Nebraska Staats-Anzeiger und Herold. (Grand Island, Nebraska) 1901-1918, September 16, 1904, Zweiter Theil, Image 13

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S
W
Eine schreckliche Entdeckung.
KriniinalsNovelle von Gustav Lössel.
Sie wollte ihren Augen nicht trauen.
Und doch da stand es. Jhr Gatte war
Mhilist Etwas Furchtbares war in
Vorbereitung ein Complott, an wel
chem er hervorragend hetheiligt war.
war, es war ein anvnnmerBries, von
ener Frauenhand, aber gerade das
war geeignet, der Sache einen Anschein
innerer Wahrscheinlichkeit zu geben.
Warum nicht eine Frau? Jn allen
großen Kriminalsällen hie es »Cha
chez la semme'«'. Das eih gehörte
also nothwendig hier u. Die feine
Schrift, die ewandte usdruclsweise,
das seltene arsiiin ließen aus eine
Frau aus den höheren Gesellschafts
lreisen schließen, und es galt ja iän st
als erwiesen, daß solche diesem fur t
haten Geseimbunde angehörten und
sür die ,, ropaganda der That« im
Stillen wirlten. Wenn sich solch’ eine
Frau zur Denunzirung entschlosz,dann
mußte sie wohl eine schwere Kräntung
erfahren haben, und zwar von demje
nigen, an dem sie eine so furchtbare
Rache na m.
Die au ’L tiesste erregte junge Frau
solgte die en Spuren, und sie tam zu
Schlüssen, welche sie noch tieser ver
wundeten als jene ersteschreckliche Ent
deckung. Was ein Weib zu solchen
Schritten treibt, kann nur verrathene
Liebe sein. Sie waren also alle beide
betrogen, von ein und demsleben
Manne und was Amanda bei diesem
Gedanken empfand, machte es ihr er
tlörlich daß ihre bisherige unbekannte
Rivalin so und nicht anders handelte.
Arnanda Wollhos war vor Schreck
aus einen Stuhl gefallen. Eine lange
Reihe düsterer Bilder zog an ihrem
feiitigen Auge vorüber Eines wußte
re siir bestimmt, ihr junges Ehegliick
war fiir immer zerstört. Unwilltiir
lich drängten ihre Gedanken der jüng
sten Vergangenheit zu. Das Bild ihrer
kurzen lihe rollte noch einmal sich aus.
Wie glücklich war sie gewesen! Wie
hatte Rudolph alles gethan, um sie in
ibksm DREI-n Wahn »- spfvsnsn fur
nun von dritter Hand so jäh und so
gründlich serstört worden war. Sie
lannte es Licht anders, als daß er
seine Korrespondenz selbst öffnete und
erledigte. Jhr Herzensbund war ja
aus argenseitiges Vertrauen gegründet.
Ebenso überließ er es ihr, ihre Briese
geheim zu halten oder nicht. Er mochte
wohl wissen, daß nichts Ernstes zu
verbergen hatte, um so besser blieb sein
eigenes Geheimniß gewahrt. Aller
dings, wenn sie es recht bedachte, war
er doch ziemlich sorglos dabei querle
aeaangen. Es tonnte ihr doch jeden
ugenblicl einsallen, einmal einen sol
chen Bries zu öffnen, alo Frau war sie
berechtigt, das zu thun. Ebenso konnte
auch die Behörde
Bei diesem Gedanlen, dem sie er
schreckt halt gebot, wurde Amanda
noch um eine Schattirung bleicher. Sie
malte sich all das Schreckliche aus, was
dann folgen würde, — Trennung,
Eonsiczirung ihres nicht unbedeuten
den Vermögens-, Rudolph’s Verban
nung nach Sibirien, wenn nicht
Schlimmeres. Er war Deutscher aus
den Ostseeprovinzen deren Russtsizi
rung in lehter Kett mit weit größerem
Nachdruct als bisher staatsseitig be
trieben woroen war. Es lag also die
Bermuthung nahe, daß er ein heim
licher »Vatriot" im bösen Sinne des
Wortes war. und da nicht anders eine
Eindiirnmung der slavischen Hoch luth
zu erzielen war. zu diesem Mitte ge
grissen hatte. Das heimliche Schre
densregiment hatte schon so manche
Zurücknahme einer harten Regierungs
versiigung erlangt. Alles das schien
möglich und sogar wahrscheinlich.
