Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 30, 1904, Zweiter Theil, Image 16

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    Die Reform-Umin 1:
John Nitsch, Esa. will dieselbe für
seinen Freund Ischalli einrichten.
Mister Editet!
,,Tscha!li,« hen Ich die Täg entol
gesagt, »Tfcksalli. mitauszir schmeich
le .;: Wolle, denn Du Meßt. Ich bin e
Fsind vun alle Lobhuchcäe un vun
Schärtbuerei in’s Wsidxh um«-very
« »Was Tvakn ·i-Z,
L
(
is Imhrk m
»Dein Verdexxste
seine Kron« Un
»Jeder Arbeiter
is seines Lohnes
werth,« away-r,
wie gesagt, mit
aus zu Mittern:
E tolossales
Nindvjech bischt
»d« Dis-wiss Un '
Kameel bis:it3.«
«W a r u m ?«
fräqt der Tfchal
li, wo doch Mei
Rimakks detzu
Veranlaßt worn
ig, sich ze ti
wentfche, bei sie
Wie Drinkg of
’ course) uffzu
setze. Warum? Wo so?«
»Tr) hocksi De hier un kickii iiwwer
die dolle Bijsnesset un tier dick-»frei
-lunsckpr:ig un iiwwek die hohe Lei
senz, un kickst un schimpfft, awwet
dergeqe ihun thust De nix.«
»Wi) so?« frägt des Tfchalli wie
der amter diesmal l-,: n Jch sie uff
gesetzt.
»Du hoft seen Sponk, « den Jch ge
fast Du hofcht kei Eidiegx Du
umschr« nit, wie es anzefange, Dein
Platz ze adverteife Da is for Juftenz
der Daktet Patiek — —«
»JS der e Aedvcrteising: Aeh
fcheni?« hot der Tschalli aefragt.
,,E Bischof is er, e Reverend. Du
KameelL Weeßt De des noch nit?«
»Wel! wo kimmi denn der herbei
erei2« fragt der Tschalli wieder.
,.Des is ewwe, wo der Trommel
herbei erei kimmt.«
Dann hen Ich fortgefahre, nachdem
ch e Battel hen uffmache lasse: »Gut,
fchalli.warum machst Du nit e Tem
petenzwerthschaft uff, en Reform
Sobaka
»Im sanfte Stoff (die weiche Drinks
Imö «·- .—.I -».-t. --...---u zo k-- t«
7so k- » t- s- Uhu-chao, II see-w Its
Geld drin. Mii drei Battels Sodii
oder Tscdinfcher Aebl bot e Mann sich
so vollgcfiillt, daß er nix mehr will un
each nix mehr spendet. Des is kei
Mist-eß da derdon kann mer nii
Iewe,« sagt der Tschalli.
»Wer red’t denn vun weichem
Stoff? E richtige neimodisckx Re-!
ormlneid im Ocnterest vun werllicher
«·ßigkeit, un Zeiss-km sonst Du usi
macbr. Un e Bischof —- wann’s der
Butter nit is, is es e Annerer ——«
muß de Dediläschen - Spieifch mache,
im — — —«
»Weil, wo limmt awwer die Tem
perenz un Riform erei, warm ich
Beste Drinls verkauf, un wo is der
ifkerenz, un wo limmi des bessere
Mineß derbes erei?«
«Doch des Aedverieismenh wo Du
kriegst« bei es en Temperenz-un Ri
fotnvSaluhn ze kalle. Loß Mich ernol
mache un Jch garantir Dir des feinsee
Mist-seh wo es gebi.«
Well, Mister Editer, der Tfchalli
hdt Konsidenz in Mei Stiem gekriegt
im es Alles zu Mir gelosse, un Jch
Lein jeht der-bei, den größte Suckzeß
can-Z ze mache. Jch thu es Alles blos
ans Freindschast for de Tfchalli un
fuszich Prozent vun die Profils.
