? S W Eine schreckliche Entdeckung. KriniinalsNovelle von Gustav Lössel. Sie wollte ihren Augen nicht trauen. Und doch da stand es. Jhr Gatte war Mhilist Etwas Furchtbares war in Vorbereitung ein Complott, an wel chem er hervorragend hetheiligt war. war, es war ein anvnnmerBries, von ener Frauenhand, aber gerade das war geeignet, der Sache einen Anschein innerer Wahrscheinlichkeit zu geben. Warum nicht eine Frau? Jn allen großen Kriminalsällen hie es »Cha chez la semme'«'. Das eih gehörte also nothwendig hier u. Die feine Schrift, die ewandte usdruclsweise, das seltene arsiiin ließen aus eine Frau aus den höheren Gesellschafts lreisen schließen, und es galt ja iän st als erwiesen, daß solche diesem fur t haten Geseimbunde angehörten und sür die ,, ropaganda der That« im Stillen wirlten. Wenn sich solch’ eine Frau zur Denunzirung entschlosz,dann mußte sie wohl eine schwere Kräntung erfahren haben, und zwar von demje nigen, an dem sie eine so furchtbare Rache na m. Die au ’L tiesste erregte junge Frau solgte die en Spuren, und sie tam zu Schlüssen, welche sie noch tieser ver wundeten als jene ersteschreckliche Ent deckung. Was ein Weib zu solchen Schritten treibt, kann nur verrathene Liebe sein. Sie waren also alle beide betrogen, von ein und demsleben Manne und was Amanda bei diesem Gedanken empfand, machte es ihr er tlörlich daß ihre bisherige unbekannte Rivalin so und nicht anders handelte. Arnanda Wollhos war vor Schreck aus einen Stuhl gefallen. Eine lange Reihe düsterer Bilder zog an ihrem feiitigen Auge vorüber Eines wußte re siir bestimmt, ihr junges Ehegliick war fiir immer zerstört. Unwilltiir lich drängten ihre Gedanken der jüng sten Vergangenheit zu. Das Bild ihrer kurzen lihe rollte noch einmal sich aus. Wie glücklich war sie gewesen! Wie hatte Rudolph alles gethan, um sie in ibksm DREI-n Wahn »- spfvsnsn fur nun von dritter Hand so jäh und so gründlich serstört worden war. Sie lannte es Licht anders, als daß er seine Korrespondenz selbst öffnete und erledigte. Jhr Herzensbund war ja aus argenseitiges Vertrauen gegründet. Ebenso überließ er es ihr, ihre Briese geheim zu halten oder nicht. Er mochte wohl wissen, daß nichts Ernstes zu verbergen hatte, um so besser blieb sein eigenes Geheimniß gewahrt. Aller dings, wenn sie es recht bedachte, war er doch ziemlich sorglos dabei querle aeaangen. Es tonnte ihr doch jeden ugenblicl einsallen, einmal einen sol chen Bries zu öffnen, alo Frau war sie berechtigt, das zu thun. Ebenso konnte auch die Behörde Bei diesem Gedanlen, dem sie er schreckt halt gebot, wurde Amanda noch um eine Schattirung bleicher. Sie malte sich all das Schreckliche aus, was dann folgen würde, — Trennung, Eonsiczirung ihres nicht unbedeuten den Vermögens-, Rudolph’s Verban nung nach Sibirien, wenn nicht Schlimmeres. Er war Deutscher aus den Ostseeprovinzen deren Russtsizi rung in lehter Kett mit weit größerem Nachdruct als bisher staatsseitig be trieben woroen war. Es lag also die Bermuthung nahe, daß er ein heim licher »Vatriot" im bösen Sinne des Wortes war. und da nicht anders eine Eindiirnmung der slavischen Hoch luth zu erzielen war. zu diesem Mitte ge grissen hatte. Das heimliche Schre densregiment hatte schon so manche Zurücknahme einer harten Regierungs versiigung erlangt. Alles das schien möglich und sogar wahrscheinlich. Merkwürdi rweise hatte Rudolph