Merkwürdi rweise hatte Rudolph nie
eine solche . egung oerlehten National
gesiihls zu erkennen gegeben, auch ihr
ge eniiber nicht« und sie war doch eine
e ildete Deutsche. die seinen Empfin
ungen nach dieser Richtung hin ein
volles Berständnisz entgegengebracht
hätte. Von ihr also, seiner Gattin,
fülchtkik Of sitt-I Mist-III heu- ifn hi
xein ganzes Vertrauen hätte besitzen
allen, hielt er geheim, was er dieser
Fremden rückhalislos offenbarte. Und
nun wendete sich das Blatt. Jene ver
rieth ihn: und sie, die er so grausam
qetöuscht hatte, zitterte um sein Schick
al, auch fest noch, wo sie den Beweis
einer Untreue in Händen hielt. lsin
cheinbarer Widerspruch liegt darin«
daß er telbst Regierungsbeantter war.
Er war Jngenieur un Eisenbahn
Departement. und das machte seine
häufigeren Reiten erlliirlich. Auch ietzt
war er aus einer solchen begriffen.
Aber reichten diele Verbindungen nicht
in die höchsten Kreise hinaus? Waren
nicht-. selbst Otitziere tonivrornittirti
So mancherBeanrte dantte seine rasche
Beförderung wohl nur seiner Bauchs
rigteit zu diesem Gehetmbunde, dessen
ungenannte Häupter ost in den höchs
sten Stellungen saßen.
Solche und tausend andere Carabi
nationen erhielten die unglückliche
junge Frau in Angst und Aufregung.
Sie wanderte kalt- und rathlos von
Zimmer zu Zimmer. Sie war noch
nicht lanae genug in Mtersburg urn
schon In o intimen Beziehungen ge
kangi in ein« die eine Mittheilung die
ser Ist n rechtfertigen Gern hätte
sie ein tvei lichei Wesen. eine Frau
aus ihren Kreisen in’i Vertrauen ge
zogen und ils-en Rath erbeten. Ehe sie
nach Deutschland schrieb und Antwort
erhielt, vergin eine Woche. Und hier
handelte es fix tun Dinge, die inner
ald der nächsten Stunden ur Kata
eoplse führen bunter-. Sile raphii
een durfte tie solche - ntOP. Sie
m noch nicht ein-net , ol- seit,
W ite, und vieW auch andere
Kenntniß von den VorgänIn hatten
ein in vie Heimaih gekich ice Brief
nicht angehalten und als weiterer Be
weis gegen ihren Gatten benutzt wer
den wurde.
Rudolp hatte ihr Nachricht geben
wollen« so ald er wo längeren Aufent
halt nahm, wie er es tets that» und
bis je t war noch kein rief einge an
n. r war allerdi s erst zwei age
ort, nnd die Ver indiingen waren
nicht die besten. Es war jetzt zehn Uhr
Vormittags. Er hatte teine feste
Adresse, und so tonnte sie ihn nicht
einmal unter dem Vorwunde einer
plötzlichen Erkrankung telegraphisch
Darm-rufen
So sehnsüchtig hatte sie noch nie
auf einen Brief oder sonst ein Lebens
zeichen von ihm gewartet, wie jetzt,
wo sie sich sagen mußte, daß er ihrer
unwiirdig, nnd sein Herz ihr verloren
war.
Der Tag ging hin. Es blieb alles,
wie es war. Sie wies alle Nahrung
von sich. Ein hefti er Kopsfchmerz
zwang sie zum StillsiJ n. So war sie
zu beständigeni Na denken verur
theilt, eine Toltey die sie aus dieDauer
nicht ausha en konnte. Gegen Abend
wurde ihr ganz unerwartet ein zweiter
Brief bei-eingebracht Er war von der
selben Hand. Ein Bote hatte ihn abge
ZIeben und sich schnell wieder entfernt.
manda wagte erst gar nicht, das
Schreiben zu öffnen. Eine unsagbare
Angst befiel sie. Eine innere Stimme
sagte ihr, daß sich das Schicksal ihres
Gatten bereits erfüllt hatte. So war
es in der That. Der endlich init beben
den Fingern geöffnete Brief enthielt
nur die wenigen Wortes
»Ihr Gatte ist bereits verhaftet.
Fliehen Sie unter einer Vertleidung
sofort, wenn Sie dem gleichen Schick
sal entqehen wollen. Eine wohlmei
nende Freundin.««
Amanda war zuerst wie betäubt.
