Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, October 21, 1904, Zweiter Theil, Image 12

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    Glanz.
Novelleie von Jda Von Ed.
Das Schloß des Lande-Weiten lag
c- eineni halbdunlel von bläulich
Ziusem grauen und schwarzen Tönen,
rteste inrikianderspielten.
aaeslchi war wie aufgefogen
Ver bleiche himmel schien in unend
Höhe sxi schweben. Die weiße
chnees auf dem kahlen
las mns das Schloß qab eine
tapfe, lalte HelligieiL An hohen
nnen Eisenträgern beschwebten die
gläsernen Kürbisse der elektrischen
ampen gleich Riesenopalen. Sie
sparer Licht auf die grauen Wände
. udalbaueö. Aus seinem Hohi
kn iereek tagte das grün-schwarze
pferdach der Schloßlapelle in die
farblofe Dämmerung empor. Dieses
Isapellendach hatte beinahe die Form
einer Glocke, auf der ein Kreuz stand
Bis zu seinem gelben Gold binan
aber drangen die mondicheinfarbenen
Strahlen aus den Riefenopalen aber
nicht. Nüchtern und alanzlos, kaum
erkennbar noch von dem fahlen Hin
tergrund der Luft wies es mit feinen
bedeutungsvollen Linien in die Höhe
und Breite.
Jn der aupifroni des Schlosses
var die Fen terreihe des erfien Stock
werks bell. Orangenqelb längliche
Viereck gleich Dominos«einen standen
die erleuchteten Fenster in regelmäßi
St Entfernung von einander in der
and: . . . L
(
Das Voll muglex »Du muri-( euc
ft gefeiert. Keins im primitiven
inn der Freude mit Spiel. Lachen
nnd Tanz. Ein Fest der Ehre und
Würde, mit feierlichem Schreiten,
vallenden Sammtmänteln, neunten
den Ketten
Der Fürst hielt das- Knvitel des
hohen Ordens vom goldenen Löwen
ob. Die Jnvestitur von zwei neuen
Rittern wurde vorgenommen. Das
Volk wußte, wer die beiden waren.
Der junge Kronprinz des Nachbar
landes, der Bruder der Fürstin, und
Se. Exzellenz der General Magnus
d. Wallbrodt, der Populiire General,
den das Volk grüßte und dem es auch
weht zujutelte. wenn eine cnreizende
Gelegenheit das Bediirsniß nach Be
isterung in der Menge wecktr.
nn er nach Paraden oder bei Für
besuchen weit hinter feinem hohen
ttn her durch die Straßen ritt, io
zusagen hinein in das Abflauen der
Hurrahz schmollen diese von Neuem
an, und ganz feine Ohren wollten
hören: zu einem kräftigeren Forte als
vorher.
Unter der «narniieuchtcnden, prange
Lrbigen Fensterreibe, in der Mitte
r Front, stand weit der Thorrachen
des Hauptportales geöffnet· Drin
nen im geräumigen Hof verschwamm
das Zwielicht in röthlichen Farben,
und eilige Gestalten butchten hindurch.
Auch Gespanne standen dort. unbe
weglich ivie aus duntiem Bronze
gusß; auf Pserdecroupen und Silber
V chirr blinkten gleifxende Reslexr.
Draußen, zu beiden Seiten des
Adres, stand die Menge; ihr Kopf,
dies unsicher beleuchtete Durcheinan
der von Gesichtern und Hüten, ließ ihr
eben den Charakter als Menge; die
dunkel bekleideten Körper drängten so
dicht aneinander, daß sie eine Mauer
nen.
- Vor ihr schritten mit etwas erliins
peer Amtsmiene übetskiissige Schutz
leute hin und her, Ordnung zu halten
wo keine Unordnung tr-ar.
Nun nahm das hufchende Leben im
röthlich düsteren wielickst des Hofes
das Wesen äußer r Haft an. Und.
dann rollte der erste Wagen aus dem
Thorrnchen hervor. Es war die Cant
page irgend eines hoben Herrn. Hoch
thronte der Kutscher auf reich dreivie
iern Sitz neben ihm der Latai. Die
beiden rtlofen, blossen Lordgesichter
s «nen in sürstlicher Unnabkiarleit
arti. Unten aber, hinter dem Fen
des Wagens nickte iovial der hohe
- r, denn ein paar Hiite wurden ge
enit und einige Stirn-nen. um der
ituesition gerecht zu werden, riefen
Jn. rascher Folge kam nun ein Wa
sn nach dem andern, und die Menge
stät-te mit steh-endet Lebhaftiateit.L
Pilz aus Jux, theils weil die Hoch
tnfe suggestive Kraft hatten, manch
ml aber auch aus einem wirklichen
Un "nglichleitsgefilhl heraus. So be
ste nur noch eines letzten An
WI. um sich zu beqeiftern.
