Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 04, 1904, Zweiter Theil, Image 12

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    W Dir Maikäfer.
W aus dem Jrrenhaufe von J h
Neiny.
1.
M Bahnsinnige öffnete ihre schö
M reiben Lippen, brach in lautes
aus und sagte
: hae ihn!«
denn?« fragte der Wärter
Ein derber, kräftiger Mann mit
.; M rothen Gesicht Es waren meet
J OFde Gegensä, wenn man feine
jkkeftstte nde Ge alt mit der feiner
ohlenen verglich. Weiß und
stoß, wüsten-an verbarg die junge
Zahnstnnige unter einer reizvollen
Mit ihren trübten Geist
Meinen aitäfer!« rief sie.
Der Wärter blinzelte mit den Au
zw Cr ärgerte sich nicht über den
attäfer der Jrrsinnigen Er war
Whaupt kein böser Mensch. Er
deuchte im Nothfalle, nahm von dem
Essen für die Jrren etwas ab und
peitschte die Tobfüchtigen Aber man
kennte mit ihm leben Der Wuthan
Iall eines Verfolgunggsüchtigen brachte
hn nur zum Lachen. Kein Nerv konnte
·..-d..«---.-.-· ....- .....-.-...
u seine Ungeyeuren Muskeln aus
eminen.
»Wo denn?« sragte er.
- , ier!« versetzte sie und zeigte aus
ein ochin der Wand.
Ein Loch in der Wandl«
Der Aufseher wurde ärgerlich.
—« »Sie sollen doch teine Löcher ma
— chen,« brummte er.
. Als er das gesagt hatte, ging er
z drittal in die Zelle und versetzte ihr
z einen Schlag auf die Wange. Die
« Wahnsinnige bereute, das sie ihm das
i Loch gezeigt hatte; aber sie war eben
noch zu jung und untlug. Der alte
-« Irre vn Nr.20 hätte nicht so geban
delt Dessen Sammlungen kostbarer
- Steine hatte man nie zu entdecken ver
- mocht!
— Der Wörter betrachtete das Loch.
Er steckte die Finger hinein, sand aber
hinen Maikäfer! Er schien nachzu
denken. Dann kratzte erstch leise den
mag
« tecken Sie sich nicht meinen Mai
käser in den Kops!« sagte die Jrre
weinend.
Sie wollte in den Haaren des Man
nes wühlen, da, too er sich getratzt
hatte.
«RUdig, verrücktes Frauenzimmer,«
knurrte er.
Sie zog sich in einen Winlel zurück.
Sie weinte laut.
« «Sie sollen schweigen!« rief er hef
irg.
· Sie betrachtete mit gierigen Blicken
den Lumpen Kopf des Aussehers und
rief chend:
»Ich seht ihn!« .
Sie deutete auf das struvvige Haar,
das den Schädel des Mannesbedeckte.
Dieser fuhr unwillkürlich mit der
Hand dorthin.
Die Wahnsinnige riß die Augen aut.
Sie bereute von neuern, gesprochen zu
hoben, und flehte:
« «Erdriicken Sie ihn nicht! Geben Sie
. äu mir zurück! Ach bitte, bitt-!
, »Na ruhig, leine Dummheiten?«
T- Cr ging hinaus. Die Wahnsinnige
W ihre Thränen und setzte sich
« nten in die Ecke. Sie war sebr
« hinter ihrer hübschen Stirn«
die sich abwechselnd kraus und wieder T
- zog, schien sich eine bedeutende»
dankenarbeit zu vollziehen.
Die Wahnsinnige sprach nicht mehr
J M dein Maiiäser. Das Loch wurde
Er verziehen, nachdem der Wärter ihr
ein Brod zurückbehalth, das die·Fa
milie des trefflichen Mannes ernien.
- Sie schlug schnell die Augen zu Boden,
spbalder in ihre Zelle trat. Mit zit
ternder Brust stand sie ruhig und schön
T da, während er ihre Zelle visitirte.
, Nur das Saphirblau ihrer Augen warf
leuchtende Flammen unter den gesent
ten Wimpern.
Er war nicht peinlich und hielt nur
eine sliichtige Durchsicht ab.