Wie lanne sie so dagefeisem wußte sie
nicht. Mit Schrecken gewahrte sie, daß
kä Ists-its Zinsb- ««nnan So Disan
sich schwerfällig und llingelte nach
Licht. Wie hell und freundlich war
nun auf einmal alles um sie her! Es
war ein fo schönes Heim! Der Samin
strahlte eine bedagliche Wärme aus,
und draußen tobte der Herbftfturm
und riß die letzten welken Blätter von
den kahlen Bäumen. Da hinaus sollte
sie nun, in die kalte, trostlos öde Welt,
heimath- und obdachlos, auf heimli
chen Wegen, verfolgt und jeden Augen
blick mit Entdeckun bedroht. Was sie
hier zurückließ, mu te ihrem Gedächt
niß entfchwinden wie ein Traumbild,
das nie mehr zum Leben erwacht· Und
sie konnte nichts thun, um ihrem
Manne zu helfen, nichts! Jeden Au
genblick tonnten die Häscher kommen,
um eine Hausfrlchung nach verborge
nen Schriftstiicken vorzunehmen und
sie mit der bei solchen Anläsien rohen
Riicksichtslotgteit zu verhaften
Sie enternte unter verfchiedenen
Vorwänden die wenige Dienerfchaft
ihres zwar vornehmen, aber nicht über
großen Haushalts. Kaum waren jene
fort, so raffte sie hastig Geld und Pre
tiofen zufammen und warf sie unbe
sehen in die tleine Handtafche, die sie
unter ihrem Mantel verbergen tonnte.
Sie evrmummte sich to gui es ging,
und trat nun wieder in den hell er
leuchteten Solon zurück. um einen leh
ten Blick umherzuwerfen und flüchti
gen Abfchied zu nehmen von dieser
Stätte trauter. lieber Erinnerungen,
als vom Korridor her Tritte laut
wurden, leise haftende —- —
Zu spät! Die Thür wurde aufge
riffen. Ein jäher Aufschrei entfuhr
ihren Lippen. Sie ließ die Tafche fal
len und taumelte halb ohnmächtig
gegen die Wand. Da stand ihr Mann
—- ein Bild der Versiörung und des
Schreckens-. Dann loderte ein heftiger
Zorn in seinem bleichen Antlitz auf.
»So ift es wahr?'« schrie »ver
Iweifelt. ,Drt hast mich hormtlimk Ihn
willst sliehen. mich verlassen, um -—-«
Sie sah und hörte nichts mehr Mit
einem dumvsen Ausftöhnen sant sie
bewußtlos zu Boden.
Als sie erwachte, lag sie im Bette.
Ein mattes Licht brannte. Eine tiefe,
heimliche Stille war um sie her. All
miihlich lehrte ihr die Erinneruna wie
der. Jn jähem Schreck richtete sie sich
auf. Das war ihr Zimmer. Hatte
Inan sie geschont und nur ihren Gat
en
OzDa drang ein Jubelschrei zu ihrem
r
»Ainanda!«
; hr Gotte tniete an ihrem Bett und
um chlana sie mit seinen Armen.
»Du lebst! Du hist mir wiedergege
ben, du Theure, Gute!« rief er. »O,
Gott iei Dant! Wenige Worte wer
den dir alles erklären. Wir sind beide
das Opfer einer Mystifitation aensor
den. Jch habe die beiden Brieie in
deiner Handtasche gesunden, und hier
ist ein dritter von derselben Hand, der
an mich gelangte. Darin wirst du der
Untreue beichuldigt und gesaat, du
ständesi im Begriff, mit einem ande
ren zu sliehen. Wenn ich heim läme,
würde ich ein leeres Nest sinden, um
einen Vorwond würdest du nicht ver
legen sein. Wohl gegen das Ermatten
der Brieischreiberin bin ich auf einer
Lotomotive hierher gejagt — wozu
hiitte man sonst eine bevorzugte Stelle
im Eisenbahndienst —- und to tam ich
noch gerade recht, um deine Flucht zu
ver indern. Beruhige dich wie ich nun
beruhigt bin. Es ist tein wahres
Wort an aelldem. Ein rachsüchtigeö
Weib, das mich zu umgarnen trach
tete, und das ich um deinetwillen ver-;
schmähte, hat diese Komödie in s Wert
seht die IIihr auch sast gelungen wäre«
er weiß« was dann folgte. Viel
leicht hätte ich mir in der BerztveisJ
lang das Leben nommen und du!
