Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 21, 1904, Zweiter Theil, Image 13

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Art-getrieben
vItsIIDeIette von Il. «von Warten
berg.
. Im Rauchzimmer. des Miiitärtas
sian tagte m Jesus-uns Idee Ober-!
lieutenant Richter tte einen großen, s
weißen Bogen Pap er dor sich liegen,
auf dem eine Reihe von Namen der-;
zeichnet stand. Jhm gegenüber saßi
der hauptmann von Bergfelv und?
beide lauschten den Ausführungen dess
herrn Majork. ;
,.So«, sagte dieser soeben. »Jetzt(
bliebe nur noch übrig, die Damen zus
ermitteln, welche zur Theilnahme an;
der Schäferquadrille aufzuforderåi
sind. Zeit zu den Proben ist reichlichs
-vorbanden, da das Kasinofest in etwas
drei Wochen stattfinden soll. «
Da wären zunächst vie beiden Töch
ter des Lommandeurs«, fiel haupt
mann von Bergfeld ein.
»Jawoshl, bitte, schreiben Sie, lieber
Richter: Fräulein Anna und Thekla
von hinrich.« ’
,,Numero drei?« i
»Ihr Fräulein Tochter-. Herr Mai
sor. Dann kommt der Besuch vom
Herrn Hauptmann Werner, die junges
Frau Lieutenant von Kerber«, zähltes
der Lientenant schreibend auf. ;
»Aber, mein Bester, Sie dergessenz
ja die kleine Annie vom Etatsmäszi
FenC erinnerte Hauptmann soon Berg
eld. .
»Richtig, richtig«, pslichtete Oder Zu
rechtgewiesene bei und beeilte sich, den
Namen der jungen Dame aus das
Papier zu setzen.
»Komisch, aber die kleine Annie don
Waiden übersieht man doch steig«,
versetzte der Major; »sie ist so un
scheinbar und still, macht einen so ver
schüchterten Eindruck, als wolle sie für
ihre Gegenwart stets um Verzeihung
bitten. Ich wette, Fräulein don Wal
ben, .virft uns die ganze Quasdrille
um.«
»Dafiir sind die beiden Töchter des
Negierungspräsidenten desto geichick
tere Tänzerinnen«, tröstete der Haupt
mann.
»Na, in sieben Feldzuijgen, wollte
sagen Saisons wird man doch wenig
stens has Tanzen erlernt babeni«
»Richter, Sie sind ja einlganz ge
fährlicher Mensch.«
»Es ist wirklich nicht so schlimm,
Herr Hauptmann. Doch da hätten .dir
die acij Damen zusammen.«
,,Ja", erwiderte der Maior sich er
hebend, »und nun. lieber Nichter, fa
gen Sie den Herren heute bei Tisch.«
daß jeder der Mittanzenden eine s:er
Damen aufzufordern int, und sorgen
Sie dafür, daß nicht etwa zwei Ita
meraderi ein und dieseibe Dame wäh
len. Auch für die tleiue Annie muß
sich ein Tänzer fimen."
»Wird sch.ver halten, Herr Ma
lot —«
»Muß aber gemacht werden, lieber
Richter.«
»Jas.vohi, Herr Majori« —
Die Sitzung war beendet. Die bei
den älteren Ofiiziere derabichiedeten
sich, und der Lieutenant blieb allein zu
rück, den beschriebenen Bogen in der
Hand, sich seinen Betrachtungen über
lassend.
Iiiit den Fiommanbeurstöchtern
würden Feldern nnd der Adjutant
tanzen ".vollen. Da hatten sich zarte
Fäden angesponnen, nnd man durfte
nicht störend ein-greifen. Tar- lustige
Mascrgtöchterlein fand schon ihren
Partner. Frau don Kerber war all
gen-»ein beliebt, und mit treu cBräsiden
tentöchtern, die vortrefflich tanzten,
war es gleichfalls nicht schwierig.
Aber die erst vor wenigen Tagen zu
gereiste Cdusine vom Hauptmann
Werner .var noch glänzend unbekannt
und nun gar erst die unaeschickte und
fchüchterne Annie von Walden! Wer
würde mit der tanzen wollen! s- Von
der Ungeschicktbeit der Tänzerin fällt
doch immer ein Abgianz auf den
Partner, wenn dieser seine Sache auch
noch so gut mckcht Wenn ibni nur
die schwierige Aufgabe nicht selbst zu
fiele.