Der Wagen Sr. Excellenz des Ge
setle v. Wallbrodt rollte heraus-.
Schon beim Anblick der bekannten
Rauschttnmel brach die Menge in
Musende Rufe aus-. Ein Gesicht er
schien hinter dem Fenitcrglaie, eine
Dankt in weißem Handschnh hob sich
grüßend gegen den Helmrand s— und
der Wagen war vorüber.
Die Zuschauer hatten einen erregten
Angenblick durchgetostet. Nun war es,
als ob sie befriedigt seien; sie wandten
den letzten Wagen kaum noch Interesse
n und blieben mit Gedanken und Ge
kiichen noch bei »il1r-m« General.
war ein Mann in der Menge, der
that sich hervor und faqte, wer nicht
unter Wallbrcwt in Frankreich gespen
txn, wisse nicht von weitem, wie gütig,
- ,Uie groß er sei. Wie ein Vater sei er
« sen nnd zuglech wie ein held.
an lot-te den Fürsten. weil er in
- Oblicher Verehrung zu dem General
Kittel-. der ein Liebling nnd Kriegs
Merad des verstorbenen Fürsten ge
ssen- Man er hlte sich Klatsch und
nnwnhr cheinlickle anhöfischez
wies-, in denen der General voll
- s- - Schranzenthmn eine
Rolle spielte. Und
H JA — to la wir
f H Insekt« päne klar zu til-len,
gegen was tir llebel ber General
eigentlich set-« sen sollte oder könnte.
Er aber fuhr durch die Steaßen,:
rasch rollte sein Wagen, lautlos und ;
glatt. Das hohle Klappern der Pfer- (
dehufe auf dem Straßendamm beglei
tete mit regelmäßigem Klang die
Fahrt. Am Fenster schienen die Stra
ßenbilber vorüber zu fliegen: Schau
fenster voll von bunten Dingen, über
grellt vom Licht, duntle Wagensilhou
etten, Menschen« die sich roie mechanisch
bewegten. Jm westlichen Theil der
Stadt vor einem mächtigen Gitter
hielt der Wagen. Aber fast schon im
Augenblick sprang die breite Pforte
auf und der Kutscher lenkte das Ge
spann hinein. Der von allem Schnee
säuberlich freigefegte Fahrweg führte
drinnen an die Freitreppe eines pa
lasiöhnlichen Gebäudes.
Der Diener sprang vom Bock, die
Freitreppe herab eilte schon ein ande
rer Diener, und als nun der General
ins Haus ging, folgten sie ihm, sorg
sam die Stücke der Ordenstracht hal
tend, die sie vom Rücksitz des Wagens
genommen hatten.
Durch eine weite Halle ging der
Weg, an der rechts und linls Dienst
räume lagen, eine Prunttreppe binan
in den ersten Stock.
Da wohnte der Reichthuni. Der
hatte köstliche Teppiche überall auf die
Fußböden gebreitet und Bilder von
strahlendem Werth an die Wände ge
hängt. Er hatte die schönsten und sel
tensten Möbel zusammengetragen.
Aber auch der Geschmack wohnte da.
Der hatte allem Reichthum das
ins-Adv
mvee.«I- m-««ssAens;eI-IDIO asnh
7.-»,., .»....... .-.gz,....,........-.. -..
ihm harmonie ausgezwungen. Jm
hellen Licht standen alle Räume und
jeder sah aus« als ob man mit trau
lichstem Behagen gerade " da weilen
solle. Der General ging bis in das
Zimmer seiner Frau. Sie tam ihm
schon entgegen, denn sie hatte seine
Stimme gehört, die den Leuten be
fahl, den Mantel und das Batett nur
dort auf jenen Tisch zu legen.
Er hatte spät geheirathei und seine
Frau war jung. Sie und sein halb
wiichsiges Töchterlein hingen an ihm,
küßten ihn beglückwünschend und tra
ten dann etwas von ihm zurück, um
den flimmernden Stern an seiner lin
ken Brust zu bewundern und die Kette
aus durchbrochenen Gliedern, daran
ein kleiner goldener Löwe hina.
»Ach, Papa,« bat die junge Eiaire,
seß’ das Bareit aus -— nimm den
Mantel um.«
»Bitte, ja, daß wir dich auch so se
hen,'« bat Frau Elaire. Sie griffen
schon nach den pruntvollen und phan
tasiischen Stücken.