wärest in dein Wart geblieben. daß ich
ein Berbrecher sei, der sich dem irdi
schen Richter entzog. Alles Nähere
werde ich dir später sagen. Jch war dir
nte untreu und bin ern treuer Unter
than des Kaisers. Genitgt dir das?«
Sie brach in Thriinen aus, in denen
aber wohl mehr die Freude theil hatte·
als der Schmerz. Sie fühlte es, daß
er die Wahrheit sprach. Fest schmiegte
sie sich an ihn. Der Ausblick auf das
oft verloreneGliiei, dem sie von neuem
entge nging, paralnsirte den erlitte
nen erbenchock. Sie genas schnell.
eDie Verrätherin hatte sieh ihrer aerech
ten Strafe durch die Flucht entzogen.
— Vno ihr hatten sie nichts mehr zu
fürchten.
Der dritte Wann.
Ein Leser der »Frants. tg·«
’schreibt: Jn der vergangenen oche
machte ich wieder einmal die Ueber
fahrt on Harwich nach Vliisingen. Es
war während einer zauberhaft schönen
Sommernacht. Aus dem Deck bildeten
wir, in den bequemen Liegestiihlen zu
rückgelehnt, eine recht schweigsame
Gruppe. Ein Franzose mit nacht
»schwarzem Haar, ebenfolchen Augen
und einem Gesicht, das unbestimmte
HErinnerungen in mir weckte, versucht
ziemlich ergeblich, eine natürlich fran
»z"osisch geführte Unterhaltung in Fluß
zu erhalten« Rechts und links von
uns saßen Engländer, die entweder
nicht französifch verstanden, oder nach
der Sitte ihres Volkes sich ohne Noth
einer fremden Sprache nicht bedienen
» wollten. Mir gegenüber stand an ei
snen Deckenaufbau gelehnt ein kleiner
jgelbeh klug blickender und übrigens
sdurchaus nicht schlitzäugiger Japaner
IPlötzlich sprach der Franzoe mich
jdeutsch an: »Mein Herr, Sie sind
lDeutscher, und ich glaube Sie zu ken
nen!" Mit wenig Worten war festge
; stellt worden, das-, wir zusammen das
IGymnasium in der kleinen norddeut
fchen Residenz Bildeburg besucht hat
ten. Wir riictten näher zusammen und
taufchten frohe Erinnerungen an ar
meinsam verlebie Stunden aus« So
kam-n mir »sich nisI hi« Oliv-usw ne
sprechen die wir —— obgleich uns das
damals streng verboten war —— beim
Skatspiel zugebracht hatten. »Wie
schade, « meinte mein Franzose, »daß
uns heute Abend der dritteMann fehlt,
ein tüchtiger Dauerslat wäre daä beste
Mittel, die Nacht hinzubrinaen.« Da
löste sich die zierliche Gestalt des Ja
paners von der Wand los. Er trat
aus uns zu und begann nach höflicher
Verbeugung in einwandsreiewDeutsch:
»Wenn die Herren gestatten, würde ich
mich gern an ihrem Spiel lsetheiliaerh
Karten habe ich bei mirs« Aus unsere
etwas verdutzten Fragen erfuhren wir
bald, daß unser so unerwartet gesun
dener »dritter Mann« in Berlin stu
dirt hatte und sich dort neben der deut
schen Sprache auch eine gründliche
Kenntniß des edlen Statspiels ange
eignet hatte. Schnell wurde das Halb
dunkel des Verdecks mit dem glänzend
erleuchteten Rauchsalon vertauscht.
Das Spiel zwischen Japan, Frankreich
und Deutschland begann und währte
die ganze Nacht Als der Morgen
graute und die Küste Heilands aus
dem Meere ausstieg, da waren Frank
reich und Deutschland geschlagen Ob
gleich wir ganz solide urn 1 —10 »ge
chustert« hatten, konnte der Sohn des
Ostens einen Gewinn von R Schilling
einstecken. »Das ist siir unseren
Kriegssonds,« sagte er mit verbind
lichem Lächeln, als wir uns Abschied
nehmend die Hände schüttelten.
