Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 23, 1904, Zweiter Theil, Image 10

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« Yastesetz der Erde. I
-MM«-. »- » W
. Roman von
Anton Freiherrn non Prrsatl
III« —IIMMMLW-IDM
(8. JottfetungJ
Der neue Steiger hatte siir jeden
ein derzliches «Gliict aus«, einen
Händedruck.
»Da müßt-ihr doch ordentlich ver
dienen,« bemerkte er.
- .JD net so arg, der Rohrbacher
drackt schon wieder draus,« erwiderte
ein junger Arbeiter. »Der geht noch
öder den Liidemann.«
»Der Liidemann ist uns im kleinen
inger lieber. Wenn der Bauer aus
Z Roß kommt —- das weiß man
dann ohnehin,« rief ein anderer drein.
»Hört mir aus. Einer wie der an
dere-und is auch recht, wir würden
es gerade so machen, wenn wir dran
kämen«
»Sie vielleicht« —- erwiderte Mel
lzart scharf. »Aber nicht jeder—ich
nicht —- und die alle nicht« —
Alles blickte auf den Steiger, der
den Lärm der Arbeit um ihn her
überschrie. Das war ja ein ganz Be
sonderer. Ein Steiger gehörte ja
schon zu den Beamten der Grube, und
die waren doch sonst immer gegen die
arbeiter. »Oder?'« lehrte er sich von
einem zum andern mit einem heraus
sordernden Blick. »Dentt ihr auch so
wie der Manns«
»G’wiß net, wenn man es selber
ersahr’n hat« wie hart es is, wäre
»Nun. da bin ich schon zufrieden,
noch schöner!« lautete die Antwort.
Glück aust« Er verließ mit Alban
unter den überraschten Blicken der
Arbeiter die Stolle.
Wenige Schritte von der Stolle, an
der fie die Strecke wieder betraten,
führte ein verlorener Gang seitwärts,
dann eine Leiter in die Höhe. Wasser
rauschen drang herab.
Melhart fragt-, wohin man da
komme.
»Das is grad’ ein tleiner Privat
paß vom rrn Rohrbacher,« erklärte
than. » ollen Sie ihn anschauen?«
Melhart folgte ihm die Leiter hin
aus. Es war ein phantastischer An
blick, der sich ihm bot. Eine geräu
mige Höhle, von der Natur selbst ge
bildet, aber von Menschen hand so ge
chielts bearbeitet, daß die Urspriing
keit an keiner Stelle gestört wurde.
Die gewölbte Decke, in großer Sind
hogensorm roh ausgehauen, wurde von
einer mächtigen Kohlensäule getragen,
die im rothen Licht einer runden, in
die Decke eingelassenen Ainpel in allen
Erden spielte. Jn der Ecke befand
ein in den Stein gehauen-es Lager,
mit einein schneeweißen Fell bedeckt
m der Wand quoll in Kaskaden ein
kleiner Wasserfall über das glitzernde
Gestein —- dai Zimmer Besshs, mit
dem Anderl erst vor kurzem die Toch
ter Liidemanns überrascht hatte.
»Für wen ist das hestimmt?« sragte
Melhart entrüstet.
»Für das Fräulein Lüdemann.
Der herr Andreas hat es gemacht.«
»Der herr Andreas!" Melhart
- lachte höhnisch aM »Für sein Lieb
chen! Und dazu hat er Zeit und Geld,
während das Nothwendigste unter
bleibt. Ganz echt! Ganz echt! Und
das können Sie ruhig mit ansehen,
ohne daß Jhnen der Groll —- nun wir
reden noch darüber — site so abge
Hunipst halte ich Sie noch nicht -—— ein
Liebesnest da hereinbauen in die Hölle!
Aber nur zu, nur zu! Je ärger, desto
bessert Einmal muß doch — gehen
Dir, Alls-am ich halte es hier nicht
aus« —- Er wendete sich der Leiter zu.
eSehen Sie da kommen mir böse Ge
e.-—t .- -.-.-—-— —·-«.t.4. :-s. k
UUIIICUO am ousululllsu IOIUWII IW slb
haben in der Höhle —- und mit einem
»Und die Bude zu« —
Alban konnte diesmal die Entriist
Ing des Mannes nicht theilen· Was
Dur denn dabei? Das war doch im
Grund genommen ein unschuldiges
Wzniigern Wenn er für das Rest
so n heimliches Winterl wüßt’ und
II machte ihr Frei-U er ihiit sich nicht
besinnen. Was der Mann eigentlich
sollte rnit seinen wilden Reden? Er
par doch Steiger und verdiente ein
s Geld. Er traute ihm noch
mer nicht und schwieg wohlweislich
Ja, er atbmete ordentlich erleichtert
ni, als Melbart in der Strecke ange
kommen war und für die Führung
lastend sich entfernte.