For de Dediläschen-Spietfch werd
Ich de Propbet Dowie ingätsche un
ser der Kondischen. daß er ganz
förchtserlickz gege des Trinle vun Bier
km Wei los-donnert lJn Whislev is
ja viel mehr Geld drin, wie in Bier
oder Wei.) Dann werd mit jedem
Drini e Kärtclxe weggegewivc, wo er
d e schöner Temperenzsptuch dtuss
EI. Wann die Frau des in der
. et find’t, da segt sie de nerte Tag,
des wär e guter Plat, da sollt der
Mann nor ofter hi gehn.
Gä- I«-t:--.- —--. :..te-..J«J- -kt
u- wuss ltz Ost-tut Ut
Leit ze frage ob sie nit lieber Sodä
oder Linonäd oder Selzer oder Milch
oder Buttermilch trinke wolle, weil
der Provreiter nor sehr ungern gei
stiqse Sache oerkaaie tbät. Dann,
wann die Leit denke, es wär sehn-er ze
kriege, wolle alle Leit was· Starkes.
Dann dem Mensche macht blos des
Spaß- was er eigentlich nit hawire
soll un was schwer ze kriege is.
Dann werd Ich bei der Woch zwei
Temperenzprediger ingiitsche, wo der
Eine dervo drauße vor der Thür un
ver Annere inseit iede Stand en Tem
perenzspietsch halte muß. Wann Jch
die Männer zehn Dollars die Woch
un ihre Drinls un Siggarn frei geb,
da bezahlt sich des gut.
Dann e bessere Kundschaft wie
Temperenzler kann e Saluhn gar nit
dawive Un die annsere Kostiimmers,
wo kei Temperenzler fei, die trinke
dann jedesmal aus Ekel en Schan
Wer »He se viel nun Wasser un Thee
rede horn.
Of course werd in alle Nuhspävers
M desi Tichalli sein Riß-rin
W chrsvwe, un des siift des
sie Messing.
die Wntätsckses fein awwer
r nix xgege des Jmpruvment un
goes-I nnd sofsäl Ständing nun
Ieise-verübt vnn dein Jst-sein E
EIM Les-noch et- påei Seid mache,
KLE- ALTMka
,Mcllanteege
E:
RisorrniSaludn da tann mer sich
Philanthrap oder Moral - Millioan
oder Einiges talle, was gut saundet
un wann mer eniol sor was laase
will —- Aldermän oder Ledschisleds
schen oder so was, da triegt mer die
Wohts vun die Temperenzler un die
Prohibischonists un die Woths vum
grtnting Element hat mer ja any
ow.
Annhow mach Jch mbnee Wett, daß
Jch, wann Ich drin Eschan sein Ri
fortn-Salubn erst in rennend-r Ord
nung hab, ich korresponding Meint-er
vun alle Tr..:perenzveretn werd.
Wie steh Jch dann da, wann die
Atti zeriick kömmt, Mister Editer?
Jhne des nämliche wünschend
Mit Rigards
Yours
JohnRitschEsq.
E Speschelti vun dem Salt-ihn werd
e non - älkobolit Bvurban - Wbistey
(dr:iszig Jahr alt) un e non-stimm
ted Moseltvei lJabrgang achtzehhun
nertsinfunsechzich) un e hopsentalzlo
ses Bier (d:s kriegt mer iesi vnn eini
ger Brancrei. die hart-we des imzner
an Hand) sei. Jn Wertlichteit werd
natiirlich unner dene Name e beson
ners starkes Stösfche vertaaft.
D. O. Esa.
NO
Ist-tue tu Basel.
Der Berner »Bund« hatte jüngst
unter dem Titel »Moltte in seiner
s:äuslichteit" eine Anzahl Aneldoten
aus dem Leben deH deutschen General
stabschefs erzählt, darunter auch die
teiannte Geschichte von Moltle’s Ein
auartirung in einem Dachiämmerchen.