nie eine solche . egung oerlehten National gesiihls zu erkennen gegeben, auch ihr ge eniiber nicht« und sie war doch eine e ildete Deutsche. die seinen Empfin ungen nach dieser Richtung hin ein volles Berständnisz entgegengebracht hätte. Von ihr also, seiner Gattin, fülchtkik Of sitt-I Mist-III heu- ifn hi xein ganzes Vertrauen hätte besitzen allen, hielt er geheim, was er dieser Fremden rückhalislos offenbarte. Und nun wendete sich das Blatt. Jene ver rieth ihn: und sie, die er so grausam qetöuscht hatte, zitterte um sein Schick al, auch fest noch, wo sie den Beweis einer Untreue in Händen hielt. lsin cheinbarer Widerspruch liegt darin« daß er telbst Regierungsbeantter war. Er war Jngenieur un Eisenbahn Departement. und das machte seine häufigeren Reiten erlliirlich. Auch ietzt war er aus einer solchen begriffen. Aber reichten diele Verbindungen nicht in die höchsten Kreise hinaus? Waren nicht-. selbst Otitziere tonivrornittirti So mancherBeanrte dantte seine rasche Beförderung wohl nur seiner Bauchs rigteit zu diesem Gehetmbunde, dessen ungenannte Häupter ost in den höchs sten Stellungen saßen. Solche und tausend andere Carabi nationen erhielten die unglückliche junge Frau in Angst und Aufregung. Sie wanderte kalt- und rathlos von Zimmer zu Zimmer. Sie war noch nicht lanae genug in Mtersburg urn schon In o intimen Beziehungen ge kangi in ein« die eine Mittheilung die ser Ist n rechtfertigen Gern hätte sie ein tvei lichei Wesen. eine Frau aus ihren Kreisen in’i Vertrauen ge zogen und ils-en Rath erbeten. Ehe sie nach Deutschland schrieb und Antwort erhielt, vergin eine Woche. Und hier handelte es fix tun Dinge, die inner ald der nächsten Stunden ur Kata eoplse führen bunter-. Sile raphii een durfte tie solche - ntOP. Sie m noch nicht ein-net , ol- seit, W ite, und vieW auch andere Kenntniß von den VorgänIn hatten ein in vie Heimaih gekich ice Brief nicht angehalten und als weiterer Be weis gegen ihren Gatten benutzt wer den wurde. Rudolp hatte ihr Nachricht geben wollen« so ald er wo längeren Aufent halt nahm, wie er es tets that» und bis je t war noch kein rief einge an n. r war allerdi s erst zwei age ort, nnd die Ver indiingen waren nicht die besten. Es war jetzt zehn Uhr Vormittags. Er hatte teine feste Adresse, und so tonnte sie ihn nicht einmal unter dem Vorwunde einer plötzlichen Erkrankung telegraphisch Darm-rufen So sehnsüchtig hatte sie noch nie auf einen Brief oder sonst ein Lebens zeichen von ihm gewartet, wie jetzt, wo sie sich sagen mußte, daß er ihrer unwiirdig, nnd sein Herz ihr verloren war. Der Tag ging hin. Es blieb alles, wie es war. Sie wies alle Nahrung von sich. Ein hefti er Kopsfchmerz zwang sie zum StillsiJ n. So war sie zu beständigeni Na denken verur theilt, eine Toltey die sie aus dieDauer nicht ausha en konnte. Gegen Abend wurde ihr ganz unerwartet ein zweiter Brief bei-eingebracht Er war von der selben Hand. Ein Bote hatte ihn abge ZIeben und sich schnell wieder entfernt. manda wagte erst gar nicht, das Schreiben zu öffnen. Eine unsagbare Angst befiel sie. Eine innere Stimme sagte ihr, daß sich das Schicksal ihres Gatten bereits erfüllt hatte. So war es in der That. Der endlich init beben den Fingern geöffnete Brief enthielt nur die wenigen Wortes »Ihr Gatte ist bereits verhaftet. Fliehen Sie unter einer Vertleidung sofort, wenn Sie dem gleichen Schick sal entqehen wollen. Eine wohlmei nende Freundin.