Der Mann willsahrte ihnen und
sagte ein paar Worte davon, wie der
Verlauf der Feier gewesen. wie über
aus huldvoll Se. töntgtiche Hoheit sich
erwiesen.
»Papa, wie bist du schön —- fürst
licher als ein König siehst du aus«
schrie die junge Elaire.
Und aus dem Auge der Frau leuch
tete Liebe und Stolz.
Die hohe Gestalt des Mannes, der
schon das sechzigste Jahr überschritten
hatte, zeigte noch Linien jugendlicher
Kraft und Schlankheit. Der schwarze
Sammtmantel der Ordenstracht wall
te ihm wie ein Krönungsornat von
den Schultern. Auf seinem Haupte
das Barett mit den weißen geschwun
genen Straußfedern tleidete ihn, als
sei es gerade die rechte Tracht für die
ses tiihne Reiteraesicht.
Er lächelte ein wenig zu der Be
wunderung der Frauen und trat vor
den Spiegel, der im Zimmer eine Ecke
ausfüllte, vom Boden bis zur Decke
reichend.
Er sah sich an. Seltsam lange, wie
ganz versunken in seinen Anblick. Und
er sah zugleich im Spiegel den pracht
vollen Raum und darin die blonde,
behagliche Erscheinung der Frau, die
junge. helle Prinzessinnenschönheit der
Tochter.
Seine Frau bewachte in heißer
Angst sein Gesicht. Und sie sah darin
jenen leisen Zug von Bitterkeit und
Wehmuth. der das geliebte stolze An
gesiecht gerade dann so unerttiirlich
twtx u-e- sp--- k-: L- III-.- L- --,
Ist-stillhaltle sure-u sites-, Uskuss su
raus zu lesen sein sollte.
Er trat zurück. Er nahm Barett
und Mantel ab und legte beides aus
den nächsten Stuhl. So maßvoll seine
Gebärden waren, so schienen sie doch
zu verrathen, daß ihm der Anblick die
ser Glanzstiicke nicht länger angenehm
sel. - :
»Ich habe in meinem Zimmer zu
thun — also bis nachher,« sagte er,
den Seinen noch flüchtig zunickend.
Traurig sahen sie ihm nach.
Jn seinem Zimmer brannte nur die
Lampe aus dem Schreibtisch. Da sie
mit grünem, gesälteltem Stosfschirm
überdeelt war, wars sie all ihr Licht
allein aus die Schreibtischplatte.
Der Mann setzte sich in den Stuhl
davor. Nachdenllich blieb er lange un
beweglich. Dann seuszte er und schloß
die Schublade ans. Unter allerlei
Papieren, die sich darüber geschoben,
nahm er.ein kleines Taschenbuch her
aus. Ei war altmodisch und abge
scheuert und enthielt eine kleine, schon
ganz bräunliche Photographie — das
Bildnis einer Frau.
Der General stützte denEllbogen aus
die Tischplatte und den Kopf in die
Mo n seinem Herzen schwoll die
innt . Seine Gedanken erzählten
»dem Bilde viel -: viel.
Alles war nun erreicht, was s ie siir
M ersehnt Jeder Sterns des beut
»Ok. —-.—-·»-... —- - ....«...-...
ymngab ihn: Ehre, Reichthum, Gnnsi
des Mir-Ein Liede des Volkes·
Und wußte nichts davon-nnd
keines Menschen Stimme reichte weit
genug, ihre dieKunde hinüberfurusen
Sein Auge senchtete sich acht, er
heb nicht das Bildchen an seine Lip
pen, um es zu küssen. Aber seine
anze Seele war poll Andacht und
rnst. Jn tiefer« Versunkenheit sah er
ec- an und ihm war, als kehre er zu
fernen Zeiten wieder zurück.
Darüber hörte er nicht, daß seine
Frau das Zimmer betrat. Erst als
fee ihm ganz nahe war, erschrak er und
schloß schnell das kleine Iaschenbuch
«O, Manna-si«
,Du besiehlft, liebe Claire2« .
«Magnus s— ich bitte dich —- es.
war das Bild einer Frau. Schon
ztvei- oder dreimal sah ich, daß du est
rasch vor mir versteckteii. Und immer. !
wenn ...« .
» knicken wenn?« frante er nach. ·
» miner, trean es eine Stunde war, !
wo ich das Recht zu haben meinte, mit !
dir eine freudigr Stimmung zu thei-;
len.«
Er nahm ihre Hand und küßte sie.
»Warum schweiait dt«?« fraqte sie
mit gesteigertem Ton.
»Weil das, trag ich dir sagen
müßte, dir so fern iieot —— so fern .. ."