Die Geschichte war nach Lugano ver
legt worden; ein Leser des »Bund«
macht jedt aber daraus aufertsam,
daß er «nicht in Lugano, sondern in
Basel spielte, und tniipst daran sol
grnde Erinnerungem Es war an ei
nem schönen Spätsommerabend in der
zweiten hälste der Siebziger Jahre,
als ich mit einein jüngeren Kollegen,
einem echten Berliner Jungen, Abends
zwischen 7 und 8 Uhr über die Rhein
briicte in Basel spazierte. Mein Be-J
gleiter hatte vor seinen Landsleutem
das voraus, daß er wenig redete, das
wenige aber um so ernster nahm.Plöh
lich blieb er stehen und sagte zu mir,
indem er auf ein-en älteren herrn deu
tete, der auf der anderen Seite der
Brücke uns entgegenkam: »Sehen Sie,
dort drüben tommt General Moltte!
Fast war ich versucht, meinem Beglei
ter mit dem bekannten Spottlied auf
dieBerliner in der»Fatinitza« -Marsch
melodie (,-,Du bist verrückt, mein
Kind«) zu entgeguen; denn der alte
Herr, der auf der anderen Seite
uns entgegenkam. glich in seinem
schwarzen Anzug, Gehrock mit shlins
ter, in der Linien das Handtöffercben
in der Rechten den gelben Meerrohr
stock mit weißem Knopf, eher einem
wohlhabenden Landpsarrer und hatte
keinesfalls das Aussehen eines Gene
rals. Kein Wunder, wenn viele an ihm
vorbeigingen, ohne ihn zu beachten.
Kurz entschlossen kehrten wir um, iie
sen dem Herrn voraus und poftirten
ans bei der Apotheke auf derGroßbasi
ltrseite. Anstandsgemiiß grüßten wir
den Herantommenden, und der Gruß
wurde mit sreundiichemLäckJeln höflich
erwidert. Wir folgten dem herrn in
angemessener Entfernung bis zum Ho
tel «Drei Könige« und sahen noch, wie
er die breite Treppe hinanstieg und im
Korridor verschwand
An einem der nächsten Tage konnte
man in den BaslerBliittern von einem
»fatalen Mißgeschick« lesen, das einein
Hotelier mit dem deutschen General
ftabsches begegnet sei. Der General
hatte sich beim Obertellner gemeldet
and um ein Zimmer gebeten. Der
Obertellner bedauerte sehr, keinen
Pla? mehr zu haben. Das ganze Haus
sei ür diesen Abend besetzt, zudem
werde noch Generalfeldmarschall Graf
Moltte erwartet; man habe für ihn
zwar zwei Zimmer reservirt, sollte er
cber Bedienung bei sich haben, so müs
se man sicher bereits unter ebraehte
Gäste wieder ausquartieren er neue
Antömmiina wollte sieh iedocki niebt
cbweisen lassen; er bemerkte, er habe
schon mehrmals um diese Jahreszeit
« l,ier logirt und in solch großem Hause
; werde sich wohl noch ein Bläschen siir
seinen bescheidenen Gast austreiben las
sen. Endlich entschloß sich der Ober
iellner, dem General sür diesen Abend
sein eigenes Zimmer zu überlassen; er
tonne es, sagte er; diese Nacht, bevor
die Iriihziige abgefertigt seien, ohne
hin nicht benahm. Der herr müsse sich
aber bequemen, noch einige Treppen
höher zu steigen. Das war diesem
ganz recht; er komme soeben aus dem
Gebirge und sei an die srische Lust in
höheren Regionen gewöhnt. Spät am
Abend wurde die Frsemdenliste revidirt
und der Unbekannte erkannt. Da gab
es gewaltigen Aufruhr; alles stürmte
nach demDachiämmerchen, und es reg
nete Entschuldigung-im Der General
aber hatte es sich dort bereits bequem
gemacht und rvar nicht Hu bewegen.
sein Quartier zu vertauschen. Als er
trch am anderen Tage verabschiedete,
drückte er dem Obertellner ein Trink
geld in die hand und bat ihn. er möge
ihn-« salls er nochmals in diesem-hause
um ein Nachtquartier anhalten würde,
doch ja-oieder sein Zimmer abtreten;
denn er habe Basel noch nie von einem
schöneres unb günstigeren Orte ans
betrachten lönnen.