«« Amanda war zuerst wie betäubt. Wie lanne sie so dagefeisem wußte sie nicht. Mit Schrecken gewahrte sie, daß kä Ists-its Zinsb- ««nnan So Disan sich schwerfällig und llingelte nach Licht. Wie hell und freundlich war nun auf einmal alles um sie her! Es war ein fo schönes Heim! Der Samin strahlte eine bedagliche Wärme aus, und draußen tobte der Herbftfturm und riß die letzten welken Blätter von den kahlen Bäumen. Da hinaus sollte sie nun, in die kalte, trostlos öde Welt, heimath- und obdachlos, auf heimli chen Wegen, verfolgt und jeden Augen blick mit Entdeckun bedroht. Was sie hier zurückließ, mu te ihrem Gedächt niß entfchwinden wie ein Traumbild, das nie mehr zum Leben erwacht· Und sie konnte nichts thun, um ihrem Manne zu helfen, nichts! Jeden Au genblick tonnten die Häscher kommen, um eine Hausfrlchung nach verborge nen Schriftstiicken vorzunehmen und sie mit der bei solchen Anläsien rohen Riicksichtslotgteit zu verhaften Sie enternte unter verfchiedenen Vorwänden die wenige Dienerfchaft ihres zwar vornehmen, aber nicht über großen Haushalts. Kaum waren jene fort, so raffte sie hastig Geld und Pre tiofen zufammen und warf sie unbe sehen in die tleine Handtafche, die sie unter ihrem Mantel verbergen tonnte. Sie evrmummte sich to gui es ging, und trat nun wieder in den hell er leuchteten Solon zurück. um einen leh ten Blick umherzuwerfen und flüchti gen Abfchied zu nehmen von dieser Stätte trauter. lieber Erinnerungen, als vom Korridor her Tritte laut wurden, leise haftende —- — Zu spät! Die Thür wurde aufge riffen. Ein jäher Aufschrei entfuhr ihren Lippen. Sie ließ die Tafche fal len und taumelte halb ohnmächtig gegen die Wand. Da stand ihr Mann —- ein Bild der Versiörung und des Schreckens-. Dann loderte ein heftiger Zorn in seinem bleichen Antlitz auf. »So ift es wahr?'« schrie »ver Iweifelt. ,Drt hast mich hormtlimk Ihn willst sliehen. mich verlassen, um -—-« Sie sah und hörte nichts mehr Mit einem dumvsen Ausftöhnen sant sie bewußtlos zu Boden. Als sie erwachte, lag sie im Bette. Ein mattes Licht brannte. Eine tiefe, heimliche Stille war um sie her. All miihlich lehrte ihr die Erinneruna wie der. Jn jähem Schreck richtete sie sich auf. Das war ihr Zimmer. Hatte Inan sie geschont und nur ihren Gat en OzDa drang ein Jubelschrei zu ihrem r »Ainanda!« ; hr Gotte tniete an ihrem Bett und um chlana sie mit seinen Armen. »Du lebst! Du hist mir wiedergege ben, du Theure, Gute!« rief er. »O, Gott iei Dant! Wenige Worte wer den dir alles erklären. Wir sind beide das Opfer einer Mystifitation aensor den. Jch habe die beiden Brieie in deiner Handtasche gesunden, und hier ist ein dritter von derselben Hand, der an mich gelangte. Darin wirst du der Untreue beichuldigt und gesaat, du ständesi im Begriff, mit einem ande ren zu sliehen. Wenn ich heim läme, würde ich ein leeres Nest sinden, um einen Vorwond würdest du nicht ver legen sein. Wohl gegen das Ermatten der Brieischreiberin bin ich auf einer Lotomotive hierher gejagt — wozu hiitte man sonst eine bevorzugte Stelle im Eisenbahndienst —- und to tam ich noch gerade recht, um deine Flucht zu ver indern. Beruhige dich wie ich nun beruhigt bin. Es ist tein wahres Wort an aelldem. Ein rachsüchtigeö Weib, das mich zu umgarnen trach tete, und das ich um deinetwillen ver-; schmähte, hat diese Komödie in s Wert seht die IIihr auch sast gelungen wäre« er weiß« was dann folgte. Viel leicht hätte ich mir in der BerztveisJ lang das Leben nommen und du! wärest in dein Wart geblieben. daß ich ein Berbrecher sei, der sich dem irdi schen Richter entzog. Alles Nähere werde ich dir später sagen. Jch war dir nte untreu und bin ern treuer Unter than des Kaisers. Genitgt dir das?