»Gut, gut!« sagte er.
Als er den- Riicken gedreht hatte,
erhob sie schnell die Augen und wars
einen langen, gierigen, leidenschaftli
M Blick aus den lraushaarigen Kopf.
« Plötlich wandte sich der Wärter um
» sub ab ihren Blick.
z-, « ch, das verrückle Frauenzim
Itet!« rief es lachend.
St hatte den Maitäser nicht verges
gI, nnd da beging er einen tollen
er ist da drin!«
«Sts- ·s
St te aus eine Stelle, etwas hin
Udetsschliisr. Sie zitterte, und in
Unser leuchtete es seltsam vor
nnd Verlangen aus. Bevor er
ing. trat er einen Augenblick an
das Sitten Der große Hof war von
Sonnenglanz übergossen Zwischen den
Riesen wuchsen Gras und Unkraut in
- wieder Hülle. Ein tleineö, gepflegtes
f M m der Mitte zeigte ein Mosail
m Seranium und anderen Pflanzen.
Eine helle Metalltugel bligtee wie reine
; Sonne, und eine graue nne pickte,
Von gelben Fischlein umgeben, Körner
ess.
Leichtsitßig lam die Wahnsinnige
W! Ihre Wangen brannten, ihre
Mlscher zitterten. Langsam streckte
IS ihre hübsche Hand aus« eine rei
zend ges-raste hand! Diese band be
W das diese hear des Wärterc.
W sich nur und nahm seine ma
» - Miene an.
? OR den« rief er luurrentn
M er tse Rom Zerstre
, igen mit a
» dessdixuåchnlten Hirsch
ROHR-sehn
M Weder lieh Ie,
—«- .- —«.,. - »s- -»-—.—«-—-—..—.»- ..-..-.—
verichiagen wie alle Jriinnigem ihr
holdeiies Lächeln sehen.
«Ra,« murmelie er, leine Dumm
beiien gemacht!«
Der siarke Mann verschwand und
das Wunder an Schönheit, Anmulb
und Tollheit blieb zitternd zurück.
2.
Den ganzen Sommer über blieb die
Wabnsinnige still und düster. Sie
war stets noch spät wach. Jbre Augen
waren in abgesponnier Blasse gleich
sam gewachsen Sie sab aus, wie ein
Gelehrter, der zu eifrig über ein Pro
blem grübelt und daei seine Gesund
beit und feine Kraft zuieyL Zweimal
bekam sie die Douche wegen nächtlicher
Ruhestörung. Sie wurde nun iieraus
vorsichtig.
Dann ward sie außergelvöbnlich wä
tig, doch diese Tbätigieii war so scheu
und vorsichtig und dabei so geduldig!
Man beobachtete sie immer weniger.
da ibre überlegene Verstellungsiunfi
ihr das volle Vertrauen der Wörier
gewonnen hatte. So konnte sie ibre
lange Arbeit vollenden, das geduldige
Wert von Monaten, das unmerkliche
Vobren des Mietis das in den Nuß-L
baum oder in die Eiche eindringt.
Jn einer schwarzen Nacht, in der
dunkle Wolken über das Firmanient
schofsen, zwöngte sich ein leichter
Schatten durch die losgeriffenen Stabe
einer Zelle und stieg in den Hof hinun
ter. Sie ging ohne Zögern, troy der
Schatten, gerade aus, denn in der
langsamen Ausarbeitung des Werkes
war alles berechnet, dreifach berechnet
mit der dreifachen Geduld der sixen
Jdee. Sie ging an dem bepslanzten
Bierect vorüber. Der starke Schatten
hüllte sie wie in einen Schleier: mit
der schweigsamen Zuversicht der Katzen
huschte sie dahin.
Plötzlich blieb sie stehen. Dort fand
sich eine Mauer, die sich mit ihren
Thüren ,ihren Fenstern mit blossem
Scheine von dem Satten abhob. Wie
öffnete sie die Thür? Das Schlüssel
loch ließ ein schwaches Geräusch ver
nehmen. es klang wie das Piepen
einer Maus, dann trat sie in ein
schwarzes Rechteck.