»Na. das- tönnte mir sehten«, mur
melte er vor sich hin und schickte sich
ern, sich in den Speisesaal zu begeben,
da es mittlern-eile Tischzeit geworden
war.
Zum Schluß des Mittagsmahtes
—sp· denn Richter huldigte dein Grund
satz, sich nicht durch unliebsame Er
örterungen den Appetit zu verderben
— zog der jun-ge Offizier seinen Zet
tel shervor und bat die an der Schö
serquadeille thciinelnnenden Kamera
den zu einer turzen Besprechung in
das Ranchziliner. Hier entspann
sich nun eine lebt-erste Debatte. Wie
Richter -oetmuti)et. veriangten Fel
dern unr- dxer Adimant die Kommun
deueetöekstcr siir sich. tlm den lach
iuitigen Badsiich des Negiments ent
spgmt sich ein hestiger Streit, bis
schließlich einer der Ossiiiere erklärte,
ihm habe das Majsretöchteriein schon
vor vtet Wachen zugesichert, .venn
eine thdrtlle zustande käme, solle
nur er ihr Zentner sein. Dies Argu
- ment war ansschta gebend, und die
aus dem Heide Ge chiagenen beeilten
sich, ais Tänzer der Frau von Kerl-er
unt- der Präsidententschter sich zu
meiden.
«Nun, Richter, und mit wem tan
zen SieiH
«Mit der Beriöner Tonstne des
hauptmanns Wem e.«
»Ist ils bitt-schi«
S
i
vIns-n- un ign- Si-F snpch Hin-«
zu Gesicht betommen.«
»Aber Mensch, der schweigsame
Gretner kann doch unmöglich die
fchiichterne kleine Waldcn zuerthetlt
bekommen. Sie, Richter, als ge
wantdter Vortänzer müssen sich des
armen Wurme Erbarmen«
»Ja, Richter, das ift eigentlich Jshre
Pflicht«, stimmte Gretner bei, dem
die Aussicht, sich mit der lintifchen
Tochter des Etatsmäszigen im Reigen
schwingen zu sollen, wenig oerloelend
dünkte.
»Fal« mir nicht ein«, weigerte sich
dieser.
»Na. in drei Teufels Namen. So
knobelt die kleine Annie doch aus!
Auf gütlichem Wege einigt Jhr Euch
doch nicht!«
»Topp- tnobeln .vir!« bngsterte
sich Gretner, hoffend, der lastigen
Verpflichtung ledig 'zu werden.
»Aber unverbriichliches Schweigen«,
forderte Nichter.
,,Selbftderständlich«, tönte es ihm
idon allen Seiten entgegen.
Rasch .ourden ein Würfelbecher
und Würfel vom Bordbrett herabge
kangte. Alles scharte sich in gespann
ter Erwartung um den Tisch. Die
Würfel klapperten aus der Platte.
Gretner .varf zehn, Richter sechs.
,,’famoe! Richter hat verloren!« ju
belten die Umstehenden.
»Schockschwernoth! So ein Pech!«
wetterte Richter. »s« --— —
,,Was giebt’g?«
Eine Ordonnanz -.var unbemerkt
eingetreten um überbraebte ein
Schreiben des Obersten für den Ab
jutanten. Würfel und Quadrille
waren vergessen. und der Dienst trat
wieder in seine Rechte.
Am Abend aber wußte es die beim
Herrn Obersten kedienstete Köchin
durch ihren Schatz, IJasz man heute im
Kasino Oberftlieutenantg Annie aus
getnobelt habe. Durch sie erfuhr die
Kochfrau das wichtige Geheimniß,
die es wieder oon ihrer Freundin, der
Friseurim unter dem Siegel tiefster
·Verschwieaenheit mittheilte. Bald
pfiffen die Spatzen «de's lleinen
Städtchens ec- von »den Dächern, aus
.velche Weise stlnnie Walden ihren
Bartner 1.iur Schifferquadrille gefun
den hatte. Nur diejenige, cvciche es
am meisten anging, blieb ahnungglos.