« Sie brach in Thriinen aus, in denen aber wohl mehr die Freude theil hatte· als der Schmerz. Sie fühlte es, daß er die Wahrheit sprach. Fest schmiegte sie sich an ihn. Der Ausblick auf das oft verloreneGliiei, dem sie von neuem entge nging, paralnsirte den erlitte nen erbenchock. Sie genas schnell. eDie Verrätherin hatte sieh ihrer aerech ten Strafe durch die Flucht entzogen. — Vno ihr hatten sie nichts mehr zu fürchten. Der dritte Wann. Ein Leser der »Frants. tg·« ’schreibt: Jn der vergangenen oche machte ich wieder einmal die Ueber fahrt on Harwich nach Vliisingen. Es war während einer zauberhaft schönen Sommernacht. Aus dem Deck bildeten wir, in den bequemen Liegestiihlen zu rückgelehnt, eine recht schweigsame Gruppe. Ein Franzose mit nacht »schwarzem Haar, ebenfolchen Augen und einem Gesicht, das unbestimmte HErinnerungen in mir weckte, versucht ziemlich ergeblich, eine natürlich fran »z"osisch geführte Unterhaltung in Fluß zu erhalten« Rechts und links von uns saßen Engländer, die entweder nicht französifch verstanden, oder nach der Sitte ihres Volkes sich ohne Noth einer fremden Sprache nicht bedienen » wollten. Mir gegenüber stand an ei snen Deckenaufbau gelehnt ein kleiner jgelbeh klug blickender und übrigens sdurchaus nicht schlitzäugiger Japaner IPlötzlich sprach der Franzoe mich jdeutsch an: »Mein Herr, Sie sind lDeutscher, und ich glaube Sie zu ken nen!" Mit wenig Worten war festge ; stellt worden, das-, wir zusammen das IGymnasium in der kleinen norddeut fchen Residenz Bildeburg besucht hat ten. Wir riictten näher zusammen und taufchten frohe Erinnerungen an ar meinsam verlebie Stunden aus« So kam-n mir »sich nisI hi« Oliv-usw ne sprechen die wir —— obgleich uns das damals streng verboten war —— beim Skatspiel zugebracht hatten. »Wie schade, « meinte mein Franzose, »daß uns heute Abend der dritteMann fehlt, ein tüchtiger Dauerslat wäre daä beste Mittel, die Nacht hinzubrinaen.« Da löste sich die zierliche Gestalt des Ja paners von der Wand los. Er trat aus uns zu und begann nach höflicher Verbeugung in einwandsreiewDeutsch: »Wenn die Herren gestatten, würde ich mich gern an ihrem Spiel lsetheiliaerh Karten habe ich bei mirs« Aus unsere etwas verdutzten Fragen erfuhren wir bald, daß unser so unerwartet gesun dener »dritter Mann« in Berlin stu dirt hatte und sich dort neben der deut schen Sprache auch eine gründliche Kenntniß des edlen Statspiels ange eignet hatte. Schnell wurde das Halb dunkel des Verdecks mit dem glänzend erleuchteten Rauchsalon vertauscht. Das Spiel zwischen Japan, Frankreich und Deutschland begann und währte die ganze Nacht Als der Morgen graute und die Küste Heilands aus dem Meere ausstieg, da waren Frank reich und Deutschland geschlagen Ob gleich wir ganz solide urn 1 —10 »ge chustert« hatten, konnte der Sohn des Ostens einen Gewinn von R Schilling einstecken. »Das ist siir unseren Kriegssonds,« sagte er mit verbind lichem Lächeln, als wir uns Abschied nehmend die Hände schüttelten. -.