-.-—
Der Schlaf des Gerechtem
Jst s- « -
Ein Unu, rote et wvyt elllzlg os
frehen dürfte, ereignete sich nach der
»Köln. VolkssZtgA dieser Tage vor
dein Schwuraericht zu Lyck (Ostpr·.)
Während nämlich der Erste Staats
anwalt feine Antlagerede ielt, den
Angeklagten des wissentli en Mein
eids beschuldigte und als erschwerendes
Moment hervorhob, daß man einem
Menschen, der wider besseres Wissen
eine falsche Anzeige erstattet, sehr wohl
einen Meineid, ja selbst das schwerste
Verbrechen zutrauen tönne, war der
Angetlaate auf der Antlagebant fanft
f eingeschlafen und purzelte unter mäch
i tigein Gepolter der Länge nach auf den
? Boden.
-—-—-.O.-——
derart-gesteht
j Kranter Papagei lzmn eintretenden
-Thierarzi): WDummtopf Pfuscher!«
« Thierarzt lberbliifft, zum Besitzer
des Vogels): »Nanu, habe ich denn
Eise Thier fchon früher einmal behan
li?
Mut-lisp.
Emmi lan die Sardinen deutend):
-,.E«ssen die großen Fische auch solche
tleine Fisches-«
Manni: »Gewiß, mein Kind«
: Emmir »Aber dann müssen sie wohl
lerst die Büchie auftnacten?"
Durch die Blume
Student: »Nun, ist der Professor
TM der Prüfung freundlich gewesen ?«
: »Seht freundlich: er hat sogar ge
«sag«,t ich soll in sechs Monaten wieder
tonnnent«
Immer derselbe.
Arzt: »Herr Professor, die Opera-s
tion an Jhnen werden wir in der Klis
nit vornehmen müssen." «
Professor lzrtstreum »Hm, muß ich
dazu selbft hintonnnen oder tann ich
Jemand fchicken2«
Usderne Ehe.
Sie: »Aber Edward, fo tann es
nicht mehr geben« das Dienstmädchen
purnpt uns teinen Pfennig mehr. "
Er: »Dann können wir sie ruhig
entlassen-·
Voch zum Ziel.
Eine lustige Geschichte von Paul
Bliß.
Wieder einmal, wie so oft schon,
war Herr Albert Bräunlich in arger
Geldverlegenheit. Erregt lief er hin
und her, fuhr sich mit der Hand durch
das lockige braune Haar und zumar
terte sich das Hirn, wie er es möglich
machen sollte, feinen vielen und drin
genden Verpflichtungen gerecht zu
werden.
Endlich warf er sich mißmuthig auf
das alte Sofa. Er wußte keinen Rath,
wie er diesmal sich Hilfe und Bei
stand schaffen sollte. Und nun lag er
verärgert und verbittert da und ha
derte mit dem Geschick, da ihm so bös
mitspielte.
Plötzlich griff er nach einem alten
Buch ,das neben dem Sofa auf der
Erde lag. Es war ein Band aus der
Leihbibliothel, ein vergessener Roman
ron Louise Mühlbach, den ihm seine
Wirthin aus der Buchhandlung ge
holt hatte; in diesem Buche hatte er
vorher ein paar Seiten gelesen; als
ihm die Sache aber zu langweilig
wurde-, hatte er sich geärgert, daß er
sich dies thörichte Buch hatte von der
Wirthin aufschwatzen lassen, und dann
war der diSe Band in die Ecke geflo-v
gen. Nun hob er ihn auf, um ihn zu
rückzuschicken.
Und eben, als er den ver ilbten und
verstaubten Band aus der Hand legen
wollte, bemerkte er, daß aus der Mitte
des Buches ein Zettelchen hervorlugte;
halb niechan1s4), halb neugierig zog er
das lleine Papier hervor und las zu
seinem Erstaunen:
»Ich bin eine Optimiftin. Jch will
meinen anfmmnsn nnf einen Mit-fli
ck,en Zufall setzen. Vielleicht sindet ein
junger Mann diesen Zettel, und viel«
leicht hat dieser junge Mann den
Muth, mich zu befreien. Jch lebe und
leide unter der Tyrannei einer Tante.