Alban sah ihm lange nach. Der
Steiger blieb jeden Augenblick stehen,
« betrachtete die Verzimmerung mit fei
set Lampe nnd llopfte mit der Berg
iaat in das Holzwerlx insmer lieiner
stehe er, zuletzt gautelte nur mehr
ein Schatte-S die Wände entlang, von
einein Lichtschintmer gefolgt. Der
richtige Berggeist, dachte Alb-»in, aber
Un guter
x I O .
M Tag daran brachte Mrlhart
Iß- in die Kammer All-ans. Sie
-II2 Eilig verändert Sorgfarn ange
dsj paar wieder geziipft wie
, Meter denn je: eine neue Ju
, J soe- iiber sie gewannen
- O »das hast auch irren-n gedacht, daß
C — seit sit mir keins-H sagte
II r- - is cis-s- im sämi
haft verschämten Ton, »und hab dir
immer geziirnt, daß du noch an so was
denkst. Schau, so geht ej! Man soll
nie ganz verzweifeln.«· Dabei fah sie
Melhart mit innigem, dantbarem
Blick an und tiißte ihn vor Alban.
»Jetzt mußt aber auch einmal die Refl
bringen«, sagte sie.
Alban traute seinen Augen und
Ohren nicht.
Den nächsten Abend war wirklich
Resl zugegen —- und Asra tam ihr
entgegen, als ob sie ihr was«abzubit
ten hätte. Melhart aber bereitete ei
nen Punsch zur Feier des Bündnisses
im Thurm. Von dem Tag an konnte
man nicht mehr davon lassen. Afra
schien in der Kammer Albans Schutz
zu suchen vor ihrer eigenen, sie völlig
beherrschenden Leidenschaft für Mel
bart. Reil fühlte sich erlöst von dem
Zwang ihres Gewissens, das die ge
heimen Zusammentiinfte mit Alban
stets bedrückte.
Begierig, mit großen Augen lausch
te sie den Reden Melharts iiber alle
. erdentlichen Dinge, die sie nie gehört.
Jmmer ausfchweifender wurden seine
« Reden von Abend zu Abend. Und im
mer deutlicher wurde er, immer drän
gender und damit nur verführeriicher.
Afra unterlag täglich mehr seinem
Einfluß. —
Lüdemann war nach Marbach ge
fahren, mit der Absicht. sich dort lan
aer aufzuhalten. Nur sein langes
f Ternbleiben und der Leichtsinn, seinem
Hohn Firanz eine so wichtige Hienllung
. »L—L
lclllsucuulllclh Islullcli IUIM ollslulsvb
’ schaffen. Dem mußte gründlich abge
iholsen werden. Auch den Conjunttu
; ren hoffte er einen entscheidenden Stoß
nach vorwärts geben zu tönrkn
Unterdes lag auf Anderl die ganze
Last der Verantwortung in Rohrbach.
Liidemann hatte es nicht versäumt, die
Ehre seines so weit gehenden Vertrau
ens start zu betonen und im Fall sei
ner Zufriedenheit auf einen Lohn hin
zuweisen, der Anderl zum äußersten
anspornen mußte —- auf Besin
Diesein war längst ,der Steiger
Melhart aufgefallen. Von dem ersten
Augenblick an gefiel er ihm nicht.
So bildete der Thurm seine aus
mertsamste Beobachtung, ja er ber
schmähte es selbst nicht, seine Aufpas
ser auszustellen. Der Erfolg ließ ihn
nicht daran zweifeln, daß die War
rung aus Marbach, von derLiidernann
sprach, nicht unbegriindet war. Mel
hart erhielt wiederholt Besuche von in
Rohrbach unbekannten Leuten, Zuge
reisten offenbar; außerdem führte er
einen fiir seine Stellung auffallend
starken BriefwechseL
Anderl war keinen Augenblick un
jchliissig Das Rest im Thurm mußte
ausgenommen werden. —- —
Alban wartete auf seine Gäste. Es
sollte eine Art Verlobungifest efeiert
werden zwischen Afra und Pfeiharh
Und Alban versprach sich allerhand da
von.
Zuerst lam Afra, aber gar nicht.
wie or erwartete. Ganz scheu und
ängstlich fragte sie nach Melhart, ob
or noch nicht dagewesen sei. »Am End
haben’s ihn verhaftet!« meinte sie mit
zitternder Stimme.