Ja, zum ersten Muse in ihrem jun
.gen Leben fand —tlnnie Ion Walven
wirkliche Freude an einer gesellschaft
»lichen Veranstaltung Die Mutter
.var vorübergehend leidend und konnte
sie nicht zu tJen Proben begleiten.
Von der steten, strengen mittterlichen
»Ueberwachung sich frei fühlend, be
,veate sich das junge Mädchen zwang
s loser als gewöhnlich Sie entsaltete
eine ungeahnte Anniuth, die ihr statt
des gewohnten Tadels Lob eintrug.
Dies machte sie sicherer und gesprächi
ger. Richter fand mehr und mehr
heraus, daß er gar teine so üble
Partnerin errungen habe.
So nahte der Tag Leg Festes her
an, von Annie mit Herzllopfen her
beigesehnt und doch gefürchtet Aber
am Nachmittag tam eine sogenannte
gute Freundin zu tlnnie zum Besuch
Zie erzählte mir großer Juki-genier
tigteit von ihren Kleidern und Bän
derrt, don Festen und gemeinsamen
Bekannten Zlnnie saß neben ihr in
ihrem wohrlichen Miidchenstiibchen,
ihr stilleg Lächeln um die Lippen, und
hörte schweigend iu.
»Freusi Du dich auf heute Abend?«
fragte sie Freundin.
»»a«, gestand tlnnie offen ein.
»Mit .vem tanzest du?«
,,Mit....« ein Zögern und heißes
Erröthen.... ,,mit Lieutenant Rich
ter.«
Ein spöttischer Blick der Freun
bin streifte das die innere Erreaung
wiederspiegelnde Gesichtchen «!1nnie«s.
Da tam sie gerade noch zur rechten
Zeit, Oder tleinen Walden die singen
zu öffnen, und als sie nach Vortret
ehern Abschied gegangen war, stand
Annie noch lange regungslos sam
Fenftek ihres Stühchens und starrte
in die zunehmende Dämmerung hin
aus«
»Ausgelnobelt!« « Ihre Hände
trarnpften sich in einander in bitterem
IWein Lästiae Pflicht war ihm, was
fiir sie Seligkeit gewesen. Er tanzte
mit ihr nur« .veii er mußte ver
wünschte .vohi he mlrch ihre Gegen-—
rvart. Sie tonnte es nicht faffen
Langfam löste sich Thräne auf Thräne
aus ihren Augen und rollte iiber die
erblaßten Wangen herab.
Stumm, blaß und ernst ftand sie
wenige Stunden später ihrem Art
ner im Ballfaal gegenüber. Sie mied
seinen Blick und sah nicht die bange
Frage, die aus seinen Augen zu ihr
sprach. Kalt lag ihre Hand in der
seinen, wenn die Verschlingungen des
Tanze-Z sie zueinander führten. Er
sah, daß sie litt, uns heiß flammte es
in seinem Herzen au .
Als die Vorführung des Tanzes
ovriiher war-. versuchte Annie ein ver
ftecktes Pslähchen in der Fenfternische
eines Nebenraurnee zu gewinnen. —
Richter folgte ihr.
»Ich danke, ich tanze nicht«, lehnte
das Mädchen die Aufforderung des
Lieutenants schroff ad.
»Wollen Sie mir nicht feiger-» was
Ihnen fehlt?« bat er mit weicher
Stimme.
«Sagen? —- Jch Jhnen sagen?«
ftieß fie hervor. »Nun denn, es fei.
Jch hoffe die Pflichttiinze, ich will
nicht tanzen, -.veit ich nicht als lästiges
Uebel empfunden werden mag! Und
wenn man mich dreift ausgetnobelt
hat . .
Die Stimme versagte ihr vor nn
terdriicktem Schluchzen
»Annie!« rief er entsetzt.
»Ist es etwa nicht ;vahr? ——- Ach
sagen Sie, daß es nicht ,var ist!«
flehte sie mit Thrönen in den Augen
und bittend iu ihm erhabenen Hän
den.