Jch möchte gar zu gern heirathen, aber
ich lerne sast gar keine Männer kennen,
weil meine Tante mich mit Argus
augen bewacht. Jch bin eine »gute
Partie«, und ich glaube wohl, daß ich
einen Mann recht glücklich machen
könnte. Wenn sich also ein Muthiger
findet, so möge er nur verirauungs
voll nach der Marienraße Nummer 8
kommen und dort im Parterre nach
Fräulein Lydia Ebersbach fragen;
bitte aber nur in der Zeit von 2 bis B
Uhr, weil dann die Tante schläft. Jch
hosse also!«
Als Herr Albert Bräunlich diese
Zeilen las, mußte er zunächst, trotz
seiner grämlichen Stimmung, lächeln
iiber den Ull, denn etwas anderes
konnte es ja doch nicht sein; dann aber,
alg er den Jnhalt noch einmal durch
slog, fesselte ihn eine Naivilät, die ihm
echt zu sein schien, und da durchzuckte
ihn plötzlich der Gedanke: Und wenn
es nun tein Ull, sondern ernst gemeint
wäre!
Und nun sprang er wie eleltrisirt
aus und eilte an den Schreibtisch, wo
in einem Seitensach das dicke Adreß
buch lag.
Mit zitternden Findern bliiiterte er
die Seiten um« bis er sein Ziel errecht
hatte —- und siehe da, da stand wirklich
schwarz aus weiß zu lesen: »Lydiai
Ebersbach Marienitraße Z, part.«
Nachdentlich sank er in seinen Ses
sel zurück.
Also war es kein Ultl
Was nun? Was nur«-—
Alles in ihm war in Aufruhr; dies
seltsame Ereigniß erregte ihn derart,
daß er seine tritische Lage vergaß und
nur noch an die Schreiberin dieser
Zeilen dachte
Selbstverständlich mußte er hin
gehen!
Sehr umständlich und gewählt
machte er Toilette, denn er wußte aus
Erfahrung. daß ojtmalo de! erste
Anblick maßgebend ist.
Um zwei Uhr trat er den Weg an.
Das Herz Pochte ihm wie einem
Sekundaner der sein erstes Stelldich
ein hat.
Als er endlich die Klingel zog, zit
terte seine Hand so start, daß er alle
Kraft zusammennehmen mußte, um
Herr der Situation zu bleiben.
Ein älteres Dienstmädchen öffnete
und fragte nach seinen Wünschen.
»Ich mchte Fräulein Ebersbach
sprechen, bitte, hier ist meine Karte,«
sagte er so ruhig, als ihm nur mög
lich war.
»Das junge oder das alte Fräu-;
lein?" fragte die Magd, indem sie ihn :
erstaunt musterte.
Kurz entschlossen antwortete er:
Fräulein Lndia Ebersbach, bitte."
Jetzt lächelte die agd Mein wenig:
»So heißen beide Damen, die Tante
und die Nichte.«
»Also bitte mehden Siee mich dem
Zungen Fräulein, und sagen Sie
bitte, ich tänie wegen des LIJiiihltxachi
schen Romang.«
Er mußte warten. Indessen sah er
sich im Vorraum um und belam den
Eindruck. daß die Wohnung einen gut
liirgerlichen Geschmack und solide
Wohlhabenheit verrieth.
Dann tam die Magd zurück und
sagte: »Das Fräulein läßt bitten,«——
wobei sie ihn iu den Salon führte.
Als er eintrat und sich umsehen
wollte, lam durch eine andere Thür
ein junges Mädchen, das ihn erstaunt
ususterte, aber mit wohlerzogener Ma- »
nier zum Sitzen einlud und fragte:
»Dort ich erfahren, was-· Sie zu uns
führt?«
Er sah sie an, mit sicherem Blick
und mit unverhohlener Bewunde
trung, denn er fand, daß sie nicht nur
jung und hübsch war, sondern auch»
einen Zauber echt weiblicher Anmuth
augstrahlte, der ihm das Herz pochen
lie .
Endlich begann er: »Ich habe den
Mühlbachschen Roman ,,Aphar Beha«
gelesen, und bin dem Zufall dankbar,
der mir das alte Buch in die Hand
geführt hat.'« «
Sie aber niclte nur liielnd und
sagte nichts.
Etwas unsicher begann er wieder:
»Sie sehen also, gnädiges Fräulein,
daß Sie Jhr Optimismus nicht irre
geführt hat, es geschehen auch heute
noch Wunder, — man muß nur da
ran glauben!"