Tiefe Stille. Die Wollen liefen
über die Sterne, ertränkten sie und
ließen sie dann wieder aus Azurflecken
erscheinen. Ein Nachtvogel schrie jen
seits der Mauern. Trockene Blätter
wälzten sich über den Boden.
Da erhob sich aus dem diifteren Ge
bäude ein Schrei, ein lautes Gebrüll.
Die nerbösen Jrren, die einen leichten
Schlummer haben, erwachten; Getöse
drang aus allen Zellen. Der Schrecken
verbreitete sich; die Tobfiichtigen preß
ten ihre Stirnen an die Stäbe, die
harmlosen erklärten ihre Theorien,
und andere lachten und fangen in
gräßlichen Tönen. Eine unendlich
bestialische und dabei doch menschliche
Scene, der sich ein dumpfes Thier
gehriill aus Menschenbrust losrang.
Die Thüren öffneten sich, und es
erschien der Direltor unter den Wör
tern. Er glaubte an eine Massenflucht
und zitterte. Endlich ließ sich eine
vernünftige Stimme hören.
»Hierher, Herr Direktor, hierher!«
Eine Frau, die auf der Schwelle
einer Thiir stand, hielt eine Lampein
die Höhe. Kinder klammerten sich an
ihren Rock. Der Direktor erkannte
die Frau des starken Wörters und trat
näher.
»Nun ?« fragte er.
Die Frau begann eine weinerliche
Litanei. Sie wußte selbst nichts. Sie
schliefen. Plötzlich hätte sich iok MannE
schreiend aufgerichtet, und dann ware
er zurückgefallen. Nun hätte etwas
das Bett verlassen und wäre durchs
Zimmer gehuscht. Jhr Mann schrie
nicht mehr. Sie hätte Schritte die
;Treppe hinuntergehen hören. Schnell
jwäre sie ausgestanden Jhr Mann
! lag unbeweglich mit einem gorßen
Nagel im Kopf. Er hatte sich nicht
lEnehr gerührt nnd mußte wohl todt
I ern
Der Direktor ging hinaus.
Er fand den Wärter zusammenge
kauert, die Hände aus der Stirn, todt,
mit einem Nagel in der linken
Schläfe. Kein Blat. Eine seine
Schramtne zog sich am rechten Augen
lide hin.
Noch in derselben Nacht untersuchte
man die Zellen. Das Jucken der
Flammen im Schatten des Hofes war
ein Fest siir die Irren. Niemand war
so ruhig wie die Wahns-innige Sie
schles und erwachte mit einem glück
lichen Seufzer. Jhre Augen stamm
ten im rothen Lichte der Fackel; sie
hlitzten in heller Freude.
Als der Direktor eintrat kpb sie
ihren Kopf mit dem üppigen Haar aus
dem Bett und sagte:
»Ich hube ihn!!«
Der Direktor lächelte sast trotz sei
ner Sorgen. Er betrachtete das ru
hige Gesicht und den kindlichen Frie
den des schönen Mädchens.
»Sie hat sest geschlafen!« murmelte
der ersahrene Mann.
Die Osadeetsahrseter des Straf-et
Die qewaltigsten Verluste im rus
sischi japanischen Kriege werden wohl
durch die Artillerie hervorgerusen. und
da sind ei wieder die Shrapnels, die
den schwersten Schaden anrichten.
Dieses unheilvolle Sprengseschoß sieht
adezu in diesemsahre ans einschr
seinee menschenniordenden
« t zuriich Das Shtapne
Fig-text eine Angel in einer kegel
Wrbe m onst-mit
se Jede-en sit He ansetze
enka sonnt Dosen-sen so das es
-—-—.«-.(. «,.W .·--.«.»... --. —.«,---.---·- —-,
Mann für Mann in diesen Reihen
niedermiiht.