»Doch, es ist tvahr!'« versetzte, er
fest. »Und gelobt und gepriesen seien
die Würfel! Ich märe ja blind und
taub an dir ovriibergegangen, du
scheuen kleiner Engels Jlusgelnobelt
habe ich dich mir, ausgelnobeit für
das ganze Leben!«
Sie umschlingend. bettete er ihr
Köpfchen an seine Brust, und die Au
gen feucht von Thrönen reinsten
Glückes-, schmiegte sie sich innig an ihn.
Er erschoß den Richter und nie
mals hat ihn feine That
gereut.
»- --A«..- il,
Von R n f n s.
Wir saßen zusammen in dem behag:.
lichen Junggesellenheim unseres Freun
des Eldred in San Francigco nnsI das
Gespräch drehte sich um die Frage, ob
.oohl Jeder, der einmal einen Menschen
getödtet habe, iiber lurz oder lang
Neue darüber empfinden müsse. Die
meisten von uns meinten, daß soieg der
Fall fein werde, denn selbst dann,
-.oenn Einer iu Notlnvebr handle, werde
doch schließlich einmal eine Stunde
kommen, .oo er vielleicht wünschen
möchte, die That nicht begannen zu ha
ben, es sei doch immerhin etwas
Schreckliche-» einen Menschen zu tödten.
Nur Einer hatte bisher nicht an dem
IUDFHDXÄ Ok-;l«---·am-»-.« »Du k-«-- »
vv.7--s7 o7IIIVkuUususbsH Vu« III-« use- '
ser liebens-.viirdigerWirth, und schließ
lich sragte ilin einer der Herren, wie
denn er eigentlich über die Sache denke.
Er war ein Mann von etwa fünsund
vierzig Jahren, von mildern, freund
lichem Wesen, ein energischer und er
folgreicher Geschäftsmann und allge
mein beliebt und aeachtet.
»Ich tsann den Herren nicht ganz bei
stimmen«, sagte er, indem er einige
Züge an seiner Ziaarre that, »ich habe
darüber meine eigene Meinung, die sich
ans ein Ereigniß ans meinem Leben
gründet. Jch bin ganz gewiß nicht
blutdiirstig, daß missen die Herren, und
doch habe ich einmal einen Mann ac
tödtet, und ich miiszte lügen, wenn ich
sagen wollte, case ich auch nur je eine
Minute lang diese That bereut hätte.«
Das .vak eine überraschende Wen
dung, die unser Gespräch plötzlich ge
nommen hatte. Also unter ung, in
unserer Mitte war Einer der aus Er
fahrung sprechen lonnte, nicht blos
theoretisch, sondern praktisch, » das
.var ja interessant. Und Dieser Eine
war unser Freund Eldred vielleicht
IJerjenige unter uni allen, deni wir alle
zusammen eine solche That am aller
wenigsten zugetrant hätten. Nun hieß
eS erzählen!
Und Eldred war gern bereit, uns
sein Erlebniß initzutheixen Er fing
an zu reden nnd .vir hinnen mit Span
nung an seinen Lippe.
,,Etwa zwanzig Jahre ist«-I ber, da
halte ich es nach harter Arbeit fiir An
dere so .oeit gebracht, daß ich daran
denten tonnte nun auch einmal siir
mich selber zu arbeiten, und da ich aug
zuverlässiaer Quelle hörte, baß im
nördlichen JJtexito reiche Quarzlager
entdeckt worden seien, so dauerte es
nicht lange, big ich im Lande der Mon(
teiumas «.oar nnd dort einen ,,Claim«
belegt hatte. Jch hatte entichiedeneg’
Glück dabei, soviel Glück, das iich bei
meinen Nachbarn bald Izer Neid regte.
Aber das liimrnerte mich wenig; ich
batteeinen guten, festen Besitztitel fiir
meinen ,,Claim·« in Händen nnd ichließi
lich glaubte ich als Bürger der Verei
nigten Staaten nicht gerade Viel be
fürchten zu miiffen - wenn es noth
thun sollte, .viirde man mir schon bel
sen. Die einzige wirkliche Zchmierig
leit, die ich hatte, war die Noth mit
meinen acht rnexilanifchen faulen Ar
beitern —— fo faule Burschen giebt es
wirklich in der ganzen Welt nicht wei
ter, im Verhältnifz zu ihnen ist der
fanlfte Nigaer in den Ver. Staaten
noch immer ein fleißiger Mann.