Mit
,herr Doktor-, ist mein Mann sehr
nass- sevehrte ran, sehr bedenl
läss;"—«—abertr Stett-Liede
Kreing sit von hohen wissenschaft
Vie Rache.
Cine russische Spldatengeschichie von
es Stu sin.
Der Feldwebel war ein lithauischer
Bauer, ein großer, starker Mann mit
einem blonden Flaumbärtchen, einem
brettharten gelben Gesicht und zwei
lleinen klugen Augen. Seine Schul
tern gingen wie zwei Wassertragen
von der Wirbelsäule ab und schienen
an den Enden die Unisvrm zu durch
bohren. Seine Bewegungen waren
schwerfällig und eckig; er schien sich
nur in geraden Linien bewegen zu
können. An seinem linken Ohr hing
ein silbernes Rings-leben, das dieser
l«reiten, inachigen Gestalt etwas My
slisches und Antites verlieh, etwas
rorn gewaltthätigen Märchenriesen
Aber ich habe noch nie bis jetzt ein
besseres herz gesunden als das seine..
Des Nachts wenn der Dunst von
Iweihundert abgehetzten Menschenlei
bern wie eine greifbare elle Masse auf
uns lastete, und ich, lranl an Leib
and Seele mich schlaflos aus dem
Strohtissen hin- und herwiilzte. -—
und wie er dann leise beranschlich
rnd mit gesundem einsacken Wort
meinen iranlhast erregten Geist be
sänftigte, —- nie vergesse ich es Tir,
mein Freunds
Jn einer solchen Nacht erzählte er
mir das Folgende:
»Ja —- ja——·-’freund, Du lannst
tchon sicherlich nicht klagen, daß es
Dir schlecht geht. Hättst tammen fol
len, als ich ins Heer lam, vor fünf
zehn Jahren, als die schwarzen Teufel
das Tscherlessengesindel, sich noch reg
ten, dann hättest Du ein anderes Lied
chen gesungen!
Das war auch einmal an einem
Sommertag. Heiß war s, sag ich Dir!
Ein Streichholz hätt’ sich an der Lust
entzündet. . Wir lagen nach der
Vormittagsiibung in den Zellen und
kennten lein Glied rühren. Das Hemd
liebte einem am Leibe wie eine Brief
inarle, sag’ ich Dir . . .
Da hörten wir plötzlich Schüsse und
im Nu waren die Tscherlessen in un
ferem Lager. Wie Affen tummelten
fie sich auf ihren Pferden und feuerten
und ftachen . . . Ich war anfangs wie
betäubt, dann wurde ich plötzlich wie
rafend .. . Es war mir, als ob mir
heißer Schwefelsdurch die Adern flöße.
Es iihelte mich durch alle Glieder . ..
Wie foll ich Ding sagen? So wohl
und fo frei war es mir noch nie zu
Muthe aewefen. Jch raste wie ein
junges Fällen, das man zum erften
Mal auf die Wiese hinausgelaffen hat«
ich fühlte. wie mir die Freude das-Blut
erregte. Und während ich io wie wahn
sinnig um mich hieb und fiach,» hatte
ich nur eine Angst: die Sache könnte
bald aus fein. So wie wenn Du von
etwas Schönem träumft und Du mit
ten d’rin Angst haft, daß es nur ein
Traum sei Und auf einmal war's
auch aus. Sie warfen die Pferde
herum und verschwanden, — fie hat
ten gesehen, daß uns eine Sotnie Ko
faien zu hilft kam . . ..
Jetzt erwachte ich und fing an. mich
im Lager umzusetzen heilige Mutter
Gottes-, was fah ich da! Von unseren
neunzig Mann lagen siebzig ausge
schlachtet. einiae waren fast zerstückelt.