Der Erfinder dieser mörderischen
Waffe wurde vor hundert Jahren der
englische Ofsizier Shravnel. Dieser
wurde 1761 geboren und erhielt sein
Offizierpatent in der englischen Art-it
lerie am 9. Juni 1779. Während der
Belagerung von Gibraltar im Jahre
1779 ärgerte sich der junge Shrapnel
über die schlechten Resultate, die die
englische Artillerie erzielte; so wurden
z. B. durch 2000 Schüsse nur R
Feinde getödtet. Ein Kapitän Met
cier combinirte darauf Granaten mit
turzen Sündern und erzielte damit
bessere Wirkungen. Die Jdee Sprud
nels ging nun dahin, Traubenfchiisse
die am wirtfamften wären. mit
Sprenggeschosfen zu verbinden. Er
nahm also eine Art Granate, die mit
Karahinertugelu gestillt war und ver
sah sie mit einer lleinen Ladung von
Schieszpnlver, die genügte, sie in einer
kurzen Entfernung vor dem Ziel zum
Zersvringen zu bringen. Diesen neuen
Versuch, den Gebrauch der Granate
zu einer geschlossenen und höchst ver
derblichen Wirkung zu steigern, führte
Shrapnel dem General O’Hara nach
während der Belagerung von Gibral
tar vor. Dann keiften diese Gedanken
immer weiter in seinem Innern und
fanden 1202 ihren Abschluß in einem
Handbuche der Artillerie, das er in
Woolwich erscheinen ließ und das den
Titel führte: »Eine Anleitung zum
Gebrauch der nach der neuen Methode
von Leutnant Shrapnet construirten
Geschosse.«
Jm Mai Ist-Z durfte der Erfinder
iein neues Geschoß dein König und
einer Anzahl von Offizieren vorfüh
ren. Die grundlegende Neuerung be
stand in einer ganz eigenartigen Con
strultion der Ziinder, durch die ein
schnelles und sicheres Abfeuern ermög
licht wurde. · Das erste Mal ange
wandt wurde das neue Geschoß, das
man wohl Granattartätsche benannte
und das den Nahen »Shrapnel« erst
1866 auf eine Eingabe des Sohnes
des Erfinders, Henrh Scrop Simp
nel, erhielt, ossiziell bei dem Bombar
dement gegen die batavische Colonie
von Surinam am 30. April 1804.
Der Erfolg war ein gewaltigen
Major Wilson. der die englische Attil
lerie befehiigte, meldete: »Die Erfin
dung Shrapnels hatte eine solche Wir
kung, daß die Garnifvn des Port Am
sterdam fich ergab, nachdem die zweite
Geschützladung abgefeuert war.« So
erstaunt und verwirrt waren die Leute
uber die mörderische Kraft und die
große Tragweite der neuen Geschosse.
In dem Kriege gegen Navoleon tha
ten die Shrapnels Wunderdinge Ge
sangene Franzosen erlliirten wieder
holt: »Ja Euren Kugeln muß der
Teufel sein!'« Napoleon selbst åab
Befehl, die noch nicht explodirten e
schosse zu sammeln und aus das Ge
heimnisz ihrer verheerenden Kraft hin
zu untersuchen. Doch wurde sein Be
fehl nicht beachtet und man hatte nicht
die geeigneten Sachverständigen zur
Hand; jedenfalls tonnte die Construt
tion von den Franzosen nicht nachge
ahmt werden, und die französischen
Generale sahen in diesen Granaten
eine riithselvolle, unergriindliche, doch
furchtbare Erscheinung. Jm Jahre
-1812 wurde Mormont vorSalamanca
von den matten Kugeln eines Simp
nels gestreift nnd verwundet; er fragte
den ihn begleitenden Stabsossizien
»Ist denn nicht gemeldet worden, daß
die dritische Front eine Meile von uns
entfernt ist?« Und alg der andere be
jahte, sragte er: »Ja, wo tommt denn
dann die Musietenluael her?« Nach
dem Kriege besuchte Marmont Eng
land und als er nach Woolwich lam,
wurde ihm der Mann gezeigt, der die
Shrapnelladung abgeseuert hatte, de
ren eine Kugel den Marschall getroffen.
Bei Waierlvo wurde die Gestär
mung des Pächterhoses von la dane
Sainte, die so viel zur Entscheidung
der Schlacht beitrag, hauptsächlich
durch das Shravnelseuer herbeigeführt,
wie der Besehlghaber der englischen
Artillerie Sit George Wood selbst
erklärte. Shrapnel suchte seine Erfin
: dung immer mehr zu vervollständigen,
’aebr er vermochte die Schwierigkeiten
nicht zu beseitigen, die mit dem Trans
port der geladenen Geschosse verbun
den waren. Während des folgenden
langen Friedens wurde die herstel
lung der Geschosse start vernachlässigt.