-— Der Schlaf des Gerechtem Jst s- « - Ein Unu, rote et wvyt elllzlg os frehen dürfte, ereignete sich nach der »Köln. VolkssZtgA dieser Tage vor dein Schwuraericht zu Lyck (Ostpr·.) Während nämlich der Erste Staats anwalt feine Antlagerede ielt, den Angeklagten des wissentli en Mein eids beschuldigte und als erschwerendes Moment hervorhob, daß man einem Menschen, der wider besseres Wissen eine falsche Anzeige erstattet, sehr wohl einen Meineid, ja selbst das schwerste Verbrechen zutrauen tönne, war der Angetlaate auf der Antlagebant fanft f eingeschlafen und purzelte unter mäch i tigein Gepolter der Länge nach auf den ? Boden. -—-—-.O.-—— derart-gesteht j Kranter Papagei lzmn eintretenden -Thierarzi): WDummtopf Pfuscher!« « Thierarzt lberbliifft, zum Besitzer des Vogels): »Nanu, habe ich denn Eise Thier fchon früher einmal behan li? Mut-lisp. Emmi lan die Sardinen deutend): -,.E«ssen die großen Fische auch solche tleine Fisches-« Manni: »Gewiß, mein Kind« : Emmir »Aber dann müssen sie wohl lerst die Büchie auftnacten?" Durch die Blume Student: »Nun, ist der Professor TM der Prüfung freundlich gewesen ?« : »Seht freundlich: er hat sogar ge «sag«,t ich soll in sechs Monaten wieder tonnnent« Immer derselbe. Arzt: »Herr Professor, die Opera-s tion an Jhnen werden wir in der Klis nit vornehmen müssen." « Professor lzrtstreum »Hm, muß ich dazu selbft hintonnnen oder tann ich Jemand fchicken2« Usderne Ehe. Sie: »Aber Edward, fo tann es nicht mehr geben« das Dienstmädchen purnpt uns teinen Pfennig mehr. " Er: »Dann können wir sie ruhig entlassen-· Voch zum Ziel. Eine lustige Geschichte von Paul Bliß. Wieder einmal, wie so oft schon, war Herr Albert Bräunlich in arger Geldverlegenheit. Erregt lief er hin und her, fuhr sich mit der Hand durch das lockige braune Haar und zumar terte sich das Hirn, wie er es möglich machen sollte, feinen vielen und drin genden Verpflichtungen gerecht zu werden. Endlich warf er sich mißmuthig auf das alte Sofa. Er wußte keinen Rath, wie er diesmal sich Hilfe und Bei stand schaffen sollte. Und nun lag er verärgert und verbittert da und ha derte mit dem Geschick, da ihm so bös mitspielte. Plötzlich griff er nach einem alten Buch ,das neben dem Sofa auf der Erde lag. Es war ein Band aus der Leihbibliothel, ein vergessener Roman ron Louise Mühlbach, den ihm seine Wirthin aus der Buchhandlung ge holt hatte; in diesem Buche hatte er vorher ein paar Seiten gelesen; als ihm die Sache aber zu langweilig wurde-, hatte er sich geärgert, daß er sich dies thörichte Buch hatte von der Wirthin aufschwatzen lassen, und dann war der diSe Band in die Ecke geflo-v gen. Nun hob er ihn auf, um ihn zu rückzuschicken. Und eben, als er den ver ilbten und verstaubten Band aus der Hand legen wollte, bemerkte er, daß aus der Mitte des Buches ein Zettelchen hervorlugte; halb niechan1s4), halb neugierig zog er das lleine Papier hervor und las zu seinem Erstaunen: »Ich bin eine Optimiftin. Jch will meinen anfmmnsn nnf einen Mit-fli ck,en Zufall setzen. Vielleicht sindet ein junger Mann diesen Zettel, und viel« leicht hat dieser junge Mann den Muth, mich zu befreien. Jch lebe und leide unter der Tyrannei einer Tante. Jch möchte gar zu gern heirathen, aber ich lerne sast gar keine Männer kennen, weil meine Tante mich mit Argus augen bewacht. Jch bin eine »gute Partie«, und ich glaube wohl, daß ich einen Mann recht glücklich machen könnte. Wenn sich also ein Muthiger findet, so möge er nur verirauungs voll nach der Marienraße Nummer 8 kommen und dort im Parterre nach Fräulein Lydia Ebersbach fragen; bitte aber nur in der Zeit von 2 bis B Uhr, weil dann die Tante schläft. Jch hosse also!