So blieb mir wenn nichts .oeiter üb
rig, als innen öfter einmal einen allge
meinen Rultetag zu geben, ohne diesen
thaten sie es nicht, und ich selber be
nutzte dieie Tage, um in der Nachbar
schaft umher zu »prospelten«, um oiel
leicht weitere Erzlager zu entdecken.
Von einer solchen ProspettsTour zu
rückloniniend, fand ich eines Abendg
nicht mehr tveit Jon dem Thale, in dem
ich «.vobnte, ein tleinecs Kind am Boden
liegero und bitterlich weinend. Jch
hob es auf und versuchte es zu trösten,
so gut ich konnte, es fprach offenbar
nur spanisch« nnd meine Kenntniß die-—
ser Sprache -.var noch sehr gering.
Endlich gelang es mir, das Kind zu
beruhigen; ich gab ihm den Rest mei
nes mitgenommenen Essen-J nnd einen
Schluck aus meiner mit Wein undWaf
fer gefüllten Feldflafche, und es schlief
in meinen Armen ein. Jch trug es
weiter, um ein Unterkommen fiir das
lleine Würmchen zu suchen, nrtd noch
ehe ich in das Camß kam. traf ich Leute,
die mit Laternen versehen waren und
nach dem Kinde suchten. Dasselbe hatte
sich schon am Abend vorher verlaufen
und seine Mutter, Dann-a Jnez, eine
reiche Wittwe, tvar ganz ausser sich vor
Kummer nnd Angst. »Sie empfing mich
mir der übersch-.vengltchsten Freude, als
ich ihr das Kind brachte, unt-) lud mich
sofort ein, den Abend dazubleiben und
tn ihrem Hause zu essen. Aber ich ent
schuldigte mich, ich hatte teine Zeit, und
so verabschiedete ich mich oon ihr, nach
dem ich ihr versprochen, sie zu besuchen.
Meine Besuche wieder-holten sich und
baltI war ich ein gerngesehener Freund
in der Hacienda der schönen Wittwe,
zum großen Aerger manches der Meri
ianer, die ihre Augen auf die Wittwe
gerichtet hatten und es mit Unmuth sa
heu, daß dieselbe mir mehr Freundlich
teiten erxvieg als ihnen. Ganz beson
ders- tvar es der RichtertIeSOrteS, Don
Roderigo GonzaleH, welcher sich über
meinen Fortschritt in der Gunst der
liebenswürdigen Wittwe ärgerte.
Um diese Zeit ereignete sich ein Un
fall, der für meine Zukunft bestimmend
werden sollte — « einer meiner Arbeiter
fiel in den nun schon siebzig Fuß tiefen
Schacht, den ich hatte graben lassen,
urtd brach dabei das Genick. Jch war
absolut schuldlog daran, denn ich hatte
alles gethan, wag- man thun muß, um
das Leben der in dem Schachte Arbei
ienden u sichern, der Mann .var un
vorsichtig gewesen und er .var ganz al
lein schuld an seinem Tode. tlber meine
Neider benutzte-I Diesen Vorfall, um
mir ilngelegenheiten aller Art zu berei
ten ; ich« wurde verhaftet und beschul
digt, die verfassungsmäßigen Zicher
heitgniaßregeln nicht angewendet zu
haben· Wer eigentlich hinter dieser
Antlage gesteckt hat, habe ich nie so
recht erfahren, .v—ahrscheinlich aberxist
eg, daß der Richter selber es gewesen
ist, denn diesem war die ganze Sache
Wasser auf seine Mühle, wie ich band
zu bemerten Gelegenheit hatte.