Einem hing feinArm nur an ein paar
Hautfenem ein anderer hielt feine ei
genen Därme in beiden Händen. Das
war ein Aechzen und Stöhnen, daß
das herz fich Dir zufammenlramvfte.
Und in einem Winlel fah ich meinen
ieihlichen Bruder liegen, den Insch
ein prächtiaer Bursche war es gewesen,
fag' ich Dir-und der Dolch ital ihm
amifckvn den Nimm-I bis- mm Griff
Da überlarn mich eine derartiaeWuth,
daß ich fast wahnsinnig wurde· Jch
schwor mir zu, nielst eher zu ruhen als
bis ich einem chl;erlessen das Gleiche
gethan hätte. Ich zoa den Dolch her
aus« wusch ihn sorgfältig ab und
steckte ihn mir in den Gürtel-»
lieferall streiften unsere Natrouillen
nach den bättigen Teufeln herum,
aber tvir konnten sie nicht finden. Sie
waren wie weggeblasen Da verrieth
uns am selben Tage ein entlaufener
Tichertefse für aanze fünf Nabel den
Aufenthaltsort seiner Brüder
Es war eine halbe Meile von unse
rem Lager wo fie sich aufhielten. Es
war eine Art Kessel, und ein Felsalv
bang lag so darüber, daß wir es unser
Lebtag nicht gefunden hätten Du
stehst mit der Nase davor und siehst es
nicht.
s Wir umstellten alle Eingänge in der
Runde, und etwa fünfzia Mann schli
chen sich bis an den Kessel heran. Ich
saß auf meinem Gaul Und wartete
Eine Minute, zwei, drei vier —- fiinf
Minuten, nichts zu hören, lein Laut.
Ich glaubt-, en Schmied sitzt mir im
Brustkasten drin und schliiat mit mit
dem Hammer gegen die Rippen. , So
verrückt war rnein Herz . Auf ein
mal ——-· ein furchtbares Geheul wie
wenn tausend Schweine plötzlich los
schreien würden Dann dumpfe
Schläge der Gewefrtolten sse hergel
ten nur so -—— trit ch tratfch immer
hintereinander, Ddazwischen vereinselte
Schüsse Dann sehe åch einige
Tscherlessen zu Pferde g de auf
unsere Linien losrennen. .Sie wer
den von den anderen gehii
empfa en, ich aber feuere nicht. F
bin a einmal ganz ruhig, mene
Faust umklammert den Dolch, und
m meinen Augen lie t Jusops blu
tm s Jst-w si
vor ne r vor euere
auf das M, es bricht zufammen,
nnd der M selbst stiirt Jen fel
m MMM EIN-see- VIII-IT
—
sziischen die Rippen, bit an den
r . . . .
ber wie soll ich es Dir nur sagen?
Wie der Kerl sich da zu winden anfing
und zu rischelm und wie er mich mit
ieinen glasgroßenAngen angloßte,das
Weiße ganz nach oben gekehrt-wurde
es mir undehaglich. Es that mir leid,
daß ich es gethan hatte» . . Aber so
istder Krieg!"
sie-e versagten-e Deus-muten
sein«-.
Fiir die hochgradige Netvosität des
jugendlichen Harry Deine ist ein durch
aus glaubhafter Vorfall bezeichnend,
den fein Bruder Maximilian erzählt:
Zum Schulschluß fanden im Diissel
dotfer Lyceum öffentliche Prüfungen
stati, wobei einige Zöglinge auswendig
gelernie Gedichte vortrugen. Dieses
Loos traf auch den jungen Heinr, der
damals fiir die Tochter des Laubge
richtspriisidenten v. A. schwärmie,
»ein hübsches, schlanke-z Mädchen mit«
Hangem blonden Locken". Der Saal.