General Shrapnel wurde seines Amtes
als Jnspeltor der Sprenggeschosse ent
hoben und starb 1842 alt- ein gebro
chener enttauschter Mann. Wie so
vielen Ersindern hatte man auch ihm
mit Undant gelehnt. Er kam darum
ein, daß man ihm wenifestens die gro
ßen Aus ben von v len Tausend
Pfund er ehte, die er sür seine Erfin
dungen ausgegeben Alles, was er
erhielt, tvar eine Pension von 1200
Pfund Sterling jährlich; aber diese
Pension ward in so niedriger Weise
usgedeutet, daß es besser (geroesen
wäre, et hätte sie gar nicht bekommen
Williatn der Vierte trug sich mit dem
Plan, ihn zum Baronet zu ernennen·
aber er ßarbm bevor er diesen Pla
ausgeführt Jnsoige der geringen
Sorgfalt. die man in England dein
Shravnel zugewandt, vermochten diese
Geschpsse im Krimtriege nicht allzuviel
Schaden hervorzubrian Eine Wie
derbelebung und erneute Wirkung del
Shrapnels wurde ersi wieder durch di(
Deutschen hervorgerufen.
Mtssdjierch im stieg Kläkxsngdvgedigi
e t
Im M · «
König Friedrich Wilhelm der Dritte
von Preußen sprach, namentlich wenn
er lebbast wurde, sehr rasch, undeuts?
lich, in kurzen, abgebrochenen Sähen.«
Dabei hatte er die Schwäche, daß er
immer verstanden sein wollte. Trotz
feines ivoblwollenden Charakters
konnte er nngerniithlich werden, wenn
jemand nicht sosort erfaßte, was ers
gesagth atte. Am schlimmsten wars
bas, wenn er Manöver tommandirte.
Dann war er besonders lebhaft, dann
gab er nur mehr ganz kurze, undeut-«
liche Befehle. Seine Umgebung wart
jedoch aus diesen Ton eingeschult und
die Adjnianten verstanden-jeden Wini..
Eines Tages aber geschah es, daß beil
einem Manöver der Leutnant R» deri
noch nie. Gelegenheit gehabt hatte, sichi
mit der Art des Königs vertraut zu·
machen, als Ordonnanzossizier ver
wendet wurde. »Wenn ich nur teinenl
Befehl beiornme," dachte er und ——- da
bekam er schon einen. »Leutnani R.«
-— rief der König plötzlich ——-— »General
Thile reiten — - sagen s -- Renttemtes4
rem -—-" Wabricheinlich hatte Friedrichl
Wilhelm der Dritte nicht Nemtetntws
rem befohlen. Aber der Leutnant ver-.
stand es so und er fand nicht denl
«Mntb zu fragen. Einen Augenblicks
zögerte er, aber schon blitzte ihn das
Auge des Königs unwillig an und . . .
»Reiten!« tlang es ihm tategorisch
entgegen. Verzweifelt driickt er dem
Gaul die Sporen in die Weichen und
ritt. Und nun hatte er auch schon den
General erreicht. »Majestiit lassen be
fehlen...« stamsnelte er. »Nun was
denn?« fragte der General, schon un
willig über das Zögern. »Ma...jc
...stiit las... sen... desehlen...
ttt . .. r .. . remternterern!« Und schon,
kaum daß das Wort heraus war.
sprengte der Leutnant wieder davon.
,..««.e--—err!" schrie der General wüthend
aber —— es war zu spät, der Leutnants
war fort. Was konnte man da thun?
Der General besann sich nicht lange
nnd ließ weiter manöoriren. Und der
König sah zu und... war zufrieden.
