Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, November 04, 1904, Zweiter Theil, Image 11

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    ; W schreib-hätt von
« litt-te Fassung-L
No 127. Jch
lzen Jhne in
mein leyte
Schreiwebrief
von e Mietung
verzählt, wo
der Philipp,
was meinhos
band is, ganz
« schrecklich ge
rohstei is wor
den. Se kömie sich denke, dafk ich do
arig schlecht driwwer gefühlt den, aw
wer der Mister Mehr bot ge sagt, do
sollt ich gar nit viel for lehre, scll
wär Palliticls un das wiir all was es
wär Solang keiner sage dedi, daß
der Pbil en mehrfache Rautmiord ob
der e Burllerie icimmitted hätt, sollt
ich gar nidsJ drum gewim. Wisse Se,
!Uladdan1ck;e, das miisse mer all mit
mache, hot er gesagt, wer for e poblici
Affig roime diiht, der muß so ebbeg
eclsreckte un ich denke-, mai- den Phi
ltpp lonzerne buhi, do hen ich den Fel
ler, wo in die Miciimg so raubautzig
gewese ig, e Pies von mein Meinb
sywa Am beste ig, wann Sie von
alle Mietungs cmeg stelm un blos zu
den Pinttic silolb tende. For Die un
nere Lljiieiunoe will ich schon Mehr
nemme. Seil yot mich widoer c »Icin
I.«-c7-- c:;c-f- -«-,·h- -« Z- ha« »HO
Ums- csstss III-»sp- « s- sssss sus
toann mer so en Schentelmann sor en
Freund bot. Well, ich hen auch mein
Meind ussgemacht gehabt, daß ich von
alle Mietunge etveg stehn wollt, awtver
wie die nächste Mietung ftaitgesunne
bot, do stn ich doch zu neugierig ge
wese, was se fest widder an den Phi
iipp zu dicke hätte, un do sin ich denn
auch mitaus e Wort zu sage mit die
Wedesweitern hingange. Mer hen uns
ganz hinne in e Korner gehockt, so
daß uns nit so leicht Jemand von den
Kammitthee hot sehn tonm; atvwer
mer hen doch alles gut höre könne«
Well, ich duhn wische. ich toiir liewer
nit ?ingange. Atotver ich will nit vor
grei e. Die Mietung is. also ussge
macht worde, wie das bei alle Mietunge
der. Keds is un dann dot der Schein
monn den Phicip introduhst. Jch tann
Jtpne sage, ich den an Arm un Bein
geschitotoert, ditahs ich hen gedentt,
wie werd sich denn das alte Kameet
jetzt widder blantirr. Er hot zuerscht
en Bau Zeamacht un das hot ganz niet
gegucktz nn hot er sor e Weil gar
nickö gesagt un in verschiedene Pattg
von die Habt hen schon die Leut ge
start zu giaele. Jch hen grad gefühlt,
als wann ich ufs e retthatt Bigeteife
sitze deht. Dann —- dente Se nor
emol an — greift der Phit in sei Packet
un holt seine Schnussbacts eraus un
täckett sich en Schnuss un noch nit ge
nug damit. hot er auch noch die annere
Meint-ers von ten Kammitthee die
Backs hingehattei »Dont fergett mie«,
hot einer in die Habt gehallert un do
hot oss Kohrs alles gelacht. Jetzt hot
awtoer der Ptkil e Fehg gemacht, ais
wann er die ganze Kraut ussresse
wollt un do tin se all meische still ge
wese. Jetzt hot er gestartt Lehdis un
Schentetmanner,« bot er gesagt, »ich
stn tein Stxieter, wo zu etheg emaunte
dicht; awteer ich weiß wag recht is un
ich denke wann Sie lauter Männer
in den fschultaunzel hätte« too das
wüßte, dann dehte die Kids nit noch
iu ihr zehntes Jahr sich damit abtru
toeie wie Miit un toie Ratt aespellt
toerd. Dann hätte mer auch e diesente
Schu. hier un nit e Bitduna, wagso
oit is, dasz es aar nit weiß, nach
weisse Seit es umsalle solt un sor den
Nieen stehn bleibt. Die stinner, das
fin unsere Präsidente von die Fjuhti
ssch r un dentc sie e1::ot an, wann einer
da-( unsere Bittre en ot Pressedent
to:rd, wei der muß tch ja fettehme,
dann er dran dente duht, in toas sor
e Schut er hoi aeizn müsse, sor das
steckte toag er gelernt hot zu täctete.