Er umschlana das tleine Taschens
buch mit festerer Hand. Und die Fran,
die ihn eisersiickitiq und feiniiihliq tw
obachtete, sah in feiner unwillkürlicer
Gebärde viel: Abwehr gegen ihren
Wunsch, zu wissen, den festen Vorsatz,
ein heiliges Geheimniß zu hiitcm
»Was kann fern fiir mich sein,
.- -----
sue-us (- uu nur-( HI; Ilsluxll llc lllll
leidenschaftlich. l
»Vergangenheit, liebe Claire —«
sagte er.
»Nein, Vergangenheit tann nicht
sein, was du in Feststunden so trauer
boll aussuchst. Sage mir «- diese
Frau —- du hast sie geliebt — du
weinst ihr nach ——· sie war deine
Jugendliebe —- du hast sie nicht er
ringen können — sie aber auch nicht
vergessen neben mir —— neben mir —
o . . .
»Aber — ich bitte dich .. .«
Sie liesz sich nicht erbitten. Lange
Zeit schon hatte sie allerlei Gedanken
in ihrem Kops gewälzt und eine ein
fache, aber desto stiirtere Phantasie da
mit genährt.
»Und von mir hinweg iehnst du dich
nach ihr —-—— gerade in bedeutungsbol
len Augenblicken --— du liebst sie noch!«
Sie weinte, und der Mann sah mit
gerührtem und erstauntem Kerzen, in
welchen Kummer sie sich verstrickt hatte.
Er griff nach ihrer Hand und hielt sie
mit festem Druck einige Augenblicke
schweigend.
Dann, mit einem schweren, raschen
Entschluß sagte er: »Sieb.«
Und als sie das Taschenbuch öffnete,
fand sie eine dürftige, tleine Photogra
phie« mit ganz unplastischen. leeren
Zügen. Eigentlich war an dem Bild
chen nichts deutlich, als daß die daraus
Dargestellte ein Kleid mit langer
Schneppentaille und eine Krinoline
getragen hatte. Daß dies Bildchen
aus der Zeit stammen mußte, wo die
Photographie in den ersten Versuchen
stand, war ilar.
Der General stand auf
»Es ist das Bild meiner Mutter,«
sagte er. Und er legte den Arm um
die Taille seiner Frau. »Komm!«
Er führte sie in die Tiefe des Zim
mers hinein. Jm Schatten, auf der
Chaiselongm, die breit und mächtig
sich in der Kaminniihe hinstredte, setz
ten sich Mann und Frau. Beide voll
Besangenheit. Sie siihlte, daß dieser
Mann, der in imposanter böhe über
ihr stand, irgend etwas Schmerzliches
gestehen wollte, und sie litt im vor
aus, weil es ihr peinigend war, ihren
Abgott vielleicht in sehr menschlichen
Schwächen sehen zu sollen. Auch
schämte sie sich, leidenschaftliche Eifer
sucht verrathen zu haben.
Und der Mann wußte, daß seine
einfache Erzählung der Frau doch ein
tränkendes Geständnis bedeute, näm
lich dies, daß er sie einst nicht aus
gebe erwählt, denn Liebe hätte der
liebten solche Erinnerungen nicht
verschwiean
Er nahm wieder die Hand der
Frau. Sie sollte« sühlenz hassen-zu
tyr sprach, vv es ihm gleich nievi wog
lich war, sie anzusehen.
»Ich habe dir aesagt ich sei arm,
als ich damals zu dir kam, ich brachte
dir meine Stellung und meinen Na
men —«
»Und dich selbst! Also mehr, mehr
als all mein Geld,« unterbrach sie ihn «
warm. »
»Nein —- nicht mein Sele Da
noch nicht. Zu dem Wort »arm« hast
du gelsehelt Du hattest allerhöchstens
einen romantischen Beariff bei dem
Wort. Laß dir jetzt saaen, was es
mit meiner Armuth auf sich hatte.
Wie das Leben meiner Mutter war....
Mein Vater starb im Jahre vierzig.
Ich war ein Kind von sechs Jahren
n jener kümmerlichen Zeit hun rte
sbalb Deutschland noch von den mitth
Tischafilichen Folgen der Franzosenzeii.
Auch die Wallbrodts hatten einst alles
verloren und geopfert. Ein stolzer
Name und ein Soldatenrock für ihre
Söhne —- das war ihnen geblieben.