isi dem die Festlichieit sfattfand, war
I
Kopf an Kon gefüllt. Vorne, auf
prächtig-In Lehrstühlen saßen die
Schulinspetiorim nnd in der Mitte
stand ein leerer goldener Sessel. Der
Präsident tam mit seiner Tochter spät
in den Saal, und ev blieb nichts-An
deres übrig, als dem schönen Fräulein
ans dem leerstehenden goldenen Sessel
ihren Platz anzuweisen. Harry nJar
in der eTtiaination des Schiller’schen
,.Taucher« eben bis zu dem Verse ge
langt: »Und der König der lieblichen
Tochter winkt« -- da fiel sein Auge
gerade auf den goldenen Sessel, wo
csas verehrte. schöne Mädchen saß
Der Knabe stockte. Dreimal wieder
holte er den begonnenen Saß, aber er
kam nicht weiter. Man sousflirte
lautet und lauter. Aber heine stand
mit großen, weitgeöffneten Augen,
siarrte ans die überirdische Erscheinung
im goldenen Sessel und sani dann
rihnmiichiig nieder. Man nahm an,
daß die Hiße im Saale schuld daran
gewesen, und ließ zur Beruhigung der
anwesenden Eltern Heine’s die cZen
ster öffnen. Der hier genannte rä
fident v.A., so schreibt die .Köln.
Zig.,« kann nur der Kriegsrath von
xiimmmi mir-Ton fein dessen beide
Söhne, Friedrich (geboren 1794 und)
Karl von Ammon seit 1805 das neu
etngerichtete Lyceum besuchten. Die
in den Memoiren genannte Schönheit
war ihre Schwester Elise, die Mutter
des bekannten Schlachteninalerd
Tarni-hausen Jn den als Manu
skript gedruckten Erinnerungen hat
der Appellrath Fr· v. Ammon sich ein
gehend über die Schule, der, wie Heinr,
er selbst seine Bildung verdanlte,
geäußert. Der oben erzählte Vorgang
wird sich 1811 zugetragen haben.
Wh—
Amte ein Dteoestettb
Mine. Eouet, eine siebzigjährige
Dame, wurde dieser Tage von der
Straßenbahn in, Paris überfahren
und getödtet. Alsbald knieeten sosort
zwei Frauen an der Leiche nieder und
retlaaten unter heißen Thränen und
mit lautern Wehklagen den schreckli
cken Tod ihrer »Schwester«. Nur
schwer konnte die Polizei sie von der
Leiche sortreißen . .. Später stellte sich
aber heraus, daß Mnie. Gouet teine
Schwestern und überhaupt keine weib
lzchen Verwandten hatte. Die Frauen
waren Diebinnen, die aus diese Weise
die Todte beraubt, ihr eine goldene
Uhr, eine silberne Schnupftabatsdole
und eine Börse mit einer großen Geld
surnrne gestohlen hatten.
HO—
Ein Entdeckerzenir.
Der Professor Schneller soll sa
eine Kapazitöt aus seinem Gebiete
sein?«
.,Stimnit, sast jede Woche macht er
eine neue Entdeckung; vorige Woche
bot er beispielsweise ein neues Erz
entdeckt und gestern. daß seine junge
Frau nicht tochen tann.'·
stirbst-ein
Setretiir tzu einein Bauern):
»Was wünschen Sie?«
Bauer: «Guten Morgen wünsch«
ich.«
J
»Warum bat denn der Steinhofbauet gestern fein Weib so durclyeprügelt?«
»Aus Eifersitcht!«
..Zo?l Ja, was has-J denn da gegeben?«
»Mi, gestern, wie er mit sein Preisochsen von der Ansstellung hoamkemma is, hat fck Alte z«erscht ·m Ochsen
a Vuiscl Ins-en und Im usme '
W
stritt-tschi sentsketmr.
Ein Schwei er Uhrmacher hat eine
Taschenuhr er unden, die vermittelst
eines winzigen Phonographen die Zeit
cusruft. keine sehr tleine Hart
gummiplatte giebt die Schwingungen
der menschlichen Stimme wieder nach
den auf der Walze eines Phonogra
phen eingerihten Zeichen. Sie wird-«
durch ein besonderes Uhrwert getrie
ten und zu eins-r bestimmten Teit in
Thötigteit gesetzt, so daß sie die ge
rade fällige Stunde laut verkündet.