Darauf erwiderte sie lächelnd:
»Verzeihen Sie-, mein Herr, aber ich
verstehe nicht, auf was Sie da anspie
len.«
Jetzt bekam er Muth. Mit einer
eleganten und sicheren Handbewegung
sagte er: »Ich bin der Muthige, gnä
diges Fräulein! und wenn ich Jhnen
nicht mißsalle, so« — weiter kam er
aber nicht.
Denn sie erhob sich und antwortete
artig aber bestimmt: »Ich glaube,
mein Herr, daß hier ein kleines Miß
verständniß vorliegt.«
»Aber nein, meine Gnädigste!« be
theuerte er, »ich Jahe Jhren Zettel
gefunden!«
»Welchen Zettel? Jch weiß von
keinem Zettel!«
«Wag!?« Einen Augenblick sah er
sie prüfend an, dann entgeanete er,
heiter zwar, aber doch mit einiger
Energie-: »Sehen Sie, gnädiges
TanIsZn Bei-! »vie- nnn IZÆC sit-Oft
Wenn man schon mal so etwas thut,
muß man auch die Konsequenzen sei
ner Handlungen tragen! — Oder
aber, wenn ich Jhnen denn absolut
nicht gefalle, dann gestehen Sie es
mir wenigstens offen ein, — dann
nehme ich meinen Hut und empfehle
mich sofort wieder!«
Lächelnd antwortete sie: »Ich wie
derhole Ihnen, mein Herr, hier liegt
ein Mißverständniß vor. Jch weiß
wirklich von keinem Zettel!«
Nun wurde er mit einem Male
tleinlautJ »Alfo hat sich jemand an
deres mit Jhrem Namen einen sehr
schlechten Scherz erlaubt! —- Hier
bitte, dieses Papier fand ich heute in
dem alten Roman!« — wobei er ihr
das Zettelchen überreichte.
Höchst erstaunt las sie. las wieder,
lächelte dann, und saate endlich:
»Das ist aber wirklich sehr sonder
bar!« — Dann tlingelte sie, und als
aleich darauf die Magd erschien, gab
sie ihr leise einen Auftrag.
Mit einigem Befremden hatte er ihr
aanzes Gebahren mit angesehen, in
dessen wagte er nicht, zu fragen, son
dern wollte warten, wie sich das
Räthsel lösen würde.
Schon in der nächsten Minute wur
de die Thür geöffnet und eine alte
Dame trat ein.
»Liebe Innres begann das Trau
lein, nachdem sie vorgestellt hatte,
,,dieser Herr hat heute diesen Zettel in
einem alten Romane gefunden; wenn
ich nicht irre, hast Du das geschrieben,
nicht wahr?«
Herrn Albert Bräunlich wurde es
plattlich schwarz vor den Augen« —
das ganze Gebäude seiner kühnen
Hoffnungen sant in ein Nichts zu
sammen.
Inzwischen hatte die alte Dame
ihre Brille ausgesetzt und las den Jn
halt des kleinen Papiers. Dann
lächelte sie rnit leiser Wehmuth und
sagte mit ihrer milden Stimme:
»Ja, ja, das habe ich einst geschrie
ben. Aber vor vierzig Jahren. Jetzt
dürfte es wohl zu spät sein« mich noch
zu entführen. Sie hätten das Papier
früher finden müssen, junger Herr!
Aber die alte Tante. die mich dereinst
gefangen festhielt, ist längst beqraben,
und, wie Sie sehen, bin ich nun selber
eine alte Tante geworden!«
Schmeichelnd kam die Nichte heran
zu ihr, umfaßte sie und ries: »Aber
Du bist mir keine Tyrannin gewor
den, Tantchen!«
Herr Albert Bräunlich tanr sich jent
,hier selb überflüssig vor; er nah-n sei
nen Hut, bat vielmals um Entschul
digung und wollte sich empfehlen.
Aber Tantchen ließ ihn io nicht
fort; er wurde zu einer Tasse Rasfee
eingeladen.
Und er blieb.
«
W
i
T —
Und als man erst beim Kaffee faä
wurde die Stimmung so traulich u
aemiiihlich, daß Herr Albeti Bräun
lich auch noch dadlieb, da längst der
Kasse ausgetrunken war.
Tanichen erzählte von ihrer Ju
gend — wie sie einst für die Romane
der Mühlbach geschwärmt hatte, und
wie sie in schwärmerischer Hoffnung
derinsi sehnend auf den Reiter ge
wartet hatte.