Meiner Mutter blieb die Pension einer
hanptmannjwittwe, mir eine Frei
stelie irn Kadettenhaus. Jch glaule, da
L mais besass eine HauptmannS-Witttve
fünfhundert Mark eniion . . . Siell’
sdir vor, Clairydu olliesi unsere Kin
sdek iazalann nicht sehen, weil dir das
Geld hlt, sie kommen zu lassen oder
I ihnen zu reisen. Siell’ dir vor, du
Theilen ihnen zum Geburtstag um
Weib-achtetest lamn eine an
sie-de machen. ais ihnen ein paar
W
bitter nöthirw praktische Dinge sen
den. Stelk dir vor, sie liigen in schwe
ren Kindertranlhetten siedernd. nach
die ioimmernd —- nnd ihr Rns nach
dir haltte ohne Echo wider von den
tahlen Wänden eines Lazarethst So
arm war meine Mutter nnd so arm
war meine Jugend.«
Er besann sich schwer und trübe.
Athemlos wartete die Frau.
»Aber einmal. endlich, nach sechs
langen Jahren tonnte ich iie drtuchew
Irgend ein großrniichtiaer Onkel, der
seinen Sohn im gleichen Kadettew
haus hatte, fand sich bewogen, mir
zwanzig Thaler zu schenken. Nicht
aus Gute. nnr treil er sich vor dem
Kommandeur der Anstalt aenirt ha
ben mochte, als der ihm ein Wort von
meiner Armuth gesagt. Aber das
war mir damals einerlei. Mir war
schon ost zu Muthe gewesen« als
würde ich schließlich das Geld rauben,
wenn lein Wunder geschähe. ..
»Ich beschloß, meine Mutter zu
überraschetr Vergieb mir, meine
leaire, aber stärker als alle schönen
Erinnerungen meines Lebens iit die
Erinnerung an jenen Tag geblieben,
da ich meine Mutter wiedersah. Ich
lam, die Brust voll jauchzender Freu
de, die sechs Jahre der Entbehrung
wi-: gar nicht dagewesen erscheinen
ließ. Jn dein kleinen Landstijdtchen
fand ich leicht das Haus, wo sie sich
eine Stube gemiethet hatte. Und in
dieser Stube sand ich eine Frau·...
»Eine abgeknaaerte Frau, die durch
ein schweres Leiden verhindert getre
fen war, sich ein wsenia Geld zu ver
dienen, die sich nicht hatte satt essen
können, die zu hilslog gewesen war,
sich mit ihrer Armuth schreiend in den
Vordergrund zu drängen die gelit
d
------ H «-l....»....« t.-«- texts e—::.h:«
«- us q· Its-se »Hast-, Its s, III-»Hu
aesaszt . Meine Mutter war dieR
»rau —- meine Mutter...
»Die Freude. mich wiederzusehen
sp— noch einmal zu sehen, brachte sie in
Etstasen. Und weil sie schon aenau
wußte, daß der Tod hinter ihr stand,
sprach sie zu mir .. . offen .. .
»Wie vielleicht hat eine Mutter zu
einem S hnjährigen ·so aetprochen
. nicht di ter tlar «--- tlua, und
doch auch mit jener prophetischen
Kraft, die Sterbende haben können.
lind diese war durchglüht von Liebe
zu dem Sohn, der ihr Traum, ihre
Hossnuncp ihre Vergangenheit, ihr
Glück, ihr Leiden vertörpertr. Sie
sah alles voraus, wie es kommen sollte
und auch aetommen ist: meine Fähig
teiten würden bemerkt werden, gün
stige Zufälle würden mich unter die
Aufmerksamkeit des Fürsten br«ngen;
eine Zukage aus seiner Schotulle er
möglichte mir den von ihm selbst ge
wünschten Eintritt in sein Leib-regi
ment. Jch wiirde steiaen s— bis zu
höchstem Glanz
»Und mein Sohn,« raunte sie mir
mit ihrer heiser-matten Stimme zu,
»dem militärisches Gliin wird immer
sein wie ein Bau ohne Fundament,
wenn du nicht reich bist heirathe
nach Geld . . ."
Der Mann fühlte, wie Tie heiße,
weiche Hand in der seinen zuckte, und
er umschloß sie fester. Seine Stimme
zitterte ein trenia, als er weiter sprach.
»Nicht iiir dich mein Sohn nicht
siir dich thue das —— Nisus nm der
Kinder willen, die du vielleicht haben
wirst . . . Das Hungern war nicht
schwer . . . sür mich nicht, aber daß
du darhtest, mein Sohn, an allen
Freuden der Kindheit . . . das ist das
Gift, daran ich sterbe.« So sliisterte
meine Mutter mir keuchend zu.«
Er schwieg. Und bitter wollte es in
der Frau auswallen: So hast du dann
um Geld mich geheirathet.