W
In der Zeit der paadeloverträsr.
in der wir jetzt leben, wird es interes
siren zu erfahren, daß das Alter dieser
Einrichtung weit, weit «ehrwürsiger«
ist« als man gewöhnlich annimmt. Es
ist sogar ein Handelstrattat erhalten
geblieben, der im Jahre 509 v.Chr.
ogeschlossen wurde, der also fast Liz
Jahrtausende alt ist« Allerdings mag;
dieser zwischen den Karthagern undj
ten Römern adgeschlosfene Vertrag den»
Kontrahenten lange nicht so viele Mühei
gemacht haben, wie der russiich-deutscheJ
Handelt-vertrag der vor turzem ini
Berlin unterzeichnet wurde, den betheisx
ligten Exzellenzen. Wie einfach die«
.Handelsverhiiltnifse« jener Zeit im
Vergleich zu denen der unserigen wa
ren. geht aus dem folgenden Inhalt
des interessanten Attenstiickeo hervor:
«Unter diesen Bedingungen soll
Freundschaft sein zwischen den Bis-J
mern und ihren Bundesgenossen und
den Karthagern und ihren Bundes
genossen: Die Römer und ihre Bun
desgenossen sollen nicht schixsen dürfen
jenseits des schönen Vorge irgeg Cun
weit von Karthago). wenn nichtSturrn
oder Feinde sie dahin vertreiben. Wird
jemand dahin verschlagen, so ist es
thrn nicht erlaubt, zu handeln, ausge
nommen mit Dingen, die stir das
. XII-III -h-- k-;-« Ill-m«--«-- sZcbsn
VWI H »w-- It- uou tu - s
sind· Nach süns Tagen soll die Ab
sahrt erfolgen Kaufleute die nach
Astita oder Sardinien lommen, sdl
ten teinen gültigen Kauf anders schlie
ßen«tönnen als im Beisein einer Ge
richtsperson oder eines Schreibers.
Was in dieser Personen Gegenwart
rertauft wird, soll unter öffentlicher
Gewährleistung dem Vertauser ge
schuldet werden. Kommt ein Römer
aus das Karthaginiensische Gebiet in
Sizilien, o soll er in allem gleiche
Rechte mit en Karthogern haben. Die
Karthager sollen nicht beleidigen die
Völker von Ardea, Antium, Lauren
tium, Cirreji, Terracina, noch ein an
deres Volk der Latinen das den Rö
mern unterwarfen ist. Auch sollen sie
sich der Städte der übrigen Latinen
die den Römern nicht unterworsen
sind, enthalten; nehmen sie sie aber, so
sollen sie den Römern unversehrt aus
geliefert tverden. Die Karthager sol
ten kein stastell in Latium anlegen,
und wenn- sre bewassnet kommen, teine
jNacht tm Lande steil-ein«
W
Imm- erem Ist-q.
Jm Jahre 1830 verössentltchte
Moltle, damals als Selondeleutnant
zum Generalstab tommandirt, eine
Broschüre, «Dolland und Belgien«, mit
seinem Namen. Die Schrift, bei der
Moltle alle Schmerzen eines jungen
Authors durchlitt, findet sich jeyt in
den »Gesarnmelten Schriften«, Band
2· Am 9. Januar 1831 schrieb Moltte
sotgenden Brief an seine Angehörigen,
der mit gutem humor seine materiell
nicht beneidenswerthe Lage schildert
»Alle die Leiden eines jungen Autors,
der um einen Verleger verlegen, sind
über mich gelommen. . · . Der llndant
des Mannes. dessen Glück durch un
seren Aufsatz wahrscheinlich gemacht
ist, empört uns, und wir würden der
Welt unser Licht vorenthalten, wenn
nicht ein ungestümer Schuhmacher aus
die herausgabe eines so ausgezeichne
ten Werles dränge, und sollte das
Honorar auch nur drei Dukaten be
tragen. Drei Dutatenl Beschämt
schreib’ ich eS nieder. Drei Dukaten
fiir 300 Jahre aus der Geschichte
Recht demiithigeud in rer That - - in
dessen zweisle ich keinen Augenblick
daß 500 lkremplare im Urnfehen ver
ariften sein werden. Obnebin » die
Hoffnung, sich in wenigen Tagen ge
druckt und sitt 6 Groschen in allen so
tiden Buchhandlungen zu haben zu
sehen » das entscheidet; vorzüglich,
wenn Aussicht vorhanden. durch eine
bissige Kritik sernerweitig illusttirt zu
werden. -- Doch es geziemt sich nicht,
länger als 20 Minuten von sich selbst
zu sprechen (Vergl. Cdestersield und
Knigge, denn wir Antheren zittren
gerne Autoritäten), unt somit sage ich
nur noch, das; mein unsterbliches Wert
den Titel »Hollano und Belgien in
gegenseitiger Beziehung usw.« führt
und mit unserem glorreichen Namen
verziert ist. Hellmuth.«
——-—-—·.O-——-—
pour chinesischen Zipf.