Ich sage soviel, en Vostet tann nie nit
chön sinne. jvann er in e Zoktpbacts
he duht, er muß e seine Siehtich hen
un dann is er adtreit. Ich betrachte
das ganze Scimlvifznesz von die prat
tische Seit. Prattiiaxe Mensch-e mache
ihren Weg in die Welt un unvrartti.s
sehe die bleiwe zurück un so is es
auch. Wann Eke mit meine Eppin
jien eggkie, dann bleibt nor ein Ding
for Jhne zu duhn un das is for mich
zu wohte.« Dann hot et sich mit-der
gesetzt un die Kraut hot gehallekt bis
te ganz hohes getvese id. Jch muß
soge, ich sen surpreist gewese, wie ich
den Phil den Wen hen tahte höre, ich
hen nie nit gewußt, daß fo ebbeg in
ihn stecke hebt. Wie die Kraut tvidder
still gemotde is, do bot tviddek Yo en
ruppiger Kanne sor’s Wort ge tagt
Et bot gesagt, die Piebets sollte sich
nur kein st for e Jud vermocht
lasse. Der Spietset wär nit sitt for
die Ofsis tin wann er derst,- dann
wollt et is auch Drube Er hotbann
fast. der Iändikeht - bomit bot et
sen Philipp gemeint, wär gar nit so
en diese-tex- Mnnn, wie et eiepeissew
ted lenkt bebt· Wann en Mann nach
die Welt-sehe gehn deht un deht sich
dort Inlj LehdieiL wo in die Seit
schvhs TWHL wäre, etumtteiwe un
bebt uss tsssyuneel etum reite, von
den könnt met seit eekspectte, daß der
die Kinnek Eli en Beispiel voran
ndeht des - wetuochtang
net-wehe II Its-R sich gescheit-Jst
wie eitles. M G sen ich tntch
answer kefnchsn wie et Gesagt hat,
wann es die Leut nit glantve denke,
denn wollt er si- Ue PMW USE-.
Im er an seine eigene Frau geschickt
hätt, un wo sie puttinier das Herz ge
lsroche hätte. Denke Se emai, do kann
mer awwer sehn, Ioie e Frau tehrsull
sein muß un wie ie en große Mis
steht mache dahi, wann se ebbes von
ihren Mann verzöhle dicht. Jn den
lritische Monument hat der Wehes
weiler sor's Wort gestutzt Er bot
gesagt: Was die Lehdies tonzerne dahi,
wo der Philipp mit gewese is, so is
das eKossen von ihn un daß er die
Pickschers an seine k rau geschickt bot,
das is doch der be e PruhL daß er
sich nit zu schehme braucht, was er ge-.
sahn het. Seine Frau hat sich auch;
crig dritvwer gefreut, daß ihr Mann
so e gute Zeit hat. For en Mensch
wo so dreckige Ahrguments juhse duht
do hen ich nicks iwioerig wie e lautes
dreifaches »Im Dein-el« un ich mach
die Mohschen, daß der misserakxlige
Feller enausgeschmisse werd. Er hat
hatdlie gesinnischt gehabt, do hoiderV
Kunne schon an den Seiiwalt gelege
un dann is die Mietung so schnruht
verkaufe, als wann gar nicks gehöppend
wär. Wisse Se was ich duhn2 Jn die
nächste Mietung mach ich enrol en
Spietsch un das- ioserd e Pietsch.
Mit beste Riegardg
Yourg
Lizzie HanssiengeL
s-—«---. - —
GiflsSchUCP.s
t.N. Y. "3tiii«ct-5;Iili::i.»r.)
·,,Fliissiqe Verdainmnisz« benennen
die Befürworter der Prohibiiion alle
(.lioholischen Getränke vom barm
losen Dünnbier bis zu dem die Gewebe
zernagenden »Rachenputzer«, der itt
Ermangelung von staatlicher oder korn-i
munaler Beaufsichtigung der Qualitätl
der unter staatlicher Licenz vertaustenj
Getränke verkauft werden kann. Eine;
wahre Epidemie von atuter Magens
cntziindung hat in einem Armenquar-·«
tier auf der mittleren Weftseite der«
Stadt in weniger als zwei Wochenk
sechzehn Menschenleben gefordert, unds
is fpricht nicht für die Wachsamkeitt
der städtischen Gesundheitsbchörde,s
daß ein Coroner, der zufällig ein this-E
senfchaftlich gebildeter, gewissenhaften
Mann und ein tluger Beobachter ist,«.
zuerst aus dieses massenhaftesAuftretent
von tödtlich verlaufender Gastritisk
aufmerksam wurde und die Ursache er-i
gründete. .
Die Ertrantungen erfolgten alle«
nach den- Genuß von Schnupft, welcherk
von einer gewissen Wirthschaft bezogeni
war, und eine Untersuchung des dort
feilgebotenen Stoffes hat ergeben, daßk
der Schnaps, welcher als Whistetf
rertauft ward, eine Beimischuna von«
Holzgeist oder Methylaltohol enthielt.