Und während Tantchen so floti er
zählte, beobachtete Herr AlbertBriiun
lich unausgesetzt das junge Fräulein,
an dem er immer neue Reize entdeckte,
und dem er schließlich auch ganz kühn
und floit den Hof machie.
Als er sich endlich empfahl, lud
Tantchen ihn ein, bald wieder zu
kommen, was er denn auch sofort
hocherfreut versprach; und als er fort
war, fragte die alte Dame ihre Richte,
wie ihr der junge Mann gefallen habe,
worauf die Kleine erröihend entgeg
nete: »Oh, ganz neti.«
Dazu lächelte Tantchen stillver
anügi; bei sich aber dachte sie: Viel
leicht blüht der Kleinen das Glück,
auf das ich vergebens gaffte!
Und richtig! Herr llberi Bräun
lirs« larn sehr bald wieder, und dies
mal blieb er noch länger, weil er es
wieder riesig gemiithlich fand. Und
dann wollie es der Zufall, daß sich die
jungen Leute alle Tage trafen; und
daß Herr Bräunlich dann stets das
Fräulein nach Hause brachte, war
doch selbstverständlich; ebenso selbst
verständlich war es beann auch, daß
KAHOÆAH IIAL -- —
-«·...:»«- »u-, u unt-ge IIUW cui luklllg
dab!eibeu, was der galante junge
Mann natürlich nie abschlagen durfte.
Und so tam es, daß man ihn nach
und nach wie einen alten Freund und
wie zur Familie gehörig betrachtete.
«Eines Tages aber, als man wieder
beim Kassee zusammen saß, machte
Tantchen scheinbar ein Nickerchen, das
heißt, sie schloß wohl die Augen, schlief
aber nicht, — und da sah sie dann,
wie die beiden jungen Leute, die sich
unbeobachtet glaubten, dicht aneinan
der riickten und sich küßten.
Da lächelte die alte Dame gütig,
machte die Augen vollständig auf und
sagte: »Ich freue mich, Kinder, date
nun mein Zettel von damals do
einen guten Zweck gehabt hatt« —
Und dabei legte sie die Hände der sun
gen Leute ineinander und drückte
ihrer Nichte einen Kuß aus die Stirn.
Musik«-eh
Mit Recht hat man gesagt, der
Krieg mit Japan wecke im russisehen
Tolt teine Theilnahme. Wie sollte
das auch möglich sein, da der Bauer,
von seiner totalen politischen Unbil
dung ganz abgesehen, auch nicht die
leiseste geographische Vorstellung vom
sernen Osten hat? Ein Beispiel sür
unzählige andere: Jm Gouvernement
Kurst, das nicht arm an Vollsschulen
’ist, geschah es, daß die Neugier der
Bauern schließlich geweckt wurde und
sie sich bei ihren Kindern, die die
Volksschule besuchten, erkundigten,
was wohl die Mandschurei, Korea und
Japan seien? Leider hatten auch dt
Kinder keine Ahnung davon, und eilt
Nachfrage bei den Lehrern ergab, d
es ,,weder die Ausgabe der Schule s
noch deren Zeit es erlaube«, sich ins
dem Unterricht solcher Dinge zu bo
fassen!
W
Elktlichcs Bekenntniss.
Kritik-U »Können Sie das W
»C« eine Minute lang aushalten?«
Tenorist (einer Tyroler s- Gefes
schaft): »Ich lönnt’s schon aushalies
aber ’s Publikum nöt!«
Unhegreiflich.
»Im Neichstage sitzen meist ältere,
verheirathete Herren.«
Bndfisch: »Da begreife ich nicht«
daß die Frauenrechtlerinnen so get
in dsen Reichstag kommen möchten-«
Mildctndrt Umstand·
Vertheidigerz »Der Angeklagte hat
wohl die Papierc gestohlen; aber schon
am anderen Tage gab es einen or en
Kurssturz, wodurch er einen gro en
Verlust erlitt.«
Cmvfindlich.
,,Wc15, Du haust einen neuen Wein
teller ?«
! »Ja, durch meinen alten haben sie
die Wasserleitunqsrohre qelegt. «
-—f-—.»—« . » -- - . -—.- -—.—
»Mein Liebchen, wac- willft Du tnklpr!«
Bauer-: Dann gis am- ich hier noch einen schönen Raum-«
Sommemästr: as ist-Fa ein unhstall l«
Bauen « but nichts. Vikhcher bring W Ihnen halt caus. «