Die Frage, ob ein Chinese seinen
Zops abschneiden dars oder nicht,
wenn er nicht seinen Anspruch aus ge
sellschaftliche- und religiöse Gleichbe
rechtigung mit seinen am Zops festhal
tenden Landsleuten einbüßen will, ist
bisher nach allgemeiner Anschauung
immer in demSinne beantwortet wor
den, daß det vas als das persönlichste
Attribut der Söhne des himmlischen
Reiches sattosantt und unberletzlich sei.
Es ist deshalb nicht unitnteressant.
aus dem Munde eines Chinesen selbst
zu erfahren, dasz diese weitverbreitete
Meinung irrig ist, und tasz tein Chi
nese daran denkt. seinen Landsmann
in Acht und Bann zu tlsun, wenn er
sich seinen Zops abgeschnitten dat. Die
FFrage wurde neuerdings bei Gelegen
heit der Gründung der »Bow Wong
Woy«-Gesel1schaft in Washington wie
der angeschnitten, die sich die Mesot
mirung Chinas zur Ausgabe gemacht
bat. Viele Chinesen· die dieser Gesell
schaft deitraten, haben sich des Zopses
entledigt, und die allgemeine Aufmerks
samieit. die dieser Schritt erregte, hat
sden chinesischen Gesandten in Wash
sixigton Chentung-Liang:(!heng veran
laßt, sich über diesen Puntt zu äußern.
Danach eristiren in China weder in
religiösen oder moralischen. noch in
Gesetzegvorschriiten irgend welche An:
deutunaen. die sich über die Gewohnq
heit der-L Zopstragens fauslassen Viel-s
inehr handelt es sich dabei ganz um
eine Sache der Gewöhnuna nnd des
Geschmackes Jnsolge eicer Jahrhun
derte alten Tradition tragen die Chi
nesen den Zovf was aber nicht hin-l
dert, daß in China selbst viele Chiness
sen mit kurzem Haar lerumlaufenJ
ohne besonders auszusallen l
—--·-—--.—-—
Ae såss Seh-te.
Ein gewisser Kim-an-Gul hat schon
nor Jahrhunderten sür vie kleinen Ko
reaner ein Lehrbuch zusammengestellt«
das noch heute in Gebrauch steht. Eine(
seiner Weisheiten lautet: Zwischen
dein himmel. der Erde und den un-?
zähligen Dingen ist der Mensch das
evelste Geschöpf, und der Mensch ist
deshalb edel, weil er stins Gebote hat.