Es ift dies derselbe Altohol, der in
verschiedenen Ländern zur Denaturi
rung des eigentlichen Altohols, des
Spiritus, verwandt wird, um zu ver
hüten, daß Spiritus, welcher für ins-J
iuftrielle « werte beftimmt und deshalb
steuerfrei st, nicht als Genusnnittelt
Verwendung finden foll. Zwei Tbeile
Hotzgeift, dem Spiritus beigemischt,
sollen den Genuß desselben verhindern,
ohne daß, falls die Mischung, sei es
infolge Jrrthums oder Schnapsgier.
dennoch getrunken werden foll, die Ge
sundheit ernstlich zu gefährden. Da
raus läßt sich schließen, daß in dem
tot-liegenden Falte weit größere Men
aen Holzgeist dem Whistey beige
mischt wurden, daß es ein veritadler
Höllentrank war, welchen der geldgie
rige Schantwirth seiner in Bezug auf
Qualität nicht verwöhnten Kimdschaft
zusammengebraut hat. Holzgeist
tommt hierzulande nur als Brennspi
rituå und in einigen Industrien zur
Lösung von Harzen und Farbstossen
in Anwendung. Man giebt sich des-—
LJalb auch mit der Reinigung nicht son
oerlich Mühe; man befreit den durch
trockene Destillation gewonnenen Holz
essig durch frattionirtes Urherdestilli
ren von dem Ihrer, nseutralisirt den .
l,5-ssiggel)a!t mittels Kalilauge und be ;
laßt in dem sogenannten Holzgeift noch ;
dir Aceton--Beimischung, welche unge- -
nirin iitzend auf thierisclxe Gewebe, be- -
fand-ers aus Schleimhäute wirkt, da- s
her auch die akute Magenentziindung, ;
an welcher die Leute gestorben sind,
welche, angelockt durch den billigen
Preis und das reichliche Maß, anstatt J
des Sommbkeltkrs nnd der her-stär- .
Jng die giftige Mischung kaufte-m von i
deren Gefährlichkeit der Schänie kaum i
:ine Ahnung hatte·
Daß die grobliche Versälschung eines 1
gesuchten Genußmittelg möglich war, I
ist nicht ein Mangel des Gesetzes-, son
dern der Ausführung tesselben Die
Sanitätsbehötde hat hieher ihre ganze 1
Aufmerlsamleit aus die Verhütung der J
Versälschungd von Nahrungsmittelnl
gerichtet. ie Ueberwachung der ;
Milchzusuhr, sowie des Vertauss aller »
anderen Nahrungsmittel, besonders
von Fleisch, Obst und Gemiisen, wird
in New Yorl so strenge, wenn nicht
strenger gehandhabt, als in irgend
einer anderen Stadt, aber mit der -
Ueberwachung der Geriuszmittel, wozu
neben den alioholischen Getränken auch
Zucker-wanken, künstlerisches Mineral
wasser und Cid r gerechnet werden«
sieht ei um so chlimrner.
s-—----. --.--- —
Prlisident Roosevelt eiseet geizen den
Rassenselbstmord und Genercl Corbin
gegen das heirathen von Oft-zierend
Was soll nun ein armer Matijlinaer
in einein solchen Dilemma thun?
I O I
Zu glauben- baß ase,. die den
Mount Everest siir den höchsten Derg·
und Goethe sitt den grsszten Dichte-r
halten, ienen·bestlegen und diesen ge
lesen hätten, ist naiv.
s Eine Beichte
I Slizze vonHennie Rache.
» Dämmerung herrschte in dem gro
szen schwarz ausgeschlagenen Gemach.
Jn den Ecken standen silberne Leuch
ter, halbwelle Blumen lagen umher
und aus einem Sessel zwei zu spät ge
sandte Kränze Vor dem Kantin, des
sen lodernde Scheite einige Heiligkeit
s verbreiteten saßen ein Mann und eine
, Frau. Die Wittwe des Verstorbenen,
i
den sie heute hinausgetragen hatten,
und sein Freund. Sein Freund und
ihr Freund. Sie hatten sich versenkt
in Erinnerung an den Todten, und
! jeden Augenblick sahen sie sich unr, als
I müßte er’hinter ihnen stehen und ihnen
; zuhören, wie er es im Leben auch ge
’than.
Jetzt schwiean sie, und die Gedan
len verloren sich in Träumen. Sie
waren beide über die Jugend hinaus.
Der Mann hatte das halbe Jahrhun
dert bereits überschritten, die Frau
näherte sich ihm. Aber beide waren
noch schön. Schön, wie es der Abend
ist nach einem sonnendnrchaliihten
Sommertage Noch waren ihre Haare
dunkel, und die Gestalt elastisch und
kräftig. Aber aus beider Gesicht lag
etwas Undurchdrinaliche3, ein gleicher
Zug von Resignatiom dazu ietzt die
stille Trauer um den Todten.