»Ja, warum denn? Was hast
denn?« sagte Alban, ärgerlich über
diese Stimmung, die er gar nicht
irauchen konnte.
»Mein Gott —- der Mensch muß
allerhand —- er hat ja recht —- und
wenn ieii ein Mann wäre —- abet akad
jetzt soll er doch nicht. —- » n Marbach
is es losgegangenl Alle reiten sie-—
’brennt soll es auch schon haben —
und die Rohrbacher sollen auch mitge
hen. Das will er. Gestern Nacht
waren sie irn Unterholz beisammen,
zweihundert Mann. Wenn das aus
getornmen wäre —— dann ist er verlo
ten-«
Jn dein Augenblick tain Rest her
ein. »Ja. was macht ihr denn siir
ernste Gesichter? Heut —Asra? Mein
Gott, wenn wir schon so weit wären!«
All-an glaubte seinen Ohren nicht
zu trauen. Da war es ja heraus.
das Geständniß, nach dem er sich so
seh-ne — und dem besiegte-i Gesicht
Asra’s, über das er sich gerade so ge
ärgert, hatte er es zu danken. Er
schnellte siirmlich in die höhe und eilte
aus die Geliebte zu. »Ja, ja, willst
denn wirklich so weit kommen, Rest?
Wirklich?« Sein Gesicht strahlte vor
Seligkeit.
Nesl senlte verwirrt das Köpserl
»Bist du gleich hikig, so hab ich es
freilich net —-—«
»Ja, natürlich, gleich wieder trug-—
nen. —- Nuyt dir nix mehr, Rest,
g’sagt ist ’ agt!« Er schlosz sie stür
tnisch in feine Armee und küßte sie.
»Und jetzt soll nur einer kommen, der
mir dich wehrt!« Er zog Rest an si
und dachte gar nicht mehr daran, da
er aus der schwarzen Truhe saß, die
er sanft sor sältig wied. ,
Als Mel art eintret, flog Asro an
seinen halt «Wenn du net kommen
wiitst —« «
Er erwiderte nnr zerstreut ihre
tät-Zweit M W Bat ex als
«Wai hast —- wae ist —« sragte
Isra.
Migås ist, das isi es eben. Eine
seige ndei Jn Marbach ist der
helle Ausstand seit heute Nachmittag,
und hier —- hier —- riihrt sich teine
Hand ——' Plöilich schwieg er und
machte Asra ein Zeichen mit den Au
gen. Er hatte Atban ganz vergessen,
der aufmerksam geworden war und
ihn erschreckt ansah. «Da dars man
doch gratulirenl Na, das muß doch
gefeiert werden!« Er sah sich um. Jn
der Ecke standen einige gesiillte Bier
slaschen, die Alban besorgt.
Als Alban Abends von der Arbeit
in den Thurm zurückkam, sah er durch
das schwere Gehält, das ihn durch
spannte, einen Lichtschein brennen, der
sich aufwärts bewegte und verschwand.
Die Asra hatte eine halbe Stunde
vor ihm die Grube verlassen, auch ging
sie nie mit Licht hinaus. Lange war
tete er, dann ging oben eine Thür.
Das Licht kam wieder herab, da er
kannte er deutlich Melhart. Er war
bei Asral
Rasch ging er in seine Kammer, um
sich nicht als Lauscher zu verrathen.
Er hörte den Steiger daneben das
Zimmer betreten. Nach einer Weile
hörte er Papiere rauschen, und als er
sein Ohr dicht an die Bretterwand
legte. das Kritzeln einer Feder.
Was der heute noch zu schreiben
hat? Ein unheimlicher Mensch. Ei
gentlich sollte er Asra warnen. Er
hat sie schon in der Grube so sonder
bar angeiehrnZ Das sehlte ihr gerade
noch, eine neue Enttäuschung! Er
fühlte sich noch immer als ihr Be
schützer. Schon war er entschloss:n——
aber er besann sich aus einmal. Am
End, wenn Melhart sie wirklich gern
bött’?· Er hat es ja an sich selbst er
fahren, wie das alles auslöscht. alles
ausheiitL Zwei Liebespaare im Thurm
—- rr mußte lachen — dann brauchte
sich das Resl ja gar nimmer zu geni
cclh
9.
Liidemann hatte schwere Sorge.
Seine großeKombination durchtreuzte
eine jäh hereinbrechende Krisis, die
ganz Europa in Mitleidenfchasi zog.