Denn Mentsh hqt’gesagt: .Es soll eine
verwanbtschastliche Liebe zwis n dem
Vater und dem Sohne herrs n. Es
soll gegenseitige Achtung zwischen dem
Köni und dem Evelinann herrschet-;
wissen dein Mann und der Frau
N
Abgrenzung; zwischen dein Alten und
dem Jungen ein Altersvorzu ; zwi
schen dem Freunde und dem Freunde
Treue. Und wenn der Mensch nicht
diese Beziehungen kennt, so ist er nicht
weit von den widlen Thieren und Vö
geln entfernt-. Darum muß der Vater
lieben, aber der Sohn liebevoll sein;
der König gesehmiiszig handeln und
der Edelmann treu sein; der Mann
versöhntich und die Frau nachgiedig
sein; der Aeltere überle t und der
Jüngere gehorsam; der reund muß
dem Freunde helfen; dann kann der
Mensch ein Mensch genannt werden«
———-..-—-—
Aus tecttchee Hemmt-um
Wieder einmal ist ein ganz erlese
nes Prachtivert griechischer Kunst in
Jtalien entdeckt worden, aber zum
größten Leidwesen der Regierung dein
Lande unwiderbringlieh verloren ge
gangen. Jn Monteleane bei Norcia
sand im vorigen Winter ein Bauer
Theile eines antiten Wagens, die er
heimlich sür wenige hundert Lire an
Antiquitätenhändler losschlug. Einige
Monate daraus aber erfuhr man, daß
der so gut wie vollständig erhaltene
griechische Wagen in Paris für nicht
weniger als 250,«00 Franken nach
New York verkauft worden iri. und
bald tonnte der italienische Abgeord
nete Barnabei mittheilen, daß der
Wagen schon im Metropolitan Mu
seum zu New Yort ausgestellt sei. Der
Schmerz der italienischen Archäologen
über diesen Verlust ist in der That be
rechtigt, denn es handelt sich um ein
ungewöhnlich werthvolleg Erzeugnifz
des altjonischen Kunstgewerbes. Der
zweirärdrige Wagen hat sich vollstän
dig zusammensetzen lassen. Die Nä
der mit halbem Meter Durchmesser
sind erhalten, ebenso die zwei Meter
lange Deichsel. Der eigentliche Wa
gen wird gebildet von drei großen ge
bogenen Metallblatten, die in getrie
bener Arbeit tfteliesdarst:llungen zei
gen. An den Rändern der Reiiefs
laufen Ranlen und Ornamente von
eingelegier Elfenbeinarbeit. Die Mit
telplatte, die Brustwehr des Wagens
überragt die Seitenstücke an Größe,
sie zeigt auch die Haupt-Darstellung
eine Göttin, einem helden Waffen
überreichend. Amerilanische Archiv
logen deuten das Reliefbilb auf
Athene, die dein Heralles die Waffen
giebt, um den König Laomedon von
Troja zu betämbsm Entsprechend
zeigen die Seitenstücte Herailes im
Kampfe mit Laornedon, und denselben
hervo, wie er irn Begriff ifr, einen der
Söhne des Laoinedon unter feinen
Streitwagen zu schleudern.
s—-——-·—
Hure them-e Spielksrtr.
Man berichtet aus London: Eine
auf der Rückseite einer Spiellarte
(Carreau fünf) von hans holbein dem
Jüngeren gemalte Miniatur in Gouas
che:Farben wurde gestern bei Ehristie
für 2750 Pfund Sterling versteigert.
Das sehr gut erhaltene Miniaturbild
stellt die ijährige nachdenkliche Fran
eeg Handarb, Herzogin von Norfolk,
dar. Sie trägt eine eng anliegende
schwarze SammtsIaille und am Bu
sen eine rotbe Reite. Jer einfach ge
scheitelteg haar ist von einer leinenen
Haube fast völlig bedeckt, außerdem
trägt sie, der Mode der Zeit gemäß,
Kragen und Manschetten Solche Mi
nintnrillimtmitg in Denen bolbcjll d.
J. Meister war, sind nur wenige erhal
ten. Es bildete einen Bestandtheil der
Howtins’schekt Miniaturen - Samm
lung. ,
-« ---· -.--s —
Stumm
Baron sstühmotgeng zum neuen
Diener: »Jean. was ist denn los? Wa
rum haben Sie denn die Fahne oben
ausgezogen, und warum nur aus Halb
mast?«
Dienen »Ich hab’ so Was gehört,
daß der here Baron heut Geburtstag
haben, da ich bie Sach’ obet net genau
gewußt. bab’ ich knik ’s net höher
’nauszuziehen getraut.«
Onssusfsc
Gast (bei Tisch): »Diese vorzügliche
Trennt-Orte haben gnädiges Fräulein
igewiss selbst gebaden2«
Tochter bei- hauses: »Wie kommen
Sie ans den Gedanken ?«
Gast (vetlegen): »Nun, ich meine.
sie schmeckt so!«
Cis-hat ten-iste.
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III-s —- II « I
Ymm Furt wisst Dr wohl artig sein« W würde weht Dein Leiter sagen. wenn Du bei ihm so mutig
cattchem »Der würde JM To ki. sei artig, Du bist doch hier nächt sit Deus-»