Die Frau sah den Freund an mit
einem forschend-en Blick
»Ur qal VII Iccjk Ucll gclsclol, Ucllll
.mit seinem letzten Wort verlangte er
nach Jhnent«
»Ja, er hatt-e mich lieb ich ihn
aber nicht mindert« ,
«Mich sah er nicht mehr .. .. mich
wollte er nicht . . .. nur den Freund,
den Freundi«
»Schmerzt Sie das, liebe Freun
din?«
»Nein!'« sagte die Frau gedanken
verloren,s »aber es berührte mich selt
sam Was wollte er von Ihnen?
Er ries Sie so schmerzlich, so
sehnsüchtig
»Ich war sein Freund, sein einzi
get von den Kindheithagen an!«
»Und ich sein Weib. .in Leiden
und Freuden . . . . und der Leiden wa
ren nicht wenig!«
Der KMann erwiderte nichts mehr,
sondern sah vor sich hin und gedachte
der Kindertage und der unschuldigen
Spiele.
Die Frau seufzte ties aus.
»Ich habe ihm ein Unrecht gethan
im Leben . . . . nun quält mich der Ge
dante, daß ich nicht beichten, nicht gut
machen tann!«
»Sie-? Sie ein ilnrichtkt Sie, beste
aller Frauen?«
»Ein schweres Unrecht! O, wenn
er es wiiszte, ietzt, er miiszte mir flu
chen. Wenn er hinter mir stehen tönn
te, er wiirke mich packen und mir ink
Gesicht schreien: »Du Lügnerin!"
Erschreckt sah rer Mann sie an.
»Und auch Sie, sein Freund, wür
- den ....«
»Was würde ich Z«
»Vielleicht doch milde urtheilen.
Vielleicht auch er, denn ich habe ihn
doch glücklich gemacht!«
»Er hat mir ost gesagt. er sei der
glü«ctlichste Mensch unter der Sonne.«
»Wie gut er war! Wie srent es
mich daß er wenirstens glücklich
wart«
»Er weriigsten5?'«
»Ja denn ich, ich war nicht
glücklich!"
Der Freund dreht-e sich tnit einem
raschen Ruck t;:rum.
»Sie waren nicht glücklich?« ries er
fast heftig aus und aus sein Gesicht
trat Röme. »Warum-M
»Meine Schutt-, lieber Freund
sünsnndzwanzig Jahre ohne Lie
be!«
Ein Sessel siel um« der Mann
war wohl etwas-Z hastig ausgesprungen.
Er bat um Entschuldigung und ging
an's; Fenster. Nach einer Weile tam
er zurück und fragte nur kurz: »Wir
rum?«
,,Waruin?« lächelte die Frau tech
mikebin tfe ist hie nlte Geschichte
von Trotz und verleytetn Mädchen
stolz.«
Erzählen Sie!«
Erstaunt fah sie den Freund nn.
Woher das Zittern in seiner Stim
me? Warum die plößliche Auf
regung? Ziirnte er ihr cm Stelle ihre-s
Gatten?
»iskziihcen Sie . . . . Ich bitt-!
»Es ist eine Beichte," flüsterte die
Frau, »und ist« der vergeben sollte, ist
nicht mehr!«
Wieder schwiegen sie, und der
Mann wagte nicht, die Still: zu fkö
ren. Auch wußte er, er brauchte nicht
mehr zu bitten, jetzt würde sie reden.
Die Kaminqluth sont zusammen, nur
einige blaue Flämmchen ziincxelteii
noch empor und warfen einen geister
haften Schein auf die Frau. Das
Körperliche schien ihr Gesicht verlassen
zu haben, und nur eine bleiche, leis
dende Seele lag darin. Da ballte der
Freund neben ihr plötzlich die Hand
usd sprang cui. Er bezwang sich aber
Htvieder und nahm feinen Platz von
wette-r ein« doch so, daß sie ihn nicht
. sehen konnte.
I »Nein, ich liebte ihn nicht,«-sagte
;die Frau leise und Hemde-ist« »ich
l liebte ihn nicht . . . aber ich wurde doch
die Seine. Jch . . . liebte feinen
Freund ich liebte Sie, —- ja Sie!
