sie
sich in diesen Augenblicken vor ent
setzlichen Schmerzen aus ihrem La
ger.
»Sie werden schon zeitig genug
komuieu,« sagte ich Fu meiner Frau.
»T: Flaschen waren sich zum Ver
wechseln ähnlich, ich würde also eine
Anilage wegen sahrlässiaer Tödtung
zu gewärtigen haben, falls «
Meine Frau packte mich am Arm.
»Aber Du konntest ja garnicht vor-:
der wissen, daß der Doktor eine solche
Flasche Medizin schicken wiirde
,,'Lllso muß der arme Dudanizty
dran glauben Die Einzng die froh
fein wird, ist Wilma.«
Vlllsirimnh schlimme Gedanken nin:
aen mir durch den Kopr endlich «
tonnt’ ich es nicht mehr aushalten und
begab mich in’5 Dorf.
tilaras Mutter stand vor der Thür.
Es ist also schon das Ende einge
treten, dent’ ich, denn sonst würde sie
nicht vor der Thür stehen.
Sie grinst mich an. Ich kann nur
annehmen« das-, sie den Verstand ver
loren hat
Als ich heran bin, zuck ich die Ach
seln und tvill ihr mein Veileid aus
sprechen. Da sagt sie ganz sreund«»
lich: .
»Dat hett mal lolpenl Dat hett
mal fix holden!« l
Jch dente natürlich, sie redet vonl
der tödtlichen Wirkung. .
»Ja, wer konnte das ahnen!« ries
ich mit einem schwachen Versuch, mich T
zu entschuldigen
,,Jrst wull sei de Medezin nich ne h
men « subr die Alte fort »O, segg’
id, min Döchtina, ick heww ot mal
so ’ne swarte Medein kreaen, un sei
hett ot nich snieclt, äwer beter i5’t doch
worden. Dat Scharpe möt wedder
durch wat Scharpes rutbröcht war-—
den —- «
»Sie hat eine Pserdenatur,« sag·
ich in ehrlicher Bewunderung.
Die Mutter nickt aeschmeichelt.
,,Blot de Zahn siind noch’n beten
swarz, blot de Tähn.«
Da nirlt sie wieder ganz freundlich
Use hett sich bannig schuddert,
iiwer nn slöpt se, im nu is ehr all
beter all dat Scharpe iS rutkamen.«
»Was-R lis ist ihr gut beloni:
men!:"' schreie ich förmlich.
Es war also ein fürchterliches Er
brechen erfolgt, und nun schlief sie.
Der Doktor lam und fragte das
Illiiidcheih ob sie noch Beschwerden
hätte.
«Neun!« antwortete sie, selbst aus
dem Schmerzenolaaer noch daraus be
dacht, ihr Streben nach seiner Bil
dung zu zeigen.
Tie Mutter bat um Erlaubnis-« die
alte Lilledizin die so gut geholfen
habe, weiter gebrauchen zn diirsenx
das wurde ihr aber doch abgeschlaaen
Also ich wallte nux beweisen: man
lann sehr vieles, viel mehr, als man
gewöhnlich glaubt.
Fllara ist später isach Berlin gezo:
nen, ncn sich zu verfeinern. Ob es
ilir gelunan ist« das »lveus;« ich nicht«
denn die Mutter stard duld, nnd
Wilmn letsnte jeden lirieflichen Ver
lehr ad. Ich nehme aber an, daß
esJ it)r gut geht: denn sie lonnte, wie
diese lsleschicbte beweist, außerordent
lich viel vertragen.
———-·.".-—---—
Der Mitemtjamkren
Nach der neuesten Mode gekleidet,
ein Monolel im Auge-und die Welt
sehr von oben herab betrachtend, des
trat ein Herr einen Butter-laden in der
Rue de Baugirard in Paris. Der
Chef der Firma sprang sofort hinter
den Ladentisch. um den vornehmen
Kunden persönlich zu bedienen, aber
der »Gentlenian« winkte mürrisch ab
nnd sagte: »Lassen Sie nur -- ich
mache das schon allein!« Dann fuhr
et phleginatisch fort: »Ich bin näm-:
lich vorn PolizeigPreiselten geschickt
Es handelt sich um die neuen Taxas
»Ineter. Ihre Käsesotten wandern —
— unmerklich zwar. aber sie wan- « -«
dernl Daher müssen Sie mit dem
neuen Wegmesser versehen sein.« sz
Sprach-z und nahm kleine rotheFiihns
chen aus der Tasche, die er in größter
Seelenruhe in die Camemberts,
Roquefortg und Schweizer Käse
pflanzte. Sprachlos hatte der Käse-«
händler diesem Beginnen fzugeschaut;
dann aber riß ihm der Geduldssadem
Krebs-roth vor Wuth schrie er den selt
samen Fremdling an: »Aber Sie
verderben mir ja die ganze Waare,
Herrl« — »Um solche Kleinigketten
kann sich die Behörde nicht kümmern,«
erwiderte der Andere mit eisiger Kälte
und setzte seine Arbeit ruhig fort. —
»Zum letzten Male, Herr, frage ich
Sie, ob Sie aufhören wollen,« brüllte
der Käsehändler, der inzwischen selbst
käseweiß geworden war. Ein verächt
licher Blick und ein geringschätziges
Achselzucken war die einzige Antwort
des unheimlichen Gastes. Da verlor
der Käsehändler den letzten Rest von
Selbstbeherrschung: er nahm vom La
dentisch einen großen Weichkäse und
klatfchte ihn dem Vertreter des Poli
zeiPriifekten mitten in’s Gesicht. Der
blieb aber die Antwort nicht schuldig
und vombardirte nun seinerseits den
stäsehändler mit verschiedenen Sorten C
mehr oder minder wohlriechende: Kä
se. Vor und in dem Laden hatte sich
eine große Menschenmengc angesam
melt, dir johlend und jubelnd dem ho
merischen Kampfe zusah. Da -—-— ein
Schlaa ein Stoß, und beide Kämpen
laaen in einer Eierkiste. Mit Eiweiß
und liiaelb bemalt wanderten fie dann
selbander zur Polizei. Hier klärte fich
die Sache auf: der Taxametermann
war ein im Revier bekannter harmlo
ser Narr, und da seineFainilie, die als
sehr reich gilt, sich bereit erklärte, den
angerichteten Schaden wieder gut-iu
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Aus der Verlegenheit.