Außerdem wirkte bereits der natürliche
Gegendrucl, die derartige gewaltsame
Gründungen hervorrufen Rohrbach
war fett der halt des Ganzen. Wenn
die Grube nur noch ein Jahr aushielt,
dann war die tritische Zeit überstan
den. Und er hetzte immer mehr Ar
beiter in den schwarzen Schacht. in
dem das Ladegeriist Tag und Nacht
nicht mehr zur Ruhe kam.
Von Marbach herüber war schlimme
Nachricht gekommen. Eine eigenthiim- 4
liche Bewegung gehe durch die Arbei
terkreise, deren Richtung und Ziel noch
nicht recht erkenntlich seien. Jedenfalls
sei Vorsicht nöthig· Beunruhigendes
Gerücht aus Rohrbach sei wohl der
Untergrund. Mit der Grube sei ei
nicht am Rechten, die Kohle sei am
Ausgehem dann die Wassergeiahr, das
die Leute sich weigerten, einzufahren.
Dazu kam die bereits zwei Wochen
währende Abwesenheit des Herrn
Franz Lüdemann, die man sich in der
strengen Arbeitszeit nicht erklären
konnte. Alle erdentlichen Gerüchte
gingen, unter andern auch, er sei mit
einer Geliebten in das Ausland geflo
hen, nicht ohne rtch mit dem Nöthigen
versorgt zu haben.
Das Schreiben war von einem Di
rektor des Marbacherwerts, dem Süde
mann alles Vertrauen schenkte. Ei
war auch zwischen den Zeilen zu lesen,
daß er selbst an die Flucht des jungen
herrn glaubte, glauben mußte, den
fehlenden Bantbeständen nach.
Das war der herbste Schlag, der
Piidemann noch getroffen; einen Au
aenblick beuate er darunter das
Haupt und schloß die Augen. Dann
bob er es wieder ebenso rasch. Hatte
er den Zungen nicht schon längst aus
gegeben
Da fiel sein Blick auf eine Nach
schrist, die ihn lebhaft interessirte: im
Rohrbachekwerl ist seit einem halben
«ahr ein gewisser Hans Melhart als
teiger angestellt, früher in der schle
sifchen Grube. Er hat hier höchst ver
dächtige Beziehungen Jch vermuthe in
ihm einen höchst gefährlichen Agitator,
wenn nicht mehr. Besser wäre ei, den
Mann scharf zu beobachten, als ihn
zu entlassen.
Lüdernann war nicht ängstlich in
solchen Fragen, aber in diesem Augen
blick beunruhigte ihn die Nachricht hef
tig. Ein Steinchen kann eine Lawine
ins Rollen bringen, und eine Lawine
hing drohend über ihm, das ließ sich
nicht leugnen.
Jetzt war vor allem Ruhe nöthig.
Sein augenblicklich-es Geschöstsgebaren
war nicht derartig, dasz es mißtrauifche
Augen vertragen tonnte. Am besten
war es, selbst nach Marbach zu gehen
und alles zu ordnen. Franz war in
seinem Auftrag verreist, fiir die Fehl
bcträ e in der asse fand sich auch noch
eine iige. Während seiner Abwesen
heit sollte Andreas hier die Augen of
sen halten, vor allem diesen Melhart
beobachten. Und wenn er von Mar
bach zuriickliiine und alles wieder im
Gleis wäre, dann sollte Bessy - snit
Underl hochzeit halten, deni Bauern
lohn von Rahel-ach dein einfachen
See sann. Das würde auf das Bett
gr artig wirken.
Litdeneann war siegeisicherer denn
ie, als er mä Maebach fuhr. —
anwsssss Ins-. Ware
vers-it bar Licht hinan ganleln, aber
es am stundenlang ni mehr glatte-.
Eigentltch empfand er eine helle Freu
de dariiber. Er gönnte Afra das späte
Gliich das ihr ordentlich ans den Au
gen leuchtete.
Reserl brauchte sich nicht mehr zu«
tiirchten, nicht mehr wie eine Diebin
in denTburnr zu schleichen, nachdem sie «
alles ausgespiilpn Aber sie fürchtete sich z
vor dem Steiger nebenan. Zweimalj
l
war sie schon mit ihm zusammenge
rannt. »Ist das ein unheimlicher
Mensch!« war ihr erstes Urtheil.
»Ganz lalt lauft’8 mir ’nnnter, wenn
er mich so süß anlacht.«
Da tam er eines Morgens selbst
herüber zu Allma- »J bemerke, daß
ich hier jemand im g bin. und
das thut mir leid — Sie wissen
schon. Sagen Sie dem Mädchen
doch, daß ich der Leste bin, der das
ergriss eine und füllte zwei Gläser, die
auf dem Tisch standen. »Der Bräu
tigam soll leben! —- Warnm stoßt du
nicht an, Alban?'