Aber sie erschrak über diese Aus
wallung
»Und wenn und wenn!« sühlte
ste, »wa: ich nicht glücklich mit ihm bis
zu dieser Stunde ...«
»Jmmer hab’ ich dir die wahren
Farben im Lebenshild meiner Mutter
verschwiege n, denn du, die im Luqu
Erwachsene verstehst vielleicht nicht
ihre ganze Dusterheit. Und du warst
es, der ich nach der nie vergessenem
heißen Mahnung meiner Mutter mir
zum Weibe errang, weil —- — du
veich bist . . .«
Die Frau starrte ihn an . . . seinJ
paar Verzschtaae lang nanv em nan-1
Rsche Schweigen zwischen den beiden
nsrhe
»Frau-ist du mir das verzeihen?«
sragie der Mann leise
»O, Magnus · . .« Sie brach in
Thriinen aus.
Er zog sie an sich.
»Und zu all dern Glanz, mit dem
das Leben mich umgab, tatn noch der
strahlendsie, der begiiickendstr. Die
Frau, die mir nur sympathisch erschien
zu jener Zeit, da ich um sie wegen
Zihrer Millionen ward, diese Frau
Imußie ich bald lieben, von Jahr zu
Jahr immer inniger, immer sicherer.
Und mit der Liebe wuchs die Scham,
daß ich einst ihren Werth nicht gleich,
nichi ganz erkannt. Wie follie ich je
denMuih haben, ihr das zu gestehen
.Wie sollte ich hofer diirsen, daß
sie rnich verstehe.
Schon hing die Frau an seinem
haise . . . in Thriinen und heißer
Zärilichieii. .
Er hielt sie in seinen Armen
«Nnn weißt du es, warum ich im
mer zu diesem kleinen Bilde Izu
muß . . . gerade in solchen S -
den . . . Jn allem Glanz ist mir’s, als
sre ieh eine serne, niatie Stimme Mi
.durch das Hurra der Menge
vie und das prätnkende Festgkk
åbm . . Sag mir, mein
essenglaubst du, daß ein Sohn je
»genau-im daß seine Mutter
ITC lösie sie sich aus seinen Armen
I
und nahm das kleine. dttrftiae Bild
mit behutsam-en Vewegnn n auf.
Voll Andacht und rarissenheit
Filgdte sie ihr haupt und luskte das
i .
ON
III des Tutan- eines Glis-I
teslhseeh
Der belgische Major Hanolot, der
lange Zeit Gouverneur von Lado war
und in diesem weltverlorenen Neste
mehr der Noth aehorchend denn dem
eigenen Triebe eine leidenfclsaftlicher
Jager wurde, erzählt in feinem Tage
huche, das demnächst im Druck erschei-«
nen wird, und von dem bereits ietzt
»L’Jndependance Belge« einige inter
essante Fragmente veröffentlicht, in
fpannendet Weise von seinen kühnen
Jagdfahrten, die zunieift den Elefan
ten und Löwen galten. Nach Afrila
lam er im Jahre 1889 als Theilneh
mer der Mission Van Gele und wurde
aus dem Marfche von seinem Chef in
Zeug-U unmittelbar an der ersten
Stromschnelle, zurückgelassen, um hier
eine Operationshasig fiir die in das
Jnnere ziehende Truppe zu schaffen.
Als ihm und seiner nur aus Schwar
zen bestehenden Kolonne die Leben-I
mittel auszugehen begannen, griff er
zum ersten Male zur Büchse. Antilos
lsen und Büffel fielen ihr zum Opfer. ;
Zum Debut der Elephantenjiiger tam
Hanolet auf eine etwas lomplizirte
Weise. Nach langem Hin und Her hat
te er mit dem Häuptling jener Gegend,
Namens Balla, einenVertrag geschlaf
fm, wonach sich dieser schwarze Wür- .
dsnträger verpflichtete. gegen Baarzahi
lung ihm Bananen und andere Lebens-«
mittel zu liefern. Zur Befestigung des
Bündnisses schloß er noch mit Balla
Blutssreundschaft und schickte.auf diese
bauend, schon am nächst-In Tage fünf
f ’-.— O...4 » —- —«« (n.sl.«
sklllkl OIIIII Iu UUI Use-If UUUUI, Ulll
die versprochenen Lebensmittel abholen
zu lassen. Aber mehrere Tage vergin
gen, und wederSoldaten noch Lebens-— ;
rr.ittel kamen zum Vorschein. Da Iour- ’
de Hanolet besorgt und machte sich mit
dem Gros seiner Truppe auf den Weg,
um Gewißheit über das Schicksal sei
rcer Sendboten zu erhalten. Jm Walde
begegnete er einem von ihnen, dem letz
ten, der ihm erzählte, daß Ehren-Balla
die anderen vier « aufgefressen habe.