Fest als alte Frau darf ich ei lege-tri«
. J
Ein Ruck ging durch den liörper
des Mannes-, aber er schwim,
»Ja, Sie liebte ich alnsr er. er
isgik mik, als ich aar en oft strich nach
Ihnen erkundigte, Sie leien verlobt,
längst heimlich verlodt und verspro
chen. Ich aber hatte gealaubt ...man
ist doch gar so thöricht als junges
Dan ich hatte geglaubt wenn Sie
ichmisirmeriich von Liebe sprachen, mir
galten Ihre leuchtend-n, beredten,
Blicke ach, aber Sse aalten einer
anderen! Da wurde ich trotzig
und nahm ihn, der mich wirklich
liebte!« ·
Eindumpfes Stöhnen klang zu ihr!
herüber. H
»Der Sie wirtlich liebte? Und mir.
hat er gesagt, Sie hätten eine Anti
pathie aeaen mich, eine unübertvind-.
liche Antipathie. Da sarate ich stole
meine Liebe zu Ihnen ein, aing da-l
von, und kam erst itsriich als ich
qlaubte, nur wirklich-. reine Freund
fchaft bieten zu können!«
Mit einein Schrei sprang die Frau
aus. Die beiden Menschen standen
sich gegenüber-, und die ganze Qual
langer Jahre lag auf ihren Gesichtern
,,Du, Du hast mich actiethl Du,
mich? . .
»Und Du, auch Du haft mich ge
liebi?-«
Da schlugen sie die Hände vor'5 Ge
sicht und weinten.
Nicht lange.
Mit einem wilden Fluche gedachte
jetzt der Freund des Todten.
»Vetriine·k! Erbärmlich-er Betrüger!
«llnd wir beide sitzen hier und tran
ern um den, der mit gestohlenem Gliict
sein Leben aeiclnniickt bat! Der mit
Betrug an sich riß, was sich ihm nicht
willig neigte? . .. Wir trauern um ihn,
dem wir fluchen sollten!«
»Er ist todt!« sagte die Frau leise
und senkte das Haupt.
»War sein Tod eine Siihne?« schrie
der Mann. »Starb er, urn den Weg
freizugeben? Nein, er hätte weiter
sich gemästet an seinem Glücke... o,
der...«
»Er ist todt! Schmähe ihn nicht,
denn er kann Dir nicht erwidern.
That er nicht aus Liebe, was er ge
than-? Vielleicht war seine Liebe grö
ßer, als die unsere, denn er kämpfte
darum mit allen Mitteln... wir ——
nicht!«
Der Mann schwieg.
»Ich vertheidigte ihn nicht, aber ich
will ihn auch nicht schmähen. Wers
weiß, ob ich Dich so glücklich gemachts
bätte wie ihn?« s
Sie log. Jhr Herz hatte sich stund-I
lich. täglich zu dein Freunde gedrängt,!
nie hatte sie ihn vergessen, nie einsenj
Tag weniger geliebt. s
Jetzt trat sie zum Fenster und saht
hinaus-.
»Der Tag war nicht schön,« fliisterte
ne, »aber der Abend wird wunderbar
trin!«
,,(8laubst Du da5?« fragte der»
Mann, und legte seinenArni um sie.
»Glaubst Du dag.’... Lohnt es sichs
um den LIluendZ«
Sie lächelte durch Ihriinm
»Ist der Abend nicht das Beste vom
Tage? Jst der Abend nicht der Friede
das Glück-?- Nicht jeder ist stir den
Sonnenschein geschaffen . .. Freund,
Geliebter». der Abend ist noch lang.
Lieber, es lohnt sich um den Abend!«
Da reichten sie sich die Hände. ..
-- ---. - .--—«--- —
Eine Mozart-Reden
Jn Salzburg fand aus Anlaß des
Mozart - Musitfestes zu Ehren der
anwesenden Künstler und Festgäste
ein Festabend statt, wobei nach den
Begriiszungoansprachen Felix Mottl
in seiner Dantrede folgendes aus
siihrte: Mozart ist siir uns Musiker
das Heiligste, wag wir uns denten
tönnetL Ich habe nie recht verstehen
tönnen, wenn man bei Mozart immer
nur von Heiterkeit und von der gewis
sen Schönheit spricht. lfs schiert mir,
als glaube man, daß Mozart nnr die
Oberfläche der Erscheinungen berührt
hebe. Mozart war aber der tiefste
ixnd innigste Mensch, der je gelebt hat.
Es giebt eine Wehmuth in der Heiter
trit, es giebt einen Schmerz in der
Freude, der die Menschen in Höhen
IUVLH UUlI Ucklclt XJCTUU llUl Ulc gUlc
lichsten zu uns armen Menschen spre
chen können. Aus dieser Höhe ist Mo
zart gestanden. Wir diirsen also nicht
nur von Heiterkeit und von absolut
Musikalisch Schiinem sprechen, son
kern wir müssen von himmlisch Unbe
greislichem. großartig Schönem spre
chen, wenn wir von Mozart reden, der
sitt alle Zeiten ein Gegenstand der
Verehrung und der Anbetung siir je
den Künstler war ...... Hesutzutage gibt
es in der Musik so viel Modernes-,
llnwahres, Häßliches, Scheuszlicheg
tstiirmischer Beifalls, was sich fälsch
lich Fortschritt nennt terneuter Bei
solls, daß man glücklich sein muß,
wenn man zu den heimischen Penaten
Zurücktehrt sStiirmischer Beisall.)