»Weil ich das Bier für die Aha-«
ertlätte Alban ganz verwirrt.
»Ja so, ja, das ist eine Verwechses
lang. Wir zwei sollten ja so etwas
wie eine Verlobung feiern. Gut! Al
lo -— lassen wir uns leben, Asra!«
Eine nervöse Erregung sprach aus
ihm, und eine fieberhafte Röthe färbte
fein Gesicht.
, »Dies« Andreas·', begann er dann
Mist-link Jst ein Schnit. Jmmer ist
i» mir ans den Felsen, seit Liideniann
j fcrt ist« wie ein Gendarm. Er gönni
E mir die Afra nicht, das ist alles, eiser
feichtig ist er ——«
» »Auf mich —- der Anderl?'« Asra
lächelte bitter.
Rest legte die Hand vor das Ge
sicht. «tiieden Sie noch nicht so ab
icheulichi Jst Jhnen ja net ernst da
mit ——- und dann ist der Anderl mein
Bruder —« Die Entriistnng lam ihr
jetzt erst. »Und die Afra hat ihn auch
nagsnnet vergessen —-«
-lI---4 s-l- -..c Ost-.- EN-I -l--- L
J-’ISII,III III- Ius Øssus »Was ssusltq
be ich, daß sie ihn noch nicht vergessen
hatt« bemerkte er spöttisch. »Aber
iassen wir ihn doch, den Mann. Fräu
lein Refl hat ja recht, ich hab's ver
gessen — ich nehme alles zurück. Es
lebe die Liebe!« Er hob fein gefiilltes
Glas. Doch ebean plötzlich feste er
es ab und sprang auf. »Es tarnmt
jemand!"
Alle Blicke richteten fich auf die
Thiir.
«Sperr zu, Alban«, fliifterte Mel
hart, mit einem Blick gegen das Fen
er.
Da öffnete sich die Thiir mit einem
heftigen Ruck. Anderl trat ein. Der
Blick der beiden Männer faßte sich.
rhne sich mehr loszulassem Anderl
irdeeiah darüber die-übri en. hier
ftand fein Mann — die efahr!
»Was machen Sie hier?«
»Was haben Sie danach zu fra
aeg?s«« erwiderte Melhart, tafch ge
a t.
Anderl fühlte, wie ungeschickt er
die erste Frage gestellt. Die Ueber
rumpelung wirkte nicht, wie er ge
hofft. »He halten hier eine Ver
sammlung ab —"
.Verfammlung!« Melhart lachte.
Ein Kollege — meine Braut — Jhre
« Schwester. —- th das eine Versamm
I lung2"
) Anderl ftieß einen Ausruf der Ue
berraschung aus« als er Refl erkannte.
.Schiindlich von dir, Resl — scham
loöt Wie eine —«
«halt, Herr Andreai.« trat jeht
Achan var, »fo fteht die Sache doch
net. Niemand kann der Rest was
nachiagen· Jeder tann net a hoch
hinaus wie du, es muß auch ut ge
ben« die eine Treue haben, die fich net
alle Jahre häuten wie die Schlangen.
Kurz g’!agt, das is mein Stuben. Du
haft nie zu schaffen drin-« All-an
L
machte eine abweisende Bewegung mit
dem Arm.
Jn Anderl kochte der alteäaß auf.
Zimmer wieder trat ihm der ensch in
den Wen- ,,Mit dir streite ich nicht«,
erwiderte er barsch. »Du gehst augen
blicklich!« befahl er Resl, die zitternd,
schamerfiillt im Hintergrund stand.
»Sie warne ich, Airal Sie wissen ja,
daß ich Jlinen stets von ganzem Hee
zen ut gesinnt war --«
ebe gnädig von denl herrniitobrs
bachee!« spottete Melliart.
«Lassen Sie sich mit dem Menschen
da nicht ein. Er hält Sie doch nur
zum Narren, um Sie dann wenn
sein Spiel verloren im Stich zu lal
en
Wie Sie gethan, meinen Sie?
Sehr schlau, dirs Mädchen daran zu
erinnern ——«
Andeel hörte nicht aus ihn. »Und
sein Spiel iit bereits verloren. Ja
ioolil, Herr Melbart, ei ist verloren.
Jch will Ihnen sagen, wer Sie sind
— Sie heißen Müller. nicht Melliart.