Die Einrichtung ist kräftig genug, un:
sich auf 6 Meter Abstand bemertbar
zia machen. Diese Erfindung könnte
reich Angenehmes mit dem Nühlichens
vereinigen, indem der glückliche Beq
sitzer einer solchen Uhr, wenn er gleich- !
Izettig etwa ein gliicklich Liebender sein
sollte, vielleicht seine Angebetete dazu(
veranlassen tann, seiner Uhr ihre
i
Stimme zu leihen. Mancher gute
Ehemannsund zärtliche Vater nimmt
vielleicht der Reihe nach die Stimme
seiner Frau und seiner Kinder ab
wechselnd heran· Ueber die Nützlich
leit tönnte man vielleicht noch im
Zweifel sein, denn man tann es nicht
girade als wünschenswerth bezeichnen,
daß nlle Menschen mit solchen Uhren
ausgerüstet würde-n, die, wenn sie rich
tig gehen, auf einmal alle anfangen
durcheinander zu schreien. Wer siir sich
allein sitzt, wird dagegen die Stimme
seiner Taschenuhr ebenso leicht über
ioören wie etwa die Glocke einer nahen
Thurmuhr, sobald er sich daran ge
niöhnt hat. Besser gefällt uns schonj
esne ameritanische Erfindung, die dasi
Hisferblatt und die Zeiger der Uhren
.iir überflüssig erklärt. An Stelle
dieser befinden sich an der Vorderseite;
der Uhr drei Oeffnungen, hinter denen-»
Zahlen erscheinen, so daß die Zeit ge-»
radezu abgelesen wird, beispielsweise:i
»l» Uhr 42 Minuten 11 Selunden. Diese
Neuerung wiirde insofern einen großen
Vorzug haben, als man sehr viel
schneller die Zeit genau feststellen
konnte. Dir moderne Mensch rechnet,
so weit er nicht in ländlicher Zurück
gezogenheit lebt, mit Minuten, aber’
noch nicht mit Setunden. Das kommt
aber vielleicht auch noch heran, alsdann
wäre es allerdings lästig, wenn man
nacheinander alle-drei Speere zu Rathe
zugu- nsqu U: Ursein-et Fros
nennt als sernere Vortheile seiner Uhr,
das die Speere niemals aneinander
hängen bleiben tönnen, und dasz die
Zeit immer genau abgelesen werden
kann, soweit diesahlen ertennbar
sind, während aus den jetzigen Uhren
die Stellung der Speere in der Dun
telheit weit früher unsichtbar wird als
das Zisserblatt. Der Erfinder scheint
seine Neuerung überhaupt mehr bei
ässentlichen Uhren als bei Taschen
uhren in Anwendung bringen zu
wollen«
-.
Der Keller tu Korea.
Jn dem setzt so viel umstrittenen
Lande, das den Anlaß (wenn auch
nicht die Ursache) zu dem blutigen
Kriege zwischen Japan und Ruszland
gegeben hat, ist jedes Haus unter
tellert. Selbst die bescheidenste ärm
lichste Stube hat ihren Keller, der stei
lich nicht« wie bei uns zum Aufbewah
ren von Vorräthen dient ---— um von
Weintellern ganz zu schweigen. Jn
Korea vertritt der Keller den-Ofen.