Zuerst hielt ich die Geschichte für zu
unbedeutend, als daß ich auch nur einen
Advotaten dazu eng-agitie, auch war
- T—s.l.-— —-— ..I-I-A ’.-- cl--...- ...-L LI
Ists sUkas Mk IIIWI llll UUIIIF UUU HI
hätte .veithin schicken miifsen, um einen
zu finden. Jch roar so fest davon über
zeugt, daß ich von jeder Schuld freige
sprochen werden würde, daß ich es nicht
fiir nöthig hielt, irgend welche Schritte
u meinem Schutze zu thun. Aber bald
fah ich, wie sehr ich mich geirrt hatte-—
der Richter erklärte, ich müsse im Ge
fängniß bleiben, bis die Sache gründ
lich untersucht und alle etwaigen Zeit-l
gen oerhört worden seien. Mein Brote
stiren half mir nichts, ich saß im Ge
fängniß, einem tnexiianifchen Gebäude,
Das ooll von Ungeziefer war, undWoche
auf Woche verging, ehe ich wieder bor
gefiihrt «.vurde. Endlich geschah dag,
und nun führte man diejenigen oon
meinen früheren Arbeitern oor, melche
die faulsten Schlingel gewesen waren
und mit denen ich die meiste Noth ge
habt hatte. Auch der Vormann er
schien, auf dessen Ausfagen ich die
größte Hoffnung gesetzt hatte, aber was
er attssaate, war fast alles gegen mich
gerichtet ; der Mann .var offenbar bes
ftochen worden· Um so geschah eg, daß
der Richter mich von Neuem nein Ge
fängnis-, übertviee, indem er mir fast
höhnisch versprochen, mir Gelegenheit
zu weiterer Vertheidinnng geben zu
.vIllen. Jch verlangte, daß man nach
dem nächsten anzeritanischen Konsul
fcbicke, und man versprach mir das, ich
solle ein Schreiben aussetzen. Das
that ich; aber nieder verging Woche
auf Woche und tein htoniul erschien ----
ich habe erst später die Gewißheit er
langt, Daß mein Schreiben nie an den
Konsnl befördert worden ist,
Schliefrlich Derlor ich die Geduld —
ich fing an, zu befürchten, daß man
mich in diesem Gefänanißloche um
bringen vollte und ich sing an Pläne
zur Fl ucht zu machen Da kaxn eines
Tages eine junge JJiexikanerin ins
Gefängniß, welche ich fkiiher im Hause
Ier Wittwe Jnez gesehen hatte. Tag
Mädchen war Jor Jahren mit einem
Mexiksaner veriobi gewesen, der dann
Degen eines Raubeg, Den er begangen
hatte, ekfchossen worer »Har. Seit
oem war sie ein weniq irrsinnig und
kam oft nach dem Gefängnis-» in .vel
chem sie ihren Geliebten feiner Zeit
oft besuchte, bis er hinansgefiihri .vor
den war, um erichossen zu werden.
Sie brachte mir eine Tamaö, dieses
mexitanische Nationalgericht, und
freute sich, wie ich dieselbe mit Appetit
aß. »Es ist gut, den Sennor so essen
zn sehen«, sagte sie, »aber es .vird nicht
«l)elsen, denn er wir-d doch erschossen.«
»O nein«, sagte ich zu ihr, »ich den
ke, man wird mich nicht erschießen,
meine liebe Tepita.«
»Ja, das sagte mein armer Pedro
auch immer«, snhr sie fort, »aber er ist
doch erschossen worden. Vielleicht l;-a
ben Zieauch irgendwo ein Mädchen,
das um Sie Deinen .oird?« Nun
entwickelte sich ein Gespräch nnd mir
tarn Ider Gedanke, ob nicht dieses
Mädchen vielleicht für meine Zwecke
zu gebrauchen sei. Ich schrieb ein
Zettelchen und bat sie, dasselbe der
Donna Jnez zn bringen· Sie war
sofort dazu bereit, nnd richtig, am
nächsten Tage schon erschien sie .viedee
und brachte eine ?l:it.oort. Die Witt
we schrieb, sie misse, daß msan mich be
seitigen wolle, nnd man habe sie daran
verhindert, mich zu besuchen. »Sie
.vewe nicht noch einmal den Versuch
:nachen, die Erlaubnis-; zu erhalten, zu
mir zu pel)en, sie werde aber am zwei
ten Abend vor das Fenster meiner Zelle
kommen, ich solle nur dasiir sorgen, das-,
die beider-. I Idchtel am Abend reichlich
Schnapk erl)ielten, damit sie schliefen.
Das gescltalfx ich bestach die Wächter,
mir Eckniapz zu l;olen, Da ich trant sei
Um Denselben ali- Medisin gebrauche.