Fiir diese egoistische Auslegung deg
Vertrages, die sich der Rannibalew
Häuptling geleistet, gab es nur eine
Strafe. Hanolet übersielssein Dorf
und veranstaltete unter den Eingebo
renen ein strenges Gericht Balla selbst .
hielt sich mit seinen Getreuen im
Walde verborgen und ließ in der drit
ten Nacht, die der Offizier fein Dorf
beseßt hielt diesem mittheilen daß
er auch ihn mit Haut und Haarenl
fressen werde. Trotz dieser importiren
den Worte ließ er sieh schließlich zu(
Verhandlungen herbei, die dann auch
zu einem neuen Vertrage führten.
Balla zahlte eine angemessene Ent- (
schädigungssumme und verpflichtetel
sich neuerdings zur Lieferung von Le
bensmitteln. Während noch im Zelle
Les häuptlings iiber die verschiedenen
Punkte debnttirt wurde, erschien ein
tiingeboreney der meldete, daß ein
Elephant die Bananenpflanzungen des
Dorfes berwiifte. Sofort forderte
Balla den Belgier auf dem Elephaw
ten den Garaug zu machen Hanolets(
Leute loarnten den jungen Offizier !
dieser liebenswürdigen Einladung
Folge zu leisten. Sie wäre nur eine!
neue Falle, die Balla ihm stellte. Aber l
Hanolet sagte sich. dafz er demElephan- s
ten zu Leide milfse, wollte er nicht das l
nothdiirftig gewonnene Prestige gleicht
wieder verlieren. Also brach man so- z
fort aus« Hanolet, Balla, aber nichtl
bewaffnet und drei Soldaten. Nachj
lauen 400 Schritten sahen sie bereits
den Eindringling Er war eifrigst in
Thätigteit, indem er einfach die
Baumstämme abbrach und sich dann
die ; rüchte zu Gemüthe führte. Plätz
lich and er in seiner ganzen gewalti
gen Größe den Jägern gegenüber-s
Ihre Maiestät Balla brachten durch
einen fchleunigen Rückzug ihr toftba !
tes Leben in Sicherheit kenne-let ab» i
zielte mit eiserner Ruhe, und im Feuer s
brach das lolossale Thier zusammen-s
Seine Leute wollten ein großesj
Triumphgeschrei erheben, er schielte sie J
jedoch aus, die durchgegangene Maje- s
stät zurückzuholen Er wollte ihr im
poniren, was ihm auch gelang. Der
bereits qeschlosseneVertrag erhielt eine
starke Bekräftigung, die jedoch Balla
nicht« hinderte, auch jetzt noch hanolet
über’ö Ohr zu hauen. Er schwatzte
dem über seinen Triumph firahlenden
Jäger den einen der tostbaren Stoß
zähne ab. Der gebühre ihm, sagte er,
nach altem Brauch als König. hanolet
gab nach, um alle weiteren diplomati
lchen Verwicklungen zu vermeiden.
Aber seine Stellung den Eingeborenen
gegenüber war von nun ab unerschiit
tcrlich. Er jagte Elephanteiy unt fris
lcbeö Fleisch zu haben. und gab von
seinem Ueberfluß auch Balla und sei
nen Getreuen ab, die ihm dafiir Ba
nanen und andere Früchte lieferten.
Die Jagdleidenichait hatte ihn gepackt,
und erbarmungolos tnallte er nieder,
was ihm von den Dickhäutern in den
Weg kam. An einem Tage tödtete er
einmal eine sanze heerde von flinf
Stück; er erzählt selbst, wie er, durch
die Leidenschaft fast besinnun slos ge
macht, Schuß auf Schuß in d unseli
gen Thiere hineinfeuerte. Aber eine
rührende Szene, die ihn lehrte. wie
viel edler die Bersolgten seien als ihre
Ver-folgen machten seiner Jagdgier ein
fiir alle Mal ein Ende.