Mozart war der kühnste Neuerer,
den es je gegeben hat; er war der fort
schrittlichste Musiker, der je gelebt;
kenn er hat wirklich etwas ganleteues,
tknerbörtes in die musikalische Stunst
gebracht: et hat die einzelnen Instru
mente deg Orchesters sprechen gelehrt,
er hat ihnen Seele gegeben mit ei:
nem Worte-, durch Mozart ist die Mu
sik in einem gewissen Sinne erst ent
deckt worden. Wir müssen nämlich in
der heutigen Zeit, wo so viele Ent
decker existiren, Gott danken, daß er
uns einen so himmlischen Menschen
gegeben hat. (Jubelnder Beisall.)
Wenn Mozart jetzt lebte, so würde er,
wenn wir morgen Liszt und Bruaner
asssührem sagen: Führt sie nur aus,
das ist ganz- nach meinem Sinne!
CUIO HCUVIIIIIIIL
Wer in der Gondel eines Luftbal
loncs gleichsam wie in einem Schiff auf
lein Meere hoch iiter der Erde dahin
! schwebt, der sieht und hörtnnd fithlt
Dinge, die den anderen Menschen Ver
bot-gen bleiben.
Die Schilderungen, die Milton
und Dante vom Paradiese und
der Unterwelt gegeben haben —
sn sagt der berühmte Luftschiffer Graf
Henri de la Vaulx —— erscheinen matt
und farblos im Vergleich zu dem, was
seine Ohren gehört und seine Augen
gesehen haben. Jn der Beschreibung
einer seiner Reisen erwähnt de laVaulx
zunächst, wie sein Ballon an einem
schönen, tlaren Sommertage kurz nach
Sonnenuntergang in Paris aufstieg.
Er wollte eine nördliche Richtung ein
schlagen, und eine leichte Brise begün
stigte auch sein Vorhaben. i
Als der Ballon sich erhob, wurde die
Sonne, die bereits im Westen unter
gegangen war, wieder sichtbar, wäh
rend fern im Osten sich dunkle Schat
ten iiber die Erde breiteten. Es lag
indessen nicht in der Absicht des Gra
fen und seiner Begleiter, große Höhen
zu erreichen, und so ging denn auch
bald wieder die Sonne für sie zum
zweiten Male unter.
Aug dem Norden rückten ihnen die
Lichter der Städte nnd Dörfer immer
näher, glänzten einen Augenblick un
ter der Gondel, um dann im Süden
Zu verschwinden Jin Anfang ihrer
Fahrt drang das Geläute der Glocken
v«·er Viehherdrn, die heim in ihreStälle
getrieben wurden, zu ihnen herauf;
als aber die Nacht weiter vorschritt,
schwand jeder Laut, und tiefste Stille
umfiim hie klipifpniwn hie oft-im »ev
fischen entrückt zu sein schienen.
»Wir hatten,« so erzählt der Graf,
»alles Gefühl für (,eit und Raum
verloren; ja, unserer eigenen Persön
lichkeit waren wir uns kaum noch be
wußt. Und das Erwachen aus unse
rem Traume war durchaus kein un
angenehmeT nn Gegentheil ein über
alle Maßen schönes. Nicht so sehr
durch das, wag wir sahen, als durch
das, was wir hörten und mit jedem
Nerv zu fühlen glaubten. Was war
es- aber? Feuriger Schein stand am
Himmel. Spielten vielleicht die Ster
ne für ung in himmlischen Harmo
nien? Unwilliürlicti slößte uns die
sen Gedanken die berauschende Melo
die ein, die wir zu vernehmen glaub
ten. So nahe schien der Himmel, daß
menschliche Ohren schon seine Sphä
renmusik hören konnten.
Bald aber hatten wir erkannt, daß
es Klänge irdischer Fiirchenalocken wa
ren, die uns so bezaubert hatten, und
tie in ihrem silberhellen Ton aug ei:
ner Stadt, über die wir eben dahin
glitten, zu uns drangen. Ehe uns
aber diese Erteuntnisz kam, fühlten
wir uns wie in einem Paradiese, das
aber nur zu bald ein »verloreneg Pa
radieg« werd-n sollte· Eben hatten
wir einen Blick auf Chimah in Bel
gien, das tief unter ung lag und bald
im Süden verschwand, erhaschen kön
nen; dann aber siel ein Nebelschleier,
oer ebenso, wie er jede Aussicht ver
deckte, auch die himmlischen Laute ver
stummen machte.