Sie selbst tranken daod::, so viel ich
ilxien nur g:.b, nnd am Abend
l"cl;:.1:ekte:« sie wie die JJktirnletshierr.
Tcs Wittwe tam, nnd sie riethv mir, so
» dato «.oke möglich nach den Ver. Staa
!e.·. zu entflienen Am besten werde
ec- gel;eii, .venn ich den Lliimter selber
l-est:«cbe; der Bursche sei eisersiichtig
aus mich, nnd wenn ian die Ueber-seu
gum beigebracbt wer-den könne, daß ich
fiir immer die Gegend verlasse, und
.venn ich demselben Geld genug ver
imäche. dann würde er mich sicher aus
dein Gefängniß entlassen. Sie ver
sprach mir, fünfhundert Dollars auf
zubringen; ich sollte versuchen, was ich
damit fertig bringen könne.
Am nächsten Tage schon ließ ich den
Richter tcslmen Der Schust war hoch
erfreut, als er hörte, daß ich mit Der
Wittwe Jnez nichts mehr zu thun ha
ben sxriolle und schrieb sofort einen Ab
sagebries an dieselbe nieder, den ich
ihm diltirte. Dann kam das andere
Geschäft —-- ich versprach ihm meine
Quarzgrube und eine hübsche runde
Summe, wenn er mir Gelegenheit zur
Flucht gebe und mir ein Pferd dazu
verschaffe. Er verlangte fünfzehnhnn
Jert Dollars: ich sagte ihm, daß ich
diese nicht aufbringen könne. Endlich
ging er auf tausend Dollars herunter,
und diese versprach ich ihm, indem ich
hoffte, daß ein Ameritaner Namens
Green, der nicht weit von wem Platze
wohnte, und den ich kennen gelernt hat
te, mir mit fünfhundert Tollars aus
helsen werde. stln diesen Ameritaner
schrieb ich sofort, und er kam selber zu
mir und brachte mir dak Geld. Jetzt
Our-de der Abentd festgesetzt, an dem
meine Flucht vor sich gehen sollte; der
Richter wollte dafiir sorgen, daß die
Thiir des Gefänanisseg offen stand, er
wollte mit dem Pferd-e in einem nahen
Gebüsch warten, ich sollte ihm dort das
Geliv geben und dann sollte ich mich
ausUJ Pferd schwingen und nach reri
nur et.va zwanzig Meilen entfes«-.:en
Grenze der Vereinigten Staaten s iten.
Alles ging programmgemiiß o. : sich,
---- und doch kam es schließlich a«:ders,
als es qeplant «.oar. Denn der Schurke
von Richter nahm zwar das Geld von
mir, wollte mich dann aber zwingen,
I nach Dem Gefängniß intiictzugehen
Jetzt tam ei« mir zu stritten IIaß·Herr
Etreen mir »für alle Fälle« einen Re
Joloer zugeftectt hatte, den icli in mei
ner Hiiftentasche trug, ohne daß Der
Richter eine Ahnung davon hatte. Jch
that, als ob ich mich ins- Unvermeidliche
fügte und mich von it:m, der ein lan
ges mexitnnischek Messer hatte, ins Ge
fängniß zurück-ringen lasse. Aber bei
der ersten Gelegenheit Dreht ich mich
um, schnell wie der Blitz, und knallte
Ioen Schrift mit meinem Revolver nie
der. Ich hatte kaum gezielt, aber ich
«
Sehenswiirdigkcitem
hatte dennoch so gut getroffen, so gut.
4vie ich selber es taum gehofft hatte.
Wenige Minuten später sasz ich im
Sattel und sprengte davon; wenige
Stunden später war ich in Sicherheit
über der Grenze. Jch setzte meine
Reife nach San Franeisco fort, und
ale ich dort ankam, erfuhr ich, daß die
mexitanifchen Behörden schon meine
Auslieferung verlangt hatten. Die
Sacke wurde Vor Odem Bundesgtricht in
Sah Froneisco verst:anre1t, un iefek
entschied, daß iein Grund fiir meine
Auslieferung oorlieaez mag ich gethan
i;abe, sei durch die Umstände vollstän-»
via gerechtfertigt netzvesem Ich schickte
das Geld, welches ich dem elenden Rich
ter wieder abgenommen hatte, ehe ich
meine Flucht antrat, an die liebenswür
dige Wittwe und an Herrn Green zu
rüct und schloß damit meine Beziehun
gen zu Merito fijr immer ab. Seitdem
habe ich in Californien gelebt, und ich
habe eg nie bereut, diesen mexitaniichen
Richter erichossen zu haben.«
—-—--—·--——-—
Eier few ercr Hafe.