« In einem Sonntag Vormitt 'rte»
er aus seinem Zelte ein th cheD
Feuern, und zwar ganz in dee Dädal
Or eilte so ort hinaus und stellte sest,
daß die ingeborenen zwei großen
Eledhanten nachjagten. Er schickte die
schreiende und schießende Gesellschle
zurück und in . nur von wei Leuten
begleitet, elb an die bersolgung
Bald entdeckte er neben einem Baume
den einenElephanten. der i m unzwei
seihast verwundet schien. der bevor
Her noch in Schußweite heran war, griss
las Thier ihn und seine Gefährten
; on, sodaß sie hats über Kopf retiriren
wußten Sie hatten ihm jedoch kaum
ihren Rücken gezeigt, als der Elephant
seine Attacke einstellte und zu dem
Baume wieder zurückkehrte. Fünf,
sechs mal wiederholte er dasselbe Ma
ndver. Endlich tam Hanolet aus die
Ursache. Der ihn angreisende Elephant
war unverwandel, aber sein Gefährte,
den der liihne Jäger erst später sob,
lag unter dem Baume mit einer durch
die Kugeln der Eingeborenen zer
schmeiterten Kniescheibe. Der nicht
MrletzteEletHjant war einWeibchen,das
sein todtwundes Männchen mit mehr
Muth und Selbstauiopferung verthei
digte, als wohl Menschen im gleichen
Falle thun würden. Hanolet war
zwar durch diese Treue gerührt, aber
welcher Jäger läßt von dem Wilde ab,
das er einmal schußreis vor der Biichie
hat? Die zwei Eingeborenen mußten
sich dem Weibchen nähern, das sofort
auf sie lositiirztr. Inzwischen ver
suchte der Osfizier selbst sich an den
Baum heranzuschleichrn, unter dem
der Verwundete stöhnte. Aber ehe er
noch zum Schusie lam, lehrte das
Weibchen, die Gefahr siir seinen Ge
fährten erlennend, zurück und stellte
sich vor ihm zum Schutze aus. Erbar
mungslog traf es die mörderische Ku
ger; em zweites Geschoß machte den
Leiden des Männchens ein Ende.
hanolet lehrte nicht als stolzer
Triumphator von dieser Jagd zurück.
Nun, da sie zu Ende und seine Leiden
schaft sich gelegt, erkannte er das Bru
tale und Grausame seiner heldenthaL
Er schwor sich, leinen Elepdanten mehr
zu tödten. Beim siebenunddreißigsten
hielt er damals. Aber sein Wort hat
er ——— siir einen Jäger wohl eine respek
tahle Leistung --—— nur zweimal gebro
chen. Er schoß in späteren Tagen am
Kava, einem Nebenslusse des Nil, ein
großes Männchen, das ihn anqriss,
und dann noch ein Weibchen, das- sei
ner Kolonie bei Faratie den Weg ver
sperrte. Also beide Male aus Noth
tvehr — sagt er.
Mann met Frau beten cchketbem
Der Mann ist ein Geschöpf oon ei
sernen Gewohnheiten die Frau paßt
sich den Umständen an. Wenn ein
Mann schreibt, müssen Feder, Tinte
um Papier genau »so oder so« sein,
und die Familie sviro in den Bann
Des Stillschiveigens gethan. Die Frau
dagegen spitzt den Bleistist n:it der
Scheere, legt irgend ein Stück Papier
aus ein altes Buch. schaulelt mit dem
Stuhle urn bringt unter periodischem
Zangen am Haltet ihre Gedanlen zu
Papier. Es stört sie weiter nicht, daß
die Kinder laut pag Einmaleins ,her
sagen und das-, sie ab und zu um
Herausgabe von Wirthschastssachen
angegangen :r·ird. Er schilt und zanlt,
.venn die Tinte zu dick um das Wich
blatt nicht zur Hand ist« Sie blast
die Tinte trocken, ichs-singt das Papier
in der Lust oder halt es an die bren
iende Lampe, bist- eg braun anliiust.
und lraht mit Leichthum so oiel
Tinte zusammen, das-, die Epistel zu
Ewe aesiihrt werden tann. Der
Mann steett ei··.en Brief ohne Beden
len in den Brieslasten Die Frau
sieht noch einmal Adresse und Ver
schluß nach Der Bries eines Man
nes endet mit der Unterschrift, der
einer Frau mit dem Postslriptum
—-—-——s
Eritis-Mk
»Fiirtvahr. man sollte alles Wasser,
beer es getrunken wird, eine gute
Stunde tochen."
»Der hetr sind ohne Zweifel Arzi.«
»Nein . . . . Kohlenhänvier-«
Aus Verlieh
»Sie haben einen Orden belomnren,
Herr Bantdirekiark
»Ja, aber deshalb brauchen Sie
nicht gleich schlecht von mir zu den
ken.«
Vorschlag zur Mie.
sie lasse-II
Dorfs-schier (vetleqen): .Jo. das
Erd-mi- ick schon mach-m over muen So
F syst liebt die Haare schneiden
)
f temper: »Ich wollte mir einen Zahn