« Als Herr Albert Bräunlich diese Zeilen las, mußte er zunächst, trotz seiner grämlichen Stimmung, lächeln iiber den Ull, denn etwas anderes konnte es ja doch nicht sein; dann aber, alg er den Jnhalt noch einmal durch slog, fesselte ihn eine Naivilät, die ihm echt zu sein schien, und da durchzuckte ihn plötzlich der Gedanke: Und wenn es nun tein Ull, sondern ernst gemeint wäre! Und nun sprang er wie eleltrisirt aus und eilte an den Schreibtisch, wo in einem Seitensach das dicke Adreß buch lag. Mit zitternden Findern bliiiterte er die Seiten um« bis er sein Ziel errecht hatte —- und siehe da, da stand wirklich schwarz aus weiß zu lesen: »Lydiai Ebersbach Marienitraße Z, part.« Nachdentlich sank er in seinen Ses sel zurück. Also war es kein Ultl Was nun? Was nur«-— Alles in ihm war in Aufruhr; dies seltsame Ereigniß erregte ihn derart, daß er seine tritische Lage vergaß und nur noch an die Schreiberin dieser Zeilen dachte Selbstverständlich mußte er hin gehen! Sehr umständlich und gewählt machte er Toilette, denn er wußte aus Erfahrung. daß ojtmalo de! erste Anblick maßgebend ist. Um zwei Uhr trat er den Weg an. Das Herz Pochte ihm wie einem Sekundaner der sein erstes Stelldich ein hat. Als er endlich die Klingel zog, zit terte seine Hand so start, daß er alle Kraft zusammennehmen mußte, um Herr der Situation zu bleiben. Ein älteres Dienstmädchen öffnete und fragte nach seinen Wünschen. »Ich mchte Fräulein Ebersbach sprechen, bitte, hier ist meine Karte,« sagte er so ruhig, als ihm nur mög lich war. »Das junge oder das alte Fräu-; lein?" fragte die Magd, indem sie ihn : erstaunt musterte. Kurz entschlossen antwortete er: Fräulein Lndia Ebersbach, bitte." Jetzt lächelte die agd Mein wenig: »So heißen beide Damen, die Tante und die Nichte.« »Also bitte mehden Siee mich dem Zungen Fräulein, und sagen Sie bitte, ich tänie wegen des LIJiiihltxachi schen Romang.« Er mußte warten. Indessen sah er sich im Vorraum um und belam den Eindruck. daß die Wohnung einen gut liirgerlichen Geschmack und solide Wohlhabenheit verrieth. Dann tam die Magd zurück und sagte: »Das Fräulein läßt bitten,«—— wobei sie ihn iu den Salon führte. Als er eintrat und sich umsehen wollte, lam durch eine andere Thür ein junges Mädchen, das ihn erstaunt ususterte, aber mit wohlerzogener Ma- » nier zum Sitzen einlud und fragte: »Dort ich erfahren, was-· Sie zu uns führt?« Er sah sie an, mit sicherem Blick und mit unverhohlener Bewunde trung, denn er fand, daß sie nicht nur jung und hübsch war, sondern auch» einen Zauber echt weiblicher Anmuth augstrahlte, der ihm das Herz pochen lie . Endlich begann er: »Ich habe den Mühlbachschen Roman ,,Aphar Beha« gelesen, und bin dem Zufall dankbar, der mir das alte Buch in die Hand geführt hat.'« « Sie aber niclte nur liielnd und sagte nichts. Etwas unsicher begann er wieder: »Sie sehen also, gnädiges Fräulein, daß Sie Jhr Optimismus nicht irre geführt hat, es geschehen auch heute noch Wunder, — man muß nur da ran glauben!" Darauf erwiderte sie lächelnd: »Verzeihen Sie-, mein Herr, aber ich verstehe nicht, auf was Sie da anspie len.