Der Nebel in diesem Augenblick war
ein höchst merkwürdiaer Zufall, der
die Wirkung hatte, daß aus der Büh
ne, die uns das Weltall darstellte, sich
Jetzt eine Reihe von Wandelbildern ab
spielte. Während sich der Vorhang
senkte, wurden neue und noch ergrei
fendere Schauspiele siir uns vorberei
tet. Ein bis zwei Minuten etwa blieb
der Nebelvorhang. Als er wieder in
die Höhe ging, glaubten wir unseren
Augen nicht trauen zu dürfen. Nord
lich von uns stand der ganze Horizont
in Flammen! Erst war eg also wie
die beseliaende Musit des Himmels-,
dann wie die brennenden Abgründe
ler Hölle.
lind dennoch waren wir noch nicht
von allein eriscten lot-gelöst Hinter
uns lag in tiefem Schatten die Ober
fliirte der Erde-, und dass-dem wir uns
so rasch näherten, war die in Flam
men stehende Gegend, die zwischen den
Thoren des Hades lag. Diese Thore
ertannten wir; es war das Schloß
Walsen mit dem Bayardselsen. Wie
oin silberner Faden schlängelte sich ne
ten ihnen die Maas mit Dinaut. das
eben an ihrem linken Ufer sichtbar
wurde.
Jetzt waren wir innerhalb der
Thore-. Die ganze Erde und der Him
mel waren ein Feuermeer. Von Se
tunde zu Setunde schien die Gluth zu
wachsen. Wir waren wie in einem
Zauberbann. Vollständig vergaßen
wir, daß wir uns einer gebrechlichen ;
Kugel anvertraut hatten, die mit ei- «
nein leicht entzündbaren Gase aefiilltJ
mar. Keine furchtfanren, menschlichen »
Wesen, die Angst hatten, hinunter in
vie Tiefe, in den sicheren Tod zu stür:
zen, waren wir mehr. Gleich Dante
besuchten wir die Unterwelt, und es f
hätte uns gar nicht überrascht, wenn
wir am Himmel in feurigen Buchsta
ben hätten stehen sehen: »Laßt alle
Hoffnung hinter Euch, die Jhr hier
eintreten-« (
Flammen schossen auf uns zu, und I
mit diaboliscken Gebärden schienen sie(
nn- befehun zu wollen, hinabzustei«
Jen, um unsere ewigen Strafen anzu
treten. Statt der fchattenhaften Erd
oberfliiche konnten wir jetzt durch die
emvorziinnelnden Flammen hindurch
Jliihende Klippen und Meere voll hei
ßen, weißen Dampr erkennen. Ab
und zu spaltete-i sich diese Meere und
zeigten dann tiefe Gründe w wahre
Feuergruben
War es denn möglich? Wiederholt
rieben wir uns die Angen. Ja. wirk
lich, aus dem Grunde dieser seurlgen
Gruben waren Dämonen an der Ar
beit, und in menschliche Gestalt ge
tlcidete verlorene Seelen mühten und
plagten sich an ungeheuren Maschinen
s— wir sahen cytlopische Dämmer, die
auf enorme Ambosse herniedersausten,
zischende und saurhende Dampfbohrer,
die von Pygmäen umringt waren, die
mitten durch die Flammen bald hier
hin bald dorthin rannten. Diese höl- «
lische Geschäftigkeit schien kein Ende
nehmen zu wollen« Wohin wir auch
blielten, überall sahen wir diese sieden
den, von Flammen umringten und
von Teufeln umschwärmten Abstände
mit den sich abplackenden Verdammten.
So hingerissen waren wir von diesem
Schauspiel, daß wir unserer Vernunft
vollständig beraubt zu sein schienen.
Wir schienen ein Theil dieser Hölle zu
sein; zwar noch unberührt von ihren
Flammen, aber auch außerhalb des
Bereiches von allem erischen.
Flammcnmeere brodelten, und seu
rige Gehser sprühten aus ihnen empor,
und fortwährend tauchten neue Schau
ren von Dämonen aus, die neue Flam
menherde und glühende Bergeshaan
bevölkern-n Meiner Feder ist es un
möglich, alles das zu schildern, was
ich gesehen habe: die berstenden Kegel
rothgliihender Gipfel, das Aufwirbeln
i zchmefelartigen Rattches, der den Him
s mel mit seinem gelben Schein erfüllte-,
die uneriniidliche Arbeit jener Pyg
mäen, die es so wunderbar vermoch
ten, der Wuth der Flammen und der
Hitze geschni-ol,;ener Felsen zu wider
stehen Jn jener Nacht erst habe ich
Dante so recht verstehen gelernt.