Sie lind zweimal wegen Betrug nnd
Unterichlagiing vorbestrast —- und
spielen nun den Apostel der Menschen
liebe. Sie haben gestern eine Ber
lainmlung in das Unterbolz berusen
und sind mit Jlieen blutdtirstigen Ne
densarten bei den vernünftigen Len
ten ziemlich agseülaliren Sie sind ent
lassen, Herr iiller —- iind werden
bis übermorgen Rohrbach verlassen,
wenn Sie sich weitere Unannehmlich
leiten ersparen wollen«
Melhart blieb völlig ruhig, aber
Lin Gesicht bklarn einen schrecklichen
gedruck. die Lippen wurden gan
schmal ein tückischer Blick ruhte auf
Leiderl
Gans gut, also iiberrnorsn —
asue gut! « —
Andeel lithlte ein Unbehasen it
die unerwartete Ot til-W Es
«-.-.-—. ..- sp- .-,·-«
Manne-. Er hätte eigentlich morgen
txa n sollen. Jn einem Ja kann ein
i »der Mensch manches nheil an
»richten. »Ich warne Sie noch ein
smal!« wan te er sich an Afra. »Qui
fen Sie sich mit dem Menfchen nicht
»ein. Ich bitte Sie darum als alter
sFreun . Was Sie auch glauben mö
gen, ich bin ei doch geblieben.«
»Du, Anderl — du —- ja du —"
Längft verhaltener Schmerz brach auf
in diesen Warten. Dann sagte sie in
fesier Stimme: »Ich geh mit ihm —
allei gleich —- wohin. —- Gieb dir
teine Müh’, Anderl.«
Anderl ergriff Refl an der Hand
und verliess die Stube.
«Jth habt ihr es g’hört, wer ich
bin,« unterbrach Melhart die schwere
Stille. Er zitterte nach wie vor Erre
gung. »Und ich bin es auch. ich leuane
es gar nicht. Der »Einrenler« bin
ich. merkt euch den Namen fiir alle
Fälle. Ihr könnt euch ,ein schönes
Stück Geld verdienen, wenn ihr ihn
an das Messer liefert. habt ihr es
gehörti Und du« Afra, du willst es
wirklich mit dem ausgemachtrnSchur
ien wagen?«
Es war, als ob sie sich noch einmal
befänne. »F halt mein Wort, halt
du das deine,« erklärte sie.
»Afra -—- dann lomm!«
Es gab für fie keinen andern Weg
mehr. War er fort, göhnte wieder die
furchtbare Leere, aus der sich schlim
mere Gespenster hoben, als er viel
leicht beschwören lonnte. Sie verlie
ßen zusammen die Stube.
Alban hörte sie noch lange Zusam
men sliiftern, ehe Afra hinaufftieg. Er
war trunken von dem lirlebien und
warf sich angeiieidet auf das Lager.
Einmal erwachte er. Drüben wurden
Möbel aeriictt, Stuhle fielen unr,Pa
viere wurden zerrissen, und durch die
Breitetwand glimmte kurze Zeit ein
rather Schein. Der Einrenter packt
ein! Die arme Afra!
asi- fkfsliof mich-f tin —
Sein Name wurde gerufen. Da
fuhr er auf. Der Tag dämmerte
schon. »Alban!« Afra stand unter der
Thür. .Alban, haft bu den Melbart
net g’bört?«
»Wie soll i denn —- er fchlaft halt
noch -«
»habe schon g’schaut —- fein Zim
mer ist leer. — Mir is so angsi —
Er bat so seltsam g’rebt bei mir
oten ——«
»Fort am Tian fragte All-an.
»So laß ihn laufen, besser is es am
End —«
»Na fort —«
.No, was denn?«
»Was i da Wunden bab auf dem
Tisch.« Sie bielt Alban bie Hand
bin. Ein Pulver lag darin.
Alban roch daran. »Das is Dy
namit.«
»Mein Gott, das is ja streng ver
boten« meinte Afm
»Deswea’n, weil es verboten ist
Der bat fchon Vieles Verbotene ge
than.«
»Wenn er aber ein Unglück anrich
tet —- er bat fo was g’revt —- i bab
ei fja net verstanden —- Von in die
Lu t sprengen! Was denn? Wie
denn? Den ganzen Berg? Zum La
chen!« Dabei machte er sich hastig
zur Einsabrt bereit. zündete die Lam
an, stülpte den Grubenbut auf und
Fläte Afra .
s war eben SchichtwechleL im
Scharfstbaus drön ten sich die Amom
rnenben unt Abge enden. Höchit erre
gende Nachricht von Marbach war ein
gelaufen. heute Nacht batte es dort
zum dritten Mal gebrannt. der Streit
nahm größere Dimensionen an. Ue
ber bie Robrbacher sei man im höch
sten Grab aufgebracht, baß sie die Er
wartung, die man auf ibre Betheili
gnng gelegt, so enttiiuscht hätten.