« Jetzt bekam er Muth. Mit einer eleganten und sicheren Handbewegung sagte er: »Ich bin der Muthige, gnä diges Fräulein! und wenn ich Jhnen nicht mißsalle, so« — weiter kam er aber nicht. Denn sie erhob sich und antwortete artig aber bestimmt: »Ich glaube, mein Herr, daß hier ein kleines Miß verständniß vorliegt.« »Aber nein, meine Gnädigste!« be theuerte er, »ich Jahe Jhren Zettel gefunden!« »Welchen Zettel? Jch weiß von keinem Zettel!« «Wag!?« Einen Augenblick sah er sie prüfend an, dann entgeanete er, heiter zwar, aber doch mit einiger Energie-: »Sehen Sie, gnädiges TanIsZn Bei-! »vie- nnn IZÆC sit-Oft Wenn man schon mal so etwas thut, muß man auch die Konsequenzen sei ner Handlungen tragen! — Oder aber, wenn ich Jhnen denn absolut nicht gefalle, dann gestehen Sie es mir wenigstens offen ein, — dann nehme ich meinen Hut und empfehle mich sofort wieder!« Lächelnd antwortete sie: »Ich wie derhole Ihnen, mein Herr, hier liegt ein Mißverständniß vor. Jch weiß wirklich von keinem Zettel!« Nun wurde er mit einem Male tleinlautJ »Alfo hat sich jemand an deres mit Jhrem Namen einen sehr schlechten Scherz erlaubt! —- Hier bitte, dieses Papier fand ich heute in dem alten Roman!« — wobei er ihr das Zettelchen überreichte. Höchst erstaunt las sie. las wieder, lächelte dann, und saate endlich: »Das ist aber wirklich sehr sonder bar!« — Dann tlingelte sie, und als aleich darauf die Magd erschien, gab sie ihr leise einen Auftrag. Mit einigem Befremden hatte er ihr aanzes Gebahren mit angesehen, in dessen wagte er nicht, zu fragen, son dern wollte warten, wie sich das Räthsel lösen würde. Schon in der nächsten Minute wur de die Thür geöffnet und eine alte Dame trat ein. »Liebe Innres begann das Trau lein, nachdem sie vorgestellt hatte, ,,dieser Herr hat heute diesen Zettel in einem alten Romane gefunden; wenn ich nicht irre, hast Du das geschrieben, nicht wahr?« Herrn Albert Bräunlich wurde es plattlich schwarz vor den Augen« — das ganze Gebäude seiner kühnen Hoffnungen sant in ein Nichts zu sammen. Inzwischen hatte die alte Dame ihre Brille ausgesetzt und las den Jn halt des kleinen Papiers. Dann lächelte sie rnit leiser Wehmuth und sagte mit ihrer milden Stimme: »Ja, ja, das habe ich einst geschrie ben. Aber vor vierzig Jahren. Jetzt dürfte es wohl zu spät sein« mich noch zu entführen. Sie hätten das Papier früher finden müssen, junger Herr! Aber die alte Tante. die mich dereinst gefangen festhielt, ist längst beqraben, und, wie Sie sehen, bin ich nun selber eine alte Tante geworden!« Schmeichelnd kam die Nichte heran zu ihr, umfaßte sie und ries: »Aber Du bist mir keine Tyrannin gewor den, Tantchen!« Herr Albert Bräunlich tanr sich jent ,hier selb überflüssig vor; er nah-n sei nen Hut, bat vielmals um Entschul digung und wollte sich empfehlen. Aber Tantchen ließ ihn io nicht fort; er wurde zu einer Tasse Rasfee eingeladen. Und er blieb. « W i T — Und als man erst beim Kaffee faä wurde die Stimmung so traulich u aemiiihlich, daß Herr Albeti Bräun lich auch noch dadlieb, da längst der Kasse ausgetrunken war. Tanichen erzählte von ihrer Ju gend — wie sie einst für die Romane der Mühlbach geschwärmt hatte, und wie sie in schwärmerischer Hoffnung derinsi sehnend auf den Reiter ge wartet hatte. Und während Tantchen so floti er zählte, beobachtete Herr AlbertBriiun lich unausgesetzt das junge Fräulein, an dem er immer neue Reize entdeckte, und dem er schließlich auch ganz kühn und floit den Hof machie. Als er sich endlich empfahl, lud Tantchen ihn ein, bald wieder zu kommen, was er denn auch sofort hocherfreut versprach; und als er fort war, fragte die alte Dame ihre Richte, wie ihr der junge Mann gefallen habe, worauf die Kleine erröihend entgeg nete: »Oh, ganz neti.