Lange kann uns dieses Schauspiel
nicht aefeiselt haben. obwohl esJ uns
x
stundenlang zu dauern schien. End
lich merkten wir, daß wir diesem Orte
des Grauen-Z immer näher kamen, und
bald mußten wir diese in den Flam
men arbeitenden Geschöpfe erreicht sha
ken. Jch meinerseits glaubte, nicht
mehr auf Erden zu fein; ich hatte das
Gefühl, daß mich die Höllenftrafen ers-·
warteten, aber nicht mehr die Kraft,
ihnen entgehen zu wollen«
Nur durch einen Zufall wurden die
Luftfchiffer gerettet. Sie hörten, wie
die Dämonen da unten sich auf fran
zösisch etwas zuriefen, und das brachte
sie wieder zur Besinnung.
Die Flammen waren irdische Feuer,
die tausend Fuß unter ihnen brannten,
nnd wären sie mit ihrem mit Gas ge
füllten Ballon in ihren Bereich gekom
men, so wäre es um sie geschehen e
wefeir Rasch warfen sie Sandsacle
eue, und bald sahen sie die Hölle un
ter sich berschwinden. Und was für
ein fürchterlicher Ort war dies gewe
sen? Nur die Stadt Lüttich mit ihren
Hunderten von Hochöfen. Jn einer
tlaren Nacht gewährt schon der An
blick eineg entfernten Eifenhiittenwer
Les ein iiberwältigendes Schauspiel;
wer es aber mit all seinen Wundern
und Geheiinnissen sehen will, der
scheint, wie es Graf de la Vaulx und
feine Gefährten gethan haben, in ei
nem Ballon dariiber hixrwegfahren zu
müssen.
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Kugeldlttz auf dem Meere.
; Der Führer der Barte Cap Horn,
Kapitän Tramborg, hat der deutschen
JSeewarte einen Bericht über einen
höchst seltsamen Kugelblitz, der fein
I Schiff traf, eingesandt. Am 9. April
»d. J. befand sich das Schiff in 30,5
Grad westlicher Länge und 4 Grad
nördlicher Breite, als ein Gewitter
ausbrach Nach mehreren leichten Bli
tzen erfolgte plötzlich ein fo ftarter
Blitz, daf; alles in Feuer zu stehen
schien und das Schiff wie glühendeö
Eisen aussah. »Dicht vor unsern Fü
ßen,« schreibt der Kapitän, ,,fiel ein
Feuerball, ungefähr von der Größe ei
ner Kegelkugel, und blauweiß ausse
hend. bis war der Tag nach dem letz
ten Mondviertel, also bei heftigem Re
gen sehr duntel. Unmittelbar auf den
Blitz folgte ein Donnerschlag, der das
Schiff erzittern machte. Wir waren
mehrere Sekunden geblendet und fa
llen, nachdem die Feuerlugel ver
schwunden war, nur gelben Nebel um
uns-. Wie uns geschah, konnte keiner
recht angeben.« Der Feuertugel folg-:
ten noch mehrere grelle Blitze, dann
verzog sich daS Gewitter. Auf den
Flaggentopps leuchte das Elmgfeuer.
Das Schiff ift mit drei Vlitmbleitern
versehen. Derjenige am Vesantopp, der
zwei Fuß in den Mast hineinreicht,
zeigte sich am nächsten Morgen her
ausgerissen
DZG ältsstc Uhr-.
Die älteste Uhr in England besin
dei sich in der Kirche zu Pet-erbowuab;
sie stammt aus dein Jahre 1320. Es
wird überliefert, daß sie die Arbeit ei
nes Möncheg ist« der librnmcher war.
Natürlich ist sie sehr primitiv. Jhk
Gang wird durch ein Bleiaetcichi von
etwa Im Pfund geregrelt, das an ei:
nem Tau von 300 Fuß Länge hängt:
dieses Tau ist aus einer .L1-)Iztoelle
aufgerollt Die Uhr its-us; tiniliih aus
gezogen werden. Sie schliiat die
Stunden aus einer der großen Kir
chenaloctem die RZW Pfund wie-n, mit
Hilfe eines Klövpels von 72 Pfund.
Das aemöhnliche Räder-wert nnd das
Läntewerl sind einig-e Fuss von ein-.
ander entfernt und durch ein kleines
Tau .nit einander verbunden. Die
Uhr hat kein Zifferblatt: die Stun
den sind aus dem Hauptrade der Hem
mung angezeigt, das sich in zwei
Stunden einmal umdrebi.
Das Leben richtet durch Ereignisse
Fragen an uns. Wir sollen ihm ant
worten durch Thaten.