Am 25· Juni d. Js. Abends DIO
Uhr hatte ich, so erzählt dem »Will
und Hund« ein Leser-, auf dem Reh
bockanstand Gelegenheit, ein höchst in
teressantes Intermezzo zwischen einem
Hafen und einer Katze zu beob
achten. Etwa 40 Schritt von mir im
ttleeschlage sitzt ein Hase uno äst. Eine
Katze, welche aus dem neber.anliegens
denkiioggenstüct herausschnürt, bemerkt
den Hasen sofort und schleicht sich,
Vorsichtig kriechend, bis an zweiSchritt
heran, um in geduckter Sprungstelluna
hinter dem Hasen sitzen zu bleiben.
Erst dachte ich der mir loohll«ekniiriten
mildernd-en, sehr starken Katze yen
YVFUIJ zu Wcucävclh Ullllll ulllclcllsi
ich den Schuß aber, um das weitere
Schauspiel zu beobachten. Nach einer
kleinen Weile schnürt die Katze ruhig
weiter an dem Hasen vorbei, sich an
scheinend gar nicht um ihn tiäinnierud.
Jetzt erst bemerkte er die Katze und »
ich war rein baff! — attakirte sie mit
hohen, schnellen Sprüngen derart hef
tig, daß sie nach vergeblich-er Gegen
wehr. indem sie sich dem Hasen fau
chend zuwandte-, schleunigst in das
Roggenfeld zuriick flüchtete, wohin ihr
der Hase auf den Sohlen folgte-. um
nach kurzer Zeit zurückzukommen und
friedlich seinen Klee weiter zu äsen.——'
Was hat nun wohl die Katze bewogen,
den Sprung auf den ahnungslofen
Hasen nicht auszuführen-? Und woher
hatte der Hase den Muth, die ,,Mieze«
so scharf anzunehmen?
—-——-.-—-—.
Cin tuewiiienlmfter.
«Jn der Zelle Nummer neun soll es
ja ganz unheimlich spuken. Man höre
Nachts Kettengerassel und Stöhnen!«
Gefängnißwärter: »Ja, da war ein
Verbrecher orinn’, der wegen Morde-?
zum Tode und wegen Raubs zu zwei
Jahren Gefängniß verurtheilt wurde,
und da sitzt er eben jetzt nach feiner
Hinrichtung noch die zwei Jahre als
Geist ab.«
Immer derselbe.
Großer starter Hausirer, aszs ihn
ein kleiner unanselmlicher Hex-: hin
-an«L—toerfen will, ais-er nicht von der
Stelle bringt: »Wie-Urian e Mit-»stel
ftiirter gefällig?«
Ter Pantoffellietd.
»Ich habe auch einen Ctmpeau
ctaaue den darf ich aber nur zu
sammengedriictt aussetzen, weit ich
sonst etwas größer toie meine Anaufte
wäre-«
kåetiiihrerischeo Angebot
Strolch theim Betteln eine fanden
gestyneoene asoimnnseuung aus Dem
Tisch liegen seh-endl: »Sol1 ich Jltnsrn
die vielleicht gleich mit nach der Post
nehmen?«
Kaiernenhofblütliem
»Lel7mann. beim Kommanrc »Ab
tteten« lächeln Sie ja wie ein diameel
beim Wort «Oasc«!«
Unteroffizicr Hnm Einjiilnigcm
der Rlimmzüge macht): »Ja. sehen
Sie, Pitnpelhuder, das war der schön-—
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««..Zi-J. rrlautVsLEU wo ist denn die alt' Piuakotl)ctJ.-« —-- »Die da.«' —- »So, fo, und dir neue?" —- »Tic hat«-«
»Zu« sp· Ckkmtsn z, Do is- dcnu nach her die Monflctschfücl)’?«