« Dazu lächelte Tantchen stillver anügi; bei sich aber dachte sie: Viel leicht blüht der Kleinen das Glück, auf das ich vergebens gaffte! Und richtig! Herr llberi Bräun lirs« larn sehr bald wieder, und dies mal blieb er noch länger, weil er es wieder riesig gemiithlich fand. Und dann wollie es der Zufall, daß sich die jungen Leute alle Tage trafen; und daß Herr Bräunlich dann stets das Fräulein nach Hause brachte, war doch selbstverständlich; ebenso selbst verständlich war es beann auch, daß KAHOÆAH IIAL -- — -«·...:»«- »u-, u unt-ge IIUW cui luklllg dab!eibeu, was der galante junge Mann natürlich nie abschlagen durfte. Und so tam es, daß man ihn nach und nach wie einen alten Freund und wie zur Familie gehörig betrachtete. «Eines Tages aber, als man wieder beim Kassee zusammen saß, machte Tantchen scheinbar ein Nickerchen, das heißt, sie schloß wohl die Augen, schlief aber nicht, — und da sah sie dann, wie die beiden jungen Leute, die sich unbeobachtet glaubten, dicht aneinan der riickten und sich küßten. Da lächelte die alte Dame gütig, machte die Augen vollständig auf und sagte: »Ich freue mich, Kinder, date nun mein Zettel von damals do einen guten Zweck gehabt hatt« — Und dabei legte sie die Hände der sun gen Leute ineinander und drückte ihrer Nichte einen Kuß aus die Stirn. Musik«-eh Mit Recht hat man gesagt, der Krieg mit Japan wecke im russisehen Tolt teine Theilnahme. Wie sollte das auch möglich sein, da der Bauer, von seiner totalen politischen Unbil dung ganz abgesehen, auch nicht die leiseste geographische Vorstellung vom sernen Osten hat? Ein Beispiel sür unzählige andere: Jm Gouvernement Kurst, das nicht arm an Vollsschulen ’ist, geschah es, daß die Neugier der Bauern schließlich geweckt wurde und sie sich bei ihren Kindern, die die Volksschule besuchten, erkundigten, was wohl die Mandschurei, Korea und Japan seien? Leider hatten auch dt Kinder keine Ahnung davon, und eilt Nachfrage bei den Lehrern ergab, d es ,,weder die Ausgabe der Schule s noch deren Zeit es erlaube«, sich ins dem Unterricht solcher Dinge zu bo fassen! W Elktlichcs Bekenntniss. Kritik-U »Können Sie das W »C« eine Minute lang aushalten?« Tenorist (einer Tyroler s- Gefes schaft): »Ich lönnt’s schon aushalies aber ’s Publikum nöt!« Unhegreiflich. »Im Neichstage sitzen meist ältere, verheirathete Herren.« Bndfisch: »Da begreife ich nicht« daß die Frauenrechtlerinnen so get in dsen Reichstag kommen möchten-« Mildctndrt Umstand· Vertheidigerz »Der Angeklagte hat wohl die Papierc gestohlen; aber schon am anderen Tage gab es einen or en Kurssturz, wodurch er einen gro en Verlust erlitt.« Cmvfindlich. ,,Wc15, Du haust einen neuen Wein teller ?« ! »Ja, durch meinen alten haben sie die Wasserleitunqsrohre qelegt. « -—f-—.»—« . » -- - . -—.- -—.— »Mein Liebchen, wac- willft Du tnklpr!« Bauer-: Dann gis am- ich hier noch einen schönen Raum-« Sommemästr: as ist-Fa ein unhstall l« Bauen « but nichts. Vikhcher bring W Ihnen halt caus. «