Jn diesem Augenblick betraten
Afra und Alban die Schichiballe. So
fort waren sie umringt und mit Fra
gen nach Melbart besiiikmt. Sie muß
t·en estia missen als ieine·Hausg«enos
IctL vie Auskunft ver oriorri uung
so untlar. Verhaftet sei er nicht« aber
nicht mehr zu Haus, sie wüßten selbst
nicht.
Die Erreaung wuchs.s Von Neuem
erhob sich der Jedertorlx angefüllt
mit Arbeitern. ie erste Frage war
wieder nach Wulst-f »Der is un
ten, Streite 6,« lau eie die Antwort.
»Ein Narr io er! Wir sind froh« das;
wir heraus find. Die aanze Persim
merung laszt er aus einmal heraus
reißen. Der Rohrbacher hätt ei befoh
len, sie soll neu gemacht werden. Aber
das thut man doch net aus einmal.
gleich aus zwanzig Meter — wo der
ganze Berg so locker ist«
Diese Kritik gab den Gegnern Mel
hartj rasch wieder Muth. »Da hört
ihr ei mit eurem Melhart. Wir sa
gen’j ja, ein Narr is ert Laßt uns
aust«
Die Zeit drängte, das Zeichen zur
Absahrt der Förderun war gegeben,
die Gewohnheit des sp ienstes wirkte
mechanisch. Die Hitze war schon wie
der verweht. und der Korb sauste in
die«Tiese.
Asra und Ali-an mußten durch
Strecke S, um zu ihrer Arbeit zu ge
langen. Die beiden gingen nun wei
ter, in der hossnung Melhart zu se
hen. So standen sie plötzlich vor dem
Seitenganhder zum « immer Besiys
siihrte. « nn es a nachbricht,
kommt da oben kein Mensch mehr her
aus," meinte Atem
«A was, so schnell bricht es net
nach.« erwiderte All-an. die Decke mu
rnd. »Da müßt schon ein Wetter
chlag’n oder so warf
«Und dann ist ja Niemand droben,«
meinte Isra. ,
»Das möcht ioet behaupten, der
Inderl mist set-e Zeit, so lang der
W
Alte in Mark-ach ist. Alle Tag ishr-i
die Bem- mit ihm ein, gerad um die
t — und da oben wart’ sie auf
n, bis er mit seiner Arbeit fertig
i . Das weiß er genau, derMelhart.
»Wenn ei das wiir —-,« fliisterte
Alta, scheu um sich blickend. »Und das
gelbe Pulver — und eine Schnur ist
dabei gelegen. Wenn i ihn doch war
nen tönnte, den Anderl —«
Jn diesem Augenblick vernahm man
eine laute Stimme. »Das ist ja ein
Verbrechen! Unerhiirtl Au nblicklich
schaffen Sie mir diesenMen chen forti
Es ist eine Lüge. teine Spur von ei
nem Auftrag. Komm, Besshl oeeden
Augenblick kann ein Stein sich lZlen.«
Aira und Alban spähten den Gang
hinab· Es war Anderl, neben ihm
stand ein lleiner Bergmann: das war
Bellt-. Afra zog ihn zurück, und ihm
war es auch nicht darum zu thum,
nsh der geftrigen Begeanunq Anderl
zu sehen. Rasch bogen sie in eine
Krümmung der Strecke.
»Wirft sehen, jetzt bringt er sie in
das Zimmer,« flüsterte Alban.
Die Schritte kamen den Gang her
an « wenn er nicht in den Seiten
gang ging, war kein Entrinnen mehr.
»Zum letztenmal, Bessh s—- Abschied
für immer! Thut es dir nicht leid um
den heimlicken Winlel? Mir schon.
Weißt du noch —— das erstemal « das
schöne Märchen —- --—« Man hörte
nichte- mehr. Sie waren wirklich in
den Seitengang eingebogen.
Allsan wollte vor. sie wohl warnrn
— da hielt ihn Afra am Arm zurück.
Der Ausdruck ihres Gesichte war völ
lig verändert. »Auf; sie! Sie thaten
doch net auf uns hören! Und was ioll
denn auch geschehen? Halt ja recht.