Cr hat stets ein Lustloch außerhalb
des Hauses und durch dieses Loch wird
er, wenn nöthig, mit Holz, diirrem
Laub u. s. w. überfällt. Jst diese
Masse mit Geschick angezündet wor
den, so brennt sie langsam und ver
lsältniszmäßig recht lange sort und
das ganze Haus-das ja in der Regel
einstöckig ist—wird ausreichend durch
wärmt.
s-—--·.-.s—-—
Abseblitxt
Gattin: »Höre, Männchen, heute
Nacht träumte mir, Du hättest mir
einen Hunderser gesch;r.tt!«
Gatte leinsallend): »So? Na, da
werd’ icb Dir im nächsten Monat den
gleich wieder abziehen!«
Schmeichelhaft
Friseur lzum Gehälter-P »Wie ha
ben Sie dem Herrn wieder die Haare
gleschrnttem ietzt schaut er aus wie ein
tie.«
,...-.--..W..—. - - - I—IT-s— -«.·-.
Schset set-satt
O
W« s, F · »Es-sit III
— :- — I « ——
f . L
sqnotnentsne.te in ver w- Imfnetfkiiches
q
»Nicht ’mal einen anständigen Toileti
tentisch bat innn hier -— da pfeis ich aus
die ganze Naturk«
Ritter-.
Rarlckem »Ach, Maine-, erzähle
mir doch ein Märchen.«
Maikra: »Ach nein, ich fühle mich
heute nicht recht mont. Gelt zu Deinem
Papa nnd sma· ihn, warum er gessern
so spät nach Hans-: gekommen ist,
seit-e Antnort ist steter ein Märchenl«
Ansi- tem juristischen (-7xnn:en.
Professor sim Strasrecttt priifendit
Nonnen Sie mir sagen, ob es einen
Versuch mit iiistauatidsen Mitteln
qieth«
Kandidat sschnseigt bedarrlicki).
Professor: »Nun, sehen Eie: Jlkr
Exainen ist ein solcher.«
Benannt
Reckstsannsaih »Ich Verstehe nkcht,
wie Sie sich als starker Mann so von
Ihrer Frau mißhandeln lassen konn
ten.«
Kläger Cans die verschiedenen
Schmisse im Gesicht des Rechtsan
walts deutend: »Na. Herr Jiistizrath,
Sie scheinen auch nicht gerade die
beste zu haben«!«
Zurücke-them
A.: »Sie haben ja aar tcin Ge
tvissen!«
B.: »Dann möchte ich Sie ersu
chen, mir das Jhrige zu geben, Sie
brauchen ja !eing.«
Der richtiae Evens-Inn
»,Wen heirathet denn Ihre Toch
ter .« ·
»(finen Noch!«
·,.Wie tlua, da giebt’g wenigstens
·eine Zänterei tveaen des Essens.«
Sie weis-'s- sich »in hetfen.
»Was ist denn dng für ein eigen
artiges Gericht, mein Scheu-»
»Ach, dems, ich hatte das Mochi-ach
verlegt, und da hab’ ich ein Gericht
zukereitet, das ich in der Beschreibung
einer Reise durch Jnnekafrita ek
’wiihnt fand . "
Ein modernek Fratz
»Wc-s treibst Du denn da?«
»Ich ftudire die Franenbewegun .
Mann und Papa ivitthschaften o
leichtfinniq, daf; ich wahrscheinlich
stkininal genöthigt sein werde, unter
»die erwerbenden Frauen zu qehen.'«
; Deptaiirn
. Vater fznin Sonnt: »Mot? Atro
ibai willste werden. Dnt erlauke ick
nich und tuennste Tit uf’n Knpp
stellst.«
Ost-gelehnt
Sckiriftstellen »Hier brinae ich eine
neue Novelle. Der Derivifch·«
Redatteuk snachdem er die ersten
Zeilen qelesen): »Den Wisch, Ter
tviscb, kann ich nicht brauchen«
Neue dienend.
Mann: »Diese staisette ist von nn
fekek letzten Reise, sie ist aus tax-is
taznli!«
Frau: »Es-en zu, Nenomniist - s da
waren wir ja gar nicht!«
Ein seiner Schneiden
Bantier sbei der Anptobe): »Ich
finde den Rock zu tnapp.«
Schneiden ,,- ch habe sechs Wochen
Katlsbad betii sichtigt, here Ban
tier!« . .
-——.--- L- . . ..-.-»..——--- «...-B