In Serenifsimi Landen ist eine neue
Bahn gebaut worden. Der Landesfiirft
ergibt sich höchstseibst zur feierlichem «. "
Eröffnuna derselben, um dem wichti- «
gen Akt durch feine Anwesenheit eine
höhere Weihe zu verleihen. Selbstver- ·
ständlich hat sich der Bürgermeister
des Städtchens eine schwungvolle Rede
einstudirt, aber die Gegenwart feines
atterhöchften Landegherrn macht ihn
derart tot)ffcheu, daß er teine Silbe
hervorbringt und sich damit begnügt,
ten festlichen Zhlinder nervös zwischen
den Fingern zu drehen. Serenifsimo ;
entgeht die Verlegenheit des Stadt
repräfentanten natürlich nicht, und
leutselig sucht er ihm zu Hilfe zu kom
men, indem er sagt: »Na, mein lieber
Biirgermeifter, wollen wohl eine Rede :·-·"
lJ-alten?« Woraus erleichternd aufath
inend das würdige Oberhaupt erwi
dert: »Ja, ja, ich tann’5 aber au’ bleibe
lrisse’!«
lssiu Pris- ipie streitet-.
Man erzählt ung: In einer kleinen
Stadt in Holstein ist Kirchen-Visita
tion. Jrn Anschluß hieran werden die
Herren Gemeindevorfteher, meistens
Bauern, von dem Pfarrer zum Essen
eingeladen und nehmen nach Tisch im
Garten ihren Fiaffee ein. Die Frau
Paftorin hat für Jeden zwei Taser
vorgesehen und diese auch schon den
Genieindeoorfieoern tredenzt, in der
Annahme-, daß solch Kaffeegenufz nach
Tisch mehr als reichlich fei. Da sie
keine Miene macht, noch mehr einzu
fcl)enlen, reicht ihr einer der Gäste
feine Tasse mit der latonischen Bemer
tnngz »Dree isJ min Satz«.
—-——--———s
Tir- Welt
Nimm sie nicht zu schlimm,
Nimm sie nicht zu gut:
Und Du fparft an Grimm
lind gewinnst an Muth.
Mitderuugdarund.
Nichter: »Frau Schmidt, Sie sind
angetlagt, Ihrem Dienstmädchen einen
Topf mit Butter an den Kon gewor
fen zu haben. Thnt Ihnen dies nicht
leid-«
»Nein, Die Butter war schon ran
.zlx1.ss
In der Rechensmnhr.
Lehrer-: »Denk’ mal, Knrlchen, Du
wärst ein Mann und hättest 8000
Dollarsz Du möchtest Dir aber ein
Haus-. rag- 1s),s)00 Dollars lstoet, kan
fen; wag brauchst Du da noch?«
Karlchem »Eine reiche Frau.«
Schnell aufgefaßt
«.Dl.: ,,Wollen Sie das ,,einfältige
Name-ist« sofort zuriicknehmen2«
B.: »Bednure, es wär’ dies das erste
Mal. rnfi ich etwas zuriicknehme!«
As »Er-s Auch gut, dann bergen
« sie mir ZU Mart«
Jm Gebirge
Mann when auf«einer Vergspihe):
»Nun, Weibchen, hast Du je Schöneres
gesehen wie die Gegend. die da unten
liegt-Z«
Frau: »Aber ich bitte Dich, Mann,
dazu schleppst Du mich herauf, damit
ich sehe, wie schön es dort unten ist?!«
Hut-erbauen »Sönn’s mir nit sage.
Herr Unieroffiizer, wo der Herr Set
geant Meyer stecke thut?«
Unterossizier: »Ja.den haben’s ent
lasse, wegen dumme Streich.«
Bauen »Wissen’s denn nit, weis et
jetzt ift?« ,
Untekossiziet: »Gut nix ist er —
Civilift.«
— .
« »wer-sys- »so-I«
s
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J
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