Komm zur Arbeit! Die is fijr uns «
fiir die andern —- Afra vollendete den
Satz nicht mehr — etwas Unverstand
Iliches aelchah: es war mit einein Mal
Nacht. Ein dumpfes Rollen, Brül
len, oben und unten, Zittern,Schwan
len. Berften ringsum, eine dicke Luft,
die den Mund füllte, den Athem
hemmte, ein Drehen im Gehirn —
alles unverständlich kaum zum Be
wußtsein kommend «- nur einen Arm
fiihlte sie deutlich, der sie feft um
llarnmernd irgendwo hinzog, vor
wärts, seitwärts, dann aufwärts —
die Sprossen einer Leiter kamen ihr
unter die Füße —- fte stieg, die Luft
war reiner Da briillte es wieder,
dröhnte, zitterte-, als ob der Schlund
fich öffnen und fchliefken wollte. dann
brach die Stöße unter ihren Füßen.
Sie griff nach oben, fühlte den Kopf
Albans, klammerte sich feft — ein
Rutfchen und Rauschen und Poltern
—- ein harter Ausschlag —- die Besin
nung schwand ihr ·
(Fortfetzung folgt.)
—
Uns dein kais-seen Grade-ten
lebet-.
Unliingft ift in Moskau ein Buch
crfchienen, das den Titel trägt: »Die
Studenten in Moskau; Privatleben,
Sitten, Charakterbilder«. Der Ver
fasser, der fich Jwanow nennt, gehört
offenbar jenen Kreier an. welch-u
das ftarte Bildungsbediirfniß des r; Z
fifchen Volkes ein Greuel ift und i «
von der Ansicht ausgehen, dafi die
Bildung nur in tleinften Gaben dein
Volksorganismus zugeführt werden
dürfe, um eine günftige Wirkung zu
erzeugen. Er ftellt die Mehrzahl fei
ner ftudirenden Landsleute als »Trau
genichtfe" und «Durnrntöpfe« hin, was
natürlich eine Lächerlichteit ift. Da
für sind feine An aben über die öko-.
nomifche Lage die er häufig fehr un
glücklichen jungen Leute volltonnnen
zuderliiffig wie es auch in derr uffts
schen Presse anerkannt wird. Das
Maximum des durchschnittlichen Mo
nats-einkommen der ruffifcben Studen
ten beträgt 25 Rubel letwa ZJZU an
dererfeits besitzen elf Procent derMoss
lauer Studenten gar tein feftes Ein
kommen. Diefe ftarte Minorität
fchliigt sich durch Ertheilung von Pris«
vatunterricht, Mitwirkung an Opern
4 h
LI--- h.-- Es-4:s-LZ--ks- «
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Corretturlesen durch. Diese Dienste
n-erden gar törglich bezahlt. Oft er
hält der Student nicht mehr als drei
Rahel für eine Monatgstunde Privat
unterrichi. Etwas besser — dreißig
Kopeten pro Abend —- hezahlt man
die Chorifiendiensie. Selbverftiind
lich könnten sich diese Armen mit solch’
kärglichen Mitteln ohneEingbr reisen der
Privaitvolthötigteit nicht unt-schla
gen. Eine ein ige Wohlthätigkeiise
fellschaft in ostau hat im Jaßre
1902 94.149 Gratismahlzeiien der
theilt und im ganzen feii ihrem zehn
jährigen Bestehen 1,051,862. Andere
Gesellschaften unterhalten Speisehal
len, in denen der Student Gelegenheit
findet, ein wahlseilei und lraftiges
Essen zu erhalten . Wie gering die An
fpriiche sind, die an die magere Börse
der Studenten gestellt werden, eigen
die Preise der betreffenden Speisebr
tent Eine Berti-n Grühe ohne Butter:
1 Kopete, mit Butter: 4 Kop» Kar
toffeln: 11-- Kop» griine Erbsen: 3
Kop» ein Teller Graupensuppe: 3
Kop» eine Kateleitu S Kot-» eine ge
fiillte Paftete: 6 Kop» ein Beefftecrh
22 Kop. Da find bedeutungsvotle
« ahlen. Sie reden eine laute Sprache
«ber die forialen Zustände Rußlands.
Der steiget-thie
«th Dr. Trintele wirtlich ein fo
gesuchter Arzt?«
»Gewiß wenn ihn Einer braucht,
muß er ihn in allen Kneipen suchen.«
späfil Ihre Frau sparfanri«
o lossaclJ Jeh muß ste mir den
Bart wachten la damit ich die eil
ten Kragen noch Mit-In konkl«